Einleitung
Wenn der Überrest ins Ausland geflohen ist, werden die Fremden (Vers 5a), dargestellt in den Siphitern (Vers 2), die ein Abbild der umliegenden Völker sind, sie an die Gewalttätigen (Vers 5b), dargestellt in Saul, der ein Abbild des Antichristen ist, und seine Anhänger verraten. Psalm 54 unterweist den Überrest, zu Gott zu beten und ihr Vertrauen auf Ihn zu setzen, der sie erlösen wird.
Dieser Psalm ist einer der vierzehn Psalmen, die in der Überschrift den Anlass ihrer Entstehung erwähnen (Ps 3,1; 7,1; 18,1; 30,1; 34,1; 51,1; 52,1; 54,1; 56,1; 57,1; 59,1; 60,1; 63,1; 142,1).
1 - 2 Überschrift
1 Dem Vorsänger, mit Saitenspiel. Ein Maskil von David, 2 als die Siphiter kamen und zu Saul sprachen: Hält David sich nicht bei uns verborgen?
Für die Ausdrücke „Vorsänger“ und „mit Saitenspiel“ (Vers 1) siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.
Für den Ausdruck „Maskil“ siehe die Erklärung zu Psalm 32,1.
Während der Zeit, in der David vor Saul flieht, sagten die Siphiter zweimal zu Saul, wo David sich versteckt hielt (Vers 2; 1Sam 23,19; 26,1). Dieser Verrat ist der Anlass für diesen Psalm.
Vieles in diesem Psalm ist auf uns anwendbar, die wir auch unter dem leiden, was Menschen uns antun, weil wir zu Christus gehören. Wir können besonders an alle Gläubigen denken, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, wie z. B. in Nordkorea, China und in islamischen Ländern.
3 - 5 Rettung durch Gottes Namen
3 Gott, durch deinen Namen rette mich, und verschaffe mir Recht durch deine Macht!
4 Gott, höre mein Gebet, nimm zu Ohren die Reden meines Mundes!
5 Denn Fremde sind gegen mich aufgestanden, und Gewalttätige trachten nach meinem Leben; sie haben Gott nicht vor sich gestellt. – Sela.
David bittet Gott, ihn durch seinen Namen von seinen Feinden zu befreien (Vers 3). Der „Name“ steht für alles, was Gott ist, für sein Wesen und alle seine Eigenschaften. Eines dieser Eigenschaften ist seine Macht, Gerechtigkeit auszuüben. David bittet Gott ihm durch seine Macht Recht zu verschaffen. Prophetisch gesehen ist es die Sprache des treuen Überrestes in der Endzeit, wenn sie von dem eigenwilligen, falschen König, dem Antichristen, unterdrückt werden.
David wendet sich an Gott, nicht an den HERRN. Er tut dies erst am Ende des Psalms, wenn die Bundestreue des HERRN klar geworden ist (Vers 8). Nun geht es darum, dass Gott seine Macht gegenüber feindlichen Menschen zeigt. Seine Feinde suchen nicht die direkte Konfrontation mit David, sondern agieren mit einer listigen Verräterei.
Als David davon erfährt (1Sam 23,25; 25,13; 26,3.4.10), stellt er sich den Feinden nicht aus eigener Kraft entgegen, sondern beruft sich auf die Macht Gottes. Seine Feinde bemerken das nicht, aber David umso mehr. Er weiß, dass er im Recht ist und bittet Gott, seinen Feinden das durch seine Macht zu zeigen.
Nachdem David in Vers 3 mit seiner Not direkt zu Gott kommt, bittet er Gott dann, sein Gebet zu hören (Vers 4). Sein Gebet besteht aus „den Reden meines Mundes“. Er teilt Gott in klaren Worten mit, was seine Not ist und was er sich von Gott wünscht. Ebenso dürfen auch wir Gott durch unsere Reden unsere Bedürfnisse kundtun (vgl. Phil 4,6).
David beschreibt dann, was ihm auf dem Herzen liegt, was seine Not ist (Vers 5). Es gibt „Fremde“, die sich gegen ihn stellen und ihn töten wollen. „Fremde“ bedeutet diejenigen, die nicht zu Israel gehören, die Nationen. Die Siphiter sind ein Typus, ein Beispiel. Es sind Bewohner der Wüste Siph, möglicherweise Israeliten, möglicherweise Kanaaniter, die David unbekannt sind (Fremde). In jedem Fall repräsentieren sie prophetisch die Nationen.
Diese Fremden wollen David töten. Sie konzentrieren sich auf ihn als Verbrecher und nicht auf Gott; sie haben Gott nicht im Blick und rechnen nicht mit seiner Autorität. Wenn sie das täten, würden sie David so sehen, wie Gott ihn sieht. Aber Er ist nicht vor ihren Augen, sie denken nicht an Ihn, an seine Macht und seine Gerechtigkeit. Der Gläubige, David, der Überrest, tut es (Ps 16,8).
6 - 7 Gott ist Helfer
6 Siehe, Gott ist mein Helfer; der Herr ist unter denen, die meine Seele stützen.
7 Er wird meinen Feinden das Böse zurückerstatten. Nach deiner Wahrheit vertilge sie!
Dann wendet David seinen Blick von den Menschen ab, die gegen ihn aufgestanden sind, und wendet seine Augen mit einem emphatischen „siehe“ vertrauensvoll zu Gott (Vers 6). Gott ist sein Helfer. Das hat er schon oft erlebt und er rechnet auch jetzt wieder damit. Er weiß, dass „der Herr“, d. h. Adonai, der souveräne Herrscher des Universums, „unter denen“ ist, die seine „Seele stützen“. Seine Seele, sein Leben, steht unter Beschuss und droht zu wanken. Aber er wird nicht fallen, weil der Herr ihn stützt. Er sieht auch, dass seine treuen Anhänger ihn stützen. Sie können dies nur tun, weil Gott ihnen auch hilft.
David nimmt das Gesetz nicht selbst in die Hand, sondern überlässt es Gott, seinen Angreifern das Böse heimzuzahlen (Vers 7; Röm 12,19). Gott wird mit ihnen so umgehen, wie sie es verdient haben. Er vertraut darauf, dass Gott dies tut, weil Er sich selbst treu ist. Das bedeutet, dass Er mit dem Bösen, das den Seinen angetan wird, gerecht umgehen wird. Er kann sich selbst nicht verleugnen, und deshalb wird Er in seiner Treue die unbußfertigen Übeltäter töten (vgl. 2Tim 2,13).
Der ungläubige Teil Israels wird in der Zukunft durch die Zuchtrute Gottes, die Assyrer, ausgerottet werden (Jes 10,5), in diesem Fall durch den König des Nordens. Für David kommt das Gericht über Saul nicht unmittelbar zu seiner Befreiung. Es wird Jahre dauern, bis Saul getötet wird.
8 - 9 Den Namen des HERRN preisen
8 Opfern will ich dir mit Freiwilligkeit; deinen Namen will ich preisen, HERR, denn er ist gut.
9 Denn aus aller Bedrängnis hat er mich errettet; und mein Auge hat [mit Genugtuung] auf meine Feinde gesehen.
Nach seiner Erlösung wird er „mit Freiwilligkeit“ Gott opfern (Vers 8). Er handelt nicht aus Pflicht oder Zwang, er tut es nicht, weil es formell so sein sollte, er tut es spontan aus Liebe, weil er dankbar ist. In diesen Opfern wird er den Namen Gottes preisen, der „HERR“ ist (Ps 52,11). Er wird es tun, weil dieser Name gut ist. HERR ist der Name, der auf die Bundesbeziehung Gottes mit seinem Volk hinweist. Kraft dieses Namens handelt Gott im Namen derer, die in dieser Bundesbeziehung mit Ihm stehen.
Er hat die Güte dieses Namens gezeigt, indem Er David und in ihm den Überrest aus aller Bedrängnis errettet hat (Vers 9). Sie haben den Beweis gesehen: Sie haben ihre Feinde durch Gottes Handeln zu ihren Gunsten fallen sehen. Alle bösen Versuche, ihn zu stürzen, wurden vom HERRN vereitelt. Jetzt liegen sie besiegt da. David sieht es und weiß, dass er errettet und in Sicherheit ist. So wie die Ägypter im Roten Meer umkamen (2Mo 14,23–28), so werden auch die Feinde in der Zukunft umkommen (vgl. Sach 14,12).