Kapitel
Einleitung
Über Nahum ist nichts anderes bekannt als das, was er in seinem Buch über sich selbst offenbart. Das ist nicht viel. Er erwähnt seinen Namen und den Ort, aus dem er kommt. Sein Auftrag ist, der Stadt Ninive das Gericht des HERRN anzukündigen.
Auch über die Datierung seiner Prophezeiung ist nicht viel bekannt. Einige wenige Daten in seiner Prophezeiung deuten allerdings auf den zeitlichen Rahmen hin, in dem sie verkündet wurden. Nahum erwähnt etwa den Ort No-Amon und das, was mit diesem Ort geschah als Beispiel für Ninive, das ein ähnliches Schicksal erleiden wird (Nah 3,8–10). Die Eroberung von No-Amon fand ca. 663 v. Chr. statt. Ein weiteres Ereignis ist der Fall von Ninive selbst, über den Nahum prophezeit. Dieser Fall fand im Jahr 612 v. Chr. statt. Die Botschaft Nahums stammt also aus der Zeit zwischen 663 und 612 v. Chr.
Nahum ist der zweite Prophet, von dem wir eine Botschaft des HERRN über Ninive haben. Etwa anderthalb Jahrhunderte früher wurde der Prophet Jona nach Ninive gesandt zurzeit Jerobeams II. – ca. 825-785 v. Chr. (2Kön 14,25). Wie Nahum hatte auch Jona eine Botschaft des Gerichts zu überbringen. Die Antwort darauf waren viele Bekehrungen in der Stadt, „von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten“(Jon 3,5). Aber mit der Zeit erlosch das Feuer der Erweckung. Die Stadt begann erneut in Sünde zu leben und befand sich damit aufs Neue in Auflehnung gegen Gott.
In der Botschaft, die Nahum für Ninive hat, ist kein Raum für Umkehr. Die Stadt ist so sehr in Sünde versunken, dass es keine Hoffnung auf eine erneute Bekehrung gibt und nichts als das endgültige Gericht bleibt. Die Tatsache, dass Gott die Stadt nach Jonas Predigt verschont hat, ändert daran nichts. Im Gegenteil: Weil Sanherib gegen das Volk und die Stadt streitet, die Gott einst so gnädig verschont hatte, wird Sanheribs Schuld nur noch grösser.
Obwohl das eigentliche Thema des Buches das Gericht über Ninive ist, hören wir auch Worte des Trostes für Gottes Volk. Nahum bedeutet „Trost oder Tröstung“. Das Gericht über Ninive ist ein Trost für das Volk Gottes. Da sie unter der Herrschaft dieses gottlosen Volkes leiden, dürfen sie sich mit dem Gedanken trösten, dass Gott sie nicht vergessen hat und das Joch dieses Feindes zerbrechen wird.
Für uns ist es eine Ermutigung zu wissen, dass das Leid, das uns – aus welchem Grund auch immer – widerfährt, in der Hand des Herrn liegt. Wir dürfen auch wissen, dass Er das Leid schließlich von uns wegnehmen wird, und uns am Ende Gutes tun wird. Im Leben des Gläubigen hat nicht das Böse oder das Leid das letzte Wort, sondern der Herr.
Die Botschaft Nahums mag von Ninive handeln und für Ninive sein, aber sie wird in Juda verkündet. Es ist also auch eine Botschaft für Juda. Nahums Prophezeiung des Gerichts über Ninive dient Gottes Volk als Trost mit Blick auf die vor ihnen liegende Erlösung von einem drückenden Joch. In dieser Hinsicht ist Nahum ein Vorläufer von Simeon in Jerusalem, der auf den „Trost Israels“ wartete (Lk 2,25), der dann auch mit dem Kommen des Messias vielen zuteil wurde, obwohl die Masse des Volkes Ihn verwarf.
Nahum zeigt, wie der Zorn Gottes der Macht und Herrschaft der Welt und dem Stolz des Menschen für immer ein Ende setzt. Aber inmitten des Gerichts finden wir hier auch ein schönes Zeugnis der Treue Gottes (Nah 1,7). Denn obwohl Gott Rache üben muss wegen ihrer Sünden, denkt Er doch stets gnädig an die, die inmitten des Gerichts auf Ihn vertrauen und mit Ausharren auf Ihn warten. In dieser Prophezeiung geht es erstens um die endgültige Zerstörung Assyriens und zweitens um die Befreiung Judas, das schließlich in Frieden leben wird (Nah 2,1).
Das Buch des Propheten Nahum beinhaltet als Hauptthema die Zerstörung von Ninive. Ninive ist die Hauptstadt von Assyrien, dem großen Feind von Gottes Volk und damit auch ein Feind von Gott selbst. Assyrien wurde aber von Gott als Werkzeug benutzt, um sein Volk zu züchtigen, das von Ihm abgewichen war. Dabei hat sich Assyrien nur auf seine eigenen Interessen konzentriert und diese verfolgt, während sich sein Volk Israel mit seiner eigenen Macht gebrüstet und somit Gott verleugnet hat. Gott wird Ninive als Vertreter Assyriens all das Böse, das sie getan haben, vergelten (Jes 10,5–19).
Die Zerstörung von Ninive ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Königreiche der Menschen zwar uneinnehmbar erscheinen, aber letztendlich doch durch das Gericht Gottes untergehen. Im Gericht über Ninive sehen wir das Gericht über Assyrien und über alle feindlichen Nationen am Ende der Tage. Ninive repräsentiert Assyrien und Assyrien repräsentiert alle feindlichen Nationen.
Einteilung des Buches
Das Buch lässt sich in drei Teile gliedern entsprechend den drei Kapiteln, die es enthält:
A. Das Gericht über Ninive (oder Assyrien) und die Wiederherstellung Israels (Nahum 1).
1. Überschrift (Nahum 1,1)
2. Die Eigenschaften des HERRN (Nahum 1,2–7)
3. Das Endgericht über Assyrien (Nahum 1,8–14)
B. Ausführlicher Bericht über die bevorstehende Zerstörung Ninives (Nahum 2).
1. Die gute Nachricht (Nahum 2,1)
2. Belagerung und Einnahme der Stadt (Nahum 2,2–8)
3. Die Plünderung (Nahum 2,9–11)
4. Die Ruine (Nahum 2,12–14)
C. Die Ursachen des Gerichts (Nahum 3).
1. Habgier und Gräuel (Nahum 3,1–3)
2. Verderbtheit und Götzendienst (Nahum 3,4–7)
3. Vergleich mit Ägypten; Beispiel von No-Amon (Nahum 3,8–10)
4. Die nicht wiederaufbaubare Ruine (Nahum 3,11–19)