Einleitung
Dieser Psalm erzählt, was der HERR getan hat, um seinen Bund mit Abraham zu erfüllen. Der Psalmist beschreibt die großen Machttaten Gottes am Beginn seines Volkes, Taten, die das Volk in dankbarer Erinnerung behalten sollte. Er besingt die Treue des HERRN zu seinem Volk.
In Psalm 104 finden wir die Herrlichkeit des HERRN im Zusammenhang mit der Schöpfung. In den Psalmen 105 und 106 finden wir die Herrlichkeit des HERRN in Verbindung mit seinem Volk Israel. Psalm 105 beschreibt die Wege des HERRN mit seinem Volk vor dem Gesetz vom Sinai, d. h. die Wege der Gnade Gottes. Die Grundlage für diese Wege ist der Bund, den Er mit Abraham geschlossen hat.
Wir sehen ein Beispiel für die Wege der Gnade Gottes in der Familie von Johannes dem Täufer im Lukasevangelium, das als Evangelium der Gnade Gottes bezeichnet werden kann. Der Name seiner Mutter ist Elisabeth, was bedeutet Gott hat versprochen (Bund). Der Name seines Vaters ist Zacharias, was bedeutet, dass der HERR sich erinnert hat. Der Name ihres Sohnes, Johannes, bedeutet der HERR ist gnädig. Das bedeutet, dass die Treue des HERRN zu seinem Bund nur auf dem Weg seiner Gnade möglich ist, durch den Mittler, der das Blut des neuen Bundes vergossen hat. Das erkennen wir hier in Psalm 105.
Der Psalm beginnt mit dem Beginn der Geschichte Israels und endet mit dem Einzug des Volkes in das verheißene Land. Wir finden diese Wege in dem Abschnitt von 1. Mose 15 bis 2. Mose 17 beschrieben. Es gibt kein Wort über die Sünden und Abweichungen des Volkes Gottes. In Psalm 105 geht es nur darum, was Gott getan hat. Schließlich wird der Überrest des Volkes in das verheißene Land eingeführt (Verse 44.45).
Psalm 106 beschreibt die Wege des HERRN mit seinem Volk nach dem Gesetz am Sinai, d. h. das Versagen des Volkes durch seine Rebellion und Sünde. Dieser Psalm überspringt die in Psalm 105 beschriebene Zeit.
Wir können den Unterschied zwischen den beiden Psalmen mit dem Unterschied zwischen den Büchern 1. und 2. Chronika und 1. und 2. Könige vergleichen. In den Büchern Chronika liegt der Schwerpunkt auf der Gnade Gottes, während in den Büchern Könige die (versagende) Verantwortung des Menschen, des Volkes Israel, betont wird.
Die in Psalm 105 beschriebene Geschichte der Gnade Gottes für Israel ist die Geschichte Abrahams (Verse 7–15), Josephs (Verse 16–22) und Moses (Verse 23–43). Vergleiche die Rede des Stephanus in Apostelgeschichte 7, wo er ebenfalls von der Geschichte Abrahams (Apg 7,2–8), Josephs (Apg 7,9–16) und Mose (Apg 7,17–43) spricht. In Psalm 105 finden wir in der Geschichte von Abraham die Verheißung der Gnade Gottes, in Joseph die Quelle der Gnade Gottes, nämlich das Leiden Christi, und in Mose die Wirkung der Gnade Gottes, die Erlösung des Volkes.
1 - 6 Aktivitäten von Gottes Volk
1 Preist den HERRN, ruft seinen Namen an, macht kund unter den Völkern seine Taten!
2 Singt ihm, singt ihm Psalmen; sinnt über alle seine Wunderwerke!
3 Rühmt euch seines heiligen Namens! Es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen!
4 Trachtet nach dem HERRN und seiner Stärke, sucht sein Angesicht beständig!
5 Erinnert euch an seine Wunderwerke, die er getan hat, an seine Wunderzeichen und an die Gerichte seines Mundes!
6 Du Same Abrahams, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten:
In 1. Chronika 16 finden wir die Worte der Verse 1–15 dieses Psalms fast wortwörtlich wieder. Dort werden die hier verwendeten Worte David zugeschrieben (1Chr 16,7–22). Die Tatsache, dass kein Dichter dieses Psalms genannt wird, unterstreicht noch mehr seinen Inhalt als Ausdruck eines jeden gläubigen Herzens. In diesen Versen werden zunächst die Tätigkeiten erwähnt, zu denen das Volk Gottes berufen ist (Verse 1–6; 1Chr 16,8–13), und dann die Verheißungen Gottes (Verse 7–15; 1Chr 16,14–22).
Wenn wir die Verse 1–6 lesen, sehen wir die Aktivitäten, zu denen das Volk als Nachkommen Israels und Jakobs aufgerufen ist. Zu den Tätigkeiten gehören preisen, anrufen, kundmachen (Vers 1), singen, Psalmen singen, sinnen (Vers 2), sich rühmen, sich freuen (Vers 3), suchen (Vers 4), sich erinnern (Vers 5).
Der Psalmist beginnt mit dem Aufruf, den HERRN, den Gott des Bundes, zu preisen (Vers 1). Dann sagt er, dass Gottes Volk seinen Namen anrufen soll, das heißt, seinen Namen erwähnen soll, wenn es von seinen Wundern spricht. Das können nur diejenigen tun, die in einer Bundesbeziehung zu Ihm stehen. Diese Verbindung mit Gott hat auch einen Aspekt nach außen, zu den Völkern um sie herum. „Unter den Völkern“ soll Gottes Volk von Gottes Taten Zeugnis ablegen. Wir sehen in diesem Vers, dass das Volk „ein heilige Priesterschaft“ für Gott ist (Vers 1a; 1Pet 2,5) und dass es auch „eine königliche Priesterschaft“ für die Völker um es herum ist (Vers 1b; 1Pet 2,9).
In all diesen Handlungen werden die Wunderwerke des HERRN zum Thema des Liedes gemacht und die Taten gezeigt, in denen Er sich offenbart, auch gegenüber den Völkern. Wir dürfen bedenken, dass all dies für uns weit übertroffen wird von den Wundern des Herrn Jesus bei seinem Kommen im Fleisch, seinem Werk am Kreuz, seiner Auferstehung und seiner Verherrlichung. Welch eine Gelegenheit für uns, all dies in der Anbetung vor Gott „kundzumachen“!
Gottes Volk hat allen Grund, Ihm zu singen, und zwar mit Psalmen (Vers 2). Damit verbunden ist die nächste Aufforderung: Sie sollen sinnen „über alle seine Wunderwerke“. Gott hat so viele Wunderwerke für sein Volk getan. Mehrere werden später im Psalm erwähnt. „Sinnen“ bedeutet, dass sie über die Wunderwerke Gottes nachdenken und sie bezeugen (vgl. Ps 77,12.13).
Die Herrlichkeit des Volkes liegt „in seinem heiligen Namen“ (Vers 3). Der Name Gottes ist heilig. So hat Er sich zu erkennen gegeben (2Mo 3,14.15). Dass sie mit Ihm verbunden sind, oder vielmehr, dass Er sie mit sich verbunden hat, ist allein sein Werk. Sie sind durch Ihn und für Ihn geheiligt. Nichts ist ihnen zuzuschreiben. Das Herz, das vom HERRN erfüllt ist, wird „den HERRN suchen“ und nach Ihm „trachten (Verse 3b.4a) und „sein Angesicht beständig“ suchen (Vers 4b). Gott ist die Quelle der Freude. Seine Taten sind ein Grund zur Freude.
Die Aufforderung, „nach dem HERRN und seiner Stärke“ zu trachten (Vers 4), ist die Aufforderung, Ihn und seine Stärke um Hilfe zu bitten. Wer den HERRN sucht, sucht auch nach „seiner Stärke“, die sich in seiner Erlösung manifestiert hat. Gott hat seine Stärke zu seinem Nutzen gezeigt. Die Folge davon ist wiederum der Wunsch, „sein Angesicht beständig“ zu suchen, das heißt, ständig in seiner Gegenwart zu leben. Den HERRN um Hilfe zu bitten, bedeutet nicht nur, aus der Ferne um etwas zu bitten, sondern sein Angesicht zu suchen, das heißt, Er selbst kommt mit seiner Stärke zu uns (vgl. Ps 23,4; 27,8.9; Phil 3,10; Eph 1,19.20).
Das letzte, wozu Gottes Volk hier aufgefordert wird, ist, sich zu erinnern „an seine Wunderwerke, die er getan hat, an seine Wunderzeichen und an die Gerichte seines Mundes“ (Vers 5). Die Wunderwerke, die Er getan hat, sind es wert, dass man über sie nachdenkt und sie bewundert. Wunderwerke sind Werke, die Bewunderung bewirken. Der Psalmist erwähnt zwei Aspekte von ihnen: Seine Wunderzeichen und die Gerichte seines Mundes.
Diese Wunder sind Zeichen, d. h. Wunder mit einer Bedeutung, mit einer Botschaft. In diesem Fall impliziert das Wunder, dass Gott hinter der Botschaft des Mose steht. Diese Wunderwerke sind eine Bestätigung, ein Siegel für die überbrachte Botschaft (vgl. Mk 16,20). Diese Wunder sind auch Gerichte, d. h. Gott besiegt auf wundersame Weise die Feinde und ihre Götter. Mit seinem Mund hat Er seine Gerichte über die Feinde ausgesprochen. Deshalb hat sein Volk nichts von ihnen zu befürchten.
Der Aufruf zu all diesen Aktivitäten ergeht an ein Volk, das in einer besonderen Beziehung zu Ihm steht. Diese Beziehung wird in zwei Namen genannt, jeder mit einem anderen Zusatz. Sie sind der „Same Abrahams“, dem der Zusatz „sein Knecht“ hinzugefügt wird (Vers 6a). Mit dem Patriarchen Abraham beginnt die Geschichte des Volkes, eines Volkes, das Gott dienen soll.
Sie sind auch „Söhne Jakobs“, dem der Zusatz „seine Auserwählten“ hinzugefügt wird (Vers 6b). Bei den „Söhnen Jakobs“ liegt die Betonung auf der Schwäche ihrer Hingabe an Gott und den falschen Wegen, die das Volk gegangen ist. Deshalb ist es so schön, dass gerade nach diesem Namen der Zusatz „seine Auserwählten“ steht, der davon spricht, dass Gott sie trotz ihrer Schwäche und ihrer Irrwege erwählt hat.
7 - 11 Der Bund Gottes
7 Er, der HERR, ist unser Gott; seine Gerichte sind auf der ganzen Erde.
8 Er gedenkt ewig seines Bundes – des Wortes, das er geboten hat auf tausend Geschlechter hin –,
9 den er geschlossen hat mit Abraham, und seines Eides, den er Isaak geschworen hat.
10 Und er stellte ihn Jakob zur Satzung, Israel zum ewigen Bund,
11 indem er sprach: Dir will ich das Land Kanaan geben als Schnur eures Erbteils;
Der Psalmist verweist auf „den HERRN“ als „unseren Gott“ (Vers 7). Der HERR ist der Gott seines Volkes. Er hat auch die Kontrolle über „die ganze Erde“, was Er dadurch beweist, dass Er seine Gerichte über sie verhängt. Wir sehen dies im weiteren Verlauf des Psalms, wo Er seine Gerichte über Ägypten verhängt. Diese Gerichte beziehen sich auf das, was Ägypten seinem Volk angetan hat. Sein Volk ist sein Bundesvolk.
Er denkt immer an seinen Bund mit seinem Volk, einen Bund, der „ewig“ gilt (Vers 8; Lk 1,72). Wenn Gott an seinen Bund denkt, bedeutet das, dass Er ihn erfüllt. In diesem Bund hat Er Verheißungen gegeben, die „auf tausend Geschlechter hin“ erfüllt werden (vgl. 5Mo 7,9). Es mögen viele Geschlechter vergehen und große Veränderungen eintreten, aber Gott wird seinen Bund niemals vergessen. Er erinnert sich an jede seiner Verheißungen und erfüllt sie buchstabengetreu.
Es ist der Bund, „den er geschlossen hat mit Abraham“ (Vers 9; 1Mo 15,18–21). Es ist ein Bund mit Abraham persönlich und in ihm mit seinen Nachkommen. Er bestätigte diesen Bund gegenüber Isaak mit einem Eid (1Mo 22,16; 26,2–5.23.24). Seine Erfüllung ist daher nicht vom Menschen abhängig.
Er bestätigte auch seinen Bund für „Jakob zur Satzung“ und für „Israel zum ewigen Bund“ (Vers 10; 1Mo 17,7; 28,13–15; 35,9–13). Was Gott festgelegt hat, ist fest wie ein Fels und kann von keinem Menschen, auch nicht von Jakob in seiner Untreue, rückgängig gemacht werden. Jakob wurde von Gott zu Israel oder „Fürst Gottes“ gemacht. Gottes Bund mit Jakob ist für Jakob ein festes Satzung und für Israel ein ewiger Bund. Daran kann kein Mensch etwas ändern.
Es geht, kurz gesagt, um Gottes auserwählende Gnade und unumstößliche Verheißungen (Röm 11,29; 3Mo 26,42–45), alles im Hinblick auf das Land Kanaan als ihr Erbteil (Vers 11). Bei so vielen Segnungen und Zusicherungen kann das Herz nicht unbewegt bleiben und der Mund nicht schweigen.
Gott hat gesprochen, was durch das Wort „sprach“ unterstrichen wird. Was Gott spricht, seine Worte, ist immer wahr und zuverlässig (Heb 6,13–18). Gott kann nicht lügen. Deshalb können wir sicher sein, dass Er tut, was Er sagt. Er hat gesagt: „Dir will ich das Land Kanaan geben als Schnur eures Erbteils.“ Sein Wort ist seine Garantie. Sein Versprechen erfüllt Er. Das hat Er bewiesen, denn Er hat sein Volk nach Kanaan gebracht.
12 - 15 Der Schutz des HERRN
12 als sie ein zählbares Häuflein waren, nur wenige und Fremde darin.
13 Und sie wanderten von Nation zu Nation, von einem Reich zu einem anderen Volk.
14 Er ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken, und ihretwegen strafte er Könige:
15 „Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Böses!“
Von Anfang an, „als sie ein zählbares Häuflein waren“, hat Gott für sie gesorgt (Vers 12). Dass sie wirklich nur wenige waren, wird durch den Zusatz „nur wenige“ unterstrichen. Sie waren eine leichte Beute für böswillige Leute und räuberische Banden. Hinzu kommt, dass sie „Fremde“ waren, Menschen ohne Recht auf Aufenthalt und Schutz (vgl. Heb 11,9). Aber Gott hat sie beschützt.
So wanderten sie „von Nation zu Nation“ und „von einem Reich zu einem anderen Volk“ (Vers 13). Abraham verließ Ur in Chaldäa (1Mo 11,31). Er zog nach Kanaan (1Mo 12,4–6), er ging nach Ägypten (1Mo 12,10–20), und er wohnte als Fremder in Gerar, im Land der Philister (1Mo 20,1).
Aber Gott war mit ihnen. Er setzte sich für sie ein und „ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken“ (Vers 14). Er „strafte“ ihretwegen sogar Könige. Kein gewöhnlicher, sterblicher Mensch und kein Herrscher war in der Lage, mit einem Finger Gottes auserwähltes Volk zu berühren, ohne dass Er sie strafte.
So erging es auch dem Pharao von Ägypten und Abimelech von den Philistern (1Mo 12,17–20; 20,1–18; 26,6–11). Gott sagte zu ihnen in klarer und drohender Sprache: „Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Böses!“ (Vers 15). Auf diese Weise hat Er sie beschützt. Er hat dafür gesorgt, dass denjenigen, denen Er seine Verheißungen gegeben hat, kein Schaden zugefügt wurde.
Gottes Gesalbte sind diejenigen, die Er für sich erwählt hat, die Er ausgesondert hat, um Ihm zu dienen. Sie gehörten zu Gott und wurden von Ihm geheiligt. Abraham wird ein Prophet genannt (1Mo 20,7). Auch Isaak und Jakob können als Propheten bezeichnet werden. Isaak prophezeite über Jakob (1Mo 27,28.29) und Jakob prophezeite über seine Söhne (1Mo 49,1).
Die Verse 12–15 beschreiben die Vergangenheit des Volkes, wie schwach und verletzlich sie waren. Das zeigt, wie auch wir uns in der Welt fühlen können. Dann wird das Volk daran erinnert, wie Gott sich unter diesen Umständen, als es schien, als seien sie die Beute feindlicher Mächte, für sie einsetzte.
16 - 22 Joseph
16 Und er rief eine Hungersnot über das Land herbei; jede Stütze des Brotes zerbrach er.
17 Er sandte einen Mann vor ihnen her, Joseph wurde zum Knecht verkauft.
18 Man presste seine Füße in den Stock, er kam in das Eisen,
19 bis zur Zeit, als sein Wort eintraf; das Wort des HERRN läuterte ihn.
20 Der König sandte hin und ließ ihn los, der Herrscher über Völker, und befreite ihn;
21 er setzte ihn zum HERRN über sein Haus und zum Herrscher über all sein Besitztum,
22 um seine Fürsten zu fesseln nach seiner Lust und dass er seine Ältesten Weisheit lehre.
Dann lesen wir, dass Gott eine Hungersnot über das Land kommen ließ, in dem Jakob und seine Söhne wohnten (Vers 16). Er war voll und ganz an ihrem Schutz, aber auch an ihrer Bedrängnis beteiligt, denn „jede Stütze des Brotes zerbrach er“. Das heißt, es gab keinen einzigen Bissen Nahrung, der ihnen Kraft zum Leben gegeben hätte. Der Vorrat an Brot wurde ihnen weggenommen (Jes 3,1).
Warum Gott das getan hat, wird hier nicht erwähnt. Wir lesen darüber in 1. Mose 41–44. Dort lesen wir, dass Gott Josephs Brüder zur Umkehr bringen wollte. Das ist es auch, was Er mit dem Überrest in der Zukunft tun will: ihn in Bedrängnis bringen, um ihn zu reinigen (Mal 3,2.3). Es geht hier darum, dass Gott bereits jemanden bereitgestellt hatte, der sein Volk mit Nahrung versorgen konnte. Gott schickt Trübsal in das Leben des Gläubigen, weil Er Segenspläne in seinem Leben ausführen will (Röm 8,28).
Er hatte Joseph vor ihnen her gesandt (Vers 17), wie Joseph selbst später bezeugt (1Mo 45,7.8; 50,20). Der Psalmist beschreibt die Art und Weise, in der Gott dies tat. Es ist ein Weg der tiefen Demütigung. Es begann mit seinem Verkauf zum Knecht. Wir wissen aus dem Bericht in 1. Mose 37, dass seine Brüder ihn verkauften (1Mo 37,28). Das wird hier nicht erwähnt. Es geht um den Weg, den Gott für den Mann vorgesehen hatte, der sein Volk mit Brot versorgen sollte.
Nachdem Joseph von seinen Brüdern zum Knecht verkauft worden war, landete er in Ägypten und im Gefängnis. Hier wird uns gesagt, was das bedeutete: „Man presste seine Füße in den Stock, er kam in das Eisen“ (Vers 18). Das lesen wir nicht in 1. Mose 39. Dort lesen wir von seiner Treue zu Gott, die ihn ins Gefängnis brachte (1Mo 39,7–20). Sie legten ihm Fesseln an die Füße, als wäre er ein Schwerverbrecher, sodass er nicht gehen konnte. Dass er [wörtlich: seine Seele] in das Eisen kam, bedeutet, dass er innerlich litt wegen dem, was ihm angetan wurde.
Gott hatte für diese schwere Prüfung eine Grenze gesetzt. Als sich sein Wort erfüllte – hier können wir an die Erfüllung der Träume des Pharaos denken, deren Bedeutung Gott Joseph offenbarte (1Mo 41,14–44) – war Josephs Gefangenschaft zu Ende (Vers 19). Und wie hat Joseph diese Qualen ertragen? Gott hat ihn die ganze Zeit über mit seinem Wort der Verheißung begleitet. Durch diese Verheißung wurde Joseph „geläutert“ (vgl. Hiob 23,10). Jede Prüfung in unserem Leben will Gott nutzen, um uns zu läutern. Läutern heißt, uns bzw. unseren Glauben rein und sauber zu machen, sodass wir mehr und mehr nur noch Ihn im Sinn haben und nicht mehr uns selbst oder unsere Interessen (vgl. 1Pet 1,7).
Als das Werk Gottes an Joseph vollendet war, „sandte der König hin und ließ ihn los“ (Vers 20). Dieser Akt der Freilassung wird zusätzlich betont, indem dasselbe mit anderen Worten noch einmal gesagt wird: der Herrscher der Völker „befreite ihn“. Wir wissen, dass es Gottes Wirken im König war und dass Gott in der Tat der Herrscher der Völker ist. Er ließ den Pharao einen Traum träumen, den keiner der Weisen des Königs erklären konnte. Nur Joseph konnte das aufgrund der Einsicht, die Gott ihm gegeben hatte, tun. Deshalb rief der König Joseph zu sich (1Mo 41,8.14–16).
Nach der Erklärung und dem Rat, den Joseph unaufgefordert gab, ernannte der Pharao – der im 1. Buch Mose ein Bild für Gott in seiner Position als Herrscher der Welt ist – Joseph „zum Herrscher über all sein Besitztum“ (Vers 21; 1Mo 41,38–40; Apg 7,10). Joseph wurde nach dem Pharao der mächtigste Mann im Land. Ihm wurde die Vollmacht erteilt, die Fürsten des Pharao „zu fesseln nach seiner Lust und dass er seine Ältesten [d. h. die Ältesten des Pharao] Weisheit lehre“ (Vers 22). In Joseph sehen wir die seltene Kombination von Macht und Weisheit. Das sehen wir in Vollkommenheit nur bei dem Herrn Jesus, von dem Joseph ein schönes Bild ist.
In Gottes Umgang mit Joseph zur Erfüllung seiner Verheißung liegt eine ermutigende Lektion für uns. Wir können darauf vertrauen, dass Gott alle unsere Schwierigkeiten kennt und dass Er bereits im Voraus eine Lösung für sie vorbereitet hat. Er überblickt alles und lenkt alles zum Wohl der Seinen. Die Art und Weise, wie Er das tut, können wir oft erst im Nachhinein erkennen. In diesem Moment fragen wir uns, wie sich die Dinge zum Besseren wenden werden.
Wir sehen das auch bei Joseph. Wer könnte sich vorstellen, dass Gott Joseph auf diese Weise nach Ägypten sandte, um seinem Vater und seinen Brüdern in ihrer Not ein Segen zu sein? Für Jakob und seine Söhne ist dieser Segen in erster Linie geistlicher Natur: Ihre Beziehung zu Joseph wird wiederhergestellt. Der Segen ist aber auch materiell: Sie erhalten Nahrung und dürfen sogar zu Joseph nach Ägypten kommen und dort wohnen.
Der tiefere Sinn dieses Abschnitts über Joseph ist, dass er ein Typus des Herrn Jesus ist, der als Erlöser einen Weg der Ablehnung und des Leidens gehen musste, bevor Er tatsächlich der Erlöser sein konnte. Der Herr Jesus selbst hat es so ausgedrückt: „Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lk 24,26). Die Gnade Gottes kommt in diesem Psalm zum Ausdruck, weil Gott selbst seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns zu retten.
23 - 36 Gottes Volk in Ägypten
23 Und Israel kam nach Ägypten, und Jakob hielt sich auf im Land Hams.
24 Und er machte sein Volk sehr fruchtbar und machte es stärker als seine Bedränger.
25 Er wandelte ihr Herz, sein Volk zu hassen, Arglist an seinen Knechten zu verüben.
26 Er sandte Mose, seinen Knecht, Aaron, den er auserwählt hatte.
27 Sie taten unter ihnen seine Zeichen, und Wunder im Land Hams.
28 Er sandte Finsternis und machte finster; und sie waren nicht widerspenstig gegen seine Worte.
29 Er verwandelte ihre Wasser in Blut und ließ ihre Fische sterben.
30 Ihr Land wimmelte von Fröschen in den Gemächern ihrer Könige.
31 Er sprach, und es kamen Hundsfliegen, Stechmücken in ihr ganzes Gebiet.
32 Er gab ihnen Hagel als Regen, flammendes Feuer in ihrem Land;
33 und er schlug ihre Weinstöcke und Feigenbäume und zerbrach die Bäume ihres Landes.
34 Er sprach, und es kamen Heuschrecken und Grillen ohne Zahl;
35 und sie fraßen alles Kraut in ihrem Land und fraßen die Frucht ihres Bodens.
36 Und er schlug alle Erstgeburt in ihrem Land, die Erstlinge all ihrer Kraft.
Joseph ließ seinen Vater und seine Brüder nach Ägypten kommen. Der Psalmist spricht davon, dass „Israel nach Ägypten kam“ (Vers 23). „Israel“ bedeutet „Fürst Gottes“ oder „Kämpfer Gottes“. Es ist der Name, der auf die Privilegien des Volkes hinweist. Der Name Jakob wird ebenfalls erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit dem Aufenthalt „im Land Hams“, das heißt in Ägypten. Jakob ist der Name, der auf die Schwäche des Volkes hinweist.
Gott kümmert sich auch um die Gegenstände seiner Verheißung in Ägypten. „Er machte sein Volk sehr fruchtbar“ (Vers 24; 2Mo 1,7). So machte Er das Volk „stärker als seine Bedränger“ (2Mo 1,9.12). Gottes Volk wächst immer trotz Unterdrückung. Ein Volk, das für Christus leidet, ist ein wachsendes Volk.
Dann lesen wir, dass Gott das Herz der Ägypter wandelte, „sein Volk zu hassen, Arglist an seinen Knechten zu verüben“ (Vers 25; 2Mo 1,13). Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Ägypter dem Volk Gottes gegenüber wohlwollend gewesen. Als sie begannen, eine Bedrohung darzustellen, schlug ihre Freundlichkeit in Hass um. Gott hatte zuvor Menschen und Könige daran gehindert, seinen Gesalbten etwas anzutun (Vers 15). Die Ägypter begannen, das Volk Gottes zu unterdrücken und harte Sklavenarbeit aufzuerlegen. Wir sehen, dass der Herr die Geschichte des Volkes so lenkte, dass das Volk Erlösung brauchte. Hier wird uns die Wahrheit gelehrt, dass das Volk Gottes ein Volk ist, das der Erlösung bedarf.
Dafür stellte Gott einen Befreier bereit. Wie Er Joseph vor ihnen ausgesandt hatte, so sandte Er nun Mose und Aaron aus (Vers 26; 2Mo 3,10; 4,14–16). Mose ist der Knecht Gottes (2Mo 14,31; vgl. Verse 6.42), der Gott gegenüber dem Volk vertrat; er sprach Gottes Worte zu ihnen. Aaron wurde von Gott zum Hohenpriester auserwählt; er vertrat das Volk vor Gott. In Mose und Aaron zusammen sehen wir ein Bild des Herrn Jesus als Apostel und Hoherpriester (Heb 3,1). Als „Knecht“ Gottes ist Mose ein Hinweis auf Christus, den Knecht des HERRN. Er ist auch ein Typus für den Überrest Israels in der Zukunft, die Diener des HERRN.
Wie Joseph in Vers 17a wurden auch Mose und sein Bruder Aaron vom HERRN gesandt, um Israel zu erlösen. Sie wurden von Gott nach Ägypten gesandt, um dort „seine Zeichen“ zu tun, die Er geboten hatte (vgl. 2Mo 10,2), ebenso wie die „Wunder im Land Hams“ (Vers 27; Jer 32,20; Mich 7,15). Ägypten, auf Hebräisch Mitzraim, war einer der Söhne Hams (1Mo 10,6). Die Zeichen und Wunder, die Mose und Aaron taten, waren Zeichen und Wunder, die direkt von Gott kamen. Er hatte es ihnen befohlen. Mose und Aaron taten nichts anderes, als Gottes Befehle auszuführen. Diese Zeichen und Wunder sollten dem Pharao deutlich machen, dass Mose und Aaron vom HERRN, dem Gott Israels, gesandt worden waren.
Der Psalmist wählt acht der zehn Wunderplagen aus, die durchgeführt wurden. Er listet sie in einer anderen Reihenfolge auf, als sie in 2. Mose 7–11 beschrieben sind. Diese Zeichen beginnen und enden mit den wichtigsten Zeichen, dem neunten und zehnten Zeichen: Finsternis und Tod. Dies geschieht, um darauf hinzuweisen, dass der moralische Zustand der Welt Finsternis ist, ohne Licht, und dass das Ende der Tod ist, getrennt von dem lebendigen Gott.
Ein Zeichen bedeutet etwas, es ist ein Hinweis, es verweist auf etwas; ein Wunder ist etwas Übernatürliches, sein Ursprung ist nicht ein Mensch, sondern Gott. Es ist ein Zeichen der Authentizität. So wie ein Direktor seine Unterschrift unter einen von seiner Sekretärin geschriebenen Brief setzt, so setzt Gott durch diese Wunder eine Unterschrift unter die Botschaft des Mose.
Beide, Zeichen und Wunder, sind ein Zeugnis für Gottes Volk von seiner Treue, dass Er für sie einsteht. Was für Gottes Volk Zeichen und Wunder waren, waren für die Ägypter Plagen. Jedes Mal, wenn der Psalmist die Zeichen und Wunder oder die Plagen erwähnt, spricht er von zwei Dingen:
1. Gott verursacht die Plagen. Sie kommen von Ihm. Wir lesen in diesen Versen immer darüber, was „er“ tut. Sie beschreiben seine Taten und seine Wunder. Der Psalmist hat in den Versen 1 und 2 aufgerufen diese zu besingen.
2. Bei den Plagen geht es um alles, was den Ägyptern gehörte. Das sehen wir an dem immer wiederkehrenden „ihr“, wie „ihre Wasser“, „ihre Fische“. Es ging um „ihr Land“, „ihr ganzes Gebiet“.
Die erste Plage, die der Psalmist erwähnt, ist die neunte, die der Finsternis (Vers 28; 2Mo 10,21–23a). Gott „sandte“ diese Plage – wie Er zuvor Joseph und dann Mose gesandt hatte – „und machte finster“ (vgl. Jes 45,6.7). Während dieser Plage ist alles Licht in Ägypten verschwunden und es herrscht Finsternis. Dies ist die Folge der Ablehnung Gottes, der Quelle des Lichts. „Aber alle Kinder Israel hatten Licht in ihren Wohnungen“ (2Mo 10,23b).
Mose und Aaron „waren nicht widerspenstig gegen seine Worte“, sondern verkündeten alle Plagen im Gehorsam gegenüber Gottes Befehl. Sie ließen sich von den Drohungen des mächtigen und stolzen Pharao nicht abschrecken. Als treue Boten Gottes stellten sie ihm jedes Mal furchtlos die Rache des Himmels vor Augen, wenn er sich weigerte, das Volk Gottes ziehen zu lassen.
Die zweite Plage, die der Psalmist erwähnt, ist die erste in Ägypten. Es ist das Zeichen der Verwandlung von Wasser in Blut (Vers 29; 2Mo 7,15–25). Das Wasser, das eigentlich Leben bedeuten sollte, verwandelt sich in Blut und bedeutet den Tod allen Lebens im Wasser. Die Fische werden als das Leben, das getötet wird, besonders erwähnt, weil Fische eine Nahrungsquelle sind (4Mo 11,5a).
Die Frösche, die zweite Plage in Ägypten (2Mo 8,1–7), werden vom Psalmisten als dritte Plage erwähnt (Vers 30). Er sagt, dass „ihr Land wimmelte von Fröschen“. Frösche werden von den Ägyptern als heilig angesehen und mit Ehrfurcht behandelt. Deshalb dürfen sie nicht getötet werden. Unter der richtenden Hand Gottes nehmen diese Götzen nun die Form einer Plage an.
Die Frösche sind ein Bild für unreine Geister, insbesondere für sexuelle Unreinheit (Off 16,13–15). Die Liebe zwischen Mann und Frau in der Ehe ist ein natürlicher Segen, den Gott dem Menschen gegeben hat. Aber dieser Segen ist zu einem Fluch geworden. Wir sehen das in der Gesellschaft. Denken wir zum Beispiel an homosexuelle Beziehungen, außereheliche oder voreheliche sexuelle Beziehungen, Pornografie in Zeitschriften, im Fernsehen und im Internet, Sexshops, Sex Clubs. Die Frösche sind überall, in allen Häusern, sogar in den oft wohlbehüteten „Gemächern ihrer Könige“, wobei wir auch an die Fürsten der verschiedenen Städte denken sollten.
Dann kommen die „Hundsfliegen“ (Vers 31), die vierte Plage in Ägypten (2Mo 8,17–24). Die Hundsfliegen kommen durch das Reden Gottes. „Er sprach“ und sie kamen. Die Hundsfliegen, möglicherweise eine Mischung aus allen Arten von Ungeziefer, übertragen alle Arten von Krankheiten. Die Folge ist, dass das Leben der Menschen verunreinigt und verdorben wird.
Als Anwendung für unsere Zeit können wir an alle Arten von Irritationen, Eifersucht, Mobbing, gegenseitige Frustration auf jede erdenkliche Weise denken. Diese Dinge zerstören die Atmosphäre zwischen Menschen und machen das Leben unerträglich. Laute Musik bei den Nachbarn, schlechtes Benehmen im Straßenverkehr, herausforderndes Verhalten im Geschäft und so viele andere Dinge, die einen sehr ärgern.
Der Psalmist fährt fort mit der Plage der „Stechmücken“, der dritten Plage in Ägypten (2Mo 8,12–15). Sie kommen durch das gleiche Reden Gottes. Stechmücken sind kleine Tiere, die das Blut, das Leben, aus dem Menschen saugen. Unsere komplizierte Gesellschaft ist voll von Stechmücken. Unzählige Menschen sind ängstlich, verwirrt, nervös, misstrauisch. Die psychiatrischen Anstalten sind oft überfüllt. Die psychischen Spannungen nehmen überhand. Viele werden in den Selbstmord getrieben. Das Leben hat für sie keinen Sinn mehr, es bietet keine Perspektiven. Die Stechmücken verrichten ihr tödliches Werk.
Die nächste Plage, die der Psalmist erwähnt, ist, dass Gott ihnen „ihnen Hagel als Regen gab“ oder „ihren Regen zum Hagel machte“ (Vers 32). Der Hagel wurde von Feuerblitzen inmitten des Hagels begleitet. Dies ist die siebte Plage in Ägypten (2Mo 9,22–26). Die Gerichte treffen das ganze Land Ägypten in ihrer ganzen Grausamkeit. „Er“, das heißt Gott, schlug mit seinem Hagel „ihre Weinstöcke und Feigenbäume“ (Vers 33). „Er“, d. h. Gott, „zerbrach“ mit seinem Hagel „die Bäume ihres Landes“.
Gott lässt aus den „Vorräten des Hagels“ den Hagel herab, den Er darin „für den Tag des Kampfes und der Schlacht“ (Hiob 38,22.23) aufgespart hat, den Tag, der für Ägypten gekommen war. Es ist ein Beispiel für den großen Hagel, von dem die Welt bald heimgesucht werden wird, wenn die Gemeinde entrückt worden ist (Off 16,21).
Gott musste fortfahren, seinen Willen in Bezug auf sein Volk zu zeigen, weil der Pharao sein Volk nicht ziehen lassen wollte. „Er sprach, und es kamen Heuschrecken und Grillen ohne Zahl; und sie fraßen alles Kraut in ihrem Land und fraßen die Frucht ihres Bodens“ (Verse 34.35). Dies ist die achte Plage, die Gott über Ägypten brachte (2Mo 10,12–15). Eine einzelne Heuschrecke ist unbedeutend, sie stellt nichts dar und kann einfach so zu Tode getrampelt werden. So fühlten sich die Israeliten in ihrem Unglauben angesichts der Riesen in Kanaan (4Mo 13,33). In großer Zahl sind sie überwältigend und zerstörerisch (vgl. Ri 6,5; 7,12).
Schließlich ist da noch die letzte Plage, die zehnte in Ägypten, die hier ebenfalls zuletzt erwähnt wird (Vers 36; 2Mo 11,5; 12,29.30). Die Stunde des Gerichts ist gekommen. Es mag lange dauern, Gott ist geduldig, aber dann gibt es keinen Aufschub mehr. Gott schlug auch „alle Erstgeburt in ihrem Land, die Erstlinge all ihrer Kraft“. Diese Plage bricht alle Widerstände. Es gibt kein Haus in ganz Ägypten, in dem nicht ein Toter ist. Es ist der endgültige Schlag.
37 - 43 Israel wird aus Ägypten herausgeführt
37 Und er führte sie heraus mit Silber und Gold, und kein Strauchelnder war in seinen Stämmen.
38 Froh war Ägypten, dass sie auszogen; denn ihr Schrecken war auf sie gefallen.
39 Er breitete eine Wolke aus zur Decke, und ein Feuer, die Nacht zu erleuchten.
40 Sie forderten, und er ließ Wachteln kommen; und mit Himmelsbrot sättigte er sie.
41 Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus; sie liefen an dürren Orten [wie] ein Strom.
42 Denn er gedachte seines heiligen Wortes, Abrahams, seines Knechtes;
43 und er führte sein Volk heraus mit Freuden, mit Jubel seine Auserwählten.
Die Entfaltung von Gottes Macht in und gegen Ägypten brach Ägyptens Kraft. Es hatte nicht länger die Kraft, Gottes Volk in der Knechtschaft zu halten, und auch nicht den Wunsch, dies zu tun. Die Plagen waren Gottes Weg, sein Volk aus dem Haus der Knechtschaft herauszuführen (Vers 37).
Es war weder eine sorgfältig vorbereitete Flucht noch eine ängstliche Flucht. Ägypten führte das Volk hinaus und versorgte es mit Silber und Gold (1Mo 15,14; 2Mo 3,22; 11,2; 12,35.36). Normalerweise sind Silber und Gold die Beute nach einem Sieg in einem Krieg. Hier aber musste das Volk nicht kämpfen, denn der Kampf war der des HERRN. Das Volk Israel musste nur die Beute in Empfang nehmen.
Er gab ihnen auch die nötige Kraft, denn ihre Kräfte waren unter dem harten Joch der Sklaverei aufgebraucht. So gab es „kein Strauchelnder … in seinen Stämmen“ (vgl. Jes 5,27; Sach 12,8). Er unterstützte sie durch seine Gegenwart. Was für ein wunderbarer Gott ist Er für sein Volk!
Ägypten war „froh“ über ihren Auszug, weil er das Ende der Plagen bedeutete (Vers 38; 2Mo 12,33). Wegen dieser Plagen war „Schrecken“ vor Gottes Volk „auf sie gefallen“ (vgl. 1Mo 31,42; 35,5; Est 9,2). Das Land war durch alle Plagen verwüstet worden. In allen Häusern herrschte Trauer über den Tod der Erstgeborenen. Es war der Schrecken vor dem Gott dieses Volkes. Immerhin hatte Er seine Plagen über Ägypten gebracht, die ein Beweis für Gottes Fürsorge für sein Volk sind.
Nach dem Auszug aus Ägypten hatte Gott nicht aufgehört, sich um sein Volk zu kümmern. Gott sorgte weiterhin für sein Volk. Für ihre Reise durch die Wüste sorgte Er für eine Decke gegen die Hitze des Tages durch „eine Wolke“ (Vers 39). Durch diese Wolke leitete Er sie auch. In der Nacht wurde diese Wolke zu einer Feuersäule, die sie leitete (2Mo 13,21.22; vgl. Jes 4,5.6).
Auf ihre Bitte um Nahrung antwortete Er mit „Wachteln“ und sättigte sie mit „Himmelsbrot“, dem Manna (Vers 40; 2Mo 16,13–16). Um ihren Durst zu stillen, öffnete Er „den Felsen, und es flossen Wasser heraus“ (Vers 41; 2Mo 17,1–7). Sie liefen an dürren Orten [wie] ein Strom“ und versorgte sie ständig mit frischem Wasser (Jes 41,18; 48,21; 1Kor 10,4).
Er hat einen Grund für all diese Wohltaten, den wir aus dem Wort „denn“ (Vers 42) ersehen. Er tat dies alles, denn „er gedachte seines heiligen Wortes, Abrahams, seines Knechtes“. Gottes Fürsorge für sein Volk beim Auszug aus Ägypten und bei der Reise durch die Wüste ist untrennbar mit dem Eid verbunden, den Er Abraham geschworen hat. Dass Er daran gedachte, bedeutet nicht, dass Er es vergessen hatte. Wenn Er daran gedachte, bedeutet das, dass Er daran arbeiten wird, sein gegebenes Versprechen zu erfüllen. Sein heiliges Wort ist sein absolut zuverlässiges Wort. Er tut, was Er gesagt hat (vgl. Jos 23,14).
Hier wird deutlich, dass der Umgang des HERRN mit dem Volk Israel, wie Er in diesem Psalm dargestellt wird, auf dem Bund beruht, den Er mit Abraham geschlossen hat (1Mo 15,2–21). Es ist ein einseitiger Bund, der deshalb auch als Verheißung bezeichnet werden kann.
„Und er führte sein Volk heraus mit Freuden“ (Vers 43). Sie sind sein Volk. Ihre Befreiung von dem Joch der Sklaverei durch Ihn hat in ihnen Freude ausgelöst. Wie freudig sie doch waren. Sie sind „seine Auserwählten“. Allein aus diesem Grund hat Er sie so behandelt. Welche eine Gnade, über die sie gejubelt haben. So ist Psalm 105 eine Illustration dessen, was der HERR in Zukunft aufgrund des neuen Bundes tun wird, eines Bundes, der besser ist wegen der Kraft des Blutes des neuen Bundes, durch das alles Gnade ist.
44 - 45 Israel in Kanaan
44 Und er gab ihnen die Länder der Nationen, und das von den Völkerschaften Errungene nahmen sie in Besitz,
45 damit sie seine Satzungen hielten und seine Gesetze bewahrten. Lobt den HERRN!
Schließlich gab Er ihnen „die Länder der Nationen“ (Vers 44). Dies ist ein Hinweis auf das, was der HERR in der Zukunft tun wird (vgl. Jes 54,3). Mindestens sieben Völker wohnten in Kanaan (1Mo 15,19–21). Gottes Volk brauchte nichts weiter zu tun, als „das von den Völkerschaften Errungene … in Besitz“ zu nehmen (5Mo 6,10.11).
Er tat es zu dem Zweck, dass sie „seine Satzungen hielten und seine Gesetze bewahrten“ (Vers 45). Gott wollte, dass sein Volk ein gehorsames Volk ist. Konnte Er nach all seinen Wohltaten für sein Volk etwas anderes erwarten? Was für ein dankbares Volk muss ein Volk sein, das von Gott so reich gesegnet worden ist. Was für ein Verlangen muss es haben, diesem Gott mit der ganzen Liebe seines Herzens zu gehorchen!
Der Psalm endet zu Recht mit dem Ausruf „Halleluja!“, „Lobt den HERRN!“