Einleitung
Psalm 45 und die nächsten drei Psalmen (Psalmen 46–48) sind die Antwort Gottes auf die Psalmen 42–44, die das Leiden des Überrestes beschreiben. Die große Not im Leiden ist das Erfahren der Abwesenheit von Gott. In den kommenden Psalmen antwortet Gott auf diese Not. In Psalm 45 ist die Antwort, dass Er das Leiden nicht wegnimmt, sondern den Geliebten in ihren Umständen zu ihnen bringt.
Gottes Antwort stimmt besonders gut mit dem Ruf des Überrestes in den letzten Versen des vorherigen Psalms überein (Ps 44,24–27). Es ist eine außergewöhnliche Antwort: Gott erhört nicht nur das Gebet, Er kommt selbst in Person! Dadurch ändert sich der Ton. Das Elend wandelt sich in Freude und Sieg. Gott gibt dem gläubigen Überrest einen besonderen Blick auf den Messias. Er ist ihr König und wird kommen, um sie zu erlösen. Dieser Blick auf Ihn und seine Liebe für die Braut (vgl. Hos 2,21.22) und dass Er kommen wird, geben ihnen Ausdauer im Angesicht des Leidens.
In Psalm 44 ist Gott ihr König (Ps 44,5). In Psalm 45 ist Christus der König, der wahre Sohn Davids. Dies geht aus dem Zitat dieses Psalms in Hebräer 1 hervor, wo die Herrlichkeit Christi beschrieben wird (Heb 1,8.9). Alte jüdische Schriften, wie der Targum – eine erklärende Übersetzung des Alten Testaments – erkennen ebenfalls, dass Psalm 45 vom König Messias handelt. Der Targum übersetzt den Vers 3 wie folgt: „Deine Schönheit, O König-Messias, ist größer als die der Menschensöhne.“ Der Psalm ist nicht an Gott, sondern an den König gerichtet. Der Ausdruck „König“ kommt in diesem Psalm fünfmal vor.
Dies ist eine Ermutigung für jeden leidenden Gläubigen. Gott nimmt nicht immer das Leiden weg, aber Er kommt seinem leidenden Kind auf besondere Weise entgegen. Er nimmt daran teil und trägt es mit. Christus, der Gott ist, ist selbst den Weg des Leidens gegangen, ermutigt durch die Freude, die vor Ihm lag. Jetzt dürfen die Gläubigen den gleichen Weg gehen, mit Blick auf Ihn, auf den, der uns liebt.
Wir werden ermahnt, „hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der, [die] Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude [das] Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet“ (Heb 12,2.3).
Wir können den Psalm wie folgt einteilen:
Vers 1 Überschrift
Vers 2 Einleitung
Verse 3–6 Die Braut spricht zu dem König
Verse 7–10 Die Herrlichkeit des Königs
Verse 11–13 Der König spricht zu der Braut/Königin
Verse 14–16 Die Herrlichkeit der Braut
Verse 17.18 Schlussfolgerung
Der Psalm beginnt in Vers 3 und endet in Vers 18 mit „darum“ und „in Ewigkeit“ oder „immer und ewig“. Die Herrlichkeit des Königs ist der Grund („darum“) für die Beständigkeit („immer und ewig“) der Segnungen in seinem Reich.
1 Überschrift
1 Dem Vorsänger. Nach Schoschannim. Von den Söhnen Korahs, ein Maskil, ein Lied der Lieblichkeiten.
Für den Ausdruck „Vorsänger“ siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.
Der Ausdruck „Schoschannim“, das ist „Lilien“, weist auf die Lieblichkeit der Art der Musik hin. Es bezieht sich auf den Ton, die Melodie und die musikalische Art dieses Psalms. „Lilien“ bezieht sich auf den treuen Überrest in seiner Verbindung mit Christus. Die Gläubigen sind für Ihn wie die Lilien inmitten der Disteln (Hld 2,1.2). Disteln sind ein Bild der Sünde (1Mo 3,18). Es ist die menschliche Natur, wie sie durch den Sündenfall geworden ist. Der König sieht die Treuen als diese zarten Feldblumen in einer Umgebung, die für sie voller Sünde, Bedrohung und Gewalt ist und gegen die sie sich nicht schützen können. Aber Er kann es. Er tut dies, indem Er sie in Liebe an sich bindet.
Für den Ausdruck „von den Söhnen Korahs“ siehe die Erklärung zu Psalm 42,1.
Er ist nach den Psalmen 42–44 die nächste „Unterweisung“, auf Hebräisch ein Maskil. Es geht um den Messias, den König, wer Er vor Gott und vor den Seinen ist. Diese Unterweisung wird in besonderer Weise zur Ermutigung des Überrestes in der Zeit der großen Drangsal sein. Für den Ausdruck „Maskil“ siehe weiter die Erklärungen zu Psalm 32,1 und Psalm 42,1.
Es ist „ein Lied der Lieblichkeiten“. Dies wird bereits durch die Anordnung des Psalms angedeutet. Es ist ein einzigartiges Lied in den Psalmen. Dieses Lied handelt von der Liebe zwischen dem König, dem Messias, und seiner Braut, die das irdische Jerusalem ist.
Wenn wir in Not sind, will der Geist Gottes unsere Herzen immer der Liebe Gottes zuwenden. Dann will Er uns daran erinnern, dass für diejenigen, die Gott lieben, alle Dinge „zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28), auch wenn wir manchmal nicht verstehen, warum uns bestimmte Dinge widerfahren müssen.
2 - 3 Viel schöner als alle anderen
2 Es wallt mein Herz von gutem Wort. Ich sage: Meine Gedichte dem König! Meine Zunge sei der Griffel eines fertigen Schreibers!
3 Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit.
Wenn der Geliebte, der König in seiner Schönheit, vorgestellt wird, ist das Herz des Dichters gerührt (Vers 2). Es ist das Wirken des Heiligen Geistes, des Autors der Schrift, der das Herz des Dichters mit Staunen und Bewunderung beim Anblick der Schönheit des großen Königs, des Geliebten Gottes, erfüllt. Sein Herz ist voll von Ihm und quillt über oder sprudelt über von gutem Wort. Das Wort „wallt“ wird für etwas verwendet, das überläuft, weil es kocht, oder für einen Springbrunnen, wo Wasser aufsprudelt und es herausdrückt. Auf diese Weise bringt der Dichter ein „gutes Wort“ hervor.
Seine innerlich starken Gefühle drückt er nicht in ekstatischen Ausdrücken aus, sondern werden besonnen in „ein gutes Wort“ geäußert. Ein gutes Wort ist ein Wort über Christus, den König, der über Zion gesalbt ist (Ps 2,6).
Christus ist der König seines irdischen Volkes. Seine Beziehung zu seinem himmlischen Volk, der Gemeinde, ist nicht die eines Königs. Nirgendwo in der Schrift wird Er „der König der Gemeinde“ genannt. Für diejenigen, die zur Gemeinde gehören, ist Er der Herr. Wir bekennen Ihn als Herrn. Wir haben es bei unserer Bekehrung getan (Röm 10,8.9) und wir bekennen es, seit wir zum Glauben gekommen sind (1Kor 8,6).
Der Dichter bringt das gute Wort in Form von sagen von seinen „Gedichte dem König“. Das Wort „Gedichte“ bedeutet wörtlich „Werke“. Es bezieht sich darauf, mit dem König beschäftigt zu sein, über Ihn nachdenken und sich über Ihn zu äußern (vgl. Jes 5,1). Das Sagen eines Gedichtes geschieht mit großer Emotion, aber immer kontrolliert und nie ekstatisch.
Er spricht mit seiner Zunge Dinge aus, die an „den Griffel eines fertigen Schreibers“ erinnern. Mit einem Griffel werden Dinge für zukünftige Generationen aufgezeichnet (vgl. Hiob 19,24). Sein Fertigkeit zeigt sich in der Beherrschung der Sprache, der Erklärung und der Kommunikation. Das bedeutet, dass er nicht nach Worten suchen muss. Die Worte kommen ganz natürlich aus einem überfließenden Herzen, inspiriert vom Heiligen Geist, als er beim Anblick des geliebten Königs in Bewunderung gerät.
Er spricht Worte, die ihm eingegeben worden sind. Seine Zunge wird als Griffel des Heiligen Geistes verwendet. Der Heilige Geist spricht immer von Christus (Joh 16,13.14). Er tut dies nicht in einem unkontrollierten Fluss von Worten, sondern im vollen Bewusstsein dessen, was er sagt. Ein Teil der „Frucht des Geistes“ ist „Selbstbeherrschung“ (Gal 5,22.23; vgl. 1Kor 14,32).
Erstens spricht der Heilige Geist, der der Geist Christi ist, im Dichter über die Tage Christi im Fleisch auf der Erde. Gott stellt dem leidenden Überrest seinen Geliebten vor. Er ist ein Mensch, aber gleichzeitig viel schöner als alle anderen Menschen (Vers 3). Er ist der Mensch schlechthin. Er ist „ausgezeichnet vor Zehntausenden“ (Hld 5,10). Dies wird nur mit dem Auge des Glaubens gesehen (Joh 1,14). Er ist Gottes Antwort auf die Not, in der sich der Gläubige befinden mag. Durch den Blick auf Ihn wird die innere Bedrängnis beseitigt.
Von David wird gesagt, er sei von gutem Aussehen (1Sam 16,12; 17,42). Von Salomo wird gesagt, dass er ausgezeichnet vor Zehntausenden ist, und dass alles an ihm lieblich ist (Hld 5,10.16). Aber von diesem König wird gesagt, dass er schöner als die Menschensöhne ist, weil Holdseligkeit über deine Lippen ausgegossen ist (vgl. Joh 1,16). Seine Schönheit ist nicht äußerlich, sondern wir sehen sie in besonderer Weise in seinen Worten (Lk 4,22a; vgl. Spr 22,11; Pred 10,12a).
Er ist der Sohn des Menschen. Er wurde Mensch, Er kam auf die Erde, geboren von einer Jungfrau, und wandelte auf der Erde und tat Gutes. Er wurde verworfen, gekreuzigt, getötet, ist von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Dieser Sohn des Menschen wird als Antwort auf die Gebete des gläubigen Überrestes kommen.
„Ausgegossen“ bedeutet, dass seine Worte der Holdseligkeit wie Wasser aus seinem Mund zu seinen Zuhörern flossen. Es bezieht sich auf die Art des Sprechens, eine Art, die der Schönheit seiner Person entspricht und Ihn besonders attraktiv macht. Von Ihm wird bezeugt, dass „niemals ein Mensch so geredet hat wie“ Er (Joh 7,46).
„Darum“, das heißt, weil Er so ist und so gesprochen hat, hat Gott Ihn „gesegnet in Ewigkeit“. Letzteres ist auch ein Hinweis darauf, dass dieser Psalm über einen gewöhnlichen König wie David oder Salomo hinausgeht und auf Christus verweist, der von den Schriften sagte: „Sie sind es, die von mir zeugen“ (Joh 5,39).
Dieses „Gesegnet in Ewigkeit“ begann, nachdem Christus das Werk am Kreuz vollendet hatte. Dann hat Gott Ihn auferweckt und verherrlicht und „Ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist“ (Phil 2,9). Er segnete Ihn in Ewigkeit mit jedem erdenklichen Segen, einschließlich dem seiner Herrschaft über die Welt. Dies wird sich bei seinem zweiten Kommen im Gericht zeigen.
Die Erlösung seines Volkes und das Gericht über seine Feinde geschieht dann nicht durch einen Engel oder einen menschlichen Erlöser, sondern durch den HERRN selbst, der als König erscheint. Davon spricht der Dichter in den folgenden Versen, wo er vom König und Bräutigam spricht.
4 - 10 König und Bräutigam
4 Gürte dein Schwert um die Hüfte, du Held, deine Pracht und deine Majestät!
5 Und in deiner Majestät zieh glücklich hin um der Wahrheit und der Sanftmut [und der] Gerechtigkeit willen; und Furchtbares wird dich lehren deine Rechte.
6 Deine Pfeile sind scharf – Völker fallen unter dir –, [sie dringen] den Feinden des Königs ins Herz.
7 Dein Thron, o Gott, ist immer und ewig; ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches.
8 Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen.
9 Myrrhe und Aloe, Kassia sind alle deine Kleider; aus Palästen von Elfenbein erfreut dich Saitenspiel.
10 Königstöchter sind unter deinen Herrlichen; die Königin steht zu deiner Rechten in Gold von Ophir.
König David ist in seinen Siegen ein Typus für den Christus, der alle seine Feinde überwinden wird. Die Schönheit des Herrn Jesus in Vers 3 zeigt sich nicht nur in seinen Worten, sondern auch in seinen Taten, die ab Vers 4 erwähnt werden. Ab Vers 4 geht es um das zweite Kommen des Herrn Jesus auf die Erde.
Es beginnt mit einer Bitte des gläubigen Überrestes an den Herrn Jesus, sein Schwert um die Hüfte zu gürten und für die Sache der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes hinzuziehen. Der Zweck ist hier, wie bei der Holdseligkeit in Vers 3, die Ehre Gottes hochzuhalten und die Schönheit des Königs zur Schau zu stellen. Er wird das Hochhalten durchsetzen und das Reich Gottes im Friedensreich gestalten.
Christus ist der „Held“, der Mann mit der Kraft und Fähigkeit, alles und jeden zu überwinden. Gegen Ihn kann niemand bestehen (Jes 42,13). Das Schwert seiner Pracht und seiner Majestät an der Hüfte ist sein Wort, mit dem Er alles niederschlägt und unterwirft, was sich Gott widersetzt. Das Bild ist das eines Königs, der mit umgürtetem Schwert in den Krieg zieht. Das Schwert bedeutet, dass der König jetzt nicht nur als Retter, sondern auch als Richter kommt. Dass das Schwert die Zeichen seiner Pracht und seiner Majestät trägt, weist auf die Siege hin, die der König in der Vergangenheit errungen hat.
Ihm wird gesagt, dass Er glücklich in seiner Majestät hinziehen soll (Vers 5). Es ist ein Wunsch und gleichzeitig eine prophetische Beschreibung. Er ist immer glücklich und von Majestät umgeben, sowohl in seiner Erniedrigung als auch in seiner Verherrlichung. Jetzt geht es um den König, der in den Krieg hinzieht und in seiner Kriegsführung erfolgreich sein wird. Wenn Er in Herrlichkeit erscheint, ist das „um der Wahrheit und der Sanftmut [und der] Gerechtigkeit willen“. Die Wahrheit, was Er sagt, ist seine Kraft. Die Sanftmut erinnert an sein erstes Kommen (Sach 9,9). Er hat die Eigenschaften davon nicht verloren, wenn Er in Majestät handelt.
Er wird, wenn Er wiederkommt, in Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit regieren. „Wahrheit“ bedeutet, dass Er in Wort und Tat absolut vertrauenswürdig ist und dass jede Falschheit oder Verlogenheit absolut abwesend sind. „Sanftmut“ ist notwendig, um bei Gott zu sein (Jes 57,15). „Gerechtigkeit“ bedeutet, dass alles, was Er sagt und tut, in völliger Übereinstimmung mit Gottes heiligen Anforderungen und seinem Bund steht.
Unsere Aufgabe ist es schon jetzt im Reich Gottes – das ein Reich im Verborgenen ist, das die Welt nicht sieht – Christus in Sanftmut zu dienen (Röm 14,17.18).
Wir sehen die Kraft des Gerichts in der Rechten. Die rechte Hand ist die Hand der Kraft und der Ehre. Er wird seine rechte Hand lenken, um furchterregende Taten zu tun. Was Er im Gericht tut, wird Erstaunen und Verwunderung hervorrufen. Es sind Kraft- und Heldentaten, die noch nie zuvor in einem Krieg gezeigt wurden. Es beschreibt die großen Eroberungen des Messias, durch die Er sich die ganze Welt unterwirft.
Er zieht in den Krieg und wird alle seine Feinde vollständig vernichten. Dann errichtet Er seine Herrschaft, die auf der Wahrheit beruht. Er regiert in vollkommener Gerechtigkeit, nicht als rücksichtsloser Herrscher, sondern in Sanftmut.
Die scharfen Pfeile, die er abschießt, sind seine Worte, die die Herzen seiner Feinde treffen und die feindlichen Völker zu Fall bringen (Vers 6; vgl. Joh 12,48b). Das Wort Gottes ist scharf und deshalb tief durchdringend und tödlich für das, was nicht mit ihm übereinstimmt (Heb 4,12). Kein Mensch wird vor Ihm bestehen.
Alle seine Feinde, zu denen wir den König des Nordens, den Assyrer, das Tier aus dem Meer und das Tier aus der Erde, die die Diktatoren des wiederhergestellten Europas bzw. die abtrünnige Masse Israels sind, und den Fürsten des äußersten Nordens erwähnen können, sind alle Feinde, die unter Ihm fallen werden. Es ist der Sieg der Wahrheit des Wortes.
Gott sagt zu seinem König, dass sein Thron „immer und ewig“ besteht (Vers 7). Er spricht Ihn mit „O Gott“ an. Der Schreiber des Briefes an die Hebräer führt diesen und den nächsten Vers als Beweis dafür an, dass der Mensch Christus der Sohn Gottes ist und deshalb Gott ist und somit weit über die Engel erhaben ist (Heb 1,8.9). Gott spricht von seinem Thron. Es ist ein ewiger Thron, weil Gerechtigkeit sein Fundament ist.
Er sitzt als Mensch auf dem Thron. Jetzt sitzt Er nicht auf seinem eigenen Thron, sondern auf dem Thron des Vaters (Off 3,21). In der Zukunft wird Er auf seinem eigenen Thron sitzen (Mt 25,31). Auf welchem Thron Er auch sitzt, sein Thron ist unbeweglich, und der, der darauf sitzt, kann von keiner Macht der Welt gestürzt werden. Es ist sein Thron auf der Erde, auf dem Er sitzt, nachdem, was oben in den Versen 5 und 6 beschrieben ist. Er hat den Thron rechtmäßig in Besitz genommen.
Der Messias übt seine Herrschaft, für die das Zepter das Symbol ist, in aufrichtiger Weise aus. Es ist „das Zepter der Aufrichtigkeit“. Niemand kann die Gerechtigkeit seiner Regierung in Frage stellen. Dafür gibt es keinen Grund, denn Er regiert nach dem gerechten Gesetz Gottes. Alles, was Christus besitzt, besitzt Er in gerechter Weise. Was die Braut besitzt, und was die Gläubigen besitzen, das besitzen sie aus Gnade, die auf der Gerechtigkeit beruht, die Ihm eigen ist und ihnen zugerechnet wird.
Gott spricht zu seinem Sohn und sagt Ihm, dass Er auf seinem eigenen Thron sitzen wird. Seine Liebe der Gerechtigkeit und sein Hass der Gottlosigkeit sind der Grund, warum Ihm ein so besonderer Platz eingeräumt wird (Vers 8). „Gottlosigkeit“ wird im Zitat in Hebräer 1 als „Gesetzlosigkeit“ wiedergegeben (Heb 1,9). Gesetzlosigkeit ist das Wesen der Sünde, denn „Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (1Joh 3,4). Es ist nicht nur ein Verstoß gegen das Gesetz Gottes, sondern die Verleugnung jeglicher Autorität, und ganz sicher der von Gott. Das ist es, was der Herr Jesus hasst, der die Autorität Gottes immer vollkommen anerkannt und aufrechterhalten hat.
Christus ist absolut einzigartig in seiner Liebe zur Gerechtigkeit und seinem Hass auf Gottlosigkeit. Er ist der Einzige auf der ganzen Erde, von dem das von Gott gesagt werden kann. „Darum“, aus diesem Grund, hat Er von Gott einen so einzigartigen Platz bekommen. Ist Er dann nicht auch würdig, diesen einzigartigen Platz in unseren Herzen zu bekommen?
Seine Salbung mit Freudenöl ist der Ausdruck dessen, wer Er für das Herz Gottes ist. Es geht nicht nur um Öl. Damit ist Er bereits zum König gesalbt. Hier handelt es sich um eine besondere Salbung, die mit „Freudenöl“ erfolgt, weil es der Tag seiner Hochzeit ist. Er ist gesalbt „mehr als deine Genossen“. Seine Genossen sind prophetisch gesehen der treue Überrest. Sie haben zuerst das Leiden mit Ihm geteilt und nun haben sie Anteil an seiner Verherrlichung und Freude (vgl. Röm 8,17). Seine Salbung zeigt, dass Er der Erste unter ihnen ist (Heb 1,9). Jeder Gläubige sehnt sich danach, dass ihm Gerechtigkeit widerfährt, dem in seinem Leben auf der Erde so viel Unrecht angetan wurde.
Myrrhe und Kassia (Vers 9) sind Bestandteile des heiligen Salböls, das speziell für Gott bestimmt ist (2Mo 30,22–25.31–33). Die Kleider des Bräutigams duften danach (vgl. 2Kor 2,15). Der Messias ist in erster Linie für Gott. Er wird in seinen Herrlichkeiten beschrieben. Wir finden diese Gewürze auch bei der Braut, wenn sie vom Bräutigam im Hohelied beschrieben wird (Hld 4,14).
In diesen Kleidern erscheint Er, wenn Er aus den „Palästen von Elfenbein“ kommt. Salomo hatte einen großen Elfenbeinthron (1Kön 10,18), aber Er, der mehr ist als Salomo, wohnt in Palästen von Elfenbein. Elfenbein spricht von dem Wertvollen, das entsteht, weil der Tod eines anderen stattgefunden hat. Hier erscheint Er anders als in der Kriegstracht in den vorherigen Versen (Verse 4–6). Er ist nicht nur von dem kostbaren Duft des Freudenöls der Freude umgeben, sondern wird auch durch die Salbung mit dem Freudenöl mit Freude erfüllt.
„Königstöchter“ umgeben die Braut (Vers 10). Die Töchter des Königs sind hohe Repräsentanten der Nationen, die in das Friedensreich kommen werden. Die Tochter Tyrus (Vers 13) ist eine von ihnen. Sie repräsentiert den Reichtum der Nationen. Die Nationen kommen mit Geschenken und nehmen an der allgemeinen Freude der Hochzeit teil.
Die Königin hat einen besonderen Platz. Sie regiert zusammen mit dem Messias. Das Wort für Königin ist hier das Wort, das für eine Frau verwendet wird, die durch ihre Heirat mit dem König zur Königin wird. Die Königin ist die irdische Braut des Messias, die der treue Überrest ist, das Jerusalem, das auf der Erde ist. Die Erde wird Christus und seiner Braut unterworfen sein. Es gibt zwei Ausnahmen von dieser Unterordnung: Gott (1Kor 15,27) und die Gemeinde (Eph 1,22.23).
Die Königin steht zur rechten Hand des Königs. Die rechte Hand ist nicht nur ein Symbol der Macht, sondern auch ein erhabener Platz, ein Platz der Ehre (vgl. 1Kön 2,19; Mk 16,19; Heb 1,3). Die Königin muss noch zum König gebracht werden (Verse 15.16), aber der Psalmist sieht diese Szene bereits voraus. Sie ist „in Gold von Ophir“ bekleidet. Das Gold verweist auf die Herrlichkeit Gottes. Die Braut sieht so prächtig aus, weil Gott seine eigene Herrlichkeit auf sie gelegt hat (Hes 16,14).
11 - 16 Die Braut
11 Höre, Tochter, und sieh, und neige dein Ohr; und vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters!
12 Und der König wird deine Schönheit begehren, denn er ist dein HERR: So huldige ihm!
13 Und die Tochter Tyrus, die Reichen des Volkes, werden mit Geschenken deine Gunst suchen.
14 Ganz herrlich ist des Königs Tochter drinnen, aus Goldwirkerei ihr Gewand;
15 in buntgewirkten Kleidern wird sie zum König geführt; Jungfrauen hinter ihr her, ihre Gefährtinnen, werden zu dir gebracht.
16 Sie werden unter Freude und Jubel geführt, sie ziehen ein in den Palast des Königs.
Nun wird die Braut direkt angesprochen (Vers 11). Das erste, was ihr gesagt wird, ist zuzuhören. Gott hat ihr etwas zu sagen. Jede Veränderung beginnt mit Zuhören. Was gesagt wird, muss sie „sehen“, „sieh“, begreifen, im Sinn von bedenken, und ihr Ohr dazu neigen, darauf einstimmen. Es geht um etwas Wichtiges: Gott sagt ihr, auf welche Weise sie ihre Schönheit zeigen kann, wodurch das Verlangen des Königs für sie sein wird.
Sie wird für Ihn in ihrer Schönheit attraktiv sein, wenn sie ihre Vergangenheit vergisst. Der treue Überrest soll die Sünden vergessen, die das Volk in der Vergangenheit begangen hat (Ps 103,12). Das Gericht dafür, getragen vom Messias, hat einen Bruch mit der Vergangenheit bewirkt. Ihre volle Hingabe an Ihn wird der Beweis dafür sein.
Jeder, der Buße tut, weiß das. Er bricht mit der Vergangenheit und beginnt ein neues Leben. In Bezug auf die Vergangenheit gibt es nichts, womit sich der Überrest rühmen oder ein Recht darauf beanspruchen könnte. Durch ihre Untreue haben sie jedes Recht auf die Verheißung verwirkt.
Wir sehen dies in Ruth, der Moabiterin, dargestellt. Als Moabiterin hat sie kein Recht, im Land zu bleiben, geschweige denn, es zu erben (5Mo 23,3–6). Dennoch verlässt sie ihr Volk und macht sich von der Gnade abhängig. Das bringt sie in Verbindung mit Boas, einem Typus des Herrn Jesus, durch den sie alles erhält, was er besitzt (Rt 1,7–17; 4,9.10).
Die Verbindung mit Christus durchbricht alle natürlichen Verbindungen, die da waren, und bildet ganz neue (vgl. 1Mo 12,1; Mt 10,37; 12,48–50; 2Kor 5,17). Das „Haus deines Vaters“ bezieht sich auf die starke irdische Bindung, die in Familienbeziehungen vorhanden ist. Auch dies muss aufgegeben werden, wenn es um die Verbindung mit dem Messias geht (vgl. Lk 9,59.60). Das Verlangen des Königs wird durch die Bindung an Ihn bestimmt, auf Kosten jeder natürlichen Verbindung.
Wenn Er dies bemerkt, wird Er ihre Schönheit begehren (Vers 12). Die Schönheit Jerusalems kann zu leuchten beginnen, „wenn der Herr den Unflat der Töchter Zions abgewaschen und die Blutschulden Jerusalems aus dessen Mitte weggefegt haben wird durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Vertilgens“ (Jes 4,4). Stattdessen hat der Bräutigam ihr den Schmuck einer Braut gegeben (Jes 61,3; vgl. 1Mo 24,53a).
Für uns bedeutet es, dass wir so wandeln, dass der Herr seine Freude daran findet. Das ist es, was wir tun, wenn wir die Verbindung zu den natürlichen Beziehungen abbrechen. Es ist auch das, was Christus getan hat. Die alten Verbindungen wurden durch sein Werk am Kreuz weggetan, durch das Er neue geschaffen hat. Jedes Rühmen des Fleisches muss aufgegeben werden. Paulus sagt: „Wenn wir Christus [dem] Fleisch nach gekannt haben, kennen wir [ihn] doch jetzt nicht mehr [so]“ (2Kor 5,16).
Die Anerkennung dessen zeigt sich in der Unterwerfung unter seine Autorität oder darin, dass Er Herr ist. Die Ehrfurcht der Braut vor ihrem Bräutigam zeigt sich darin, dass sie Ihm huldigt, d. h. Ihm den gebührenden Respekt erweist. Diese Haltung der Ehrfurcht sollte auch die Frau in unserer Zeit gegenüber ihrem Mann prägen (Eph 5,33b; 1Pet 3,6).
Die Braut wird „Geschenken“ von „die Tochter Tyrus“, d. h. den Bewohnern von Tyrus, erhalten (Vers 13). Tyrus war zu dieser Zeit die reichste Stadt im Nahen Osten. Diese Stadt wie auch andere reiche Nationen werden ihre Beiträge nach Jerusalem bringen (vgl. Jes 60,5–7; Off 21,24.26). Sie werden dies in dem Bemühen tun, „Gunst“ der Braut zu „suchen“. Israel oder Jerusalem wird dann nicht mehr verachtet und mit Füßen getreten, sondern als die Stadt anerkannt werden, von der jeder Segen abhängt.
Die Braut ist die „Königs Tochter“, das heißt, sie ist von königlicher Abstammung (Vers 14). „Drinnen“ bedeutet im Inneren des Hauses, wo sie sich befindet. Es bedeutet, dass sie noch nicht für jeden sichtbar ist. Darin ist sie „ganz herrlich“, denn „aus Goldwirkerei“ ist „ihr Gewand“. Ihr Hochzeitsgewand ist kunstvoll mit Goldfäden bestickt. Es gibt nichts, was an ihre Vergangenheit erinnert. Ihre Erscheinung hat den Glanz der Herrlichkeit Gottes (vgl. Off 21,10.11a). Sie ist bereit, den Bräutigam zu treffen.
Dann wird die Braut in ihren „buntgewirkten Kleidern … zum König geführt“ (Vers 15; vgl. Hes 16,10.13), um mit ihm vereint zu werden (vgl. 1Mo 2,22). In ihrem Gefolge sind die „Jungfrauen …, ihre Gefährtinnen“. In ihnen können wir ein Bild der Städte Judas sehen (Jes 40,9), die kommen, um den König zu ehren. Welch ein Kontrast besteht zwischen der Behandlung des Königs, als Er gekreuzigt wurde, und dieser Szene. Nun wird Ihm Ehre erwiesen. Die ganze Welt wird sich über diese Verbindung freuen. Das Buch Hohelied erfüllt sich.
Der gesamte Hochzeitszug zieht voller Freude in den Palast des Königs ein (Vers 16). Nun kommen die Braut und ihr Gefolge zum König. Alle, die bei ihr sind, werden gleichsam wie die Töchter des Königs empfangen. Das kann ihnen nur die größtmögliche Freude bereiten. Die Freude ist bei allen groß. Dies kommt in den Begleitern der Braut zum Ausdruck. Auch sie sind mit Freude erfüllt wegen der Gnade, die allen zuteil wurde.
Auch für die Gemeinde gilt, dass sie „mit Frohlocken“ vor Christus gestellt werden wird, zur Ehre Gottes (Jud 1,24; Eph 3,20–21; 5,27). Dann wird der Ruf vom Himmel ertönen: „Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend [und] rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (Off 19,7.8).
17 - 18 Die Söhne
17 An deiner Väter statt werden deine Söhne sein; zu Fürsten wirst du sie einsetzen im ganzen Land.
18 Ich will deines Namens gedenken lassen alle Geschlechter hindurch; darum werden die Völker dich preisen immer und ewig.
In Vers 17 wird der Messias angesprochen. „Deine Söhne“ sind die Söhne, die von Gott zum Sohn in der Herrlichkeit geführt werden (Heb 2,10.13). „Die Väter“ sind die Väter nach dem Fleisch (Röm 1,3; 9,5). Sie werden durch ein neues Geschlecht ersetzt (Ps 22,31; Jes 53,10), durch den „Tau deiner Jugend“ (Ps 110,3). Die Söhne haben Anteil an der Regierung des Messias im Friedensreich und werden von Ihm als Fürsten über die ganze Erde eingesetzt. Es ist die Auszahlung des Lohns für das, was jemand für Ihn getan hat (Mt 19,28; Lk 19,17; 1Kor 6,2.3; Off 20,6).
In Vers 18 spricht der Messias zu Gott. Er wird den Namen Gottes (vgl. Ps 72,17) für alle kommenden Geschlechter „in Erinnerung rufen“. Christus wird immer alle Dinge zur Ehre Gottes tun. Er tat dies auf der Erde, Er tut es jetzt und Er wird es auch weiterhin tun. Was Er im Friedensreich tut, wird einen Lobgesang unter den Völkern hervorrufen, der „immer und ewig“ andauern wird. Dieser Lobgesang wird nie verklingen. Es wird nie eine Zeit geben, in der der Name Gottes nicht geehrt werden wird. Glücklich sind die, die an diesem Lobgesang teilhaben!