1 - 8 Kores vom HERRN gerufen
1 So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kores, den ich bei seiner rechten [Hand] ergriffen habe, um Nationen vor ihm niederzuwerfen, und damit ich die Lenden der Könige entgürte, um Pforten vor ihm zu öffnen, und damit Tore nicht verschlossen bleiben. 2 Ich werde vor dir herziehen und werde das Höckerige eben machen; eherne Pforten werde ich zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen; 3 und ich werde dir verborgene Schätze und versteckte Reichtümer geben, damit du weißt, dass ich der HERR bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels. 4 Um Jakobs, meines Knechtes, und Israels, meines Auserwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen. Ich gab dir einen Beinamen, und du kanntest mich nicht. 5 Ich bin der HERR, und sonst ist keiner, außer mir ist kein Gott; ich gürtete dich, und du kanntest mich nicht: – 6 damit man vom Aufgang der Sonne und von ihrem Niedergang her weiß, dass außer mir gar keiner ist. Ich bin der HERR, und sonst ist keiner! 7 Der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, den Frieden mache und das Unglück schaffe – ich, der HERR, bin es, der dies alles wirkt. 8 Träufelt, ihr Himmel droben, und Gerechtigkeit mögen rieseln die Wolken! Die Erde öffne sich, und es sprosse Heil, und sie lasse zugleich Gerechtigkeit hervorwachsen! Ich, der HERR, habe es geschaffen.
Dieses Kapitel beginnt mit einer zweiten Botschaft des HERRN über Kores (Vers 1). Die erste Botschaft ist eine Prophezeiung, die sein Kommen voraussagt (Jes 44,28). Jetzt ist es ein Wort an ihn persönlich. Er ist ein heidnischer Herrscher, aber der HERR hat seine rechte Hand ergriffen, was anzeigt, dass er ein Werkzeug in der Hand des HERRN ist, obwohl er sich gar nicht bewusst ist, dass er einer höheren Macht unterworfen ist (Vers 5). Das ist ein himmelweiter Unterschied zu Asaph, der weiß, dass der HERR seine rechte Hand ergriffen hat (Ps 73,23).
Die ihm verliehenen Titel und die für ihn getroffenen Vorkehrungen sind einzigartig. Nichts dergleichen wurde jemals über einen heidnischen Herrscher gesagt. Er wird der „Gesalbte“ des HERRN genannt, was wörtlich „Messias“ bedeutet. Zuvor hat der HERR ihn „mein Hirte“ genannt (Jes 44,28). Die Tatsache, dass Jesaja den Titel „Gesalbter“ für einen heidnischen Herrscher verwendet, wird für die Juden eine Überraschung gewesen sein. Schließlich ist dies ein Titel, der den Priestern, Propheten und Königen Israels vorbehalten ist. Aber warum nun jemand aus den heidnischen Völkern? Das gerade ist die Botschaft Gottes, dass Er nicht nur der Gott Israels ist, sondern der der ganzen Welt. Er kann benutzen, wen Er will, und retten, wen Er will.
Der HERR wird Kores benutzen und ihm den Weg ebnen, indem Er alle Hindernisse für ihn beseitigt. Er wird in der Lage sein, überall einzudringen (Vers 2; vgl. Jes 40,4). Durch seine Eroberungen wird er unermesslichen Reichtum erlangen (Vers 3). Die Erlösung, die Kores bewirkt, ist eine Vorahnung der Erlösung, die der Herr Jesus, der wahre Gesalbte Gottes, der Messias, bei seiner Wiederkunft bewirken wird.
Die Einzelheiten der Verse 1–3 sind in der Prophezeiung des Propheten Daniel enthalten. Dort ist es Darius, der Babel einnimmt, aber hinter ihm sehen wir die aufsteigende Macht von Kores. Wir sehen, wie Belsazar aller Macht beraubt wird, wie die Tore Babel aufgebrochen werden, mit dem Ergebnis, dass alle verborgenen Schätze in die Hände von Kores gelangen (Dan 5,25–30).
Das wird der HERR auch tun, damit Kores zu der Erkenntnis kommt, dass Er ihn geführt und ihm diesen Wohlstand gegeben hat. Zu dieser Erkenntnis scheint er nicht gekommen zu sein. Doch er wird all diesen Reichtum und Wohlstand erhalten, weil er, ohne es selbst zu wissen, der Befreier des Volkes Gottes ist, der es aus der Gefangenschaft in Babel befreit (Vers 4; Esra 1,1–4). Die Bestätigung, dass es der HERR ist und niemand sonst (vgl. 1Kor 8,4b–6), dem er seinen Wohlstand verdankt, findet sich in Vers 5. Das Ziel, das der HERR dabei vor Augen hat, ist, dass die Menschen auf der ganzen Erde erkennen, dass Er allein der wahre und einzige Gott ist (Vers 6). Die Wiederherstellung, die Kores dem Volk Gottes gewähren wird, muss dieses Ergebnis haben.
„Das Licht“ und „die Finsternis“ sind in Gottes Hand (Vers 7). In der Erschaffung des Lichts (1Mo 1,3) ist die der Finsternis, wenn auch nicht ausdrücklich so genannt, enthalten. Von dem Licht wird gesagt, dass es gut war (1Mo 1,4). Das wird nicht von der Finsternis gesagt. Wir lesen, dass Gott, als Er alles sah, was Er gemacht hatte, einschließlich der Finsternis, erkannte, dass es sehr gut war (1Mo 1,2–5.31). Dies setzt voraus, dass die Finsternis nicht etwas Negatives ist, denn der Finsternis ist von Gott eine Funktion gegeben worden (vgl. Ps 104,19–24). Gott, der in seiner Schöpfung der Finsternis, die an sich nicht böse ist, einen Platz gegeben hat, kann sie nach dem Sündenfall als Symbol für etwas verwenden, das böse ist. So kann Er, der über alles erhaben ist, „Frieden“ schaffen, wo Unfrieden herrscht, aber auch „Unglück“ schaffen und als Strafe für die Sünde bringen (vgl. Jes 10,5–12).
Auch macht Gott den Menschen nicht gottlos, aber wenn er sich auf diese Weise offenbart, weiß Gott ihn für seinen Zweck zu gebrauchen (Spr 16,4; Amos 3,6b). Hier geht es um Kriege mit ihren schrecklichen Folgen, wie sie Kores führen wird, und um den Frieden, der daraus für Israel entstehen wird.
In Vers 8 wird die Aussage von Vers 7 auf die Errettung fokussiert und es folgt die Zusicherung, dass der HERR Gerechtigkeit auf der Erde als Segen vom Himmel aufrichten wird. Hierdurch wird auch Gerechtigkeit auf der Erde erzeugt werden. Auch hierin können wir in Kores ein Vorbild von Christus erkennen, dem König der Gerechtigkeit, dem wahren Melchisedek, der kommen soll.
9 - 13 Der HERR ist der Bildner
9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter irdenen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du?, und dein Werk: Er hat keine Hände? 10 Wehe dem, der zum Vater spricht: Warum zeugst du?, und zur Frau: Warum gebierst du? 11 So spricht der HERR, der Heilige Israels und der es gebildet hat: Über das Zukünftige fragt mich; meine Kinder und das Werk meiner Hände lasst mir anbefohlen sein! 12 Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen; meine Hände haben die Himmel ausgespannt, und all ihr Heer habe ich bestellt. 13 Ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit, und alle seine Wege werde ich ebnen; er wird meine Stadt bauen und meine Weggeführten entlassen, nicht für Kaufgeld und nicht für ein Geschenk, spricht der HERR der Heerscharen.
In Vers 9 ist das Wort nicht mehr an Kores gerichtet, sondern an diejenigen, die das Handeln des HERRN kritisieren. Sie sind nicht zufrieden mit dem Lauf der Dinge. Wie kann Gott nun einen Mann wie Kores gebrauchen? Aber Gott sagt: „Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet.“ „Wehe“ ist ein Schrei, der bei Beerdigungen gerufen wird, ein Schrei, der den Ernst der Sache zeigt. Wer sich über Gott beschwert, ist nicht mehr als ein Tongefäß unter anderen irdenen Tongefäßen.
Es ist doch höchste Torheit, wenn ein Töpfer von seinen Erzeugnissen zu hören bekommt, dass er keine gute Arbeit leistet (Röm 9,20.21). Ebenso töricht ist es, wenn jemand seinem Vater und seiner Mutter Vorwürfe macht für eine Geburt, zu der er selbst nichts beigetragen hat und nichts beitragen konnte (Vers 10). Gott ist nicht nur der Schöpfer aller Materie, Er ist auch der Ursprung des Lebens des Menschen. Solche Narren täten besser daran, wirklich alles in die Hände des HERRN zu legen und ohne Widerrede Ihm zu vertrauen, dem allein man vertrauen kann, sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft (Vers 11).
Er hat alles gemacht und alles hängt von Ihm ab (Vers 12). Ebenso hat Er auch Kores erweckt und den Weg vor ihm bestimmt und für das Ziel geebnet, das Er sich selbst gesetzt hat (Vers 13). Kores wird die Stadt Jerusalem wieder aufbauen und sonst niemand. Er wird dies tun, weil der HERR es will, und nicht, weil eine Vereinbarung getroffen wurde, nach der der HERR für die Erlösung seines Volkes bezahlen müsste. Die Absicht des HERRN lässt sich durch all die hochmütigen, dummen Einwände nicht ändern. Durch Kores wird der HERR sein Volk dorthin bringen.
Der HERR gibt auch uns Wiederherstellung, um als Gemeinde auf die Weise zu funktionieren, die Ihm vor Augen steht und mit den Mitteln, die Er wählt, und nicht auf unsere törichte Weise. Wir können aus diesem Abschnitt eine Bestätigung für unsere Herzen für die Tatsache finden, dass alles unter der Kontrolle des Schöpfers des Himmels und der Erde steht und dass seine Absichten in Bezug auf die Nationen unanfechtbar sind. Diese Bestätigung wird auch nützlich sein, um solchen zu helfen, die sich fragen, ob Gott am Ende wohl stärker ist als seine Feinde und ob Er noch einen Ausgang schaffen wird.
14 Gott ist allein in Israel
14 So spricht der HERR: Der Reichtum Ägyptens und der Erwerb Äthiopiens und die Sabäer, Männer von hohem Wuchs, werden zu dir übergehen und dir gehören; sie werden dir nachfolgen, in Fesseln werden sie [zu dir] übergehen; und sie werden sich vor dir niederwerfen, werden zu dir flehen: Gewiss, Gott ist in dir; und sonst ist kein, gar kein Gott!
In Vers 14 wechselt die Botschaft des HERRN von der nahen Zukunft bezüglich Kores zur Wiederherstellung Israels in der Endzeit. Die Erlösung durch Kores ist, wie wir bereits gesehen haben, eine Vorausschau auf die Erlösung Israels durch Christus in der Zukunft am Ende der großen Drangsal. Die hier genannten Sachverhalte haben sich in der Vergangenheit nicht ereignet. Sie werden erst bei der Wiederkunft Christi stattfinden. Die Nationen werden sich freiwillig Israel unterwerfen und ihren Götzendienst aufgeben. Dies wird geschehen, weil sie anerkennen werden, dass nur in Israel Gott ist und dass es keinen anderen Gott gibt. Dann wird sich auch die Verheißung des Bundes erfüllen, dass Israel das Haupt der Völker der Welt sein wird (5Mo 28,13).
Dieser Vers findet seine Parallele für uns in 1. Korinther 14 (1Kor 14,25; vgl. Off 3,9), wo der Apostel Paulus wahrscheinlich diese Worte Jesajas im Sinn hat. Der Herr möchte, dass das, was für Israel am kommenden Tag wahr sein wird, für uns schon jetzt wahr ist. Der Zweck unseres Zeugnisses ist es, aufzubauen und zu befestigen. Es ist Gottes Wohlgefallen für örtliche Gemeinden, die Seelen von unwissenden und ungläubigen Menschen zu Christus zu ziehen. Der Geist Gottes möchte in uns und durch uns gemeinsam wirken, damit solche Menschen sich der Gegenwart Gottes bewusst werden und zu wahren Anbetern werden.
15 - 17 Beschämung bei den Götzendienern
15 Ja, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott Israels, du Erretter! – 16 Sie alle werden beschämt und auch zuschanden, sie gehen insgesamt mit Schande dahin, die Götzenmacher. 17 Israel wird gerettet durch den HERRN mit ewiger Rettung; ihr werdet nicht beschämt und nicht zuschanden werden in alle Ewigkeiten.
In Vers 15 spricht Israel und es sprechen nicht die Heiden wie im vorherigen Vers. Es ist nicht ein Ausdruck des Suchens nach einem Gott, der nicht zu finden ist, weil Er sich von ihnen abgewandt hat (vgl. Jes 57,17), sondern, dass Gott in seinem Handeln und Regieren, was die Völker betrifft, oft unauffindbar ist. Er tut Dinge, die den Menschen verborgen sind, die Er aber seinem Volk bekannt macht. Der menschliche Verstand kann Ihn dabei nicht verstehen.
Israel wird sehr erstaunt sein, dass die Nationen, die in der Finsternis des Heidentums gewandelt sind, zu ihnen kommen und anerkennen, dass Gott bei ihnen ist. Es ist, als würde Israel sagen: „Wahrlich, Du hast auf wunderbare Weise gehandelt, auf eine Weise, die weit über unser Denken hinausgeht.“ Es erinnert an den Ausruf des Apostels über die Tiefe des Reichtums der Erkenntnis und der Weisheit Gottes, der auf die Beweisführung der Barmherzigkeit sowohl gegenüber Israel als auch gegenüber den Heiden folgt (Röm 11,32.33). Israel spricht Ihn als „Erretter“ an, weil sie in Ihm im Friedensreich den Erlöser sehen werden, der sowohl Israel als auch die Heiden erlöst hat.
Zum Abschluss des in Jesaja 44,6 begonnenen Abschnitts wird hier der große Unterschied zwischen dem Schicksal der Götzenbildner und dem unendlichen Segen Israels dargestellt (Verse 16.17). Von all dem, was Gott tut, haben die Götzendiener und Götzenbildner und Wahrsager nichts gewusst. Sie stehen alle sehr beschämt da. Es endet mit dem großen Ergebnis aller Handlungen Gottes, auf das die Propheten hingewiesen haben: die Befreiung, die Herrlichkeit und Freude Israels ohne Ende. Auch hier weist der Prophet in die ferne Zukunft, denn die Erlösung aus Babel ist keine ewige Erlösung.
18 - 19 Das Werk des HERRN
18 Denn so spricht der HERR, der die Himmel geschaffen (er ist Gott), der die Erde gebildet und sie gemacht hat (er hat sie bereitet; nicht als eine Öde hat er sie geschaffen; um bewohnt zu werden, hat er sie gebildet): Ich bin der HERR, und sonst ist keiner! 19 Nicht im Verborgenen habe ich geredet, an einem Ort des Landes der Finsternis; ich sprach nicht zu den Nachkommen Jakobs: Sucht mich vergeblich. Ich bin der HERR, der Gerechtigkeit redet, Aufrichtiges verkündet.
In Vers 18 wird der HERR als Sprecher vorgestellt. Zuerst wird wieder hervorgehoben, dass Er der Schöpfer von Himmel und Erde ist. Er hat die Erde geformt, „gebildet“, und hat sein Werk vollendet, „gemacht“. Er hat die Erde nicht geschaffen, damit sie wüst und leer bleibt (1Mo 1,2). Gott schafft Ordnung in der Trostlosigkeit und Leere. Er macht keine halben Sachen, sondern vollendet, was Er einmal begonnen hat (vgl. Phil 1,6).
Die Erschaffung der Erde, ihre Entstehung und Vollendung, ist kein Selbstzweck. Mit seiner Schöpfung hat Gott den Menschen im Sinn. So ist es auch mit der Bildung und Erlösung seines Volkes. Nachdem der HERR die Bildung des Volkes Israel begonnen hat, wird Er dieses Werk auch vollenden. Er wird das tun, indem Er Israel erlöst. In Babel herrscht ein Durcheinander und viele der Juden sind Teil dieses Durcheinanders und des Götzendienstes geworden. Der HERR wird das ändern. Er möchte sein Volk in den vollen Genuss des Segens bringen. Die Erde wird dann so bewohnt werden, wie es Gott bei der Schöpfung beabsichtigt hat. Dies wird sich im Friedensreich erfüllen.
Vom Ende von Vers 18 bis zum Ende des Kapitels spricht der HERR. Er beginnt damit, dass Er bestätigt, was gerade gesagt wurde, dass Er und ausschließlich Er Gott ist. Er hat nicht im Verborgenen geredet, wie es die Wahrsager und Magier aus der dunklen Region des Abgrunds tun, wo Geisterbeschwörer und Totenbeschwörer sich aufhalten (Vers 19). Gott bittet uns nicht, Ihn zu suchen, ohne etwas zu erwarten. Im Gegenteil, wenn Er uns einlädt, Ihn zu suchen, spricht Er die Wahrheit. Er ist absolut vertrauenswürdig und nicht unzuverlässig wie die Wahrsager.
Er gibt denen, die Ihn suchen, Verheißungen. Er ist ein „Belohner derer, die ihn suchen“ (Heb 11,6). Er erfüllt seine Verheißungen gemäß seiner Gerechtigkeit: Er redet „Gerechtigkeit“. Er macht niemandem etwas vor. Sein Wort ist sicher, zuverlässig und vertrauenswürdig. Alle seine Verheißungen an sein irdisches Volk werden sich erfüllen, ebenso wie alle Verheißungen, die uns gegeben wurden (2Kor 1,20).
20 - 21 Die Götzen und der HERR
20 Versammelt euch und kommt, nähert euch insgesamt, ihr Entronnenen der Nationen! Keine Erkenntnis haben die, die das Holz ihres geschnitzten Bildes tragen und zu einem Gott flehen, der nicht retten kann. 21 Tut kund und bringt herbei; ja, beraten mögen sie sich miteinander! Wer hat dies von alters her hören lassen, lange zuvor es verkündet? Nicht ich, der HERR? Und es ist sonst kein Gott außer mir; ein gerechter und rettender Gott ist keiner außer mir!
Wie in den Versen 14–17 wird die Wiederherstellung Israels von einem Segen für die Nationen begleitet (Vers 20). Die Nationen, die den Gerichten über diese Welt entkommen sind, waren keine Anbeter des Tieres, denn diese wurden alle durch das Gericht ausgelöscht (Off 14,9–11).
Hier geht es nicht darum, dass die Israeliten den Nationen entkommen sind – was „ihr Entronnenen der Nationen“ nahelegen könnte –, sondern es geht um Heiden, die den Gerichten entkommen sind. Sie werden von Gott aufs Neue in einer Rechtssache gerufen, um sich zu äußern.
Im Licht des zukünftigen Segens nimmt Gott seinen Protest gegen ihre Götzen wieder auf und deutet erneut an, wie töricht es ist, von einem Götzen Erlösung zu erwarten. Auch können diese Götzen nichts über zukünftige Dinge aussagen, was Gott erneut herausfordert, um ihnen ihre völlige Unfähigkeit dazu deutlich zu machen (Vers 21). Nur Er ist dazu in der Lage und niemand sonst.
Er allein ist sowohl der gerechte als auch der erlösende Gott. Als der gerechte Gott muss und wird Er die Sünde richten. Als der erlösende Gott erlöst Er durch seinen Sohn, der seine gerechten Forderungen erfüllt hat, indem Er für alle, die sich als Sünder bekennen, das Gericht erlitten hat.
Der Gott Israels ist der Gott, der den Himmel und die Erde geschaffen hat. Deshalb ist Er der einzig wahre Gott. Deshalb ist Er auch allein in der Lage, Israel zu erlösen. Für die Nationen ist dies ein weiterer Aufruf, den Gott Israels anzuerkennen, um dadurch Anteil an den Segnungen des Friedensreichs zusammen mit dem Volk Israel zu erlangen (Off 14,6.7).
22 - 25 Bei dem HERRN ist Gerechtigkeit
22 Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst. 23 Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist ein Wort in Gerechtigkeit hervorgegangen, und es wird nicht rückgängig [gemacht] werden, dass jedes Knie sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören wird. 24 Nur in dem HERRN, wird man von mir sagen, ist Gerechtigkeit und Stärke. Zu ihm wird man kommen, und alle, die gegen ihn entbrannt waren, werden beschämt werden. 25 In dem HERRN wird gerechtfertigt werden und sich rühmen alle Nachkommenschaft Israels.
Auf die Erklärung Gottes in der Ihn betreffenden Rechtssache im vorigen Vers folgt die befehlende Einladung an die Heiden, sich Ihm um Errettung zu wenden (vgl. Mt 11,28). Dadurch werden sie an den Segnungen des Friedensreichs teilhaben (Vers 22). Zum dritten Mal erklärt Er: „Denn ich bin Gott und keiner sonst.“ Nach seiner herrlichen Vorstellung in Vers 21 als „ein gerechter und rettender Gott“, der Er für Juden und Heiden sein will, erklärt Er feierlich mit einem Schwur, dass die Zeit kommt, in der Er weltweit als Gott anerkannt wird (Vers 23). Dies wird im Tausendjährigen Friedensreich geschehen.
Das Beugen des Knies spricht davon, die Autorität des HERRN anzuerkennen und sich ihr zu unterwerfen, im Gegensatz zum Beugen des Knies vor den Götzen und der Anerkennung ihrer Autorität. Die Namen der Götzen werden ausgerottet werden (Sach 13,2). Das Bekenntnis mit der Zunge zeigt die Zustimmung zur Unfehlbarkeit und Gerechtigkeit seines Urteils. Dass dieses Wort nicht widerrufen wird, bedeutet, dass es kein Versagen bei der Erfüllung des Gesagten geben wird (vgl. Jes 55,11).
Paulus zitiert diesen Vers im Zusammenhang mit einer schlechten Eigenschaft von uns Gläubigen, nämlich dass wir andere so leicht verurteilen (Röm 14,10–12). Mittels dieses Verses aus Jesaja stellt er uns sozusagen vor den Richterstuhl Gottes. Wenn wir an den Richterstuhl Gottes denken, vor dem wir bald stehen werden, wollen wir gerne so leben, als stünden wir jetzt schon vor ihm. Wir möchten Gott gerade jetzt, in diesem Moment, schon Rechenschaft ablegen.
Das Ergebnis dieses Gedankens ist, dass wir zu dem Resultat kommen, dass wir uns nicht (mehr) gegenseitig beurteilen sollten. Das überlassen wir dann Gott. Jeder Mensch wird sich vor Gott verneigen und ihn als Gott anerkennen. Das macht uns sehr klein. Ein weiteres Zitat, das Paulus aus diesem Vers anführt, zeigt, dass der Herr Jesus derjenige ist, vor dem sich jedes Knie beugen wird (Phil 2,10). Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Herr Jesus Gott ist.
Die große Erkenntnis am kommenden Tag ist, dass alle Dinge nur bei und in dem HERRN zu finden sind (Verse 24.25). Er wird in all seinen Eigenschaften, seiner Macht und seinen Handlungen erkannt und angenommen werden. Diese Verse betonen beharrlich immer wieder die Gerechtigkeit Gottes als Grundlage seines Handelns. In Vers 21 geht es um Gerechtigkeit und Erlösung. Hier ist es Gerechtigkeit und Stärke (Vers 24). Stärke kommt nur, wenn wir in Gerechtigkeit, in einer gerechten Weise vor Ihm wandeln. Von allen Enden der Erde werden Menschen zu Ihm kommen, aber die, die gegen Ihn sind, werden beschämt dastehen.
Die Nachkommen Israels werden gerechtfertigt werden, nicht durch Werke des Gesetzes, sondern „in dem HERRN“ (Vers 25). Sie werden voller Freude in Ihm ihren Messias erkennen. In Ihm werden sie sich rühmen und nicht in ihrer eigenen Erhöhung und Macht. Und Israel wird eine geistliche Nachkommenschaft haben, Nachkommen, die alle aufgrund des Sühneopfers auf Golgatha gerechtfertigt sind.