Einleitung
Übersicht über Abschnitt 1.3 – Jesaja 28–35
Gott und sein Volk
Der dritte Teil des ersten Hauptabschnitts (Jesaja 1–35) umfasst Jesaja 28–35 und kann wie folgt unterteilt werden:
1. Wehe über Samaria (Jesaja 28)
2. Wehe über Ariel (Jesaja 29)
3. Wehe über die rebellischen Kinder (Jesaja 30)
4. Wehe denen, die die Hilfe Ägyptens suchen (Jesaja 31)
5. Das Reich Gottes (Jesaja 32)
6. Wehe über den Zerstörer (Jesaja 33)
7. Gericht über die Welt und Edom (Jesaja 34)
8. Segen für Gottes Volk (Jesaja 35)
Wie die vorhergehenden Abschnitte, Jesaja 1–12 und Jesaja 13–27, beginnt dieser Abschnitt mit dem Gericht Gottes und setzt sich bis zum Friedensreich fort. Es endet auch mit einem Lobgesang und einer Aufzählung der Segnungen des Friedensreichs.
Einleitung zu Jesaja 28
Jesaja 28 und 29 leiten eine Reihe von Prophezeiungen ein. Prophetisch finden wir hier die beiden Angriffe (Dan 11,39–44) der Assyrer in der Zeit des Grimmes Gottes. Die Wiederherstellung Israels findet zwischen diesen Angriffen statt. Nach der endgültigen Vernichtung der Assyrer wird das Friedensreich errichtet.
Dieser prophetische Teil findet seine historische Vorerfüllung im Fall von Samaria (2Kön 17,1–5.22.23). Die endgültige Erfüllung dieses Abschnitts ist der erste Angriff des Königs des Nordens auf Israel (Dan 11,40).
1 - 4 Wehe über Samaria
1 Wehe der stolzen Krone der Betrunkenen Ephraims und der welkenden Blume seiner herrlichen Pracht auf dem Haupt des fruchtbaren Tals der vom Wein Überwältigten! 2 Siehe, der Herr hat einen Starken und Mächtigen wie ein Hagelwetter, wie ein verderbender Sturmwind; wie ein Wetter gewaltiger, überflutender Wasser reißt er mit Macht zu Boden. 3 Mit Füßen wird zertreten die stolze Krone der Betrunkenen Ephraims. 4 Und der welkenden Blume seiner herrlichen Pracht auf dem Haupt des fruchtbaren Tals ergeht es wie dessen Frühfeige vor der Obsternte: Kaum ist sie in der Hand dessen, der sie erblickt, so verschlingt er sie.
In diesem Kapitel wird eine neue Reihe mit „Wehe“ eingeführt. In Jesaja 5 hören wir sechsmal ein „Wehe“ und von Jesaja 28–33 sind es noch sechs weitere. Die ersten fünf handeln von Israel und insbesondere von Juda und Jerusalem. Das sechste ist über Assyrien. Das „Wehe“ wird über das Volk Gottes ausgesprochen, weil sie den HERRN verlassen haben. Es betrifft die Gottlosen in Israel. Sie setzten ihr Vertrauen lieber auf Ägypten als auf den HERRN. In der Endzeit werden sie ihr Vertrauen auf ihren König, den Antichristen, und auf den Bund mit dem Tier, dem kommenden Führer des wiederhergestellten Römischen Reiches, der vereinigten Staaten von Europa, setzen.
Dieses Kapitel kann in drei Teile unterteilt werden:
1. Verse 1–13,
2. Verse 14–22,
3. Verse 23–29.
Der erste Teil beschreibt den verkommenen Zustand der Führer in Israel zu dieser Zeit. In den ersten Versen wird Samaria öffentlich angeprangert. Als Hauptstadt des Zehnstämmereiches wird die Stadt „die stolze Krone“ genannt, mit der sich das berauschte Ephraim rühmte (Vers 1). Die Bewohner von Samaria leben in luxuriöser Selbstzufriedenheit. Die Stadt, die auf einem Berg liegt und daher „auf dem Haupt“ gesehen wird, wird mit „einer welkenden Blume“ verglichen, was das Bild einer vergangenen Herrlichkeit vermittelt. Der Hintergrund dieser Prophezeiung ist die Vorsehung, dass Samaria drei Jahre lang von den Assyrern belagert und schließlich zerstört wird (2Kön 17,5).
Sie nutzen die Fruchtbarkeit des Tals, auf dem die Stadt wie ein Kopfschmuck liegt, zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse (vgl. Amos 4,1). Es macht sie betrunken und damit gefühllos für das Wort Gottes durch seine Propheten. All dies wird der HERR mit seinem Gericht treffen. Assyrien wird das Werkzeug sein, durch das der HERR das Gericht vollstrecken wird. Assyrien können wir hier mit dem kommenden König des Nordens gleichsetzen, dem Bündnis der nordarabischen (Ps 83,6–9), islamischen Nationen mit der Unterstützung von Gog (vgl. Dan 8,24). Assyrien wird wieder dargestellt als „gewaltige, überflutende Wasser“ (Vers 2; Jes 8,7).
Assyrien wird Samaria mit Füßen treten und ihren Stolz zertreten (Vers 3). Es wird dies mit der größten Leichtigkeit tun. Mit der Stadt wird verfahren wie mit „der welkenden Blume“. Es wird beiläufig geschehen, mit der Geschwindigkeit, mit der man eine frühe Feige sieht, sie pflückt, in den Mund steckt und verschlingt (Vers 4), und sie ist nicht mehr. Wir würden sagen: beißen, schlucken, weg. Diese Verse erfüllten sich im Jahre 622 v. Chr.
In diesem Abschnitt liegt die Warnung für uns, dass wir uns nicht auf unseren Wohlstand verlassen (Ps 62,11; Jer 9,22; 1Tim 6,17). Wir mögen genießen, was der Herr uns gibt, aber Er verlangt von uns, dass wir zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit suchen (Mt 6,33). Schließlich haben wir es von Ihm erhalten. Wenn wir das erkennen, werden wir Ihn mit dem ehren wollen, was Er uns anvertraut hat. Dann werden wir auch an Bedürftige weitergeben.
Prophetisch weist dieser Angriff (Verse 1–6) auf den ersten Angriff des Königs des Nordens auf Israel hin (Dan 11,41). Mit Ephraim ist der nördliche Teil Israels gemeint, der von diesem König zuerst angegriffen werden wird. Die zehn Stämme selbst werden nach der Erscheinung des HERRN zurückkehren (Mt 24,29–31). Ab Vers 7 geht es um die Fortführung dieses Angriffs auf Jerusalem.
5 - 6 Ermutigung für die Gläubigen
5 An jenem Tag wird der HERR der Heerscharen dem Überrest seines Volkes zur prächtigen Krone und zum herrlichen Kranz sein, 6 und zum Geist des Rechts dem, der zu Gericht sitzt, und zur Heldenkraft denen, die den Kampf zurückdrängen ans Tor.
Hier bewegen wir uns in der Zukunft, angezeigt durch die Formulierung „an jenem Tag“ (Vers 5). Der Prophet versetzt uns auf einmal in die Endzeit. Auf die Drohung an die Abtrünnigen folgt wieder die Ermutigung an die Gläubigen, den „Überrest seines Volkes“, auf die der HERR immer ein Auge hat. Er wird für sie „eine prächtige Krone und ein herrlicher Kranz“ sein. Dies ist ein deutlicher und vielsagender Kontrast zu der „stolzen Krone“, die Samaria zur Zeit der Prophezeiung Jesajas kennzeichnet und die sich letztendlich als welkende Blume erweist (Vers 1).
Er wird dem Überrest auch geistliche Unterstützung geben, um vor Gericht die richtigen Entscheidungen zu treffen (Vers 6). Er wird auch ihren Kriegern die Kraft geben, den eingedrungenen Feind zurück zum Tor zu treiben und aus der Stadt zu jagen. Der Überrest wird diese Unterstützung brauchen, damit er mit dem HERRN in der Wiedergeburt (Mt 19,28), d. h. im Friedensreich, herrschen kann.
Diese Ermutigung gilt auch für alle, die heute in der Furcht des Herrn wandeln wollen, einer Zeit, in der der Glaubensabfall rapide zunimmt. Sie erhalten Weisheit und Kraft vom Herrn. Wir müssen dafür sorgen, dass wir gerecht leben und in der Kraft des Heiligen Geistes Siege erringen.
7 - 10 Betrunkene Priester und Propheten
7 Und auch diese wanken vom Wein und taumeln von starkem Getränk: Priester und Prophet wanken von starkem Getränk, sind übermannt vom Wein, taumeln vom starken Getränk; sie wanken beim Gesicht, schwanken beim Rechtsprechen. 8 Denn alle Tische sind voll Unflat [und] Gespei, dass kein Platz mehr ist. 9 Wen soll er Erkenntnis lehren und wem die Botschaft verständlich machen? Denen, die von der Milch entwöhnt, die von den Brüsten entfernt sind? 10 Denn [es ist] Gebot auf Gebot, Gebot auf Gebot, Vorschrift auf Vorschrift, Vorschrift auf Vorschrift, hier ein wenig, da ein wenig!
Mit „auch diese“ (Vers 7) spricht Jesaja nun über das Südreich Juda und genauer gesagt über die Führer Jerusalems, die Verantwortlichen im Volk (Vers 14). Sie sind nicht besser als die von Samaria und haben sogar eine größere Verantwortung und damit eine größere Schuld. Jesaja spricht in stärkeren Worten über ihre trügerischen Visionen und gerichtlichen Entscheidungen. Er prangert ihren ausschweifenden Lebensstil unverblümt an (Vers 8).
Sogar ihre Altäre (Tische) sind furchtbar verunreinigt durch Erbrochenes. Es verstößt gegen das Gebot für die Priester: „Wein und starkes Getränk sollst du nicht trinken“ (3Mo 10,9; Hes 44,21). Es ist auch nicht nur ein Vorfall, sondern es ist zu einer Gewohnheit, zu einem Lebensstil geworden. Prophetisch gesehen wird Jerusalem einfältig fallen, da sie sich geistlich in einer Gottesfinsternis befinden, berauscht vom Wein des Antichristen. Deshalb wird der König des Nordens mit Leichtigkeit bis nach Jerusalem durchstoßen.
Ihre „stammelnde“ Antwort ist in den Versen 9 und 10 zu hören. Auf Hebräisch klingen diese Worte wie das Lallen von Betrunkenen: „ki tsav latsav, tsav latsav, kav lakav, kav lakav, ze'ir scham, ze'ir scham“. Prophetisch gesehen sind diese Priester und Propheten der Juden betrunken, indem sie den Wein des Antichristen trinken, ihnen fehlt die wahre Erkenntnis Gottes und sie haben geistlich gesehen kein Unterscheidungsvermögen mehr.
Dieser betrunkene Priester lallt gegenüber seinen Kameraden über Jesaja sozusagen Worte wie: Kommt er hierher, um uns, die wir Erkenntnis haben, zu belehren? Und der betrunkene Prophet, der sich rühmt, selbst Offenbarungen empfangen zu haben, sagt spöttisch zu seinen Trinkgenossen über Jesaja: „Will er uns wissen lassen, was eine Offenbarung bedeutet? Er muss denken, dass wir ein Haufen Kinder sind! Jedes Mal lässt er seine Gesetze hören, jedes Mal stellt er Vorschriften an uns. Manchmal spricht er über dies und manchmal über das. Dieser Mann hat immer etwas zu meckern!
Sie halten sich für die aufgeklärten Intellektuellen ihrer Zeit, ohne zu merken, dass sie in Wirklichkeit dumm und kindisch sind. Deshalb spricht Jesaja sie mit einer klaren und verständlichen Sprache an. In der Tat sagt er ihnen, was sie tun dürfen und was nicht. Sie sind ein Volk der Gebote und Regeln, aber sie haben diese nur in einem äußerlichen Sinn.
11 - 13 Eine andere Sprache als Gericht
11 Ja, durch stammelnde Lippen und durch eine fremde Sprache wird er zu diesem Volk reden, 12 er, der zu ihnen sprach: Dies ist die Ruhe, verschafft dem Ermüdeten Ruhe; und dies ist die Erquickung! Aber sie wollten nicht hören. 13 Und so wird ihnen das Wort des HERRN sein: Gebot auf Gebot, Gebot auf Gebot, Vorschrift auf Vorschrift, Vorschrift auf Vorschrift, hier ein wenig, da ein wenig; damit sie hingehen und rückwärts fallen und zerschmettert werden und verstrickt und gefangen werden.
Weil sie nicht zuhören, fährt Jesaja mit der Verkündigung des Gerichts fort. Wenn sie nicht auf die klare Sprache des Propheten hören wollen, sondern verächtliche Bemerkungen darüber machen, werden sie in einer unverständlichen Sprache angesprochen werden. Dies wird geschehen, wenn die Armeen von Assyrien, die eine fremde Sprache sprechen, in das Land einfallen (Vers 11).
Paulus zitiert die Verse 11 und 12 im Zusammenhang mit dem Reden in Sprachen, auf das die Korinther so stolz sind. Aber er fügt hinzu, dass die Sprachen ein Zeichen für die Ungläubigen sind (1Kor 14,21.22a). Diese Ungläubigen scheinen demnach die Israeliten zu sein, denn Paulus zitiert diesen Vers aus Jesaja. Damit will er sagen, dass durch dieses Reden in Sprachen dem ungläubigen Israel deutlich gemacht wird, dass der HERR von nun an in jeder menschlichen Sprache gepriesen werden kann und nicht nur in dem heiligen Hebräisch.
Dies beinhaltet – wenn auch nur vorübergehend – die Verwerfung Israels als auserwähltes Volk Gottes. Das Reden in Sprachen ist ein Zeichen des Gerichts und nicht des Segens. Das ist die Anwendung dieses Verses. Die Auslegung ist, dass die Assyrer kommen werden und durch diese Menschen mit unverständlicher Sprache das Gericht kommen wird, weil sie nicht auf Gottes Propheten gehört haben, die sie sprachlich gut verstanden haben.
Das Wunder und Zeichen der Sprachen geschieht auch am Pfingsttag in Jerusalem (Apg 2,5–12). Viele Juden aus anderen Ländern sind anwesend. Dann hören sie in ihren Sprachen und sogar Dialekten von den großen Taten Gottes. Für die einheimischen Juden scheint es wie eine Sprache von Betrunkenen zu sein. Nur ein kleiner Teil der großen Menge, dreitausend immerhin, kommt zum Glauben.
Die Sprachen sind ein Zeichen für die ungläubigen Juden. Es ist ein Zeichen des Gerichts. Das Reden in Sprachen kann auch in der Gemeinde geschehen, wenn es (jüdische) Ungläubige gibt, die eine andere Sprache sprechen, aber dann muss ein Dolmetscher anwesend sein, weil die Gemeinde auferbaut werden soll. Nur der Inhalt baut die Gemeinde auf (1Kor 14,20–28).
Der HERR hat seinem Volk Ruhe und Erleichterung angeboten, aber sie haben keine Ohren dafür (Vers 12; Jes 30,15). Deshalb werden sie gezwungen, sich in allen Bereichen Gesetzen und Vorschriften zu beugen, um sich einem Feind zu unterwerfen, der kein Mitleid kennt (Vers 13). Sie werden einfach ihre äußerliche Religion fortsetzen und fallen (vgl. Sach 14,2).
14 - 19 Ein Bund mit dem Tod
14 Darum hört das Wort des HERRN, ihr Spötter, Beherrscher dieses Volkes, das in Jerusalem ist! 15 Denn ihr sprecht: Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen und einen Vertrag mit dem Scheol gemacht: Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, wird sie an uns nicht kommen; denn wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und in der Falschheit uns geborgen. 16 Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet; wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen. 17 Und ich werde das Recht zur Richtschnur machen und die Gerechtigkeit zum Senkblei. Und der Hagel wird die Zuflucht der Lüge wegraffen, und die Wasser werden den Bergungsort wegschwemmen. 18 Und euer Bund mit dem Tod wird zunichtewerden, und euer Vertrag mit dem Scheol nicht bestehen: Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, so werdet ihr von ihr zertreten werden. 19 Sooft sie hindurchfährt, wird sie euch wegraffen; denn jeden Morgen wird sie hindurchfahren, bei Tag und bei Nacht. Und es wird nichts als Schrecken sein, die Botschaft zu vernehmen.
Nachdem Jesaja in den vorhergehenden Versen von den Führern Jerusalems gesprochen hat, vor allem von den geistlichen Führern, spricht er nun zu den politischen Führern, den „Beherrschern dieses Volkes, das in Jerusalem ist“ (Vers 14). In der Zukunft sind dies die Regierungsbeamten des Antichristen. Er nennt sie unverblümt „Spötter“, wobei er sich auf ihre früheren Äußerungen bezieht (Verse 9.10), und macht sie auf die Dreistigkeit ihrer Außenpolitik aufmerksam. Ihr Spott hat sie dazu gebracht, Gott herauszufordern. Herausfordernd machen sie darauf aufmerksam, dass sie einen „Bund mit dem Tod“ geschlossen haben und dass sie „einen Vertrag mit dem Scheol" eingegangen sind. Darauf verlassen sie sich und nicht auf Gott. Darin liegt für sie ihre Stärke und nicht in Gott.
Es scheint, dass ihre Politik wie folgt ist: Sie stehen immer zwei gegnerischen Supermächten gegenüber: Ägypten im Süden und Assyrien im Norden. Sie haben heimlich ein Bündnis mit Ägypten – von Jesaja „der Tod“ und „der Scheol“ genannt – geschlossen, um sich gegen Assyrien verteidigen zu können (Vers 15). Sie werden vor einer assyrischen Invasion gewarnt (Jes 8,7.8). Aufgrund des Bündnisses mit Ägypten fühlen sie sich nun sicher. Wenn Assyrien als „die überflutende Geißel – „die Rute“ (Jes 10,5) – kommt, haben sie einen Platz zum Schutz. Sie geben sich lieber mit Haut und Haaren der Lüge und dem Betrug hin, als dass sie dem Ruf Jesajas folgend auf den HERRN vertrauen.
Prophetisch gesehen wird es Israel mit zwei Supermächten zu tun haben. Die Gefahr kommt von der ersten, den Assyrern, also dem König des Nordens, einer Allianz arabisch-islamischer Länder (wahrscheinlich schiitisch), mit ihrem mächtigen Verbündeten Gog, also Russland, dahinter. Um ihr die Stirn zu bieten, wird Israel ein Bündnis mit einer anderen Supermacht eingehen, dem wiederhergestellten Römischen Reich, den vereinigten Staaten von Europa. Das Wort Gottes nennt diesen Bund einen Bund mit dem Tod und einen Vertrag mit dem Scheol.
Im Gegensatz zur heuchlerischen und damit unzuverlässigen Politik werden die Gottesfürchtigen auf ein unerschütterliches Fundament verwiesen (Vers 16). Davon spricht schon Jakob in seinem Segensspruch an Joseph, wenn er sagt, dass die Stärke Israels „von dem Mächtigen Jakobs“ kommt, der als „der Stein Israels“ sein Hirte ist (1Mo 49,24). Dieser Fels oder Stein ist kein anderer als Christus, wie wir vom Apostel Petrus wissen, der diesen Vers aus Jesaja in seinem ersten Brief zitiert (1Pet 2,6).
Von Petrus lernen wir, dass das, was für den gläubigen Überrest in der Endzeit wahr sein wird, für uns jetzt schon wahr ist. Christus ist in der Tat „ein auserwählter, kostbarer Eckstein“, was wir an all dem sehen, was Ihm während seines ersten Kommens und Aufenthalts auf der Erde widerfuhr. Christus ist der lebendige Stein, zu dem wir kommen, die wir von Natur aus Staub sind (1Mo 3,19), und in Verbindung mit Ihm zu lebendigen Steinen werden dürfen (1Pet 2,4).
Wenn Er kommt, wird sich erneut zeigen, dass Er „ein kostbarer Eckstein“ ist, „ein Grundstein“, ein Stein, „der fest gegründet ist“, wörtlich „ein wohlgegründetes Fundament“ oder ein fester Halt (vgl. Lk 6,46–49). Obwohl Er sich noch nicht auf diese Weise offenbart hat, sieht der Glaube Ihn bereits. Er ist das, was der unstabile Mensch braucht.
Wer an Ihn glaubt, wer auf diese Grundlage sein Vertrauen stellt, der schließt keinen eitlen Bund und eilt nicht, sondern sieht aus nach Ihm, auf sein Kommen. Das hebräische Verb „eilen“ bedeutet „wegeilen“, wegkriechen aus Scham, weil man sich dessen schämt, von dem man geglaubt hat, man könne diesem vertrauen. Die Gottesfürchtigen „werden nicht zuschanden werden“ (vgl. Röm 9,33; 10,11). Christus ist immer der Weg zur Errettung.
Wer von den Israeliten auf die Macht des Tieres, d. h. des wiederhergestellten Römischen Reiches, vertraut, wird beschämt dastehen. Wer jedoch sein Vertrauen auf Christus setzt, wird nie und nimmer beschämt dastehen. Das gilt nicht nur für Israel in der Zukunft, es gilt auch für uns jetzt.
Was für den Gläubigen fester Boden ist, bedeutet für den Ungläubigen Gericht. Wenn Christus nach Zion kommt, wird Er auf vollkommen gerechte Weise Recht sprechen (Vers 17). „Maßband“ und „Senkblei“ sind notwendig, um ein gutes Fundament zu legen. Bevor Christus sein Reich beginnen kann, müssen alle Spuren des antichristlichen Wirkens beseitigt werden, damit ein gutes Fundament gelegt werden kann.
Mit den Gerichten aus Hagel und Wasser wird Er die Verstecke, in denen die Lüge wohnt, und die Verträge mit dem Tod wegschwemmen. Hagel und Wasser sind zwei Bilder, die schon früher verwendet wurden, um zu beschreiben, was die Assyrer ausrichten (Vers 2), aber sie werden jetzt verwendet, um die Wirkung des Kommens des HERRN ins Land zu beschreiben.
„Die Zuflucht der Falschheit“ und „der Zufluchtsort“ werden „weggerafft“ und „überflutet“. „Zion wird als Feld gepflügt werden“ (Mich 3,12). Die Führer und das Volk werden durch die „überflutende Geißel“ (Vers 18) „gepeitscht“. Die alten Assyrer waren nie in der Lage, Jerusalem zu erobern. Dies zeigt deutlich, dass die volle Erfüllung dieser Prophezeiungen noch in der Zukunft liegt (Sach 13,8; 14,2).
In Vers 18 wird neben dem Gericht, das unmittelbar bevorsteht, der Blick auf das Gericht in der fernen Zukunft – für uns: die nahe Zukunft – gerichtet. In der Endzeit wird der Bund aus Vers 15 voll erfüllt werden. Der Tod ist der Antichrist. In ihn ist der Teufel gefahren, der „die Macht des Todes hat“ (Heb 2,14). Der „Bund“, den die gottlose Masse unter der Führung des Antichristen schließt, ist ein Bund mit dem Tod. Mit dem Scheol haben sie einen „Vertrag“ geschlossen. Der Vertrag (mit dem Tod) ist der Bund, den die gottlose Masse der Juden durch ihr Oberhaupt, den Antichristen, mit dem wiederhergestellten Römischen Reich, das Europa ist, geschlossen hat.
Dieses Reich kommt aus dem Abgrund (Off 17,8). Satan ist der Gründer. Wegen beider Verbindungen wird das gottlose Israel das Gericht Gottes auf schreckliche Weise über sich ergehen lassen müssen. Gott wird zu diesem Zweck „die überflutende Geißel“ einsetzen, d. h. Assyrien, in diesem Fall den prophetischen König des Nordens bzw. ein Bündnis arabisch-islamischer Nationen (Dan 11,40.41). Die Vollstreckung des Gerichts wird nacheinander stattfinden, „Morgen für Morgen“ (Vers 19). Die Führer, die sich geweigert haben, auf die Warnungen zu hören, werden dann zu ihrem Entsetzen feststellen, dass dies die Gerichte sind, von denen sie dachten, sie würden sie niemals treffen.
20 - 22 Befremdend ist sein Werk
20 Denn das Bett ist zu kurz, um sich auszustrecken, und die Decke zu schmal, um sich einzuhüllen. 21 Denn der HERR wird sich aufmachen wie beim Berg Perazim, wie im Tal bei Gibeon wird er zürnen: um sein Werk zu tun – befremdend ist sein Werk! – und um seine Arbeit zu verrichten – außergewöhnlich ist seine Arbeit! 22 Und nun treibt nicht Spott, damit eure Fesseln nicht fester gemacht werden; denn ich habe Vernichtung vernommen und Festbeschlossenes von Seiten des Herrn, des HERRN der Heerscharen, über die ganze Erde.
Sie denken, dass sie sich wie in einem komfortablen Bett, unter einer kuscheligen Decke, vor der Gefahr schützen und Ruhe haben können, da sie Ägypten um Hilfe gebeten haben (Vers 20). Zu ihrem Entsetzen werden sie feststellen, dass ihre Vorsichtsmaßnahmen nichts nützen werden. Im Gegenteil, das Bett wird zu kurz und die Decke zu schmal sein. Außerhalb des HERRN gibt es keine Ruhe und keinen Schutz. So ist es immer mit jedem Mitglied des Volkes Gottes: Das Vertrauen auf die Welt wird nur Beschämung, Elend und Unheil bewirken. Der Glaube überwindet. Christus ist das feste Fundament, auf dem wir unsere Hoffnung bauen können.
Der HERR wird gegen sein Volk mit Hagel und Wasser vorgehen (Vers 17), so wie Er es in der Vergangenheit gegen ihre Feinde getan hat (Vers 21). „Auf dem Berg Perazim“ und „im Tal von Gibeon“ erhob sich der HERR, um David im ersten Fall und Josua im zweiten Fall im Kampf gegen ihre Feinde zu unterstützen. Er ging vor David voraus wie durchbrechendes Wasser (2Sam 5,18–25) und Er half Josua durch große Hagelkörner (Jos 10,1–11). Aber jetzt wird Er ein befremdendes Werk tun. Dieses befremdende Werk ist, dass Er sich erheben wird, um die Feinde gegen sein Volk zu unterstützen. Er wird sein eigenes Volk so behandeln, als wären sie seine Feinde. Sie haben Ihn dazu genötigt, aber es wird eine ungewöhnliche Tat sein.
Noch einmal wird das Volk aufgefordert, sich von ihrem zynischen Unglauben zu bekehren (Vers 22). Wenn sie das nicht tun, werden die Fesseln ihres Elends noch fester angezogen. Das Gericht über das Ganze ist festbeschlossen; es ist eine Vernichtung „über das ganze Land“. Das ganze Land Israel wird umgepflügt werden (vgl. Vers 24). Für die wenigen, die Buße tun, gibt es Gnade. Doch die Hälfte der Einwohner Jerusalems wird von den prophetischen Assyrern in die Gefangenschaft geführt werden (Sach 14,2).
Für Jesaja ist es eine ausgemachte Sache, er weiß, dass es so kommen wird. Er hat es persönlich vom HERRN, dem HERRN der Heerscharen, gehört. Daher gibt es nicht den geringsten Zweifel, dass es so kommen wird.
23 - 29 Das Werk des HERRN ist weise
23 Nehmt zu Ohren und hört meine Stimme, horcht auf und hört meine Rede! 24 Pflügt wohl der Pflüger den ganzen Tag, um zu säen? Furcht und eggt er [den ganzen Tag] sein Ackerland? 25 Ist es nicht so: Wenn er dessen Fläche geebnet hat, so streut er Dill und sät Kümmel und wirft Weizen reihenweise und Gerste auf das abgesteckte Stück, und den Hartweizen an seinen Rand. 26 So unterwies ihn sein Gott zum richtigen Verfahren, er belehrte ihn. 27 Denn Dill wird nicht mit dem Dreschschlitten ausgedroschen und das Wagenrad nicht über Kümmel gerollt, sondern Dill wird mit dem Stab ausgeschlagen und Kümmel mit dem Stock. 28 Wird Brotkorn zermalmt? Nein, nicht immerfort drischt er es; und wenn er das Rad seines Wagens und seine Pferde darüber hintreibt, so zermalmt er es nicht. 29 Auch dies geht aus von dem HERRN der Heerscharen; er ist wunderbar in [seinem] Rat, groß an Verstand.
Im dritten und letzten Teil dieses Kapitels geht es darum, was der HERR den wenigen, die Ihm treu geblieben sind in der Zeit der großen Not, zu sagen hat, wenn sie wegen ihrer Treue leiden. Er spricht zu ihnen mit einer ihnen vertrauten Stimme und mit Worten des Trostes (Vers 23). Sie werden aufgefordert, aufmerksam zuzuhören: „Nehmt zu Ohren und hört meine Stimme“ (vgl. Mk 4,3.9).
Jesaja benutzt ein Gleichnis für seine tröstenden Worte. Er verwendet das Bild eines Landwirts, genau wie Paulus es auch tut (1Kor 3,7–9). Der Bauer ist hier ein Bild des HERRN. Sein Land steht für das Volk Israel. Der harte Boden ist der abtrünnige Teil des Volkes. Der Pflug sind die Assyrer. Die verschiedenen Samen sind die zerstreuten Stämme Israels, die wieder in das Land Israel gepflanzt werden sollen.
So wie der Bauer nicht ewig pflügt (Vers 24), so wird auch der HERR nicht endlos züchtigen. Weder das Pflügen noch das Züchtigen ist das abschließende Ziel der Arbeit. Der Landwirt hat mit dem Land ein anderes Ziel, einen guten Zweck, vor Augen. Das hat der HERR auch. Deshalb gibt es Hoffnung inmitten der Trübsal. Der HERR hat ein gnädiges Ziel für alle und die Zeit der Erprobung wird zu Ende gehen.
Der Bauer weiß genau, wie er das Land für die verschiedenen Arten von Saatgut bearbeiten muss und wie jede Art von Saatgut gesät werden sollte (Vers 25). Das hat er nicht von sich selbst, sondern von seinem Gott, der ihm zu diesem Zweck eine Unterweisung in der Natur gegeben hat (Vers 26). Warum also ist der Mensch so hartnäckig, Gottes Unterweisung in geistlichen Dingen anzunehmen?
So wie der Bauer den Boden im Hinblick auf die verschiedenen Arten von Saatgut unterschiedlich bearbeitet, so bearbeitet er auch die Ernte unterschiedlich (Vers 27). Das Getreide drischt er, aber Dill und Kümmel sind zu klein zum Dreschen. Wenn er das täte, würden sie zerdrückt werden. Also muss er sie „mit dem Stab ausschlagen“. Und auch hierbei geht er mit Weisheit vor. Er drischt oder schlägt nicht endlos weiter, denn er will die Ernte nicht zermalmen und damit wertlos machen (Vers 28).
Wenn der Bauer mit den Früchten seiner Arbeit so voller Einsicht umgeht, wird dann nicht Gott, der ihn geschaffen und ihm diese Einsicht gegeben hat, genauso handeln? Der treue und schwer geprüfte Gläubige darf wissen, dass der HERR mit ihm auf die gleiche Weise und mit der gleichen Weisheit umgeht. Dem HERRN geht es um die Ernte, um das Ergebnis. In diesem Sinn bearbeitet Er den Boden des menschlichen Herzens mit Schwierigkeiten, Überzeugung von Sünde und Kummer. Darin wird dann der gute Same fallen, mit der guten Frucht als Ergebnis.
Darum rühmt sich der weise Gläubige in der Bedrängnis (Röm 5,3), denn er weiß, dass der Vater der Landmann ist, der beschneidet, damit der Gläubige mehr und sogar viel Frucht bringe (Joh 15,1.2.8). Wer in der Zucht geübt ist, empfängt „die friedsame Frucht der Gerechtigkeit“ (Heb 12,11).
Der HERR züchtigt nicht endlos weiter. Der Zweck steht Ihm deutlich vor Augen bei all seinen Handlungen mit den Seinen. Das Leiden des Gottesfürchtigen hat einen Zweck. Dieser Zweck ist die Läuterung seines Glaubens, damit er sich zum Lob und zur Herrlichkeit erweise in der Offenbarung Jesu Christi (1Pet 1,6.7).
Alles liegt in den Händen „des HERRN der Heerscharen“ (Vers 29). Auch wenn es nicht immer deutlich zu sehen ist, so darf der Glaube doch darauf vertrauen, dass Er „wunderbar in seinem Rat“ und „groß an Verstand“ ist (Jer 32,18b.19a). Seine Aufmerksamkeit ist ständig auf den Überrest gerichtet, den Er retten will. Im Hinblick auf sie handelt Er mit Weisheit und größter Sorgfalt.
Beim Pflügen, Säen und Ernten ist alles auf die Frucht ausgerichtet. Bei der Frucht muss die Spreu vom Weizen getrennt werden. Die Spreu der Ungerechtigkeit muss von der Person, mit der gehandelt wird, getrennt werden. Dies ist kein Prozess, der ewig weitergeht. Das gilt für das Handeln Gottes und auch für die Tätigkeit des Landwirts. Der HERR der Heerscharen, der als Schöpfer dem Landwirt das nötige Unterscheidungsvermögen für seine Arbeit gegeben hat, weiß mit vollkommener Weisheit zu handeln, wenn es um sein Volk geht. Er wird sie nicht umkommen lassen. Sie bleiben sein persönlicher Besitz.
Wenn das Land gepflügt und eingeebnet und die Saat gesät ist, wird es schließlich die Ernte mit den Früchten des Landes geben. Dann wird der HERR zu seinem Volk sagen: „Aus mir wird deine Frucht gefunden“ (Hos 14,9d).
Wir dürfen wissen, dass der Herr auch auf diese Weise mit uns beschäftigt ist. Er züchtigt uns „zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden“ und damit seine Züchtigung bei „denen, die durch sie geübt sind“, „die friedsame Frucht der Gerechtigkeit“ bewirkt (Heb 12,10.11). Er weiß genau, was die Seinen ertragen können (1Kor 10,13). Er weiß, wie Er mit jedem Samenkorn umzugehen hat. Jeder, der durch den Herrn gebraucht werden will, muss dieses Prinzip im Auge behalten. Dann wird derjenige, der anderen helfen will, auf eine bedächtige Art und Weise umgehen mit solchen, denen er helfen will.
Welch ein Trost ist es zu wissen, dass der Weg Gottes vollkommen und sein Wort geläutert ist (Ps 18,31). Es ist wahr: „Er ist wunderbar in seinem Rat, er ist groß an Verstand“ (Vers 29b). Gepriesen sei sein Name!