Einleitung
Das vorherige Kapitel zeigt, dass niemand dem HERRN gleich ist, kein Volk, kein Götze. In diesem Kapitel spricht der HERR am Anfang direkt zu den Heiden (Vers 1). Er ruft sie auf, mit Ihm in den Gerichtssaal zu gehen. In den kommenden Kapiteln wird der Gerichtssaal noch mehrmals auftauchen. Die Frage, die es zu beantworten gilt, ist die Frage Elias an das Volk Israel: Wer ist Gott: der HERR oder die Götzen wie Baal (1Kön 18,21)?
Die Tatsache, dass der HERR im Voraus ankündigt, dass Er einen Eroberer aus dem Osten erwecken wird, ist ein Hinweis darauf, dass Er selbst der wahre Gott ist, der erhabene Herrscher über alle Ereignisse auf der Erde (Verse 2–4). Die Abgötterei der Völker wird letztendlich göttliche Gerichte über sie bringen. Israel als Gottes auserwähltes Volk wird dabei das Werkzeug in Gottes Hand sein (Verse 5–16).
Der HERR vergisst auch nicht, dass sein Volk noch durch eine furchtbare Zeit gehen muss. Mit Blick auf diese Zeit bietet Er ihnen einen tröstlichen Ausblick auf die Situation nach dieser bangen Zeit (Verse 17–20). Dann folgt eine weitere Herausforderung an die Heiden. Sie sollen zeigen, dass sie in der Lage sind, die Zukunft vorherzusagen, so wie es Gott tut. Sie und ihre Gegenstände der Anbetung werden zu nichts werden (Verse 21–29).
Gott offenbart sich nicht nur in der Schöpfung, wie in Jesaja 40, Er kümmert sich genauso um den Menschen. In den Versen 1–4 offenbart Er den Völkern seine Gerechtigkeit und sein Gericht. Ab Vers 8 zeigt Er sich in Gnade gegenüber Israel.
1 - 4 Der HERR richtet die Völker
1 Wendet euch schweigend zu mir, ihr Inseln; und die Völkerschaften mögen neue Kraft gewinnen; sie mögen herannahen, dann mögen sie reden; lasst uns miteinander vor Gericht treten! 2 Wer hat vom Aufgang her den erweckt, dem Gerechtigkeit auf Schritt und Tritt begegnet? Er gab Nationen vor ihm hin und ließ ihn Könige unterjochen, machte sie wie Staub vor seinem Schwert, wie fortgetriebene Stoppeln vor seinem Bogen. 3 Er verfolgte sie, zog hin in Frieden einen Weg, den er mit seinen Füßen nie gegangen war. 4 Wer hat es gewirkt und getan? Der die Geschlechter ruft von Anfang an. Ich, der HERR, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe.
Gott fordert die Inseln – damit sind wohl die Länder am Mittelmeer gemeint – und die Völkerschaften – jenseits der Inseln, die Länder Europas – auf, mit Ihm ins Gericht zu gehen (Vers 1). Es geht nicht darum, ein Urteil zu fällen, sondern den Sachverhalt zu beurteilen und eine Schlussfolgerung zu ziehen. Sie müssen sich die Tatsachen zunächst schweigend anhören. Dann ermutigt Gott sie, neue Kraft zu sammeln, um sich vorzubereiten, sodass sie zu Ihm „herannahen“, um zu Ihm „reden“ zu können.
Gott eröffnet den Rechtsstreit, indem Er in den Versen 2–4 herausfordernde Fragen stellt und Fakten zugunsten seiner Sache feststellt. Die Person, um die es hier geht, ist Kores, der König von Persien (Esra 1,1), in der weltlichen Geschichte als Cyrus bekannt. Dies ist ein zukünftiges Ereignis, aber Gott stellt es so dar, als hätte Er Kores bereits auf die Weltbühne gerufen (Vers 2). Die Vergangenheitsform, in der der Satz steht, gibt diesem zukünftigen Ereignis die Gewissheit einer Sache, die bereits geschehen ist.
Gott hat nicht nur die Fähigkeit, zu sagen, was in der Zukunft geschehen wird, sondern Er hat auch die Macht, einen Mann zu erwecken, der seine göttlichen Absichten erfüllen wird. „Dem Gerechtigkeit auf Schritt und Tritt begegnet“ bedeutet, dass Kores als Sieger das tun wird, was mit Gottes Absicht übereinstimmt. Daher wird dieser Mann, Kores, in der Lage sein zu handeln, ohne dass ihn etwas oder jemand aufhalten kann. „Vom Aufgang“ der Sonne „her“ deutet darauf hin, dass er aus Persien kommt (Vers 25). Er wird siegreich sein und jeden Widersacher zur Strecke bringen. Der Weg, den er geht, ist nicht von ihm selbst gemacht, sondern es ist der Weg, den der HERR für ihn vorgezeichnet hat (Vers 3).
Dann wird die Frage gestellt, wer der Urheber dieses Auftretens ist und wie es kommt, dass Kores so erfolgreich ist (Vers 4). Der HERR selbst gibt die Antwort. Er ist der Urheber und gewährt Kores das Vorankommen. Er ist „der Erste“, was bedeutet, dass Er vor aller Geschichte gewesen ist und dass alle Dinge unter seiner Kontrolle stehen. Er wird auch alle Dinge zu dem von Ihm bestimmten Ziel bringen bis zum Schluss. Von Anfang bis Ende ist Er derselbe und handelt in vollkommener Übereinstimmung mit seinem Wesen. Gegenüber diesem Gott und diesem Handeln haben die Inseln und die Völkerschaften keine Entgegnung.
5 - 7 Die Nichtigkeit des Menschen und seine Stütze
5 Die Inseln sahen es und fürchteten sich, es erbebten die Enden der Erde; sie näherten sich und kamen herbei: 6 Einer half dem anderen und sprach zu seinem Bruder: Sei mutig! 7 Und der Künstler ermutigte den Schmelzer; der mit dem Hammer glättet, [ermutigte] den, der auf den Amboss schlägt, und sprach von der Lötung: Sie ist gut. Und er befestigte es mit Nägeln, damit es nicht wankt.
Während die angesprochenen Küstenländer das Auftreten von Kores sehen, sind sie furchtsam und beben (Vers 5), als Gott ihm die Weltherrschaft bis „an die Enden der Erde“ gibt. So wird es ihnen auch in der Endzeit ergehen, wenn Gottes Gerichte sie für immer zum Schweigen bringen.
Und wie kommt es, dass sie angesichts der hier beschriebenen Allmacht Gottes so machtlos sind? Weil sie sich aufeinander verlassen und sich auf ihre nichtigen Götzen stützen (Verse 6.7). Es ist lächerlich, sich angesichts der Allmacht Gottes gegenseitig Mut zuzusprechen. Es ist auch eine Verhöhnung ihrer Götzen, von denen sie ihre Rettung erwarten (Jes 40,19.20; Ps 2,4).
8 - 10 Der HERR ermutigt Israel
8 Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkommenschaft Abrahams, meines Freundes; 9 du, den ich von den Enden der Erde ergriffen und von ihren fernsten Gegenden her gerufen habe und zu dem ich sprach: Du bist mein Knecht, ich habe dich erwählt und nicht verschmäht – 10 fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schau nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit.
Dann wendet sich der HERR in diesem Streit mit den Völkern mit Worten des Trostes ganz persönlich an sein Volk, d. h. an den gottesfürchtigen Überrest (Vers 8). Der Kontrast zu den vorangegangenen Versen wird durch die einleitenden Worte „du aber“ deutlich angedeutet. Er spricht sie als „Israel“ und „Jakob“ an und erinnert sie an seine auserwählende Gnade und die Verheißung von Wiederherstellung und Befreiung.
Er bezieht sich dabei auf Abraham. Ihre früheste Geschichte ist die Garantie für ihren unwiderruflichen Segen. Er spricht von Abraham als „meinem Freund“ (2Chr 20,7; Jak 2,23). Das Wort „Freund“ beschreibt jemanden, der lieb hat und geliebt wird, jemanden, mit dem man die tiefsten Gedanken seines Herzens teilt (Joh 15,15b).
Der HERR hat sein Volk nie aus den Augen verloren, auch wenn es zerstreut war. Er hat sie von überall her „ergriffen“, um sie in seiner Nähe zu haben und hat sie in eine völlig andere Umgebung „gerufen“ (Vers 9). Sie sind im letzten Jahrhundert aus den entferntesten Ländern, wie Russland und China, gekommen. Er möchte, dass sein Volk sein „Knecht“ ist, ein Volk, das Ihm dienen wird. Zum ersten Mal in Jesaja wird Israel „Knecht“ genannt. Dies wird noch viele Male bis Jesaja 49,6 geschehen. Dieser Charakter Israels als Knecht ist das Ergebnis eines Aktes der reinen Gnade und nicht durch irgendeinen Verdienst ihrerseits.
Sie haben es verdient, „verworfen“ und weggeworfen zu werden, weil sie dem HERRN so untreu waren. Aber gerade weil Er sie „erwählt“ hat, brauchen sie sich nicht zu fürchten (Vers 10). Die Völker rund ums Mittelmeer haben allen Grund, sich zu fürchten (Vers 5), aber für Gottes Volk gibt es keinen Grund, sich zu fürchten. Deshalb sagt der HERR: „Fürchte dich nicht!“
Um alle Furcht zu vertreiben, stellt sich der HERR seinem Volk in seiner ganzen Zuneigung ihnen gegenüber vor. Er beginnt mit der Zusage „Ich bin mit dir“ und versichert seine Gegenwart und Nähe (Mt 28,20). Dann sagt Er: „Ich bin dein Gott.“ Daran erkennen sie, dass Er eine Beziehung zu ihnen hat, dass der Bund wiederhergestellt ist. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass dies durch die Kraft des Blutes des neuen Bundes geschehen wird, welches das Blut des vollkommenen Opfers Christi ist.
Schließlich gibt Er eine dreifache Zusicherung der Macht, die Er für sie einsetzt:
1. „Ich stärke dich“ oder „Ich habe dich gestärkt“ gilt in Schwachheiten, Schwierigkeiten und Widerständen und besonders in der großen Drangsal.
2. „Ich helfe dir“ bedeutet, dass Gott Israel nicht stark machen wird, indem Er einen Engel schickt (vgl. 2Mo 33,2), sondern indem Er selbst Israel hilft (2Mo 33,14–17). Er hilft ihnen, den richtigen Weg zu gehen, indem Er ihnen Führung, Anweisungen und Schutz gibt.
3. „Ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“, das zeigt, wie der HERR Israel helfen wird. Dies unterstellt seine Treue bei der Erfüllung seiner Verheißungen. Mit dem hebräischen Wort für „rechte Hand“ ist der Gedanke an Kraft und Stärke verbunden.
Das zweimal verwendete Wort „auch“ ist kumulativ, d. h., es schließt an das Vorhergehende an und fügt die nächste Gewissheit hinzu, so wie es manchmal heißt: „Und nicht nur das, sondern dazu kommt noch …“ Wir dürfen also nicht versäumen, uns den Trost dieser reichen Verheißungen anzueignen. Dieser Trost wird an uns vorbeigehen, wenn wir ihn nur für Israel gelten lassen. Es wird auch an uns vorbeigehen, wenn wir unsere Arbeit für den Herrn in Selbstzufriedenheit tun. Ein Diener des Herrn hat allezeit Bedarf an diesem Trost, wenn er sich seiner Unwürdigkeit und Hilflosigkeit bewusst ist.
11 - 16 Israel vernichtet seine Feinde
11 Siehe, beschämt und zuschanden sollen alle werden, die gegen dich entbrannt sind; deine Widersacher sollen wie nichts werden und umkommen. 12 Du wirst sie suchen und nicht finden, die Männer, die mit dir streiten; wie nichts und wie Nichtigkeit sollen die Männer werden, die dich bekriegen. 13 Denn ich, der HERR, dein Gott, ergreife deine rechte [Hand], der ich zu dir spreche: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! 14 Fürchte dich nicht, du Wurm Jakob, du Häuflein Israel; ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels. 15 Siehe, ich habe dich zu einem scharfen, neuen Dreschschlitten gemacht, mit Doppelschneiden versehen: Du wirst Berge dreschen und zermalmen und Hügel der Spreu gleichmachen; 16 du wirst sie worfeln, dass der Wind sie entführt und der Sturm sie zerstreut. Du aber, du wirst in dem HERRN frohlocken und dich rühmen in dem Heiligen Israels.
Israel, als Volk Gottes, hatte schon immer zahlreiche und mächtige Feinde gehabt. Verfolgung und Widerstand werden zunehmen und intensiver werden, wenn das Ende der Zeit naht. Die eben erwähnten tröstlichen Verheißungen münden in diesen Versen in die Gewissheit der Vernichtung der Feinde und eine Wiederholung der Garantie der zugesagten Hilfe.
Die Verse 11 und 12 enthalten vier Beschreibungen der Feinde, wie sie sich gegenüber dem Volk Gottes verhalten. Zwei dieser Äußerungen beziehen sich auf Worte (Vers 11) und zwei auf Taten (Vers 12).
1. Sie sind „gegen dich entbrannt“. Dies deutet darauf hin, dass die feurige Hitze des Widerstandes Satans in ihnen wirkt. Aber sie werden beschämt und zu Schanden werden.
2. Sie sind auch „deine Widersacher“ oder „die Männer deiner Rechtssache“,
3. „die Männer, die mit dir streiten“ und
4. „die Männer, die dich bekriegen“. Dies weist auf ihren aktiven Kampf gegen Gottes Volk hin.
Aber sie sind nur „Männer“, die vor dem HERRN sind „wie nichts und wie Nichtigkeit“. Sie kommen um und sind nicht mehr auffindbar, ja, vertilgt. So total ist ihr Untergang und so vollkommen die Befreiung des Volkes Gottes.
Wieder richtet der HERR den Blick seines geprüften Volkes auf sich. Es gibt nicht nur die Verheißung des Untergangs des Feindes; der HERR verspricht auch, dass Er Stütze und Schutz für sein Volk sein wird (Vers 13). Es gibt nicht nur Befreiung, sondern der HERR wird Israel auch zur Erfüllung seines Vornehmens benutzen. Zu diesem Zweck wird Er ihre rechte Hand ergreifen. Die rechte Hand ist die Hand, mit der die meisten von uns die Arbeit verrichten und steht symbolisch für unsere Aktivitäten. Dass Gott sie nimmt, bedeutet, dass wir nichts ohne Ihn tun können. Er möchte, dass wir uns bewusst sind, dass die Kraft, die wir für alles brauchen, was wir tun, seine Kraft sein muss.
Neben dem Gefühl der Kraft, die Er darreicht, gibt Er auch inneren Frieden, indem Er die Angst beseitigt. Durch seine Macht braucht man keine Angst vor irgendwelchen Gegnern zu haben. Wenn Er hilft, wer kann dann eine Bedrohung sein? Noch einmal ertönt das „Fürchte dich nicht“ (Vers 14). Sein Volk ist so bedrückt und deprimiert, dass es fast nicht zu glauben wagt, dass die Befreiung kommt.
Der HERR spricht sie als „du Wurm Jakob“ an, weil sie sich so fühlen. Der Wurm ist ein Sinnbild für eine hilflose, zur Erde geworfene und zertretene Kreatur, ein Gegenstand der Verachtung (vgl. Hiob 25,6). Es ist die Larve des Kirmizis, eines Insekts von tiefroter Farbe. Aus diesen Larven wird Karmesin hergestellt. Dazu müssen diese Larven zerkleinert werden. Karmesin ist tiefrot und spricht von Sünde (Jes 1,18). Das Verkleinerungswort „Wurm“, „Würmlein“, deutet auf zusätzliche Verachtung hin. Mit diesem Zustand hat sich der Messias in seinem Leiden am Kreuz eins gemacht, was auch bedeutet, dass Er ihr Retter ist. Er ist der Wurm, Er wurde zertrampelt, ja, Er wurde zur Sünde gemacht (Ps 22,7).
Der HERR nennt sie auch „Häuflein Israel“. Das Verkleinerungswort „Häuflein“ weist darauf hin, dass sie verletzlich und sterblich sind und dass vom Volk Israel nicht mehr viel übrig ist (so übersetzt es die Septuaginta, die griechische Übersetzung des hebräischen Alten Testaments). Dies ist die Folge der großen Drangsal, die über sie kommt, in der die gottlose Masse des jüdischen Volkes wegen ihres Abfalls vom HERRN umkommt (5Mo 4,27). Der HERR erniedrigt sein Volk und auch uns, damit Er sie und uns erhöhen kann.
Zum dritten Mal (Verse 10.13.14) sagt Er, dass Er ihnen hilft. Die Garantie ist, dass Er, der HERR, der Gott des Bundes, es sagt. Eine zusätzliche Garantie liegt in der Tatsache, dass ihr Erlöser „der Heilige Israels“ ist. Er setzt gewissermaßen seine Unterschrift unter die Erklärung, dass Er ihnen helfen wird. Er weist sein geplagtes Volk auf sich selbst hin. Er ist der ewig existierende Gott, Er ist ohne Anfang, Er ist der von jeher existierende HERR. Immer wieder spricht Er von diesem Namen als Grundlage für die Gewissheit seines Erlösungswerkes. Dieses Erlösungswerk geht nicht auf Kosten seiner Heiligkeit. Er hat das Lösegeld für die Erlösung vollständig bezahlt und am Kreuz ausgerufen: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30).
Das Wort „Erlöser“ ist die Übersetzung des hebräischen Wortes goel, eigentlich „der Löser“. Von den dreizehn Malen, die dieses Wort goel in Jesaja vorkommt, ist dies hier das erste Mal. Die Erlösung ist immer gegründet auf die gnädige Erfüllung der Pflichten eines Lösers, der ein Blutsverwandter dessen sein muss, der gelöst werden muss (3Mo 25,48.49). Indem Er Blut und Fleisch annahm und so mit uns verwandt wurde, konnte Er, der wahre Löser für uns und sein Volk, die Erlösung mit dem Preis seines Blutes bewirken (Heb 2,14.15).
Die Verse 15 und 16 beschreiben anschaulich, wie das Volk vom HERRN benutzt wird, um seine Feinde zu besiegen. Wie ein „scharfer, neuer Dreschschlitten“, werden sie stolze und mächtige Feinde, „Berge“ und „Hügel“, zu Spreu zermahlen, die der Wind aufnimmt und wegbläst. Ein Dreschschlitten ist vergleichbar mit grobem Schmirgelpapier, doch es ist ein Holzbrett statt Papier und scharfe Steine statt der Körner des Schmirgelpapiers. Die Tatsache, dass es sich um einen „neuen“ Dreschschlitten handelt, will zum Ausdruck bringen, dass die Steine noch nicht durch Abnutzung stumpf geworden sind.
„Der Wind“ und „der Sturm“ des HERRN werden die Spreu, die Reste des Feindes, vollständig wegblasen. Dann wird sich sein Volk nicht seiner eigenen Taten rühmen, sondern sich über den HERRN freuen, der dann als Löser zu seinem Volk zurückkehren wird. Dann werden alle Hindernisse beseitigt. Dann werden sie sich in Ihm rühmen, denn Ihm allein verdanken sie alle ihre Segnungen.
17 - 20 Verheißung des Segens
17 Die Elenden und die Armen, die nach Wasser suchen, und keins ist da, deren Zunge vor Durst vertrocknet: Ich, der HERR, werde sie erhören, ich, der Gott Israels, werde sie nicht verlassen. 18 Ich werde Ströme hervorbrechen lassen auf den kahlen Höhen, und Quellen inmitten der Talebenen; ich werde die Wüste zum Wasserteich machen und das dürre Land zu Wasserquellen. 19 Ich werde Zedern in die Wüste setzen, Akazien und Myrten und Olivenbäume, werde in die Steppe pflanzen Zypressen, Platanen und Buchsbäume miteinander; 20 damit sie sehen und erkennen und zu Herzen nehmen und verstehen allesamt, dass die Hand des HERRN dies getan und der Heilige Israels es geschaffen hat.
Der HERR, der die Zukunft kennt, denkt mit Mitleid an die Elenden und Armen seines Volkes, die noch durch große Not gehen werden, dargestellt durch eine extreme Dürre (Vers 17). Der Durst ist hier ein Bild für die Sehnsucht nach dem HERRN (vgl. Ps 42,2). Er denkt nicht nur an alle, die aus Babel kommen werden, sondern an alle aus seinem Volk, die zu allen Zeiten Verluste und Leiden begegnen. Er denkt dabei vor allem an den gläubigen Überrest in der großen Drangsal. Der HERR verspricht ihnen, dass Er sie erhören und nicht verlassen wird. Er wird sie reichlich erquicken, indem Er Vorräte auf eine Weise aufschließt, wie es nur Er wirken kann (Vers 18; Jes 12,3; 55,1).
Obwohl dies alles die buchstäbliche Veränderung von dem heimatlosem Zustand Israels hin zu dem überreichen Segen beschreibt, den sie im Friedensreich empfangen werden (vgl. Jes 35,6.7), haben diese Verheißungen doch auch eine geistliche Bedeutung. Es gibt einen klaren Hinweis auf das Wasser, das auf übernatürliche Weise, während der Reise des Volkes Gottes in der Wüste nach der Befreiung aus Ägypten vorhanden war. Diesem Wasser wird eine geistliche Bedeutung zugeschrieben (1Kor 10,4; vgl. Joh 4,14; 7,37–39; Off 22,17).
Vers 19 fährt mit der bildlichen Beschreibung der vielfältigen Vorkehrungen zur Erfrischung und zum Trost für das Volk an dem künftigen Tag fort. Diese Fülle wird durch die Erwähnung von sieben Sorten Bäume beschrieben, von denen der HERR sagt, dass Er sie in der Wüste pflanzen wird, die dadurch in ein wahres Paradies verwandelt werden wird. Alle diese Bäume sind langlebig und haben einen angenehmen Duft. Auch dies ist ein Bild für den fortwährenden Genuss der Gemeinschaft, die der Geist bewirkt, und für den angenehmen Duft davon.
Dieser Überfluss des Segens, dargestellt in diesen sieben Bäumen, ist nicht das Ergebnis menschlicher Pflanzungen. Wenn diese Zeit angebrochen sein wird, werden alle, die sie genießen werden, sich in vierfacher Weise darüber bewusst sein, dass dies alles das Ergebnis des Wirkens „der Hand des HERRN“ und seiner schöpferischen Kraft ist (Vers 20).
In dieser vierfachen Beschreibung, „sehen und erkennen, zu Herzen nehmen und verstehen“, findet eine Steigerung statt. Diese Steigerung beschreibt auch, was das Ergebnis sein sollte, wenn wir über die Heilige Schrift nachdenken und Gottes Handeln mit uns reflektieren. Es sollte uns dazu führen, hinter all dem Segen, der aus Gottes schöpferischer Hand kommt, den Schöpfer dieses Segens zu sehen. Es geht darum, dass uns das Geschenk zur Bewunderung des Gebers anleitet und nicht, dass wir bei dem Geschenk stehenbleiben.
21 - 24 Der HERR fordert die Götzen heraus
21 Bringt eure Rechtssache vor, spricht der HERR; bringt eure Beweisgründe herbei, spricht der König Jakobs. 22 Sie mögen herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird: Das Frühere, was es ist, verkündet, damit wir es zu Herzen nehmen und dessen Ausgang wissen; oder lasst uns das Künftige hören, 23 verkündet das später Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid! Ja, tut Gutes oder tut Böses, damit wir uns gegenseitig anblicken und es miteinander sehen. 24 Siehe, ihr seid nichts, und euer Tun ist Nichtigkeit; ein Gräuel ist, wer euch erwählt.
Am Anfang dieses Kapitels erklärt der HERR die Tatsache seiner Gottheit, in der Er seine absolute Macht ausübt, um einen Herrscher zu erwecken, der die Völker unterwirft, und dass Er den Aufstieg und den Lauf der Generationen steuert. Jetzt erklärt Er seine Gottheit, indem Er sagt, dass Er allein die Zukunft kennt und voraussagen kann. Zuvor hat Er die Götzendiener herausgefordert, jetzt fordert Er die Götzen selbst heraus, die Götzen und Götter der Völker.
Der HERR und sein Volk – denn Er ist „der König Jakobs“ – stehen auf der einen Seite und die götzendienerischen Heiden auf der anderen Seite (Vers 21). Sollen doch ihre Götter hervortreten und ihre Beweise vorlegen, dass sie Götter sind, wenn sie es können. Dann sollen sie „uns“ – das ist der HERR, der als König sein Volk vertritt und sich mit ihnen verbindet – erzählen, wie die Zukunft aussieht (Vers 22). Dies umfasst sowohl die nahe Zukunft, „was sich ereignen wird“, als auch die ferne Zukunft, „lasst uns das Künftige hören“.
Sie sollen in jedem Fall etwas tun, ob es nun „Gutes oder Böses“ ist, damit sie wenigstens ein Lebenszeichen von sich geben (Vers 23; vgl. 1Kön 18,27). Dann, sagt der HERR, haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt, ein Gesicht, das wir uns vorstellen können, etwas, an dem wir uns messen können und das wir vielleicht sogar fürchten müssen. Jetzt sollen die Götzen sprechen, um ihre Gottheit zu beweisen! Natürlich werden sie das nicht, denn sie können es nicht. Daher auch das vernichtende Urteil über sie und ihre Schöpfer (Vers 24).
25 - 29 Der HERR sagt zukünftige Dinge voraus
25 Ich habe [ihn] von Norden her erweckt, und er kam herbei – von Sonnenaufgang her den, der meinen Namen anruft. Und er tritt auf Fürsten wie auf Lehm und wie ein Töpfer, der Ton zerstampft. 26 Wer hat es verkündet von Anfang an, dass wir es wüssten? – und von ehedem, dass wir sagen könnten: Es ist recht? Ja, da war keiner, der es verkündete, ja, keiner, der es hören ließ, ja, keiner, der eure Worte gehört hätte. 27 Als Erster [habe ich] zu Zion [gesagt]: Siehe, siehe, da ist es! Und Jerusalem will ich einen Freudenboten geben! 28 Und ich sah hin, und da war niemand, und unter diesen war kein Ratgeber, dass ich sie hätte fragen können und sie mir Antwort gegeben hätten. 29 Siehe, sie alle sind Eitelkeit, Nichtigkeit sind ihre Machwerke, Wind und Leere ihre gegossenen Bilder.
Wiederum macht der HERR deutlich, dass Ihm allein Macht und Autorität in der Erhabenheit zustehen, in der Er über nationale und internationale Angelegenheiten entscheidet. Deshalb wiederholt Er die Prophezeiung über Kores (Vers 25). Er hat ihn „von Norden her erweckt, und er kam herbei“. Damit zeigt der HERR erneut seine Allwissenheit und setzt seine Herausforderung an die Götzen fort. Der „Norden“ ist Medien (Vers 2). Niemand sonst kann es tun, keine der heidnischen Gottheiten hat es verkündet (Vers 26). Niemand hat von ihnen darüber etwas gehört. Sie haben sich nicht geäußert.
Es gibt keine Antwort auf die Herausforderung des HERRN. Hätte es eine Antwort gegeben, wäre ihre göttliche Macht erkannt worden. Aber der HERR spricht! Und als „Erster“ und Einziger, der etwas sagen kann, richtet Er das Wort an Zion (Vers 27). Sie sind die Ersten, die die Verheißung des Segens empfangen. Alle anderen können nur wiederholen, was Er bereits zuvor gesagt hat. Sie können nichts Neues einbringen, was Er nicht wüsste.
Mit offensichtlicher Freude an dauerhaftem Guten für sein Volk verspricht Er, Jerusalem „Freudenboten“ zu geben. Der „Freudenbote“ ist der HERR selbst. Mit den Worten „siehe, siehe, da ist es“ fordert Er Zion auf zu sehen, wie Er seine Verheißungen erfüllt hat, wobei Er auf die zukünftige Zeit der Erfüllung ausschaut.
Vers 28 gibt den voraussichtlichen Ausgang des Rechtstreits wieder. Die Götzen und ihre Verehrer sind still. Da ist kein Ratgeber, der ein Wort sagen könnte. Der Fall schließt mit einer Erklärung der Verachtung und des Zorns seitens des HERRN ab (Vers 29), die wörtlich lautet: „Siehe, sie alle sind Eitelkeit, Nichtigkeit sind ihre Machwerke, Wind und Leere ihre gegossenen Bilder.“ Dies ist der Todesstoß für den Götzendienst. Der gläubige Überrest ist nun von der Torheit des Götzendienstes überzeugt, der in der Zukunft, während der großen Drangsal, in einer alles durchdringenden Weise wieder auftauchen wird (Off 13,14.15).