1 - 26 Der Leviatan (Fortsetzung)
1 Siehe, eines jeden Hoffnung wird betrogen: Wird man nicht schon bei seinem Anblick niedergeworfen? 2 Niemand ist so kühn, dass er ihn aufreize. – Und wer ist es, der sich vor mein Angesicht stellen dürfte? 3 Wer hat mir zuvor gegeben? Und ich werde ihm vergelten. Was unter dem ganzen Himmel ist, ist mein. 4 Nicht schweigen will ich von seinen Gliedern und von seiner Kraftfülle und von der Schönheit seines Baues. 5 Wer deckte die Oberfläche seines Gewandes auf? In sein Doppelgebiss, wer dringt da hinein? 6 Wer öffnete die Pforte seines Angesichts? Rings um seine Zähne ist Schrecken. 7 Ein Stolz sind seine starken Schilde, [jeder einzelne] verschlossen mit festem Siegel. 8 Einer fügt sich an den anderen, und keine Luft dringt dazwischen; 9 Stück an Stück hängen sie fest zusammen, greifen ineinander und trennen sich nicht. 10 Sein Niesen strahlt Licht aus, und seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte. 11 Aus seinem Rachen gehen Fackeln, sprühen feurige Funken hervor. 12 Aus seinen Nüstern fährt Rauch wie aus einem siedenden Topf und [aus brennenden] Binsen. 13 Sein Hauch entzündet Kohlen, und eine Flamme fährt aus seinem Rachen. 14 In seinem Hals wohnt Stärke, und die Angst hüpft vor ihm her. 15 Die Wampen seines Fleisches schließen an, sind ihm fest angegossen, unbeweglich. 16 Sein Herz ist hart wie Stein und hart wie ein unterer Mühlstein. 17 Vor seinem Erheben fürchten sich Starke, vor Verzagtheit geraten sie außer sich. 18 Trifft man ihn mit dem Schwert, es hält nicht stand, noch Speer, noch Wurfspieß, noch Harpune. 19 Das Eisen achtet er für Stroh, das Kupfer für faules Holz. 20 Der Pfeil jagt ihn nicht in die Flucht, Schleudersteine verwandeln sich ihm in Stoppeln. 21 Wie Stoppeln gilt ihm die Keule, und er lacht über das Sausen des Wurfspießes. 22 Unter ihm sind scharfe Tonscherben; einen Dreschschlitten breitet er hin auf den Schlamm. 23 Er lässt die Tiefe sieden wie einen Topf, macht das Meer wie einen Salbenkessel. 24 Hinter ihm leuchtet der Pfad, man könnte die Tiefe für graues Haar halten. 25 Auf der Erde ist ihm keiner gleich, ihm, der geschaffen ist ohne Furcht. 26 Alles Hohe besieht er sich; er ist König über alle wilden Tiere.
Jede Hoffnung, dieses Ungeheuer zu überwinden, ist eine vergebliche Hoffnung, eine Lüge (Vers 1). Wenn du das Tier nur siehst, liegst du schon am Boden. Man verliert den Mut, wird von Angst ergriffen und bricht zusammen. Damit endet Gottes Präsentation des Leviatans vor Hiob. Es ist klar geworden, dass Hiob diesem Ungeheuer nicht gewachsen ist und dass seine Kraft nichts ist im Vergleich zu der dieses Tieres. Er kann in keiner Weise Autorität über dieses Geschöpf von Gott ausüben. Das Einzige, was er tun kann, ist, es mit Respekt und Zittern zu betrachten und sich in sicherer Entfernung von ihm zu halten.
Gott zeigt Hiob hier, wie aussichtslos ihm eine Auseinandersetzung mit dem Allmächtigen vorkommen muss. Der Mensch zittert und verliert den Mut schon, wenn er eines der Geschöpfe Gottes nur sieht. Von Angst überwältigt, entzieht er sich dieser Macht und flieht. Wie kann er sich denn dann vorstellen, mit Gott einen Streit anzufangen? Welche Hoffnung kann er dann noch für einen Rechtsstreit mit Ihm hegen (vgl. Hiob 13,3; 23,3)?
Ab Vers 2 spricht Gott weiter über den Leviatan zu Hiob, aber dann im Zusammenhang mit der Macht, die Er über dieses mächtige Tier hat. Dann wird deutlich, wie mächtig Er ist. Auch ändert Er die Art der Formulierung. Er spricht nicht mehr in Frageform, sondern in beschreibender Form. Im vorigen Abschnitt geht es um die Beziehung zwischen diesem Tier und Hiob. In diesem Abschnitt geht es um die Beziehung dieses Tieres zu Gott.
Gott gibt eine eindrucksvolle Beschreibung des Tieres. Er zeigt Hiob verschiedene Teile des Körpers. Die Absicht ist, zu verdeutlichen, wer Er im Vergleich zu diesem mächtigen, furchterregenden Tier ist. Er ist der Einzige, der die vollständige Kontrolle über ihn hat. Nachdem die Ohnmacht des Menschen gegenüber diesem Ungeheuer aufgezeigt wurde, folgt jetzt der Höhepunkt in der uneingeschränkten Autorität Gottes über dieses Monster.
Es gibt keinen Menschen, weder Hiob noch ein anderes menschliches Wesen, der es wagt, in die Nähe des Leviatans zu kommen, um ihn aufzuscheuchen (Vers 2). Die Bedeutung ist klar. Gott sagt hier: Wenn eines meiner Geschöpfe so gewaltig ist, dass der Mensch es nicht wagt, es herauszufordern, wie kann der Mensch dann gegen den großen Schöpfer antreten? Darin können wir eine Zurechtweisung an Hiob heraushören. Hiob hatte ja gesagt, dass er Gott seinen Fall darlegen wollte, damit Gott ihn rechtfertigt.
Wenn schon das Geschöpf so beeindruckend ist, vor dem niemand standhalten kann, wer kann dann vor dessen Schöpfer standhalten (vgl. Ps 76,8)? Das ist noch viel gewagter und gefährlicher, als sich mit dem Leviatan anzulegen. Kann Hiob es, der sagte, er würde Gott „wie ein Fürst“ gegenübertreten, wenn er die Möglichkeit dazu hätte (Vers 3; Hiob 31,37)? Wenn der Mensch nicht in der Lage ist, ein Geschöpf des Allmächtigen zu überrumpeln und es sich als Nutztier zu unterwerfen, wie kann er dann erwarten, den Schöpfer zwingen zu können, ihm die von Ihm erbetene Gunst zu gewähren?
Und würde Gott ihm dann vergelten, was er getan hat, als ob Er in seiner Schuld stünde (vgl. Röm 11,35)? Mit einem einzigen mächtigen Wort bringt Gott alle zum Schweigen, die sich gegen Ihn wenden: „Des HERRN ist die Erde und ihre Fülle, der Erdkreis und die darauf wohnen“ (vgl. Ps 24,1; 50,10–12). Gott sagt hier: Alles gehört mir, alles ist mir unterworfen. Ich verfüge darüber, wie es mir gefällt. Niemand kann etwas als sein Eigentum beanspruchen. Niemand kann mir etwas entreißen. Dieser Anspruch auf das Eigentum an allem Geschaffenen wird hier angeführt, um Hiob zu zeigen, dass niemand über einen so Erhabenen die Kontrolle ausüben kann. Es ist daher Hiobs Pflicht, sich Ihm ohne zu klagen zu unterwerfen und von Ihm mit Dankbarkeit zu empfangen, was Er zu geben beschließt.
Nach diesem Intermezzo über seine Erhabenheit fährt Gott mit der Beschreibung des Leviatans fort. Es wird eine ausführlichere Beschreibung als im vorherigen Kapitel. Dort ist es eine allgemeine Beschreibung und das Tier wird als eine große Macht dargestellt. Gott fährt nun fort, die verschiedenen „Glieder“ des Tieres zu beschreiben, die den allgemeinen Eindruck bestätigen (Vers 4). Dadurch wird der Zuhörer noch tiefer von ihm und infolgedessen auch von dessen Schöpfer beeindruckt. Die Beschreibung der Glieder betrifft insbesondere das Maul, die Zähne, die Haut („Schilde“), die Augenlider, die Nase, den Hals und das Herz.
Gott schweigt darüber nicht. Er will unsere Aufmerksamkeit nachdrücklich darauf lenken. Er tut dies, indem Er darüber spricht und uns seine Sichtweise, die richtige Sichtweise, auf dieses Tier vermittelt. Er wird von „seiner Kraftfülle und von der Schönheit seines Baues“ sprechen. Gott weiß, worüber Er spricht. Alles, was dieses Tier auszeichnet, hat Er ihm gegeben. Das betrifft seine Stärke und seine Form, die richtigen Proportionen aller seiner Glieder. Darin können wir die Kreativität und das Geschick des Schöpfers bewundern. Es geht nicht um die Bewunderung des Tieres, sondern um die Bewunderung des Schöpfers, der zu einem solchen Kunstwerk fähig ist.
Was zuerst zu sehen ist, ist „sein Gewand“, d. h. seine Haut (Vers 5). Gibt es jemanden, der es wagen würde, sein Gewand aufzudecken, d. h. ihn seiner Haut zu berauben und ihn dadurch wehrlos zu machen? Niemand hat den Mut, dies zu tun. Niemand wagt es, sich ihm zu nähern, denn seine Haut ist ein Panzer. Die Schuppen sind so geschichtet, dass sie einen doppelten Panzer bilden. Das Tier ist wahrhaftig eine unzugängliche und uneinnehmbare wandelnde Festung. In Bezug auf den Satan, von dem dieses Tier ein Abbild ist, ist nur der Herr Jesus der Stärkere. Er nimmt diesem starken, für den Menschen unüberwindlichen Satan „seine ganze Waffenrüstung weg, auf die er vertraute“ (Lk 11,22), und hat ihn völlig „ausgezogen“ (Kol 2,15).
Und dann sein Maul, seine mächtigen Kiefer, die hier poetisch „die Pforte seines Angesichts“ genannt werden (Vers 6; vgl. Ps 141,3). Wer kann das Tier dazu zwingen, sein riesiges Maul zu öffnen, dessen Kiefer wie eine Pforte sind? Niemand wird es wagen, dies zu tun, denn wer es tut, wird von ihm verschlungen werden. Wenn er sein Maul öffnet, kommen Zähne zum Vorschein, die ein wahrer Horror sind. Alles, was zwischen diese schaurig großen Zähne gerät, wird unwiderruflich zermalmt.
In den Versen 7–9 werden die Schuppen, mit denen das Tier bedeckt ist, näher beleuchtet. Die Schuppen sind sein „Stolz“. Sie sind wie „starke Schilde“. Jede Schuppe ist wie eine dicht schließende Versiegelung auf die Haut angebracht. Sie sind so eng miteinander verbunden und liegen so dicht beieinander, dass „keine Luft“ dazwischen dringen kann. Sie liegen auf dem Tier wie die Dachziegel auf einem Haus. Es vermittelt den Eindruck eines massiven Ganzen, in dem es keine einzige Schwachstelle, kein einziges Löchlein gibt. Es ist wie ein kunstvolles Mosaik, das Gott auf dieses Tier gelegt hat. Die Schuppen sind miteinander verklebt und greifen so ineinander, dass sie nicht voneinander getrennt werden können. Da ist keine Lücke und es ist auch unmöglich mit Gewalt eine Lücke zu verursachen.
Das Niesen des Tieres ist beeindruckend. In den Versen 10–13 beschreibt Gott in poetischer Sprache, was beim Niesen sichtbar wird, wobei wir uns wahrscheinlich am besten ein Niesen im Sonnenlicht vorstellen können. Ein Niesen kann durch ein Kribbeln in der Nase beim Blick in die Sonne verursacht werden. Wenn das Tier niest (Vers 10), kommen zahlreiche Tröpfchen, also Feuchtigkeitsteilchen, aus seiner Nase und seinem Maul. Im Fall dieses Tieres handelt es sich um ein riesiges Bündel von Wasserteilchen, das im Sonnenlicht wie ein riesiger Lichtstrahl aussieht. Während des Niesens leuchten die Augen auf und reflektieren den Schimmer der Morgendämmerung, sie werden zu „Wimpern der Morgenröte“.
Ein ähnlicher Effekt zeigt sich in den Feuchtigkeitspartikeln, die aus seinem Maul kommen (Vers 11). Im Sonnenlicht sehen sie aus wie Fackeln mit glühendem Funkenflug. Der Dampf, der aus seinen Nüstern dringt, erinnert an Rauch, der aus „einem siedenden Topf und [aus brennenden] Binsen“ kommt (Vers 12). Der Atem, der aus seinem Maul kommt, scheint die ganze Gegend in Brand zu setzen, als ob er aus glühender Kohle wäre (Vers 13). Die Wassermassen, die beim Niesen aus dem Maul kommen, ähneln der Flamme eines feuerspeienden Berges im Sonnenlicht.
Im Buch der Offenbarung werden Tiere beschrieben, in diesem Fall Pferde, von denen es heißt: „Aus ihren Mäulern geht Feuer und Rauch und Schwefel hervor“ (Off 9,17). Dies sind Symbole für dämonische Mächte, die mit der Hölle verbunden sind. Die symbolische Beschreibung der Erscheinungsformen des Leviatans als Fackeln, feurige Funken, Rauch, Feuer und Flamme weist einmal mehr darauf hin, dass dieses Tier eine dämonische Macht mit einer Beziehung zur Hölle darstellt. Es ist übrigens gut möglich, dass Gott dieses Ungeheuer wirklich Feuer spucken ließ. „Der Seedrache könnte über einen explosionserzeugenden Mechanismus verfügen, der ihn zu einem echten feuerspeienden Drachen macht.“ [http://www.scheppingofevolutie.nl/index.php?url=art_draken_dino_legenden.htm ]
In seinem riesigem Hals „wohnt Stärke“ (Vers 14). Wo immer er hingeht, eilen ihm Angst und Schrecken voraus. Alles und jeder ergreift die Flucht, aus Angst, von ihm gepackt und verschlungen zu werden. Das Tier ist eine einzige große Fleischmasse (Vers 15), aber es fehlt ihm jegliche Weichheit. Es handelt sich um ein massives, eng zusammenhängendes Ganzes. Es bewegt sich nichts. Wenn du versuchst, mit deinem Finger hineinzudrücken, fühlt es sich wie Stahl an.
Das Tier ist völlig gefühllos gegenüber dem, was es anderen antut. Gott weist darauf hin, indem Er von diesem Tier sagt, sein Herz sei „hart wie Stein“ (Vers 16). Er unterstreicht die Härte seines Herzens, indem Er hinzufügt, dass sein Herz so hart ist „wie ein unterer Mühlstein“. Der untere Mühlstein ist der härtere der beiden Mühlsteine und ist auch fest verankert. Darauf wird alles gelegt, was zerkleinert werden soll.
Gott spricht hier wieder in menschlicher Sprache von diesem Tier, einem Tier, das keine Angst kennt. Es macht erneut deutlich, dass dieses Ungeheuer eine symbolische Bedeutung hat und den Satan versinnbildlicht. Auch der Satan hat ein Herz aus Stein. Er ist ein rücksichtsloses und einzigartiges Monster, dessen einziges Ziel es ist, zu verschlingen und zu verderben.
Das gilt auch für den Leviatan. Wenn sich das Tier erhebt und sich in Bewegung setzt, wird es sofort gefährlich (Vers 17). Dieses furchterregende Ungeheuer flößt Angst ein. Die Starken, denen sonst nichts so schnell Angst macht, geraten außer sich vor Angst. Wenn er den Schutz durchbricht, hinter dem sich die Starken sicher wähnen, sind sie völlig überwältigt und wissen nicht wohin mit ihrer Angst. Sie fliehen in alle Richtungen.
Es gibt keine Möglichkeit, ihn zu bekämpfen (Vers 18). Jeder Versuch eines Menschen, diese monströse Erscheinung mit einer wie auch immer gearteten Waffe zu bezwingen, ist sinnlos. Nichts kann ihm etwas anhaben. Schwert, Speer, Wurfspieß oder Harpune sind für ihn wie Stroh (Vers 19). Wer die Chance bekommt, ihn mit dem Schwert zu schlagen, steht im nächsten Moment unbewaffnet da, weil das Schwert an ihm zerschellt ist. Du könntest ihm genauso gut mit einem Strohhalm zu Leibe rücken, denn beides hat die gleiche Wirkung, nämlich keine. Eine bronzene Waffe gegen ihn einzusetzen, um ihn zu bezwingen, ist gleichbedeutend mit der Verwendung von „morschem Holz“. Es ist ihm egal, beide tun sie ihm nichts an.
Er lässt sich auch nicht von Fernwaffen beeindrucken, wie Pfeile und Schleudersteine (Vers 20). Vor einem Pfeil, der auf ihn gerichtet ist, flieht er nicht. Die Steine, die auf ihn geworfen wurden, treffen ihn, als wären sie Stoppeln. Dasselbe gilt für die Keule, die gegen ihn verwendet werden sollte (Vers 21). Der heransausende Wurfspieß entlockt ihm allenfalls ein Lachen. Selbst diese Waffe kann ihn nicht verletzen, geschweige denn töten. Dieses Tier hat vor nichts und niemandem Angst. Es ist unantastbar und lässt sich nicht einschüchtern.
Die Parallele zu Satan liegt auf der Hand, denn niemand kann es mit Satan aufnehmen. Das kann aber der Herr Jesus. Er kam zu ihn und besiegte ihn (Lk 11,22). So wie Satan nicht von einem sterblichen Menschen überwunden werden kann, kann das Fleisch im Gläubigen nicht von ihm gezähmt werden (Röm 8,7). Nur durch den Geist des Lebens ist es möglich, dem Fleisch keine Chance zu geben, sich durchzusetzen (Gal 5,16; Röm 8,13b).
Unter dem Bauch des Leviatans befinden sich scharfe Spitzen, die mit „scharfen Tonscherben“ verglichen werden (Vers 22). Wenn er im Schlamm liegt und sich auf dem Bauch fortbewegt, sieht die Spur, die er hinterlässt, aus, als wäre ein Dreschschlitten darüber gezogen worden. In den Tiefen des Meeres wird er so wild, dass er das Meer in einen siedenden „Salbenkessel“ verwandelt (Vers 23). Ein Salbenkessel ist ein Gefäß, in dem eine Mischung aus verschiedenen Salben zum Kochen gebracht wird.
Auf seinem Weg durch das Wasser hinterlässt es eine Spur, wie einen leuchtenden Pfad auf der dunklen Oberfläche des Meeres (Vers 24). Der weiße Schaum, den wir auch hinter der Schraube eines Bootes sehen, ähnelt silberweißem Haar. Durch den Vergleich mit grauem Haar kommt auch der Gedanke auf, dass man sich Respekt verschafft (vgl. 3Mo 19,32).
Damit beendet Gott seine Beschreibung dieses furchteinflößenden, ehrfurchtgebietenden Wesens. Er sagt: „Auf der Erde ist ihm keiner gleich“ (Vers 25). Dieses Tier ragt über alle seine Schöpfungswerke hinaus. Gleichzeitig werden wir daran erinnert, dass dieses Tier von Ihm „geschaffen“ wurde, wenn auch mit der merkwürdigen Eigenschaft „ohne Furcht“ zu sein. Es ist und bleibt nur ein Geschöpf. Auch dieses Geschöpf hat Gott zu einem bestimmten Zweck geschaffen, wie die folgenden Verse zeigen.
Es ist ein Tier, das sich durch einen besonderen Hochmut auszeichnet. Es steht über allem, was hoch ist, und schaut mit Verachtung darauf herab, als ob es ihm untergeordnet wäre (Vers 26). Das bezieht sich sowohl auf die riesige Statur des Tieres, die es über alle anderen Lebewesen erhebt, als auch auf die stolze, hochmütige Haltung, die es gegenüber allen anderen Lebewesen einnimmt. Er ist „König“, der Stolzeste, der Erste aller wilden Tiere. Er steht an der Spitze aller Schöpfungswerke Gottes.
Auch hier ist die Parallele zu Satan offensichtlich. Wir sehen in dieser monströsen Kreatur die Macht Gottes, einen schirmenden Cherub zu schaffen, der hochmütig wird und so zum Satan, dem Widersacher Gottes, wird (Hes 28,12–17). Dies geschieht nicht, um Furcht vor Satan zu wecken, sondern vor Gott selbst. Die größte feindliche Macht im Universum ist nichts anderes als ein Geschöpf Gottes, ein Geschöpf, das Er beherrscht und kontrolliert und für seine Zwecke einsetzt (vgl. Röm 9,17). Gott ist Gott.
Das nimmt nichts von der Verantwortung Satans weg, der als oberster und privilegiertester Engel gegen Gott rebelliert hat. Gott wird ihn dafür richten. Gott ist immer und in allen Dingen vollkommener Herr und Meister. Ihm gerät nie etwas aus der Hand. Und nicht nur das. Er muss nie etwas anpassen, weil es sonst schief gehen würde. Er hat alles vollkommen im Griff. Alles dient seinem Ziel, auch wenn wir nicht immer den Weg verstehen, auf dem Er dieses Ziel erreichen will.
Gott redete streng zu Hiob, aber Er verspottete ihn nicht. Hiob muss durch die „Begegnung“ mit den beiden eindrucksvollsten Tieren, die Gott geschaffen hat, lernen, dass er völlig unfähig ist, das Urteil über einen Übeltäter zu fällen. Gott will ihn auch lehren, dass sein Handeln manchmal die menschliche Logik übersteigt und dass der Mensch nicht alles erklären kann, was Er tut. Wenn Hiob so unfähig ist, einige der Schöpfungswerke Gottes zu schaffen, zu erhalten oder zu beherrschen, dann ist es unvorstellbar, dass er ihren Schöpfer wegen Fehlverhaltens anklagen kann.