Einleitung
In seiner Antwort an Bildad erklärte Hiob, dass er Gott als Widersacher erlebt, dass aber ein Prozess gegen ihn ausgeschlossen ist. Dies ruft eine Reaktion von Zophar, des Naamatiters hervor. Da Zophar als Letzter spricht, ist es wahrscheinlich, dass er der jüngste der Freunde ist. Seine Rede ist von allgemeinerem Charakter als die der anderen Freunde, aber auch schärfer. Er geht nicht nur auf den Inhalt von Hiobs Argumenten ein, sondern greift auch Hiob selbst und seine Integrität auf grobe Art und Weise an.
Bei Zophar vermissen wir die Würde von Eliphas und die geschickten Argumente von Bildad. Er ist ungestüm und unsensibel in seiner Sprache. Wie den beiden anderen gelingt es ihm nicht, das Rätsel von Hiobs Leiden zu lösen. Mit seiner Theorie, dass Hiobs Leiden die Folge seiner Sünden ist, stürzt er den armen Mann noch tiefer in die Finsternis.
Zophar stellt Hiob als törichten Spötter dar und versucht, ihn zu belehren. In seiner Argumentation nimmt er die Haltung eines großen Philosophen ein, der über alles Bescheid weiß. Er erzählt Hiob ausführlich von der Größe des unergründlichen Gottes und erklärt ihm seine Art zu handeln, als ob er selbst diesen unergründlichen Gott voll und ganz verstehen würde.
In seiner Antwort (Hiob 12–14) übertrifft Hiob Zophar bei weitem, sowohl was die Länge als auch was die Inbrunst der Ausdrücke betrifft. Das liegt nicht daran, dass Hiob fähiger ist, sondern daran, dass ihre Sichtweise nicht so umfassend ist wie die seine.
1 - 6 Vorwurf des Wortschwalls Hiobs
1 Und Zophar, der Naamatiter, antwortete und sprach:
2 Sollte die Menge der Worte nicht beantwortet werden, oder sollte ein Schwätzer Recht behalten?
3 Sollte dein Gerede die Leute zum Schweigen bringen, dass du spotten solltest und niemand [dich] beschämt?
4 Und du sagst: Meine Lehre ist lauter, und ich bin rein in deinen Augen.
5 Aber möge Gott doch reden und seine Lippen gegen dich öffnen
6 und dir kundtun die Geheimnisse der Weisheit, dass sie das Doppelte ist an Bestand! Dann müsstest du erkennen, dass Gott dir [viel] von deiner Ungerechtigkeit übersieht.
Zophar der Naamatiter, antwortet auf Hiobs Antwort an Bildad (Vers 1). Er sieht sich gezwungen, auf „die Menge der Worte“ zu antworten, die Hiob gesagt hat (Vers 2). Er wirft Hiob vor, ein Mann zu sein, der viel redet, um sich selbst Recht zu geben, als ob jemand Recht hätte, weil er viele Worte macht (vgl. Spr 10,19).
Übrigens redet Hiob nicht nur viel und benutzt viele Worte, sondern alle seine Worte haben auch keinerlei Inhalt (Vers 3; vgl. Pred 5,2). Es sind viele Gedanken aber wenig Substanz. Zophar nennt Hiobs Worte „Gerede“. Er macht deutlich, dass er Hiob für einen Schwätzer hält, einen, der ohne Sinn und Verstand plappert. Hiob sollte nicht denken, dass er mit seinen Worten „die Leute“ – also seine Freunde – zum Schweigen bringt, weil sie keine Antwort mehr haben.
Zophar fügt eine weitere Qualifikation hinzu. Er ist davon überzeugt, dass das, was Hiob aus der Tiefe seines Elends heraus über Gott gesagt hat, spottenden Charakter hat. Dem muss natürlich entgegengetreten werden. Hiob muss die Spötterei seiner Worte bewusst gemacht werden, damit er sich für seine Worte schämt.
Es ist sehr schroff von Zophar, Hiobs Äußerungen auf diese Weise zu beschreiben. Wie kann er es wagen, Hiob der Lüge und des Spottes zu bezichtigen! Hiob sprach in Verzweiflung, und in dieser Verzweiflung sagte er unangemessene Dinge von und über Gott. Aber er ist weit davon entfernt, ein Spötter zu sein. Im Gegenteil, er ist zutiefst von der Heiligkeit Gottes überzeugt. Womit er zu kämpfen hat, ist, wie Gott mit ihm umgeht. Es ist eine Warnung für uns, bestimmte Aussagen von Menschen über Gott, die in großer Not sind, nicht als Gotteslästerung zu bezeichnen.
Zophar hält die Worte Hiobs für reinen Spott, weil er falsche Schlüsse aus den Worten Hiobs zieht. Ihm zufolge sagte Hiob, dass sein Verstand rein sei und dass er in Gottes Augen rein sei (Vers 4). Das hat Hiob nicht gesagt. Er hat angesichts ihrer falschen Anschuldigungen, er sei ein Heuchler, stets seine Unschuld (Hiob 9,21; 10,7) und Untadeligkeit beteuert, aber nie behauptet, er sei vollkommen.
Zophar hat nicht genau zugehört. Er hörte selektiv zu und hörte nur das, was seiner Vorstellung von Gott entsprach. Nicht genau zuzuhören, was der andere sagt, war schon oft eine Quelle von Missverständnissen und Elend. Wir müssen aufmerksam zuhören, was der andere sagt, und auch versuchen, ihn zu verstehen. Wir können die Worte eines anderen Menschen verstehen, aber manchmal trotzdem nicht begreifen, was er sagen will.
Manchmal hören wir nur die Hälfte von dem, was jemand sagt, oder wir vergessen einen Teil davon. Dann werden Worte aus dem Zusammenhang gerissen und falsche Schlüsse gezogen. Angenommen, ich höre jemanden sagen: „Ich mag keinen Kaffee mit Milch. Wenn ich zu jemandem sage: „Er hat gesagt, ich mag keinen Kaffee“, dann zitiere ich die andere Person wörtlich und damit korrekt. Da ich aber nur teilweise zitiere, was der andere gesagt hat, erzähle ich eine Lüge über ihn. Eine Halbwahrheit ist eine ganze Lüge (1Mo 20,2.12).
Hiobs hartnäckiges Leugnen, irgendetwas Böses getan zu haben, veranlasst Zophar zu der harschen Bemerkung, Gott solle doch wenigstens seinen Mund gegen Hiob öffnen (Vers 5). Dann wäre es vorbei mit Hiobs Gerede über seine Aufrichtigkeit. Er sagt dies in der vollen Überzeugung, dass Gott zu Hiob sagen wird, was er und seine beiden Freunde ihm auch immer wieder sagen.
Wenn Gott Hiob nur die Weisheit seines Handelns offenbaren würde (Vers 6). Es ist eine in ihm selbst verborgene Weisheit. Niemand wird sie sehen, es sei denn, er macht sie bekannt. Seine Weisheit ist eine doppelte, das heißt, dass sie eine unergründliche Weisheit ist. Wenn Gott Hiob etwas davon zeigen würde, würde er sehen, dass Gott ihn mit allem, was ihm widerfahren ist, immer noch sehr nachsichtig behandelt und ihm nicht alles zumutet, was er verdient hat.
Ohne jeden Beweis unterstellt Zophar, dass Gott nicht einmal alle Sünden Hiobs vergelten würde. Indirekt behauptet er, die Weisheit Gottes zu kennen. Er setzt sich auf den Stuhl Gottes und argumentiert, dass Gott vieles von Hiobs Schuld vergisst, d. h. nicht beachtet. In seinem Urteil über Hiob, so Zophar, lässt Er eine Reihe von Ungerechtigkeiten ungestraft, denn sonst wäre von Hiob nichts übrig geblieben. Hiob sollte Gott dafür dankbar sein, denn er wurde gnädig verschont. Zophar ist ein harter, gesetzlicher Mann. Von allen seinen Freunden geht er mit seinen Anschuldigungen am weitesten.
In diesem Vers finden wir die Hauptaussage von Zophars Argument gegen Hiob, nämlich die Gewissheit, dass Gott Sünden bestraft, sodass Hiob seiner wohlverdienten Strafe nie entgehen kann.
7 - 9 Gottes Erhabenheit und Hiobs Begrenztheit
7 Kannst du die Tiefe Gottes erreichen oder das Wesen des Allmächtigen ergründen? 8 Himmelhoch [sind sie] – was kannst du tun? Tiefer als der Scheol – was kannst du erkennen? 9 Länger als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer.
Zophar unterstreicht das, was er über die Weisheit Gottes gesagt hat, mit einer erhabenen Beschreibung von Gott. Er stellt Hiob die Frage, ob er die Tiefe Gottes erreichen oder das Wesen des Allmächtigen ergründen kann (Vers 7). Was Gott erforscht, ist für Hiob und für jeden Menschen unauffindbar. Niemals wird ein Mensch in der Lage sein, Gott in seiner Weisheit zu ermessen und seine Taten zu beurteilen. Die Vollkommenheit des Allmächtigen ist für Hiob und für jeden Menschen unergründlich.
In dem, was Zophar hier über Gott sagt, verbindet er die göttliche Weisheit mit Gott als dem Allmächtigen. Die vollkommene Weisheit und Allmacht Gottes übersteigt jedes Maß in der Schöpfung, mit dem der Mensch als Geschöpf zu tun hat (Verse 8.9). Zophar beschreibt Gottes vollkommene Weisheit und Allmacht mit den Begriffen Höhe, Tiefe, Länge und Breite.
Er tut dies in Bildern, die wir verstehen können, weil wir wissen, dass Gott so ist, die wir aber in ihrer Größe nicht fassen können. Hiob kann sich nicht in den Himmel erheben, um dort etwas zu tun. Tiefer als in das Totenreich (Scheol) kann er nicht blicken, um etwas über das zu wissen, was noch tiefer liegt. Er kann nur die Erde in der Länge und nur das Meer in der Breite sehen. Gottes vollkommene Weisheit und Allmacht gehen weit über das hinaus, was der Mensch begreifen kann, und sind daher für ihn unerreichbar. Der Mensch ist sein Geschöpf, über das Gott als Schöpfer unendlich erhaben ist.
Im neuen Testament begegnen wir diesen vier Dimensionen ebenfalls. Dort werden sie den Gläubigen der Gemeinde zugänglich gemacht, die zusammen den neuen Menschen bilden, in dem der Heilige Geist wohnt. Durch den Geist sind wir und alle Heiligen in der Lage, „zu erfassen ..., welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus“ (Eph 3,16–18). „Denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes“ (1Kor 2,10).
10 - 12 Vor Ihm liegen alle Dinge offen
10 Wenn er vorüberzieht und gefangen nimmt und [zum Gericht] versammelt, wer will ihm dann wehren? 11 Denn er kennt die falschen Leute; und er sieht Frevel, ohne dass er Acht gibt. 12 Auch ein Hohlkopf gewinnt Verstand, wenn auch der Mensch als ein Wildeselsfohlen geboren wird.
Die unendliche Erhabenheit Gottes über alles und jeden zeigt sich auch in seinem Handeln mit dem Menschen. Wenn Er an einer Person vorbeikommt, die Er untersucht, und Sünde findet, wirft Er sie ins Gefängnis in Erwartung von Gericht und Verurteilung (Vers 10). Er kann auch jemanden zu sich rufen, um vor Ihm Rechenschaft abzulegen, ohne dass Ihn jemand daran hindert. Gott kann auf diese Weise handeln, weil Er den Menschen durch und durch kennt.
Auch dies sind grundsolide, beeindruckende Wahrheiten über Gott. Gott ist in der Tat souverän, und nichts ist vor Ihm verborgen. Die Schrift sagt uns: „Und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,13). Dies ist jedoch nicht als Drohung gemeint, sondern als Ermutigung und Trost. Es sollte uns dazu bringen, Ihn zu bitten, uns zu suchen und zu prüfen, ob es einen schädlichen Weg bei uns gibt, damit Er uns auf den ewigen Weg führt (Ps 139,23.24).
Genau das ist nicht die Art und Weise, wie Zophar über Gott spricht. Er wendet die Wahrheit über Gottes Menschenkenntnis nicht auf sich selbst an, sondern auf Hiob. Er behauptet, Hiob sei ein falscher Mensch, der Frevel tut (Vers 11). Denkt Hiob vielleicht, dass Gott dem keine Beachtung schenkt? Zophar will ihm klarmachen, dass Gott ihn, den betrügerischen Hiob, klar durchschaut. Zophar glaubt, dass er Hiob auf diese Weise klein kriegen kann.
Was Zophar sagt, ist wie eine Schocktherapie. Er spricht Hiob so hart an, dass es ihn in die Knie zwingen muss. Er deutet auch an, dass Hiob ein „Hohlkopf“ ist, mit noch geringeren Chancen, weise zu werden, als die Chance, dass ein Wildesel als weises Wesen geboren wird (Vers 12). Ein Wildesel ist das Symbol für Sturheit, für Unbeherrschtheit und Eigensinn, dafür, dass er sich um keine Autorität schert. Ismael wird mit einem Wildesel verglichen (1Mo 16,12).
Für Zophar gibt es nicht den geringsten Zweifel über Hiobs Beziehung zu Gott und an Gottes Handeln mit ihm. Gott ist souverän und gerecht. Er regiert die Welt, indem Er das Gute belohnt und das Böse bestraft. Er tut dies im Leben der Menschen auf der Erde. Hiob wird bestraft, also hat Hiob gesündigt. Das mag nicht für jeden ersichtlich sein, aber die Fakten lügen nicht. Hiob muss ein Betrüger sein, der seine Sünde heimlich tut, verborgen vor allen, aber nicht vor Gott.
13 - 14 Aufruf zur Umkehr
13 Wenn du dein Herz ausrichtest und deine Hände zu ihm ausbreitest – 14 wenn Frevel in deiner Hand ist, so entferne ihn, und lass Unrecht nicht in deinen Zelten wohnen –,
Zophar ermutigt Hiob, zu Gott zu beten (Vers 13). Dazu haben auch die beiden anderen Freunde aufgerufen (Hiob 5,8; 8,5). Dass Zophar diesen Appell an Hiob richtet, macht seine Arroganz deutlich. Für ihn steht fest, dass Hiob gesündigt hat, das ist sein Ausgangspunkt. Gleichzeitig glaubt er, dass man sich bessern wird, wenn man seine Sünden bekennst. Vom Anfang dieses Buches wissen wir, dass Hiobs Leiden nicht durch Sünde verursacht wurde.
Was Zophar sagt, ist an sich richtig. Zuerst muss Hiob sein Herz vorbereiten, d. h. Gott in seiner Herrschaft über ihn anerkennen. Du kannst dich Gott nur nähern, wenn dein Herz in der richtigen Gesinnung ist. Dann kannst du mit „ausgebreiteten Händen“, also im Gebet, als Bittsteller zu Ihm kommen. Das bedeutet, dass man zuerst seine Ungerechtigkeit bekennen und mit ihr brechen muss. Hiob muss zuerst die bösen Dinge, die er tut, „in deiner Hand“ entfernen (Vers 14). Er darf auch nicht zulassen, dass etwas Unrechtes in seinen Wohnräumen ist.
In Zophars Aufruf kommt seine gesetzliche Auffassung zum Ausdruck. Er sagt Hiob, was er tun muss, um mit Gott ins Reine zu kommen. Sein Appell ist richtig, wenn er an jemanden gerichtet ist, der in Sünde lebt. Sein Appell ist hier falsch, denn er richtet sich an jemanden, von dem Gott bezeugt hat, dass er Ihm dient.
15 - 20 Der friedliche Ausgang
15 ja, dann wirst du dein Angesicht erheben ohne Makel und wirst unerschütterlich sein und dich nicht fürchten. 16 Denn du wirst die Mühsal vergessen, wirst dich an sie erinnern wie an vorübergeflossene Wasser; 17 und heller als der Mittag wird dein Leben erstehen; mag es finster sein – wie der Morgen wird es werden. 18 Und du wirst Vertrauen fassen, weil es Hoffnung gibt; und du wirst Umschau halten, in Sicherheit dich niederlegen. 19 Und du wirst dich lagern, und niemand wird dich aufschrecken; und viele werden deine Gunst suchen. 20 Aber die Augen der Gottlosen werden verschmachten; und [jede] Zuflucht ist ihnen verloren, und ihre Hoffnung ist das Aushauchen der Seele.
In diesem Abschnitt zeigt Zophar Hiob auf, was er alles bekommen wird, wenn er auf ihn hört. Nach seinen vorangegangenen ungerechtfertigten, harten Anschuldigungen ist das Bild der Glückseligkeit, das er zeichnet, völlig fehl am Platze. Was er hier sagt, klingt wie das Singen von fröhlichen Liedern für ein betrübtes Herz. Auf diese Weise vergrößert er Hiobs Schmerz (Spr 25,20).
Wenn Hiob auf Zophar hört, wird er sein Gesicht erheben und Gott ins Angesicht schauen, und das Elend wird von ihm weichen (Vers 15). Schließlich beklagte sich Hiob zuerst darüber, dass er sein Haupt nicht erheben kann, solange Gott ihn niederdrückt (Hiob 10,15.16). Dann wird er fest wie ein Haus stehen und braucht Gott nicht mehr zu fürchten. Er wird alle seine Sorgen vergessen und auch nicht mehr an sie denken (Vers 16). In einer schönen Bildsprache vergleicht Zophar dies mit „vorübergeflossene Wasser“. So wie Wasser, das vorbeigeflossen ist, nie wieder zurückfließt, so werden auch die Prüfungen in Hiobs Leben nie wiederkehren.
Hiobs Leben wird in einem Licht stehen, das heller ist als die Mittagssonne, wie es für die Gerechten gilt (Vers 17; Spr 4,18). Alles wird strahlend herrlich sein. Von der Finsternis, in der er sich jetzt befindet, wird nichts mehr zu sehen sein. Alle Finsternis ist verschwunden. Es ist die Umkehrung der letzten Worte Hiobs im vorigen Kapitel, wo er sagt, dass das Licht wie die Finsternis ist (Hiob 10,22). Hier ist die Dunkelheit wie das Licht des Morgens (Jes 58,10; Sach 14,7), des neuen Tages, der in Hiobs Leben anbrechen wird.
Anstelle von Angst vor Katastrophen wird er Glauben oder Vertrauen in Gott haben (Vers 18). Seine Zuversicht gründet sich auf die feste Hoffnung, dass Gott in seiner Güte garantiert, dass sein Wohlstand von Dauer sein wird. Davon wird er sich auch überzeugen können, wenn er auf die Suche geht. Das bedeutet, dass er am Abend alles um und im Haus inspiziert. Er wird nichts Beunruhigendes finden und friedlich schlafen können.
Er wird sich in vollkommenem Frieden niederlegen können (Vers 19). Er braucht keine Angst zu haben, dass ihn jemand erschrecken könnte, jetzt, wo er so unter dem Segen Gottes steht. Statt Drohungen zu erwarten, kann er damit rechnen, dass viele zu ihm kommen werden, um seine Gunst zu erlangen (vgl. Sach 8,23). Zophar ahnt nicht, dass er selbst zu denen gehört, die um Hiobs Gunst ringen werden (Hiob 42,9).
Zophar schließt seine Antwort an Hiob mit einer versteckten Warnung an seine Adresse ab (Vers 20). Wiederum klingt die Unterstellung durch, dass Hiob ein Gottloser ist. Die Augen eines gottlosen Menschen werden nicht sehen, dass das Gute kommen wird, weil es nie kommen wird. Auch wird er niemals die Möglichkeit haben, seinem Elend zu entkommen. Jede Hoffnung darauf ist verloren. Die einzige Hoffnung, die ihm bleibt, ist das Ausblasen seiner Seele. Dann wird er von allem Elend befreit sein, was seine irdischen Verhältnisse betrifft.
Aber Hiob ist kein gottloser Mensch, der dem Ende seines Lebens als einziger Hoffnung entgegensieht. Im Gegenteil, er klammert sich mehr und mehr an Gott. Trotz all seiner Zweifel und Verzweiflung über Gottes Umgang mit ihm kann er nicht auf Gott verzichten. Er schaut weiterhin auf Gott, und deshalb werden ihn seine Augen nicht täuschen, sondern er wird Gott sehen (Hiob 42,5). Dies wird anders geschehen, als er es sich vorstellt, und auch ganz anders, als es seine Freunde sich vorstellen.
So endet die Argumentation von Zophar, die so klar wie Glas und gleichzeitig so kalt wie Eis ist. Es ist klar: Der Sünder und der Gottlose werden zugrunde gehen; jeder kriegt, was er verdient. Es ist auch bitterkalt: Es fehlt völlig an Takt und Mitgefühl. Die anderen Freunde haben noch etwas Mitgefühl gezeigt, aber Zophar ist knallhart. Er sagt zu Hiob: Hiob, du bist ein Gottloser, du verdienst es zu leiden, gib das zu und kehre um!