Einleitung
Zwei lange Kapitel sind „dem Wort … über Babel“ (Vers 1) gewidmet. In Jeremia 46–49 sehen wir, dass Babel die Zuchtrute in der Hand Gottes ist, um andere Nationen zu züchtigen. Nun kommt das Gericht Gottes über diese Rute (vgl. Jes 10,5–19). Dieses Gericht kommt über sie, weil die Zuchtrute noch schlimmer ist als Israel selbst. Gott züchtigt seine Kinder, weil Er sie liebt. Wenn die Rute über Gottes Absicht hinausgeht, muss Gott die Rute richten. Gott tadelt Babel dafür, dass es das Gericht über Jerusalem auf eine Weise vollstreckt, die Er nicht vorgeschrieben hat (vgl. Hab 1,13).
Babel wird von den Medern und Persern gerichtet (Dan 5,28–30). Die Meder und Perser sind die Rute Gottes für Babel. Babel ist auch die große gottfeindliche Macht in der Endzeit, die dort im wiederhergestellten römischen Reich vertreten ist. Wir wissen das, weil das Gericht über Babel mit der Wiederherstellung Israels in der Endzeit verbunden ist, wenn die zwei und die zehn Stämme wieder im Land sind.
1 - 3 Das Wort über Babel
1 Das Wort, das der HERR über Babel, über das Land der Chaldäer, durch den Propheten Jeremia geredet hat. 2 Verkündigt es unter den Nationen und lasst es hören, und erhebt ein Banner; lasst es hören, verhehlt es nicht! Sprecht: Babel ist eingenommen, Bel zuschanden geworden, Merodak bestürzt; ihre Götzenbilder sind zuschanden geworden, ihre Götzen sind bestürzt. 3 Denn von Norden her ist eine Nation gegen es heraufgezogen: Diese wird sein Land zur Wüste machen, dass kein Bewohner mehr darin sein wird; sowohl Menschen als Vieh sind geflohen, weggezogen.
Jeremia spricht nun im Auftrag des HERRN furchtlos das Wort gegen das mächtige Babel (Vers 1; Jer 25,26; 27,7). Dieses Wort erstreckt sich über zwei lange Kapitel. Jeremia lässt die Ankündigung des Gerichts über Babel unter den Nationen hören, die ebenfalls unter dem Joch Babels gelitten haben (Vers 2). Wenn die Befreiung von diesem Joch kommt, dürfen sie das Banner erheben und sagen, dass Babel eingenommen worden ist. Damit haben auch sein Hauptgott Bel und andere Götzen ihre Macht verloren, sie sind bestürzt und zuschanden geworden.
Der Feind, der Babel besiegen wird, kommt aus dem Norden, so wie Babel selbst ein Feind für Israel ist, der aus dem Norden kommt (Vers 3). Der Feind für Babel sind die Meder und Perser. Sie besiegen Babel und verwandeln das Land in eine Wüste, aus dem alles Leben flieht. Die endgültige Erfüllung dessen liegt in der Zukunft.
4 - 8 Rückkehr Israels
4 In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht der HERR, werden die Kinder Israel kommen, sie und die Kinder Juda zusammen; weinend werden sie gehen und den HERRN, ihren Gott, suchen. 5 Sie werden nach Zion fragen, [auf den] Weg dahin ist ihr Angesicht [gerichtet]: Kommt und schließt euch dem HERRN an mit einem ewigen Bund, der nicht vergessen werden soll! 6 Mein Volk war eine verlorene Schafherde: Ihre Hirten leiteten sie irre auf verführerische Berge; sie gingen von Berg zu Hügel, vergaßen ihre Lagerstätte. 7 Alle, die sie fanden, fraßen sie; und ihre Feinde sprachen: Wir machen uns nicht schuldig, weil sie gegen den HERRN gesündigt haben, die Wohnung der Gerechtigkeit, und [gegen] den HERRN, die Erwartung ihrer Väter. 8 Flüchtet aus Babel hinaus und zieht aus dem Land der Chaldäer und seid wie die Böcke vor der Herde her!
Nach der Eroberung „in jenen Tagen und zu jener Zeit“ werden sich die Israeliten aus den zwölf Stämmen, „die Kinder Israel …, sie und die Kinder Juda zusammen“, aufmachen, um den HERRN, ihren Gott, zu suchen (Vers 4). Dies geschieht, sobald die Meder und Perser an der Macht sind. Dann, im ersten Jahr seiner Herrschaft, gibt Kores den Befehl, dass jeder, der nach Jerusalem zurückkehren will, gehen darf (Esra 1,2.3).
Alle, die diese Gelegenheit wahrnehmen, werden nach Zion gehen (Vers 5). Dort ist ihr Herz, dort ist ihr Ziel, dorthin richten sie ihr Angesicht, denn dort ist der Tempel. Sie werden dorthin kommen und sich mit dem HERRN in einem ewigen Bund verbinden, der nie wieder gebrochen oder vergessen wird. Es wird keinen neuen Bund geben, der gebrochen wird, denn dieser Bund hängt nur von der Treue des HERRN ab. Und Er ist der ewig Treue.
Der HERR sieht sein Volk als „eine verlorene Schafherde“ (vgl. Mt 9,36), die den falschen Hirten zum Opfer gefallen ist (Vers 6). Diese Hirten haben sich selbst ernährt und die Schafe ihrem Schicksal überlassen. Sie haben ihnen keinen Platz zum Ausruhen gegeben, sondern haben sie gejagt, um ihre selbstgemachten Gebote zu halten. Diese verirrten Schafe sind eine leichte Beute für ihre Widersacher geworden (Vers 7).
Hinzu kommt, dass sich diese Gegner auch noch rühmen, dass sie an diesem Verhalten unschuldig sind, weil Gottes Volk gesündigt hat und sie lediglich Gottes Gericht ausführen. Sie schaffen es sogar, schöne und vielsagende Namen für den HERRN zu verwenden. Er ist „die Wohnung der Gerechtigkeit“. Weil die Israeliten gegen Ihn gesündigt haben, sind sie eine willkommene Beute. Der HERR ist auch „die Erwartung ihrer Väter“. In dieser Erwartung sind sie ihren Vätern nicht gefolgt, sondern haben gesündigt.
Die Ausbeutung durch die Widersacher hat ein Ende. Gottes Volk ist nun aufgerufen, aus Babel zu fliehen, zurück nach Israel, nach Jerusalem, zum HERRN (Vers 8). Diejenigen, die gehen, sind eine erste Gruppe; der Rest der „Herde“ wird zu einem anderen Zeitpunkt folgen.
9 - 16 Sünde von und Gericht über Babel
9 Denn siehe, ich erwecke und führe herauf gegen Babel eine Versammlung großer Nationen aus dem Land des Nordens, und sie werden sich gegen es aufstellen: Von dort aus wird es eingenommen werden. Ihre Pfeile sind wie die eines geschickten Helden, der nicht leer zurückkehrt. 10 Und Chaldäa wird zum Raub werden; alle, die es berauben, werden satt werden, spricht der HERR. 11 Denn mögt ihr euch auch freuen, denn mögt ihr auch frohlocken, Plünderer meines Erbteils, denn mögt ihr auch hüpfen wie eine dreschende junge Kuh und wiehern wie starke [Pferde] – 12 sehr beschämt ist eure Mutter, zuschanden geworden eure Gebärerin. Siehe, es ist die letzte der Nationen, eine Wüste, eine Dürre und eine Steppe. 13 Vor dem Grimm des HERRN wird es nicht mehr bewohnt werden, sondern eine Wüste sein ganz und gar. Jeder, der an Babel vorüberzieht, wird sich entsetzen und zischen über alle seine Plagen. 14 Stellt euch ringsum auf gegen Babel, alle, die ihr den Bogen spannt; schießt darauf, schont die Pfeile nicht! Denn gegen den HERRN hat es gesündigt. 15 Erhebt ein Kriegsgeschrei gegen es ringsum! Es hat sich ergeben; gefallen sind seine Festungswerke, niedergerissen seine Mauern. Denn es ist die Rache des HERRN. Rächt euch an ihm, tut ihm, wie es getan hat! 16 Rottet aus Babel den Sämann aus und den, der die Sichel führt zur Erntezeit! Vor dem gewalttätigen Schwert wird sich jeder zu seinem Volk wenden und jeder in sein Land fliehen.
Zur Vollstreckung des Gerichts über Babel führt der HERR eine Versammlung großer Nationen herauf (Vers 9). Das sind die Nationen der Meder und Perser. Sie kommen von Norden her nach Babel und nehmen es ein. Sie tun dies mit rücksichtsloser Präzision. Chaldäa wird ihre Beute, und sie ist nicht klein (Vers 10).
Das Gericht kommt über Babel, weil die Babylonier das Heiligtum des HERRN mit großer Freude und hemmungslos geplündert haben (Vers 11). Sie haben sich in Gottes Land verhalten wie eine ungestüme junge Kuh im frisch gemähten Gras, gegen Gottes Volk gewütet wie starke Pferde. Deshalb gibt es jetzt Beschämung für Babel gegenüber ihrer Mutter (Vers 12). Eine Mutter sieht normalerweise gerne den Erfolg ihres Kindes. Das ist hier nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Babel ist von der größten aller Nationen zu der kleinsten geworden. Von all seiner früheren Herrlichkeit ist nichts mehr übrig. Es ist „eine Wüste, eine Dürre und eine Steppe“.
Der Grimm des HERRN ist so groß, dass es nicht mehr bewohnt werden wird (Vers 13). Statt Bewunderung wird es bei allen, die an Babel vorbeikommen, Bestürzung hervorrufen (vgl. Jer 19,8). Dies wird sich in der Endzeit vollständig erfüllen (Off 18,1–19).
Der HERR ruft seine Werkzeuge auf, sich zum Kampf gegen Babel bereit zu machen (Vers 14). Sie brauchen sich nicht zurückzuhalten, wenn es darum geht, ihre Pfeile einzusetzen. Der Vorrat wird nicht zur Neige gehen. Der HERR wird genug geben, um sein Gericht über Babel zu vollstrecken, denn es hat gegen Ihn gesündigt. Was es gegen sein Volk getan haben, ist gegen Ihn getan worden. Wer sein Volk anrührt, der rührt seinen Augapfel an.
Der HERR sagt auch hier schon den Sieg voraus (Vers 15). Babel wird sich ergeben und die Meder und Perser können jubeln. Alle ihre Verteidigungsanlagen sind gefallen und zusammengebrochen. Die Leute, die der HERR benutzt, führen seine Rache aus. Er tut es. Sie dürfen sich rächen und Babel so behandeln, wie sie selbst gehandelt hat. Babel erntet, was es gesät hat (Gal 6,7b). Es wird keine buchstäbliche Ernte mehr für Babel geben (Vers 16). Die Säer werden ausgerottet werden, und für das, was noch aufgeht, wird es keine Schnitter geben, denn auch sie werden ausgerottet werden. Alle, die von Babel erobert worden sind, werden fliehen, jeder in sein Herkunftsland.
17 - 20 Trost für Israel
17 Israel ist ein versprengtes Schaf, das Löwen verscheucht haben. Zuerst hat der König von Assyrien es gefressen, und nun zuletzt hat Nebukadrezar, der König von Babel, ihm die Knochen zermalmt. 18 Darum, so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich suche den König von Babel und sein Land heim, wie ich den König von Assyrien heimgesucht habe. 19 Und ich will Israel zu seinem Weideplatz zurückbringen, dass es den Karmel und Basan beweide und seine Seele sich sättige auf dem Gebirge Ephraim und in Gilead. 20 In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht der HERR, wird Israels Ungerechtigkeit gesucht werden, und sie wird nicht da sein, und die Sünden Judas, und sie werden nicht gefunden werden; denn ich will denen vergeben, die ich übrig lasse.
Nach der Beschreibung des Gerichts über Babel kommt ein weiteres Wort über Israel (Vers 17). Das Volk Gottes wird mit einem in die Enge getriebenen Schaf verglichen, das von zwei Löwen gejagt wird. Der eine Löwe ist der König von Assyrien, der andere der König von Babel. Sie haben nichts von Israel übrig gelassen. Deshalb wird der HERR beide Nationen bestrafen (Vers 18). Assyrien wurde bereits bestraft, da es der Macht von Nebukadrezar ausgeliefert wurde. Der König von Babel wird das gleiche Schicksal erleiden wie Assyrien und wird seinerseits von dem nächsten Weltreich gerichtet werden, das Gott dafür aufrichtet, nämlich den Medern und Persern.
Wie Gott die Nationen für ihr herzloses Verhalten gegenüber seinem Volk straft, so wird Er sich über sein Volk erbarmen (Vers 19). Er wird sein Volk in seine Wohnstätte zurückbringen und es dort in Frieden und Ruhe leben lassen: Das ist der Karmel im Nordwesten, Basan im Nordosten, Ephraim, das Zehnstämmereich im Land und Gilead in der Region auf der anderen Seite des Jordans. Dies wird geschehen „in jenen Tagen und zu jener Zeit“, das sind die Tage und die Zeit des zukünftigen Friedensreichs (Vers 20).
Dann wird das ganze Volk, Israel und Juda, im Land wiederhergestellt werden, weil sie von ihrer Schuld und ihren Sünden frei sein werden. Das liegt daran, dass der Herr dem Überrest, der „ganz Israel“ ist, Vergebung geschenkt hat (Röm 11,26). Deshalb ist jede Suche nach Ungerechtigkeit oder Sünde vergeblich. So macht es Gott, wenn Er Sünden vergibt: Er löscht sie aus, sie sind weg und auch aus seinem Gedächtnis verschwunden. Das ist möglich, weil Christus die Sünden derer, denen sie vergeben werden, getragen hat, und sie werden jedem vergeben, der seine Sünden bereut und an den Herrn Jesus glaubt.
21 - 28 Gottes Vergeltung für seinen Tempel
21 Gegen das Land „Doppelte Widerspenstigkeit“, gegen dieses zieh hinauf und gegen die Bewohner von „Heimsuchung“. Verwüste und vertilge hinter ihnen her, spricht der HERR, und tu nach allem, was ich dir geboten habe! 22 Kriegslärm im Land und große Zertrümmerung! 23 Wie ist zerhauen und zertrümmert der Hammer der ganzen Erde! Wie ist Babel zum Entsetzen geworden unter den Nationen! 24 Ich habe dir Schlingen gelegt, und du wurdest auch gefangen, Babel, ohne dass du es wusstest; du wurdest gefunden und auch ergriffen, weil du dich gegen den HERRN in Krieg eingelassen hast. 25 Der HERR hat seine Rüstkammer geöffnet und die Waffen seines Grimmes hervorgeholt; denn der Herr, der HERR der Heerscharen, hat ein Werk im Land der Chaldäer. 26 Kommt über es von allen Seiten her, öffnet seine Scheunen, schüttet es auf wie Garbenhaufen und vertilgt es; nicht bleibe ihm ein Überrest! 27 Erwürgt alle seine Stiere, zur Schlachtung sollen sie hinstürzen! Wehe über sie, denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Heimsuchung! 28 Horch! Flüchtlinge und Entronnene aus dem Land Babel, um in Zion zu verkünden die Rache des HERRN, unseres Gottes, die Rache seines Tempels.
Aufs Neue spricht der HERR die Werkzeuge seines Zorns über Babel an. Sie sollen gegen Babel marschieren (Vers 21). „Doppelte Widerspenstigkeit“ ist ein poetischer Name für Babel. Er spricht von Babels Stolz und Hochmut und seiner Unwilligkeit, sich zu beugen. Deshalb sollen das Land und seine Bewohner verwüstet und mit dem Bann belegt werden. Dabei dürfen sie nicht ihrem eigenen Willen folgen, sondern müssen alles tun, was der HERR ihnen befohlen hat.
Wenn die feindlichen Heere in das Land Babel eindringen, wird es unter Kriegslärm sein (Vers 22). Das Land steht vor einer großen Zerstörung. Babel, das wie ein Vorschlaghammer auf die Nationen eingeschlagen und sich diese Nationen unterworfen hat, wird nun selbst zerhauen und zertrümmert (Vers 23). Das Entsetzen, das von Babel ausging und Furcht verursachte, ist zu einem schrecklichen Entsetzen darüber geworden, was mit diesem Volk geschehen ist. Babel ist vom HERRN gefangen genommen worden, weil es sich in einen Kampf gegen den HERRN eingelassen hat (Vers 24).
Babel rechnet nicht mit dem HERRN und mit seiner Macht, aber dieses Volk wird es mit den Werkzeugen seines Zorns zu tun bekommen, die aus Gottes Rüstkammer kommen (Vers 25). Der HERR der Heerscharen wird sein Werk im Land der Chaldäer tun. Niemand wird das verhindern können. Er ruft seine Heere von den Enden der Erde herbei, um Babel einzunehmen und es all seiner Vorräte zu berauben, sodass nichts mehr übrig bleibt (Vers 26). Auch die Tiere sollen getötet werden (Vers 27). Das „Wehe“ kommt über sie, denn ihr Tag ist gekommen, um ihnen all das Unrecht zu vergelten, das sie dem Volk Gottes angetan haben.
Diejenigen, die aus Babel geflohen und entkommen sind, werden nach Zion gehen und berichten, was in Babel geschehen ist (Vers 28). Sie werden zu erzählen wissen, dass Babel verurteilt wurde, weil Gott seinen Tempel an ihm gerächt hat. Die Babylonier haben den Tempel Gottes verwüstet. Gott wird sie dafür bestrafen, weil sie es in stolzem Hochmut getan haben.
29 - 32 Babels Stolz
29 Ruft Schützen herbei gegen Babel, alle, die den Bogen spannen! Belagert es ringsum, niemand entkomme! Vergeltet ihm nach seinem Werk, tut ihm nach allem, was es getan hat; denn es hat vermessen gehandelt gegen den HERRN, gegen den Heiligen Israels. 30 Darum sollen seine Jünglinge auf seinen Straßen fallen und alle seine Kriegsleute umkommen an diesem Tag, spricht der HERR. 31 Siehe, ich will an dich, du Stolze, spricht der Herr, der HERR der Heerscharen; denn gekommen ist dein Tag, die Zeit, da ich dich heimsuche. 32 Dann wird die Stolze straucheln und fallen, und niemand wird sie aufrichten; und ich werde ein Feuer anzünden in ihren Städten, dass es ihre ganze Umgebung verzehrt.
Wieder ruft der HERR die Bogenschützen gegen Babel (Vers 29). Sie sollen Babel von allen Seiten belagern und niemanden entkommen lassen. Babel soll nach allem, was es selbst getan hat, vergolten werden. Mit dem Maß, mit dem es gemessen hat, muss es selbst gemessen werden (Mt 7,2b). Der Übermut, mit dem es gegen den HERRN, „den Heiligen Israels“, gehandelt hat, ist die Ursache für dieses Gericht. Babel wird seine jungen Männer und alle seine Kriegsleute verlieren (Vers 30). So wird die Kraft dieses Volkes gebrochen werden.
„Der Herr, der HERR der Heerscharen“, verkündet feierlich, dass Er diese übermütige Nation heimsuchen wird (Vers 31). Die Zeit dafür ist gekommen. Und wenn die Stolze gefallen ist, wird es niemanden geben, der sie aufrichtet (Vers 32). Sie ist endgültig am Boden. Sie wird auch keinen Ort haben, wo sie wohnen kann, denn alle seine Städte, ja, alles um sie herum, wird von einem Feuer verzehrt werden, das der HERR selbst angezündet hat.
33 - 34 Der Erlöser Israels
33 So spricht der HERR der Heerscharen: Die Kinder Israel und die Kinder Juda sind allesamt Bedrückte; und alle, die sie gefangen weggeführt haben, haben sie festgehalten, haben sich geweigert, sie zu entlassen. 34 Ihr Erlöser ist stark, HERR der Heerscharen ist sein Name; er wird ihre Rechtssache gewiss führen, damit er dem Land Ruhe verschafft und die Bewohner von Babel erzittern macht.
Gegen die Unterdrücker von ganz Israel, allen zwölf Stämmen – „die Kinder Israel und die Kinder Juda“ –, ist der HERR im Zorn entbrannt (Vers 33). Sie – Assyrien, Babel und unzählige andere Nationen – unterdrückten sein Volk, hielten es gefangen und wollten es nicht gehen lassen.
Aber ihr Erlöser ist stark (Vers 34). Sein Name ist „HERR der Heerscharen“, dem alle himmlischen und irdischen Mächte unterworfen sind. Er wird sich für sein Volk einsetzen und für sie eintreten. Dann wird das Land, sein Land, zur Ruhe kommen (Jer 31,2). Die Bewohner Babels werden keine Ruhe haben, denn Er lässt sie erzittern.
35 - 46 Das endgültige Schicksal Babels
35 Das Schwert über die Chaldäer, spricht der HERR, und über die Bewohner von Babel und über seine Fürsten und über seine Weisen! 36 Das Schwert über die Schwätzer, dass sie zu Narren werden! Das Schwert über seine Helden, dass sie verzagen! 37 Das Schwert über seine Pferde und über seine Wagen und über das ganze Mischvolk, das in seiner Mitte ist, dass sie zu Weibern werden! Das Schwert über seine Schätze, dass sie geplündert werden! 38 Dürre über seine Gewässer, dass sie austrocknen! Denn es ist ein Land der geschnitzten Bilder, und sie sind rasend durch ihre erschreckenden Götzen. 39 Darum werden Wüstentiere mit wilden Hunden darin wohnen, und Strauße werden darin wohnen; und es soll niemals mehr bewohnt werden und keine Niederlassung sein von Geschlecht zu Geschlecht. 40 Wie bei der Umkehrung von Sodom und Gomorra und ihrer Nachbarn durch Gott, spricht der HERR, wird niemand dort wohnen und kein Menschenkind sich darin aufhalten. 41 Siehe, es kommt ein Volk von Norden her, und eine große Nation und viele Könige machen sich auf vom äußersten Ende der Erde. 42 Bogen und Wurfspieß führen sie, sie sind grausam und ohne Erbarmen; ihre Stimme braust wie das Meer, und auf Pferden reiten sie: gerüstet gegen dich, Tochter Babel, wie ein Mann zum Kampf. 43 Der König von Babel hat die Nachricht von ihnen vernommen, und seine Hände sind schlaff geworden; Angst hat ihn ergriffen, Wehen wie eine Gebärende. 44 Siehe, er steigt herauf, wie ein Löwe von der Pracht des Jordan, gegen die feste Wohnstätte; denn ich werde sie plötzlich von ihr wegtreiben und den, der auserkoren ist, über sie bestellen. Denn wer ist mir gleich, und wer will mich vorladen? Und wer ist der Hirte, der vor mir bestehen könnte? 45 Darum hört den Ratschluss des HERRN, den er über Babel beschlossen hat, und seine Gedanken, die er über das Land der Chaldäer denkt: Ja, man wird sie fortschleppen, die Geringen der Herde; ja, der Weideplatz wird sich über sie entsetzen! 46 Von dem Ruf: „Babel ist erobert!“, erzittert die Erde und wird ein Geschrei unter den Nationen vernommen.
Zuvor ist das Schwert des HERRN über Juda gekommen (Jer 12,12) und über die Philister (Jer 47,6). Jetzt kommt es über alle Bevölkerungsgruppen Babels (Verse 35–37). Es ist das Schwert des Bluträchers, des Gottes als der Erlöser seines Volkes. Das Schwert des Todes kommt über die Chaldäer, über die Bewohner Babels, über ihre Fürsten und über ihre Weisen (Vers 35). Der gewöhnliche Mensch wie auch die Fürsten und die Ratsherren kommen alle um.
Der HERR nennt sie „Schwätzer (oder: Lügner)“, die trotz dieses Gerichts nicht zur Einsicht kommen, sondern „zu Narren werden“ (Vers 36). Von ihren Helden ist nichts zu erwarten. Das Schwert kommt auch über sie, und sie sind bestürzt. Sie haben keine Kraft, sich zu verteidigen. Auch ihre Pferde und Wagen fallen unter den Schlägen des Schwertes (Vers 37). Die Fremden, die in ihrer Mitte sind, werden wie erschrockene Weiber werden. Die Schätze, die sie erbeutet haben, werden geplündert werden. Niemand und nichts wird von Babel bleiben.
Das nächste Gericht ist die Dürre (Vers 38). Es wird kein Wasser mehr geben. Ihr Durst wird so groß sein, dass sie sich wie Rasende aufführen werden, um damit ihren Götzen zu bewegen, ihnen Wasser zu geben. Bei all dem bekehren sie sich nicht zu dem lebendigen Gott. Wenn Babel entvölkert ist und das Land zu einer Wüste geworden ist, wird kein Mensch mehr dort leben können (Vers 39). Die einzigen Bewohner werden wilde Wüstentiere sein, Schakale und Strauße. Gott hat mit Babel getan, was Er mit Sodom und Gomorra und den benachbarten Orten getan hat (Vers 40).
Für sein Gericht über Babel benutzt der HERR ein Volk aus dem Norden (Vers 41). Sie sind ein großes Volk mit zahlreichen Königen. Sie kommen von den Enden der Erde. Alle ihre Soldaten sind geschickt im Umgang mit Bogen und Wurfspieß (Vers 42). Sie benutzen ihre Waffen rücksichtslos. Erbarmen kennen sie nicht. Ihr lautes Kriegsgeschrei klingt wie das Meer. Sie sind auch schnell, denn sie reiten auf Pferden. Dann stellen sie sich zum Kampf auf. Es ist nicht zu verkennen, gegen wen die Schlacht sein wird. Es ist „gegen dich, Tochter Babel“.
Als das kommende Heer in seiner ganzen Stärke so vorgestellt wird, verliert der König von Babel den Mut (Vers 43). Er wird von der Not ergriffen, die eine gebärende Frau ergreift. Dann gibt es keine Kraft und keinen Gedanken mehr an Widerstand. Babel selbst war mit einem Löwen verglichen worden, aber jetzt wird sein Feind so dargestellt (Vers 44).
Dieser Löwe – Kores, aber in Wirklichkeit der HERR – taucht aus „der Pracht des Jordan“ auf und wird vom HERRN nach Babel geschickt, gegen diese feste Wohnstätte. Doch seine feste Wohnstätte bietet keinen Schutz gegen diesen Feind. Schließlich hat der HERR ihn dazu befähigt. Wer kann etwas dagegen unternehmen? Kein falscher Hirte, der seine Herde so ausgebeutet hat, kann vor Ihm bestehen.
Der Ratschluss bezüglich Babel ist vom HERRN (Vers 45). Er teilt seine Pläne mit, die Er sich gegen das Land der Chaldäer ausgedacht hat, und es ist wichtig, sie zu hören. Die Schwächsten der Herde, diejenigen, die die Beute falscher Hirten waren und sich nicht wehren konnten, werden die Mächtigen von Babel wegschleppen und seine Wohnstätte zerstören. Der Ruf, dass Babel erobert wurde, wird große Bestürzung auf der ganzen Erde und unter den Nationen hervorrufen (Vers 46).