1 - 10 Ermahnung, aus der Vergangenheit zu lernen
1 Das Wort, das an Jeremia erging bezüglich aller Juden, die im Land Ägypten wohnten, die in Migdol und in Tachpanches und in Noph und im Land Pathros wohnten: 2 So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr habt all das Unglück gesehen, das ich über Jerusalem und über alle Städte Judas gebracht habe; und siehe, sie sind eine Einöde an diesem Tag, und niemand wohnt darin, 3 wegen ihrer Bosheit, die sie verübt haben, um mich zu reizen, indem sie hingingen, zu räuchern und anderen Göttern zu dienen, die sie nicht kannten, weder sie noch ihr und eure Väter. 4 Und ich habe alle meine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt, früh mich aufmachend und sendend, indem ich sprach: Tut doch nicht diesen Gräuel, den ich hasse! 5 Aber sie haben nicht gehört und ihr Ohr nicht geneigt, um von ihrer Bosheit umzukehren, dass sie anderen Göttern nicht räucherten. 6 Da ergoss sich mein Grimm und mein Zorn, und er brannte in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem; und sie sind zur Einöde, zur Wüste geworden, wie es an diesem Tag ist. 7 Und nun, so spricht der HERR, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels: Warum begeht ihr eine so große böse [Tat] gegen eure Seelen, um euch Mann und Frau, Kind und Säugling aus Juda auszurotten, so dass ihr euch keinen Überrest übrig lasst, 8 indem ihr mich reizt durch die Werke eurer Hände, dadurch, dass ihr anderen Göttern räuchert im Land Ägypten, wohin ihr gekommen seid, um euch dort aufzuhalten, damit ihr euch ausrottet und zum Fluch und zum Hohn werdet unter allen Nationen der Erde? 9 Habt ihr die bösen [Taten] eurer Väter vergessen und die bösen [Taten] der Könige von Juda und die bösen [Taten] ihrer Frauen und eure bösen [Taten] und die bösen [Taten] eurer Frauen, die sie im Land Juda und auf den Straßen von Jerusalem begangen haben? 10 Bis auf diesen Tag sind sie nicht gedemütigt, und sie haben sich nicht gefürchtet und sind nicht gewandelt in meinem Gesetz und in meinen Satzungen, die ich euch und euren Vätern vorgelegt habe.
Das Wort ergeht wieder an Jeremia (Vers 1). Es ist ein Wort für alle Juden, die in Ägypten leben. Sie haben sich von dem Ort Tachpanches, wo sie gemeinsam in Ägypten ankamen (Jer 43,7), zu anderen hier genannten Städten hin ausgebreitet. Es werden vier Orte erwähnt, drei davon in Nordägypten: Migdol, Tachpanches und Noph, und einer im Süden Ägyptens: Pathros. Die Erwähnung dieser Orte zeigt, wie schnell sich die Juden in ganz Ägypten ausbreiteten, von Norden nach Süden.
In den Versen 2–6 gibt Jeremia seinen Zuhörern eine Geschichtsstunde, die die menschliche Ursache und die göttliche Antwort bezüglich der Einöde zeigt, zu der Jerusalem geworden ist. Wir sind hier weiter in der Zeit als im vorherigen Kapitel. Auch in Ägypten spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, durch Jeremia zu den Juden (Vers 2). Er erinnert sie an das Unglück, das Er über Jerusalem und alle Städte Judas gebracht hat und das sie selbst gesehen haben. Sie haben es auch am eigenen Leib erfahren, dass die Städte zu einer Einöde geworden sind und dass dort kein Mensch mehr wohnt.
Der HERR erinnert sie auch an die Ursache (Vers 3). Das Unglück ist über sie gekommen wegen ihrer Bosheit, mit der sie Ihn zum Zorn gereizt haben. Dieses gottlose Verhalten wird genau beschrieben. Es sind die gräuelhaften Taten, anderen Göttern Opfer zu bringen, Götter, mit denen sie nie eine Verbindung hatten, weder sie noch ihre Väter. Hier ist die Wurzel allen Unglücks: Götzendienst. Sie brachten auch nicht nur ab und zu solche Opfer, sondern sie verharrten darin.
Durch seine Diener, die Propheten, hat der HERR sie immer wieder mit Nachdruck davor gewarnt (Vers 4). Gott hat sein Volk durch die Propheten fortwährend wissen lassen, dass dies abscheuliche Gräuel sind, die Er hasst. Wir hören hier, wie intensiv Gottes Gefühle über dieses Übel betrübt sind. Götzendienst ist eine tiefe Verletzung der Ehre, die Ihm allein gebührt. Es bedeutet, etwas anderem als dem Schöpfer und Erhalter des Lebens Ehre darzubringen. Das bedeutet wiederum, dem Teufel und seinen Dämonen, die hinter diesen Götzen stehen, zu dienen (1Kor 10,19.20). Gott hasst jede Form des Götzendienstes. „Flieht den Götzendienst!“ heißt es auch für uns (1Kor 10,14).
Doch sie hörten nicht und taten nicht Buße. Sie hörten nicht auf mit diesen abscheulichen Praktiken (Vers 5). Deshalb hat der HERR seinen Zorn und Grimm über sie ausgegossen, der wie ein Feuer in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems wütete (Vers 6). Das Ergebnis ist, dass sie nun eine Ruine und Wüste sind.
Nach diesem Rückblick fragt der HERR, warum sie dieses große Übel tun (Vers 7). Er drückt es so aus, dass sie sich selbst eine böse Tat antun. Sie stürzen sich selbst, Mann und Frau, Kind und Säugling, ins Verderben, ohne dass jemand übrig bleibt. Der Untergang ist vorprogrammiert. Es ist auch heute noch ein Rätsel, warum Menschen eine bestimmte Lebensweise mit schlechten, schädlichen Gewohnheiten weiterführen, obwohl sie wissen, dass sie damit in den Abgrund stürzen. Sie sind damit beschäftigt, sich selbst zu töten. Wenn Christus nicht unser Leben ist, haben das Fleisch, die Welt und der Teufel völlige Macht über uns.
Der Zorn des HERRN wird über sie kommen, weil sie auch in Ägypten anderen Göttern Opfer bringen (Vers 8). Noch einmal sagt der HERR, dass sie sich dadurch selbst ausrotten werden. Sie werden auch zum Fluch und zum Hohn unter allen Nationen der Erde sein, statt zu einem Zeugnis für seinen Namen, was seine Absicht und sein Wunsch waren.
Sie sind dabei, sich selbst als Nation auszurotten. Der deutsche Philosoph Hegel hat zu Recht gesagt: „Was Erfahrung und Geschichte lehren, ist, dass Menschen und Regierungen nie etwas aus der Geschichte gelernt haben.“ So ist es mit diesen Juden in Ägypten. Wie entmutigend muss es für Jeremia gewesen sein. Sein ganzes Leben lang hat er gegen diesen Götzendienst in Juda gepredigt, und jetzt begehen die Juden in Ägypten dieselbe Sünde, die den Fall Jerusalems verursacht hat.
Noch einmal erinnert der HERR sie an die Vergangenheit (Vers 9). Er macht sie auf die bösen Taten ihrer Väter aufmerksam, und auch auf die der Könige von Juda. Dann weist er sie auf ihre eigenen bösen Taten und auf die bösen Taten ihrer Frauen hin. Ihre Frauen praktizierten offen Götzendienst in Juda und auf den Straßen von Jerusalem. Trotz all des Unglücks, das über sie gekommen ist, gibt es bis heute keine Reue oder auch nur eine Spur von Zerknirschung (Vers 10). Es gibt nicht einmal eine Furcht vor den neu angekündigten Gerichten. Wie verhärtet kann ein Herz sein! Ein Mensch verhärtet sich, wenn er sich weiterhin gegen Gott und sein Wort stellt und nicht danach wandelt.
11 - 14 Warnung vor Bestrafung
11 Darum, so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will mein Angesicht gegen euch richten zum Unglück und zur Ausrottung von ganz Juda. 12 Und ich werde den Überrest von Juda wegraffen, die ihre Angesichter dahin gerichtet haben, in das Land Ägypten zu ziehen, um sich dort aufzuhalten; und sie sollen alle aufgerieben werden, im Land Ägypten sollen sie fallen. Durch Schwert, durch Hunger sollen sie aufgerieben werden, vom Kleinsten bis zum Größten; durch Schwert und durch Hunger sollen sie sterben. Und sie sollen zum Fluch, zum Entsetzen und zur Verwünschung und zum Hohn werden. 13 Und ich will die im Land Ägypten Wohnenden heimsuchen, wie ich Jerusalem heimgesucht habe, durch Schwert, durch Hunger und durch Pest. 14 Und der Überrest von Juda, der in das Land Ägypten gekommen ist, um sich dort aufzuhalten, wird keinen Entronnenen und Übriggebliebenen haben, der in das Land Juda zurückkehrt, wohin sie sich sehnen zurückzukehren, um dort zu wohnen; denn sie werden nicht zurückkehren, außer [einigen] Entronnenen.
Die Strafen, die ihnen der HERR in diesen Versen präsentiert, sind das Ergebnis ihrer eigenwilligen, falschen Wahl. Wenn die Strafen kommen, können sie nur sich selbst dafür verantwortlich machen. Weil sie in ihren Sünden verharren, wird der HERR sein Angesicht nicht zum Guten, sondern zum Unglück gegen sie wenden (Vers 11). Statt sie aufzurichten und zu beschützen, wird er ganz Juda ausrotten.
Es geht um Menschen, die es sich „in den Kopf gesetzt“ haben, nach Ägypten zu gehen, um sich dort als Fremde aufzuhalten (Vers 12). Wer sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist nicht mehr empfänglich für Korrektur. Deshalb muss das Urteil über sie lauten, dass sie alle in Ägypten durch das Schwert und durch Hunger aufgerieben werden, „vom Kleinsten bis zum Größten“. Anstatt ein Segen für ihre Umgebung zu sein, wird ihre Umgebung sie verfluchen und verwünschen, weil sie Fluch und Schmach über ihre Umgebung bringen.
Die Ägypter werden sehen, dass die Juden vom HERRN bestraft werden, und zwar auf dieselbe Weise, wie Er sie in Jerusalem bestraft hat (Vers 13). Der HERR weiß, wo sein Volk ist, und schlägt sie, wo sie sind, mit dem Schwert, mit Hunger und Pest. Niemand wird dem Gericht entgehen (Vers 14). Sie sind mit dem Gedanken geflohen, in Ägypten vorübergehend Sicherheit zu finden. Es ist nur, um sich dort als Fremdlinge aufzuhalten, so glauben sie. Es besteht nicht die Absicht, sich dort dauerhaft niederzulassen. Nein, sie sehnen sich danach, nach Juda zurückzukehren und dort wieder zu wohnen, wenn die Lage dort wieder sicher ist.
Aber der HERR sagt: „Sie werden nicht zurückkehren.“ Dennoch sehen wir auch hier, dass es einige Entronnene geben wird. Der HERR bewahrt sich immer einen Überrest gemäß der Erwählung seiner Gnade. Möglicherweise handelt es sich dabei um einige, die gegen ihren Willen nach Ägypten gebracht wurden.
15 - 19 Hartnäckiges Verharren in der Abgötterei
15 Und alle Männer, die wussten, dass ihre Frauen anderen Göttern räucherten, und alle Frauen, die in großer Menge dastanden, und alles Volk, das im Land Ägypten in Pathros wohnte, antworteten Jeremia und sprachen: 16 Was das Wort betrifft, das du im Namen des HERRN zu uns geredet hast, so werden wir nicht auf dich hören; 17 sondern wir wollen gewiss alles tun, was aus unserem Mund hervorgegangen ist, der Königin des Himmels zu räuchern und ihr Trankopfer zu spenden, so wie wir getan haben, wir und unsere Väter, unsere Könige und unsere Fürsten, in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem. Da hatten wir Brot in Fülle, und es ging uns gut, und wir sahen kein Unglück. 18 Aber seitdem wir aufgehört haben, der Königin des Himmels zu räuchern und ihr Trankopfer zu spenden, haben wir an allem Mangel gehabt und sind durch Schwert und durch Hunger aufgerieben worden. 19 Und wenn wir der Königin des Himmels räucherten und ihr Trankopfer spendeten, haben wir ihr denn ohne unsere Männer Kuchen bereitet, um sie abzubilden, und ihr Trankopfer gespendet?
Nachdem Jeremia die Worte des Gerichts vom HERRN gesprochen hat, kommt die Reaktion des Volkes (Vers 15). Dabei sind es nicht wenige, sondern „eine große Menge“. Der Geist Gottes stellt die Menschen vor, die auf die Worte Jeremias reagieren. Es sind zunächst „alle Männer, die wussten, dass ihre Frauen anderen Göttern räucherten“.
Solche Männer verhalten sich nicht wie das Haupt ihrer Frauen. Es steht von Jakob geschrieben, dass er nicht wusste, dass Rahel das Götzenbild genommen hat (1Mo 31,32). Diese Männer lassen es einfach zu, dass ihre Frauen dies tun. Solche Männer sind willenlose Strohpuppen, die sich dem Willen ihrer Ehefrauen beugen. Damit werfen sie den Willen Gottes über Bord.
Dann werden alle Frauen als Gruppe erwähnt. Die Frauenbewegung ist gut vertreten. Diese Männer und Frauen bilden eine große Menge. Dann wird „das ganze Volk“ genannt, die beeinflussbare, folgsame Menge.
Die Reaktion ist verblüffend (Vers 16). Sie erkennen an, dass Jeremia das Wort im Namen des HERRN zu ihnen geredet hat, und im gleichen Atemzug folgt, dass sie nicht auf ihn hören werden. Das ist Sündigen mit „erhobener Hand“, vorsätzliches Sündigen, das mit dem Tod bestraft wird (4Mo 15,30.31). Jeremia prangerte diese Sünde schon früher an (Jer 7,17.18). Es ist eine Schmähung des lebendigen Gottes ohne Möglichkeit der Umkehr (vgl. Heb 6,4–6; 10,29).
Es scheint, dass die Frauen die Wortführerinnen sind. Sie tun nicht, was „der Mund des HERRN“ geredet hat, sondern werden „gewiss alles tun, was aus unserem Mund hervorgegangen ist“ (Vers 17). Das heißt, sie deuten an, dass sie weiterhin der Königin des Himmels räuchern und ihr Trankopfer spenden werden.
Sie taten dasselbe in Juda und Jerusalem, genau wie ihre Väter, Könige und Fürsten. Dann hatten sie Brot, es ging ihnen gut und sie sahen kein Unglück. Das änderte sich, als sie aufhörten, das zu tun (Vers 18). Das muss unter dem Druck durch Josia geschehen sein. Danach fehlte es an allem und das Schwert und die Hungersnot trafen sie. Übrigens wissen ihre Männer davon, und sie sagen nichts dazu (Vers 19). Was wird Jeremia dazu sagen?
Diese Art der „theologischen Gymnastik“, wie es jemand nannte, begegnet uns auch heute. Sie verbirgt sich in der Ansicht, dass das Aufhören mit der Sünde Unglück bringt. Menschen, die die eine oder andere Sünde mit Engagement und Hingabe praktizieren, werden unglücklich, wenn sie aufhören. Daraus schließen sie, dass Sünde sie glücklich macht. Bei solchen Menschen ist die Sünde so tief verwurzelt, dass sie nicht mehr zugänglich für die Wahrheit sind und die Lüge als Wahrheit glauben.
Das erste Argument für die Fortsetzung ihres Götzendienstes ist: Wir tun, was wir immer getan haben. Das zweite Argument ist, dass es gut für sie lief, als sie der Königin des Himmels räucherten, und dass es schlecht für sie lief, als sie damit aufhörten. Es gibt kein Bewusstsein für die Zucht Gottes als die eigentliche Ursache ihres Elends. Das dritte Argument ist, dass sie es nicht ohne ihre Männer getan haben. Sie schieben die Schuld ab. Sie übersehen die Tatsache, dass jeder seine eigene Verantwortung hat, was nicht unvereinbar ist mit der Unterordnung der Frau unter den Mann.
So wird der HERR zur Seite geschoben. Es ist sogar noch schlimmer. Aller Segen wird den Götzen zugeschrieben und alle Plagen dem HERRN.
Diejenigen, die Christus treu sein wollen, können sich in schwierigen Umständen wiederfinden. Der Teufel wird das benutzen, um jemanden darauf hinzuweisen, dass er, als er den Herrn noch nicht kannte, all diese Probleme nicht hatte. Diejenigen, die nicht aus einer lebendigen Beziehung mit dem Herrn Jesus heraus leben, werden in einer Zeit der Not wieder in die Hände des Teufels fallen. Es wird uns gesagt, „dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apg 14,22). Deshalb sollte uns die feurige Prüfung der Trübsal nicht überraschen (1Pet 4,12).
Diese Frauen hatten, als sie den Götzendienst praktizierten, reichlich zu essen und ein angenehmes Leben, so sagen sie. Den fehlenden Wohlstand führen sie auf den Unmut der Götzen zurück, als sie aufhörten, ihnen zu opfern. Sie glauben die Lüge und so werden sie vom Teufel verblendet. Dabei sind sie selbst dafür verantwortlich.
Ihre Ehemänner sind als Familienoberhäupter sogar noch mehr verantwortlich. Sie erlauben ihren Frauen, dies zu tun (vgl. 4Mo 30,3.6.7.12). Die Frau ist dazu da, dem Mann zu helfen, aber hier ergreifen die Frauen die Initiative und die Männer folgen unterwürfig. Es ist wie beim Sündenfall, wo auch Eva die Führung übernimmt und Adam folgt.
20 - 30 Gericht über die Hartnäckigkeit
20 Und Jeremia sprach zum ganzen Volk, zu den Männern und zu den Frauen und zu allem Volk, das ihm Antwort gegeben hatte, und sprach: 21 Das Räuchern, womit ihr in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem geräuchert habt, ihr und eure Väter, eure Könige und eure Fürsten und das Volk des Landes – hat nicht der HERR daran gedacht, und ist es ihm nicht in den Sinn gekommen? 22 Und der HERR konnte es nicht mehr ertragen wegen der Bosheit eurer Handlungen, wegen der Gräuel, die ihr verübt habt. Darum ist euer Land zur Einöde, zum Entsetzen und zum Fluch geworden, ohne Bewohner, wie es an diesem Tag ist. 23 Weil ihr geräuchert und gegen den HERRN gesündigt und auf die Stimme des HERRN nicht gehört habt und in seinem Gesetz und in seinen Satzungen und in seinen Zeugnissen nicht gewandelt seid, darum ist euch dieses Unglück widerfahren, wie es an diesem Tag ist. 24 Und Jeremia sprach zum ganzen Volk und zu allen Frauen: Hört das Wort des HERRN, alle Juden, die ihr im Land Ägypten seid! 25 So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, und sagt: Ihr und eure Frauen, ihr habt es mit eurem Mund geredet und es mit euren Händen vollführt und gesprochen: Wir wollen unsere Gelübde gewiss erfüllen, die wir getan haben, der Königin des Himmels zu räuchern und ihr Trankopfer zu spenden. So haltet nur eure Gelübde und erfüllt nur eure Gelübde! 26 Darum hört das Wort des HERRN, alle Juden, die ihr im Land Ägypten wohnt! Siehe, ich habe bei meinem großen Namen geschworen, spricht der HERR: Wenn je wieder mein Name im Mund irgendeines Mannes von Juda im ganzen Land Ägypten genannt werden soll, dass er spreche: „[So wahr] der Herr, HERR, lebt!“ 27 Siehe, ich wache über sie zum Bösen und nicht zum Guten; und alle Männer von Juda, die im Land Ägypten sind, sollen durch Schwert und durch Hunger aufgerieben werden, bis sie vernichtet sind. 28 Und dem Schwert Entronnene werden aus dem Land Ägypten in das Land Juda zurückkehren, ein zählbares Häuflein. Und der ganze Überrest von Juda, der in das Land Ägypten gekommen ist, um sich dort aufzuhalten, wird erkennen, wessen Wort sich bestätigen wird, das meine oder das ihre. 29 Und dies sei euch das Zeichen, spricht der HERR, dass ich euch an diesem Ort heimsuchen werde, damit ihr erkennt, dass meine Worte über euch sich gewiss bestätigen werden zum Unglück; 30 so spricht der HERR: Siehe, ich gebe den Pharao Hophra, den König von Ägypten, in die Hand seiner Feinde und in die Hand derer, die nach seinem Leben trachten, so wie ich Zedekia, den König von Juda, in die Hand Nebukadrezars gegeben habe, des Königs von Babel, seines Feindes, der ihm nach dem Leben trachtete.
Dann kommt die Antwort von Jeremia (Vers 20). Denken sie wirklich, dass der HERR nicht an ihren Götzendienst und den ihrer Väter, Könige, Fürsten und des ganzen Volkes außerhalb der Städte gedacht hat (Vers 21)? Sind Ihm nicht Gedanken über ihr abscheuliches Verhalten in den Sinn gekommen? Was für eine Torheit, das zu unterstellen. Er hat sie immer wieder darauf hingewiesen. Auch hätten sie es aus seinem Gesetz wissen können. Seine Geduld ist nicht unendlich. Es ist die Zeit gekommen, in der Er ihre bösen Taten, ihre Gräuel, nicht länger ertragen kann (Vers 22). Deshalb wurde das Land zur Verwüstung, ohne Bewohner.
Es ist genau dieser Götzendienst, den sie praktiziert haben und immer noch praktizieren, auch außerhalb des Landes, der dieses Unglück über sie kommen ließ (Vers 23). Dieses Gericht kommt nicht von ihren Götzen, sondern von dem lebendigen Gott. Ausführlich legt Jeremia dar, was sie alles verbrochen haben: geräuchert, gesündigt, nicht auf die Stimme des HERRN gehört, nicht in seinem Gesetz, in seinen Satzungen und in seinen Zeugnissen gewandelt. Die bewiesenen Anklagen sind zahlreich.
Jeremia setzt seine Anklage gegen das Volk fort, wobei er auch die Frauen gesondert erwähnt (Vers 24). Sie sollen auf das Wort des HERRN hören. Er, der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, sagt, dass sie gerade ihr eigenes Urteil gefällt haben (Vers 25). Er hat richtig gehört, dass sie und ihre Frauen – die Frauen werden wieder gesondert und deshalb mit Nachdruck erwähnt – gesagt haben, dass sie entschlossen sind, ihre Gelübde zu erfüllen, die sie den Götzen gemacht haben. Gut, sagt der HERR, tut es! Das stimmt mit dem Wort von Hosea überein: „Ephraim ist mit Götzen verbündet; lass ihn gewähren!“ (Hos 4,17). Sie brauchen nicht mehr gewarnt zu werden, denn sie hören sowieso nicht zu. Gott überlässt sie ihrem Tun.
Sie haben ein Gelübde abgelegt; auch der HERR legt ein Gelübde ab, das Er mit einem Eid bestätigt (Vers 26). Keiner der in Ägypten lebenden Juden braucht jemals wieder zu denken, dass Er auf sie hören wird, wenn sie seinen Namen in den Mund nehmen. Es ist jetzt vorbei. Er wacht über sie zum Bösen und nicht zum Guten (Vers 27). Letzteres hat Er oft getan, aber jetzt haben sie Ihm endgültig den Rücken zugekehrt. Sie wollen definitiv nicht gehorchen. Deshalb bleibt nur noch Gericht übrig.
Nur wenige, „ein zählbares Häuflein“, werden dem Schwert entkommen und nach Juda zurückkehren (Vers 28). Sie alle werden dann wissen, ob das Wort Gottes gilt oder ihr eigenes Wort. Das wird nicht zu leugnen sein, denn sie werden es am eigenen Leib erfahren (Vers 29). Das Zeichen, dass sein Wort wahr ist, werden sie an den Gerichten erkennen, die in Ägypten über sie kommen werden.
Sie glauben, dass sie in Ägypten sicher sind, weil Zedekia einen Bund mit Pharao Hophra geschlossen hat (Vers 30). Aber der HERR wird den Pharao in die Hand Nebukadrezars geben. Ihre Sicherheit ist eine falsche Sicherheit, weil sie sich dabei auf die Macht eines Menschen verlassen und nicht auf die Macht Gottes. Diejenigen, die sich gegen Gott stellen, sind nirgendwo sicher. Der Schutz wird weggenommen, und damit auch die, die Schutz gesucht haben.
Jeremias Dienst in Ägypten an dem Volk, das nach Ägypten geflohen ist, ist der letzte Dienst, den wir von ihm inmitten des Volkes Gottes haben. Zum Glück ist das nicht das Ende von Gottes Umgang mit seinem Volk. Er wird alle seine Pläne an einem Überrest erfüllen, den er aus Gnade verschonen wird und mit dem Er einen völligen Neuanfang macht.