1 - 2 Böse Menschen nicht beneiden
1 Beneide nicht böse Menschen und verlange nicht danach, mit ihnen zu sein; 2 denn ihr Herz sinnt auf Gewalttat, und ihre Lippen reden Mühsal.
Der Vater warnt seinen Sohn, „böse Menschen“ nicht zu beneiden (Vers 1). Er soll nicht danach verlangen, „mit ihnen zu sein“, denn sie sind eine schlechte Gesellschaft (vgl. Spr 1,10–19; 3,31; 23,17). Die Eifersucht geht hier über ein Gefühl oder einen Ausdruck hinaus. Es geht um den Wunsch, mit schlechten Menschen zusammen zu sein wegen ihres offensichtlichen Wohlstands. Darauf soll der Sohn nicht eifersüchtig sein und ihn auch haben wollen. Eifersucht ist ein nachtragendes, grollendes Empfinden im Blick auf den Wohlstand eines anderen.
Das Empfinden oder Äußern von Bitterkeit oder Empörung über eine (vermeintlich) unehrliche Behandlung kann die Folge von Eifersucht sein: Warum hat dieser diesen Wohlstand und ich nicht? Auf jeden Fall ist es Unzufriedenheit mit den eigenen Umständen, eine Unzufriedenheit, die die Folge davon ist, dass man sich mit anderen vergleicht, wobei man Gott aus den Umständen ausschließt und heraushält. Eifersucht ist ein Kennzeichen der Menschen, die an Kurzsichtigkeit leiden.
Das Wort „denn“, mit dem Vers 2 beginnt, weist darauf hin, dass nun der Grund für die Warnung in Vers 1 folgt. Böse Menschen sind von Gewalt besessen. „Ihr Herz sinnt auf Gewalttat.“ „Ihre Lippen“ drücken aus, was in ihrem Herzen lebt, und das ist nichts als „Mühsal“. Sie sprechen Worte, die jemandem nur Unheil und Unglück wünschen. Ihren scheinbaren Wohlstand verdanken sie der Gewalttat, die sie in ihrem Herzen ausgedacht haben, und den Worten des Verderbens, die sie gesprochen haben. Wenn der Sohn sich das klarmacht, wird er nicht so dumm sein, sich ihnen anzuschließen.
3 - 4 Ein Haus bauen und die Kammern füllen
3 Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, und durch Verstand wird es befestigt; 4 und durch Erkenntnis füllen sich die Kammern mit allerlei kostbarem und lieblichem Gut.
Die Verse 3 und 4 bilden eine Einheit. Es geht um den Bau eines Hauses, seine Fundamente und darum, wie man seine Innenräume füllt. Um ein gutes Haus zu bauen, auf der richtigen Grundlage zu bauen und es mit Geschmack einzurichten, braucht man „Weisheit“, „Verstand“ und „Erkenntnis“. Gleichzeitig weist die Verwendung dieser Worte darauf hin, dass es um mehr geht als um den Bau eines Hauses aus Stein, das Kammern hat, die mit Möbeln ausgestattet werden.
Bei „Haus“ können wir vor allem auch an eine Familie denken, die in diesem Haus wohnt. Es ist „Weisheit“ erforderlich, um eine Familie zu gründen (Vers 3). Das Glück einer Familie hängt mehr von den gegenseitigen Beziehungen als von den Steinen und dem Mauerwerk ab. Nur durch die Weisheit Gottes können gute Beziehungen zwischen denen sein, die zur Familie gehören. So entsteht ein Haus, das gut gebaut ist.
„Verstand“ ist wichtig für die Grundlage. Das bedeutet, dass das Wort Gottes die Grundlage für das rechte Verhalten derer ist, die zur Familie gehören. Zu verstehen, dass sich jedes Glied der Familie von jedem anderen unterscheidet, und das Wissen darüber, worin die Unterschiede bestehen – wie Geschlecht, Alter, Veranlagung – sorgt dafür, dass jedes Glied es selbst sein darf. Es ist nicht nötig, dass einer sich für besser hält oder Zwang auf jemanden ausübt, dass er alles genauso macht wie er. Dadurch werden auch Spannungen vermieden.
Die „Erkenntnis“ über die Fähigkeiten, die jeder von Gott bekommen hat, wird zur Entfaltung dieser Fähigkeiten beitragen (Vers 4). Dadurch kann jeder seinen eigenen, wertvollen Beitrag leisten und dabei ermutigt werden. Dadurch „füllen sich die Kammern mit allerlei kostbarem und lieblichem Gut“. Kostbare und liebliche Güter sind unter anderem Liebe und Zusammengehörigkeit, Sicherheit und Geborgenheit und die Anerkennung dessen, wer du bist und wie du für den anderen da sein kannst. Kinder, die in einer Atmosphäre der Liebe und Geborgenheit aufwachsen, werden zu liebenden und friedliebenden Menschen.
Wir können das auf die örtliche Gemeinde anwenden, die wir auch als Familie sehen können. Weise Gläubige mit Verstand und Erkenntnis werden alles tun, was in ihrer Macht steht, damit jeder Gläubige den Platz in der Gemeinde einnimmt, den der Heilige Geist ihm gegeben hat (1Kor 12,4).
5 - 6 Stärke und Rettung durch Weisheit
5 Ein weiser Mann ist stark, und ein Mann von Erkenntnis befestigt seine Kraft. 6 Denn mit weiser Überlegung wirst du glücklich Krieg führen, und bei der Ratgeber Menge ist Rettung.
Der Aufbau der Familie, um den es in den Versen 3 und 4 geht, erfordert die Kraft der Weisheit (Vers 5; Pred 7,19; 9,15.16). Im natürlichen Leben weiß ein weiser Mann, wie man eine Last mit bestimmten Hilfsmitteln trägt, die um ein Vielfaches schwerer ist, als ein Mann tragen kann. Im geistlichen Leben kommt es nicht auf Körperkraft an, sondern auf die Kraft der Weisheit. Diese Kraft ist bei denen vorhanden, die mit Christus leben, der Quelle der Weisheit.
„Ein weiser Mann“ ist auch „ein Mann von Erkenntnis“. Wenn es um die Nutzung der Kräfte geht, die die Weisheit gibt, ist die Erkenntnis der Umstände erforderlich. „Ein Mann von Erkenntnis“ kennt den Willen Gottes und will diesen tun. Er weiß, wie man richtig mit seinen Kräften umgeht und sie an der richtigen Stelle einsetzt. Weisheit für die richtige Entscheidung und Erkenntnis des Willens Gottes gehen Hand in Hand (Kol 1,9–11).
Das Wort „denn“, mit dem Vers 6 beginnt, zeigt die Bedeutung der Kraft der Weisheit und der Erkenntnis. Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir in einem geistlichen Kriegsgebiet leben und uns in einem geistlichen Kampf befinden. Dieser Kampf wütet vor allem in den Familien der Gläubigen. Mehr denn je ist weiser Rat für diesen geistlichen Krieg erforderlich.
Ein weiser Mensch ist nicht eigenwillig und sucht nicht alles allein aus. Er kennt die Bedeutung und den Wert „weiser Überlegung“ mit anderen, mit „der Ratgeber Menge“. Falsches Selbstvertrauen oder das Vertrauen auf eigene Mittel oder Stärke kommen für ihn nicht infrage. Gott hat uns als Angehörige seines Volkes einander gegeben. Wir bitten Ihn um Rat, und wir bitten auch um den Rat von Brüdern und Schwestern, die mit Ihm leben, was wir an ihrem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und ihrer Kenntnis des Wortes Gottes erkennen.
Nachdem wir Rat eingeholt haben, müssen wir für uns selbst „Krieg führen“. Im täglichen Leben sind wir nicht von unseren Brüdern und Schwestern umgeben, sondern von einer gottfeindlichen Welt. Die Welt will uns alles wegnehmen, was wir für Gott absondern wollen, nämlich unsere Familien und unseren Besitz. Es werden uns alle möglichen Hindernisse in den Weg gelegt, damit unsere Familie zerstört und unsere Kinder abgezogen werden. Dies kann beispielsweise durch Schulunterricht und/oder politische Entscheidungen geschehen, die gegen das Wort Gottes sind. Impulsivität, Naivität und Unentschlossenheit führen zu einer Niederlage. Ein siegreiches Leben ist das Ergebnis gründlicher Beratung, sorgfältiger Überlegungen und eines klug geführten Kampfes.
7 Weisheit ist für einen Narren zu hoch
7 Weisheit ist dem Narren zu hoch, im Tor tut er seinen Mund nicht auf.
Der hochmütige, verhärtete Narr kann keine Weisheit erlangen. Jede Weisheit, auf welchem Gebiet auch immer, ist für ihn unerreichbar. Weisheit liegt weit über seinem Fassungsvermögen. Er wird niemals in der Lage sein, einen vernünftigen Rat zu geben, und wir sollten ihn niemals um Rat fragen. Deshalb darf ihm niemals die Möglichkeit gegeben werden, seinen Mund im Tor zu öffnen. Das Tor ist der Ort, wo die Stadträte die Probleme besprechen und Entscheidungen treffen (Spr 31,23; Rt 4,1). Der Narr darf dort keine Gelegenheit haben, dass seine Torheit gehört wird.
8 - 9 Auf Böses sinnen und Narrheit ausdenken
8 Wer darauf sinnt, Böses zu tun, den nennt man einen Ränkeschmied. 9 Das Vorhaben der Narrheit ist die Sünde, und der Spötter ist den Menschen ein Gräuel.
„Auf Böses zu sinnen“ (Vers 8) ist das Werk des Teufels, der nur auf Böses sinnen kann. Der Teufel kann zu Recht als „Ränkeschmied“ bezeichnet werden. Wer kein Kind Gottes ist, ist ein Kind des Teufels (1Joh 3,10). Alle Kinder des Teufels haben seine Natur. Er inspiriert sie, Böses zu planen, sie sind „Erfinder böser Dinge“ (Röm 1,30). Nicht jeder tut das in demselben Maß, doch der Grundsatz steckt im Denken aller Kinder des Teufels. Es geht insbesondere um die kalte, berechnende Person, die aktiv an der Planung des Bösen beteiligt ist.
Nicht nur das Ausführen von Narrheit ist Sünde, sondern „das Vorhaben der Narrheit ist die Sünde“ (Vers 9). Die Narrheit eines Spötters ist bereits der Höhepunkt der Torheit. Solch eine Person ignoriert alle Moralvorstellungen. Sogar Menschen, die nichts mit Gott zu tun haben wollen, aber immer noch eine gewisse Moral haben, werden ihn irgendwann verabscheuen. Ein Spötter lehnt nicht nur das ab, was er glauben sollte, sondern lacht darüber, macht es lächerlich und verachtet das, was er glauben sollte. Dasselbe macht er mit den Gläubigen.
10 Prüfung und Bedrängnis
10 Zeigst du dich schlaff am Tag der Bedrängnis, so ist deine Kraft gering.
„Der Tag der Bedrängnis“ ist kein buchstäblicher Tag von 24 Stunden, sondern das kann jeder Tag sein oder eine Zeit von Schwierigkeiten und Prüfungen, die das Leben zu einer Bedrängnis machen. Wer dann schwach und entmutigt ist und das Leben mit dem Herrn aufgeben will, zeigt wenig Kraft. Er hat keine Kraft des Geistes, und die Hände hängen schlaff herunter (vgl. Heb 12,12.13). Gerade an einem Tag der Bedrängnis wird deutlich, ob jemand die Kraft der Weisheit besitzt (Vers 5), die sein Auge auf die Quelle der Weisheit gerichtet hält (Jes 40,31).
Salomo gebraucht ein Wortspiel, um die Verbindung zwischen den beiden Versteilen zu betonen. Das hebräische Wort für „Bedrängnis“ ist sarah und das Wort für „gering“ (wörtlich: beschränkt) ist sar. Es ist gut, dass wir uns in Tagen der Bedrängnis in Gott stärken (1Sam 30,6; Ps 84,6). Dann wird Gottes Kraft in unserer Schwachheit vollbracht werden (2Kor 12,9).
11 - 12 Errette die, die zur Würgung hinwanken
11 Errette, die zum Tode geschleppt werden, und die zur Würgung hinwanken, o halte sie zurück! 12 Wenn du sprichst: Siehe, wir wussten nichts davon – wird nicht er, der die Herzen wägt, es merken, und er, der auf deine Seele Acht hat, es wissen? Und er wird dem Menschen vergelten nach seinem Tun.
Gott gibt seinem Volk die Verantwortung, die zu retten, die in Lebensgefahr sind (Vers 11). Es geht um Menschen, die „geschleppt werden“ und „hinwanken“, die dem sicheren Tod entgegengehen, ohne jede Möglichkeit, sich aus dieser Situation zu befreien. Diese Menschen sind unschuldige Opfer von Räuberbanden oder von Umständen, die sie nicht in der Hand haben. Sie stehen kurz davor, getötet, ja, abgeschlachtet zu werden. Sie wanken hin, sind erschöpft und werden in den Tod getrieben. Wenn die Erlösung nicht sehr schnell von unerwarteter Stelle kommt, ist es mit ihnen geschehen.
Der Auftrag ist klar: Wir müssen alles erdenklich Mögliche tun, um sie vor dem Tod zu bewahren. Ein drohendes „O“ oder „Wehe“ ertönt, wenn wir uns abseitshalten, wenn wir wegschauen und unsere Hände nicht ausstrecken. Die hebräischen Hebammen haben die kleinen Jungen trotz des Befehls des Pharaos nicht in den Nil geworfen, sondern gerettet (2Mo 1,15–17). Esther hat ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk zu retten, das zum Tod verurteilt war (Est 3,6–13; 4,13–16; 8,4–6). Beide haben gerettet und sich nicht abseitsgehalten. Sogar der Prophet Obadja, der am Hof Ahabs diente, rettete Propheten vor dem Tod, indem er sie verbarg und mit Nahrung versorgte (1Kön 18,4).
Die geistliche Anwendung ist, dass wir den Menschen der Welt sagen, dass sie „zum Tode geschleppt werden“. Durch die Sünde sind sie dem Tod ausgeliefert. Es geht hier nicht um Unschuld, wohl aber, dass es ihnen unmöglich ist, sich selbst zu retten. Unsere Verantwortung ist es, den Menschen der Welt zu sagen, dass sie dem Gericht Gottes entkommen können, wenn sie ihre Sünden bekennen und an den Herrn Jesus glauben. Wenn wir das nicht tun, ertönt auch für uns das bedrohliche „Wehe“. Paulus verstand das und sagte: „Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte“ (1Kor 9,16).
Wir werden uns einmal für all die Fälle verantworten müssen, bei denen wir von einem ewigen Tod wussten, zu dem Menschen auf dem Weg waren und die wir nicht auf die Möglichkeit hingewiesen haben, ihm zu entkommen (Hes 33,1–33). Wir können nicht mit „siehe, wir wussten nichts davon“ wegkommen (Vers 12). Unwissenheit ist keine Entschuldigung, wenn wir die Augen vor dem Bösen bewusst verschlossen haben. Es klingt wie die Ausrede, die die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg in Bezug auf den Holocaust gebraucht haben und die zu einem geflügelten Wort geworden ist: „Wir haben es nicht gewusst.“
Mit der Entschuldigung der Unwissenheit kann man manchmal bei Menschen wegkommen, aber nicht bei Gott. Er prüft beständig die Herzen und merkt – ohne sich zu irren –, ob die Wahrheit in ihnen wohnt. Er beobachtet die Seele. Er sieht, wie das Leben gelebt wird und sieht die Triebfeder. Herz und Seele stehen unter seiner ständigen Beobachtung, wobei Ihm kein einziges Motiv entgeht. Er weiß daher vollkommen, ob die Behauptung wahr ist, nichts gewusst zu haben oder ob es sich um eine Lüge handelt.
Aufgrund seiner Allwissenheit wird Er jedem „vergelten, wie sein Werk ist“ (Off 22,12), wobei es für Ihn unmöglich ist, sich zu irren. Die Vergeltung für das Werk bedeutet, dass der Mensch mit dem Maß gemessen wird, mit dem er andere gemessen hat. Wer keine Barmherzigkeit geübt hat, wird keine Barmherzigkeit empfangen. Wer das Leben anderer hätte retten können und es nicht getan hat, wird sterben.
13 - 14 Die Süßigkeit der Weisheit
13 Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut, und Honigseim ist deinem Gaumen süß. 14 Ebenso betrachte die Weisheit für deine Seele: Wenn du sie gefunden hast, so gibt es eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht vernichtet werden.
Der Vater fordert seinen Sohn auf, Honig zu essen (Vers 13), weil er das Essen des Honigs auf das Erkennen der Weisheit anwenden will (Vers 14). Was Honig für seinen Körper ist, ist das Kennen der Weisheit für seine Seele.
Honig ist gut, weil er gesund ist (Vers 13). Honigseim ist das Beste vom Honig. Es ist der Honig, der von selbst, ohne Druck auszuüben, also ohne menschliches Dazutun, aus den Waben läuft. Es ist also der reinste Honig. Vom Land Kanaan heißt es mehrmals, dass es ein Land ist, das von Milch und Honig fließt. Honig ist ein besonderer Segen Gottes für sein irdisches Volk.
„Weisheit betrachten“ (Vers 14) entspricht der Gesundheit und der Süßigkeit des Honigs. Sie hat die zusätzliche Eigenschaft eines Genusses, der in Ewigkeit anhält (vgl. Ps 19,11; 119,103; Hes 3,3). Der Vater spricht zu seinem Sohn, dass er sie suchen soll, damit er sie findet. Er verheißt, dass seine Bemühungen reich belohnt werden. Er wird bereits jetzt die Süßigkeit genießen und für die „Zukunft“ wird er „Hoffnung“ haben. Mit der Weisheit sind „Zukunft“ und „Hoffnung“ verbunden. Weisheit gibt eine Hoffnung, die nicht vernichtet wird, eine Hoffnung, die nicht beschämt.
Wer Honig gekostet hat, braucht keinen weiteren Beweis dafür, dass er süß ist. Solche werden durch kein Argument vom Gegenteil überzeugt werden, denn sie haben ihn ja selbst gekostet. Dasselbe gilt in der geistlichen Anwendung für die, die die Kraft der Weisheit Gottes in Christus erfahren haben. Alle Atheisten der Welt können mit all ihren Irrtümern diesen Geschmack nicht wegdiskutieren und den entsprechenden Genuss nicht wegnehmen.
Honig ist das Produkt von fleißigen Bienen, die zusammenarbeiten, und nicht von denen, die den Honig gewinnen. Das Kennen der Weisheit ist mit einem Reichtum verbunden, den man erwirbt, wenn man sich von dem ernährt, was andere bereits gesammelt haben. Den Honigseim genießen wir, wenn wir uns direkt mit der Quelle der Weisheit beschäftigen, mit Christus, wenn wir im Wort Gottes lesen. Den Honig, den wir zu uns nehmen, wenn wir mit Geschwistern zusammen sind, und den Honigseim, den wir zu uns nehmen, wenn wir das Wort Gottes lesen, werden wir persönlich genießen.
15 - 16 Ein Gerechter fällt hin, steht aber wieder auf
15 Lauere nicht, Gottloser, auf die Wohnung des Gerechten, zerstöre nicht seine Lagerstätte. 16 Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück.
Dem Gottlosen, möglicherweise dem Sohn, der sich gottlos verhält, wird befohlen, „nicht auf die Wohnung des Gerechten“ zu lauern (Vers 15). Wenn jemand auf der Lauer ist, will er sehen, ob es eine Möglichkeit gibt, einzudringen und zu stehlen, wenn der Gerechte zum Beispiel seine Wohnung verlässt. Er kann sogar so viel Schaden anrichten, dass er die „Lagerstätte“ des Gerechten verwüstet. Das Wort „Lagerstätte“ wird auch für den Schafstall gebraucht, wo die Schafe sich niederlegen. Das ist die Beschreibung des Gerechten als ein wehrloses und unschuldiges Schaf. Wer die Wohnung belauert und beabsichtigt, einzubrechen und sie zu verwüsten, ist ein Wolf, ein Symbol für den Teufel.
Es ist sinnlos und bewirkt zugleich den eigenen Untergang, jemanden zu misshandeln, der zum Volk Gottes gehört, denn er steht wieder auf (Vers 16). Die Gottlosen hingegen kommen in dem Unglück um, das sie anrichten. Wer einen Gerechten angreift, greift Gott an, und es wird sich immer als unmöglich erweisen, ihn zu besiegen (vgl. Mt 16,18). Ein Gerechter kann mehrmals fallen, doch er wird wieder aufstehen: „wenn er fällt, wird er nicht hingestreckt werden, denn der HERR stützt seine Hand“ (Ps 37,24; Mich 7,8; Hiob 5,19). Umgekehrt werden die Bösen nicht überleben. Ohne Gott haben sie keine Macht, das Unglück zu überleben. Schließlich werden die Gerechten siegen, und die, die gegen sie aufstehen, werden in ihrem Unglück zu Fall kommen.
„Siebenmal“ bedeutet eine abgeschlossene Zahl. Gott wird den Gerechten in dem Maß züchtigen, wie Er es für erforderlich hält. Die Züchtigungen dienen der Läuterung, nicht seinem Untergang. Die Gerechten stehen sogar nach einem schweren Fall wieder auf, während es mit den Gottlosen vorbei ist, wenn sie nur stürzen. Petrus ist oft gefallen, er ist jedoch immer wieder aufgestanden. Judas stürzte ins Unglück und blieb liegen.
17 - 18 Keine Schadenfreude
17 Freue dich nicht über den Fall deines Feindes, und dein Herz frohlocke nicht über seinen Sturz: 18 damit der HERR es nicht sehe und es böse sei in seinen Augen und er seinen Zorn von ihm abwende.
Salomo verbietet seinem Sohn, Schadenfreude zu haben, wenn sein Feind fällt (Vers 17). Er darf sich nicht einmal in seinem Herzen darüber freuen, das bedeutet, er darf keine innere Befriedigung haben, wenn sein Feind zu Fall kommt. Es geht hier um persönliche Feinde, um Menschen, die uns das Leben schwer machen. Es ist vielleicht verständlich, dass wir dankbar sind, wenn unserem Feind etwas zustößt, weil wir dadurch von einem Quälgeist befreit werden, doch sich darüber zu freuen, ist noch etwas anderes. Es geht hier um Freude am Fall eines Feindes mit dem Gedanken, dass er seine verdiente Belohnung bekommt. Schadenfreude spielt dabei eine Rolle. Solch eine Freude ist verboten.
David freute sich nicht über den Fall Sauls und rief auch andere dazu auf, es nicht zu tun (2Sam 1,20). Ein ehemaliger Leibwächter des grausamen irakischen Diktators Saddam Hussein hat es geschafft, sich aus seinem Griff zu befreien und hat dann Christus kennengelernt. Er sagte, dass er sich nicht über den Tod des Diktators freute. Der Gedanke, dass dieser grausame Mann einmal in der Hölle sein wird, erfreute ihn nicht, sondern machte ihn traurig. Der Herr Jesus sagt, dass wir unsere Feinde lieben und für die beten sollen, die uns verfolgen (Mt 5,44).
In Vers 18 wird gesagt, warum uns geraten wird, uns nicht mit Schadenfreude über den Fall unseres Feindes zu freuen. Gott hat es zugelassen, dass unser Feind uns lästig war, weil er damit eine Absicht hatte. Wenn Er dafür sorgt, dass der Feind ausgeschaltet wird und wir dann Schadenfreude daran haben, vergreifen wir uns an einem Geschöpf Gottes. Das ist in den Augen Gottes übel. Dann kann Er seinen Zorn von unserem Feind abwenden, wodurch dieser sich wieder wie unser Feind verhalten kann, vielleicht in einer anderen Art und Weise. Dann sind wir den Feind nicht los.
19 - 20 Das Böse hat keine Zukunft
19 Erzürne dich nicht über die Übeltäter, beneide nicht die Gottlosen; 20 denn für den Bösen wird keine Zukunft sein, die Leuchte der Gottlosen wird erlöschen.
Vers 19 scheint ein Zitat Salomos zu sein, das er von seinem Vater David übernommen hat, der dasselbe sagte (Ps 37,1; Spr 23,17; 24,1). Es ist töricht, über „die Übeltäter“ zu zürnen und „die Gottlosen“ zu beneiden. Vers 20 nennt den Grund dazu, was man an dem Wort „denn“ erkennen kann, mit dem der Vers beginnt. Das zukünftige Schicksal der Gottlosen soll den Sohn davor bewahren, auf ihren gegenwärtigen Wohlstand eifersüchtig zu werden. Ihr Wohlstand hat ein Verfallsdatum. Dann ist es vorbei. Er muss sich auch bewusst werden, dass Gott immer noch in seiner Vorsehung erlaubt, dass Übeltäter und Gottlose ihren eigenen Weg gehen. Sie stehen unter seiner Beobachtung, obwohl es so aussieht, als könnten sie ungestört ihren Weg gehen.
Was sie tun, kann uns in einigen Fällen wütend und in anderen eifersüchtig machen. Das liegt an ihrem Tun, aber auch daran, wie wir es sehen und damit umgehen müssen. Wenn wir nur auf sie und ihr Verhalten schauen, kommen wir zu solchen Gefühlen. Dann zeigen wir, dass wir eine sehr kurzsichtige Sichtweise auf sie haben. Wir müssen uns bewusst sein, dass das Böse keine Zukunft hat, sondern gerichtet und für immer in der Hölle eingesperrt wird, ohne eine Aussicht auf Befreiung. So wird die „Leuchte der Gottlosen“, das ist ihr Lebenslicht, nicht immer weiter leuchten. Ihr Leben wird ausgelöscht werden, wie es bei einer Öllampe der Fall ist, die ausgeblasen wird. Ihre Leuchte wird nie wieder scheinen: „Doch das Licht der Gottlosen wird erlöschen, und nicht leuchten wird die Flamme seines Feuers. Das Licht wird finster in seinem Zelt, und seine Lampe erlischt über ihm“ (Hiob 18,5.6; 21,20; Off 18,23).
21 - 22 Fürchte Gott und den König
21 Mein Sohn, fürchte den HERRN und den König; mit Aufrührern lass dich nicht ein. 22 Denn plötzlich erhebt sich ihr Verderben; und ihrer beider Untergang, wer weiß ihn?
Salomo spricht seinen Sohn („mein Sohn“) direkt an, um ihm einzuschärfen, dass er sowohl Gott als auch den König fürchten muss (Vers 21). Er sagt ihm, dass er Ehrfurcht haben soll vor der höchsten Autorität im Universum, das ist Gott, und der von Gott gegebenen Autorität auf der Erde, die ihn repräsentiert, dem König (1Pet 2,17; Röm 13,1–7). Das kann er tun, indem er sich ihr unterwirft und gehorcht.
Der Gegensatz zur Ehrfurcht vor Gott und dem König ist, sich mit „Aufrührern“ einzulassen. Aufrührerisches Verhalten bedeutet hier, die Autorität Gottes und die seines Vertreters auf der Erde nicht mehr anzuerkennen. Es geht um Menschen, die Ihm nicht mehr gehorsam sein wollen und sich gegen seine Autorität auflehnen. Sie wollen seine Autorität und die des Königs umstürzen. Solche Menschen wollen Veränderungen in den von Gott gegebenen Autoritätsstrukturen anbringen und nach eigenem Ermessen bestimmen.
Es geht um Menschen, die das Wort Gottes selbst bestimmen wollen und damit beiseitesetzen. Bestimmte Autoritätsstrukturen, wie die von Männern und Frauen, werden als zeitgebunden erklärt. Was das Wort Gottes darüber sagt, ist veraltet und wird für ungültig erklärt. Das sehen wir in der Politik, in der Gesellschaft, in den Familien und auch in den christlichen Gemeinden. Autorität ist zu einem „schmutzigen“ Wort geworden.
Vers 22 nennt den Grund für die Warnung des vorherigen Verses. Das macht das Wort „denn“ klar, mit dem der Vers beginnt. Wenn der Sohn sich mit diesen Aufrührern einlässt, die verändern und erneuern wollen und die die Autorität Gottes und des Königs nicht anerkennen, wird er am Verderben teilhaben, das plötzlich über sie hereinbrechen wird. Gott und der König – letztlich ein Hinweis auf den Herrn Jesus – werden beide ihre Autorität ausüben. Was das an Drangsal für die Aufrührer mit sich bringen wird, bleibt noch eine Weile fraglich. Das macht die Warnung nur noch bedrohlicher.
Der Lohn für die, die in Frieden unter der Autorität Gottes in der Welt leben, wird darin bestehen, dass sie den Katastrophen entkommen, die über die Aufrührer hereinbrechen werden. Solche, die unter Autorität stehen und sie respektieren, werden einander nichts Böses zufügen. Sie werden davor bewahrt, einander zu beneiden und sich sogar gegenseitig zu schlagen (vgl. Mt 24,48.49). Eine positive Auswirkung der Anerkennung von Autorität ist das Vorhandensein von Ruhe und Frieden.
23 - 26 Keine Parteilichkeit in einer Rechtssache
23 Auch diese sind von den Weisen: Die Person ansehen im Gericht ist nicht gut. 24 Wer zu dem Gottlosen spricht: Du bist gerecht, den verfluchen die Völker, den verwünschen die Völkerschaften; 25 denen aber, die gerecht entscheiden, geht es gut, und über sie kommt Segnung des Guten. 26 Die Lippen küsst, wer richtige Antwort gibt.
Hier beginnt ein neuer Abschnitt, der aber deutlich in enger Verbindung mit dem vorherigen steht (Sprüche 22,17–24,22). Das sieht man an dem Satzteil „auch diese sind von den Weisen“ (Vers 23). Die folgenden Sprüche der Verse 23–34 „sind von den Weisen“. Sie sind von den Weisen und für solche bestimmt, die bereits weise sind, aber noch weiser werden wollen. Weisheit zeigt sich gerade darin, dass jemand in der Weisheit wachsen will.
Dieser Abschnitt beginnt mit der Verurteilung der Parteilichkeit in einem Gerichtsverfahren (Vers 23). Es geht darum, dass ein Richter eine klare Unterscheidung zwischen Gerechtigkeit und Bösem treffen muss (Spr 18,5; 3Mo 19,15; 5Mo 16,19). Er darf die beiden nicht austauschen und aus Parteilichkeit auf die falsche Person anwenden.
So darf er nicht zu einem Gottlosen sagen: „Du bist gerecht“ (Vers 24). Wenn er das dennoch tut, wird nicht nur Gott ihn richten, sondern werden auch die Völker ihn verfluchen. Es geht nicht um irgendeine Meinung, und es geht auch nicht nur um jemanden, der das sagt. Hier geht es um jemanden, der in der Öffentlichkeit Recht spricht und das im Namen Gottes tut. Dies ist ein grober Verstoß gegen das Gesetz und zugleich eine große Unehre für den Richter der ganzen Erde. Ein Richter, der so parteiisch ist, dass er zu einem solchen Urteil kommt, wird überall auf der Welt von allen verflucht und verwünscht werden.
Wenn Gerechtigkeit angewandt wird, so dass der Gottlose verurteilt und der Gerechte freigesprochen wird, ist das angenehm für die, die „gerecht entscheiden“ (Vers 25). Richter, die das Gesetz anwenden, und die, die sich darüber freuen, über die „kommt die Segnung des Guten“. Gott findet in ihnen seine eigenen Kennzeichen. Es gibt immer Segen, wenn jemand Recht handelt und für das Recht eintritt.
Für die Anwendung des Rechts und für das Aussprechen des gerechten Urteils eines Richters in einem konkreten Fall ist es wichtig, dass ein Zeuge die „richtige Antwort“ gibt (Vers 26). Das kann sich auch auf den Richter beziehen, der in einem Fall ein gutes Urteil fällt. Eine richtige Antwort leistet einen wertvollen Beitrag für den Frieden und für die Ruhe im Land, was wir auch auf die örtliche Gemeinde anwenden können. Wer das tut, wird keine Flüche und Verwünschungen zu hören bekommen (Vers 24), sondern empfängt Äußerungen der Liebe.
Das Küssen der Lippen ist eine Anerkennung des Wertes der richtigen Antwort. Solche Worte bringen keine Trennung, sondern verbinden in Liebe. Ein Kuss ist auch ein Zeichen der Versöhnung (Ps 2,12). Wer eine richtige Antwort gibt, bewirkt Versöhnung.
27 Finanzielle Selbstständigkeit
27 Besorge draußen deine Arbeit und bestelle sie dir auf dem Feld; danach magst du dann dein Haus bauen.
In diesem Vers geht es darum, die richtigen Prioritäten im Leben zu setzen. Das weist uns darauf hin, dass wir zuerst die Dinge tun, die zuerst geschehen müssen. Zuerst das eine, „danach“ das andere. Wir müssen bei unseren Beschäftigungen die richtige Reihenfolge einhalten. Wenn wir es nicht tun, wird unser Leben ein Chaos und endet in einem Fiasko.
Wir können das auf eine Familiengründung anwenden. Bevor jemand damit beginnt, muss er in der Lage sein, seine Familie zu unterhalten. Deshalb muss er zuerst ein Einkommen haben. Er kann das erreichen, indem er dafür arbeitet. Mit dem, was er durch Arbeit verdient, kann er sein Haus bauen, eine Familie gründen und unterhalten.
28 - 29 Nicht falsch zeugen und keine Rache nehmen
28 Werde nicht ohne Ursache Zeuge gegen deinen Nächsten; wolltest du denn täuschen mit deinen Lippen? 29 Sprich nicht: Wie er mir getan hat, so will ich ihm tun, will dem Mann vergelten nach seinem Werk.
Vers 28 ist eine Warnung, sich nicht verleiten zu lassen, gegen den Nächsten auszusagen, ohne dass es einen deutlichen Grund dafür gibt. Wir können in Umstände kommen, in denen Kollegen oder Menschen aus unserer Umgebung uns nach unserer Meinung über das Verhalten von Personen fragen, mit denen wir zusammenarbeiten oder die in unserer Nähe leben, mit der Absicht, solch eine Person anzuklagen. Wenn wir persönlich nicht eine bestimmte Erfahrung mit der betreffenden Person gemacht haben, sollten wir uns in dieser Angelegenheit nicht irreführen lassen und nicht als Zeuge auftreten. Die Botschaft lautet, dass es sehr stichhaltige Gründe geben muss, bevor jemand jemals gegen einen Nächsten aussagt.
Auch Rachegefühle dürfen in einer Rechtssache keine Rolle spielen (Vers 29). Noch weniger darf jemand das Gesetz in die eigene Hand nehmen. Wenn uns Böses zugefügt wird, könnten wir uns einer dieser beiden Möglichkeiten bedienen, doch beide sind falsch. Wir dürfen niemanden wegen des Bösen, das er uns angetan hat, etwas vergelten. Wir sollten es nicht einmal sagen, weder laut noch in unseren Herzen.
Um diese Gesinnung zu haben, ist es nötig, dass wir Gott vertrauen. Es entgeht Ihm nicht, wenn uns Böses zugefügt wird. Unsere Reaktion darauf entgeht Ihm ebenfalls nicht. Er weiß, wie wir reagieren können. Wenn wir jemandem etwas vergelten wollen, nehmen wir die Stelle Gottes als Richter ein: „Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr““ (Röm 12,19). Unrecht, das uns angetan worden ist, können wir, wie der Herr Jesus es getan hat, dem übergeben, „der gerecht richtet“ (1Pet 2,23). Das war auch die Haltung Davids gegenüber Saul. Er wollte nicht seinen eigenen Richter spielen, sondern übergab Saul Gott und wartete darauf, was Er mit Saul tun würde. Dadurch ist er nicht beschämt worden.
30 - 34 Die Lektion des Faulen
30 Am Feld eines faulen Mannes kam ich vorüber, und am Weinberg eines unverständigen Menschen. 31 Und siehe, er war ganz mit Disteln überwachsen, seine Fläche war mit Unkraut bedeckt und seine steinerne Mauer eingerissen. 32 Und ich schaute es, ich richtete mein Herz darauf; ich sah es, empfing Unterweisung: 33 Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen – 34 und deine Armut kommt herangeschritten, und deine Not wie ein gewappneter Mann.
Der weise Salomo berichtet in diesen Versen von einem Gang, den er gemacht hat und was er dabei feststellte. Damit verbindet er eine Lektion für sich und seinen Sohn. Es geschah, dass er „am Feld eines faulen Mannes“ vorüberkam (Vers 30). Er suchte nicht nach diesem Feld, sondern kam einfach daran vorbei. Ja, das Feld war einmal ein Weinberg, jedenfalls hatte er diesen Eindruck, doch davon war nichts mehr zu sehen.
Das lag daran, dass die Verwaltung in den Händen eines „unverständigen Mannes“ lag. Nur ein solcher Mensch, der keinerlei Verantwortungsbewusstsein hat, kann seinen Weinberg auf diese Weise verwildern lassen. Es geht nicht um jemanden ohne Rückgrat, sondern um jemanden ohne Hirn, ohne Verstand, wörtlich ohne Herz. Ihm fehlte es nicht an Kraft, sondern am Willen.
„Und siehe“ (Vers 31), als er dort vorbeikam, beobachtete er ein paar Dinge. Der weise Mann hatte keine Tagträume und schlafwandelte nicht, sondern nahm die Situation um sich herum wahr. Auf dem Feld wuchs nicht nur hier und da Unkraut, nein, es „war ganz mit Disteln überwachsen“. Nichts vom Land war mehr zu sehen, denn „seine Fläche war mit Unkraut bedeckt“. Wo Trauben hätten wachsen sollen, gab es eine Fülle von Disteln und Unkraut. Diese entstehen nicht von einem Tag auf den anderen. Hier wurde seit Langem keinerlei Arbeit mehr geleistet.
So kann im Leben eines Gläubigen, der dem Herrn untreu ist und Ihn immer mehr vergisst, eine ähnliche Situation entstehen. Die guten Früchte des Glaubens, die das Herz erfreuen (der Weinberg spricht von Freude), verschwinden, und stattdessen wachsen Disteln und Unkraut, die Schmerzen verursachen und weh tun. Die Folgen der Sünde in der Schöpfung haben sich einen Platz im Leben des Gläubigen erworben.
Der Weise sah auch, dass die „steinerne Mauer eingerissen“ war. Jeder Schutz war weg. Jeder konnte das Gelände betreten. Wenn sich auch das Haus des Faulen dort befand, konnte jeder Einbrecher es mit größter Leichtigkeit erreichen.
Es geht um ein Feld, das früher ein Weinberg war. Das Volk Israel wird mit einem Weinberg verglichen (Jes 5,1–7). Der Weinberg sollte Wein hervorbringen. Wein ist ein Bild der Freude (Ri 9,13; Ps 104,15). Gott wollte sich an seinem Volk erfreuen, doch sein Volk hat Ihm diese Freude nicht bereitet. Der Weinberg war durch Faulheit zu einem Feld geworden, auf dem die Symbole der Sünden (1Mo 3,18), die Werke des Fleisches, üppig wuchsen.
Wir können hier eine Anwendung machen. Wenn wir geistlich faul sind, werden „Disteln“ und „Unkraut“, also sündige Dinge, den Weinberg unseres Lebens überwuchern. Gott kann sich dann nicht an unserem Leben erfreuen, denn nichts erinnert Ihn an das Leben des Herrn Jesus. Und wenn wir die Mauer der Absonderung zur Welt niederreißen, werden die Welt und das weltliche Denken Eingang in unser Leben finden; dann werden wir Opfer der Zerstörung werden.
Nach der Beobachtung in den Versen 30 und 31 zieht der Weise daraus eine Lektion für sich selbst und teilt sie mit uns (Verse 32–34). Was er sah, nahm er sich zu Herzen. Es enthielt eine Ermahnung, eine Ermahnung ohne Worte. Eine der besten Lernmethoden besteht darin, dass wir etwas anschauen, das heißt, etwas mit intensiver Aufmerksamkeit betrachten und es zu Herzen nehmen. Dann lernen wir wirklich daraus. Wenn wir die schlimmen Folgen einer Handlung oder Haltung sehen, wird uns das davor warnen, nicht solche Handlungen zu tun oder solch eine Haltung einzunehmen.
Was Salomo gesehen hat und was eine Ermahnung für ihn beinhaltete, wird ihn davor bewahren, der Faulheit zu verfallen. Es beginnt mit ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen. Es ist alles nur „ein wenig“, doch all dieses Wenige ähnelt einem Wanderer, der auch nicht schnell läuft, sondern seinen Weg beständig fortsetzt. Und all dieses Wenige zusammen ist wie ein gewappneter Mann. Ein wenig Schlafen und Schlummern und Händefalten, um auszuruhen, all das führt zu Armut und Not (Spr 6,10.11).