1 Ehrlicher Handel
1 Trügerische Waagschalen sind dem HERRN ein Gräuel, aber volles Gewicht ist sein Wohlgefallen.
In diesem Vers geht es um Handel, ums Geschäftemachen auf dem Markt oder im Laden, also um eine Sache des täglichen Lebens. Gott möchte, dass man beim Handel ehrlich ist. Unehrlicher Handel ist für Ihn „ein Gräuel“; aber ehrlicher Handel ist „sein Wohlgefallen“. Hier sehen wir Gottes persönliche Reaktion auf die Art, wie man Handel treibt. Der Gebrauch „trügerischer Waagschalen“ bedeutet, einen Angehörigen seines Volkes zu berauben. Gott tritt hier für die Benachteiligten ein. Wenn Er das Verhalten des Verkäufers abwägt, verwendet Er ein absolut ehrliches Maß.
Es gibt nichts im täglichen Leben, wo Er draußen steht. Das Leben seines Volkes im Umgang miteinander sollte seine Eigenschaften widerspiegeln. Alles sollte in Übereinstimmung mit seinem Willen getan werden, nämlich entsprechend seinem Wesen als Licht und Liebe. Dies gilt auch für den Handel.
Weil es beim Handel um Gewinn, also um Geld geht, besteht die große Gefahr, unehrlich zu sein, getrieben von Geldliebe. Etwas mehr berechnen, als die Ware wert ist, etwas weniger liefern als das, wofür eigentlich gezahlt wird – so etwas bringt mehr Gewinn. Gott kennt sein Volk und deshalb soll es „gerechte Waage und gerechtes Epha und ein gerechtes Bat“ gebrauchen (Hes 45,10). Die ganze Schrift verurteilt Unehrlichkeit beim Handel (3Mo 19,35.36; 5Mo 25,13–16; Amos 8,5). Gott verbietet das nicht nur, sie ist ein Gräuel für Ihn. Gott akzeptiert nur ehrliche Praktiken. Er achtet darauf, dass wir für das Geld, das wir für eine bestimmte Ware verlangen, diese Ware auch liefern. Wo man nicht mit Gott rechnet, ist Unehrlichkeit weit verbreitet. Eine trügerische Waagschale ist buchstäblich eine „Waagschale des Betrugs“. Jedem, der trügerische Waagschalen benutzt, mangelt es an Aufrichtigkeit des Herzen (Vers 20).
Ehrlichkeit verbindet Gott im Gesetz mit der Erlösung seines Volkes aus Ägypten (3Mo 19,35.36). Durch die Erlösung hat Er sie zu seinem eigenen Volk gemacht. Deshalb müssen sie ehrlich sein, so wie auch Er es ist. Auch wir, die wir zur Gemeinde Gottes gehören, müssen aufgrund unserer Errettung aus der Welt ehrliche Geschäfte machen. Jede Ungerechtigkeit, jede Unehrlichkeit müssen wir vermeiden (1Kor 6,7.8). Dies gilt nicht nur für materielle Dinge, sondern auch, wenn wir mit Streitigkeiten oder Sünden zu tun haben. Gilt dann bei uns eine ehrliche Norm, oder lassen wir es zu, uns von unserer Familie oder Freunden beeinflussen zu lassen?
2 - 3 Bescheidenheit und Unsträflichkeit
2 Kommt Übermut, so kommt auch Schande; bei den Bescheidenen aber ist Weisheit. 3 Die Unsträflichkeit der Aufrichtigen leitet sie, aber die Verkehrtheit der Treulosen zerstört sie.
„Übermut“ oder Stolz ist wörtlich „überkochen“ oder Überschreiten von Grenzen, das Merkmal von Rebellion (Vers 2). Übermütige Menschen blähen sich quasi zur Gottheit auf. Eine solche Aufgeblasenheit führt zu „Schande“, ein Wort, das „leicht gemacht werden“ bedeutet. Der übermütige, aufgeblasene Mensch ist wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen wurde, so dass nur noch die Hülle übrigbleibt.
Ein markantes Beispiel dafür ist Herodes Agrippa, der sich als Gott bejubeln ließ und dann sofort danach von Würmern zerfressen wurde und starb (Apg 12,21–23). Er war ein aufgeblähter Gott, der zu einem Fetzen zusammenschrumpfte. Die Pharisäer sind ebenfalls aufgeblasen. In ihrer Beziehung zu Gott kommen sie sich besonders groß vor und schauen verächtlich auf andere herab (Lk 18,9–12; Mt 6,5). Über sie spricht der Herr das „Wehe“ aus (Mt 23,13–33). Ein anderes Beispiel für Übermut ist das große Babylon, das ist die römisch-katholische Kirche; auch sie wird dafür gerichtet werden (Off 18,7.8). Das Einzige, was von ihr übrigbleibt, ist „der Rauch ihres Brandes“ (Off 18,18).
Dem Hochmut steht Bescheidenheit oder Demut gegenüber. „Bei den Bescheidenen … ist Weisheit“, was daran deutlich wird, welche Stelle sie vor Gott und Menschen einnehmen. Sie maßen sich nichts an; sie sind nicht aufgeblasen. Sie beweisen Gottesfurcht; und darin liegt ihre Weisheit. Gott wird sie zu seiner Zeit erhöhen (Lk 14,11; 1Pet 5,6).
Wer bescheiden ist, ist auch unsträflich (Vers 3). Diese „Unsträflichkeit“ kommt dadurch zum Ausdruck, dass sie „die Aufrichtigen“ auf dem Weg, den sie gehen, und in den Kontakten, die sie haben, leitet. Wenn sie gehen und stehen haben sie Freiheit und Leben – für sich selbst und für die Menschen, denen sie begegnen. Hier sehen wir, welchen gesegneten Einfluss Unsträflichkeit auf den Aufrichtigen hat. Unsträflichkeit ist eine Gesinnung des Herzens, die in ehrlichen und treuen Handlungen zum Ausdruck kommt.
Den Aufrichtigen stehen „die Treulosen“ gegenüber. Bei ihnen gibt es keine Unsträflichkeit, sondern das Gegenteil: „Verkehrtheit“. Diese Verkehrtheit zeigt sich in den falschen Wegen, die sie gehen, und in der falschen Lehre, die sie verkünden. Die Wirkung davon trifft sie selbst. Ihre Verkehrtheit ist selbstzerstörerisch. Hier sehen wir den verheerenden Einfluss, den Verkehrtheit auf die Treulosen hat. Wer anderen Schaden zufügen will, schadet sich selbst.
4 - 6 Gerechtigkeit rettet und führt
4 Vermögen nützt nichts am Tag des Zorns, aber Gerechtigkeit errettet vom Tod. 5 Die Gerechtigkeit des Vollkommenen macht seinen Weg gerade, aber der Gottlose fällt durch seine Gottlosigkeit. 6 Die Gerechtigkeit der Aufrichtigen errettet sie, aber die Treulosen werden gefangen in ihrer Gier.
Es ist völlig bedeutungslos, alles Gold und Silber der Welt „am Tag des Zorns“ zu besitzen, das ist der Tag des Zornes Gottes über die Sünde (Vers 4; Zeph 1,18; Hes 7,19; Mk 8,37.38). „Der Tag des Zorns“ kann sowohl der Todestag als auch das zukünftige Gericht sein. In diesem Leben kann man als Vermögender einen Richter bestechen oder sich von einer Strafe freikaufen. Aber bei Gott funktioniert das nicht. Das Einzige, worauf es an diesem Tag ankommt, ist, ob jemand durch das Blut des Lammes erlöst ist (1Pet 1,18.19). Wer dadurch erlöst ist, der hat durch den Glauben an Christus die Gerechtigkeit Gottes. Nur diese „Gerechtigkeit errettet vom Tod“.
Gerechtigkeit errettet nicht nur vom Tod, sondern hat auch einen großen praktischen Wert für das Leben. Gerechtigkeit macht den Weg des Vollkommenen gerade (Vers 5). Der Gerechte ist unbestechlich, immer ehrlich. Das zeigt sich in seiner Gerechtigkeit, im rechten Tun. Deshalb ist sein Weg auch gerade. Auf diesem Weg gibt es nichts Verdrehtes oder Zweideutiges. Dieser Weg führt sicher durchs Leben. Der Weg, den Joseph unter seinen Brüdern und in Ägypten ging, ist ein Beispiel dafür. Auf vollkommene Weise gilt dies für den Herrn Jesus, den Vollkommenen; es gilt aber auch für jeden, der Ihm völlig nachfolgt.
Was den Weg des Vollkommenen charakterisiert, fehlt dem Gottlosen völlig. Bei ihm sehen wir das Gegenteil. Seine Gottlosigkeit gibt ihm keine Festigkeit im Leben, sondern verursacht seinen Fall.
Vers 6 spricht von „der Gerechtigkeit der Aufrichtigen“. Vers 5 steht in der Einzahl: „der Vollkommene“; hier steht die Mehrzahl: „die Aufrichtigen“. Jetzt geht es um Errettung aus gefährlichen, lebensbedrohlichen Situationen. Der gerade Weg von Vers 5 ist ein Weg mit Gefahren. Die gleiche Gerechtigkeit, die den Weg richtig macht, hilft auch, Schwierigkeiten auf diesem Weg zu überwinden. Die Aufrichtigen suchen ihre Hilfe bei Ihm, der die Gerechtigkeit gegeben hat.
Den „Treulosen“ fehlt Gerechtigkeit; daher fehlt ihnen auch die Hilfe in Gefahren. Sie sehen diese Gefahren nicht einmal, sondern werden zu Gefangenen ihrer „Gier“. Ihre Begierden nehmen sie „gefangen“; sie sitzen darin fest wie in einem Gefängnis. Ihre Begierden bringen sie dazu, Sünden zu begehen, die sie wie ein Netz umgeben, aus dem sie sich selbst nicht befreien können. In diesem Netz werden sie ins Gericht und schließlich in den ewigen Tod geschleppt.
7 - 8 Das Schicksal des Gottlosen
7 Wenn ein gottloser Mensch stirbt, wird seine Hoffnung zunichte, und die Erwartung der Frevler ist zunichtegeworden. 8 Der Gerechte wird aus der Drangsal befreit, und der Gottlose tritt an seine Stelle.
Wenn „ein gottloser Mensch“ stirbt, „wird seine Hoffnung zunichte“ (Vers 7; Ps 49,17–21). Dieser Vers enthält eine große Tragik, die mit der Hoffnung verbunden ist, die der gottlose Mensch zu haben meint. Jede Hoffnung auf ein langes Leben oder Erfolg wird in einer Ernüchterung enden, weil diese Hoffnung im Vertrauen auf irdischen Besitz gründet ist.
Er hatte vielleicht die stärkste „Erwartung“, immer in Wohlstand zu leben, verbunden mit einem felsenfesten Selbstvertrauen, seine Pläne umzusetzen. Aber wenn er stirbt, löst sich das alles auf wie ein Dampf. Der Herr Jesus erzählt von einem reichen Mann, der ohne Gott stirbt. Dieser Mann musste bei seinem Tod seinen ganzen Reichtum zurücklassen; und im Jenseits hatte er nicht einmal einen Tropfen Wasser, um seine Zunge zu kühlen (Lk 16,19–31).
Was für eine Gnade, dass der Gläubige eine sichere Hoffnung hat, eine Hoffnung, die nicht vergeht, wenn er stirbt, sondern sich tatsächlich erfüllt! Die Hoffnung des Gläubigen ist eine Gewissheit, eine Hoffnung, die nicht beschämt (Heb 11,1; Röm 5,5). Deshalb hofft er „mit Ausharren“ (Röm 8,24.25).
„Der Gerechte wird“ von Gott „aus der Drangsal befreit“ (Vers 8). Der Gerechte kann durchaus in Drangsal geraten. Dabei können wir an bedrückende und einengende Situationen denken, die ihn in seiner Freiheit einschränken und ihm Angst machen. Gottlose Menschen können ihm das Leben sehr schwer machen. Aber Gott stellt sicher, dass er nicht untergeht; Er wird ihn retten.
Dem steht gegenüber, was „den Gottlosen“ trifft, und das in bemerkenswerter Weise: Der gottlose Mensch empfängt nicht nur seine verdiente Strafe; er landet auch genau an dem Platz, den er selbst zunächst dem Gerechten zugedacht hat. Das Blatt hat sich gewendet. Ein deutliches Beispiel dafür ist Haman, der anstelle von Mordokai gehängt wird (Est 7,10; 9,1). Das sehen wir auch bei den Männern, die an Daniels Stelle in die Löwengrube geworfen werden (Dan 6,24.25). Dieser Rollentausch wird stattfinden, wenn der Herr Jesus erscheint. Dann werden die Gläubigen aus der Drangsal befreit, und die Drangsal trifft die Gottlosen (2Thes 1,6.7).
9 Erkenntnis, die von dem Ruchlosen befreit
9 Mit dem Mund verdirbt der Ruchlose seinen Nächsten, aber durch Erkenntnis werden die Gerechten befreit.
„Der Ruchlose“ ist ein unaufrichtiger Mensch. Er gibt sich als hilfsbereiter Nachbar aus, ist aber in Wirklichkeit ein Feind. Er plant, „seinen Nächsten … mit dem Mund“ zu verderben, was unterstreicht, wie ungeheuer bösartig er ist. Seinen Nachbarn wiegt er in der Hoffnung, ihm etwas zu bedeuten, so dass er nur das Gute für ihn sucht. Anstatt diese Hoffnung zu erfüllen, sucht er jedoch seine Zerstörung. Er redet nur schlecht von seinem Nachbarn, um seinen Ruf zu schädigen. So etwas nennt man „Rufmord“. Dadurch macht er seinem Nachbarn das Leben zur Qual.
Aber „die Gerechten“ werden seiner verderblichen Aktivität nicht zum Opfer fallen. Sie besitzen nämlich „Erkenntnis“. Mit ihrer Erkenntnis durchschauen sie den Ruchlosen. Sie sehen die wahre Bedeutung hinter den Worten des Ruchlosen; sie entlarven ihn und widersetzen sich ihm. Der Mund des Ruchlosen wird gestopft, und die Gerechten werden befreit. Der treue Christ weiß, „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre … die Widersprechenden zu überführen“, womit er ihnen „den Mund stopfen“ kann (Tit 1,9–11).
10 - 11 Die Freude und Erhebung einer Stadt
10 Die Stadt frohlockt beim Wohl der Gerechten, und beim Untergang der Gottlosen ist Jubel. 11 Durch den Segen der Aufrichtigen kommt eine Stadt empor, aber durch den Mund der Gottlosen wird sie niedergerissen.
In diesen Versen geht es nicht um Personen, sondern um „eine Stadt“, eine Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft weiß es zu schätzen, wenn es den Gerechten gut geht (Vers 10). Die Gerechten verdanken ihr „Wohl“, ihren Wohlstand, ihrem ehrlichen Handel; und die Stadt profitiert davon. Eine Stadt, das sind die Bürger der Stadt, springt sogar vor Freude darüber auf (vgl. Est 8,15).
Gejubelt wird auch, wenn die Gottlosen untergehen (2Kön 11,20). So wird es auch im Himmel Jubel geben, wenn das gottlose Babylon zerstört ist (Off 18,20.21; 19,1.2). Im ersten Fall frohlockt man über den guten Einfluss der Gerechten. Im zweiten Fall wird über die Vernichtung der verderblichen Einflüsse der Gottlosen gejubelt.
Der gute Einfluss des Gerechten und der schlechte Einfluss der Gottlosen auf das Leben in einer Stadt werden in Vers 11 unterstrichen. „Die Aufrichtigen“ sprechen Segen über die Stadt aus und wünschen ihr Wohlstand. Es bleibt nicht nur bei Segnungen, sondern die Aufrichtigen bewirken auch Segen. So kommt die Stadt „empor“. Sie bekommt einen guten Ruf; es lebt sich dort angenehm. Die Stadt wird attraktiv.
Dem gegenüber steht „die Werbung“, die die Gottlosen für die Stadt machen. Sie machen sie mit ihren Worten dem Erdboden gleich. Dies tun sie durch ihr negatives Gerede über die Stadt, aber auch durch ihren allgemeinen Sprachgebrauch. Nur Flüche und Dreck kommen aus ihrem Mund. Selbst bei einer anständigen Sprache, wie sie viele Politiker normalerweise gebrauchen, steckt in ihren Worten Falschheit und verfolgen sie ein geheimes Ziel. Sie stellen sich selbst als Beschützer dar, aber ihre Praxis führt doch nur zur Zerstörung der Stadt.
Dies können wir auch auf die örtliche Gemeinde Gottes als Stadt anwenden. Wenn wir aufrichtig sind, werden wir Gutes über die Gemeinde vor Ort sagen und wollen für sie ein Segen sein. Alle, die Teil der örtlichen Gemeinde sind, werden sich darüber freuen. Menschen, die keine Bindung zu ihr haben, weil sie ohne Gott leben, werden einer örtlichen Gemeinde keine Daseinsberechtigung gönnen. Sie werden Verleumdungen über sie verbreiten und alles tun, um ihr das Leben und das Zusammenkommen unmöglich zu machen. Solche Leute können auch in der Versammlung sein und ihr zerstörerisches Werk tun, indem sie falsche Lehren verbreiten.
12 - 13 Verstand und Treue
12 Wer seinen Nächsten verachtet, hat keinen Verstand; aber ein verständiger Mann schweigt still. 13 Wer als Verleumder umhergeht, deckt das Geheimnis auf; wer aber treuen Geistes ist, deckt die Sache zu.
Wer seinen Nächsten verachtet, beweist, dass er „keinen Verstand“ – wörtlich „kein Herz“ – hat (Vers 12). Solch ein Mensch hat absolut keine Selbsterkenntnis. Er bringt auch seine Verachtung zum Ausdruck, was sich aus der zweiten Verszeile ergibt. Ein Mensch, der weiß, wer er selbst ist, äußert sich nicht verächtlich über seinen Nächsten, sondern „schweigt“. Er erkennt, dass sein Nachbar nicht weniger wert ist als er selbst und dass er selbst so ist wie sein Nächster. Die Norm für den Christen ist sogar noch höher: Er wird „in der Demut … den anderen höher“ achten als sich selbst (Phil 2,3; Eph 4,25).
Jemand, der „als Verleumder umhergeht“, wirkt auf schlechte Weise und ist unzuverlässig (Vers 13, vgl. 1Tim 5,13). Wenn ihm etwas heimlich anvertraut wird, deckt er es gern auf. Dem Verleumder steht der gegenüber, der „treuen Geistes ist“. Wenn man ihm etwas vertraulich mitteilt, wird er diese Angelegenheit zudecken und nicht aufdecken. Er missbraucht das ihm entgegengebrachte Vertrauen nicht; er schadet und beschämt auch den nicht, der ihm sein Vertrauen geschenkt hat.
14 - 15 Führung – kein Bürge werden
14 Wo keine Führung ist, verfällt ein Volk; aber Rettung ist bei der Menge der Ratgeber. 15 Sehr schlecht ergeht es einem, wenn man für einen anderen Bürge geworden ist; wer aber das Handeinschlagen hasst, ist sicher.
„Führung“ ist wichtig für die Stabilität eines Volkes (Vers 14). Führung lässt sich mit dem Steuern eines Schiffes vergleichen. Dieses Schiff hier ist das Volk, die Nation, worauf auch der alte Ausdruck „Staatsschiff“ hinweist. Dieser Vergleich wird gemacht, weil auch ein Schiff für seine Sicherheit von der Führung eines Kapitäns abhängig ist, der kompetent sein muss. Ohne Menschen am Ruder des „Staatsschiffes“, die in der Lage sind, das Volk zu führen, sinkt ein Schiff, das heißt „verfällt ein Volk“. Aber „bei der Menge der Ratgeber“, bei einer Menge von Weisen in allen möglichen Bereichen, kommt „Rettung“ aus der Not und das Volk wird vor dem Untergang bewahrt.
Dies gilt auch für das Volk Gottes, dargestellt durch die örtliche Gemeinde. Besprechung unter Gebet und anhand des Wortes Gottes ist notwendig, um eine Gemeinde zu sein, wo der Herr Jesus in der Mitte sein kann. Bei der Besprechung in Jerusalem über die Streitfrage, ob die Nationen das Gesetz halten sollten, führten die Beiträge mehrerer weiser Ratgeber zu einer erlösenden Antwort (Apg 15).
Für eine finanziell solide Politik ist es notwendig, keine undurchsichtige finanzielle Verpflichtung einzugehen. Eine dieser undurchsichtigen Verpflichtungen ist, „Bürge“ für „einen anderen“ zu werden (Vers 15). Bürge werden ist eine große Dummheit (vgl. Spr 6,1–5), besonders wenn man es für einen Fremden tut. Salomos Warnung hier ist sehr deutlich: Wer Bürge wird, dem wird es „sehr schlecht“ ergehen. Wer Bürge wird, garantiert der anderen Partei, dass er deren selbst eingebrockte Schulden begleichen wird, und zwar ohne eine Rückzahlungsgarantie. Das kann zu seinem eigenen Bankrott führen und ihn in absolute Armut stürzen.
Durch das Gegenteil in der zweiten Verszeile wird betont, wie gefährlich es ist, Bürge zu sein. Es geht um nichts weniger als „sicher“ und sorglos zu leben. Das ist die Aussicht für den, der „das Handeinschlagen hasst“. Es ist die Bestätigung einer Vereinbarung, was heutzutage unter anderem durch eine Unterschrift geschieht. Unterschreibe nie oder gib nie irgendeine Art von Bestätigung, bevor du vollständig weißt, wozu du dich mit deiner Unterschrift verpflichtest.
16 Eine anmutige Frau und Gewalttätige
16 Eine anmutige Frau erlangt Ehre, und Gewalttätige erlangen Reichtum.
„Eine anmutige Frau“ ist eine charmante, anziehende Frau. Die Frau ist zwar „das schwächere Gefäß“ (1Pet 3,7), dennoch besitzt sie die Kraft, „Ehre“ zu erlangen. Sie tut das so, wie „Gewalttätige … Reichtum“ erlangen. Ihre Stärke äußert sich natürlich in einer ganz anderen Weise als bei Gewalttätigen. Ihre Stärke ist nicht körperlich, sondern geistlich. Sie ist eine Frau mit Tugend (das ist geistlicher Mut oder Stärke), eine Frau, die auf Gott vertraut. Ein Beispiel für eine solche Frau ist Ruth (Rt 2,11).
Sie ist „anmutig“ oder charmant, weil sie an der unvergänglichen „Ehre“ festhält. Diese Ehre bleibt bestehen, auch wenn die äußere Schönheit abnimmt. Sie kennt ihren Wert. „Erlangen“ bedeutet, dass Kräfte wirksam sind, um die Ehre von ihr fernzuhalten. Im Neuen Testament wird die Ehre der Frau verbunden mit ihrem langen Haar, das ein Symbol für ihre Unterordnung gegenüber ihrem Mann ist (1Kor 11,15). Daran hält sie trotz allen Emanzipationsbestrebungen fest.
Gewalttätige klammern sich an vergänglichen „Reichtum“. Um ihren Reichtum zu sichern, wenden sie physische Gewalt gegen ihren Nächsten an. Sie haben ihren Reichtum gewaltsam erworben und werden ihn mit Gewalt festhalten. Wenn ein Nachbar bei ihnen anklopft, um das gestohlene Eigentum zurückzuholen, werden sie ihn gewaltsam verjagen.
17 - 21 Folgen von gerechtem oder gottlosem Verhalten
17 Sich selbst tut der Mildtätige gut, der Unbarmherzige aber tut seinem Fleisch weh. 18 Der Gottlose schafft sich trügerischen Gewinn, wer aber Gerechtigkeit sät, wahren Lohn. 19 Wie die Gerechtigkeit zum Leben, so gereicht es dem, der Bösem nachjagt, zu seinem Tod. 20 Die verkehrten Herzens sind, sind dem HERRN ein Gräuel; aber sein Wohlgefallen sind diejenigen, die in Lauterkeit wandeln. 21 Die Hand darauf: Der Böse wird nicht für schuldlos gehalten werden; aber die Nachkommenschaft der Gerechten wird entkommen.
Wer gegen andere Menschen „mildtätig“ ist, wird die wohltuende Wirkung davon an „sich selbst“, das heißt persönlich, in seiner eigenen Seele, erfahren (Vers 17). Der „Mildtätige“ hat Liebe zu seinem Nächsten, zu denen, die mit ihm verbunden sind oder mit denen er in Kontakt kommt. So jemand ist ein Nachfolger Gottes, der mildtätig ist und den Menschen seine Mildtätigkeit erweist. Rahab erwies den Kundschaftern Mildtätigkeit und tat damit ihrer eigenen Seele Gutes und den Seelen derer, die zum Haus ihres Vaters gehörten (Jos 2,12.14).
Auf gleiche Weise verhält es sich bei „einem Unbarmherzigen“, allerdings genau umgekehrt. Wer ohne Barmherzigkeit ist, bewirkt sein eigenes Unglück. Solch ein Mensch ist grausam; ihm fehlt jegliche Liebe zu seinem Nächsten, sowohl in seinen Gedanken als auch in seinem Tun. Er tut seinem Fleisch weh, weil er sich ins Unglück stürzt. Ahab und Isebel haben das erlebt (1Kön 22,37.38; 2Kön 9,36.37).
„Der Gottlose“ beschäftigt sich mit einem Werk, das „trügerisch“ ist, das bedeutet: mit einer Arbeit, die nichts bringt, die erfolglos ist (Vers 18). „Wer Gerechtigkeit sät“ (vgl. Jak 3,18), wird es anders erleben. So jemand bringt andere dazu, in ihrem Leben Gerechtigkeit zu tun, was wiederum für andere eine Wohltat ist. Was gesät wird, wird Frucht bringen (1Kor 9,11; 2Kor 9,6). Die Ernte, die das einbringt, wird hier als „wahrer Lohn“ bezeichnet.
Wenn „Gerechtigkeit“ gesät wird (Vers 18), dient das „zum Leben“ (Vers 19). Mit dem Leben ist hier das Leben in seiner tiefsten und reichsten Form gemeint, ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott, das ewige Leben. Gerechtigkeit und Leben gehören zusammen. Der Gegensatz dazu ist, dem „Bösen nachjagen“, um es zu tun, und zwar mit allen gebündelten Kräften. Das führt immer und unweigerlich zum „Tod“. So wie Gerechtigkeit und Leben zueinander gehören, passt Böses tun zum Tod, „denn der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23).
„Die verkehrten Herzens“ sind (Vers 20), sind Menschen, die einen krummen, verschlungenen Geist haben. Ihr ganzes geistliches Leben ist vom Bösen beeinflusst und durchdrungen. Sie sind „dem HERRN ein Gräuel“, weil sie sich im Herzen hinterhältige Dinge ausdenken und den Willen Gottes in keiner Weise berücksichtigen. Aber „die in Lauterkeit wandeln“, solche, die sich innerlich an Ihm ausrichten und daher seinen Weg gehen, sind „sein Wohlgefallen“.
Wie schon in Vers 1, geht es darum, was „ein Gräuel für den HERRN“ und was „sein Wohlgefallen ist“. Das Thema von Vers 1 ist ehrlicher oder unehrlicher Handel, die Praxis des Lebens. Hier geht es um die Gesinnung des Herzens, ob das Herz falsch oder aufrichtig ist. Es geht nicht nur um das äußere Verhalten, sondern auch um die dahinterliegenden Motive. Gott beobachtet unsere Wege und sieht, was in unseren Herzen ist (1Sam 16,7). Wir können zwar ehrlich sein, aber dabei nur unsere eigenen Interessen suchen. Dann sind wir Ihm nicht wohlgefällig.
Es kommt ein Tag der Vergeltung; da kann man sich sicher sein. Da kann man „die Hand darauf“ geben, so wie man etwas mit einem Handschlag bestätigt (Vers 21). Jeder Mensch wird einmal vor dem Richterstuhl Gottes stehen und für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden (Röm 14,10–12; 2Kor 5,10). Dann wird der Übeltäter nicht in der Lage sein, sich für „schuldlos“ zu erklären. Der Richter durchschaut ihn völlig. Aber „die Nachkommenschaft der Gerechten“ – das sind nicht die Nachkommen, sondern alle, die zum Geschlecht der Gerechten gehören –, wird dem Gericht entgehen (vgl. Joh 5,24).
22 Eine schöne Frau ohne Anstand
22 Ein goldener Ring in der Nase eines Schweines: So ist eine schöne Frau ohne Anstand.
Eine äußerlich „schöne Frau“, die „ohne Anstand“ ist, ähnelt einem schönen „goldenen Ring“, der in die „Nase eines Schweines“ gesteckt wurde. Die israelitischen Frauen trugen unter anderem einen Nasenring als Schmuck (1Mo 24,22.30.47; Jes 3,21). Der Gedanke, das Tragen eines Nasenringes könne ein Tier, das ständig schmutzig ist, anständig machen, ist absurd.
In diesem Vergleich wird ein schönes Schmuckstück mit einem unwürdigen Körper verbunden. Ein Schwein kennt den Wert dieses Schmuckstücks nicht. Du kannst dieses Tier mit noch so viel Schmuck behängen, wie du willst, um es ansehnlicher zu machen, aber es versinkt nur noch tiefer und liebt weiterhin das Leben in Schlamm und Gestank. Außerdem verliert auch der Ring seine Schönheit.
Isebel war solch eine Frau. Es gab keine Übereinstimmung zwischen ihrem Verhalten und ihrer herausgeputzten Erscheinung. Ihre äußere Schönheit verblasste im Licht ihres bösen Inneren (2Kön 9,30). Das können wir auch auf die schöne Erscheinung der römisch-katholischen Kirche anwenden, die innerlich völlig verdorben ist (Off 17,4–6).
Der wahre Schmuck einer Frau befindet sich in ihrem Herzen, in ihrer Gesinnung (1Pet 3,3.4). Von Abigail wird als Erstes gesagt, dass sie „von guter Einsicht“ war, und erst dann, dass sie „schön von Gestalt“ war (1Sam 25,3). Eine Frau ist attraktiv, wenn sie die Gesinnung und Wesensmerkmale Christi zeigt. Die Braut, die Frau des Lammes, wird diese Merkmale in voller Herrlichkeit zeigen (Off 21,9–11).
23 - 27 Der Segen der Gerechten
23 Das Begehren der Gerechten ist nur Gutes; die Hoffnung der Gottlosen ist der Grimm. 24 Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart, als recht ist, und es ist nur zum Mangel. 25 Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt. 26 Wer Korn zurückhält, den verflucht das Volk; aber Segen wird dem Haupt dessen zuteil, der Getreide verkauft. 27 Wer das Gute eifrig sucht, sucht Wohlgefallen; wer aber nach Bösem trachtet, über ihn wird es kommen.
Der Charakter der „Gerechten“ und der „Gottlosen“ zeigt sich nicht nur in dem, was sie tun, sondern auch in dem, was sie begehren und hoffen (Vers 23). „Gerechte“ haben kein anderes Begehren als „nur Gutes“. Sie sind mit Gott verbunden und haben daher ein Verlangen nach materiell und geistlich Gutem, um damit wiederum selbst Gutes zu tun.
„Die Hoffnung der Gottlosen“ wird ihnen nichts als „Grimm“ bringen. Sie haben keine Verbindung mit Gott und hoffen, ihr gottloses Leben so gut wie möglich zu nutzen. Aber ihre Hoffnung führt zu nichts anderem als zu Gottes „Grimm“, weil alles, was sie begehren, Gottes Zorn hervorruft.
Die Regierungswege Gottes sind so angelegt, dass zuerst ausgestreut, gegeben, ausgesät werden muss, und man erst dann den Profit, den Ertrag, den Vorteil erwirbt (Vers 24). Gott will auch, dass man reich und nicht spärlich austeilt. Wenn dies geschieht, wird man erfahren, dass der Ertrag viel größer ist als das, was verteilt, weggegeben oder ausgesät wurde (Lk 6,38; 2Kor 9,6–9; Ps 112,9). Auch unsere Zeit und Aufmerksamkeit können wir reichlich geben.
Das Gegenteil ist auch wahr. Es gibt Menschen, „die mehr sparen, als recht ist“. Sie glauben, dadurch reich zu werden. Aber sie täuschen nicht nur andere, sondern machen auch sich selbst etwas vor. Ihr ganzer unehrlicher Gewinn wird ihnen nur Mangel bringen, denn Gott wird es ihnen heimzahlen. Schließlich werden sie mit leeren Händen dastehen und sehr viele Schulden aufgehäuft haben, die nicht mehr ausgeglichen werden können.
Jemandem etwas nicht geben, was ihm zusteht, ist auch eine Form von „mehr sparen, als recht ist“. Nabal hatte diese Einstellung gegenüber David (1Sam 25,10.11.38). Der Oberzöllner Zachäus hat die Sündhaftigkeit dieses Verhaltens rechtzeitig eingesehen und wollte den Schaden erstatten (Lk 19,8).
Vers 25 ist mit Vers 24 verbunden. „Die segnende Seele“ ist jemand, der mit Worten und Taten in seiner Umgebung Segen verbreitet, sich als gut erweist und das Glück des anderen sucht. Wer das tut, wird selbst dadurch gesegnet werden. Ihm wird Gutes getan, er wird selbst gesättigt werden. Wer jemanden (geistlich) erquickt, wird dadurch auch selbst erquickt. Das sehen wir bei dem Herrn Jesus in seinem Gespräch mit der Samariterin. Die geistliche Nahrung, die Er der Frau gab, war auch für Ihn selbst erfrischend (Joh 4,31–34; Mt 10,42; Jer 31,25).
Wer keinen Segen gibt (Vers 25), sondern im Gegenteil selbstsüchtig alles für sich behält, und das in einer Zeit der Knappheit, wird vom Volk verflucht (Vers 26). Gott möchte, dass wir den Segen, den Er uns gegeben hat, an andere weitergeben. Dies gilt sowohl für materiellen als auch für geistlichen Segen. Wenn wir den Segen, den wir empfangen haben, zur Verfügung stellen und zum Verkauf anbieten, wird das Segen auf unser Haupt bringen. Beim Verkauf müssen wir nicht nur an Geld oder ein Tauschmittel denken. Verkaufen bedeutet, dass sich die andere Person bemühen muss, das zu erwerben, was zum Verkauf angeboten wird (vgl. Spr 23,23).
Wer das Gute schätzt, wird es eifrig suchen; er wird sich bemühen, es zu erlangen (Vers 27). So jemand sucht „Wohlgefallen“, bei dem wir besonders an das Wohlgefallen Gottes denken können. Wer „nach Bösem trachtet“, tut das, weil er meint, dadurch besser zu werden. Das, worauf er aus ist, betrachtet er natürlich nicht als Böse. Niemand trachtet für sich selbst nach dem Bösen. Es geht um böse Dinge in den Augen Gottes. Was er anstrebt, wird er nicht bekommen, sondern es wird „über ihn … kommen“. Das weist auf Einwirken von außen hin. Es bedeutet, dass ihn schließlich das Böse des Gerichts Gottes treffen wird.
28 - 31 Das Wachstum der Gerechten
28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, der wird fallen; aber die Gerechten werden sprossen wie Laub. 29 Wer sein Haus zerrüttet, wird Wind erben; und der Narr wird ein Knecht dessen, der weisen Herzens ist. 30 Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und der Weise gewinnt Seelen. 31 Siehe, dem Gerechten wird auf der Erde vergolten, wie viel mehr dem Gottlosen und Sünder!
Reich werden wollen und Reichtum missbrauchen ist zu verurteilen. Ein weiteres Übel des Reichtums ist, darauf zu vertrauen (Vers 28). „Wer auf seinen Reichtum vertraut“, wird beschämt werden. Das wird er schmerzlich spüren, wenn er „fällt“. Reichtum bietet keine feste Grundlage für das Leben. Fallen bedeutet, dass sein Leben im Chaos endet. Der Grund dafür ist, dass er Gott keinen Platz in seinem Leben einräumt (Lk 12,16–21).
Das Gegenteil gilt für „die Gerechten“. Sie vertrauen auf Gott und „sprossen wie Laub“. Ihr Leben ist in Ihm gewurzelt und zeichnet sich durch Wohlstand und Fruchtbarkeit aus (vgl. Ps 92,13–16; Jer 17,7.8). Das Leben derer, die auf Reichtum vertrauen, ist wie ein abgefallenes und verdorrtes Blatt; der Gerechte dagegen ist wie ein grünes Blatt voller Vitalität, das ständig wächst.
Wer in seiner Habsucht nur an sich denkt, zerrüttet sein Haus (Vers 29). Er hat absolut kein Interesse an den Mitbewohnern, die ihm aus seiner Sicht bei seiner Jagd auf das Böse nur im Weg stehen. Was von seinen Anstrengungen übrigbleibt, ist nur Wind – nichts Greifbares. So wie er seinem Haus vorsteht, zeigt er, was für ein Narr er ist. Die zweite Verszeile setzt voraus, dass er alles verloren hat; und er hat sich so sehr verschuldet, dass er sich als Sklave „dessen, der weisen Herzens ist“, verdingen muss.
Was der Gerechte hervorbringt (Vers 30), steht im Gegensatz zu dem Narren von Vers 29. Sein Leben als ein Gerechter zeigt, dass er Leben hat. Dieses Leben hat er nicht in sich selbst. Was aus ihm hervorkommt, was aus dem Leben, das in ihm ist, sichtbar wird, kommt vom wahren Baum des Lebens, dem Herrn Jesus. Das Leben des Gerechten gleicht also dem Leben des vollkommen Gerechten.
Diese Übereinstimmung zeigt sich auch in der Beziehung zu anderen Menschen. Wer einen Baum des Lebens als Frucht hervorbringt, ist darauf aus, andere mit dem wahren Baum des Lebens in Verbindung zu bringen. In erster Linie geht es darum, dass andere von der Weisheit angezogen und dafür gewonnen werden. Wer das tut, wer auf diese Weise Seelen gewinnt, ist weise.
Das können wir auch auf das Evangelium anwenden. Wir können Menschenfischer werden, Menschen fangen (Mt 4,19), indem wir sie für Christus gewinnen, damit sie Ihm nachfolgen. Paulus ist ein besonderes Beispiel für solch einen weisen Mann (vgl. 1Kor 9,20–22; 10,33). Sein ganzer Dienst ist eine Quelle von Leben und geistlicher Nahrung für die Generationen nach ihm.
„Der Gerechte“ hat ebenso mit der Regierung Gottes zu tun wie „der Gottlose und Sünder“ (Vers 31). Gott muss in seiner Gerechtigkeit mit jeder Sünde handeln, unabhängig davon, wer diese Sünde begeht. Auch ein Gerechter, der sündigt, muss die Konsequenzen auf sich nehmen und tragen. Mose ist ein Beispiel dafür. Weil er sündigte, durfte er das Volk nicht in das verheißene Land bringen. Auch das Leben Davids zeigt, wie wahr das ist. Diese Vergeltung geschieht auf der Erde. Tröstlich ist dabei, dass der Gerechte wissen darf, dass Christus ihm hilft, die Konsequenzen seiner Sünden zu tragen, weil Er seine Sünden am Kreuz getragen hat.
„Der Gottlose und Sünder“ ist gleichermaßen betroffen von den Folgen seiner Sünden auf der Erde und wird sie tragen müssen. Aber für ihn gibt es ein „wie viel mehr“ – dies ist der erste der vier „wie viel mehr“-Sprüche (Spr 11,31; 15,11; 19,7; 21,27). Er wird die Last allein tragen müssen, weil er ohne Christus lebt und, wenn er sich nicht doch noch bekehrt, ohne Ihn stirbt. Es scheint so, dass Petrus dieses Wort in seinem ersten Brief zitiert, wenn er schreibt: „Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ (1Pet 4,18).