1 - 4 Ein neuer Himmel und eine neue Erde
1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. 3 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. 4 Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
V1. Wenn alle Bösen ihre ewige, unveränderliche und schreckliche Bestimmung empfangen haben, wird der Blick von Johannes auf einen völlig neuen Himmel und eine völlig neue Erde gerichtet. Der erste Himmel und die erste Erde hatten ihre Zeit, sie sind nun entflohen und durch Feuer vergangen (2Pet 3,7.13). Dadurch gibt es nun Platz für einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Der große Unterschied zur ersten Erde ist, dass das Meer, das es im Friedensreich noch gibt (Hes 47,20; Zeph 2,6; Sach 9,10; 14,8), in der Ewigkeit nicht mehr da sein wird. Es wird auch nicht mehr die unruhigen, rebellischen Völker geben, von denen das Meer ein Bild ist, und auch nicht die Gottlosen, die wie das Meer sind (Jes 57,20). Es wird dann einen beständigen Zustand völliger Ruhe geben. Die wahre Gottesherrschaft hat begonnen. Gott regiert, oder besser: Er lenkt, denn es geht hier mehr um Gott, der in Ruhe wohnt, da es nichts mehr zu zügeln gibt und nichts mehr da ist, was sich noch gegen Gott richten könnte. Dann wird Gerechtigkeit auf der Erde wohnen (2Pet 3,13) und nicht nur herrschen wie noch im Friedensreich. Alles entspricht innerlich und äußerlich dem Wesen Gottes.
Die alte Schöpfung ist vergänglich (Ps 102,26; Mt 24,35; 1Kor 7,31; 1Joh 2,17) und dadurch zeitlich. Die neue Schöpfung ist vollständig neu und von bleibender, ewiger Art. Sie ersetzt die alte nicht durch Veränderung und Verbesserung der alten; nein, den neuen Himmel und die neue Erde hat es niemals zuvor gegeben. Das Zweite ist nicht nur anders als das Erste, es ist auch besser als das Erste. So ist das, was Gott durch die Erlösung bewirkt hat, anders und besser als das, was der Mensch durch die Sünde verloren hat. Gott hat nicht nur das Problem der Sünde gelöst, sondern stattdessen etwas viel Herrlicheres gegeben.
Das Zweite hat bei Gott immer den Vorzug vor dem Ersten. Du findest häufig in der Schrift, dass der als Zweiter oder später Geborene über dem Erstgeborenen steht: Abel vor Kain, Isaak vor Ismael, Jakob vor Esau, Ephraim vor Manasse und David vor seinen älteren Brüdern (vgl. Hiob 42,12; Joh 2,10; Phil 3,20; 1Kor 15,47; Heb 8,6).
V2. Johannes sieht nach dem herrlichen Gesamtbild vom neuen Himmel und der neuen Erde eine Stadt. Diese Stadt ist das Zentrum der gesamten neuen Szene. Auch in der neuen Ordnung der Dinge, wo es keine Sünde mehr gibt, ist Raum für Heiligkeit. Die Stadt ist die heilige Stadt. Heilig heißt abgesondert. Absonderung hat es nicht immer mit Absonderung vom Bösen zu tun. Als Gott zum Beispiel den siebten Tag heiligte, heißt das, dass Er diesem Tag einen besonderen Platz vor den anderen Tagen gab (1Mo 2,3). So nimmt diese Stadt in diesem ganzen neuen System einen besonderen Platz ein.
Diese Stadt ist das neue Jerusalem, im Gegensatz zu dem alten Jerusalem. Sie ist eine bewegliche Stadt. Sie kommt vom Himmel herab, denn der Himmel ist das Land, wo sie zu Hause ist. Sie kommt von Gott, denn ihr Ursprung liegt in Gott, in seinem Ratschluss. Das neue Jerusalem kommt hernieder, ohne auf die Erde zu kommen; es bildet gleichsam das Bindeglied zwischen Himmel und Erde und verbindet sie miteinander.
Die Stadt sieht aus wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist. Diese Beschreibung macht deutlich, dass das neue Jerusalem die Gemeinde ist. Sie besitzt nach tausend Jahren noch dieselbe strahlende Schönheit, die sie während ihrer Hochzeit hatte (Off 19,7.8). Der Zahn der Zeit hatte auf ihre Schönheit keinerlei Einfluss. Sie wird diese Schönheit in alle Ewigkeit besitzen.
Die Stadt ist „heilig“ und wird mit einer Braut verglichen. Das bedeutet, dass das Wesen Gottes, nämlich Licht (Heiligkeit hat mit Gott als Licht zu tun) und Liebe, in dieser Stadt gesehen wird. Hier ist die Gemeinde vollkommen passend, um mit Ihm verbunden zu sein, weil sie seinem Wesen vollkommen entspricht. So entspricht sie auch vollkommen seinen Wünschen, sie passt zu Ihm, ist Ihm gleich (Eph 5,31.32; 1Joh 3,3).
Dieses neue Jerusalem, die Braut, muss von dem himmlischen Jerusalem unterschieden werden (Heb 12,22), denn das himmlische Jerusalem ist der Ort, wo alle himmlischen Heiligen wohnen. Das himmlische Jerusalem ist die himmlische Hauptstadt, von der aus während des Friedensreiches regiert wird. Sie ist das Zentrum der Regierung, in dem die Gläubigen des Alten und des Neuen Testaments ihren Platz und ihre Aufgabe haben. Das neue Jerusalem besteht nur aus denen, die die Gemeinde des lebendigen Gottes sind, die Wohnung Gottes im Geist.
Auch wenn vom „Jerusalem droben“ die Rede ist (Gal 4,26), ist das etwas anderes als das, was hier das „neue Jerusalem“ genannt wird. Das Jerusalem, das droben ist, ist nicht so sehr eine Stadt mit Regierungsmerkmalen, sondern mehr eine Sphäre, in der die Gläubigen leben. Diese Sphäre ist eine Sphäre der Freiheit, die im Gegensatz zum Gesetz steht. Das Jerusalem, das droben ist, steht daher auch im Gegensatz zum irdischen Jerusalem, das die Sphäre des Gesetzes darstellt.
V3. Nachdem Johannes diese wunderschönen und weitreichenden neuen Dinge gesehen hat, hört er eine laute Stimme. Diese Stimme kommt mit einer Erklärung aus dem Thron, dem Regierungssitz Gottes. Die Regierung Gottes hat ihr endgültiges Ziel erreicht. Die Erklärung lautet, dass Gott bei den Menschen wohnen wird, und zwar in einer Hütte (= einem Zelt). Damit ist die Gemeinde gemeint, denn sie ist die Behausung Gottes im Geist (Eph 2,22).
Es gibt mehrere Bezeichnungen für die Wohnung Gottes wie beispielsweise Tempel und Haus. Hier ist von einer Hütte oder einem Zelt als Wohnung die Rede, und das bedeutet, dass diese Wohnung transportabel ist, so wie das Zelt der Zusammenkunft während der Wüstenwanderung des Volkes Israel es war. Es ist sehr schön, daran zu denken, dass das Wort „Hütte“ (oder Zelt) auch in Verbindung mit dem Wohnen des Herrn Jesus unter uns gebraucht wird. Wir lesen nämlich: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,14). Wörtlich steht hier „zeltete unter uns“, das heißt „wohnte in einem Zelt“.
Die Hütte oder das Zelt spricht also von der Art und Weise, wie Gott bei seinem Volk wohnt. Das Zelt im Alten Testament war ein Bild der Wohnung Gottes. Die eigentliche Wohnung Gottes siehst du im Herrn Jesus und in der Gemeinde.
Bemerkenswert ist, dass Gott bei den Menschen wohnen wird. Es ist für Gott eine besondere Freude, bei ihnen zu wohnen. Das kannst du daran erkennen, dass das in diesem Vers dreimal erwähnt wird. Alle diese Menschen zusammen sind sein Volk. Hier ist nicht mehr von unterschiedlichen Völkern die Rede. Die verschiedenen Völker sind durch die Sünde entstanden (1Mo 11,1–9), doch nun sind alle Folgen der Sünde weggetan. Es gibt daher auch keinen Unterschied mehr zwischen Israel und den Völkern. Israel wird keinen bevorrechtigten Platz mehr einnehmen.
Israel hatte mit Ratschlüssen von Grundlegung der Welt an zu tun (Mt 13,35; 25,34) und es hatte eine irdische und zeitlich begrenzte Existenz. All das Irdische und Zeitliche gibt es dann nicht mehr. Es gibt dann nur noch Menschen, Gläubige aller Zeiten, ohne Unterschied. Der einzige Unterschied, der weiter bestehen wird, betrifft das neue Jerusalem, die Gemeinde. Sie ist auserwählt vor Grundlegung der Welt.
Der Vers endet mit einem Ausdruck besonderer Vertrautheit zwischen Gott und seinem Volk. Gott selbst wird bei ihnen sein, und das ohne einen Vermittler wie Mose oder Elia oder einen Hohenpriester. Es gibt niemanden mehr, durch den Gott mit seinem Volk in Verbindung stünde. Er ist der Gott des einen großen Volkes. Und dieses eine große Volk hat und kennt niemanden anders als nur Ihn als seinen Gott.
V4. Wenn diese herrliche Situation angebrochen ist, wird jede Erinnerung an Traurigkeit, die untrennbar mit den ersten Dingen verbunden war, weggetan sein. Die Beschreibung der Herrlichkeit der Ewigkeit wird für uns noch am besten ausgedrückt durch das, was es dann nicht mehr gibt. Die Herrlichkeit dessen, was es dort gibt, können wir noch nicht fassen (vgl. 2Kor 12,4). Doch wir können wohl verstehen, dass es dort nichts mehr geben wird, was unser Leben auf der Erde oft so schwierig und mühsam macht. Das soll unsere Sehnsucht nach dem Himmel verstärken. Diese Beschreibung an sich ist daher auch schon eine große Ermutigung. Die fünf Ausdrücke, die besagen, was nicht mehr sein wird, kennzeichnen nun das gesamte Weltgeschehen und die ganze Weltgeschichte seit dem Sündenfall.
In Kapitel 7 wurde bereits angekündigt, dass Gott jede Träne von den Augen abwischen würde, so wie eine Mutter die Tränen vom Gesicht ihres Kindes abwischt (Off 7,17). Er wischt jede Träne weg, und danach wird niemals mehr eine Träne fließen. Alles, was jetzt noch Tränen verursacht, ist dann für immer weggetan. Dann wird jeder Mensch in vollkommener Harmonie mit Gott leben, vollkommen im Einklang mit Gott und mit allen anderen Menschen. Wenn es die Sünde nicht mehr gibt, gibt es auch keinen Tod mehr und auch nichts mehr, was mit dem Tod verbunden ist wie Schmerz und Leid, was die Tränen ja ausdrücken. Es wird auch nie wiederkommen, denn das Erste ist endgültig vergangen.
Lies noch einmal Offenbarung 21,1–4.
Frage oder Aufgabe: Was stärkt am meisten deine Sehnsucht nach dem neuen Himmel und der neuen Erde?
5 - 10 „Siehe, ich mache alles neu“
5 Und der, der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig. 6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. 7 Wer überwindet, wird dieses erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. 8 Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern – ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist. 9 Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen. 10 Und er führte mich im Geist weg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott;
V5. Nun spricht der, der auf dem Thron sitzt. Die Tatsache, dass Er auf dem Thron sitzt, bedeutet, dass Er alle Macht hat, alles nach seinem Willen lenkt und zu seinem Ziel kommt. Wie das Neue aussehen wird, können wir uns nicht vorstellen. Vergleiche das mal mit einem Weizenkorn. Wenn du es dir anschaust, kannst du dir nicht vorstellen, dass daraus eine Ähre hervorkommt. Oder schau dir eine Raupe an. Auch da kannst du dir nicht ausdenken, dass ein Schmetterling daraus hervorkommt. Paulus benutzt viele Bilder, um den Unterschied zwischen irdischen und himmlischen Dingen zu verdeutlichen (1Kor 15,35–49). Doch unsere Fähigkeit, Dinge zu erfassen, ist zu klein, um uns das alles vorzustellen. Wir wissen jedenfalls, dass all die traurigen Dinge weg sein werden und alles neu sein wird.
Es ist nicht neu im Gegensatz zu alt, sondern neu in dem Sinn, dass es nie vorher existiert hat, weder der Art nach noch in sich, denn nichts und niemand wird in der neuen Schöpfung jemals veralten. Gott wird das zustande bringen, worum der Mensch sich stets erfolglos bemüht hat. Der Mensch kann dem Tod kein Ende setzen und auch nicht den Dingen, die damit verbunden sind, weil die Sünde in ihm wohnt. Für den Menschen bleibt diese Situation ein leerer Traum. Für den Glauben ist es jedoch die große Wirklichkeit.
Nach dieser herrlichen Zusage, dass Er alles neu macht, bekommt Johannes zum dritten Mal den Auftrag, zu schreiben (Off 14,13; 19,9). Indem er es aufschreibt, liegt es fest. Wenn wir diese Dinge auch manchmal vergessen, so können wir sie doch immer wieder nachlesen. Um jede Unsicherheit zu beseitigen, wird bekräftigend hinzugefügt, dass diese Worte gewiss und wahrhaftig sind.
V6. Dann ertönt als mächtiger Abschluss der Ausruf: „Es ist geschehen.“ In dem Augenblick ist alles neu geworden. Dann wird das volle Ergebnis des Werkes dessen gesehen, der einmal gerufen hat: „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30). Die Ruhe, der Friede und die Harmonie sind die Folge dieses Werkes. Sowohl Gott als auch die Menschen, bei denen Er wohnt, werden sie ungestört in alle Ewigkeit genießen.
Der das gesagt hat, ist der ewige Gott, der von A (Alpha, der erste Buchstabe des griechischen Alphabets) bis Z (Omega, der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets) erfüllt, was Er gesagt hat, der sein Wort bis auf den letzten Buchstaben erfüllt. Er ist auch der Anfang und das Ende, das heißt, dass Er am Anfang von allem steht und dass Er am Ende von allem immer noch dasteht. Es gibt nichts vor Ihm und nichts nach Ihm. Alles wird von Ihm zusammengehalten, und das von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es gibt eine Ewigkeit, weil Er der Ewige ist.
In diesem atemberaubenden Augenblick, wo die Zeit und alles, was damit zu tun hat, vergangen sind, erfolgt gleichsam spontan eine Einladung an jeden, der noch kein Teil daran hat. Wenn es Leser gibt, die kein Teil daran haben, dann kann es nicht anders sein, als dass der Wunsch entstanden ist, Teil daran zu bekommen. Das ist möglich! Wenn Durst nach dem lebendigen Gott da ist (Ps 42,3), wird Er diesen Durst löschen, so wie der Herr Jesus den Durst der samaritischen Frau gelöscht hat (Joh 4,14).
V7. Außer diesem Durst ist auch Kampf erforderlich, um an dieser Herrlichkeit Teil zu bekommen, denn es gibt Widerstand in Form von Personen oder Lehren, die dem Teilhaben an dieser Herrlichkeit im Weg stehen und sie verhindern wollen. Doch es gibt mächtige Waffen, die den Sieg sichern. So wird das Erbe dieser Dinge denen gegeben, die die Welt im Glauben überwunden haben (1Joh 5,4). Sie haben um des Blutes des Lammes willen überwunden (Off 12,11). Sie sind mehr als Überwinder durch den, der sie geliebt hat (Röm 8,37).
Die Überwinder werden bis zum Ende treu bleiben, bis sie dieses herrliche Erbe in Besitz nehmen können. Dann werden sie die neue Schöpfung in der engsten Verbindung mit Gott erleben und zur Freude Gottes sein. Dies ist die einzige Stelle in den Schriften von Johannes, wo von unserer Stellung als Söhnen die Rede ist. Diese Beziehung ist auch persönlich. Jeder wird eine eigene Beziehung zu Gott haben und Gott zu ihm. Er wird nicht in der Menge der Menschen aufgehen, bei denen Gott wohnt (Vers 3).
V8. Nach der tief gehenden und zugleich sehr knappen Beschreibung der Herrlichkeit, die das Teil der Gläubigen ist, folgt das Teil der Ungläubigen. Der Gegensatz ist riesig und wird niemals aufgehoben werden. Er wird in alle Ewigkeit da sein. Das ist das Teil derer, die keine Überwinder sind und die keinen Durst nach Gott hatten.
Die erste Kategorie von Menschen, von denen gesagt wird, was ihr Teil ist, sind die Feiglinge. Sie haben es niemals gewagt, den Herrn Jesus zu bekennen. Sie stehen auf der Seite der Feinde und werden mit ihnen umkommen. Auch die anderen Kategorien werden das Reich Gottes nicht erben (1Kor 6,10).
Es heißt hier „ihr Teil“. Das schließt eine Vernichtung der Seelen aus. Das schließt auch aus, dass sie nach einiger Zeit noch Teil an dem Segen bekommen werden. Die Lehre der Allversöhnung untergräbt in ernster Weise die Autorität des Wortes Gottes und schmälert die Schwere und die Vollkommenheit des Werkes Christi. Das stellvertretende Leiden Christi wäre nicht nötig gewesen, wenn alle Menschen schließlich doch Teil an der ewigen Herrlichkeit bekommen würden. Doch alle die, die kein Teil an dem Werk Christi haben, weil sie es abgelehnt haben, werden im zweiten Tod sein. Das bedeutet, dass sie endgültig von allem Leben abgeschnitten sind und niemals mehr Teil daran bekommen werden.
V9. Mit Vers 8 schließt ein chronologischer Abschnitt, der in der Ewigkeit endet. Was danach berichtet wird, kann keine Fortsetzung davon sein, denn nach dem ewigen Zustand kommt nicht noch etwas anderes. Wir werden daher ab Vers 9 zu der Zeit mit zurückgenommen, die dem ewigen Zustand unmittelbar vorausgeht, dem Friedensreich. Es folgt eine Beschreibung der Herrlichkeit der Gemeinde als der himmlischen Stadt; das ist der Ort, von wo aus die Regierung Christi über die Erde stattfindet.
Vers 9 beginnt mit nahezu den gleichen Worten, die du auch in Kapitel 17 (Off 17,1) gelesen hast. Es ist nämlich die Rede von einem der sieben Engel, die die sieben Schalen hatten. Doch hier wird hinzugefügt, dass sie voll der sieben letzten Plagen waren. Die vollen Schalen werden erwähnt, um zu zeigen, dass die Stadt erst kommen konnte, nachdem die Gerichte Gottes über die Erde ergangen waren. Weiterhin siehst du, dass in beiden Abschnitten die Beschreibung einer Frau und einer Stadt folgt. Wenn du diese beiden Abschnitte miteinander vergleichst, siehst du sowohl einen Zusammenhang als auch einen großen Unterschied zwischen dem, was du inzwischen über das große Babylon weißt, und dem, was du von dem neuen Jerusalem sehen wirst.
Die Gemeinde wird hier als Braut und als Frau vorgestellt. Möglicherweise hat Braut Bezug auf ihre Herrlichkeit im Blick auf die Welt und Frau im Blick auf die innige Beziehung zu dem Lamm, dem Bräutigam. Braut kann auch auf die erste Liebe zu diesem einen Mann hinweisen, den sie über alles liebt, und Frau auf den erfüllten Wunsch der Liebe und deren Fortdauer. Beide Aspekte haben in Ewigkeit Gültigkeit.
V10. In Kapitel 17 (Off 17,3) wurde Johannes in eine Wüste geführt, hier befindet er sich an einem erhabenen Platz. Von dem Berg aus darf er die Braut, die Frau des Lammes sehen. Doch was sieht er? Er sieht eine Stadt. Das bedeutet, dass die Frau, die die Gemeinde ist, auch die Kennzeichen einer Stadt hat. Johannes sieht die Stadt, wie Gott sie von Ewigkeit her gesehen hat. So durfte Mose von dem Berg aus das Gelobte Land sehen (5Mo 34,1). Auch Hesekiel sah das zukünftige irdische Jerusalem und den neuen Tempel von einem hohen Berg aus (Hes 40,2).
Die Stellung, die Johannes einnimmt, ist noch weitaus höher als die der beiden, denn er darf das neue, himmlische Jerusalem sehen, das aus dem Himmel von Gott herabkommt. So wie die Stadt in der Ewigkeit von Gott herabkommt (Vers 2), so kommt sie auch hier im Friedensreich herab.
Die Gemeinde ist die Wohnung Gottes, von wo Segen zur Erde ausgeht, sowohl im Friedensreich als auch in der Ewigkeit. Auch hier ist sie die heilige Stadt, die Stadt, die Gott für sich abgesondert hat, damit sie seine Stadt, seine Wohnung wäre. Die Stadt hat den Namen Jerusalem, das bedeutet „Gründung des Friedens“. In der Gemeinde und durch sie wird der Name der Stadt zu einer Realität werden. Die Stadt ist sowohl der Wohnort Gottes als auch der Ort, wo sein Thron steht. Die Stadt ist also auch das Zentrum, von wo aus Er regiert und alles zum Segen der Menschen lenkt.
Die letzte Erwähnung einer Stadt in Verbindung mit der Erde ist Babylon. Die erste Stadt, die in Verbindung mit der Erde genannt wird, ist die Stadt, die Kain erbaute (1Mo 4,17). Städte auf der Erde wurden nicht zur Ehre Gottes gebaut. Die Stadt, die Gott baut, ist himmlischen Ursprungs und verbreitet die Ehre Gottes und Christi.
Lies noch einmal Offenbarung 21,5–10.
Frage oder Aufgabe: Was empfindest du, wenn du an die Zukunft der Ungläubigen denkst?
11 - 18 Die heilige Stadt, Jerusalem
11 und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich einem sehr wertvollen Stein, wie ein kristallheller Jaspisstein; 12 und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf Stämme der Söhne Israels sind. 13 Nach Osten drei Tore und nach Norden drei Tore und nach Süden drei Tore und nach Westen drei Tore. 14 Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. 15 Und der, der mit mir redete, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, damit er die Stadt messe und ihre Tore und ihre Mauern. 16 Und die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß wie auch die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr – 12000 Stadien; ihre Länge und ihre Breite und ihre Höhe sind gleich. 17 Und er maß ihre Mauer, 144 Ellen, eines Menschen Maß, das ist des Engels. 18 Und der Bau ihrer Mauer war Jaspis, und die Stadt war reines Gold, gleich reinem Glas.
V11. Die Stadt hat die Herrlichkeit Gottes. Das geht weiter, als das bei dem Kleid der Braut der Fall ist, dem Kleid, das sie selbst gewebt hat, obwohl Gott es ihr gegeben hat. In Christus sehen wir den Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes (2Kor 4,6), und hier hat die Gemeinde diese Herrlichkeit. Die Gemeinde ist ebenso vollkommen in Harmonie mit Gott, wie Christus es ist. So wie die Herrlichkeit Gottes in Christus zu sehen ist, so ist diese Herrlichkeit Gottes auch in ihr zu sehen (vgl. Joh 17,22). Was im Herrn Jesus offenbart ist, wird in dieser Stadt widergespiegelt werden.
Wenn du auch noch bedenkst, dass dies für Menschen gilt, die von Natur aus kein Teil an der Herrlichkeit Gottes hatten (Röm 3,23), ist das dann nicht eine unbeschreibliche Gnade? Es ist in der Tat nichts anderes als Gnade, wodurch du daran Teil bekommen hast (2Kor 4,6). Daher kannst du dich jetzt in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes rühmen (Röm 5,2), die Wirklichkeit geworden ist.
Die Herrlichkeit Gottes, wie sie in Kapitel 4 sichtbar wird (Off 4,3), ist in mancher Hinsicht auch das Teil der Gemeinde. Den Jaspisstein, der dort erwähnt wird, findest du auch hier (und auch in den Versen 18 und 19). Dieser Stein kann mit dem uns bekannten Diamanten verglichen werden, der so geschliffen werden kann, dass das Licht in allerlei funkelnden Farben vielfach widergespiegelt wird. Diesen Lichtglanz, der bald in voller Herrlichkeit ungehindert sichtbar sein wird, sollte die Gemeinde bereits jetzt ausstrahlen (vgl. Phil 2,15). Das ist nur durch den Geist möglich (Apg 7,55; 2Kor 3,18).
V12. Die Gemeinde ist auf eine Weise gebaut, dass sie die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln oder weitergeben kann, ohne dass etwas diese Herrlichkeit unterbricht oder verdunkelt. Dafür hat sie eine Mauer, Tore und Grundlagen. Eine Mauer sorgt für Sicherheit (Sach 2,9) und für Heiligkeit; sie trennt zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen (Hes 42,20). In dieser Stadt sind alle Heiligen versammelt, die Gott in ihrem Leben auf der Erde verherrlicht haben. Die Mauer sorgt dafür, dass nichts in die Stadt hineinkommen kann, was nicht dorthin gehört (Ps 122,3); bei der Gemeinde ist das jetzt doch noch möglich (Gal 2,4; Jud 1,4).
Doch es ist eine Mauer mit Toren. Tore haben es mit Regierung zu tun. Früher wurde in den Toren der Städte Recht gesprochen (Rt 4,1). Die nachdrückliche Erwähnung der Tore unterstreicht die Bedeutung der Stadt als Regierungssitz. Die Tore halten das Böse draußen, lassen jedoch das Gute hinein. Sie dienen während des Friedensreiches als Verbindung zwischen der Stadt und der Erde. Die Engel an den Toren sind Diener, sie sind die Wachen. Ihre Aufgabe als Kanäle des Segens Gottes wie im Alten Testament ist vorbei. Diese Aufgabe hat nun die Gemeinde (Heb 2,5). Die Mauer mit ihren Toren dient zu größerer Herrlichkeit Gottes (Jes 60,18).
Auf den Toren stehen Namen geschrieben. Das hat mit der Gepflogenheit zu tun, dass Tore nach den Städten benannt wurden, zu denen sie hinführten. Das Damaskustor ist zum Beispiel das Tor, durch das man auf den Weg nach Damaskus kommt. So weisen die Tore mit den Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels darauf hin, dass die Segnungen der Gemeinde sich dann in erster Linie an Israel richten.
V13. Es ist mit der heiligen Stadt Jerusalem, der Hütte Gottes (Vers 3), wie mit dem Zelt in der Wüste. Um das Zelt waren in jeder Himmelsrichtung drei Stämme angeordnet, das Zelt in der Mitte (4Mo 2,17). Aller Segen geht vom Zentrum aus und alle Anbetung kommt zu diesem Zentrum.
Es beginnt mit dem Osten, der Seite, wo die Sonne aufgeht. Das Licht des neuen Tages des Friedensreiches ist vorhanden. Der Norden erinnert an die Zeit, als Gott sein Volk mittels der Völker aus dem Norden wegen ihrer Untreue richten musste, und diese Zeit ist vorbei. Der Süden spricht von der Wärme des Sommers, die Zeit des Sommers ist angebrochen. Der Westen ist die Seite, wo die Sonne untergeht; das weist darauf hin, dass auch das Friedensreich zu einem Ende kommen wird.
Wir können eine Anwendung auf die Verkündigung des Evangeliums in unserer Zeit machen und auf die Gemeinde heute. Wir müssen alle Völker mit dem Evangelium zu erreichen suchen und auch alle Altersgruppen und sozialen Schichten der Bevölkerung, also jeden ohne Unterschied. Eine Gemeinde muss sowohl eine hohe Mauer als auch gut funktionierende Tore haben. Manchmal haben Gemeinden so viele offene Tore, dass von einer Mauer keine Rede mehr sein kann. Es kann auch umgekehrt sein. Dann hat eine Gemeinde nur eine hohe Mauer und kein einziges Tor. In beiden Fällen gibt es keine Absonderung für den Herrn.
V14. Nach den Toren wird eingehender über die Mauer gesprochen. Auf den Grundlagen stehen nicht die Namen der zwölf Söhne Israels, sondern die Namen der zwölf Apostel des Lammes. Die zwölf Söhne Israels haben niemals mit dem Lamm auf der Erde in Verbindung gestanden. Nachdem der Heilige Geist gekommen und die Gemeinde entstanden war, waren es die zwölf Apostel, die die Grundlage der Gemeinde gelegt haben (Eph 2,20). Das Fundament ist Christus (1Kor 3,11). Dies ist die Stadt mit Grundlagen, die Abraham erwartete (Heb 11,10).
V15. Dann stellt Johannes fest, dass der Engel ein goldenes Rohr in der Hand hat. Es entspricht daher der Herrlichkeit Gottes. Die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer müssen mit einem göttlichen Maß gemessen werden. Zuvor hatte Johannes den Auftrag bekommen, das irdische Jerusalem zu messen (Off 11,1). Dort ist allerdings nicht die Rede von einem goldenen Messstab, auch soll Johannes einen bestimmten Teil nicht messen.
Wenn Gott etwas misst oder messen lässt, will Er damit sagen, dass es Ihm gehört und von Ihm anerkannt wird (vgl. Sach 2,5.6.16; Hes 40,3.5). Messen bedeutet auch, die Lage und die Berufung der Stadt mit den Grenzen, die dazugehören, zu bestimmen. Von allem, was zu der Stadt gehört, von jedem, der sich dort befindet, von allem, was dort entschieden wird (wie gesagt, war das Tor früher der Ort der Rechtsprechung und spricht daher von Entscheidungen) und von der Heiligkeit der Stadt (angedeutet durch die Mauer) muss festgestellt werden, ob es in Übereinstimmung mit der Herrlichkeit Gottes ist.
V16. Die Stadt ist nicht nur quadratisch – das geht daraus hervor, dass ihre Länge und ihre Breite gleich sind –, sie ist auch ein Würfel, denn auch ihre Höhe hat dieselbe Abmessung. Das erinnert an das Allerheiligste, dessen Abmessungen ebenfalls einen Würfel bildeten (vgl. 1Kön 6,20; Hes 41,4). Durch ihre Länge und Breite steht sie in Verbindung mit der Erde und durch ihre Höhe in Verbindung mit dem Himmel.
Die 12.000 Stadien, die der Engel misst, entsprechen etwa 2220 Kilometern. Die Tatsache, dass die Stadt völlig gleiche Seiten hat, sagt etwas über das vollkommene Gleichmaß in allem, was Gott zustande bringt. Er gibt jeder Wahrheit seines Wortes den richtigen Stellenwert. Das sehen wir in der entsprechenden Ausführung. Niemals betont Er eine Wahrheit auf Kosten einer anderen.
Die Stadt kann gemessen werden; das zeigt, dass sie begrenzt ist. Das gilt für alles, was mit dem Menschen zu tun hat. Nur Gott ist unendlich, der Mensch ist per Definition beschränkt. Zugleich ist die Gemeinde vollkommen in Übereinstimmung mit den ewigen Ratschlüssen Gottes, deren Maß nicht zu messen ist (vgl. Eph 3,18.19).
V17. Mit den 144 Ellen ist wahrscheinlich die Dicke der Mauer gemeint, die etwa 65 bis 70 Meter beträgt. Das ist in jedem Fall ein vollkommenes Maß (144 = 12 x 12). Gleichzeitig bedeutet das auch, dass jeder Mensch sich lediglich eine begrenzte Vorstellung von den „Abmessungen“ der Gemeinde machen kann. Mit diesem Maß werden ein Mensch und ein Engel auf das gleiche Niveau gestellt. Beide sind Geschöpfe und daher im Ergründen aller Herrlichkeit Gottes begrenzt.
V18. In Vers 11 hast du gesehen, dass Jaspis ein Bild vom Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes ist. Die Mauer der Stadt ist aus demselben Material. Die Herrlichkeit Gottes wirkt somit als Schutz- und Trennungsmauer. Die Herrlichkeit Gottes verbietet und verhindert, dass etwas Unreines in die Stadt hineinkommt. Wenn die Herrlichkeit Gottes sich auch mehr unter uns offenbarte, würde vieles verhindert werden, was nicht zum Licht dieser Herrlichkeit passt (Apg 5,13; 1Mo 28,17).
Dies ist das vierte Mal, dass über die Mauer der Stadt gesprochen wird. In Vers 12 werden die Kennzeichen der Mauer beschrieben: groß und hoch. In Vers 14 werden die Grundlagen der Mauer genannt. In Vers 17 geht es um die Mauer in Verbindung mit ihrer Dicke. Schließlich spricht dieser Vers über den Baustoff, das Material, aus dem die Mauer besteht.
Die Stadt ist gleich durchsichtigem Gold. In der alten Schöpfung ist das nicht möglich, in der neuen wohl. Das macht deutlich, dass die Stadt aus Material gemacht ist, das vollkommen durchsichtig ist, ohne eine einzige dunkle Stelle, ohne einen einzigen Flecken oder etwas Unreines. Die Stadt ist in dieser Eigenschaft Gott gleich. Wie könnte die Stadt Gottes etwas haben, was dunkel oder befleckt ist? Alles ist durchsichtig und entspricht der Herrlichkeit Gottes.
Lies noch einmal Offenbarung 21,11–18.
Frage oder Aufgabe: Welche Aspekte der Stadt werden genannt und was stellen sie dar?
19 - 27 Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel
19 Die Grundlagen der Mauer der Stadt waren geschmückt mit jedem wertvollen Stein: die erste Grundlage Jaspis; die zweite Saphir; die dritte Chalzedon; die vierte Smaragd; 20 die fünfte Sardonyx; die sechste Sardis; die siebte Chrysolith; die achte Beryll; die neunte Topas; die zehnte Chrysopras; die elfte Hyazinth; die zwölfte Amethyst. 21 Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, jedes einzelne der Tore war aus einer Perle, und die Straße der Stadt war reines Gold, wie durchsichtiges Glas. 22 Und ich sah keinen Tempel in ihr, denn der Herr, Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. 23 Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm. 24 Und die Nationen werden durch ihr Licht wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr. 25 Und ihre Tore sollen bei Tag nicht geschlossen werden, denn Nacht wird dort nicht sein. 26 Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Nationen zu ihr bringen. 27 Und nicht wird in sie eingehen irgendetwas Gemeines und was Gräuel und Lüge tut, sondern nur die, die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lammes.
V19.20. Dann werden die Grundlagen genauer betrachtet. Sie sind mit allerlei wertvollen Steinen geschmückt, ja, sie bestehen aus Edelsteinen. Es scheint so, dass dieses Fundament aus zwölf Schichten besteht. Jede Schicht ist eine Grundlage, sodass die Stadt auf zwölf Grundlagen ruht. Diese Grundlagen sind nicht in der Erde verborgen, sondern sichtbar. Die Stadt ist in ihrem vollen Umfang sichtbar, weil sie als von Gott aus dem Himmel herniederkommend gesehen wird, ohne auf die Erde zu kommen.
Dann folgt die Beschreibung der Grundlagen.
1. Die erste Grundlage, die unterste, auf die alle anderen Grundlagen aufgebaut werden, ist wieder der Jaspis, das Bild der Herrlichkeit Gottes. Seine Farbe ist die eines durchsichtigen Kristalls.
2. Die zweite Grundlage besteht aus Saphir. Die Farbe des Saphirs ist wunderschön blau.
3. Chalcedon, der Edelstein, aus dem die dritte Grundlage besteht, kommt nur hier in der Bibel vor. Seine Farbe ist grünlich-blau.
4. Die Farbe des Smaragds, der vierten Grundlage, ist strahlend grün.
5. Die Farbe des Steins Sardonyx, die fünfte Grundlage, kann leicht gemasert schwarz, braun, rot und weiß gestreift sein.
6. Der Sardis, die sechste Grundlage, hat wohl eine prächtige rote Farbe.
7. Der Chrysolith, die siebte Grundlage, hat eine goldgelbe Farbe.
8. Die Farbe des Berylls, die achte Grundlage, kann unterschiedlich sein. Dieser Edelstein hat unter anderem eine rote, blaue, grüne, gelbe, lila und sogar eine farblose Variante.
9. Der Topas, die neunte Grundlage, ist tief leuchtend gelb.
10. Der Chrysopras, die zehnte Grundlage, ist entsprechend der Bedeutung seines Namens goldgrün.
11. Die Farbe des Hyazinths, die elfte Grundlage, ist unbekannt.
12. Der Amethyst, die zwölfte Grundlage, hat eine violette Farbe.
Obwohl nicht die genaue Farbe jedes einzelnen Edelsteins bekannt ist, bekommst du doch einen Eindruck von dem überwältigenden leuchtenden Glanz, den die Farben der übereinanderliegenden Grundlagen verbreiten. Sie gehen ineinander über, und jede Farbe verstärkt die anderen Farben. Es muss eine Lust für das Auge sein, dort hinzuschauen. Es geht um Materialien, die niemals vergehen, und Farben, die niemals verblassen. Das Ganze offenbart die Macht und Weisheit des Schöpfers.
In Hesekiel 28 begegnest du ebenfalls zwölf Edelsteinen (Hes 28,4.13). Diese Edelsteine widerspiegeln die Herrlichkeit der Schöpfung. Auch in 2. Mose 28 findest du zwölf Edelsteine, am Brustschild des Hohenpriesters befestigt (2Mo 28,17–21). Sie widerspiegeln die Herrlichkeit seines Dienstes, den er zugunsten der zwölf Stämme Israels ausübt.
Die Edelsteine sind alle unterschiedlich. Wir werden alle mit der Herrlichkeit Gottes bekleidet sein, doch niemals wird vergessen werden, wie die Herrlichkeit Gottes auf der Erde in jedem Erlösten wunderschön zur Darstellung gekommen ist. Zusammen stellen sie in einzigartiger Weise die Herrlichkeit Gottes dar. Jedes Kind Gottes kann in seinem Leben etwas von der Herrlichkeit Gottes zeigen. In den Edelsteinen stellt Gold die gemeinsame Herrlichkeit dar (die gesamte Stadt ist aus Gold, Vers 18). Die Edelsteine selbst sind ein Bild der Herrlichkeit, die jeder einzelne Gläubige besitzt und die ihn einerseits von jedem anderen Gläubigen unterscheidet, während er andererseits den anderen Gläubigen damit ergänzt und dessen Herrlichkeit verstärkt.
V21. Die zwölf Tore bestehen jeweils aus einer Perle. Das erinnert an den Wert, den die Gemeinde für den Herrn Jesus hat. Die Gemeinde ist für Ihn eine kostbare Perle (Mt 13,46). Die zwölf Tore werden in der ganzen Schöpfung ewig nach allen Seiten hin daran erinnern, dass Er sich selbst für sie hingegeben hat. Wenn die Gemeinde für Ihn so kostbar wie eine Perle ist, kann dann die Gemeinschaft der Heiligen für uns unwichtig oder unbedeutend sein (vgl. Heb 10,25), oder sollten wir eines der geringsten Glieder verachten (Mt 18,10)?
Eine weitere Besonderheit der Stadt ist, dass sie nur eine Straße hat. Es ist daher unmöglich, sich zu verirren oder vom Weg abzukommen. Alle Gläubigen gehen dort einen Weg. Es ist unmöglich, dass dort Uneinigkeit entsteht. So wie die Stadt aus reinem Gold wie durchsichtiges Glas ist (Vers 18), so ist auch die Straße aus reinem Gold wie durchsichtiges Glas. Die Straße weist hin auf den Wandel in dieser Stadt. Dort wird es nicht die Gefahr der Verunreinigung geben, weil du dort in Übereinstimmung mit der goldenen Transparenz der Straße bist. Zugleich ist es eine Aufforderung, jetzt schon so zu wandeln, wie du das dort tun wirst.
V22. Johannes sieht in der Stadt keinen Tempel. Es geht also nicht um das irdische Jerusalem, über das die Propheten sprachen, denn darin wird es sehr wohl einen Tempel geben (Hesekiel 40–44). Ein Tempel erinnert an die Sünde, denn der Tempel ist ein gesonderter Ort in der Stadt. Dadurch wird deutlich, dass es eine gewisse Distanz zwischen Gott und seinem Volk gibt. Der Vorhang im Tempel betont die Trennung zwischen Gott und seinem Volk.
Diesen Abstand und diese Trennung gibt es zwischen der Gemeinde und Gott und dem Lamm dann nicht mehr. Gott wohnt in der Gemeinde, und Er selbst ist ihr Tempel und das Lamm (vgl. Jes 8,14). Die Gemeinde ist in der direkten, unmittelbaren Gegenwart Gottes und des Lammes, ohne jede Distanz oder Trennung.
V23. Die Stadt als Ganzes ist der Tempel Gottes. Gott wohnt in der Stadt, und dadurch ist die Stadt der Tempel. Es gibt keinen separaten Tempel. Ebenso gibt es auch kein separates Licht, weder Sonne noch Mond, das die Stadt von außen beschiene. Da Gott in der Stadt wohnt, ist Er ihr Licht. Seine Herrlichkeit kann niemals durch etwas anderes, das eine größere Herrlichkeit hätte, erleuchtet werden. Der Glanz seiner Herrlichkeit liegt über der ganzen Stadt.
Und worin ist der Glanz seiner Herrlichkeit zu sehen? In dem Lamm. Die Herrlichkeit Gottes wird die Stadt immer nur durch das Lamm erreichen (2Kor 4,6). Wir kennen und sehen den Vater nur durch den Sohn (Joh 14,6.9). Die Sonne und der Mond sind Mittel, das Licht in der Schöpfung weiterzugeben. In 1. Mose 1 siehst du, dass am ersten Tag zuerst Licht da ist und dass Gott danach am vierten Tag die Sonne und den Mond hervorkommen lässt (1Mo 1,3–5.14–19. Aber die Stadt Gottes wird nicht durch natürliche, geschaffene Mittel erleuchtet. Es gibt eine direkte, von Gott selbst stammende Beleuchtung. Dass das Lamm die Lampe ist, zeigt wohl, dass das Lamm das Mittel ist, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass das Licht Gottes direkt vorhanden ist, denn das Lamm, in dem dieses Licht sichtbar ist, ist zugleich Gott.
V24. Die Gemeinde gibt das Licht der Herrlichkeit Gottes, das durch das Lamm auf ihr liegt, an die Erde weiter. Die Gemeinde ist für die Nationen wie die Sonne. Die Nationen werden durch das Licht wandeln, das die Gemeinde durch das Licht des Lamms gibt. Die Gemeinde – das sind wir – wird der Kanal sein, durch den der Segen aus dem Himmel zur Erde weitergegeben wird. Wir selbst werden in unseren verherrlichten Leibern Segnungen genießen, die die irdischen Segnungen bei weitem übersteigen.
Die Könige der Erde werden ihre irdische Herrlichkeit zu ihr bringen (vgl. Ps 72,10.11; Jes 60,3.5–7.9). Wie wir uns das genau vorstellen müssen, ist mir nicht klar. Vielleicht müssen wir daran denken, dass die himmlischen Heiligen diesen Völkern auf der Erde erscheinen. Die Gemeinde wird ja als die Frau des Lammes mit Christus regieren. Diese himmlischen Heiligen stellen Christus dar. Indem die Nationen sie als Kanäle des himmlischen Segens erkennen, werden sie Christus ehren.
V25. Wo das Licht Gottes herrscht, gibt es keine Finsternis. Auf den Tag wird nicht mehr die Nacht folgen. Der Morgen ohne Wolken (2Sam 23,4), der Tag ohne irgendetwas, was Schatten oder Finsternis bewirkt, ist für die himmlische Gemeinde angebrochen. Alles ist völlig durchsichtig. Es wird keine Angst vor Dieben geben, die nachts einbrechen wollen, denn alle Finsternis ist verschwunden und endgültig vorbei (1Joh 2,8b). Die Stadt wird durch und durch Licht und Herrlichkeit sein.
V26. Noch einmal wird gesagt, dass die Herrlichkeit und die Ehre der Nationen zu ihr gebracht werden. Das zeigt, wie sehr die Gemeinde im Friedensreich der Mittelpunkt des Segens ist. Sie ist in sich selbst nicht die Quelle des Segens, denn aller Segen kommt von Gott. Sie ist aber wohl das Mittel, durch das Gott seinen Segen zur Erde kommen lässt.
Die Nationen werden darauf mit geeigneten Geschenken reagieren. Das werden nicht so sehr materielle Geschenke sein, sondern vielmehr die Anerkennung, dass die Herrlichkeit und Ehre, die sie besitzen, nicht zur eigenen Erhebung dienen, als hätten sie die sich selbst zu verdanken. In der Weise haben sich die Nationen in der Zeit der Verwerfung Christi verhalten. Damals wurde die Gemeinde nicht geachtet, sondern verworfen und verfolgt. Nun ist es genau umgekehrt. Gott sorgt dafür, dass seine Gemeinde in dem Maß geehrt wird, wie ihr Unehre zugefügt wurde (Off 3,9).
V27. In die Stadt kann nur das eingehen, was zu ihrer Herrlichkeit beiträgt. Unmöglich kann etwas hineingehen, was die Herrlichkeit der Stadt beeinträchtigen würde. Nichts, was mit der Sünde in Verbindung steht, deren Elemente ja immer noch auf der Erde vorhanden sind, hat die Möglichkeit, in die himmlische Stadt einzudringen. Wenn etwas Unheiliges oder jemand, der falsche Dinge tut, auch nur versuchen würde, hineinzugehen, wird das Licht das sofort offenbar machen. Nichts, was zur Finsternis gehört, wird es gelingen, unbemerkt in die Stadt hineinzukommen. Das Licht ist zugleich ihre Sicherheit.
Doch es gibt solche, die in die Stadt hineingehen. Das sind Gläubige, denn sie sind im Buch des Lebens des Lammes geschrieben. Es sind nicht die Völker der Erde, denn Fleisch und Blut können nicht hineingehen. Auch sind es nicht die Gläubigen der Gemeinde, denn die sind die Stadt. Welche Gläubigen sind es denn dann? Es sind alle gestorbenen Gläubigen aus der Zeit des Alten Testaments und die Märtyrer, die nach der Entrückung der Gemeinde getötet worden sind. Sie gehören nicht zur Gemeinde, haben jedoch Teil an all den Segnungen, die Gott allen verheißen hat, die ihr Vertrauen auf Ihn gesetzt haben. Diese Segnungen werden sie im himmlischen Teil des Friedensreiches genießen.
Lies noch einmal Offenbarung 21,19–27.
Frage oder Aufgabe: Was ist im neuen Jerusalem anders im Vergleich zum alten Jerusalem?