1 - 8 Die zwei Zeugen
1 Und es wurde mir ein Rohr, gleich einem Stab, gegeben und gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die, die darin anbeten. 2 Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, wirf hinaus und miss ihn nicht; denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die heilige Stadt 42 Monate zertreten. 3 Und ich werde meinen zwei Zeugen Kraft geben, und sie werden 1260 Tage weissagen, mit Sacktuch bekleidet. 4 Dies sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. 5 Und wenn jemand sie beschädigen will, so kommt Feuer aus ihrem Mund hervor und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand sie beschädigen will, muss er so getötet werden. 6 Diese haben die Gewalt, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer Weissagung kein Regen falle; und sie haben Gewalt über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie nur wollen. 7 Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und wird sie überwinden und sie töten. 8 Und ihr Leichnam wird auf der Straße der großen Stadt liegen, die geistlicherweise Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.
V1. Obwohl es nicht ausdrücklich gesagt wird, scheint es doch so, dass dieses Kapitel den Inhalt des Büchleins im vorigen Kapitel wiedergibt. Der Ort der Handlung ist Jerusalem mit dem Tempel Gottes. Der Tempel wird der Tempel Gottes genannt, weil Gott die wahren Anbeter, die Ihm dort nahen, in Betracht zieht. In Wirklichkeit ist es jedoch der Tempel des Antichrists (2Thes 2,4), der dann im Unglauben gebaut sein wird und wo der Antichrist während der dreieinhalb Jahre der großen Drangsal ein Bild des Tieres aus dem Meer aufstellen wird (Off 13,14.15; vgl. Mt 24,15). Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Bild im Vorhof des Tempels aufgestellt werden wird und nicht im Tempel selbst. In den Vorhof darf auch das Volk kommen. Wegen des Götzenbildes, das dort steht, wird der Vorhof auch nicht gemessen.
Dieser Tempel ist vorletzte all der Tempel, die im Lauf der Zeit auf der Erde gebaut worden sein werden. Insgesamt werden es fünf sein.
1. Der Tempel Salomos (1Kön 6; wurde von Nebukadnezar im Jahre 588 v. Chr. verwüstet).
2. Der Tempel Serubbabels (Esra 3; 6; wurde später von Antiochus Epiphanes in den Jahren 168 und 170 v. Chr. ausgeraubt und Jupiter geweiht).
3. Der Tempel, den Herodes erbaute (Joh 2,20; der Bau wurde 17 v. Chr. begonnen und wurde von den Römern im Jahre 70 verwüstet); dieser Tempel ist übrigens kein völlig neuer Tempel, sondern der Ausbau des Tempels Serubbabels.
4. Der für den Antichrist gebaute Tempel (2Thes 2,4) und
5. schließlich der Tempel Christi (Hesekiel 40–48).
Der Vollständigkeit halber weise ich noch darauf hin, dass im Neuen Testament außerdem von drei geistlichen Tempeln die Rede ist: von dem Leib des Herrn Jesus (Joh 2,21), dem Leib des Gläubigen (1Kor 6,19) und der Gemeinde (1Kor 3,16).
Ebenso wie beim Essen des Büchleins muss Johannes auch hier aktiv an den Ereignissen teilnehmen. Er bekommt den Auftrag, aufzustehen und einige Dinge zu messen. Dazu wird ihm ein Rohr gegeben, das einem Stab gleich ist. Dieses „Messen“ geschieht, damit festgestellt wird, was Gott gehört, also sein rechtmäßiges Eigentum ist (vgl. Ps 16,6; Sach 2,1–5; Off 21,15–17). Der Tempel gehört Ihm, der Altar gehört Ihm, und die, die Ihn im Tempel anbeten, gehören Ihm. Der Rohrstab weist darauf hin, dass der Glaube in dem Gedanken Rückhalt findet, dass Gott auch in den dunkelsten Zeiten feststellt, was Ihm gehört und wer Ihm gehört.
V2. Den Vorhof darf Johannes nicht messen. Er muss ihn sogar hinauswerfen. Der Grund dafür ist, dass der Vorhof Gott nicht gehört. Er hat keine Verbindung damit, denn die Nationen haben Zugang dazu bekommen, weil der Antichrist einen Bund mit ihnen geschlossen hat (Dan 9,26.27). Mit der heiligen Stadt ist Jerusalem gemeint. Während einer Zeit von 42 Monaten (das sind dreieinhalb Jahre, die Zeit der großen Drangsal) ist Jerusalem in den Händen dieser unheiligen Bundesgenossen. Sie werden die Stadt dermaßen zertreten und entheiligen, dass in dem (Vorhof des) für den Antichrist gebauten Tempels sogar ein schreckliches Götzenbild, nämlich ein Bild des römischen Herrschers, stehen wird.
V3. Trotz der heidnischen Vorherrschaft und trotz des Druckes durch den Antichrist wird Gott ein mächtiges Zeugnis in Jerusalem erwecken. Viele werden aus Judäa (der Gegend um Jerusalem herum) zu den Bergen fliehen (Mt 24,16), doch in der Stadt selbst wird es einen Überrest von Anbetern geben (Zeph 3,12). In deren Mitte wird Gott zwei Zeugen erwecken, die Er „meine zwei Zeugen“ nennt. Die Zahl zwei ist ein ausreichendes Zeugnis (5Mo 19,15; 2Kor 13,1). Viele werden sich durch ihr Zeugnis bekehren (Dan 12,10).
Bekleidet mit Sacktuch werden sie durch die Stadt ziehen. Das Sacktuch ist ein Zeichen der Reue wegen des traurigen Zustandes, in dem das Volk sich befindet (Joel 1,13; Jer 4,8). Zugleich unterstützt das den Ernst der Botschaft, der ein Aufruf zur Bekehrung ist. Sie werden das Volk, das in den Tempel hineingeht, um das Bild des Tieres anzubeten, warnen und auf die baldige Ankunft Christi hinweisen. Man sieht auch bei Johannes dem Täufer, dass seine Kleidung zum Ernst seiner Predigt passte (Mt 3,4); auch er musste schließlich seine Predigt mit dem Tod bezahlen (Mt 14,5.10).
Die Zeit ihres Predigens wird in Tagen angegeben, möglicherweise um deutlich zu machen und zu unterstreichen, dass ihr Predigen jeden Tag gehört wird. Auch wird damit angedeutet, wie wertvoll jeder Tag für Gott ist, an dem auf der Erde ein Zeugnis von Ihm gegeben wird. Ein weiterer Gedanke dabei ist, dass diese 1260 Tage wieder dieselbe Zeitspanne wie die der großen Drangsal umfassen. 1260 Tage sind dreieinhalb Jahre. Weil das Zeugnis unter der größtmöglichen Drangsal gegeben wird, wird es in Tagen gerechnet. Gott selbst zählt die Tage seiner geprüften und verfolgten Zeugen. Weil Er seinen zwei Zeugen Gewalt gegeben hat, können die Feinde jedoch so lange nichts tun, bis Gott es ihnen erlaubt.
V4. Die Zeugen werden mit zwei Ölbäumen und zwei Leuchtern verglichen (siehe Sach 4). Als die beiden Ölbäume zeigen sie die völlige Kraft des Heiligen Geistes (Öl) und als die beiden Leuchter verbreiten sie in der Finsternis, die dann auf der Erde herrscht, als Zeugnis göttliches Licht. Sie stehen vor dem Herrn der Erde (Ps 24,1), das heißt, ihr Zeugnis betrifft den Herrn, der auf der Erde und auf dem Meer steht und der sein Recht daran innerhalb kurzer Zeit geltend machen wird.
V5. Solange sie zeugen müssen, wird niemand ihnen etwas antun können. Jeden Angriff werden die Angreifer mit dem Tod bezahlen müssen. Die Zeugen verfügen nämlich über das Feuer Gottes. Das kommt aus ihrem Mund und tötet jeden, der Widerstand leistet, der sie beschädigen will, um sie auszuschalten und ihr Zeugnis verstummen zu lassen.
Diese Handlungsweise macht deutlich, dass es eine völlig andere Zeit sein wird als die Zeit, in der wir nun leben. Wir verzehren unsere Widersacher nicht, die uns schaden wollen, wenn wir von unserem Herrn zeugen, wir sollen sie im Gegenteil segnen. Der Herr tadelt Johannes und Jakobus, als sie vorschlagen, Feuer vom Himmel auf ein Dorf der Samariter herabfallen zu lassen, weil Er dort nicht willkommen ist (Lk 9,53–56).
V6. Die Zeugen haben noch mehr Gewalt. Sooft sie wollen, können sie den Himmel verschließen, Wasser in Blut verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen schlagen. Wenn du etwas von der Geschichte des Alten Testamentes kennst, insbesondere die Ereignisse, in denen Mose und Elia eine Rolle spielen, dann erkennst du sie in diesen beiden Plagen wieder. Diesen Äußerungen der Gewalt begegnest du nämlich bei diesen beiden größten Propheten des Alten Testamentes. Die Gewalt, den Himmel zu verschließen, findest du bei Elia (1Kön 17,1), und die Gewalt, Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen zu schlagen, findest du bei Mose (2. Mose 7,14–10,29). Elia zeugte gegenüber dem Volk Gottes, das abgefallen war. Mose zeugte gegenüber dem Feind des Volkes Gottes, Ägypten.
Elia und Mose werden öfter zusammen genannt. So begegnest du den beiden bei dem Herrn Jesus auf dem Berg der Verklärung, wo sie gleichsam einen Vorgeschmack vom Friedensreich bekommen (Mt 17,3). Auch Maleachi, der letzte Prophet des Alten Testamentes, spricht über Mose und Elia als Personen, die in den letzten Tagen noch einmal auftreten werden (Mal 3,22–24, vgl. Mt 11,14; 17,12–13; Lk 1,17). Es geht dabei nicht so sehr um ihr Auftreten in Person, sondern um ein Auftreten, bei dem die Kennzeichen ihres Dienstes sichtbar werden.
V7. Wenn die von Gott bestimmte Zeit ihres Zeugnisses abgelaufen ist, werden sie getötet werden. So ist es auch dem Herrn Jesus ergangen, der erst überliefert wurde, als seine Stunde gekommen war, und keinen Tag früher. Das Tier wird sie töten. Über das Tier wirst du ausführlich in Kapitel 13 informiert werden.
Es erscheint vielleicht sonderbar, dass das Tier mit zwei Männern Krieg führen will. Doch es gibt weitere Beispiele dafür, dass ein Heer ausgesandt wurde, um einen einzigen Mann gefangen zu nehmen. Elia beispielsweise wurde einige Male von einem kleinen Heer belagert (2Kön 1,9–10), dann Elisa in Dothan (2Kön 6,11–14) und noch mehr der Herr Jesus in Gethsemane (Mt 26,47). Die Zeugen hatten ihre Gewalt gezeigt, und daraus zog das Tier den Schluss, dass er es mit sehr gefährlichen Personen zu tun hatte.
V8. Wenn die beiden Zeugen getötet sind, werden ihre Leichname auf der Straße der großen Stadt liegen. Aus der Beschreibung „wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“ ist klar, dass es um Jerusalem geht. Doch dieser Name wird nicht genannt. Die Namen, die genannt werden, machen den geistlichen Verfall der Stadt deutlich. Sie ähnelt Sodom und Ägypten. Jerusalem ist „Sodom“ wegen seiner Verdorbenheit und „Ägypten“ wegen seiner Unterdrückung des Volkes Gottes. Diese völlige Bosheit fand ihren Höhepunkt in der Kreuzigung des Herrn Jesus. Die beiden Zeugen werden getötet, nachdem sie ihr Zeugnis abgelegt haben, und zwar an demselben Ort, wo ihr Herr sein Zeugnis abgelegt hat und getötet wurde. Sie teilen sein Los.
Lies noch einmal Offenbarung 11,1–8.
Frage oder Aufgabe: Warum lässt Gott seine zwei Zeugen auftreten?
9 - 19 Die siebte Posaune
9 Und viele aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihren Leichnam drei Tage und einen halben und erlauben nicht, dass ihre Leichname ins Grab gelegt werden. 10 Und die, die auf der Erde wohnen, freuen sich über sie und frohlocken und werden einander Geschenke senden, weil diese zwei Propheten die quälten, die auf der Erde wohnen. 11 Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße; und große Furcht fiel auf die, die sie anschauten. 12 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: Steigt hier herauf! Und sie stiegen in den Himmel hinauf in der Wolke, und ihre Feinde schauten sie an. 13 Und in jener Stunde geschah ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und 7 000 Menschennamen kamen in dem Erdbeben um; und die Übrigen wurden von Furcht erfüllt und gaben dem Gott des Himmels Ehre. 14 Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt bald. 15 Und der siebte Engel posaunte: Und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. 16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, dass du deine große Macht angenommen und die Herrschaft angetreten hast! 18 Und die Nationen sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und die Großen, und die zu verderben, die die Erde verderben. 19 Und der Tempel Gottes, der in dem Himmel ist, wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.
V9. Die zwei Zeugen sind also getötet worden. Das erfolgreiche Auftreten des Tieres wird der ganzen Welt gezeigt. Die Leichen werden durch die herbeigeeilten Reporter über Internet, Fernsehen und Satelliten der ganzen Welt gezeigt. Du kannst dir heute gut vorstellen, wie diese Nachricht weltweit verbreitet wird, wobei auch Bilder der erschlagenen „Feinde“ gezeigt werden. Die Massenmedien spielen übrigens eine Hauptrolle bei der Bildung der Gedanken des Menschen. Du siehst heute eine Generation aufwachsen, die nicht von Eltern auferzogen wird, sondern von den Medien.
Die Leichen dieser „Feinde der Menschheit“ sind kein Begräbnis wert. Wer sie begraben wollte, bekommt dazu keine Erlaubnis (Ps 79,1–3). Zugleich bleiben die Leichen als Siegestrophäe liegen: eine Erinnerung an den Sieg des Tieres und ein Beweis seiner Macht. All das dient der Herrlichkeit des Diktators, der die Welt von diesen Menschen „erlöst“ hat. Davon geht auch die Warnung aus, dass dies das Los all derer ist, die sich dem Tier widersetzen.
V10. Wenn dieses ärgerliche Zeugnis zu Ende gekommen ist, wird die Weltbevölkerung wie in einem Siegesrausch ein Fest begehen. Um den Sieg zu feiern, senden sie einander Geschenke (Est 9,19.22). Sie gratulieren einander zum Tod der elenden Propheten, die sie so gepeinigt hatten. Sie haben sich der Botschaft Gottes, die diese verkündigten, nicht geöffnet. Die erlittene Pein hat sie nicht zu Gott getrieben. Das war Gottes Absicht mit seinen zwei Zeugen.
Es ist nicht nur die ungläubige Masse in Israel, die sich über ihren Tod freut. So wie Juden und Heiden zusammen den Herrn Jesus verwarfen, teilt auch hier die ganze Welt die teuflische Freude der abgefallenen Juden über den Tod der Zeugen des Herrn.
V11. Ihre Freude wird jedoch nur von kurzer Dauer sein. Nach dreieinhalb Tagen sehen sie etwas, was sie mit großer Furcht erfüllt. Die Zeugen stellen sich auf ihre Füße! Das geschieht dadurch, dass der Geist des Lebens aus Gott in sie kommt. Doch davon haben die Zuschauer keine Ahnung. So wie die Welt Zeuge ihres Todes war, ist sie auch Zeuge ihrer Auferstehung. Dadurch werden sie erkennen müssen, dass Gott stärker ist als seine Feinde.
V12. Wenn die zwei Zeugen auferstanden sind, bekommen sie aus dem Himmel den Befehl, dort hinaufzusteigen. Ihr Zeugnis im Leben, im Sterben und in der Auferstehung ist vorüber. Sie werden zum Himmel hinaufgerufen. Von der Stimme geht eine solche Kraft aus, dass sie in einer Wolke zum Himmel hinaufsteigen. Es scheint so, dass diese Wolke das Symbol der Gegenwart Gottes ist. Gott nimmt sie in seine Gegenwart. Sie haben Ihn verherrlicht, und nun verherrlicht Er sie.
Alle ihre Feinde schauen sie an. Die Himmelfahrt des Herrn Jesus wurde nicht von Ungläubigen geschaut, ebenso wenig wie die Entrückung der Gemeinde von Ungläubigen geschaut werden wird. Bei der Auferstehung und Himmelfahrt der zwei Zeugen ist das anders. Die wird nicht nur gesehen, sondern angeschaut. Die Zuschauer nehmen dieses Ereignis, das sie für unmöglich gehalten hatten, mit Bestürzung wahr. Sie können ihren Augen nicht trauen. Doch obwohl dieses Wunder nicht zu leugnen ist und es sich vor ihren Augen vollzieht, hat es keine Wirkung auf ihr Gewissen vor Gott.
V13. Es kann nichts übrig bleiben als nur Gericht. Wenn die zwei Zeugen in den Himmel aufgenommen sind, geschieht ein großes Erdbeben. Jerusalem wird durch eine mächtige Hand geschüttelt, wodurch der zehnte Teil der Stadt verwüstet wird. Das kostet 7000 Menschen das Leben. Es heißt hier „Menschennamen“. Das bedeutet, dass Gott die Namen all derer kennt, die umgekommen sind. Er kennt die Namen derer, die sich vor dem Tier niedergebeugt haben. Er kennt auch die Namen der 7000 zur Zeit Elias, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt haben (1Kön 19,18). Gott rechnet nicht in Zahlen, es geht Ihm nicht um Statistiken, sondern um Personen.
Furcht erfüllt die Übrigen, die nicht vom Gericht getroffen werden und sie geben dem Gott des Himmels Ehre. Das bedeutet nicht, dass sie sich bekehrt haben, sondern dass sie Gottes Hand in diesem Ereignis erkennen. Als der Herr Jesus in Gnade auf der Erde war und in Gnade handelte, gaben Menschen dadurch ebenfalls Gott Ehre. Doch auch da kann keine Rede von einer echten Bekehrung sein. Du kannst verstandesmäßig überzeugt sein, dass Gott am Werk ist, ohne dass dein Gewissen berührt wird.
V14. Mit der Erfüllung des zweiten „Wehe“ endet der Einschub von Kapitel 10,1–11,13. Wir sind nun bei der siebten und letzten Gerichtsposaune angekommen, die auch das dritte „Wehe“ genannt wird. Die letzten drei Posaunen werden „Wehe“ genannt, weil sie noch schlimmer sind als die ersten vier. Das erste „Wehe“ kommt aus dem Schlund des Abgrunds (Off 9,1–12), das zweite „Wehe“ kommt vom Euphrat her (Off 9,13–21) und das dritte „Wehe“ kommt aus dem Himmel, von dem Herrn Jesus selbst.
V15. Mit dem Blasen der siebten Posaune kommt das Reich zwar sehr nahe, doch es ist noch nicht ganz so weit, dass es auch errichtet wird. Das Reich ist jedoch bereits so nahe, dass der Himmel mitteilt, es sei schon gekommen. So sprechen die Stimmen in dem Himmel es laut aus. Es müssen allerdings noch andere Gerichte stattfinden. Die werden in den Kapiteln 15 und 16 beschrieben. Es sind jedoch Gerichte von kurzer Dauer. Diese Gerichte bilden zusammen die siebte Posaune.
Das Reich, so betrachtet wird, als sei es gekommen, ist ein ungeteiltes Reich und erstreckt sich über die ganze Welt. Das ist nur deshalb möglich, weil der Herr und sein Christus die Macht in die Hand nehmen. Er wird gerecht und gnädig regieren. Wenn Er einmal regiert, wird diese Regierung nicht zu Ende kommen, solange Sonne, Mond und Erde bestehen (Ps 72,5.7.17). Er, der von Ewigkeit zu Ewigkeit herrschen wird, ist der Herr, Gott, und Er regiert in der Person seines Christus, dem Sohn des Menschen, der selbst auch Gott ist. Unser Herr und sein Christus sind ein und derselbe Gott und doch zwei Personen. Dies ist und bleibt ein Wunder der Ewigkeit.
V16. Als diese gewaltige Nachricht ertönt ist, reagieren die 24 Ältesten. Durch den Geist verstehen sie, was dort geschieht und geschehen wird. Sie begreifen die Bedeutung der Ereignisse und begreifen noch mehr Größe dessen, der alles zustande bringt. Sie können daher auch nicht auf ihren Thronen sitzen bleiben, sondern fallen in Anbetung vor Gott nieder (vgl. Off 4,10; 5,8).
V17. Während sie anbeten, danken sie Gott. Sie sprechen Ihn mit mehreren Namen an. Sie nennen Ihn zuerst Herr, das ist Jahwe, der Gott des Bundes. Er tut das, wozu Er sich verpflichtet hat. Sie nennen Ihn auch Gott, den Allmächtigen. Das ist Gott in seiner Schöpfermacht, der als der Allmächtige alles, was Er geschaffen hat, erhält und zu seinem Ziel bringt.
Weiterhin sagen sie von Ihm, dass Er da ist und da war. „Der da kommt“ wird nicht mehr hinzugefügt. „Der da ist“ weist auf seine ewige Existenz hin, und „der da war“ weist auf seine Beziehung zur Vergangenheit hin. „Der da kommt“ ist nicht mehr nötig, weil Er hier als gekommen gesehen wird und als der, der seine Herrschaft angetreten hat.
Das hat Er dadurch getan, dass Er seine große Macht angenommen hat. Er hat diese große Macht immer gehabt. Doch nun greift Er mit Macht in das Weltgeschehen ein. Und was Er angenommen hat, gibt Er nie mehr aus der Hand und es kann Ihm auch nie mehr weggenommen werden. Seine große Macht ist die Garantie dafür.
V18. Die Ältesten sprechen auch über den Zorn Gottes. Sie tun das in Verbindung mit dem Zorn der Nationen, das ist die gesamte Menschheit. Die Nationen haben sich in den vergangenen Jahrhunderten immer gegen Gott aufgelehnt und haben sich Ihm widersetzt. Doch nun ist es vorbei mit ihrem Zorn, denn Gott mit seinem Zorn macht dem ein Ende. Das Wortspiel zeigt, wie unbedeutend der Zorn des Menschen gegenüber dem Zorn des allmächtigen Gottes ist. Du siehst diese beiden Seiten auch in Psalm 2, wo der Gegensatz zwischen dem Toben der Völker und der Reaktion Gottes darauf noch stärker zum Ausdruck kommt (Ps 2,1–6).
Mit dem Kommen des Reiches ist die Zeit gekommen, dass Gott die Toten richten wird, obwohl das Gericht erst nach dem Friedensreich ausgeführt werden wird (Off 20,12). Doch für das Austeilen des Lohnes ist die Zeit gekommen. Der Lohn ist für die, die als echte Knechte in Gehorsam gegenüber Gott, als wahre Propheten, seine Worte zu denen gesprochen haben, zu denen sie gesandt waren. Das hatte ihre Verwerfung und Spott zur Folge, doch nun bekommen sie Lohn. Dieser Lohn wird im Friedensreich gegeben (Off 22,12). Obwohl es eigentlich noch nicht so weit ist, kann doch so darüber gesprochen werden, weil die Regierung in den Händen des Herrn Jesus liegt. Auch die Heiligen, solche, die in einer verdorbenen Welt abgesondert für Ihn gelebt haben, bekommen nun ihren Lohn. Sie haben aus Ehrfurcht vor seinem Namen so gelebt, jeder entsprechend dem Maß seiner Verantwortung, was in „die Kleinen und die Großen“ im Ausdruck kommt.
Schließlich ist die Zeit Gottes gekommen, die zu verderben, die die Erde verderben. Dabei geht es um die drei Tiere aus den Kapiteln 12 und 13 (den Drachen, das Tier aus dem Meer und das Tier aus der Erde) und um alle, die ihnen gefolgt sind. Das ist eine andere Kategorie als die Toten, die früher in diesem Vers genannt werden. So wird alles weggetan, was dem Friedensreich immer im Weg stand, und so werden die belohnt, die immer im Glauben an den Friedefürsten und sein Kommen gelebt haben.
V19. Mit diesem Vers beginnt eine neue Einschaltung, die bis Kapitel 15,4 reicht. Ab Kapitel 15,5 werden die sieben Schalengerichte beschrieben. In dieser Einschaltung zeigt der Heilige Geist die Hauptfiguren der Kapitel 8–11. Dort siehst du den Drachen (das ist Satan) und das erste und das zweite Tier. Andere Hauptpersonen sind: die Frau (Israel), der Sohn (Christus), Michael und die große Hure Babylon. Insgesamt sind es sieben Hauptpersonen, die Revue passieren.
Der Ausgangspunkt der Einschaltung sind der Tempel Gottes im Himmel und die Bundeslade. Der Tempel ist die Wohnung Gottes in der Mitte seines Volkes, und die Bundeslade erinnert an die Treue Gottes im Blick auf seinen Bund mit seinem Volk. Das steht in einem scharfen Kontrast zu dem, was im selben Augenblick im Tempel auf der Erde stattfindet. Dieser wird auf abscheuliche Weise vom Antichrist entheiligt. Gott ist zutiefst entrüstet über das, was auf der Erde geschieht. Die Blitze, Stimmen, Donner, ein Erdbeben und ein großer Hagel drücken das auf eindrucksvolle Weise aus.
Lies noch einmal Offenbarung 11,9–19.
Frage oder Aufgabe: Welche Gemeinsamkeiten siehst du bei den zwei Zeugen und dem Herrn Jesus? Was kannst du für dein Zeugnis von diesen zwei Zeugen lernen?