1 - 10 „Geht aus ihr hinaus, mein Volk“
1 Nach diesem sah ich einen anderen Engel aus dem Himmel herabkommen, der große Gewalt hatte; und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. 2 Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels. 3 Denn von dem Wein der Wut ihrer Hurerei haben alle Nationen getrunken, und die Könige der Erde haben Hurerei mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Erde sind durch die Macht ihrer Üppigkeit reich geworden. 4 Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht empfangt von ihren Plagen; 5 denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. 6 Vergeltet ihr, wie auch sie vergolten hat, und verdoppelt doppelt nach ihren Werken; in dem Kelch, den sie gemischt hat, mischt ihr doppelt. 7 Wie viel sie sich verherrlicht und Üppigkeit getrieben hat, so viel Qual und Trauer gebt ihr. Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich sitze als Königin, und Witwe bin ich nicht, und Trauer werde ich nicht sehen. 8 Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod und Trauer und Hungersnot, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist der Herr, Gott, der sie gerichtet hat. 9 Und es werden über sie weinen und wehklagen die Könige der Erde, die Hurerei und Üppigkeit mit ihr getrieben haben, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen; 10 und sie werden von fern stehen aus Furcht vor ihrer Qual und sagen: Wehe, wehe! Die große Stadt, Babylon, die starke Stadt! Denn in einer Stunde ist dein Gericht gekommen.
V1. Nach der Beschreibung Babylons als Frau (Hure) und ihres Gerichts wird Babylon in diesem Kapitel als eine Stadt dargestellt, die gerichtet wird. Die symbolische Darstellung als Frau zeigt Babylon als religiöses System. Dass sie eine „Hure“ ist, zeigt ihre Untreue und ihren Abfall von Gott. Mit der symbolischen Darstellung als Stadt wird Babylon als politische, kulturelle und wirtschaftliche Macht gezeigt, und darum geht es in diesem Kapitel.
Nun heißt es: „Nach diesem sah ich einen anderen Engel“. Durch „Nach diesem“ wird mit der Ankündigung eines neuen Gerichtes durch „einen anderen Engel“ eine neue Zeitspanne eingeläutet. Seine eindrucksvolle Erscheinung wird durch den Zusatz „der große Gewalt hatte“ besonders unterstrichen. Er scheint tatsächlich nicht einfach nur ein Engel zu sein. Vielmehr sieht es – wenn man die Begleiterscheinungen betrachtet – danach aus, dass der Engel eine verborgene Erscheinungsform des Herrn Jesus ist (vgl. Off 8,3: Priester; Off 10,1: König; Off 18,1: Richter). Von keinem anderen Wesen kann gesagt werden, dass seine Herrlichkeit die Erde erleuchtet (Hes 43,2).
V2. Dieser Vers beschreibt den Zustand Babylons nach den in Kapitel 17 beschriebenen Ereignissen (Off 17,16), wenn diese Kirche ihrer religiösen Macht beraubt ist und die beiden Tiere den „christlichen“ Westen beherrschen. Mit machtvoller Stimme spricht der Engel über den Fall Babylons. Jeder soll es wissen. Mit einem wiederholten „Gefallen“ lässt der Engel die ganze Welt wissen, dass das große, eindrucksvolle Babylon nicht mehr aufrecht steht, sondern sein Ansehen verloren hat.
Das Wort „gefallen“ weist auf einen plötzlichen und sofortigen Fall hin und darauf, und dass dieser Fall endgültig ist (vgl. Jes 21,9). Babylon wird nie wieder aufstehen. Wie groß und reich sie auch war – sie ist gefallen. Nichts konnte ihren Fall verhindern oder aufhalten.
Die Vergangenheitsform des Wortes „gefallen“ zeigt die absolute Gewissheit der Prophezeiung. Zu der Zeit, als Johannes das sah, war von einem Fall Babylons noch nichts zu sehen. Doch für Gott ist die Zukunft Gegenwart oder, wie hier, sogar bereits geschehen.
Die Vögel des Himmels werden häufig in negativer Bedeutung genannt (Mt 13,31.32; Jes 34,11; Jer 5,27). Das Wort für „Behausung“, das hier verwendet wird, kommt nur noch in Epheser 2 (Eph 2,22) vor, wo es um die Behausung Gottes im Geist geht. Hier geht es um die Behausung des Geistes des Widersachers Gottes. Es ist nicht nur eine Behausung, sondern auch ein Gewahrsam oder Gefängnis. Wenn die Dämonen und allerlei Unreinheit dort eine Behausung haben, muss dieses System durch und durch verdorben sein. Wie verdorben es ist, wird im folgenden Vers näher beschrieben.
V3. Wie bereits erwähnt, gibt es bei Babylon nicht nur religiöse Hurerei, es gibt auch eine wirtschaftliche Verbindung zur Welt. Babylon ist nicht nur ein falsches religiöses System, sondern auch eine große politische und wirtschaftliche Macht in der Welt. Das hat die Nationen dazu verführt, aus dem Becher, der mit Wein funkelt und den sie anbot, zu trinken. Der Wein wird hier mit der Wut ihrer Hurerei verbunden. Es ist die listige Täuschung der Hure, die vorspiegelt, der Handel mit ihr würde Gewinn bringen und Freude geben, obwohl sie in Wirklichkeit böse Absichten hat.
Die Nationen haben ihre durchtriebene Absicht nicht durchschaut und haben den angebotenen Handel eifrig betrieben. Die Führer der Völker haben sich dadurch auf verwerfliche Weise mit ihr verbunden. Ihren Charakter als Hure hat sie nicht verhehlt, aber die Kaufleute haben sich gern mit ihr eingelassen. Von ihrem Reichtum ging eine große Macht aus. Die Kaufleute der Erde haben bei ihr das große Geld gesehen und wollten daraus so viel Profit wie möglich ziehen.
Babylon (oder Rom) hat ihren Reichtum zum großen Teil dadurch erworben, dass sie die Errettung der Seele zum Kauf anboten. Unzählige Milliardenbeträge sind von Menschen, die glaubten, dass sie ihren Lieben den Himmel erkaufen könnten, an die römische Kirche gezahlt worden. Dave Hunt beschreibt in einem seiner Bücher [Die Frau und das Tier – Geschichte, Gegenwart und Zukunft der römischen Kirche, Bielefeld (CLV), 1995.] außer solchen schändlichen Verdrehungen des Evangeliums, wodurch viele Hunderte Millionen von Menschen betrogen wurden, noch viel mehr Schändlichkeiten. Er berichtet von korrupten Finanzgeschäften, von Geldwäsche aus dem Drogenhandel, dem Handel mit gefälschten Wertpapieren und Zusammenarbeit mit der Mafia, die lange Zeit weltweit ihre Aufträge vom Vatikan erhielt (dokumentiert in Polizeiberichten).
Auch der Wert der Kunstschätze, die im Besitz Roms sind, ist unschätzbar. Die römisch-katholische Kirche ist mit Abstand die reichste Institution der Welt. Und das, obwohl Christus und seine Jünger in Armut lebten. Christus sagte seinen Jüngern, dass sie auf der Erde keine Schätze sammeln sollten (Mt 6,19). Die römische Kirche hat damit nichts zu schaffen, sondern hat eine Fülle von Reichtum gesammelt, die beispiellos ist und worüber der Papst die höchste Verfügungsgewalt und die letzte Entscheidung hat.
V4. Dieses bis in den tiefsten Kern völlig verdorbene und gottlose System kann kein Wohnort für das Volk Gottes sein. Wie freundlich der Papst oder seine Untergebenen auch sprechen mögen, es sind Stimmen aus dem Abgrund. Für das Volk Gottes ertönt eine Stimme aus dem Himmel, die dazu auffordert, aus diesem System hinauszugehen. Es ist nicht möglich, dort zu bleiben, ohne mit seinen Sünden Gemeinschaft zu haben. Dort zu bleiben, bedeutet auch, an den Plagen teilzuhaben, die sie treffen werden. Es ist der letzte Aufruf in der Schrift, das zu verlassen, was in Kürze gerichtet werden wird, weil man dem Christus der Schriften nicht seinen wahren Platz gegeben hat. Das Ziel besteht darin, für den Herrn eine reine Braut zu sein.
Jeder Gläubige wird hier auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich von jedem religiösen System zu trennen, das eine unreine Verbindung zu der gottlosen Welt unterhält. Buchstäblich ist der Befehl, hinauszugehen, früher an Juda ergangen, das sich im Exil in Babylon befand (Jes 48,20; 52,11; Jer 50,8; 51,6.9). Trennung vom Bösen war für die Gläubigen zu allen Zeiten notwendig und wird es auch – wie hier – nach der Entrückung der Gemeinde sein. Für uns geht es um Absonderung in einer geistlichen Bedeutung, und zwar in dreierlei Hinsicht: Wir werden aufgefordert, uns von der Welt abzusondern (2Kor 6,17), vom Judentum, das Christus verwirft (Heb 13,13) und von den falschen Christen (2Tim 2,19–22).
Zur der Zeit, wenn Babylon fällt, ist die Gemeinde bereits entrückt. Das bedeutet nicht, dass in der falschen Kirche, die es dann noch gibt, keine Gläubigen mehr sein werden. Das Volk Gottes, das hier aufgerufen ist, aus ihr hinauszugehen, besteht aus Gläubigen, die durch die Allmacht Gottes in dieser falschen Kirche zur Bekehrung gekommen sind. Es ist jedoch unmöglich, dort zu bleiben. Gott kann dort nicht sein und steht im Begriff, das System zu richten. Auch wenn jemand persönlich keinen Anteil an dem Bösen hat, das in diesem System herrscht, so wird er doch, indem er dort bleibt, verunreinigt, denn das bedeutet Stützung und Förderung des Bösen (2Joh 1,11).
V5. Die Plagen, die den Vatikan treffen werden, hat er so sehr verdient, dass man es ein Wunder nennen kann, dass Gott dieses System so lange ertragen hat. Doch Gott richtet erst, wenn das Maß der Ungerechtigkeit voll ist (vgl. 1Mo 15,16). Im Falle des Vatikans mit all seinen durch düstere Praktiken erworbenen Reichtümern kommt das Gericht, wenn seine Sünden aufgehäuft sind bis zum Himmel. „Aufgehäuft“ bedeutet buchstäblich zusammengeklebt oder hochgemauert wie Steine in einem Gebäude. Wenn ihre Sünden diese Höhe und diese Dichte erreicht haben, gedenkt Gott ihrer Ungerechtigkeiten. Das bedeutet nicht, dass Gott sie für eine Zeit vergessen hat, sondern dass Er zu handeln beginnt.
V6. Das doppelte Maß der Vergeltung entspricht ihrer eigenen zweifachen Handlungsweise. Ihre Werke sind von schrecklicher Bosheit gekennzeichnet. Das Doppelte liegt wahrscheinlich darin, dass sie sich für gerecht und treu ausgab, obwohl sie ungerecht und untreu war. Sie täuschte in jeder Hinsicht etwas vor. Der Kelch, den sie zu trinken gab, war daher auch ein Kelch, den sie gemischt hatte. Sie vermischte Wahrheit mit Lüge, Wohltat mit Habgier. Sie stellte den Himmel vor, machte ihn jedoch zu einer Quelle finanziellen Gewinns. Gerade diese Vermischung macht sie Gott so verhasst. Gott hasst jede Sünde, doch am meisten hasst Er Sünden, die unter dem Schein von Gottesfurcht begangen werden.
V7. Mit ihrem ganzen einnehmenden Wesen und den Appellen an die Welt, doch in Frieden miteinander zu leben, ist sie lediglich darauf aus, sich selbst zu verherrlichen. Was immer sie auch an Wahrheit predigt, der Zweck ist nicht die Verherrlichung Gottes, sondern ihre eigene Verherrlichung. Wenn der Papst ein Buch über Jesus schreibt, das von Theologen, auch von orthodoxen Theologen, bejubelt wird, ist das ein Meisterstück Satans. Das setzt den Papst noch fester in den Sattel.
Er kann in theologischer Hinsicht viele richtige Dinge über Jesus schreiben, doch wenn er seine Stellung und das System, das er repräsentiert, nicht verurteilt, hat er nicht die ganze Wahrheit Gottes über Jesus geschrieben. Er setzt sein üppiges Leben fort. Wenn er dort bleibt, wird er von den Plagen empfangen und die Qual und die Trauer teilen, die den Vatikan treffen werden. In seinem Herzen hält er an seiner Stellung der Herrschaft fest. Auch bleibt er bei seinem Anspruch, dass die Kirche die Braut Christi ist. Jeder Gedanke an Trauer ist ihm fremd. Er erwartet ja, dass sie einmal die Weltherrschaft besitzen wird.
V8. Ihre Plagen werden an einem Tag kommen, schnell und unabwendbar. Mit ganzer Heftigkeit werden die zehn Könige ihr einen vernichtenden Schlag zufügen, weil Gott die zu diesem Gericht gebraucht, wie du am Ende des vorigen Kapitels gesehen hast. Nichts mildert das Gericht, das sie trifft. Es ist ohne jede Barmherzigkeit, ohne irgendwelches Mitleid. Sie hat es mit dem Herrscher des Universums zu tun, mit dem allmächtigen Gott, unter dessen rächender Hand all ihre Scheinherrlichkeit sich in Tod und Trauer und Hunger verwandelt. Sie tat so, als könnte sie Leben, Glück und Sättigung im Tausch gegen Geld und Waren geben. Nun empfängt sie, was sie unzähligen wehrlosen Opfern angetan hat. Sie ist durch den starken Herrn und Gott gefallen, gegen den jeder Gedanke an Widerstand geradezu lächerlich ist.
In seiner Herrlichkeit und Erhabenheit unterwirft Er diese Witwe, wobei Er das Mittel gebraucht, das Er in seiner Souveränität als das am besten geeignete Mittel ansieht. Durch den Gebrauch dieses Mittels, die zehn Könige, kommen die Plagen auf die heftigste Weise über sie. Sie hatte niemals erwartet, dass das Tier, auf dem sie ritt, sich gegen sie wenden würde. Doch die politische, wirtschaftliche und kulturelle Macht Babylons wird auf genau die Weise gerichtet werden, wie Gott es will. Das Gericht ist zudem endgültig. Sie wird mit Feuer verbrannt werden. Auf der Erde bleibt nichts als Asche von ihr übrig. Sie wird daraus niemals wieder auferstehen, denn ihre ewige Bestimmung ist das ewige Feuer, in das sie geworfen werden wird und das ewig über sie herrschen wird.
V9. Die zehn Könige, die unter der Herrschaft Roms standen, die sich jedoch gegen sie kehrten und durch die Gott sie richtete, sind nicht die einzigen Könige. Es gibt auch Könige überall auf der Erde, die in besonderer Weise von ihr profitierten. Sie hatten intime Beziehungen mit ihr und schwelgten in dem Luxus, den das verschaffte. Durch das Gericht über Babylon ist das nun ein für allemal vorbei. Das macht sie sehr traurig. Es ist jedoch keine Traurigkeit über das, was mit ihr geschehen ist, sondern über das, was sie dadurch verloren haben. Die Könige sehen das Gericht, haben jedoch kein Mitleid mit ihr. Ihr Egoismus treibt ihnen Tränen auf die Wangen und ist die Ursache für ihr Wehklagen. Wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen, erkennen sie, dass es aus und vorbei ist.
V10. Die Könige kommen ihr nicht zu Hilfe, sondern bleiben auf Abstand. Neben dem egoistischen Kummer haben sie auch Angst, weil sie die Qual der Stadt sehen. Deshalb wollen sie nicht zu nahe kommen. Lieber stehen sie von fern, als dass sie hinzutreten und sehen, was von Babylon übrig ist. So sehen sie, dass von diesem gewaltigen, mächtigen wirtschaftlichen Bollwerk nichts übrig geblieben ist. Die Heftigkeit, die Schnelligkeit und Plötzlichkeit des Gerichtes, das sie getroffen hat, macht ihnen deutlich, dass eine größere Macht am Werk ist.
Lies noch einmal Offenbarung 18,3–10.
Frage oder Aufgabe: Warum ist Trennung vom Bösen erforderlich?
11 - 24 Der Reichtum der Stadt Babylon vernichtet
11 Und die Kaufleute der Erde weinen und trauern über sie, weil niemand mehr ihre Ware kauft; 12 Ware von Gold und Silber und wertvollem Stein und Perlen und feiner Leinwand und Purpur und Seide und Scharlach, und alles Thujaholz und jedes Gerät aus Elfenbein und jedes Gerät aus kostbarstem Holz und aus Kupfer und Eisen und Marmor, 13 und Zimt und Amom und Räucherwerk und Salböl und Weihrauch und Wein und Öl und Feinmehl und Weizen und Vieh und Schafe, und von Pferden und von Wagen und von Leibeigenen, und Menschenseelen. 14 Und das Obst der Begierde deiner Seele ist von dir gewichen, und all das Glänzende und das Prächtige ist dir verloren gegangen, und man wird es nie mehr finden. 15 Die Kaufleute dieser Dinge, die an ihr reich geworden sind, werden aus Furcht vor ihrer Qual von fern stehen, weinend und trauernd, 16 und werden sagen: Wehe, wehe! Die große Stadt, die bekleidet war mit feiner Leinwand und Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen! 17 Denn in einer Stunde ist der so große Reichtum verwüstet worden. Und jeder Steuermann und jeder, der an irgendeinen Ort segelt, und Schiffsleute und so viele auf dem Meer beschäftigt sind, standen von fern 18 und riefen, als sie den Rauch ihres Brandes sahen, und sprachen: Welche Stadt ist gleich der großen Stadt? 19 Und sie warfen Staub auf ihre Häupter und riefen weinend und trauernd und sprachen: Wehe, wehe! Die große Stadt, in der alle, die ihre Schiffe auf dem Meer hatten, reich wurden von ihrer Kostbarkeit! Denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden. 20 Sei fröhlich über sie, du Himmel, und ihr Heiligen und ihr Apostel und ihr Propheten! Denn Gott hat euer Urteil an ihr vollzogen. 21 Und ein starker Engel hob einen Stein auf wie einen großen Mühlstein und warf ihn ins Meer und sprach: So wird Babylon, die große Stadt, mit Wucht niedergeworfen werden und nie mehr gefunden werden. 22 Und die Stimme der Harfensänger und Musiker und Flötenspieler und Trompeter wird nie mehr in dir gehört werden, und nie mehr wird ein Künstler irgendwelcher Kunst in dir gefunden werden, und das Geräusch der Mühle wird nie mehr in dir gehört werden, 23 und das Licht einer Lampe wird nie mehr in dir scheinen, und die Stimme des Bräutigams und der Braut wird nie mehr in dir gehört werden; denn deine Kaufleute waren die Großen der Erde; denn durch deine Zauberei sind alle Nationen verführt worden. 24 Und in ihr wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden und von all denen, die auf der Erde geschlachtet worden sind.
V11. Die Wirtschaftswelt ist von Babylon derart abhängig geworden, dass mit ihrem Untergang der ganze Wohlstand verschwindet. Auf der ganzen Erde haben Kaufleute Geschäfte mit ihr getätigt. Unter den Kaufleuten der Erde können wir die führenden Leute der internationalen Konzerne verstehen. Sie verdanken ihren Reichtum u. a. den Geschäften mit dem Vatikan.
V12.13. Der Vatikan hat seinen unglaublichen Reichtum durch ein außergewöhnlich umfangreiches Warensortiment erhalten. Nun folgt eine Aufzählung von 28 Arten von Waren, die man grob in sieben Marktsegmente unterteilen kann:
1. Bodenschätze als Basis für alle Wertpapiere = Investmentmarkt
2. Feine Bekleidungsstoffe = Textilbranche
3. Wertvolle Gegenstände aus Holz, Metall und Stein = Wohnungsmarkt
4. Gewürze und Räucherwerk = Markt der Luxusgüter
5. Getränke und Nahrungsmittel = Lebensmittelmarkt
6. Transportmittel = Transportmarkt
7. Menschliche Körper und Seelen = Arbeitsmarkt
In dieser Aufzählung bilden Leiber und Menschenseelen den Schluss. Das ist typisch für den Wert, den Menschen in den Augen Roms hatten. Sie wurden geringer geachtet als alle vorher genannten Waren. Beim Handel mit Leibern können wir an Sklavenhandel denken und beim Handeln mit Seelen an den Ablass.
V14. Von Rom selbst ist nichts mehr geblieben, aber auch von allem, was sie besaß, ist nichts übrig. Alles, wonach ihre Seele verlangte, ist von ihr gewichen. Sie hat keinen Zugriff mehr darauf, sie hat nichts mehr in der Hand, alles ist ihr genommen. Auch alles, woran sich ihre Augen erfreuten, ist weg; sie sieht es nicht mehr. Jede Bemühung ‒ wenn die denn möglich wäre ‒, das wiederzufinden, wird vergeblich sein. Alles ist verdunstet, verflogen, nicht mehr einzusammeln. Alles, wonach sie verlangte und woran sie sich erfreute, ist ihr genommen. Sie hat alles verloren, und das endgültig. So geht es mit allem Reichtum eines Menschen, der ihn für das eigene Vergnügen und für die eigene Ehre gebraucht. Wir können an Privatjets denken, an Luxusjachten, große Villen und teure Autos.
V15. Bei den „Kaufleuten“ können wir an Direktoren und Aufsichtsräte multinationaler Konzerne denken, die das Monopol „dieser Dinge“ besaßen. Die Reaktion dieser Leute ist wie die der Könige (Vers 9). Auch ihre Trauer ist rein egoistisch (Vers 10). Das Gericht an Babylon bewirkt Furcht. Sie wagen es nicht, sich ihr zu nähern, denn sie begreifen, dass es sich nicht um eine Naturkatastrophe handelt, sondern um ein Eingreifen Gottes.
V16. Die Kaufleute sprechen ein doppeltes „Wehe“ aus, weil sie mit so etwas überhaupt nicht gerechnet hatten. Sie war ja „die große Stadt“. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass ihr etwas geschehen würde. Babylon überlebte doch jeden wirtschaftlichen Rückgang. Ihre Vorräte schienen unerschöpflich zu sein. Die Stadt war nicht nur groß und mächtig, sie war auch sehenswert. Ihre ganze Erscheinung war bezaubernd. Und nun lag alles in Asche. Plötzlich ist alles verschwunden, der Reichtum hat Flügel bekommen (Spr 23,4.5). Nun haben die, die davon profitierten, das Nachsehen.
Sie staunen darüber, dass alles so plötzlich erfolgt ist. Es gab keine Zeit, einen Hilfeplan zu erstellen. Anders als bei dem Gericht an der Hure, das sich in mehreren Phasen (Off 17,16) vollzog, vollzieht sich das Gericht an der Stadt auf einmal. Dass die große Stadt zerstört ist, finden die Kaufleute zwar schlimm, doch wohl nur wegen des Verlustes des so großen Reichtums.
V17. Es gibt noch andere Gruppen, die von dem Untergang der Stadt betroffen sind. Nicht nur die Kaufleute, sondern auch alle Transportunternehmen, die Güter der Stadt beförderten, sehen ihren Gewinn schwinden. Die Folgen des Gerichtes Gottes über die Stadt werden bis an die Enden der Erde gespürt werden.
V18. Trotz der Tatsache, dass diese Händler die Folgen des Gerichtes sehen, rufen sie unverhohlen ihre Bewunderung für die Stadt aus (vgl. Hes 27,32). Was diese Stadt ihnen einbrachte, ist mit keiner einzigen anderen Stadt zu vergleichen. Häfen wie Rotterdam und New York stehen im Schatten des wirtschaftlichen Machtzentrums Vatikan.
V19. Ihre Verzweiflung drücken sie nach der alten Gewohnheit aus, Staub auf ihre Häupter zu werfen (Hiob 2,12; Klgl 2,10; Hes 27,30). Die symbolische Bedeutung von Staub ist der Tod. Und das ist tatsächlich das Einzige, was ihnen bleibt. Die Wehklage beschränkt sich auf den Verlust an Gewinn und Reichtum. Sie sprechen von „ihrer Kostbarkeit“, was bedeutet, dass diese Stadt die kostbarsten Dinge besaß, die es in der Welt nur gibt. Auch sie staunen über das äußerst schnelle und radikale Gericht, das die Stadt getroffen hat.
An der Klage erkennt man die große Macht dieses entarteten christlichen Systems in der heutigen Welt. Könige (Vers 9), Kaufleute (Vers 11) und Seeleute (Vers 17) aus aller Welt haben Beziehungen zu ihr.
V20. Es wird nicht gesagt, wer in diesem Vers spricht. Es ist möglich, dass Christus selbst zur Freude aufruft. Gegenüber der Klage über die Zerstörung der Stadt durch die, die von ihr profitierten, steht die Freude derer, die unter ihr gelitten haben. Sie sehen, dass Gott richtig so gehandelt hat. Das Ausüben der Gerichtsbarkeit ist Gottes Sache, nicht die unsere (Röm 12,19). Die Gerechtigkeit Gottes wird einmal für alle die Heiligen sichtbar werden, die auf der Erde unter Unrecht gelitten haben (Off 17,6). Das geschieht hier.
Die Propheten sind die Propheten des Neuen Testaments. Apostel und Propheten sind es, die die Grundlage der Gemeinde gelegt haben (Eph 2,20). Alle, die durch die Belehrung der Schrift als Gemeinde aufgebaut sind und sich auf der Erde als Fremdlinge verhalten haben, haben sich dadurch den Zorn Roms zugezogen. Sie haben bei ihrem Streben nach Reichtum nicht mitgemacht und also auch nichts dazu beigetragen. Deshalb ist Rom gegen sie vorgegangen.
V21. Zum dritten Mal liest du von einem „starken Engel“. Das erste Mal war in Kapitel 5 in Verbindung mit dem Buch mit den sieben Siegeln (Off 5,2). Da ging es um das Gericht am Römischen Reich. Das zweite Mal war in Kapitel 10 in Verbindung mit dem Büchlein (Off 10,1). Da ging es um das Gericht an Israel. Bei diesem dritten Mal geht es um das endgültige Gericht an dem großen Babylon (Jer 51,58.61–64).
Babylon wird mit einem großen Mühlstein verglichen. Das erinnert an die Warnung des Herrn an jemanden, der einem Kind zu einem Fallstrick in seinem Glauben wird. Der Herr sagt, dass es für so jemanden nützlich wäre, dass ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde (Mt 18,6). Babylon war für viele ein Fallstrick im Glauben, indem sie all denen Mord androhte, die sich ihrem Einfluss durch den Glauben an den Herrn Jesus entziehen wollten. Ihre betrügerischen Praktiken sind durch dieses Gericht, das mit Gewalt ausgeführt wird, endgültig vorbei.
V22. Mit dem Untergang der Stadt sind alle kulturellen und wirtschaftlichen Elemente, die den Aufenthalt in der Stadt so angenehm machten, für immer verschwunden. Am Ort des Vergnügens und des Lärms ist Totenstille entstanden, die niemals unterbrochen werden wird. Niemals mehr wird es dort ein Lebenszeichen geben, niemals mehr wird ein solches System der Bosheit entstehen. Die Musik ist zum Schweigen gebracht. Einst wurde die Musik durch einen Nachkommen Kains in die Welt gebracht, um das Leben in der Welt ohne Gott angenehm zu machen (1Mo 4,21). Die Musik ist zu einem Industriezweig geworden, zur Entertainment-Industrie, wo das große Geld verdient wird.
Die Künstler oder Handwerker haben den Glanz Roms erhöht und es zu einem prächtigen und anziehenden System zu machen. Das Geräusch der Mühle ist das Geräusch von Handmühlen, mit denen Korn zum Brotbacken gemahlen wurde. Doch auch dieses Geräusch wird nie und nimmermehr gehört werden. Es wird also keinerlei häusliche Tätigkeiten mehr geben.
Diese Folgen des Gerichtes an Babylon sind auch die Folgen des Gerichtes, das das untreue Jerusalem treffen wird (Jer 25,10.11).
V23. Neben der Totenstille herrscht da auch pechschwarze Dunkelheit. Niemals mehr wird dort das Licht scheinen, denn Babylon ist für immer in Dunkelheit gehüllt. Auch von Ehen, die sie schloss, und der damit verbundenen Freude wird keine Rede mehr sein. Sie hat die Ehe immer falsch dargestellt, nämlich als Verbindung, die sie selbst mit Christus hatte. Diesem Schein und der damit verbundenen falschen Freude wird ein Ende gemacht.
Die Kaufleute werden hier deine Kaufleute genannt. Sie hatte sich mit Bankdirektoren eingelassen, mit denen, die die Finanzmärkte beherrschten und so die Wirtschaft lenkten, und darauf ihren verführerischen Einfluss ausgeübt. Sie hat in und über die Welt geherrscht, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie Christus verwarf und in Rebellion gegen Ihn lebt. Um ihren Einfluss zu vergrößern, hat sie sogar Okkultismus angewandt und Dämonen befragt.
V24. Dieser Vers nennt noch einmal die eindeutige Ursache ihres Gerichtes. In dem Gericht, das sie trifft, wird ihre Geschichte für alle sichtbar werden. Alles, was sie an Verbrechen begangen hat, wird dann in ihr gefunden werden und an die Oberfläche gebracht und offengelegt werden. Bis zu dem Augenblick hat sie während all der Jahrhunderte unter einer christlichen Maske ihre mörderischen Praktiken ausgeübt. Dann wird offenbar werden, wie viel Blut sie vergossen hat, das Blut all derer, die von ihr umgebracht wurden.
Lies noch einmal Offenbarung 18,11–24.
Frage oder Aufgabe: Welche Lehren kannst du aus der Verwüstung des Reichtums der Stadt Babylon ziehen?