1 Offenbarung Jesu Christi
1 Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und durch seinen Engel sendend, hat er es seinem Knecht Johannes gezeigt,
V1. Das erste Wort des Buches, Offenbarung, zeigt, dass es um eine Enthüllung geht. Es soll etwas verkündet werden, was bisher verborgen war. Dass viele Christen dieses Buch unverständlich und geheimnisvoll finden, ist daher merkwürdig. Ich sage nicht, dass alles leicht zu erklären ist, wohl aber, dass in diesem Buch die Ereignisse nicht verdunkelt, sondern gerade klar werden. Der Schleier, der über der Zukunft liegt, wird entfernt. Man muss sich allerdings etwas Mühe machen, um herauszufinden, in welcher Weise hier die Zukunft deutlich gemacht wird. Es werden zum Beispiel viele Symbole benutzt. Doch deine Mühe, auch diesen Teil des Wortes Gottes zu verstehen, wird doppelt und dreifach belohnt werden, wenn du daran festhältst, dass Gott dies für die beste Art hielt, dir seine Gedanken über die Zukunft mitzuteilen.
Wenn du nur den ersten Vers einmal sorgfältig liest und ihn auf dich einwirken lässt, dann siehst du, dass er voll von Hinweisen ist, um den Inhalt dieses Buches richtig zu verstehen. Hier steht, dass es die Offenbarung „Jesu Christi“ ist. Das bedeutet, dass Jesus Christus der ist, der offenbart oder offenbar macht (vgl. Gal 1,12). Er ist der Handelnde. Gleichzeitig gilt natürlich auch, dass sich die Offenbarung auf Ihn selbst bezieht, das heißt, dass Er der ist, der offenbar gemacht wird. Er ist sowohl der Mittelpunkt als auch der Vollstrecker der Pläne Gottes.
Dann liest man, dass „Gott ihm“ die Offenbarung „gab“. Das bedeutet, dass der Herr Jesus hier als Mensch gesehen wird, der eine Stellung der Abhängigkeit eingenommen hat. Er empfängt alles aus den Händen Gottes. Er ist so wahrhaftig Mensch, dass es von Ihm sogar heißt, dass Er als Mensch nicht weiß, wann die Vollendung der Dinge stattfinden wird (Mk 13,32). Hier stehen wir vor dem unbegreiflichen Wunder, dass Er Gott und Mensch in einer Person ist.
Anschließend schreibt Johannes über den Zweck der Offenbarung: „… um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss“. Die Knechte sind hier in erster Linie die Propheten (Off 10,7; 11,18), aber es sind auch die Gläubigen im Allgemeinen (Off 7,3; 19,5; 22,3; Röm 6,19–22). Um die zukünftigen Dinge erkennen und in dich aufnehmen zu können, brauchst du die Gesinnung eines Knechtes. Umgekehrt wird es dich zu einem besseren Knecht machen, wenn du die zukünftigen Dinge kennst. Du wirst dann mit Einsicht und in Übereinstimmung mit Gottes großen Absichten in Bezug auf die Christenheit, Israel und die Welt Ihm dienen.
Darüber hinaus spielt das Wort zeigen eine wichtige Rolle im Buch der Offenbarung. So werden Johannes immer wieder neue Dinge von Gott gezeigt, und er gibt dann an uns weiter, was ihm gezeigt wurde. Der Zweck dieses Buches ist es, uns zu zeigen, dass das Gericht unmittelbar bevorsteht. Es kommt „bald“ oder „eilends“, also rasch, schnell. Man könnte nun einwenden, dass es damit wohl doch nicht eine solche Eile hat, denn es sind nun schon ungefähr zweitausend Jahre vergangen, seit dies geschrieben wurde, und es hat immer noch nicht stattgefunden. Täusche dich jedoch nicht. Denn für Gott und den Glauben spielt die Zeit keine Rolle (Ps 90,4; 2Pet 3,8). Und es muss geschehen. Man kann sagen, dass hier von einer göttlichen Notwendigkeit die Rede ist. Gott ist nicht nur der allwissende Gott, der uns mitteilt, was geschehen wird. Er ist auch der allmächtige Gott, der die Ereignisse so ablaufen lässt, wie Er es will.
Um seine Pläne mit der Welt und vor allem seinen Sohn bekannt zu machen, hat Gott sich der Engel bedient. Engel wurden schon häufiger von Gott als Übermittler gebraucht (Apg 7,38; Gal 3,19). Dass Gott Engel benutzt, zeigt, dass es zwischen Ihm und Johannes, dem die Mitteilungen gelten, einen Abstand gibt. Das gilt in einem noch stärkeren Maß für diejenigen, denen Johannes dann seinerseits die Mitteilungen weitergibt. Früher hatte Johannes einmal Mitteilungen vom Herrn empfangen, als er im Schoß des Herrn mit Ihm zu Tisch lag (Joh 13,23–26). Das zeigt uns Vertrautheit. Hier steht Johannes allerdings nicht als Apostel, sondern als Prophet vor uns. Propheten reden zum Volk Gottes, wenn Verfall eintritt. Sie warnen vor dem drohenden Gericht. Johannes ist das letzte Glied in der fünfgliedrigen Kette, durch die die Offenbarung Gottes zu seinen Dienern gelangt: Die Offenbarung hat ihren Ursprung in Gott, kommt von Jesus Christus, gelangt durch seine Engel an Johannes und ist bestimmt für seine Knechte.
Johannes ist die Offenbarung gezeigt worden. Dieser Ausdruck ist wieder typisch für dieses Buch. Er ist von dem Wort „Zeichen“ abgeleitet. Die Mitteilungen über die Zukunft erhält Johannes oft durch Zeichen oder Symbole. So bekommt er zu sehen, was geschehen muss. Etwas Ähnliches sehen wir, wenn der Herr Jesus in Matthäus 13 Gleichnisse benutzt. Er tut das, um zu belehren. Er sagt seinen Jüngern, warum Er das tut, und erklärt ihnen, dass sie durch seine Auslegung ein tieferes Verständnis der Gleichnisse erlangen würden, während dieses der Allgemeinheit verborgen blieb (Mt 13,10.17.34.35).
Du wirst in diesem Buch sehen, dass die verwendeten Symbole vor allem der Natur entnommen sind: Himmelskörper (Sonne, Mond, Sterne), Naturereignisse (z. B. Wind, Blitz), Pflanzenwelt (z. B. Bäume, Gras), Tierwelt (z. B. Lamm, Heuschrecke), Menschenwelt (z. B. Mutter und Kind, Hure und Braut), kulturelle Welt (Musikinstrumente, landwirtschaftliche Werkzeuge). Auch die vielen Zahlen, die in der Offenbarung vorkommen, sind oft symbolisch gemeint (2, 3, 3½, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 12, 24, 42, 144, 666, 1000, 1260, 1600).
Die Erklärung der Symbole und Zahlen bleibt nicht deiner Fantasie überlassen. Die Bedeutung der Symbole wird entweder (a) im Buch selbst erklärt, oder sie ergibt sich (b) aus dem Zusammenhang des Buches oder wird (c) durch das Alte Testament deutlich. Das heißt nicht, dass jedes Symbol immer einfach zu erklären ist. Es kommt auch vor, dass bestimmte Dinge oder Ereignisse nicht symbolisch gemeint, sondern buchstäblich verstanden werden müssen. Alles in allem stehen wir, wenn wir dieses Buch nun aufschlagen und zu lesen beginnen, am Anfang einer spannenden Entdeckungsreise. Wir wollen das in der demütigen Haltung von Menschen tun, die sich dessen bewusst sind, dass der allmächtige Gott hier seine Pläne mit uns teilen will. Gleichzeitig wollen wir darum beten, dass das, was Er uns mitteilt, zur Folge hat, dass wir Ihm unser Leben zur Verfügung stellen.
Lies noch einmal Offenbarung 1,1.
Frage oder Aufgabe: Danke dem Herrn, dass Er dich in seine Zukunftspläne einbeziehen will, und bitte Ihn, dir zu helfen, auch entsprechend zu leben.
2 - 6 Empfänger, Segenswunsch und Lobpreis
2 der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er sah. 3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe. 4 Johannes den sieben Versammlungen, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, 5 und von Jesus Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde! Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut 6 und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
V2. Die Offenbarung, so wie Johannes sie bezeugt, und zwar jetzt auch dir gegenüber, ist nicht seiner Fantasie entsprungen. Er wendet sich an dich mit der ganzen Autorität des von Gott gesprochenen Wortes. Was Johannes über die bevorstehenden Ereignisse bezeugt hat, kommt aus dem Mund Gottes. Das wird zusätzlich durch die ergänzende Bemerkung unterstrichen, dass das, was Gott gesagt hat, sich völlig mit dem „Zeugnis Jesu Christi“ deckt. Der Herr Jesus gibt Zeugnis von dem, was Gott gesprochen hat. „Alles, was er sah“, ist der Inhalt dieses ganzen Buches. Alles, was Johannes gesehen und in diesem Buch aufgeschrieben hat, ist daher das Wort Gottes, wobei „das Zeugnis Jesu Christi“ dessen prophetischen Charakter zeigt. Es geht nämlich um seine Offenbarung, sein Sichtbarwerden in dieser Welt.
V3. Mit dem Lesen oder Vorlesen dieses Buches und dem Hören auf seinen Inhalt ist ein besonderer Segen verbunden: Du wirst „glückselig“ gepriesen. Niemand, der es liest oder dem Vorlesen zuhört, wird ohne Segen bleiben. Was du liest oder hörst sind wörtlich inspirierte Mitteilungen über zukünftige Ereignisse. Um „glückselig“ gepriesen zu werden, muss man aber nicht nur lesen und hören, sondern auch das bewahren, was in dem Buch geschrieben ist. Bewahren bedeutet, dass du es als einen Schatz in deinem Herzen bewahrst, damit es dann auch eine Wirkung in der Praxis deines Lebens zeigt. Dein Leben wird von deinem Herzen aus bestimmt (Spr 4,23). Die Aufforderung, zu bewahren, kommt am Ende des Buches noch einmal vor (Off 22,7). Was in diesem Buch geschrieben steht, wird also von diesen beiden Aufforderungen eingerahmt.
Dass es „geschrieben“ steht, bedeutet außerdem, dass es von bleibendem Wert ist. Man kann immer wieder nachschlagen, um zu sehen, was noch geschehen muss, und man kann hier auch nachschlagen, um zu überprüfen, was um einen herum geschieht. Somit hast du ein vollkommenes Handbuch über die Zukunft in Händen. Ich rate dir, es oft zu Rate zu ziehen, denn der Zeitpunkt, wo sich alles erfüllen wird, ist nahe. Das Kommen des Herrn Jesus und sein Gericht stehen unmittelbar bevor.
V4. Johannes war der geeignete Mann, um dieses Buch zu schreiben. Der Herr Jesus hatte von ihm gesagt, dass er bis zu seinem Kommen bleiben würde (Joh 21,22). Das bezog sich auf seinen Dienst. Damit soll gesagt werden, dass sich der Dienst des Johannes auch auf die Zukunft bezieht. Dieser Aufgabe kommt er in gewissem Umfang bereits in seinem ersten Brief nach, wenn er dort vom Antichrist, der Wiederkunft Christi und von dem sich bereits abzeichnenden Verfall spricht. Doch die volle Erfüllung dieses Auftrags zeigt sich in diesem Buch der Offenbarung.
Er schreibt das Buch an die sieben Versammlungen, die in Asien sind. Dass die Zahl „sieben“ hier genannt wird, ist nicht zufällig. Die Zahl sieben weist auf Vollständigkeit hin. Die sieben Gemeinden stellen die gesamte Gemeinde dar. Dennoch sind es sieben unterschiedliche Gemeinden. Das wirst du genauer sehen, wenn wir die Kapitel 2 und 3 studieren. Das heißt, dass sich die gesamte Gemeinde auf der Erde in unterschiedlicher Weise offenbart hat. Dass sich Ortsgemeinden voneinander unterscheiden, hast du bereits an den Briefen gesehen, die Paulus an verschiedene Gemeinden geschrieben hat. Diese Unterschiedlichkeit sieht man nicht nur in den verschiedenen Ortsgemeinden, sondern auch in den verschiedenen Zeitabschnitten, die die Gemeinde auf der Erde durchlaufen hat. Das erkennst du sofort, wenn du nur daran denkst, wie die Gemeinde am Anfang war und wie sie jetzt ist. So gibt es noch mehr Unterschiede in der Entwicklung der Gemeinde. Alle diese verschiedenen Gemeinden können viel voneinander lernen, und auch wir können eine Menge daraus lernen. Deshalb ist es so gut, dass wir dieses Schreiben des Johannes an diese Gemeinden im Wort Gottes haben.
Es ist auch schön zu sehen, dass Johannes den sieben Gemeinden, an die er schreibt, Gnade und Frieden wünscht. Einen solchen Segenswunsch kennst du bereits aus den Briefen von Paulus. Gnade ist der Ursprung allen Segens, die unverdiente Gunst Gottes. Gott gibt sie einzig und allein um seiner selbst willen. Wenn du dir klarmachst, dass Gott dir beständig Gnade zuwendet, wirst du deinen Weg mit Frieden im Herzen gehen, wie immer die Lebensumstände auch sein mögen. Es gibt jedoch einen Unterschied zu den Briefen von Paulus, wenn es darum geht, von wem dir der gewünschte Segen zukommen soll. Paulus wünscht in seinen Briefen den Lesern Segen von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Hier bei Johannes ist es „von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind.“
Das passt voll und ganz zu diesem Bibelbuch. Du findest hier Gott, wie wir Ihn aus dem Alten Testament kennen: als Jahwe (HERR), als den Bundesgott, den Gott, der seinem Bund treu bleibt. Als Erstes heißt es da nicht „… der da war“, sondern „… der da ist“. Das bedeutet, Er wird als der „Ich bin, der ich bin“ gesehen (2Mo 3,14). Doch Er ist auch derjenige, „der da war“. Das ist der Gott der Vergangenheit, der immer für sein Volk und die ganze Erde gesorgt hat. Er ist auch der, „der da kommt“, denn Er ist auch der Gott der Zukunft.
Dann werden in diesem Segenswunsch die sieben Geister genannt. Damit ist der Heilige Geist gemeint, aber hier als der Geist der Kraft, durch den Gott die Gerichte von seinem Thron aus vollstrecken wird. Die Zahl sieben weist dabei auf die Unterschiedlichkeit und die Vollständigkeit der Gerichte hin, wie der Herr Jesus sie bei seiner Rückkehr in der Kraft des Heiligen Geistes ausüben wird (vgl. Jes 11,2). Daher wird dem Thron Gottes besondere Beachtung geschenkt: Es geht um Regierung und Machtausübung.
V5. Gnade und Friede, die Johannes ihnen wünscht, sollen ihnen schließlich auch von „Jesus Christus“ zufließen. Bei den sieben Geistern wurde hinzugefügt, dass sie „vor seinem Thron sind“. So wird auch dem Namen Jesu Christi etwas hinzugefügt. Man könnte sagen, dass hier drei seiner Titel genannt werden, die alle drei mit der Erde in Verbindung stehen. In der Vergangenheit war Er der treue Zeuge Gottes auf der Erde (1Tim 6,13), von der Krippe bis zum Kreuz (Joh 18,37). Er war immer treu. Auch die Gemeinde hätte treu sein sollen, hat aber darin versagt und versagt immer noch. Er ist auch „der Erstgeborene der Toten“. Das ist er in der Gegenwart, und zwar seit seinem Tod und seiner Auferstehung (Apg 26,23; Kol 1,18). Erstgeborener bedeutet, dass Er der Ranghöchste im Reich der Auferstehung ist. Drittens ist Er „der Fürst der Könige der Erde.“ Auch das ist Er jetzt schon, wird es aber in der Zukunft öffentlich sein. So wird Er offenbart werden (Ps 89,28).
Wenn Er so vorgestellt wird, reagiert die Gemeinde spontan. Das wird auch dir so ergehen. Das Herz eines jeden, der Ihn liebt, stimmt der Aussage zu, dass Er „uns liebt“. Er hat uns geliebt und liebt uns immer noch. Ist es nicht großartig, dass Er, der in diesem Buch ausdrücklich als der Richter vorgestellt wird, der ist, der dich liebt? Seine Liebe hat sich besonders darin gezeigt, dass Er dich in seinem Blut von deinen Sünden gewaschen hat. Das bedeutete für Ihn, dass Er in den Tod gehen musste, denn nur sein Blut konnte dich von deinen Sünden erlösen. Für dich bedeutet das, dass alle künftigen Gerichte völlig an dir vorübergehen werden, weil Er dich ein für alle Mal erlöst hat. Ist das nicht ein Grund, Ihn zu preisen?
V6. Im Blick auf die Vergangenheit hat Er alles getan, was notwendig war, um uns von dem Gericht zu befreien. Doch das war nicht alles. Er hat unsere Sünden weggenommen, um uns zu etwas machen zu können, „zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater“. Was du geworden bist, das bist du durch Ihn geworden. Von deiner Seite gibt es da keinerlei Verdienst. Du hast alles Ihm zu verdanken. Es ist nichts als große Gnade, dass du an seiner Herrschaft teilhaben darfst. Als Erlöster empfängst du, gemeinsam mit allen Gläubigen, königliche Würde, und das zusammen mit Christus, der der „Fürst der Könige der Erde“ ist, sodass du auch über die Könige der Erde erhoben bist (1Pet 2,9; 2Mo 19,6).
Darüber hinaus bist du auch zu einem Priester für Gott, seinen Vater, gemacht worden. Bei allem, was der Herr Jesus getan hat, hat Er die Ehre seines Gottes und Vaters im Blick gehabt. Du bist zu jemand gemacht worden, der vor Gottes Angesicht kommen und Ihn loben und preisen kann (Off 4,10; 5,9; Heb 13,15; 1Pet 2,5). Das darfst du jetzt schon tun. Wenn der Herr Jesus seine Herrschaft als König antritt, darfst du für die, die dann auf der Erde schwere Zeiten durchleben und in ihrer Not zu Gott gehen, ein Segenskanal sein. Dann darfst du die „Gebete der Heiligen“ vor das Angesicht Gottes bringen (Off 5,8).
Für alles, was der Herr für dich getan hat, gebührt Ihm Herrlichkeit. Alles, was du geworden bist, spiegelt seine Herrlichkeit wider. Während der Mensch immer alles zu seiner eigenen Ehre und in eigener Kraft tat, hat der Herr Jesus alles zur Ehre Gottes getan, von dem Er als Mensch seine ganze Kraft bezog. Als Mensch lebte Er von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausging (Mt 4,4). Was Ihn als Menschen gekennzeichnet hat und was Er zustande gebracht hat, wird ewig sichtbar sein und bewundert werden. Es geht gar nicht anders, als dass du dich von Herzen dem „Amen“ anschließt, mit dem der Lobpreis endet.
Lies noch einmal Offenbarung 1,2–6.
Frage oder Aufgabe: Was lernst du hier alles über das Wort Gottes und über den Herrn Jesus?
7 - 12 Siehe, Er kommt mit den Wolken
7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen. 8 Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. 9 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. 10 Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune, 11 die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamus und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. 12 Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umgewandt hatte, sah ich sieben goldene Leuchter,
V7. Mit einem „Siehe“ ruft Johannes die ganze Welt auf, den anzuschauen, der persönlich erscheinen wird. Auf dieses große Ereignis ist das ganze Buch ausgerichtet. Die Formulierung hier macht deutlich, dass man bereits jetzt und nicht erst in Kürze nach Ihm ausschauen soll. Man könnte hier vom „prophetischen Präsens“ sprechen. Es geht darum, zu zeigen, wie real und nahe bevorstehend die Ereignisse sind, nicht nur für Johannes damals, sondern auch für dich heute.
Der Herr Jesus wird „mit den Wolken“ erscheinen (Dan 7,13) und auch „auf den Wolken“ (Mt 24,30), die gleichsam seinen Thron bilden. Es geht hier also nicht um sein Kommen für die Gemeinde, das man die erste Phase seines zweiten Wiederkommens nennen könnte. Dies findet nämlich „in den Wolken“ statt und wird nicht für jeden sichtbar sein (1Thes 4,17; vgl. Apg 1,9). Bei der zweiten Phase seines zweiten Kommen ist jedoch genau das der Fall. Jeder, ohne Ausnahme, wird Ihm Auge in Auge gegenüberstehen.
Von all diesen Menschen erwähnt Johannes eine Kategorie besonders, und zwar die, „die ihn durchstochen haben“. Das bezieht sich in erster Linie auf die Juden (Sach 12,10), dann aber auch auf die Heiden, denn es war ein römischer Soldat, der Ihn durchstach (Joh 19,34). Diejenigen, die diese Tat der Verachtung begangen haben, werden Ihn voller Bestürzung anschauen. Das wird bei den Juden eine große Wehklage auslösen (Sach 12,10–14); damit beginnt ihre Bekehrung. So wird es sein: „Ja, Amen.“ „Ja“ ist die griechische Form der Bekräftigung und „Amen“ die hebräische. Damit wird Heiden und Juden bezeugt, dass Gottes Wort feststeht.
V8. Im Anschluss daran lässt der, der da kommt, sich hören. Er sagt, wer Er ist: „Ich bin das Alpha und das Omega.“ Das Alpha und das Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Diese Buchstaben schließen alle anderen Buchstaben ein. Somit zeigt dieser Name auch, dass Er „das Wort Gottes“ ist. Was Er als das Alpha begonnen hat, führt Er als das Omega zu Ende. Er, der da kommt und der hier redet, ist der Herr Jesus. Er ist „der Erste und der Letzte“ (Off 1,17; 2,8; 22,13). Dies sagt der HERR, Jahwe, auch von sich selbst (Jes 41,4; 44,6; 48,12), womit erneut bewiesen ist, dass der Herr Jesus Jahwe ist.
Wer hier redet, ist „Jahwe Elohim“ oder „[der] Herr, Gott“, und das ist der Herr Jesus. Er ist der, „der da ist“, der ewig Seiende. Er war schon immer da und wird immer da sein. Er ist auch der, „der da kommt“. Er ist der Allmächtige, der alle seine Verheißungen und Pläne erfüllen wird. Er, den man durchstochen hat, als Er „in Schwachheit gekreuzigt“ wurde, ist Jahwe selbst, der alle Macht im Universum hat und im Begriff steht, diese Macht auszuüben. Für sein Volk ist das ein Trost, weil Er sie in seiner Allmacht trägt und stützt. Gleichzeitig ist das aber auch eine Bedrohung für seine Feinde, weil Er sie richten und ihnen nach ihren Werken vergelten wird.
V9. Es ist kein anderer als Johannes, der das Wort an seine Leser richtet. Er stellt sich hier nicht als Apostel vor, sondern als Bruder unter Brüdern. (In seinem Evangelium bezeichnet er sich als „Jünger“ (Joh 21,24) und in seinen Briefen als „Ältester“ (2Joh 1,1; 3Joh 1,1). Er bezeichnet sich auch als „Mitgenosse in der Drangsal“, woraus wir ersehen können, dass er das Schicksal seiner Glaubensbrüder teilte, die ebenfalls unter dem römischen Kaiser zu leiden hatten. Drangsal gehört zum Glauben. Es ist der Weg, auf dem man in das Reich Gottes eingehen muss (Apg 14,22).
Die Zeit des Regierens ist noch nicht gekommen. Jetzt musst du noch in manchen Nöten und Prüfungen ausharren, bevor die Zeit des Regierens beginnt. Wenn der Herr Jesus wiederkommt, wird es so weit sein. Du darfst dabei daran denken, dass auch der Herr Jesus noch immer auf die Errichtung seines Reiches wartet.
Johannes spricht hier von „Jesus“. Das ist der Name, der an die Erniedrigung unseres Herrn und sein Leben hier auf der Erde erinnert. Als Er auf der Erde war, bewies Er auch dieses Ausharren. Als Pilatus Ihn fragte, ob Er der König der Juden sei, bezeugte Er, dass Er es sei, fügte aber hinzu: „Jetzt ist mein Reich nicht von hier“ (Joh 18,36). Beachte das Wort „jetzt“. Es zeigt, dass Er während seines Erdenlebens sein Reich nicht errichtete. Das lag und liegt auch jetzt noch in der Zukunft.
Johannes hatte aus dem Wort Gottes von diesem Reich gezeugt. Das gefiel dem römischen Herrscher nicht, denn er sah darin eine Bedrohung für sein eigenes Reich und seine eigene Position. Deshalb schickte er Johannes auf die Insel Patmos in die Verbannung (vgl. Apg 17,7). Johannes hatte nicht das gesagt, was die Menschen gern hören wollten, sonst wäre er jetzt nicht in Gefangenschaft gewesen. Er war kein Gelehrter (Apg 4,13), doch er verkündete das Wort Gottes mit Kraft und Autorität. In seiner Predigt zeugte er von Jesus, der das Zentrum aller Gedanken und Pläne Gottes ist.
V10. Da sitzt Johannes nun einsam und allein auf einer Insel. Er ist nicht freiwillig dort, um einmal auszuspannen, sondern als Gefangener. Er wurde auf die Insel verbannt, ohne Aussicht auf Freilassung. Es sieht nicht so aus, dass er dann und wann mit Besuch rechnen konnte. Das bedeutete jedoch nicht, dass der Herr nicht bei ihm war und der Geist ihn nicht benutzen konnte. An des Herrn Tag, wörtlich: an dem dem Herrn gehörenden Tag, einem Sonntag (vgl. 1Kor 11,20), kam durch die Kraft des Heiligen Geistes eine Verzückung über ihn (vgl. Apg 10,10; 22,17). Des Herrn Tag ist der erste Tag der Woche, der Tag seiner Auferstehung (Joh 20,1.19; Apg 20,7; 1Kor 16,2). An diesem Tag, der vielleicht des Herrn Tag genannt wurde, um die Auferstehung des Herrn zu betonen, empfängt Johannes alle Mitteilungen und Gesichte, die in diesem Buch stehen.
Bevor er jedoch etwas sieht, hört er hinter sich etwas. Es ist so, als stünde er mit dem Rücken zu den Gemeinden, während er nach dem Reich Ausschau hält und dessen Kommen erwartet. Doch der Herr war mit seiner Gemeinde auf der Erde noch nicht fertig. Er musste sich zunächst noch mit ihr beschäftigen. Er fordert Johannes auf, zu sehen, sodass dieser sich umdrehen und mit dem beschäftigen muss, was den Herrn beschäftigt.
Was er hört, ist „eine laute Stimme wie die einer Posaune“. Es ist nicht die Stimme des guten Hirten, der seine Schafe mit Namen ruft. Diese Stimme hatte er gehört, als er mit dem Herrn Jesus durch Israel zog (Joh 10,11.14). Doch jetzt hört er die Stimme eines furchtbaren Richters, der das Urteil verkündet und es vollstreckt.
V11. Die Stimme des Richters befiehlt Johannes, alles, was er sieht, in ein Buch zu schreiben. Das bedeutet, dass er alles genau beobachten und in sich aufnehmen muss. All seine Beobachtungen soll er schriftlich festhalten, sodass sie künftigen Generationen erhalten bleiben. Das Buch ist jedoch nicht nur für künftige Generationen von Bedeutung, sondern auch für die sieben namentlich genannten Gemeinden in Kleinasien, im westlichen Teil der heutigen Türkei.
Es gab in Kleinasien wohl noch mehr Gemeinden. Der Geist Gottes hat jedoch diese sieben ausgewählt, weil gerade sie ein Spiegelbild der gesamten Gemeinde durch die Jahrhunderte hin sind. Es ist deshalb auch von den sieben Gemeinden die Rede. Diesen sieben Gemeinden sollte dieses Buch zugesandt werden. Dass es gerade sieben sind, macht deutlich, dass es um etwas Vollständiges geht. Es geht um die vollständige Geschichte der Gemeinde auf der Erde. Auch die Reihenfolge ist nicht zufällig, sondern äußerst wichtig. Das wirst du feststellen, wenn wir uns in den nächsten beiden Kapiteln diese sieben Gemeinden genauer ansehen. Zugleich wird jede Gemeinde auch gesondert angesprochen, was man an dem Wort „nach“ erkennen kann, das vor dem Namen jeder einzelnen Gemeinde steht.
V12. Nachdem Johannes die Stimme und das, was sie sagte, gehört hat, wendet er sich um. Er will die Stimme sehen, die mit ihm redete. Eine Stimme kann man nicht sehen, aber die Stimme ist die einer Person. Diese Person ist der Herr Jesus. Er ist das Wort. Nachdem Johannes sich umgedreht hat, sieht er zunächst die sieben Leuchter und dann erst den Sohn des Menschen. Ist es nicht auch heute so, dass man zunächst die Gläubigen sieht und erst dann, gleichsam durch sie hindurch, den Herrn Jesus?
Johannes sieht, dass die Leuchter aus Gold sind. Gold ist ein Bild der Herrlichkeit Gottes. Ein Leuchter soll Licht verbreiten. Dass die Gemeinden mit goldenen Leuchtern verglichen werden, soll daher auch zum Ausdruck bringen, dass es die Aufgabe von örtlichen Gemeinden ist, göttliches Licht zu verbreiten.
Jede örtliche Gemeinde sollte in ihrer Umgebung zeigen, wer Gott ist. Das kann sie nur dann, wenn sie das Wort Gottes beachtet. Wenn sie auf die Wahrheit Gottes hört und ihr gehorcht, wird sie in der Dunkelheit Licht verbreiten. Dunkelheit herrscht überall in der Welt und breitet sich an immer mehr Orten in der Christenheit aus. Du wirst sehen, woran es liegt, dass das Licht der Leuchter auch immer schwächer wird und es schließlich sogar so weit kommen kann, dass der Leuchter weggenommen wird.
Lies noch einmal Offenbarung 1,7–12.
Frage oder Aufgabe: Warum war Johannes auf Patmos?
13 - 20 Inmitten der Leuchter
13 und inmitten der Leuchter einen gleich dem Sohn des Menschen, angetan mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel; 14 sein Haupt aber und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme 15 und seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser; 16 und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft. 17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades. 19 Schreibe nun das, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird. 20 Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Versammlungen, und die sieben Leuchter sind sieben Versammlungen.
V13. Nachdem Johannes die goldenen Leuchter gesehen hat, sieht er jemanden in deren Mitte stehen. Johannes erkennt in Ihm keinen Geringeren als den Sohn des Menschen, nämlich den Herrn Jesus (vgl. Dan 7,9–13). Er steht hier – bildlich gesehen – inmitten der Gemeinden, um sie zu beurteilen. Das wird deutlich aus den Merkmalen, die Johannes dann auffallen. Du findest die gleichen Merkmale auch in Daniel 7, dort jedoch in der Beschreibung des Alten an Tagen, und der ist Gott selbst. Das beweist einmal mehr, dass der Herr Jesus Gott ist. Der ermüdete Mann am Brunnen von Sichar (Joh 4,6) und der Schöpfer, der nicht ermüdet und nicht ermattet (Jes 40,28), sind ein und dieselbe Person.
Als erstes Merkmal fällt an dem Sohn des Menschen auf, dass Er mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand bekleidet ist. Er ist hier nicht der Diener, der das Oberkleid ablegt, um seinen Jüngern wie ein niedriger Sklave zu dienen (Joh 13,4; vgl. Lk 12,37). Es ist das Gewand des Richters. Der Herr Jesus beurteilt die Gemeinde in Bezug auf ihre Verantwortung, die sie als Zeugnis auf der Erde hat (vgl. 1Pet 4,17).
Als zweites Merkmal sieht Johannes, dass Er an der Brust mit einem goldenen Gürtel umgürtet ist. Seine Brust ist ein Hinweis auf seine Liebe. Gold spricht von göttlicher Herrlichkeit und der Gürtel vom Dienen. Daran kannst du erkennen, dass Er auch als Richter in Liebe dient.
V14. Seinen Dienst als Richter übt Er in ehrfurchtgebietender Weise mit Weisheit und in Übereinstimmung mit der Reinheit des Himmels aus. Darauf weist das nächste Merkmal hin: „Sein Haupt aber und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle“ (Spr 16,31; 20,29).
Das anschließende Merkmal, „seine Augen wie eine Feuerflamme“, zeigt, dass Er alles durchschaut und prüft, was nicht in Einklang mit seiner Heiligkeit ist. Nichts kann vor dieser Feuerflamme verborgen bleiben. So prüft Er die gesamte Christenheit, von der die sieben Gemeinden ein Bild sind.
V15. Dass „seine Füße gleich glänzendem Kupfer“ sind, bedeutet, dass der Maßstab für seine Beurteilung sein eigener Lebenswandel ist. Was den geistlichen Zustand der Gemeinde angeht, so kann Er erwarten, dass dieser dem entspricht, was Er hier auf der Erde an Hingabe Gott gegenüber hat sichtbar werden lassen. Kupfer ist das Bild einer Gerechtigkeit, die das Feuer des Gerichtes Gottes ertragen kann, weil da nichts ist, was das Feuer verzehren müsste. Alles ist mit Gott in Übereinstimmung.
Während Er sich so darstellt, klingt „seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser“ (Hes 43,2; Ps 93,4). Das bringt die Kraft seines Wortes zum Ausdruck, mit der Er das Urteil verkünden wird. Die Macht seiner Stimme wird jeden Widerspruch bereits im Keim ersticken. Niemand wird auf die Idee kommen, sein Urteil anzufechten.
V16. Ferner hat Er „in seiner rechten Hand sieben Sterne“. Was die sieben Sterne bedeuten, steht in Vers 20. Es sind sieben Engel, d. h. die Verantwortlichen in jeder der sieben Gemeinden. Der Herr Jesus hat sie in seiner rechten Hand, der Hand seiner Macht. Das macht deutlich, dass Er Autorität über sie hat.
Das Schwert, das aus seinem Mund kommt (Jes 11,4; Off 2,12.16; 19,15.21), ist ein Bild vom Wort Gottes (Heb 4,12; Eph 6,17). Christus beurteilt die Gemeinden auf Grund dieses Wortes, das sie zwar kannten, aber in vielerlei Hinsicht vernachlässigt hatten. Das offenbarte Wort Gottes ist der Maßstab, nach dem jeder beurteilt werden wird (Joh 12,48). Jeder wird das anerkennen müssen.
Die Beschreibung seiner Person schließt mit einer Beschreibung seines Angesichts, das war, „wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft“ (vgl. Off 17,2; Apg 26,13; Mal 3,20). Die Sonne stellt alles ins Licht, es bleibt nichts verborgen. Es ist dasselbe Angesicht wie das, in das Menschen gespien haben (Mt 26,67).
V17. Als Johannes Ihn in seiner ganzen Majestät gesehen hat, fällt er zu seinen Füßen nieder wie tot. Der Anblick war so schreckenerregend, dass er fast gestorben wäre. Als der Herr auf der Erde war, kannte Johannes den vertrauten Umgang mit Ihm und lag in seinem Schoß (Joh 13,23–25). Jetzt aber sah er den Herrn, wie er Ihn nie zuvor gesehen hatte.
Dann legt der Herr seine rechte Hand auf ihn. Dieser Ausdruck bedeutet nicht nur, dass der Herr ihn berührt und ihn dadurch tröstet und ermutigt. Das Auflegen der Hand vermittelt lebenspendende Kraft. Johannes wird dadurch daran erinnert, dass dieser Richter sein Erlöser ist. Für dich liegt darin die Ermutigung, dass du den, der die Christenheit richten wird, nicht zu fürchten brauchst, wenn du Ihn liebst.
Der Herr sagt das auch so. Die Worte „Fürchte dich nicht“ aus seinem Mund sind zu allen Zeiten für die Gläubigen ein großer Trost und eine große Ermutigung gewesen. Er sagt von sich, dass Er „der Erste und der Letzte“ ist. Als „der Erste“ ist Er vor allem und über allem und der Ursprung aller Dinge, denn alles kommt aus Ihm hervor. Als „der Letzte“ wird Er das letzte Wort haben. Wovor solltest du dich daher noch fürchten? Er ist der starke Fels für ermüdete Füße und für die schwersten Lasten des Lebens.
V18. Er ist auch „der Lebendige“. Das ist der große Unterschied zwischen dem wahren Gott und allen falschen Göttern. Er hat Leben in sich selbst. Er kann es auch anderen schenken (Joh 5,21.24–26). Um das tun zu können, ist Er im Tod gewesen. Darum brauchte Johannes nicht wie ein Toter zu werden. Der Tod konnte Ihn nicht halten, weil Er mit seinem Tod all das beseitigt hat, wodurch der Tod seine Macht ausübte. Der Tod hat seine Macht und sein Recht verloren und wird nie mehr irgendeinen Zugriff auf Ihn haben können. Er ist „lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Es ist ein vollständiger und ewiger Sieg.
Durch seinen Sieg hat Er auch die völlige Macht über den Tod und den Hades; das wird dadurch deutlich, dass Er die Schlüssel des Todes und des Hades hat. Der Herr Jesus kann nach eigenem Ermessen über Tod und Hades verfügen (Heb 2,14; Off 20,14).
Er ist nicht im Grab geblieben und sein Körper hat die Verwesung nicht gesehen (Apg 2,27.28). Die Herrlichkeit des Vaters hat Ihn daraus auferweckt (Röm 6,4), weil der Vater durch Christus und sein Werk verherrlicht worden ist und Christus allen heiligen Anforderungen Gottes entsprochen hat. Deshalb haben Tod und Hades auch keine Macht mehr über jeden, der an Ihn glaubt (Mt 16,18).
V19. Nach den ermutigenden Worten des Herrn wird Johannes angewiesen, einiges aufzuschreiben. Es ist ein Auftrag, der drei Teile umfasst. Diese drei Teile bilden zugleich die Hauptgliederung des ganzen Buches. Er soll aufschreiben, was er gesehen hat und was ist und was nach diesem geschehen wird.
1. Was er „gesehen hat“, hast du in den vorhergehenden Versen gelesen: Er sah den Herrn Jesus als Richter inmitten der sieben Leuchter.
2. „Was ist“ bezieht sich auf die Kapitel 2 und 3. Darin wird der Zustand der sieben Gemeinden in Asien beschrieben, die in Vers 11 erwähnt werden. Das war für Johannes die gegenwärtige Zeit. Im weiteren Sinn ist es die gesamte Zeitspanne der Gemeinde, die Pfingsten ihren Anfang nahm (Apostelgeschichte 2) und mit der Entrückung der Gemeinde endet.
3. „Was nach diesem geschehen wird“ beginnt mit Kapitel 4 (Off 4,1) und endet mit dem letzten Vers des Buches. Dieser dritte Teil liegt vollständig in der Zukunft. Dies sind die Dinge, die nach den Dingen geschehen müssen, die wir im gegenwärtigen Zeitalter immer noch erleben.
V20. Bevor der Herr Jesus die sieben Gemeinden anspricht, erklärt Er zunächst noch, was die sieben Sterne und die sieben goldenen Leuchter bedeuten. Das ist notwendig, denn es geht um ein „Geheimnis“. Ein Geheimnis ist etwas, was so lange geheim und verborgen ist, bis es offenbart wird. Der Herr Jesus ist es, der nun das Geheimnis offenbar macht.
Die Sterne sind hier nicht in seiner rechten Hand wie in Vers 16, sondern, wie es wörtlich heißt, auf seiner rechten Hand. Er unterstützt sie mit seiner Macht und stellt sie gleichsam in ihrer öffentlichen Beziehung zu Ihm vor. Sterne leuchten in der Nacht. Sie sind hier ein Symbol für die Engel der sieben Gemeinden. Das Wort „Engel“ bedeutet wörtlich „Bote“ oder „Repräsentant“. Im weiteren Sinn kann es auch für andere Personen gebraucht werden. Die Engel sind hier nicht Cherubim oder andere Geisteswesen, sondern Menschen, die die Gemeinden repräsentieren.
Wie die Sterne, so haben auch die Leuchter die Aufgabe, Licht in der Dunkelheit zu verbreiten. Die Leuchter symbolisieren die jeweilige örtliche Gemeinde in ihrer Gesamtheit, während die Sterne mehr ein Symbol für die einzelnen Personen sind, aus denen die jeweilige Gemeinde besteht. Hier siehst du also sowohl den Einzelnen als auch die Gesamtheit in ihrer Verantwortung, Licht zu verbreiten. In den beiden folgenden Kapiteln wirst du sehen, wie der Herr Jesus diese Aufgabe beurteilt.
Lies noch einmal Offenbarung 1,13–20.
Frage oder Aufgabe: Welchen Eindruck macht die Beschreibung des Herrn Jesus auf dich?