1 - 8 Die Hochzeit des Lammes
1 Nach diesem hörte ich etwas wie eine laute Stimme einer großen Volksmenge in dem Himmel, die sprach: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht unseres Gottes! 2 Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte; denn er hat die große Hure gerichtet, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat, und hat das Blut seiner Knechte gerächt an ihrer Hand. 3 Und zum anderen Mal sprachen sie: Halleluja! Und ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit. 4 Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen fielen nieder und beteten Gott an, der auf dem Thron sitzt, und sagten: Amen, Halleluja! 5 Und eine Stimme kam aus dem Thron hervor, die sprach: Lobt unseren Gott, alle seine Knechte und die ihr ihn fürchtet, die Kleinen und die Großen! 6 Und ich hörte etwas wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten. 7 Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. 8 Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen.
V1. Der Ausdruck „Nach diesem“ macht deutlich, dass ein neuer Abschnitt beginnt, der allerdings unmittelbar an den vorhergehenden anschließt. Wenn das Gericht an Babylon vollständig vollzogen ist, gibt es einen großen Widerhall im Himmel. Alle, die im Himmel sind, bilden gemeinsam einen riesigen Chor und geben mit einer Stimme ihrer Freude über Gott und sein Gericht an Babylon Ausdruck. Das erste Wort, das Johannes hört, ist „Halleluja!“ Zum ersten Mal in diesem Buch und im gesamten Neuen Testament hörst du dieses Wort erklingen. Es wird also sparsam verwendet. Das sollten Menschen beachten, die sich dieses Wortes bei passender und unpassender Gelegenheit bedienen.
Das Wort bedeutet „Lobt Jahwe“ und ist also eine Aufforderung, den HERRN anzubeten. Anbetung hat immer einen Grund. Wenn du etwas von dem Wesen Gottes kennenlernst, von seinen Werken und seinen Wegen, und davon beeindruckt bist, dein Herz berührt ist, dann kommst du zur Anbetung. So erging es zum Beispiel Abraham, als Gott ihm sagte, was Er mit ihm und Sara tun wollte (1Mo 17,17). Anbetung besteht nicht in erhabenen Gefühlen durch Musik mit ekstatischen Äußerungen wie Händeklatschen und Tanzen. Das ist heidnisch.
Das Wort „Halleluja“ kommt in den Versen 1–6 viermal vor und danach nicht mehr. Im Alten Testament kommt das Wort häufiger vor, und zwar vor allem in den Psalmen. Dort wird es immer auf der Erde ausgesprochen, während es hier im Himmel gesagt wird. Das erste Mal begegnest du dem Wort in Psalm 104 (Ps 104,35). Psalm 104 handelt prophetisch vom Tausendjährigen Reich. Hier in Offenbarung 19 ist die Zeit gekommen, dass das Friedensreich errichtet wird und das „Halleluja“ daher eine Bedeutung bekommt.
Gott wird gelobt und als der besungen, der Errettung schenkt. Es geht hier um den Beginn der endgültigen und vollständigen Errettung alles dessen, was zu erretten Er sich vorgenommen hat (1Pet 1,5). In dieser Errettung wird seine Herrlichkeit sichtbar. Diese Errettung hat Er mit der Ihm eigenen Macht bewirkt.
V2. Es gibt keinerlei Zweifel an der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit seiner Gerichte. Das gilt für alle Gerichte, doch diese Kennzeichen werden hier besonders im Hinblick auf das Gericht an der großen Hure besungen. Das Wort „Hure“ unterstreicht noch einmal ihre Untreue, die groß und tief war. Es gibt keinen deutlicheren Beweis seiner Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit als das Gericht an ihr, die so allgemein und auf besonders abscheuliche Weise gesündigt hat.
Sie hat die Erde als Ganzes, alle Menschen auf ihr, mit ihrer Hurerei verdorben, und sie hat besonders die Knechte Gottes zur Zielscheibe ihrer Bosheit gemacht. In allen Bereichen hat sie das Gericht verdient. Mit dem Gericht wegen ihrer Misshandlung der Knechte Gottes antwortet Gott auf die flehentliche Bitte der Märtyrer (Off 6,10), die Ihn baten, ihr Blut zu rächen. Der Tag des Zornes Gottes ist gekommen ist (Jes 61,2).
V3. Zum zweiten Mal wird der HERR gelobt, diesmal, weil das Gericht von Ewigkeit zu Ewigkeit währt und es nie eine Wiederholung des Wirkens der großen Hure geben wird. Der Rauch ist der Rauch der großen Hure. Das Aufsteigen des Rauches spricht davon, dass dieses Gericht eine bleibende Erinnerung bildet (vgl. Jes 34,8–10). Zu Gott aufsteigender Rauch spricht von der Genugtuung, die die Liebe und die Heiligkeit Gottes im Gericht finden. Das siehst du in den Opfern, die von Christus zu sprechen. In Bezug auf das Gericht an den Gottlosen entspricht allein die ewige Strafe der Heiligkeit Gottes.
V4. Die Ältesten und die lebendigen Wesen werden hier zum letzten Mal erwähnt (das erste Mal in Kapitel 4, Off 4,4). Sie fallen vor Gott nieder, um Ihn als Richter anzubeten. So waren sie bereits vor Ihm als Schöpfer (Off 4,10.11) und als Retter (Off 5,14) niedergefallen. Das Gericht an Babylon ist der Anlass, ein „Amen, Halleluja“ auszurufen (Ps 106,48). Das „Amen“ ist eine Bekräftigung der Gerichte. Das „Halleluja“ lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf Gott als den, dem alle Ehre gebührt und der würdig ist, gelobt zu werden.
V5. Nun kommt eine Stimme aus dem Thron. Von dem Thron sind die Gerichte alle immer ausgegangen. Mit dem Gericht der großen Hure ist ein Punkt erreicht, dass der Thron zum Lob Gottes aufrufen kann. Alles, was Gott tut, wird zum Lob seines Namens sein. In allem, was Er sagt und tut, kommen seine herrlichen Eigenschaften zum Ausdruck. Und alles, was man an Gott sehen kann, gibt allen, die Ihm angehören, Anlass, Ihn zu preisen. Das gilt auch für seine Gerichte. Seine Gerichte beweisen seine Gerechtigkeit, eine seiner vielen herrlichen Eigenschaften.
Der Thron, Gottes Regierung, ruft „alle seine Knechte“ auf, Ihn zu preisen. Es ist eine Aufforderung an alle, die Ihm auf der Erde treu gedient haben, unabhängig davon, ob sie klein oder groß waren. Sie haben Gott aus Ehrfurcht gedient. Diese Furcht ist keine Angst vor Gott, sondern Ehrerbietung.
V6. Zum dritten Mal hört Johannes eine Stimme. Es ist eine Stimme, die ihn an drei Dinge erinnert: an eine große Volksmenge, an viele Wasser und an starke Donner. Es geht nicht um ein unorganisiertes Gemisch von Geräuschen wie beispielsweise auf einem belebten Markt mit schreienden Menschen und hupenden Autos. In der Menge ist Harmonie. Die vielen Wasser weisen auf eine eindrucksvolle Macht hin, der niemand widerstehen kann. Die starken Donnerschläge sind die alles übertönenden Boten, die ankündigen, dass Gott seine Königsherrschaft antritt.
Die große Volksmenge sind hier alle Himmelsbewohner, mit Ausnahme der Gemeinde, die im folgenden Vers genannt wird. Zum letzten Mal erklingt das „Halleluja“, nun in Verbindung damit, dass Gott seine Königsherrschaft angetreten hat. Er hat zu regieren begonnen, und diese Regierung übt Er durch seinen Sohn aus.
V7. Der mächtige Chor der Stimmen mit einem vielfachen Klang fordert sich selbst auf, fröhlich zu sein und zu frohlocken und Gott Ehre zu geben. Der Grund dafür ist die Hochzeit des Lammes. Dieses denkwürdige Ereignis steht nun auf dem Programm Gottes. Nachdem die falsche Braut, die große Hure, gerichtet ist, ist die Zeit für die Hochzeit seines Sohnes gekommen.
Noch bevor das Friedensreich öffentlich beginnt, muss zuerst die Hochzeit stattfinden. Dann kann die Braut an der Seite des Bräutigams Ihm in der Öffentlichkeit folgen, um mit Ihm zu regieren. Das ist nämlich die Absicht Gottes. Bemerkenswert ist, dass es seine Hochzeit ist. Bei jeder Hochzeit auf der Erde steht doch vor allem die Braut im Mittelpunkt. Hier ist das anders. Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf Ihn.
Die Braut wird hier „seine Frau“ genannt. Dennoch bleibt sie auch in alle Ewigkeit die Braut (Off 21,2). Sie ist Frau und Braut (Off 21,9). Dass sie ewig Braut ist, bedeutet, dass sie für das Herz des Herrn Jesus ewig die Herrlichkeit einer Braut behalten wird. Sie wird niemals ihr Hochzeitskleid ablegen. Damit hat sie sich geschmückt und bereitet, um seine Frau zu sein. Woraus ihr Kleid besteht, beschreibt der folgende Vers.
V8. Das Kleid besteht aus den Gerechtigkeiten der Heiligen, das sind ihre gerechten Taten. Es gibt nichts Ungerechtes an diesem Kleid. Doch vielleicht wirst du sagen, dass die Heiligen doch auch ungerechte Taten verübten und nicht nur gerechte. Im Blick darauf ist nun gerade der Richterstuhl des Christus so wichtig (Röm 14,10; 2Kor 5,10). Sobald die Gemeinde aufgenommen ist, wird dein Leben (und das Leben jedes Gläubigen) in allen Einzelheiten im Licht Gottes beurteilt. Du erscheinst dort in einem verherrlichten Leib, also kann der Richterstuhl nichts mit dem ewigen Gericht zu tun haben. Der Richter ist kein anderer als dein Erretter, der sein Leben für dich gab. Wie solltest du daher noch verlorengehen können?
Das Offenbarwerden vor dem Richterstuhl hat zum Ziel, dich in Übereinstimmung mit dem Urteil Gottes über dein Leben zu bringen. Du wirst dann erkennen, wie du erkannt worden bist (1Kor 13,12). Du musst wissen, wie der Herr dich beurteilt, bevor du andere richten oder über sie regieren kannst. Alles, was du im Leib getan hast, wird offenbar werden, sogar alle Überlegungen deines Herzens (1Kor 4,5). Du wirst Ihn dadurch umso mehr lieben (vgl. Lk 7,47).
Vielleicht wirst du in dem Kleid Gerechtigkeiten sehen, die du nicht vermutest hast. Umgekehrt werden vielleicht Dinge fehlen, von denen du dachtest, dass sie ein wichtiger Beitrag zu dem Kleid waren. Die Frage für dich und mich ist jetzt: Inwieweit trage ich zur Schönheit dieses Kleides bei? Gibt es vielleicht Taten, die durch das Feuer vergehen werden (1Kor 3,15), sodass für das Kleid nichts übrig bleibt?
Wenn wir über unsere gerechten Taten sprechen, dann ist das die Seite unserer Verantwortung. Wir tragen durch unsere Taten entweder zu dem Kleid bei oder auch nicht. Doch es gibt auch die andere Seite, und das ist die Seite der Gnade Gottes, die in uns gewirkt hat, damit wir gute Taten tun konnten. In einem Lied heißt es: „Alles, was einer der Deinen an Gutem bewirkte, wurde durch deine Gnade vollbracht.“ Das gibt gut wieder, was hier steht, nämlich dass das Kleid ihr „gegeben“ wurde. Das macht dir klar, dass alles, was du zu dem Kleid beigetragen hast, letztendlich doch das Werk der Gnade Gottes ist.
Wenn die Braut den Schauplatz betritt, wird ihr Glanz groß sein. Was sie trägt, ist ihr von Gott gegeben. Was sie zeigt, sind die herrlichen Eigenschaften der Reinheit Gottes selbst (vgl. Hes 16,14). Feines Leinen ist ein kostbarer Stoff, kostbarer als das Leinen, mit dem die Engel bekleidet sind (Off 15,6). Beachte den Unterschied zu dem Kleid der großen Hure (Off 17,4; 18,16).
Lies noch einmal Offenbarung 19,1–8.
Frage oder Aufgabe: Auf welche Weise trägst du zum Brautkleid bei?
9 - 15 Der Himmel öffnet sich
9 Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes! Und er spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes. 10 Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, um ihn anzubeten. Und er spricht zu mir: Sieh zu, tu es nicht. Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben; bete Gott an. Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu. 11 Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt „Treu und Wahrhaftig“, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. 12 Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst; 13 und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes. 14 Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feiner Leinwand, weiß und rein. 15 Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes zweischneidiges Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen.
V9. Johannes bekommt zum vierten Mal (von insgesamt sieben Mal) den Auftrag, „Glückselig“ zu schreiben (Off 1,3; 14,13; 16,15; 19,9; 20,6; 22,7.14). Dieses „Glückselig“ betrifft die, die geladen sind, am Hochzeitsmahl des Lammes teilzunehmen. Das einzige Element der Hochzeit, das hier erwähnt wird, ist das Hochzeitsmahl. Die Geladenen können unmöglich Ungläubige sein. Es sind auch nicht die Gläubigen aus der Zeit nach der Entrückung der Gemeinde, denn die haben noch keine verherrlichten Leiber. Ihre Auferstehung findet erst nach der Erscheinung des Herrn statt (Off 20,4). Es kann auch nicht die Braut sein, denn eine Braut wird nicht eingeladen.
Die Gäste können niemand anders sein als die Gläubigen des Alten Testaments, die Freunde des Bräutigams (Joh 3,29; Mt 9,15). Unter den Geladen sind Menschen wie Johannes der Täufer, Abraham und Sara, Mose, Deborah, Elia, Daniel, alle Männer und Frauen Gottes, vor denen wir einen großen Respekt haben. Wenn du selbst dich mit solchen Menschen vergleichst, ist es dann nicht eine unvorstellbare und unbegreifliche Gnade Gottes, dass du ein Teil der Braut sein darfst?!
Danach bekommt Johannes eine Bestätigung, dass das alles wahr ist. Es erscheint fast zu schön, um wahr zu sein. Er kann seinen Augen kaum trauen. Es scheint so, als würde er deshalb zur Bekräftigung noch einmal zu hören bekommen, dass es nichts anderes als die wahrhaftigen Worte Gottes sind. Er braucht nicht ins Zweifeln zu geraten, ob er das richtig sieht und hört.
V10. Johannes ist so beeindruckt von dem, was er sieht, dass er niederfällt, um den himmlischen Boten anzubeten. Der Engel weist Johannes sofort zurecht und sagt, dass er nicht ihn, sondern Gott anbeten solle. Nur Gott ist der Anbetung würdig. Das sagte der Herr Jesus während der Versuchungen in der Wüste auch zum Teufel (Mt 4,10).
Johannes vergisst für einen Augenblick, dass auch der Engel ein Geschöpf ist. Doch der Engel vergisst das nicht. Gute Engel wollen keine Ehre für sich, ebenso wenig hingegebene Jünger (Apg 10,25.26). Nur böse Engel (und auch böse Menschen) wollen, dass die Menschen sie anbeten (Kol 2,18). Der Engel stellt sich auf die Stufe mit Johannes, nicht als Apostel, sondern als Mitknecht. Und er ist nicht nur ein Mitknecht des Johannes, sondern auch der aller Brüder des Johannes. Diese Brüder haben ebenso wie er das Zeugnis Jesu. Die Brüder des Johannes sind also Gläubige, sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament. Das Zeugnis Jesu verbindet sie miteinander.
„Das Zeugnis Jesu“ kann das Zeugnis über Jesus bedeuten, das Zeugnis, bei dem es um Jesus geht, das Zeugnis, dessen Inhalt Er ist. Es kann auch das Zeugnis bedeuten, das von Ihm kommt und von Ihm ausgeht, das Zeugnis, das Er ablegte, als Er auf der Erde war und das Er noch immer ablegt, nun aber durch seine Diener. Ob es nun um Ihn persönlich geht oder um das, was Er gesagt hat, jeder, der dieses Zeugnis hat, also angenommen hat, hat Leben aus Gott.
Der letzte Satz dieses Verses enthält ein wichtiges Merkmal der Prophetie oder Weissagung. Prophetie bedeutet nicht nur, die Zukunft vorauszusagen. Es kann zwar Nahrung für deinen Intellekt sein, allerlei Dinge über die Zukunft zu wissen, doch das ist keine wirkliche Nahrung für dein Herz. Wirklichen Nutzen vom Studium der Zukunft, wie die Bibel sie uns vorstellt, hast du nur dann, wenn du siehst, dass es in der Prophetie um den Herrn Jesus geht. Die Prophetie legt Zeugnis von Jesus ab. In der Prophetie geht es um Ihn. Der Name „Jesus“ weist auf Ihn als den Erniedrigten hin. Die Prophetie zeigt, dass Er, der einmal in Niedrigkeit auf der Erde war und dort verworfen wurde, bald in Herrlichkeit regieren wird. Es ist jedoch ein und dieselbe Person. In der Prophetie geht es alles nur um Ihn und nicht um die Kenntnis von Ereignissen.
V11. Nach einem langen Einschub, der sich von Kapitel 17,1–19,10 erstreckt, wird hier der historische Faden wieder aufgenommen. In diesem Einschub hast du zusammen mit Johannes das Gericht an der großen Hure und an dem großen Babylon gesehen und im Anschluss daran eine Beschreibung der wahren Braut und der Hochzeit des Lammes. Der Abschnitt, der nun folgt, schließt an Kapitel 16 (Off 16,13–16) an, wo die Völker in Harmagedon zum Krieg versammelt sind. Diesen Völkern werden wir in Vers 19 wieder begegnen. Der Krieg selbst wird in den Versen 19 und 20 beschrieben (vgl. Off 17,14), doch in den Versen 17 und 18 wird schon vorab mitgeteilt, wie die Schlacht ausgeht. Die restlichen Verse 11–16 richten den Blick auf Ihn, der als Einziger den Krieg führt, obwohl Armeen da sind, die Ihm auf seinem Feldzug zu den versammelten Feinden folgen.
Damit Johannes diese bemerkenswerte Szene sehen kann, öffnet sich der Himmel. Die Öffnung des Himmels ist eine Verspottung aller materialistischen und rationalistischen Dogmen, die davon ausgehen, dass es jenseits des Sichtbaren nichts gebe. Wenn der Himmel sich öffnet und Christus in Kriegsausrüstung erscheint, kann eine übernatürliche Wirklichkeit nicht mehr geleugnet werden. Gott tritt aus seiner Welt in die Welt des Menschen ein (Mich 1,3). Der Herr kommt in Majestät auf die Erde, wo Er einmal verworfen wurde, um dort den Platz einzunehmen, der Ihm gebührt.
Im Neuen Testament ist fünfmal von einem geöffneten Himmel die Rede (Mt 3,16; Lk 3,21; Apg 7,56; Joh 1,51 und hier), jedes Mal in Verbindung mit Christus. Als der Himmel sich vor den Augen von Johannes öffnet, sieht er ein weißes Pferd (vgl. Off 6,2), das Zeichen des Sieges. Auf dem Pferd sieht er jemanden, der Namen trägt, die Ihn charakterisieren. Diese Namen geben an, wie Er vorgehen wird. Er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Er heißt „Treu und Wahrhaftig“. Diese Namen kennzeichnen Ihn bei der Ausführung des Planes Gottes mit der Welt (vgl. Off 3,14, wo Christus im Gegensatz zu der ungläubigen Christenheit mit diesen Namen genannt wird). Gericht und Krieg sind die ersten Maßnahmen, mit denen Er den Plan Gottes ausführt, doch Er tut das auf völlig andere Weise, als der Mensch das tut. Er ist der gerechte Richter und handelt in Gerechtigkeit.
V12. Die Beschreibung hier erinnert an die Beschreibung, der du am Anfang dieses Buches begegnet bist (Off 1,14). Dort wird der Herr Jesus beschrieben, wie Er die Gemeinde wegen ihrer Untreue beurteilt. Hier wird Er als der beschrieben, der die Ungläubigen richtet, insbesondere das Tier und den falschen Propheten. Die vielen Diademe, die Er auf dem Haupt hat, übersteigen bei weitem die zehn Diademe des Tieres (Off 13,1) und die sieben Diademe des Drachen (Off 12,3). Mit seiner königlichen Würde kann niemand sonst verglichen werden. In diesen Diademen kommt eine Würde und Herrlichkeit zum Ausdruck, die für jeden sichtbar sein wird und die Bewunderung abnötigen wird.
Darüber hinaus trägt Er einen Namen geschrieben, den zwar jeder wird lesen können, doch dessen tiefe Bedeutung nur Er kennt. Was auch immer von Ihm gesehen und bewundert werden wird ‒ für uns als Geschöpfe bleiben Aspekte seiner Person verborgen. Das sind Aspekte, die nur Er und der Vater kennen (Mt 11,27).
V13. Sein in Blut getauchtes Gewand weist darauf hin, dass Er kommt, um Rache zu üben (Off 14,20; Jes 63,1–4). Das Blut ist das Blut seiner Feinde, nicht das der Märtyrer und noch weniger sein eigenes Blut. Dann hörst du seinen Namen. Dieser Name heißt: das Wort Gottes. Diesem Name begegnest du auch in einer anderen Schrift des Johannes (Joh 1,1.14). Das bedeutet, dass Er die vollkommene Offenbarung Gottes ist, sowohl in seinem Leben auf der Erde als auch in seiner ewigen Existenz. Er allein offenbart sowohl die Liebe Gottes als auch die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. Als das Wort richtet Er auch. Er tut alles in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes, weil Er selbst das Wort Gottes ist.
V14. Der Herr Jesus erscheint nicht allein. Es gibt Heere, die Ihm folgen. Diese Heere bestehen einmal aus allen verherrlichten Heiligen (Sach 14,5; Jud 1,14; Kol 3,4; 1Thes 3,13). Das kannst du aus der Beschreibung ihrer Kleidung schließen (Vers 8). Dann werden auch Engel Ihn begleiten (2Thes 1,7; Mt 25,31), aber sie reiten nicht auf Pferden. Der Luftraum wird von einer riesigen, leuchtenden Heeresmacht erfüllt sein. Was für Johannes ein beeindruckendes Schauspiel ist, wird für alle auf der Erde erschreckend sein.
V15. Er wird die Nationen mit dem scharfen Schwert schlagen, das aus seinem Mund hervorkommt. Er allein hat ein Schwert, nicht die Heere. Mit diesem Schwert vollstreckt Er das Urteil, und Er, der das Lamm ist, bringt Zorn über seine Feinde (Off 6,17). Wir hören hier nichts von einem heftigen Kampf, keinerlei Widerstand wird erwähnt. Wie wäre das auch möglich, da ja der Herr der Heerscharen in voller Ausrüstung erscheint und in Macht und Majestät auftritt. Sein Arm verschafft Ihm Recht, niemand braucht Ihm dabei zu helfen (Jes 59,16–18; 63,3).
Obwohl die Heere bei Ihm sind, vollstreckt Er persönlich und allein das Urteil. Nachdem das Gericht ausgeübt ist, wird Er herrschen und sie werden mit Ihm herrschen. Er tut das wie ein Hirte, der seine Herde hütet. Das Gericht ist allgemein. Nichts und niemand wird verschont; darauf weist die Weinkelter hin.
Lies noch einmal Offenbarung 19,9–15.
Frage oder Aufgabe: Nenne einige Unterschiede zwischen der Braut und den zur Hochzeit geladenen Gästen!
16 - 21 Das Tier und der Antichrist ergriffen
16 Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren. 17 Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit lauter Stimme und sprach zu allen Vögeln, die inmitten des Himmels fliegen: Kommt her, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes, 18 damit ihr Fleisch von Königen fresst und Fleisch von Obersten und Fleisch von Starken und Fleisch von Pferden und von denen, die darauf sitzen, und Fleisch von allen, sowohl von Freien als Sklaven, sowohl von Kleinen als Großen. 19 Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer. 20 Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, womit er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. 21 Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd saß, dem Schwert, das aus seinem Mund hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleisch gesättigt.
V16. Noch einmal wird auf einen geschriebenen Namen des Herrn Jesus hingewiesen und auch auf die Stelle, wo dieser Name geschrieben steht. Sein Name steht auf seinem Gewand, ein Hinweis auf seine äußere Erscheinung. Kleider sind das, was Menschen voneinander sehen. Kleider sind ein Bild des Verhaltens, das jemand an den Tag legt und das andere wahrnehmen. Bei Ihm kann man seinen Namen an seinen Handlungen ablesen.
Sein Name steht auch auf seiner Hüfte. Die Hüfte ist ein Bild für Macht und Kraft. Wer einen Schlag auf die Hüfte bekommen hat, dessen Kraft ist gebrochen, sodass er hinkt (1Mo 32,25.26.32). Sein Name ist der Titel, den Gott ebenfalls hat (1Tim 6,15), ein weiterer Beweis dafür, dass der Herr Jesus Gott ist. Er ist auf einzigartige Weise der König, der allerhöchste Regent. So ist Er auch auf einzigartige Weise der Herr, der allerhöchste Herrscher.
V17. Noch bevor die Schlacht beginnt (der Krieg wird erst in Vers 19 beschrieben), wird schon das Ergebnis angekündigt. Das tut ein Engel, der in der Sonne steht. Die Sonne bildet die Kulisse, den Hintergrund seiner Worte. Diese Kulisse verleiht seinen Worten die Macht der Herrlichkeit Christi selbst, der in Kürze im Friedensreich als die Sonne strahlen wird.
Alle Vögel des Himmels dürfen sich an den Opfern des Krieges gütlich tun. Sie werden zu dem großen Mahl eingeladen, das Gott für sie bereitet hat. Dieses Mahl steht in großem Gegensatz zum Hochzeitsmahl des Lammes (Vers 8). Das eine ist ein herrliches Mahl im Himmel, das andere ein schreckliches Mahl auf der Erde.
V18. Das Fleisch, das den Vögeln zum Fraß gegeben wird, ist vor allem Menschenfleisch. Weiterhin ist nur von Fleisch von Pferden die Rede. Die Betonung auf dem Wort „Fleisch“ (fünfmal kommt es vor) erinnert daran, dass alle menschliche und natürliche Kraft nichts gegen Gott auszurichten vermag, denn alles Fleisch ist wie Gras (1Pet 1,24.25). Während ihres Lebens waren diese Menschen durch allerlei Ränge und Stellungen voneinander unterschieden. Diese Unterscheidung gibt es im Tod nicht. Die Vögel sehen lediglich Leichen und in ihnen ihre Nahrung. Den Vögeln so zum Fraß zu dienen, hat zur Folge, dass sie kein Begräbnis haben werden. Nicht beerdigt zu werden, bedeutet, dass diese Feinde bleibender Schande preisgegeben sind (Off 11,9; 1Sam 17,46).
Der Engel nennt die verschiedenen Kategorien und macht damit deutlich, dass dieses Mahl die Folge des Gerichtes ist, das Gott ohne Ansehen der Person ausgeübt hat. Sein Gericht hat all diese verschiedenen Ränge und Klassen und die Pferde getroffen, derer sie sich bedienten, weil alles im Dienst der Sünde stand. Es folgt jedoch noch ein Gericht, bei dem durchaus eine Unterscheidung gemacht wird, wo jeder nach seinen Werken gerichtet wird. Das ist das Gericht vor dem großen weißen Thron (Off 20,12).
V19. Johannes sieht, wie das Tier und seine Anhänger mit ihren Armeen sich für einen Krieg gegen Christus und die Seinen rüsten. Christus ist der Anführer, Er geht voran. Gegen Ihn richtet sich vor allem der Krieg. Doch auch die, die bei Ihm sind, sind das Ziel ihres Hasses. Sie meinen in ihrem Hochmut, sie seien auf den Krieg gegen das Lamm und die Seinen gut vorbereitet. In ihrer Vermessenheit meinen sie, unbesiegbar zu sein. Sie sind jedoch blind für seine Allmacht.
V20. Bevor eine einzige Kriegshandlung stattfindet, werden die beiden feindlichen Anführer ergriffen und in die Hölle geworfen, ohne dass sie den physischen Tod sterben. Das Tier – der politische Führer des antichristlichen Westeuropa – und der falsche Prophet – der religiöse Führer des abtrünnigen Israel – können sich nicht verteidigen. In ihrem Leben waren sie eng miteinander verbunden, und das sind sie auch in dem Gericht, das Christus an ihnen ausübt. Der falsche Prophet war der durchtriebene Helfershelfer des Tieres, die Menschen zu verführen, das Zeichen des Tieres anzunehmen und dessen Bild anzubeten.
Alles sah sehr erfolgversprechend aus, doch hier werden ihre ganze Prahlerei und jeder Anschein von Unbesiegbarkeit (Off 13,4) auf einen Schlag durch beeindruckende Machtentfaltung völlig vernichtet. Sie bilden eine Ausnahme zu allen übrigen Ungläubigen, denn sie werden ohne jedes Gerichtsverfahren in die Hölle geworfen, während alle anderen ungläubigen Menschen erst vor dem großen weißen Thron verurteilt werden. Eine entgegengesetzte Ausnahme im Kreis der Gläubigen sind Henoch und Elias, die als Einzige ohne zu sterben in den Himmel aufgenommen wurden.
V21. Die feindlichen Heere trifft ein anderes Schicksal als ihre beiden Anführer. Der Herr Jesus tötet diese Heere mit dem Schwert, das aus seinem Mund hervorkommt, das ist sein Wort. Durch sein Wort erschuf Er (Ps 33,6), und durch sein Wort zerschmettert Er (Jer 23,29). Er übt dieses Gericht allein aus, obwohl die Heere der Heiligen Ihn begleiten. Nach diesem Gericht geschieht das, wozu der Engel in Vers 17 aufgerufen hat. Es gibt so viel zu fressen, dass alle Vögel gesättigt werden.
Lies noch einmal Offenbarung 19,16–21.
Frage oder Aufgabe: Welche Menschen werden in diesem Abschnitt gerichtet und worin besteht ihr Gericht?