1 - 6 Das Lied der 144.000
1 Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144.000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. 2 Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. 3 Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144.000, die von der Erde erkauft waren. 4 Dies sind die, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind Jungfrauen; dies sind die, die dem Lamm folgen, wohin irgend es geht. Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm. 5 Und in ihrem Mund wurde keine Lüge gefunden; denn sie sind untadelig. 6 Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen, der das ewige Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk,
V1. Johannes sieht eine neue Szene und lädt dich mit dem regelmäßig wiederholten „siehe“ ein, ebenfalls zuzuschauen. Er stößt dich gleichsam an, weist mit dem Finger in eine bestimmte Richtung und sagt: Sieh dir das einmal an! Wenn du in Gedanken noch mit den schrecklichen Entwicklungen des vorherigen Kapitels beschäftigt bist, so komm hier einmal zur Ruhe. Die beiden Tiere mit ihrem gotteslästerlichen, mörderischen und verführerischen Auftreten machen dem Lamm und seinem gerechten und angenehmen Auftreten Platz. In dem Lamm siehst du, wie Gott über allen Ausbrüchen von Hass, Gewalt und Lügen steht und ruhig sein eigenes Werk in denen tut, die Ihm angehören.
Zum ersten Mal siehst du das Lamm im Buch der Offenbarung nicht im Himmel, sondern auf der Erde, auf dem Berg Zion, und zwar in Verbindung mit dem Überrest aus den beiden Stämmen Juda und Benjamin. Zion ist der Berg in Jerusalem, den Gott erwählt hat, um dort sein Heiligtum zu errichten (Ps 78,68). Auch wird Er dort den Thron des Königreiches David errichten. Dieser Berg stellt die Gnade vor im Gegensatz zum Berg Sinai, der das Gesetz vorstellt (Heb 12,22; Ps 125,1; 126,1).
Bei dem Herrn Jesus siehst du 144.000 Menschen stehen. Diese Zahl stellt symbolisch eine Vollzahl vor. In Kapitel 7 wird diese Anzahl ebenfalls genannt (Off 7,4–8). Da geht es um eine Vollheit von Menschen aus allen zwölf Stämmen, und sie werden dort vor der großen Drangsal gesehen (Off 7,1–3). Hier ist es eine Vollheit der beiden Stämme im Land, obwohl bei diesen 144.000 sicherlich auch einige Gläubige aus den zehn Stämmen sind, die jedoch als Ganzes noch in der Zerstreuung sind. Diese Gruppe kommt aus der großen Drangsal. Sie sind dem Herrn treu geblieben. Sie haben sich geweigert, das Malzeichen des Tieres auf ihrer Stirn anzunehmen. Auf ihrer Stirn stehen nun als besondere Auszeichnung der Name des Lammes und der Name seines Vaters.
V2. Während das Lamm mit dem treuen Überrest auf dem Berg Zion steht, hört Johannes eine Stimme aus dem Himmel. Es ist eine mächtige, eindrucksvolle Stimme. Zugleich ist es auch eine liebliche und melodische Stimme. Was für ein Gegensatz zu der Prahlerei und dem Gebrüll des Tieres. Diese Stimme und diese Musik sind für den treuen Überrest bestimmt, der durch so viele Leiden gegangen ist. Es ist himmlische Musik, von himmlischen Heiligen für die Heiligen auf der Erde vorgetragen. Der Himmel und die Erde werden in Einklang miteinander gebracht.
V3. Johannes hört nicht nur Musik. Er hört auch so etwas wie ein neues Lied. Es wird von Menschen im Himmel gesungen. Diese Sänger sind nicht die Ältesten, also nicht die Gläubigen des Alten Testaments und der Gemeinde (Off 4,4). Das Lied wird nicht von ihnen, sondern für sie gesungen. Es wird zudem vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen gesungen. Es ist ein Lied, das die Symbole der Regierung Gottes (Thron und lebendige Wesen) mit Zustimmung angehören. Die Sänger des Liedes sind Gläubige, die nach der Entrückung der Gemeinde wegen ihrer Treue zum Herrn getötet wurden und an der ersten Auferstehung teilhaben (Off 20,4.5).
Sie lehren die das Lied, die auf der Erde sind. Die Heiligen im Himmel und die Heiligen auf der Erde aus Israel stehen deutlich miteinander in Verbindung. Die Heiligen auf der Erde werden noch näher beschrieben als die, „die von der Erde erkauft waren“, was den scharfen Gegensatz zu denen zeigt, „die auf der Erde wohnen“. Sie stehen nicht aufgrund eigener Verdienste mit dem Lamm auf dem Berg Zion, sondern aufgrund des Erlösungswerkes des Lammes. Dasselbe gilt für die, die im Himmel sind. Auch sie sind dorthin nicht durch eigene Anstrengung gekommen, sondern auch durch das, was das Lamm auf dem Kreuz von Golgatha für sie vollbracht hat.
Das Lamm ist auf der Erde, doch das Lamm ist auch im Himmel. Vom Himmel aus, wo das Lamm wie geschlachtet steht (Off 5,6), wird das neue Lied gelehrt. Kann dieses neue Lied einen anderen Inhalt haben als das Lamm? Im Himmel und auf der Erde wird das besungen, was das Lamm zustande gebracht hat. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde ist nur durch das Lamm und sein Werk am Kreuz möglich geworden.
V4. Es folgt eine nähere Beschreibung der 144.000. Nun werden einige ihrer Eigenschaften oder Kennzeichen genannt.
1. Das erste Kennzeichen ist, dass diese Treuen Jungfrauen waren, was sowohl für Männer als auch für Frauen gilt. Das bedeutet, dass sie ihre Liebe nicht einem anderen, sondern nur Ihm gegeben haben. Sie haben sich nicht durch verlockende Personen oder Ideen zur Untreue gegen Ihn verleiten lassen.
Während der Zeit der großen Drangsal, einer Zeit voller Versuchungen, sind sie von buchstäblicher und geistlicher Hurerei rein geblieben (vgl. 2Kor 11,2). Es ist die Zeit, in der sich die römische Kirche als die große Hure entpuppen wird (Off 17,1–6). Es wird eine enorme Anstrengung kosten, rein zu bleiben, denn die Welt ist voller Unreinheit. Das ist bereits jetzt der Fall, doch dann weitaus stärker.
2. Das zweite Kennzeichen ist, dass sie dem Lamm in völliger Hingabe durch die große Drangsal gefolgt sind, wohin irgend Er sie auch führte. Dort hast du auch das Geheimnis, weshalb sie jungfräulich geblieben sind: Ihr Auge war immer auf das Lamm gerichtet. Das ist ein großartiges Beispiel dafür, wie du rein bleiben kannst. Liebe zum Lamm bestimmte, wohin sie gingen und was sie taten. Wo Er ging und war, dort gingen und waren auch sie. Das wird von dem Lamm belohnt. Sie waren während der Drangsal bei Ihm, nun dürfen sie in seiner Herrlichkeit bei Ihm sein. Diese Belohnung erwartet auch dich, wenn du bei dem Lamm bleibst.
3. Das dritte Kennzeichen ist ihre erhabene Stellung. Sie sind „Erstlinge für Gott und das Lamm“. Erstlinge haben es mit der Ernte zu tun. Erstlinge sind eine erste Ernte, während die große Ernte noch eingebracht werden muss. So ist es mit dieser Gruppe. Zusammen mit vielen anderen sind sie durch das Blut des Lammes aus den Menschen erkauft worden. Unter diesen erkauften Menschen sind diese 144.000 die ersten, die an den Segnungen des Friedensreiches teilhaben dürfen. Kurz danach wird noch eine große Ernte folgen, sowohl aus Israel als auch aus den Völkern (vgl. 1Kor 15,23; Jak 1,18).
4. V5. Das letzte Kennzeichen, das genannt wird, ist, dass in ihrem Mund keine Lüge gefunden wurde (vgl. Zeph 3,13). Menschlich gesprochen haben sie damit eine übermenschliche Leistung vollbracht. Das konnten sie nur, weil sie treu zu Christus als der Wahrheit standen (Joh 14,6). Sie lebten in einer Zeit, die voller Lug und Trug war. Ohne Lügen und Betrügen war es nicht möglich, zu überleben. Doch sie sind standhaft geblieben und haben sich nicht von den Flutwellen der Lügen fortreißen lassen, die das Tier und seine Trabanten über die Welt ausschütteten.
Die allergrößte Lüge ist die Leugnung des Vaters und des Sohnes (1Joh 2,21–23). Sie haben stattdessen kompromisslos die Wahrheit in Bezug auf den Vater und den Sohn bezeugt. Es ist die Freude des Geistes, von ihnen zu bezeugen, dass sie untadelig sind.
V6. In den Versen 1–5 sahen wir eine Szene aus der Zeit nach der großen Drangsal gesehen. Nun kehren wir zu der Zeit der großen Drangsal zurück. Verschiedene Szenen aus dieser Zeit ziehen im weiteren Verlauf dieses Kapitels vorbei. Bei diesen Szenen spielen insgesamt sechs Engel eine Rolle. Der letzte Engel, dem du begegnet bist, war der siebte und letzte Posaunenengel (Off 11,15). Der erste Engel hier ist kein neuer Posaunenengel, sondern „ein anderer Engel“, der erste einer neuen Gruppe von Engeln.
Dieser Engel fliegt inmitten des Himmels. In dieser Stellung kann ihn jeder auf Erde sehen und hören. Er hat einen besonderen Auftrag, der in der Verkündigung des ewigen Evangeliums besteht. Das zeigt, wie groß die Liebe und Gnade Gottes sind. Gott lässt auch in dieser besonders schweren Zeit eine gute Botschaft (denn das ist die Bedeutung des Wortes „Evangelium“) verkündigen.
Das ewige Evangelium ist ein Evangelium, das unabhängig von einem bestimmten Zeitabschnitt ist. Es gilt immer und für jeden. Es richtet sich letztmalig an solche, „die auf der Erde ansässig sind“ ‒ zu welcher Gruppe sie auch immer gehören mögen ‒, dass sie sich bekehren, bevor die Gerichte Gottes losbrechen. Ein Engel hat keinen Anteil an der Erlösung, er kann jedoch eine gute Botschaft von allgemeiner Bedeutung weitergeben (vgl. Lk 2,9).
Wenn es allerdings um das Evangelium der Gnade geht, muss ein Engel einen Schritt zurücktreten. Das siehst du in der Begebenheit von Philippus und dem Kämmerer. Ein Engel brachte Philippus auf den Weg des Kämmerers, aber Philippus brachte dem Kämmerer das Evangelium der Gnade (Apg 8,26.35).
Lies noch einmal Offenbarung 14,1–6.
Frage oder Aufgabe: Welche Kennzeichen derer, die dem Lamm folgen, sind auch auf dich anwendbar?
7 - 13 Die Botschaften der ersten drei Engel
7 indem er mit lauter Stimme sprach: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und das Meer und die Wasserquellen. 8 Und ein anderer, zweiter Engel folgte und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, die von dem Wein der Wut ihrer Hurerei alle Nationen hat trinken lassen. 9 Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, 10 so wird auch er trinken von dem Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt in dem Kelch seines Zorns bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. 11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. 12 Hier ist das Ausharren der Heiligen, die die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren. 13 Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Schreibe: Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, spricht der Geist, damit sie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
V7. Das ewige Evangelium wird nicht undeutlich gemurmelt, sondern erklingt mit lauter Stimme. Es wird über allen Lärm auf der Erde hinaus erklingen. Der Inhalt des ewigen Evangeliums ist einfach: Gott fürchten, Ihm Ehre geben und Ihn anbeten. Die Notwendigkeit dieses Evangeliums ist ebenso einfach, nämlich dass die Stunde des Gerichtes Gottes gekommen ist. Bekehrung beginnt mit der Furcht Gottes (Lk 23,40). Gott ist der furchterregende Gott, der jede Sünde, jeden Ungehorsam und jede Rebellion bestrafen wird.
Sobald ein Mensch einsieht, dass er gegen Gott gesündigt hat, bekommt er Angst, denn dann entdeckt er, dass Gott ein zürnender Gott ist. Dann wird der, der von seinen Sünden überzeugt ist, Gott Ehre geben. Er wird erkennen, dass Gott gerecht ist, wenn Er ihn in die Hölle werfen würde und wenn Er die Welt insgesamt mit Katastrophen und Plagen heimsuchen würde. Jeder Mensch, der das anerkennt, kommt nicht ins Gericht, sondern geht vom Tod in das Leben über (Joh 5,24). Schließlich wird solch ein Mensch zu einem Anbeter Gottes werden, der ihm solch große Gnade geschenkt hat.
Gott wird hier als Schöpfer vorgestellt. Als Schöpfer hat Er das Recht auf die Verehrung seitens seiner Geschöpfe. Diese Anbetung wird während dieser Zeit auf der Erde das Tier fordern. Gott gibt seine Rechte jedoch niemals auf. Er ruft dazu auf, Ihn anzubeten, doch Er zwingt (noch) niemanden dazu.
V8. Dann erscheint wieder ein anderer Engel. Es ist ein „zweiter“ Engel. Das weist darauf hin, dass die Ereignisse nacheinander geschehen. Was dieser Engel ankündigt, unterstreicht die Notwendigkeit, dem Aufruf des ersten Engels Gehör zu schenken. Die Stunde des Gerichtes Gottes wird mit dem Gericht an Babylon eingeläutet. Es ist das große Babylon, weil es so groß von sich selbst dachte und weil es auch großen Einfluss auf die Völker hatte. Doch Gott macht dem ein Ende. Das Gericht an Babylon wird in diesem Buch in den Kapiteln 17 und 18 ausführlich beschrieben.
In den Wörtern „gefallen, gefallen“ hörst du das Echo der Prophezeiung Jesajas (Jes 21,9). Der Ruf des Engels bedeutet eine Warnung vor dem Gericht, das im Begriff steht zu kommen und dessen Ergebnis hier mitgeteilt wird. Gott richtet niemals, ohne zu warnen. Das soll Menschen davor bewahren, sich – überwältigt von der betörenden religiösen Schönheit und Pracht der Hure – in ihre Arme zu werfen.
Der überwältigende Reichtum und der weltliche Charme hat Babylon zu einem begehrten Partner für alle Völker gemacht. Weltliche Führer knüpfen gern Kontakte mit dem Vatikan. Sie trinken gern einen Schluck von dem Wein ihrer Hurerei. Sie meinten, Profit daraus zu ziehen, wenn sie sich dieser Hure anbiederten. Und man brauchte diese Hure nicht zu bezahlen, sondern sie selbst bezahlte für die Hurerei, die sie ausübte.
Doch sie werden ihre Liebeleien teuer bezahlen müssen. Sie machen sich nicht klar, dass sie mit dem Trinken dieses Weines den Zorn Gottes auf sich ziehen (Off 16,19; 17,2; Jer 51,7.8). So wie sie an ihrem Reichtum teilhaben wollten, so werden sie ihren Fall teilen. Wer sich nicht dem großen Babylon entzieht, wird von seinen Plagen empfangen (Off 18,3.4).
V9. Ein anderer, dritter Engel erscheint. Er verkündet mit lauter Stimme eine Botschaft für die, die sich dem Tier verpflichten, indem sie es anbeten und sein Malzeichen an ihre Stirn oder an ihre Hand annehmen. Diesen Menschen bist du in Kapitel 13 begegnet (Off 13,12.16). Hier bekommen Menschen, die das noch nicht getan haben, eine letzte Chance, sich zu bekehren. Gewarnt wird davor, das Malzeichen anzunehmen. Dazu müssen sie dem großen Druck, vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu werden, widerstehen.
V10. Wer trotz dieses letzten Aufrufs dabei bleibt, die Seite des Tieres zu wählen, wählt damit eine unbeschreibliche und endlose Qual. Es wird keinerlei Abschwächung des Zornes Gottes für die geben, die dem Tier ergeben sind. Sie werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm gequält werden (vgl. Lk 16,23–26), denn sie wurden von denen, die die größten Gottlosigkeiten ausgedacht und verübt haben, auf die abscheulichste Weise herausgefordert. Dies wird bei den heiligen Engeln und dem Lamm keinerlei Gefühle des Bedauerns hervorrufen.
Wer in Aufstand gegen den Himmel gelebt hat, wird neben der physischen Qual durch Feuer und Schwefel noch von etwas anderem gequält werden. Während diese Person die höllischen Qualen erleidet, werden beständig auch seelische Qualen ihr Teil sein, da sie in der Sphäre der heiligen Engel und in Gegenwart des Lammes hätte sein können.
V11. Zu der unsäglichen körperlichen und geistigen Qual kommt noch eine Qual hinzu, deren Schwere nicht in Worten ausgedrückt werden kann. Diese Qual besteht darin, dass diese Pein nie zu Ende kommen wird. Darüber hinaus wird es keinen einzigen Augenblick der Ruhe, keine Atempause in dieser Qual geben. Das ist eine nicht zu beschreibende Erschwernis dieses grauenhaften und unveränderlichen Zustandes. Außer dem tiefen Ernst enthält dieser Vers auch einen einfachen und schlagenden Beweis dafür, dass die Allversöhnung eine glatte Lüge ist.
V12. Die vorhergehenden beeindruckenden Warnungen an die Adresse der Ungläubigen sind für die Heiligen ein Ansporn, auszuharren. Zu diesem Ausharren wird ihnen der Gedanke verhelfen, dass man besser zeitlich durch das Tier gequält werden kann als ewig zusammen mit dem Tier. Statt an der allgemeinen Anbetung des Tieres teilzunehmen, leben sie in Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes und im Vertrauen auf Jesus. Die Autorität des Wortes Gottes und die Liebe zu dem Sohn bestimmen ihr Leben inmitten der von Satan beherrschten Umstände.
Es ist die Rede von „Jesus“ und nicht von „Herr Jesus“ oder „Jesus Christus“. „Jesus“ ist der Name, der an das Leben des Herrn Jesus in Niedrigkeit auf der Erde erinnert. Diese Heiligen schöpfen Kraft aus dem Beispiel seines Lebens auf der Erde. Er hat unter den Führern sowohl des politischen als auch des religiösen Tieres gelitten. Den Vertreter des Römischen Reiches erkennt man in Pilatus und den des abgefallenen Judentums in Herodes (Lk 23,12). Indem sie auf Jesus sehen, werden sie durch die größte Prüfung gehen können und nicht erliegen (Heb 12,1–3; Mt 24,13).
V13. Gott befiehlt Johannes, aufzuschreiben, dass die Heiligen, die ihr Leben durch die Mordsucht des Tieres verloren haben, nichts von der Glückseligkeit verlieren werden, die ihnen zugesichert worden ist. Die Erde fand, dass sie nichts anderes als den Tod verdienten; der Himmel hingegen nennt sie glückselig.
Sie sind „im Herrn gestorben“. Sie haben Ihn, der auf der Erde verworfen war, als ihren Herrn anerkannt und Ihm gedient. Damit haben sie Ihm den Platz gegeben, den Gott Ihm nach vollbrachtem Erlösungswerk bei seiner Rückkehr in den Himmel bereits gegeben hatte (Apg 2,36; Phil 2,11). Ihre Ehrerbietung Ihm gegenüber, die sie mit dem Tod bezahlten, belohnt Gott, indem Er ihnen einen Platz bei sich gibt. Der Ausdruck „von nun an“ macht deutlich, dass es um Gläubige geht, die während der großen Drangsal wegen ihres Zeugnisses getötet wurden.
Mit einem nachdrücklichen „Ja“, bestätigt der Geist, was Johannes über die Glückseligkeit der Toten im Herrn aufschreiben sollte. Die Stimme aus dem Himmel ist die Stimme des Geistes, der ebenfalls Gott ist. Der Geist wohnt dann nicht mehr auf der Erde, denn mit der Entrückung der Gemeinde hat auch der Geist die Erde verlassen. Wo die Gemeinde ist, wohnt auch der Geist (Joh 14,16; 1Kor 3,16; 2Thes 2,7). Die Situation wird dann wieder so sein, wie sie war, bevor die Gemeinde auf der Erde war. Damals wohnte der Geist nicht auf der Erde, sondern wirkte dort.
Nach dieser Bestätigung weist der Geist auf die Folgen ihres Sterbens hin. Sie ruhen. Nach all der Aufregung und der Verfolgung, der sie auf der Erde ausgesetzt waren, erleben sie nun eine wohltuende Ruhe. Was für ein Gegensatz zu der nie endenden Ruhelosigkeit derer, die in der ewigen Pein sind (Vers 11)! Noch einen kurzen Augenblick, dann werden die getöteten Heiligen auch noch Lohn für ihre Werke bekommen.
Ihre Werke des Glaubens sind nicht auf der Erde zurückgeblieben, sondern werden ihnen folgen. Die Werke all derer, die nach der Entrückung getötet wurden, werden von Gott ins Gedächtnis gebracht werden. Nichts wird vergessen sein. Sie werden die Belohnung aus den Händen des Herrn Jesus empfangen. Die Belohnung besteht darin, dass sie im Friedensreich mit Ihm herrschen dürfen. Zu Recht erklingt es: „Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun an!“
Lies noch einmal Offenbarung 14,7–13.
Frage oder Aufgabe: Welche Personen oder Personengruppen werden hier angesprochen?
14 - 20 Die beiden Ernten der Erde
14 Und ich sah: Und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich dem Sohn des Menschen, der auf seinem Haupt eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. 15 Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schicke deine Sichel und ernte; denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden. 16 Und der, der auf der Wolke saß, legte seine Sichel an die Erde, und die Erde wurde abgeerntet. 17 Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor, der in dem Himmel ist, und auch er hatte eine scharfe Sichel. 18 Und ein anderer Engel, der Gewalt über das Feuer hatte, kam aus dem Altar hervor, und er rief dem, der die scharfe Sichel hatte, mit lauter Stimme zu und sprach: Schicke deine scharfe Sichel und lies die Trauben des Weinstocks der Erde, denn seine Beeren sind reif geworden. 19 Und der Engel legte seine Sichel an die Erde und las die Trauben des Weinstocks der Erde und warf sie in die große Kelter des Grimmes Gottes. 20 Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und Blut ging aus der Kelter hervor bis an die Gebisse der Pferde, 1600 Stadien weit.
In den letzten Versen dieses Kapitels sehen wir zwei Szenen, die beide vom Gericht handeln. Beide Szenen stellen das Gericht im Bild einer Ernte vor. Die erste Szene zeigt das Gericht im Bild einer Weizenernte (Verse 14–16). Bei der zweiten Szene geht es um das Gericht im Bild einer Weinernte (Verse 17–20). Dass zwei Bilder verwendet werden, bedeutet also, dass das Gericht verschiedene Aspekte hat. Beide Szenen stehen im Zusammenhang mit der Wiederkunft des Herrn Jesus.
V14. Wir betrachten gemeinsam mit Johannes das erste Bild. Johannes sieht eine weiße Wolke. Weiß spricht von Reinheit, von Sauberkeit. So ist auch die Rede von einem weißen Pferd (Off 19,11) und einem großen weißen Thron (Off 20,11). Bei der Wolke kann man an die Wolke der Herrlichkeit denken, in der Gott in der Mitte seines Volkes Israel war. Die Wolke führte das Volk durch die Wüste und wohnte im Zelt der Zusammenkunft und später im Tempel (2Mo 40,35; 1Kön 8,10.11; vgl. Mt 17,5).
Anschließend nimmt Johannes eine Person wahr, jemanden wie den „Sohn des Menschen“ (Off 1,13; Dan 7,13). Das ist der Herr Jesus. Er sitzt auf der weißen Wolke, so wie Er auch auf dem weißen Pferd und dem großen weißen Thron sitzt. Absolute Reinheit ist eins seiner Kennzeichen bei der Ausübung des Gerichtes. Er erscheint in göttlicher, königlicher Herrlichkeit, vorgestellt in der goldenen Krone, die Er auf dem Haupt hat. Was für ein Gegensatz zu der Dornenkrone, die Er einmal auf der Erde trug. In seiner Hand hat Er eine scharfe Sichel. Das Instrument für die Ernte ist geschärft und bereit, in einer schwingenden Bewegung die Ernte abzuschneiden.
V15. Das Bild des Herrn Jesus auf der Wolke strahlt Ruhe aus. Er wartet auf die Zeit, wo Er zu handeln beginnt. Das Gericht ist Ihm gegeben, weil Er der Sohn des Menschen ist (Joh 5,27). Dann tritt aus der heiligen Gegenwart Gottes ein anderer Engel hervor, der ankündigt, dass die Stunde des Gerichtes gekommen ist. Das ist die Stunde, von der der Herr Jesus als Mensch nichts wusste, eine Stunde, die nur dem Vater bekannt war (Mk 13,32).
Der Grund für das Gericht wird ebenfalls genannt und ist klar. Alle Geduld ist nun zu Ende. Die Ernte der Erde ist nämlich überreif geworden. „Überreif“ hat möglicherweise die Bedeutung rot, was dann den unverbesserlich verdorbenen moralischen Zustand der Erde andeutet, sodass es vollkommen gerechtfertigt ist, das Gericht auszuführen. „Überreif“ zeigt auch, dass Gott ein Übermaß an Geduld gezeigt hat, bevor Er das Gericht kommen lässt.
V16. Nachdem angekündigt ist, dass die Stunde gekommen ist, beginnt der Herr Jesus zu handeln. Er legt seine Sichel an die Erde und mäht die Erde. Was geschieht hier nun? Um ein besseres Bild davon zu bekommen, solltest du kurz einen Blick auf das Gleichnis vom Unkraut (oder: Lolch) unter dem Weizen im Matthäusevangelium werfen (Mt 13,24–30.36–43). Dort siehst du, dass bei der Weizenernte unterschieden wird zwischen dem Lolch (das ist ein Unkraut, das dem Weizen sehr ähnelt) und dem Weizen. Wenn die Erntezeit gekommen ist – also der Augenblick, wo der Herr Jesus die Sichel an die Erde legt –, sagt der Sohn des Menschen zu seinen Engeln, dass sie alle Ärgernisse und die, die die Gesetzlosigkeit tun, zusammenlesen und in den Feuerofen werfen sollen.
Du siehst in dem Gleichnis einige Dinge, die die Szene des Mähens der Erde verdeutlichen. Der Herr Jesus führt das Gericht aus, aber Er tut das durch seine Engel. Die Weizenernte ist ein Bild der Trennung von Gut und Böse (vgl. Mt 3,12), doch die Betonung liegt hier auf dem Gericht über das Böse. In der Endzeit werden die Gerichte nicht auf einmal vollzogen; sie finden vielmehr während der gesamten Zeit der großen Drangsal von dreieinhalb Jahren statt. Während all dieser verschiedenen Gerichte gehen die Engel aus, um die Ungläubigen durch das Gericht wegzumähen. Sie sammeln das Unkraut (die gerichteten Ungläubigen) in Bündel. Der große Regisseur, Er, der letztlich alles bewirkt, ist der Mensch Jesus Christus.
V17. Nach diesen Handlungen wirst du Zeuge einer weiteren Szene, in der es um die Ausführung des Gerichtes geht. Das erkennt man an der scharfen Sichel, die – wie bei der vorherigen Szene – auch hier eine große Rolle spielt. Als Vorbote zu diesem Gericht erscheint wieder ein Engel aus dem Tempel, also aus der heiligen Gegenwart Gottes. Hier hat nicht der Herr Jesus die scharfe Sichel, sondern der Engel. So wie der Sohn des Menschen wartet auch er auf einen Befehl zum Handeln. Diesen Befehl bekommt er von einem anderen Engel, der nach ihm kommt.
V18. Der zweite Engel, der in dieser Szene erscheint, kommt nicht aus dem Tempel, sondern aus dem Altar. Dadurch wird der Altar zum Ausgangspunkt für dieses Gericht. Dass dieser Engel Macht über das Feuer hat, verstärkt den Gedanken an Gericht, denn Feuer hat fast immer mit der Ausübung von Gericht zu tun. Dem Altar bist du bereits früher begegnet. In Kapitel 6 hast du unter dem Altar Seelen von Märtyrern gesehen und hast sie um Rache rufen hören (Off 6,9.10). Ihr Ruf um Rache wird nun beantwortet. Auch in Kapitel 8 hast du den Altar in Verbindung mit Gericht gesehen (Off 8,5).
Der Altar ist im Alten Testament der Ort, wo die Opfer dargebracht wurden, ein Bild von dem wahren Opfer des Herrn Jesus. Das Opfer wurde vom Feuer verzehrt. So ist der Herr Jesus für jeden, der an Ihn glaubt, in dem Feuer des Gerichtes Gottes gewesen. Wer sein Opfer jedoch ablehnt, wird das Feuer des Gerichtes Gottes selbst erfahren müssen (Joh 3,36).
Der Engel aus dem Altar, der die Macht über das Feuer hat, gibt dem Engel mit der scharfen Sichel den Auftrag, die Trauben des Weinstocks der Erde zu lesen. Im Alten Testament stellt Gott sein Volk Israel u. a. als Weinstock vor (Ps 80,9.15.16; Jer 2,21; vgl. Jes 5,2–7). In diesem Bild zeigt Er seine Erwartung an sein Volk: Es soll auf eine Weise von Ihm zeugen, dass Er Frucht bekäme.
Diese Frucht würde in Freude bestehen (davon ist der Wein ein Bild), die Er in seinem Volk finden würde. Er hat alles getan, dass das Volk diese Frucht bringen konnte. Doch sein Volk hat die Frucht für sich gebraucht. Es hat nur an seine eigene Freude gedacht und nicht an das, was Gott von ihnen erwartete. Es hat sogar den Eigentümer verworfen und getötet (Mt 21,33–39).
Als der Herr Jesus auf die Erde kam, nahm Er als der wahre Weinstock (Joh 15,1) die Stelle dieses verdorbenen Weinstocks ein. Er wurde von seinem Volk verworfen. Danach ist ein neues Zeugnis auf der Erde entstanden, die Christenheit. Auch dieses neue Zeugnis sollte Gott Frucht bringen, sodass Er seine Freude daran fände. Alle, die mit dem wahren Weinstock, dem Herrn Jesus, verbunden sind und Leben aus Ihm haben, tragen Frucht für Gott.
Es gibt auch solche, die mit Ihm verbunden sind, aber keine Frucht tragen, denn sie haben kein Leben aus Ihm (Joh 15,2.6). Sie bekennen, Gottes Zeugnis auf der Erde zu sein und Ihm Frucht zu bringen, doch das ist nur Schein, unwahrhaftig und falsch. Sie bringen stinkende Früchte hervor, so wie früher Israel.
Wenn die Gemeinde entrückt ist, gibt es auf der Erde nur noch ein falsch-christliches Zeugnis. Dieses falsche christliche Zeugnis wird zusammen mit dem untreuen jüdischen Zeugnis mit der scharfen Sichel von der Erde abgeschnitten werden. Der Herr Jesus wird jedes falsche Bekenntnis richten, wenn sich der vollständige Abfall des falschen Bekenners erwiesen hat.
V19. Dieses Gericht ist anders als das Gericht, das im Bild der Weizenernte dargestellt wird. Hier wird nämlich nicht unterschieden: Die gesamte Ernte wird in die große Kelter geworfen. Der Zusatz „des Grimmes Gottes“ unterstreicht die Schwere dieses Gerichtes. Sein Grimm gilt vor allem solchen, die dem Namen nach mit Ihm in Verbindung stehen, Ihn jedoch in Wirklichkeit verleugnen (2Tim 3,5). Gott verabscheut nichts mehr als Heuchelei. Er wartet hier daher auch nicht, bis die Trauben überreif geworden sind, wie bei der Weizenernte. Wenn die Ernte reif ist, kommt das Gericht.
Die Bosheit des untreuen Zeugnisses ist groß (Joel 4,13). Deshalb ist der Ort des Gerichtes groß (die große Kelter), an dem Gott seinen heftigen Zorn losbrechen lassen wird (Jes 63,1–6). Die große Kelter ist das Tal von Harmagedon (Off 16,16), wo die Völker versammelt sind, um gegen Gott und seinen Gesalbten zu kämpfen (Ps 2,2).
V20. Die Kelter liegt außerhalb der Stadt. Das bedeutet, dass das Gericht außerhalb von Jerusalem stattfindet. Um dir einen Eindruck von der Schrecklichkeit des Gerichtes zu geben, heißt es hier, wie hoch das Blut ansteigt und wie weit es reicht. Das Blut derer, die getötet werden, spritzt bis an die Gebisse Pferde und füllt das ganze Land. Die Länge von 1600 Stadien – das sind ungefähr 300 Kilometer – ist die Länge des Landes Israel von Dan im Norden bis Beerseba im Süden.
Dieses Gericht ist einerseits die Erfüllung des Rufes: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“ (Mt 27,25). Andererseits bedeutet es die Reinigung des Landes vom Blut des Herrn Jesus, den sie einmal getötet haben (4Mo 35,33). Gott erfüllt sein Wort, sowohl seine Verheißungen als auch die Vorhersagen der Gerichte.
Lies noch einmal Offenbarung 14,14–20.
Frage oder Aufgabe: Was sind die Unterschiede zwischen den beiden Ernten?