1 - 4 Erste, zweite und dritte Schale
1 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel zu den sieben Engeln sagen: Geht hin und gießt die sieben Schalen des Grimmes Gottes auf die Erde aus. 2 Und der erste ging hin und goss seine Schale auf die Erde aus; und es kam ein böses und schlimmes Geschwür an die Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten. 3 Und der zweite goss seine Schale auf das Meer aus; und es wurde zu Blut, wie von einem Toten, und jede lebendige Seele starb, alles, was in dem Meer war. 4 Und der dritte goss seine Schale auf die Ströme und auf die Wasserquellen aus, und sie wurden zu Blut.
V1. Johannes hört, wie aus dem mit Rauch erfüllten Tempel eine laute Stimme ertönt. „Laute Stimme“ ist buchstäblich „große Stimme“. In diesem Kapitel kommt das Wort „groß“ häufig vor (Verse 9.12.14.18.19.21). Die Ungerechtigkeit ist groß und der Zorn Gottes ist groß. Groß und umfangreich ist der Bereich der Ungerechtigkeit, groß und schwer sind auch die Mittel des Zornes Gottes.
Die laute Stimme gibt den sieben Engeln den Befehl, zum Handeln überzugehen. Sie müssen hingehen, jeder zu dem Bereich auf der Erde, der ihm zugewiesen ist. Dort müssen sie ihre Schalen, die mit dem Grimm Gottes gefüllt sind, ausgießen. Der Inhalt wird plötzlich und vollständig über die Gegenstände des Grimmes Gottes ausgegossen. Der Zorn Gottes äußert sich hier gewissermaßen nicht mehr in einem Klaps mit dem Stock, um ein verkehrtes Handeln zu korrigieren, sondern in einem vollständigen und plötzlichen Gericht, das das Böse niederschlägt.
Eine Schale nach der anderen wird mit jeweils einer einzigen Bewegung geleert. Die Plagen folgen mit großer Schnelligkeit aufeinander. Wahrscheinlich werden diese nichts und niemanden verschonenden Gerichte innerhalb weniger Tage abgeschlossen sein. Sie werden auch nicht mehr angekündigt, wie das bei den beiden früheren Serien (Siegel und Posaunen) der Fall war. Sie kommen ohne Vorwarnung, denn Gott hat häufig genug gewarnt (Spr 29,1).
V2. Die ersten vier Schalengerichte haben viel Ähnlichkeit mit den ersten vier Posaunengerichten in Kapitel 8. Die Plagen der ersten vier Schalen treffen dieselben Bereiche wie die der ersten vier Posaunen. Der Unterschied ist jedoch, dass die Posaunengerichte sich auf einen beschränkten Teil der Erde (ein Drittel) bezogen, während die Schalengerichte diese Beschränkung nicht kennen.
Um die Schnelligkeit, in der gehandelt wird, zu betonen, steht hier nicht, dass der erste Engel hinging, sondern nur: „Und der erste ging hin.“ Das findest du auch in allen folgenden Fällen. Der erste gießt seine Schale auf die Erde aus. Das ist nicht die Erde in der ausgedehnten Bedeutung von Vers 1, sondern in der begrenzten Bedeutung von „das Trockene“, weil danach auch von anderen Bereichen auf der Erde die Rede ist (Meer, Ströme).
Nachdem der Engel seine Schale ausgegossen hat, werden die Auswirkungen sofort sichtbar. Die Menschen, die mit dem Tier verbunden sind und ihm Ehre geben, bekommen als Kennzeichen ein scheußliches, unheilbares Geschwür. Das wird kein kleines Geschwür sein, auf das man ein Pflaster klebt, sondern ein riesiges, auffälliges Geschwür, das nicht behandelt werden kann. Bei einem Geschwür tritt die innere Unreinheit nach außen. Das ist mit Schmerzen verbunden; die äußere Schönheit verschwindet, es bleibt nur abstoßende Hässlichkeit.
Für Menschen, die alles für einen perfekten Körper opfern, sowohl was die Gesundheit als auch was die Figur betrifft, ist das eine riesige Katastrophe. Sie haben alles getan, um ihren Körper in Topform zu halten. Nun wird durch eine Handlung des Grimmes Gottes ihr Körper zu einem Wrack, zu einem armseligen Inbegriff von Elend und Schmerz. So wie einst Satan Hiob mit bösen Geschwüren schlug (Hiob 2,7), so schlägt Gott nun die Anhänger des Tieres damit (vgl. 2Mo 9,10; 5Mo 28,27.35).
V3. Ohne einen erneuten Befehl vom Himmel her – der Befehl in Vers 1 ist ein Befehl an alle sieben Engel – gießt der zweite Engel seine Schale aus. Der Bereich, der ihm zugewiesen ist, ist das Meer. Das Ausgießen seiner Schale hat die unmittelbare Folge, dass das Meer zu Blut wird. Es ist jedoch kein Blut, das fließt, worin Bewegung noch möglich wäre, sondern es ist erstarrt. Bei einem Toten fließt das Blut nicht mehr. Das Meer verwandelt sich in eine erstarrte Masse. Nichts, was darin lebt, kann sich noch bewegen, sondern stirbt auf der Stelle. Der entsprechende Gestank wird unerträglich sein (vgl. 2Mo 7,19–21).
In der geistlichen Anwendung kann man das Meer als Symbol für alle Völker sehen, wo es ungeordnet zugeht (im Gegensatz zu der Erde als Symbol für ein geordnetes Ganzes). Jeder lebt für sich, Autorität wird nicht anerkannt. Beim Ausgießen der zweiten Schale wird dieses Verhalten zu einer Plage. Jeder wird so unabhängig, dass es nicht mehr möglich ist, ihn zu erreichen oder dass er einen anderen erreicht. Als Folge der vollständigen geistigen Abstumpfung ist jede Kommunikation tot. Es herrscht Einsamkeit. Die Menschen waren bereits geistlich tot, was ihre Beziehung zu Gott betrifft, nun ist der Tod auch in der Gemeinschaft mit dem Nächsten eingetreten.
V4. Wenn es noch etwas Hoffnung gäbe, dass die Flüsse dem Meer frisches Wasser zuführen würden und das Meer dadurch wieder leben könnte, so wird diese Hoffnung durch den dritten Engel zunichte gemacht. Die Schale, die er ausgießt, trifft die Flüsse, sodass sie zu Blut werden. Auch die unabhängigen Wasserquellen erleiden dieses Schicksal. Man kann kein Wasser schöpfen, um sich selbst zu erfrischen oder um anderswo Erfrischung hinzubringen.
Alles Wasser ist in Blut verwandelt. Jede Möglichkeit, Leben dorthin zu bringen, wo der Tod ist, wird abgeschnitten. Der Tod fügt dem Tod hinzu; er herrscht und fordert immer mehr Opfer. Wenn der Mensch von Gott und von seinem Nächsten getrennt ist, ist er voll und ganz unter dem Einfluss des Todes, ohne jede Alternative.
Lies noch einmal Offenbarung 16,1–4.
Frage oder Aufgabe: Was findest du erschütternd an der Beschreibung der Engel und der Gerichte, die sie ausüben?
5 - 11 Zeugnis, vierte und fünfte Schale
5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast. 6 Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert. 7 Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte. 8 Und der vierte goss seine Schale auf die Sonne aus; und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen. 9 Und die Menschen wurden von großer Hitze versengt; und sie lästerten den Namen Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben. 10 Und der fünfte goss seine Schale auf den Thron des Tieres aus; und sein Reich wurde verfinstert; und sie zerbissen ihre Zungen wegen der Qual, 11 und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und wegen ihrer Geschwüre, und sie taten nicht Buße von ihren Werken.
V5. Nachdem der dritte seine Schale ausgegossen hat und bevor der vierte seine Schale ausgießt, ertönt die Stimme eines anderen Engels. Er wird genauer als Engel der Wasser bezeichnet. Die Wasser scheinen der Bereich zu sein, den Gott ihm zum Handeln zugeteilt hat (vgl. Off 7,1; 14,18). Dadurch wird er in besonderer Weise mit dem zweiten und dem dritten Engel in Verbindung stehen. Der Engel spricht zu Gott und sagt Ihm, dass seine Gerichte beweisen, dass Er gerecht ist. Er bestätigt die Rechtmäßigkeit.
Er bestätigt auch, dass aus den Gerichten Gottes zu erkennen ist, dass Er ist, wie Er immer war: der Heilige. Gottes Gerichte über die Welt am Ende der Geschichte sind nicht anders als seine Gerichte am Anfang der Welt, wie bei der Sintflut und über Ägypten. Er ist kein launischer Herrscher, der beständig seine Normen ändert. In seinen Gerichten ist Er vollkommen konsequent.
V6. In den Schalengerichten handelt Gott nach dem „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Prinzip (5Mo 19,21). Man kann auch sagen, dass der Mensch das erntet, was er gesät hat (Gal 6,7). Der Engel bringt das mit der Feststellung zum Ausdruck, dass die, die Blut vergossen haben, in den beiden vorhergehenden Gerichten Blut zu trinken bekommen haben. Wie sie Blut vergossen haben, so ist aus den Schalen das Blut hervorgekommen, das ihren Tod verursachte.
Der Ausdruck „sie sind es wert“ wird in positivem Sinn (Off 3,4; vgl. Lk 20,35), aber auch in negativem Sinn gebraucht. Auch das Gericht trifft jemanden, weil er „es wert“ ist. Wer Blut von Heiligen und Propheten vergossen hat, hat deutlich zu erkennen gegeben, dass er alles hasst, was von Gott ist (Heilige) und was an Ihn erinnert (Propheten). Damit hat er sich von jedem Segen ausgeschlossen, den Gott durch seine Heiligen und Propheten noch gab. Wenn man so handelt, macht man sich selbst des Gerichtes wert.
In geistlicher Hinsicht ließ Gott seinen Segen durch seine Propheten zu seinem Volk kommen. Doch sie verwarfen diese „Ströme“, und dadurch wurden sie in Blut verwandelt. Auch jetzt werden alle „Ströme“ verworfen und sie werden zu Strömen von Blut. Das Wort Gottes und seine Gebote sind zum Segen gegeben. Doch die Menschen wollen damit nichts zu tun haben.
Die Folge ist, dass sich Selbstlosigkeit in Geltungsdrang verwandelt, Unterordnung von Kindern gegenüber den Eltern in Auflehnung. Die ausschließliche Liebe des Mannes zu seiner Frau in der Ehe wird als einengend empfunden, daher lebt man in alternativen Formen wie dem Zusammenleben und homosexuellen Beziehungen. Die Unterordnung der Frau ist Sklaverei, wogegen sich der Feminismus wendet. Euthanasie wird zu einer Form des Respektes vor älteren Menschen; Abtreibung geschieht aus Achtung vor dem Leben. Gehorsam gegenüber Obrigkeiten und Unterordnung der Arbeitnehmer ersetzt man durch Forderungen. Alle Tugenden Gottes sind ein Gräuel für den modernen, unabhängigen Menschen. Gott wird sie entsprechend richten.
V7. Nach den Worten des Engels der Wasser hört Johannes, wie auch der Altar mit einem „Ja“ beipflichtet, dass die Gerichte Gottes gerecht sind. Der Altar richtet sich an den Herrn Jesus, dem das ganze Gericht gegeben ist (Joh 5,22.23) und der zugleich Gott, der Allmächtige, ist. Dieser Altar ist ein Hinweis auf das Opfer des Herrn Jesus und auf die Erlösung aller Gläubigen. Die Gerechtigkeit Gottes ist nirgends deutlicher zu sehen als im Opfer des Herrn Jesus. Er erlitt das Gericht für die Sünden all derer, die an Ihn glauben. Daher sind sie frei von den Gerichten, die die Erde als eine Plage treffen werden. Doch alle, die sein Opfer abgelehnt haben, werden von der Plage getroffen und dadurch umkommen. Von dem Altar geht die ernste Botschaft aus, dass das Gericht Gottes an den hartnäckigen Ungläubigen gleichermaßen wahrhaftig und gerecht ist wie das Gericht, das den Herrn Jesus für die traf, die an Ihn glauben.
V8. Danach erstreckt sich der Grimm Gottes auf die Sonne, über die der vierte Engel seine Schale ausgießt. Die Folge ist, dass die Sonne so heiß scheint, dass ihre Strahlen zu einem Feuer werden, das die Menschen versengt (vgl. Mal 3,19). Dagegen hilft kein Sonnenschutzmittel, wie hoch der Schutzfaktor auch sein mag. Dieses Feuer ist ein Vorbote der Hölle.
Geistlich angewandt, stellt die Sonne große Machthaber dar. „Die Menschen“ sind die Ungläubigen. Während der großen Drangsal sind diese Machthaber Gott feindlich gesinnt. Während die Menschen dachten, dass diese Mächtigen das Beste für sie im Sinn hatten, werden sie sich durch die vierte Schale in rücksichtslose Tyrannen verwandeln, die sich gegen ihre Untertanen stellen und sie mit satanischem Vergnügen verfolgen und verzehren. Das sanfte Joch dessen, der gesagt hat, dass Er sanftmütig und von Herzen demütig ist, wollten sie nicht. Jetzt bekommen sie ein eisernes Joch auferlegt, das sie ohne Mitleid niederdrückt (vgl. 5Mo 28,48)
V9. Die Hitze wird enorme Schmerzen verursachen. Sie wissen, dass die Plagen von Gott kommen, und werden nicht mehr versuchen, eine natürliche Erklärung dafür zu finden, wie es heutzutage bei allen Naturkatastrophen geschieht. Die Menschen wollen jedoch nicht zugeben, dass Gott durch Naturkatastrophen eine deutliche Sprache zu ihnen spricht, damit sie sich bekehren. Enorme körperliche Schmerzen oder heftige innere Qualen oder beides werden sie zu Gott treiben, jedoch nicht mit Reue über ihre Sünden, sondern um Ihn zu lästern. Gegen besseres Wissen geben sie Ihm die Schuld an allem Unheil.
Ihr Hass gegen Gott tritt in diesen dramatischen Umständen in aller Heftigkeit zu Tage. Sie sind durch das Tier derart indoktriniert und einer Gehirnwäsche unterzogen worden, dass ihn nicht in den Sinn kommt, Gott Ehre zu geben. Die Propaganda des Tieres (Off 13,6) hat ihr verheerendes Werk in seinen Anhängern getan. Sie wollten sich niemals bekehren und wollen das auch jetzt nicht. Die zukünftige Propaganda des Tieres wirft ihre Schatten voraus. Durch Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet werden immer mehr Ausdrücke und Programme gelandet, in denen die Abkehr von Gott enthalten ist. Wer das Evangelium predigt, erlebt, dass die Menschen immer härter und unerreichbarer werden.
V10. Der fünfte Engel gießt seine Schale auf den Thron des Tieres aus, das heißt auf das Zentrum seiner Macht. Die Folge ist eine Finsternis, die sich von diesem Zentrum aus auf sein gesamtes Reich ausbreitet. Die Finsternis erinnert an die Finsternis in Ägypten: die neunte und vorletzte Plage. Bei völliger Finsternis ist es unmöglich, einen Schritt zu tun, weil es keinerlei Orientierung und Kommunikation gibt. In dieser Finsternis ist der Mensch vollständig sich selbst überlassen. Er weiß nicht, wo er ist, sieht keinen Ausweg und findet nirgendwo Hilfe.
In dieser Finsternis gibt es für die Menschen keine Ablenkung von den Schmerzen, die sie plagen. In großer Verzweiflung und gleichzeitig in ungezügeltem Hass zerbeißen sie ihre Zungen vor Qual. Bereits früher hatten sie hochmütig die Frage gestellt, wer mit dem Tier zu kämpfen vermöchte (Off 13,4, vgl. Off 19,19). Hier ist die Antwort Gottes.
Das Tier hatte seinen Thron von dem Drachen, das ist der Satan, empfangen (Off 13,2). Es schien so, dass mit der äußerst hohen Intelligenz des Tieres, mit seinem Wissen und seiner Erkenntnis das Licht auf die Welt und die Wirtschaft wieder hell zu scheinen anfing. Alle bedrückenden christlichen Wahrheiten wurden als Finsternis abgelehnt. Doch hier ist die Zeit gekommen, dass Gott all das Prahlen über höheres Licht und höhere Erkenntnis nicht nur in den Schatten stellt, sondern vollständig in Finsternis hüllt.
Wenn Gott die Wahrheit ans Licht bringt, bedeutet das Finsternis für alle, die Ihn abgelehnt haben. Er macht das Licht, das verworfen wurde, zur Finsternis (Mt 6,23). Sie werden nicht wissen, wo sie sind oder wohin sie sollen. Sie werden auch keinen einzigen Nächsten mehr sehen. In dieser völligen Isolation ist die Seele mit sich allein und verzehrt sich in Hass, Neid, Bitterkeit und Galle.
V11. Die Qualen und Geschwüre sind für die Menschen der Grund, Gott zu lästern. Sie geben Ihm die Schuld daran. Statt sich zu bekehren, halten sie an ihren sündigen Taten fest. Psychologen und Politiker veranstalten vielleicht noch Konferenzen, um ihre Reaktionen zu erklären. Jede Erklärung, und sei sie noch so unlogisch, ist besser, als anzuerkennen, dass man ein Sünder ist und sich bekehren muss. Sie wollen nichts von ihrem ausschweifenden Leben aufgeben und entscheiden sich lieber dafür, mit dem Tier unterzugehen, als sich unter diese letzten Plagen Gottes zu beugen.
Lies noch einmal Offenbarung 16,5–11.
Frage oder Aufgabe: Warum bekehren sich die Menschen nicht, obwohl sie doch so durch die Gerichte Gottes gequält werden?
12 - 21 Sechste und siebte Schale
12 Und der sechste goss seine Schale auf den großen Strom, den Euphrat, aus; und sein Wasser versiegte, damit der Weg der Könige bereitet würde, die von Sonnenaufgang her kommen. 13 Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche; 14 denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, um sie zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen. 15 (Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergehe und man seine Schande sehe!) 16 Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt. 17 Und der siebte goss seine Schale in die Luft aus; und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel hervor, von dem Thron her, die sprach: Es ist geschehen. 18 Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner; und ein großes Erdbeben geschah, wie es nicht geschehen ist, seitdem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so groß. 19 Und die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen, und Babylon, die große, kam ins Gedächtnis vor Gott, dass ihr der Kelch des Weines des Grimmes seines Zornes gegeben werde. 20 Und jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden. 21 Und große Hagelsteine, wie ein Talent schwer, fallen aus dem Himmel auf die Menschen herab; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß.
V12. Nun ist der sechste Engel an der Reihe, seine Schale auszugießen. Das Ziel des Inhalts seiner Schale ist der große Strom, der Euphrat. Er ist die natürliche Grenze zwischen Ost und West. Mit dieser Plage wird der Euphrat trockengelegt. Dadurch wird der Weg für Mächte aus dem Osten („die von Sonnenaufgang her kommen“) frei gemacht für den Angriff auf die Armeen des wiederhergestellten Römischen Reiches. Dabei kannst du an Länder wie Indien, Indonesien, China und Japan denken. Die Lage ist dann so, dass die westeuropäischen Heere Israel zu Hilfe geeilt sind, weil Israel vom König des Nordens bedroht wird.
V13. In diesem Augenblick bekommt Johannes Einblick in das geheime Handeln der Dreieinheit der Gottlosigkeit: des Drachen, des Tieres und des falschen Propheten. Aus dem Mund eines jeden von ihnen kommt ein unreiner Geist. Diese Geister sehen wie Frösche aus. „Aus dem Mund“ bedeutet, dass sie Propaganda treiben. Der Inhalt der Propaganda ist unrein. Der Frosch als Symbol eignet sich sehr, weil er in Israel als unreines Tier galt (3Mo 11,10.41). Frösche werden in der Schrift nur noch in Verbindung mit der zweiten Plage über Ägypten erwähnt (2Mo 8,2–11; Ps 78,45; 105,30). Sie kommen aus dem Morast und lassen sich vor allem in der Dunkelheit der Nacht hören, was auch wieder zu diesem Symbol dämonisch inspirierter Propaganda passt.
Unreinheit ist zu einem Markenzeichen geworden. Mit der Unreinheit werden große Summen Geld verdient. Die vielen Millionen (!) pornografischen Internetseiten, deren Zahl täglich zunimmt, beweisen, dass die Menschen ausgerechnet für diese Art von Propaganda empfänglich sind. Die Reklamewelt ist damit vergiftet. Dass die anti-göttliche Dreieinheit diese Form von Propaganda wählt, macht deutlich, wie sehr der Mensch zu einem Wesen verkommen ist, das nur noch für die Lustbefriedigung lebt.
V14. Versprich den Menschen ungehemmte Freiheiten, und sie sind für die Sache gegen Gott und seinen Christus gewonnen. Mit dieser Botschaft machen sich die Geister von Dämonen – denn die unreinen Geister sind Dämonen – auf den Weg und an die Arbeit. Sie werden Zeichen tun, wodurch ihre Botschaft noch besser Eingang findet. Ihre Mission besteht darin, die Könige des ganzen Erdkreises für ihr Vorhaben zu gewinnen, und das ist: Krieg gegen Gott und seinen Christus. Doch schlau und lügnerisch, wie Dämonen immer sind, werden sie ihren Plan sicherlich anders präsentieren, vielleicht als eine Friedensmission. Muss es im Nahen Osten nicht Frieden geben?
V15. Die dunkle Szene wird von einem Wort des Herrn Jesus an die Gläubigen unterbrochen, die vor dem Tier auf der Flucht sind. Diese Äußerung soll sie in jener turbulenten Zeit anspornen, den Herrn weiter zu erwarten und zu wachen. Sie sollen sich durch all die Ereignisse und vor allem durch die irreführende Sprache nicht verführen lassen. Für die, die nicht auf sein Wiederkommen vorbereitet sind, kommt der Herr wie ein Dieb, das heißt unerwartet und unerwünscht.
Zum dritten Mal in diesem Buch ist ein „Glückselig“ zu vernehmen. Es soll den lebenden Heiligen zum Trost und zur Ermutigung dienen. Während die Menschen sich unter dem Einfluss der „Frösche“ beständig schamloser kleiden und verhalten, unterscheiden die Heiligen sich von ihnen, indem sie sich ehrbar kleiden und verhalten. Geistlich angewandt, gehen die Menschen der Welt nackt einher, das bedeutet, dass jeder sehen kann, wozu das Fleisch in der Lage ist. Die Gläubigen haben die Kleider des Heils empfangen, sodass das Fleisch im Tod gehalten werden kann.
V16. Mit dem Wörtchen „Und“ wird der Faden wieder aufgenommen: Die Armeen werden versammelt (Vers 14). Hier siehst du, dass es in Wirklichkeit Gott ist, der die Armeen versammelt, und nicht die Geister von Dämonen in Vers 14, die meinen, dass sie durch ihre Verführung dies selbst so organisiert hätten. Der Ort, wo diese Armeen versammelt werden, wird mit seinem hebräischen Namen genannt. Harmagedon bedeutet daher auch „Berg der Truppensammlung“. Dort wird der Herr Jesus die westeuropäischen Armeen schlagen. Dieser Krieg wird in Kapitel 19 beschrieben (Off 19,19–21).
V17. Schließlich ist der siebte und letzte Engel an der Reihe. Während der vorhergehenden Schalengerichte wurde das gesamte Zusammenleben in all seinen Bereichen zerstört. Ein Bereich ist noch übrig geblieben: die Luft. Darauf wird die letzte Schale ausgegossen. Die Luft, die die Menschen einatmen, wird erstickend sein, die Atmung schwer und beengt.
Geistlich gesehen ist die Luft der Bereich, die von Satan beherrscht wird (Eph 2,2). Die geistige Luft, die die Menschen einatmen, wird dann völlig unter dem Gericht Gottes sein. Alle menschlichen Beziehungen, wie sie auch die gottlosesten Menschen nötig haben, um einigermaßen sinnvoll existieren zu können (Freunde, Arbeitsbereich, Familie), werden verschwinden. Es bleibt nichts anderes übrig als hoffnungslose Einsamkeit in einer hoffnungslosen Umgebung, ohne irgendeine Aussicht auf Änderung. Es ist gleichsam ein Vorgeschmack der Hölle.
Damit sind die Gerichte Gottes zu Ende gekommen. Eine laute Stimme kündigt an, dass der Heiligkeit Gottes (die Stimme kommt aus dem Tempel) und der Gerechtigkeit Gottes (die Stimme kommt von dem Thron her) vollkommene Genüge geschehen sind. Mit einem „Es ist geschehen“ wird angezeigt, dass alle Pläne Gottes, die Er mit seinen Gerichten verfolgte, erfüllt sind. Es gibt nichts mehr, was noch gerichtet werden müsste.
V18. Nun folgt noch eine Beschreibung der Erscheinungen, die das Ausgießen der siebten Schale begleiten, und der Folgen davon. Blitze unterstreichen, dass das Gericht aus dem Himmel kommt, dass es plötzlich erfolgt und nicht aufgehalten werden kann. Die Blitze werden begleitet von Stimmen und Donnern. Donner weisen auf das mächtige Reden Gottes im Gericht hin.
Dieses beeindruckende Reden aus dem Himmel findet auf der Erde seinen Widerhall in einem Erdbeben, so stark, dass es alle bisherigen Erdbeben in den Schatten stellt (Hag 2,7). Dieses letzte Erdbeben wird allem, was dem Menschen noch einige Sicherheit bot, ein radikales Ende bereiten.
V19. Das Erdbeben wird alle Lebensräume treffen, wo auch immer sich Menschen befinden mögen. Zunächst wird die große Stadt genannt. Welche Stadt damit gemeint ist, ist nicht ganz eindeutig. Manche Ausleger denken an das politische Rom, andere an Jerusalem (Sach 13,8.9). Es gibt zwei Hinweise, die m. E. besonders dafür sprechen, dabei an Jerusalem zu denken. Erstens ist Jerusalem schon einmal so genannt worden (Off 11,8). Zweitens wird hier gesagt, dass die Stadt in drei Teile geteilt wurde, was bedeutet, dass die Stadt nicht vollständig zerstört wird, sondern teilweise verschont bleibt (Sach 1,17).
Die Städte der Nationen sind alles Städte außerhalb Israels. Es sind die Lebensgemeinschaften von Menschen. In der Vergangenheit wurden solche Städte nach Katastrophen immer wieder aufgebaut. Das wird hier nicht der Fall sein. Jeder Widerstand der menschlichen Zivilisation gegen die Herrschaft des Himmels hat sich als Fehlschlag erwiesen. Schließlich bricht jede Lebensgemeinschaft vollständig zusammen.
Als letzte Stadt wird Babylon genannt. Da haben wir das religiöse Rom, die geistliche Macht, das System, das einer gottlosen Gesamtheit Religiosität verschaffte. Diese Stadt kommt gesondert ins Gedächtnis vor Gott, und zwar als ein System, auf das der Zorn Gottes sich ergießt. Babylon, das römisch-katholische System, hat sich angemaßt, Gottes Stellvertreter auf der Erde zu sein, und hat damit am meisten den Namen Gottes entehrt.
V20. Auch die Orte, wohin Menschen geflohen sind, um all den Katastrophen zu entkommen, gehen in dem Erdbeben unter. Es wird keinen Zufluchtsort mehr geben. Alle dann noch lebenden Menschen, die möglicherweise unterwegs zu einer Insel oder zu einem Berg sind und so zu entkommen suchen, werden dem abschließenden Teil der letzten Plage ausgesetzt sein.
V21. Die letzte Auswirkung der siebten Schale ist ein tödlicher Hagel aus dem Himmel (Hiob 38,22.23). Das Gewicht der Hagelsteine wird genannt. Umgerechnet ist das Gewicht eines Hagelsteins ungefähr 50 kg. Die letzten Tropfen aus der letzten Schale nehmen die Form dieser riesigen Hagelsteine an, die mit großer Geschwindigkeit und zerstörerischer Wucht auf die Menschen niedergehen.
Von Geschwüren gequält, von der Sonne verbrannt, in Finsternis eingehüllt, durch ein schweres Erdbeben jedes Halts beraubt und von einem beispiellosen Hagel getroffen, ist die einzige Antwort des verhärteten Menschen, dass er Gott lästert. Hier wird nicht mehr gesagt, dass die Menschen keine Buße taten (Verse 9.11). Unter Fluchen strecken sie ihre geballte Faust gegen den Himmel und sinken so in den Tod hinab.
Lies noch einmal Offenbarung 16,12–21.
Frage oder Aufgabe: Welche Warnungen enthalten die beiden letzten Schalengerichte für dich?