Einleitung
Die Ereignisse in 1. Chronika 11–20 finden in der Zeit von 1003-995 v. Chr. statt. In dieser Zeit entwickelt sich David zur Höhe seiner Macht. Alles, was geschah, bevor das Volk zu David nach Hebron kommt, wird stillschweigend ignoriert. Die Fehler und Leiden Davids werden nicht erwähnt. Die Geschichte beginnt mit der Darstellung dessen, was die Kraft und Herrlichkeit des Königreichs Davids ausmacht. Wir können diese Geschichten mit der zukünftigen Etablierung der Macht Christi, des Sohnes Davids, auf der Erde verbinden.
1 - 3 David wird zum König über Israel gesalbt
1 Und ganz Israel versammelte sich zu David nach Hebron, und sie sprachen: Siehe, wir sind dein Gebein und dein Fleisch. 2 Schon früher, schon als Saul König war, bist du es gewesen, der Israel aus- und einführte; und der HERR, dein Gott, hat zu dir gesagt: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst sein über mein Volk Israel. 3 Und alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron, und David schloss einen Bund mit ihnen in Hebron, vor dem HERRN; und sie salbten David zum König über Israel, nach dem Wort des HERRN durch Samuel.
Hier kommt ganz Israel auf einmal, um David zum König zu machen, und nicht, wie in 2. Samuel beschrieben, zuerst die beiden Stämme und danach alle Stämme (2Sam 2,4; 2Sam 5,1). Von nun an bis zum Ende dieses Buches (1. Chronika 11–29) geht es um David. Das ganze Volk erkennt an, dass es sein Gebein und sein Fleisch ist. Daran können wir erkennen, was das neutestamentliche Volk Gottes, die Gemeinde, zu Christus im Bewusstsein seiner innigen Gemeinschaft mit Ihm sagen kann. In Hebräer 2 wird diese Verbundenheit durch den Herrn Jesus zum Ausdruck gebracht (Heb 2,11–14). Unsere Vereinigung mit Ihm wurde möglich, weil Er „Blutes und Fleisches teilhaftig … daran teilgenommen“ hat (Heb 2,14), aber „ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15).
Es wird daran erinnert, was David in der Vergangenheit für das Volk getan hat, als Saul noch König über sie war (Vers 2). Wir sehen hier ein Bild davon, was der Herr Jesus früher in unserem Leben getan hat. Er sorgte dafür, dass wir nicht unter der Herrschaft von Satan und dem Fleisch, von dem Saul ein Bild ist, umgekommen sind. Als Saul regierte, kam der wahre Segen tatsächlich von David.
David war es, der das Volk „aus- und einführte“. Dies erinnert an die Worte des Herrn Jesus, die Er als der gute Hirte spricht (Joh 10,9). Deshalb ist es gut zu sehen, dass der HERR, der Gott Davids, will, dass David zu allererst ein Hirte für sein Volk ist. Danach und deswegen kann er auch König sein. Dies gilt in vollkommener Weise für den wahren David, den Herrn Jesus (Hes 34,23.24; 37,24).
Die Priorität ist die Fürsorge für das Volk Gottes, danach kommt die Regierung. Zuerst ein Hirte sein, dann König werden. So ist es auch im Leben des Herrn Jesus. Er ist jetzt der gute Hirte, während Er in Kürze auch öffentlich sein Königtum ausüben wird. Für uns gehört es zusammen. Wir werden seine Herrschaft über unser Leben schon deshalb gerne anerkennen, weil Er als der gute Hirte sein Leben für uns gegeben hat und uns auch als oberster Hirte jeden Tag versorgt. Sicherlich gibt es niemanden, dem wir uns lieber unterwerfen würden als jemandem, der sich auf diese Weise für uns hingegeben hat und der sich Tag für Tag um uns kümmert?
Daraus lässt sich für alle, die eine gewisse Autorität über andere haben, viel lernen. Wir können an die Einstellung eines Mannes gegenüber seiner Frau und über die Einstellung der Eltern zu ihren Kindern denken. Sie ist auch wichtig für die Anerkennung der Autorität in der Gemeinde Gottes. Wenn Gott den Menschen eine Stellung der Autorität gegeben hat, können sie diese Autorität nur dann richtig ausüben, wenn sie selbst wissen, was es heißt, zu dienen, der Geringste zu sein und für diejenigen zu sorgen, die ihnen anvertraut sind. Solche Personen zeigen das Bild des Herrn Jesus.
Unterwürfigkeit ist viel einfacher gegenüber jemandem, dem etwas an dir liegt, der sich mit Liebe um dich kümmert, als gegenüber jemandem, der nur den Chef über dich spielen will und dazu seine Autoritätsposition missbraucht. Bei Gott ist die Autorität nie getrennt von Fürsorge und Liebe, und das ist im Herrn Jesus vollkommen sichtbar geworden.
Nach der Erklärung des ganzen Volkes kommen die Ältesten zu David als Vertreter ganz Israels (Vers 3). David schließt mit ihnen einen Bund „vor dem HERRN“. Er wird sich verpflichtet haben, ein guter König für sein Volk zu sein und nach dem Gesetz Gottes für den König zu regieren (5Mo 17,14–20; vgl. 1Sam 10,25). Dabei ist er sich bewusst, dass er eine Aufgabe übernimmt, worüber Gott Rechenschaft von ihm fordern wird. Er wird auch anerkennen, dass er bei der Erfüllung seiner Aufgabe von Ihm abhängig ist.
Die Reaktion ist, dass die Ältesten David zum König über ganz Israel salben. Das macht ihn zu einer dem HERRN geweihten Person, durch die er in seinem Namen und mit seiner Autorität auftreten kann. Es ist dann auch kein eigenmächtiges Handeln, sondern alles geschieht „nach dem Wort des HERRN durch Samuel“. Hier wird David zum dritten Mal in seinem Leben gesalbt (Elisa wird einmal gesalbt, Aaron zweimal und David dreimal):
Das erste Mal wurde David im Haus seines Vaters, in Niedrigkeit und inmitten seiner Brüder gesalbt (1Sam 16,13). Wir können dies mit der Salbung des Herrn Jesus mit dem Geist verbinden, sie geschah auch inmitten seiner Brüder, im Jordan in demütiger Erniedrigung (Mt 3,16).
Das zweite Mal, unmittelbar nach Sauls Tod, wird David von den beiden Stämmen gesalbt (2Sam 2,4). Er ist dann noch nicht König über ganz Israel, sondern nur über Juda. Dies verweist auf die Zeit, in der der Herr Jesus auf die Erde zurückkehrt. Dann wird Er zuerst in Verbindung mit Juda kommen, welches der Überrest der zwei Stämme ist, die in diesem Moment im Land sind. Sie werden Ihn mit Freude als den verheißenen Messias empfangen.
Das dritte Mal wird hier beschrieben, als er König über ganz Israel wird (Vers 3). Dies weist auf die Zeit voraus, in der der Herr Jesus zurückkehrt und öffentlich, sichtbar für alle, sein Königtum über ganz Israel annimmt.
4 - 8 David nimmt Jerusalem ein
4 Und David und ganz Israel zogen nach Jerusalem, das ist Jebus; und dort waren die Jebusiter, die Bewohner des Landes. 5 Und die Bewohner von Jebus sprachen zu David: Du wirst nicht hier hereinkommen! Aber David nahm die Burg Zion ein, das ist die Stadt Davids. 6 Und David sprach: Wer die Jebusiter zuerst schlägt, soll Haupt und Oberster werden. Da stieg Joab, der Sohn der Zeruja, zuerst hinauf, und er wurde zum Haupt. 7 Und David wohnte in der Burg; darum nannte man sie Stadt Davids. 8 Und er baute die Stadt ringsum, vom Millo an rund umher. Und Joab erneuerte das Übrige der Stadt.
Die erste hier erwähnte Tat Davids ist, dass er von Hebron aus gegen Jebus aufbricht, um diese Stadt einzunehmen. Der neue König wählt diese Stadt als neue Hauptstadt. Die Wahl dieser Stadt ist auch von strategischer Bedeutung, denn Jerusalem liegt viel zentraler im Land und ist auch auf einem Berg erbaut, was es Feinden schwer macht, die Stadt einzunehmen. Die erste Überlegung ist jedoch nicht seine strategische Bedeutung. Mit seiner Wahl für diese Stadt als Königsstadt steht David im Einklang mit Gottes Wahl. Es ist der Ort, den Er erwählt hat, um seinen Namen dort wohnen zu lassen.
David macht die Einnahme von Jebus zu einer Ehrensache für seine Anführer. Joab erweist sich als der Mann, der die Herausforderung annimmt, gewinnt und zum neuen Kommandanten der Armee Davids wird. Joab wird hier im positiven Sinn erwähnt und nicht negativ wie in 2. Samuel. Denn hier geht es ja um die Errichtung des Reiches Davids; alles geschieht mit Blick auf ihn, alle Aufmerksamkeit ist auf ihn gerichtet.
Nach dieser Eroberung übernimmt David die Kontrolle über die Stadt. Er wird dort wohnen. Deshalb kann die Stadt nun „Stadt Davids“ genannt werden. Ein solcher Autoritätswechsel findet im Leben jedes Neubekehrten statt. Im Moment seiner Bekehrung geht er aus der Macht Satans zu Gott über und erkennt die Herrschaft des Herrn Jesus über sein Leben an. Der Herr Jesus kommt, um im Leben eines solchen Menschen Wohnung zu machen und übernimmt das Sagen darüber.
9 - 10 Die Helden Davids
9 Und David wurde immer größer, und der HERR der Heerscharen war mit ihm. 10 Und dies sind die Häupter der Helden, die David hatte, die ihm mit ganz Israel mutig beistanden in seinem Königtum, um ihn zum König zu machen, nach dem Wort des HERRN über Israel.
David wohnt jetzt in Jerusalem und sein Ansehen wächst (Vers 9). Dass der HERR der Heerscharen mit ihm ist, geht aus der Liste der Helden hervor. David wird wegen der großen Männer um ihn herum immer größer, seinen Helden. Vor allem aber gewinnt er an Ansehen, weil der HERR der Heerscharen mit ihm ist. Die Männer, die zu Helden wurden, wurden vom HERRN zu David geführt. Sie folgten ihm in der Zeit seiner Verwerfung und sind dabei zu Helden gereift. Durch den HERRN der Heerscharen, zu denen auch die Heerscharen Davids gehören, werden sie als Männer genannt, die David geholfen haben, sein Königtum zu erwerben und die Königsstadt zu erobern.
Diese Männer verdanken ihm ihre Anerkennung (Vers 10). Indem sie ihn stärkten, stärkten sie auch sich selbst und ihre eigenen Interessen. Sie haben ihm „mutig beigestanden“. Sein Wohlstand ist auch ihr Wohlstand. Durch ihre Verbindung mit David haben sie Anteil an allem, was ihm gehört. So ist es auch bei uns in unserer Verbindung mit dem Herrn Jesus. Was wir tun, um das Königreich des Sohnes Davids zu fördern, wird zu unserem Vorteil sein. Was jemand groß macht, ist das Gute, das er tut. Diese Größe kann nicht ohne Arbeit und Gefahr für das eigene Leben erreicht werden. Es geht um den guten Kampf des Glaubens an den Herrn Jesus.
Hiernach folgt eine Liste der Namen der Helden Davids (Verse 11–47). Diese Liste ist auch in 2. Samuel 23 enthalten (2Sam 23,8–39). In 2. Samuel 23 steht diese Liste am Ende von Davids Leben, während die Helden hier zu Beginn seiner Herrschaft erwähnt werden. Die Helden und ihre Taten werden hier mit Blick auf die Zeit, als David noch nicht König war in Erinnerung gebracht.
Daraus können wir die Lektion ziehen, dass wir Helden sind, wenn wir der Herrschaft des Herrn Jesus in unserem Leben bereits jetzt gerecht werden. Er wird sich daran erinnern und es würdigen, wenn wir später bei Ihm sind. Nichts, was in der Zeit seiner Verwerfung für den Herrn getan wird, wird von Ihm vergessen (vgl. Lk 22,28–30).
Die Helden werden im Zusammenhang mit ihrem Handeln in drei Bereichen erwähnt. Sie haben gekämpft:
1. mit den Feinden,
2. für das Land und
3. für David.
Die Heldentaten sind eine Spiegelung von Davids großer Heldentat: der Sieg über Goliath.
Der HERR hat David zum König gemacht, aber hier wird das Engagement der Anhänger Davids gezeigt, um ihn zum König zu machen. Ihr Leben zeigt uns, welche Art von Menschen es sind, die David geholfen haben, das Königtum zu erlangen. Wir sehen den Geist, der sie beseelt hat, und was sie zu ihrer intensiven persönlichen Hingabe geführt hat.
Das können wir auch auf uns selbst anwenden. Unsere Treue, unser Einsatz und unsere Hingabe werden dazu beitragen, dem Herrn Jesus den Weg zu bahnen, sein Königtum hier auf der Erde zu etablieren. Sobald der letzte Mensch der Gemeinde Gottes hinzugefügt wird, kommt der Herr Jesus. Was unsere Verantwortung betrifft, können wir dazu beitragen, dass dies schnell geschieht. Durch Treue, Einsatz und Hingabe können wir den Anbruch des Tages Gottes beschleunigen, d. h. früher anbrechen lassen (2Pet 3,12). Der Tag Gottes ist der Tag, an dem „Gott alles in allem“ ist (1Kor 15,28) und alles dem entspricht, wer Er ist.
11 Jaschobam
11 Und dies ist die Zahl der Helden, die David hatte: Jaschobam, der Sohn Hakmonis, das Haupt der Anführer; er schwang seinen Speer über dreihundert, die er auf einmal erschlug.
Jaschobams Name taucht hier zum ersten Mal auf. Es wird in der Beschreibung von Davids Leben zum Zeitpunkt seiner Verwerfung nicht erwähnt. Er gehört zu denen, die zu David kommen, als David in Ziklag ist (1Chr 12,1.7). Hier sehen wir, dass er als Davids wichtigster Held erwähnt wird. Seine heldenhafte Tat ist, dreihundert Männer bei einer einzigen Gelegenheit zu besiegen. Er durchbohrt all diese Feinde mit seinem Speer und rechnet auf diese radikale Weise mit ihnen ab.
Es wird nicht erwähnt, wer diese Feinde sind. Es gibt uns ein Beispiel dafür, dass wir einen mächtigen Feind besiegen können, der uns oder das Volk Gottes überwältigen will, wenn wir an den Herrn Jesus gebunden sind. Um dies zu tun, müssen wir wissen, wie man mit dem Speer umgeht. Der Speer hier ist ein Bild des Wortes Gottes. Nur damit können wir den Feind besiegen.
12 - 14 Eleasar
12 Und nach ihm Eleasar, der Sohn Dodos, der Achochiter; [er gehörte] zu den drei Helden. 13 Er war mit David in Pas-Dammim, als die Philister dort versammelt waren zum Kampf. Und [dort] war ein Feldstück voll Gerste; und das Volk floh vor den Philistern. 14 Da stellten sie sich mitten auf das Feldstück und retteten es und schlugen die Philister; und der HERR schaffte eine große Rettung.
Eleasar verteidigt die Nahrung des Volkes gegen den Feind, die Philister. Philister sind Menschen, die im verheißenen Land leben und es für sich beanspruchen, ohne irgendein Recht darauf zu haben. Sie repräsentieren Menschen, die auf dem christlichen Gebiet leben und sich Christen nennen, obwohl sie kein Leben aus Gott haben. Sie maßen sich an, dass ihnen der christliche Boden gehört und dass nur sie wissen, wie man sich dort zu verhalten hat. Sie füllen das Christsein nach eigenem Ermessen aus, wodurch sie das Volk Gottes der Nahrung des Wortes Gottes berauben. Solche Menschen sind zum Beispiel die modernistischen Pastoren.
Es besteht Bedarf an Helden, die die geistliche Nahrung gegen diese Einflüsse verteidigen. Ein solcher Akt des Heldentums kann nur dann vollbracht werden, wenn man Liebe zum Volk Gottes hat. Dies ist eine wichtige Aufgabe für Gläubige, die vom Herrn als Lehrer für seine Gemeinde gegeben wurden. Sie müssen das Wort der Wahrheit gerade schneiden (2Tim 2,15), d. h., jeden Teil der Wahrheit in rechter Weise auslegen, damit das Wort Gottes Nahrung für das Herz des Hörenden ist und seinen Glauben dadurch auferbaut.
15 - 19 Drei Helden holen Wasser für David
15 Und drei von den dreißig Häuptern gingen zum Felsen hinab zu David, in die Höhle Adullam; und das Heer der Philister lagerte im Tal Rephaim. 16 David war aber damals auf der Bergfestung, und eine Aufstellung der Philister war damals in Bethlehem. 17 Und David hatte ein Verlangen und sprach: Wer wird mir Wasser zu trinken geben aus der Zisterne in Bethlehem, die am Tor ist? 18 Da brachen die Drei durch das Lager der Philister und schöpften Wasser aus der Zisterne von Bethlehem, die am Tor ist, und trugen und brachten es zu David. Aber David wollte es nicht trinken und goss es dem HERRN als Trankopfer aus; 19 und er sprach: Das lasse mein Gott fern von mir sein, dass ich solches tue! Sollte ich das Blut dieser Männer trinken, [die] unter Lebensgefahr [hingegangen sind]? Denn unter Lebensgefahr haben sie es gebracht. Und er wollte es nicht trinken. Das taten die drei Helden.
Die drei Helden, die Wasser für David holen, sind von der Liebe zu David geprägt. Was diese drei Männer tun, mag dem Unglauben wie eine unvernünftige oder vielleicht sogar unsinnige Liebe erscheinen. Der Grund für diese Liebestat ist eine Kindheitserinnerung, die David ausspricht. Er hat wohl den Wunsch, dass ihm jemand Wasser aus der Quelle von Bethlehem, wo er aufgewachsen ist, zum Trinken geben würde. Er drückt diesen Wunsch aus, ohne jemanden direkt anzusprechen. Er gibt keinen Befehl, sondern seufzt sozusagen danach.
Dieser Seufzer, dieser Wunsch, wird von diesen Männern aufgenommen. Was sie aus Davids Mund und Herz hören, reicht völlig aus, alles daranzusetzen, dass David bekommt, was er sich wünscht. Sie handeln nicht auf der Grundlage eines Befehls, sondern auf der Grundlage eines Wunsches. Sie beraten nicht, sondern gehen. Sie müssen zweimal durch die feindlichen Linien brechen. Das hindert sie aber nicht daran, trotzdem zu gehen. Sie erfüllen ihre Mission und bringen – das können wir uns vorstellen, mit strahlenden Gesichtern – das Wasser zu David. Gerade weil es kein sinnvolles Argument für ihr Handeln gibt, kann das einzige Motiv ihre Liebe zu David sein.
David würdigt ihre Tat. Es beeindruckt ihn zutiefst, welche Mühe diese Männer auf sich genommen haben und welchen Gefahren sie getrotzt haben. Deshalb will er das Wasser, das sie ihm bringen, nicht trinken, sondern es als Trankopfer ausgießen. Dieses Wasser ist für ihn gleich ihrem „Blut“, also ihrem Leben, das sie für ihn in die Waagschale geworfen haben (Vers 19). Die Männer kennen die Bedeutung des Trankopfers. Deshalb ist das, was David tut, keine Beleidigung für sie, sondern ein Beweis seiner großen Wertschätzung für ihre Tat. Übrigens ist das Ausgießen des Wassers die einzige Tat Davids selbst, die zwischen der Erwähnung aller Heldentaten seiner Männer erwähnt wird.
20 - 21 Abisai
20 Und Abisai, der Bruder Joabs, dieser war ein Haupt der Drei. Und er schwang seinen Speer gegen dreihundert, die er erschlug; und er hatte einen Namen unter den Dreien. 21 Vor den Dreien war er geehrt, neben den Zweien, so dass er ihr Oberster wurde; aber an die [ersten] Drei reichte er nicht heran.
Abisai wird in der Geschichte Davids mehrmals erwähnt. Er ist der älteste der drei Söhne Zerujas, der Schwester Davids (1Chr 2,16). Zum ersten Mal wird sein Name erwähnt, als David fragt, wer mit ihm zu Saul gehen will, als dieser ihm nachjagt. Das ist ein gefährliches Unterfangen. Abisai bietet sich dann an (1Sam 26,6). Abisai ist, während der Zeit als David von Saul verfolgt wurde, immer bei David geblieben.
Die hier erwähnte Heldentat findet sich nicht in der Beschreibung seiner Erlebnisse mit David wieder. Es ist eine beeindruckende Tat. In der zweiten Dreiergruppe nimmt er den ersten Platz ein und ist sogar der Oberste der beiden anderen Helden. Gleichzeitig wird erwähnt, dass er die Höhe der ersten drei jedoch nicht erreicht hat.
Das mag wie eine Enttäuschung erscheinen, wie ein Schatten über seiner guten Leistung. Aber das ist nur der Fall, wenn er ein ehrgeiziger Mann wäre. Dafür haben wir keine Hinweise. Sein Bruder Joab ist allerdings ehrgeizig. Die Tatsache, dass dies von Abisai erwähnt wird, ist daher nicht als Herabwürdigung seiner Heldentat zu verstehen. Es geht um die Wertschätzung seiner Tat im Vergleich zu den Taten anderer. Der HERR bestimmt den Wert von allem.
Es kann sein, dass andere mehr für den Herrn getan haben als wir. Wir brauchen nicht traurig darüber zu werden, es ungerecht finden oder eifersüchtig auf die anderen werden. Wir dürfen wissen, dass das, was uns erlaubt wurde zu tun, von Ihm völlig wertgeschätzt wird.
22 - 25 Benaja
22 Benaja, der Sohn Jojadas, der Sohn eines tapferen Mannes, groß an Taten, aus Kabzeel; dieser erschlug zwei Löwen von Moab. Und er stieg hinab und erschlug den Löwen in der Grube an einem Schneetag. 23 Und er war es, der den ägyptischen Mann erschlug, einen Mann von fünf Ellen Länge. Und der Ägypter hatte einen Speer in der Hand wie einen Weberbaum; er aber ging zu ihm hinab mit einem Stab und riss dem Ägypter den Speer aus der Hand und tötete ihn mit seinem [eigenen] Speer. 24 Das tat Benaja, der Sohn Jojadas; und er hatte einen Namen unter den drei Helden. 25 Vor den Dreißig, siehe, war er geehrt, aber an die [ersten] Drei reichte er nicht heran. Und David setzte ihn in seinen geheimen Rat.
Benaja vollbringt drei Heldentaten, indem er drei Feinde besiegt, die eine Bedrohung für das Volk Gottes waren. Nacheinander
1. besiegt er zwei Söhne Ariels aus Moab,
2. tötet er einen Löwen in einer Grube zu einer Zeit, in der Schnee liegt und
3. besiegt er einen ägyptischen Riesen, den er mit seiner eigenen Waffe tötet.
Benaja war also wohl kein Schwächling. Es ist auch nicht so, dass er nach einem Sieg Feierabend macht. Er hat ein scharfes Auge für alles, was das Volk Gottes bedroht. Wann immer sich neue Gefahren ergaben, begegnete er dieser Gefahr durch entschlossenes und energisches Handeln. Beim Bezwingen des Löwen und des Ägypters geht er auf den Feind zu, er ergreift die Initiative. Benaja ist ein Mann mit Mut und Ausdauer.
Aus seinen Taten können wir wichtige geistliche Lektionen lernen. Wir sollten uns daran erinnern, dass unser Kampf nicht gegen Fleisch und Blut ist, „sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12). Die drei Feinde, die Benaja besiegt und tötet, sind ein Bild von drei feindlichen geistlichen Mächten, mit denen wir in unserem Leben zu tun haben. Moab ist ein Bild des Fleisches im Gläubigen, der Löwe ist ein Bild Satans und der Ägypter ist ein Bild von der Macht der Welt.
Im geistlichen Sinn findet die Niederlage der Feinde statt, wenn man durch die Verkündigung des Evangeliums zum Glauben kommt. Jedes Mal, wenn jemand zum Glauben kommt, werden Satan und die Welt besiegt. Wir sehen das auch, wenn Gläubige dazu gebracht werden, durch den Geist zu leben und dadurch das Wirken des Fleisches töten. (Für ausführlichere Anwendungen von Benajas Heldentaten siehe den Artikel ‘Benaja, einer der Helden Davids’ unter www.oudesporen.nl/Download/OS2495.)
Benaja wird geehrt, aber nicht wie die anderen. Dennoch kommt sein Lohn Jahre später, als Davids Herumziehen vorbei ist und David König von Israel geworden ist. Das ist die Zeit der Auszeichnung. Dann macht David ihn zum Chef seiner Leibwache (Vers 25). Die lange Zeit, die vergangen ist, bevor Benaja diese wichtige Position erhält, kann eine Ermutigung für Gläubige sein, die lange auf die öffentliche Anerkennung Gottes warten müssen. Gläubige, die sehen, dass weniger geistliche oder gar fleischliche Gläubige mehr Wohlstand zu haben scheinen, sollten sich nicht entmutigen lassen. Einmal, zu Gottes Zeiten, vielleicht erst in einigen Jahren, oder bei der öffentlichen Regierung des Herrn Jesus, erfolgt Gottes öffentliche Anerkennung dessen, was für Ihn getan wurde.
Während der Verwerfung Davids blieb Benaja ihm treu. Ohne Zittern und Zagen, kämpfte er gegen Feinde, die eine Bedrohung für das Zusammenleben darstellten. Es war ihm egal, ob sie auf ihn zukamen oder ob er selbst hingehen musste. Wo er Gefahr sah, handelte er unerschrocken. Wir haben das in den vorherigen Versen gesehen.
David erkennt Benajas beeindruckende Haltung und Leistung an und macht ihn zum Haupt seiner Leibwächter. Diese „Beförderung“ muss für Benaja eine ungeheure Freude gewesen sein. Er war schon so sehr mit seinem König verbunden, und jetzt wird er noch enger in das Leben Davids eingebunden sein. Als Leiter der Leibwache wird er sich oft mit David beraten müssen. David wird ihn über seinen Aufenthaltsort und seine täglichen Aktivitäten informieren. David wird ihm sagen, wohin er gehen will. In diesem Zusammenhang wird Benaja sehen müssen, wo Gefahren drohen und wie sie umgangen oder unschädlich gemacht werden können.
Wir können die nächste Lektion darin sehen. Jeder Sieg über das Fleisch, den Teufel oder die Welt wird vom Herrn Jesus mit etwas von sich selbst belohnt. Die Kraft, Nein zu etwas zu sagen, was der Teufel oder die Welt anbietet, finden wir nur in unserer Liebe zum Herrn Jesus. Für den Herrn Jesus ist dieser Beweis unserer Liebe so wichtig, dass Er uns mehr über sich selbst erzählen wird. Wir werden in der Bibel immer mehr darüber erfahren, wie Er denkt und wie Er handelt, jetzt und in der Zukunft.
Gleichzeitig gibt Er uns die Verantwortung, das, was Er uns anvertraut, zu bewahren und nicht zuzulassen, dass es uns weggenommen wird. So sagt Paulus zu Timotheus: „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut“ (1Tim 6,20a). Die nächste Aufgabe ist es, sich nicht „von den ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis“ vereinnahmen zu lassen (1Tim 6,20b). Das ist es, was wir bei liberalen Theologen finden, die, indem sie sich auf die Bibel berufen, die schlimmsten Sünden rechtfertigen und so unzählige Menschen irreführen.
Zum Beispiel las ich von einem Prediger, der auf der Grundlage von dem Vers „alles ist erlaubt“ (1Kor 10,23) eine homosexuelle Beziehung rechtfertigt! Als ob das eine Beziehung wäre, die Gottes Gedanken der Liebe zwischen Mann und Frau ausdrückt. Das sind Feinde der schlimmsten Sorte. Der Herr Jesus möchte, dass wir an dem festhalten, was wir haben – in diesem Beispiel an der Ehe, wie Er sie eingeführt hat –, bis Er kommt (vgl. Off 3,11).
Als David alt geworden ist, sieht sich Benaja einer großen Gefahr gegenüber, die seinen König bedroht. Die Gefahr kommt von innen. Ein Sohn Davids, Adonia, will König werden, obwohl klar ist, dass Salomo der rechtmäßige Nachfolger Davids ist. Diese Geschichte steht in 1. Könige 1. Adonia ist ein gutaussehender Junge und ein gewandter Redner. Er weiß auch, wen er in seine Verschwörung einbeziehen kann und wen er da raushalten muss. Benaja braucht er gar nicht erst anzusprechen. Es ist ihm klar, dass er ihn nicht unter seinen Einfluss bringen kann.
Kennt unsere Umgebung uns auch als jemanden mit Charakter? Oder gehen wir mal schnell mit jemandem zusammen, der eine „Ausstrahlung“ hat, der über ein gewisses „Charisma“ verfügt? Fahren wir auf die Art und Weise ab, in der jemand rüberkommt, während wir nicht auf den Inhalt achten? Dann hat uns Adonia schon in der Hand. Wir achten dann nicht mehr auf den Herrn Jesus, den wir für „altmodisch“ halten. Wir suchen nach neuen Impulsen, um unseren Glauben zu erfahren. Wie Gott es haben will, ist nicht mehr so wichtig. „Belebung“, das ist es, worum es geht. Nicht, dass Belebung nicht wichtig wäre, aber der „Kick“-Glaube ist nicht von Gott. Dabei steht nicht der Herr Jesus im Mittelpunkt, sondern der Mensch und seine Gefühle.
Lasst uns mal darüber nachdenken, ob wir uns in der richtigen Gesellschaft befinden. Dies ist bei Benaja der Fall. Er hat mit dem Priester Zadok und dem Propheten Nathan gute Kameraden. Auch sie werden nicht von Adonia eingeladen. Wer sind unsere Kameraden, von wem haben wir Unterstützung, wenn es darauf ankommt? Sind unsere Freunde geistlich gesinnte Menschen, die mit dem Herrn Jesus leben wollen?
26 - 47 Weitere Helden
26 Und die Helden der Heere waren: Asael, der Bruder Joabs; Elchanan, der Sohn Dodos, aus Bethlehem; 27 Schammot, der Haroriter; Helez, der Peloniter; 28 Ira, der Sohn des Ikkesch, der Tekoiter; Abieser, der Anatotiter; 29 Sibbekai, der Huschatiter; Ilai, der Achochiter; 30 Maharai, der Netophatiter; Heled, der Sohn Baanas, der Netophatiter; 31 Ittai, der Sohn Ribais, von Gibea der Kinder Benjamin; Benaja, der Pirhatoniter; 32 Hurai, von den Bächen Gaasch; Abiel, der Arbatiter; 33 Asmawet, der Bacharumiter; Eljachba, der Schaalboniter; 34 Bne-Haschem, der Gisoniter; Jonathan, der Sohn Schages, der Harariter; 35 Achiam, der Sohn Sakars, der Harariter; Eliphal, der Sohn Urs; 36 Hepher, der Mekeratiter; Achija, der Peloniter; 37 Hezro, der Karmeliter; Naarai, der Sohn Esbais; 38 Joel, der Bruder Nathans; Mibchar, der Sohn Hagris; 39 Zelek, der Ammoniter; Nachrai, der Beerotiter, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja; 40 Ira, der Jitriter; Gareb, der Jitriter; 41 Urija, der Hethiter; Sabad, der Sohn Achlais; 42 Adina, der Sohn Schisas, der Rubeniter, ein Haupt der Rubeniter, und dreißig bei ihm; 43 Hanan, der Sohn Maakas; und Josaphat, der Mithniter; 44 Ussija, der Aschterotiter; Schama und Jeghiel, die Söhne Hothams, des Aroeriters; 45 Jediael, der Sohn Schimris, und Jocha, sein Bruder, der Tiziter; 46 Eliel, von Machawim; und Jeribai und Joschawja, die Söhne Elnaams; und Jitma, der Moabiter; 47 Eliel und Obed, und Jaasiel, der Mezobaiter.
Gott hat es für wichtig gehalten, die Namen dieser Helden aufzulisten und sie zu speichern. Von wenigen Ausnahmen abgesehen kennen wir nur ihre Namen, aber Gott weiß genau, was sie für David und für Ihn getan haben. Auf die gleiche Weise führt Gott heute seine Aufzeichnungen. Es gibt Taten, die einem sofort ins Auge fallen, während viele andere verborgen bleiben. Gott schätzt und belohnt jedoch jede Heldentat zu seiner Zeit (vgl. Mt 25,14–23; Lk 19,11–19). Gott belohnt gemäß der Treue, nicht gemäß der Größe der Tat.
Wir haben mehrere Listen von Gläubigen, in denen manchmal auch von deren Taten die Rede ist. In der Liste von Gläubigen in Hebräer 11 werden zuerst viele Namen erwähnt, aber am Ende gibt es keine Namen mehr, wir lesen nur noch über Taten (Heb 11,1–40). Siehe auch die Liste der Namen in Römer 16, wo Paulus Gläubige erwähnt, manchmal mit, manchmal ohne Zusatz (Röm 16,1–16). Dies gilt auch für die Jünger des Herrn Jesus. Von einigen wissen wir viel, von anderen weniger, von einigen nur den Namen. Aber sie sind bei dem Herrn gewesen und sind Ihm gefolgt. Das merkt Er sich und wird es belohnen.
Einige der Namen auf dieser Liste sind uns bekannt. Wir kennen den ersten Namen, Asael. Er wird der Bruder von Joab genannt. Umso bemerkenswerter ist es, dass abgesehen von dieser Erwähnung, die dazu dient, deutlich zu machen, um welchen Asael es sich handelt, der Name des ehrgeizigen Joab nicht auf der Liste der Helden Davids steht.
Ein bemerkenswerter, bekannter Name auf der Liste ist der von Urija (Vers 41). David ermordete ihn, um seine Frau Bathseba an sich zu reißen (2Sam 11,14–17.22–27). Es ist nicht verwunderlich, dass sein Name erwähnt wird. Er hat David gegenüber große Treue erwiesen.