Einleitung
In Kapitel 7 geht es um die Hingabe, die Heiligung des Volkes zu Gott. Kapitel 8 ist wieder ein Rückblick auf die Wüstenreise. Hier wird über die Wege Gottes mit dem Volk gesprochen, aber es wird nicht die Untreue des Volkes vorgestellt, das kommt in Kapitel 9. Es geht hier darum, wie Er sie durch allerlei schwierigen Umstände leiten will mit dem Ziel, ihr eigenes Herz kennenzulernen und ihre eigene Ohnmacht, den Schwierigkeiten zu widerstehen, damit sie dann Ihm vertrauen. Die Anwendung für uns finden wir in Römer 8 (Röm 8,28).
1 - 6 Das Ziel der Reise durch die Wüste
1 Das ganze Gebot, das ich dir heute gebiete, sollt ihr halten, es zu tun; damit ihr lebt und euch mehrt und hineinkommt und das Land in Besitz nehmt, das der HERR euren Vätern zugeschworen hat. 2 Und du sollst dich an den ganzen Weg erinnern, den der HERR, dein Gott, dich hat wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. 3 Und er demütigte dich und ließ dich hungern; und er speiste dich mit dem Man, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dir kundzutun, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern dass der Mensch von allem lebt, was aus dem Mund des HERRN hervorgeht. 4 Deine Kleidung ist nicht an dir zerfallen, und dein Fuß ist nicht geschwollen diese vierzig Jahre. 5 So erkenne in deinem Herzen, dass, wie ein Mann seinen Sohn züchtigt, der HERR, dein Gott, dich züchtigt; 6 und halte die Gebote des HERRN, deines Gottes, um auf seinen Wegen zu wandeln und ihn zu fürchten.
Das Ziel aller Rede Moses zu dem Volk ist, dass sie das wahre Leben ergreifen. Aber sie sollen nicht nur allein das wahre Leben leben, sondern es soll auch eine Vermehrung dieses Lebens stattfinden. Leben ist nicht allein am Leben bleiben, sondern auch wachsen. Das Klima, in dem dieses Leben gedeiht, ist das Klima des verheißenen Landes. Die Gebote enthalten die Rohstoffe für optimalen Lebensgenuss und Lebenswachstum, für die Erhöhung der Qualität und Quantität des Lebens.
An diesem entscheidenden Punkt im Leben des Volkes Gottes zwischen der Wüste und der Landeinnahme fordert Moses dazu auf, zurückzublicken auf die vierzig Jahre, die hinter ihnen liegen. Vierzig ist die Zahl der Prüfung. Das Leben eines jeden Tages lässt mich sehen, was in meinem Herzen ist, aber Gott lässt mich auch sehen, was in seinem Herzen ist. Die Frage ist, welche Lektionen wir aus der Vergangenheit gelernt haben, um in das Land eintreten können.
Gott ermutigt uns dabei, denn jede Erfahrung in der Wüste soll uns zu mehr Selbsterkenntnis führen. Bevor wir uns selbst kennenlernen durch die von Gott gesandten Prüfungen, ist gewöhnlich viel Selbstbetrug bei uns vorhanden. Wir lernen uns nicht kennen, indem wir sonntags in der Gemeinde sitzen, sondern im täglichen Leben, nämlich im Wüstenleben. Gottes Wort macht mir deutlich, dass in mir nichts Gutes wohnt und ich zu allem Bösen imstande bin. So glaube ich beispielsweise nicht wirklich, wie aufbrausend ich werden kann, bevor ich nicht durch einen anderen entsprechend provoziert werde und dann erkenne, wozu ich imstande bin. Und gerade dann, wenn ich einen großen Hunger habe genauso wie andere um mich herum, dann erfahre ich, wie egoistisch ich sein kann.
Gott lässt uns absichtlich hungern, damit wir dem Manna mehr Wertschätzung entgegenbringen. Durch körperliche Leiden lernen wir den unendlichen Hilfsbrunnen Gottes kennen. Das ist für den Glauben eine große Ermutigung. Der Herr Jesus verbindet den Hunger mit dem Manna, dem Brot aus dem Himmel (Joh 6,31–35). Er spricht davon, dass Er selbst – das ewige Leben – der Segen des Landes ist. In der Wüste lernen wir den Herrn Jesus als die Speise kennen, die uns Kraft gibt, um zur Ehre Gottes leben zu können, wie Er selbst zur Ehre Gottes gelebt hat.
Dadurch lernen wir auch, dass unser Leben abhängig ist von jedem Wort aus Gottes Mund. Das Volk verfügte deshalb über das Manna, weil es auf Gottes Befehl hin aus dem Himmel gefallen ist. Nicht von „Brot allein“ leben bedeutet, dass der Mensch nicht allein leben kann von Brot, das in Unabhängigkeit von seinem Wort erlangt wird.
Der Herr Jesus wandelte in allen Wegen Gottes und Er verlangte immer nach dem Wort, darin lebte Er. Ihm war bewusst, dass Gott die Steine nicht zu seiner Speise gegeben hatte und der Vater Ihm auch ohne ein Wunder Speise geben konnte (Mt 4,3.4).
Speise für unseren Leib ist nicht das Wichtigste, aber Speise für unsere Seele sehr wohl. Leben mit dem Wort Gottes eignet sich nicht nur für schwierige Fälle, sondern in allen Umständen und bei jedem Schritt, den wir tun.
Gott gibt nicht nur Speise, sondern auch Kleidung. Kleidung ziehen wir an und so ziehen wir auch den Herrn Jesus an (Gal 3,27; Eph 4,24; Röm 13,14; Kol 3,10.12). Diese Kleidung veraltet nicht. Die Kleidung ist unser äußeres Erscheinungsbild, das, was die Menschen an uns sehen. Ist das Christus? Jede Darstellung von mir in Wort und Tat, die zur Ehre Gottes ist, habe ich zuerst in dem Leben des Herrn Jesus auf Erden gesehen. In seinem Leben sind die Grundsätze dargestellt.
Jede Zucht in unserem Leben kommt aus der Hand eines liebevollen Gottes, sie ist ein Beweis seiner Liebe uns gegenüber (Heb 12,4–11). Es entspricht seinem Wohlgefallen gegenüber solchen, die Er zur Sohnschaft für sich selbst auserwählt hat (Spr 3,11.12; vgl. auch Spr 29,17). Der wahre Sohn ist vollkommen zum Wohlgefallen des Vaters gewesen (Mt 3,17), Er hatte keine Zucht und Bestrafung nötig. Die Züchtigung ist kein Ziel an sich, sondern dient zur Beseitigung der Dinge aus dem Leben und im Herzen, die nicht zu seinem Wohlgefallen sind. Zurechtbringung ist ein Beweis der Sohnschaft, Gott will durch Züchtigung erreichen, dass wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
Es gibt im Alten Testament kein Buch, das uns so viel sehen lässt von dem, was das Neue Testament als ewiges Leben bezeichnet, wie das fünfte Buch Mose. Ewiges Leben ist das Leben Gottes selbst. Die Kapitel 8 und 9 zeigen uns unser Herz und beschreiben gleichzeitig die Segnungen des Landes, alles mit dem Ziel, „damit er dir Gutes tue an deinem Ende“ (Vers 16). So ist Gott.
Kapitel 9 beschreibt ein widerspenstiges Volk. Dass wir ein widerspenstiges Volk sind, ist eine Entdeckung, die wir in der Wüste machen. Jede Erfahrung in der Wüste lässt mich etwas mehr erkennen, dass nichts in meinem Herzen ist, aufgrund dessen Gott mir Segnungen schenken könnte. Wir sind in uns selbst auch noch nach unserer Erlösung widerspenstig. Diese Entdeckung sollte uns zu tiefster Demütigung veranlassen.
In Johannes 3 spricht der Herr Jesus über die himmlischen Dinge und nennt sie: das ewige Leben. Wir sehen das in dem Bild der ehernen Schlange und der Bedeutung, die Er damit verbindet (Joh 3,12–15). Das ist kein Bild von der Art und Weise, wie ein Sünder zur Bekehrung kommt, sondern zeigt uns einen Vorfall in der Geschichte des Volkes Gottes und dazu noch am Ende der Reise. Auch nach vierzig Jahren ist das Volk nicht verändert und erfährt, dass es jederzeit in Sünde fallen kann.
Die Wiedergeburt ist nicht ausreichend, um das ewige Leben zu verstehen. Alles, was wir von Natur aus sind, muss gekreuzigt werden und dazu benötigen wir die Erfahrungen der Wüste. Mit dem Aufschauen zum Kreuz lernen wir das ewige Leben immer mehr kennen. Wir können sagen, dass der Segen des Landes zusammengefasst werden kann in: das ewige Leben. Dieser Segen wird dort genossen, wo Brüder und Schwestern einträchtig beieinander wohnen (Ps 133,1–3), d. h. in Frieden beieinander sind, um ihre Gemeinschaft mit Gott und Christus und miteinander zu genießen.
7 - 10 Segnungen und Dankbarkeit
7 Denn der HERR, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, ein Land von Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Talebene und im Gebirge entspringen; 8 ein Land von Weizen und Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatbäumen; ein Land von ölreichen Olivenbäumen und Honig; 9 ein Land, in dem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst, in dem es dir an nichts mangeln wird; ein Land, dessen Steine Eisen sind und aus dessen Bergen du Kupfer hauen wirst. 10 Und hast du gegessen und bist satt geworden, so sollst du den HERRN, deinen Gott, für das gute Land preisen, das er dir gegeben hat.
Die Wasser des Landes finden wir im Evangelium nach Johannes, dort spricht der Herr Jesus über „Ströme lebendigen Wassers“, das ist der Heilige Geist (Joh 7,37–39). Die Wasser – Wasserbäche Quellen und Gewässer – sind notwendig, um die Frucht des Landes hervorzubringen. Den Heiligen Geist benötigen wir zum Verstehen der Segnungen.
Der Herr Jesus ist gekommen, um uns den Vater zu offenbaren, das ist das ewige Leben (Joh 17,3). Der Heilige Geist ist gekommen, um in uns zu sein als „eine Quelle Wassers …, das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4,14b). Der Heilige Geist ist in uns um in uns den Genuss des ewigen Lebens zu bewirken. Die Wasserbäche sind die Ströme, die aus unserem Innersten strömen durch die Kraft des Heiligen Geistes (Joh 7,38). Wir behalten die Segnungen des ewigen Lebens nicht für uns, sondern geben sie auch an andere weiter. Die Gewässer finden wir in allem, was der Herr Jesus im Obersaal den Jüngern mitgeteilt hat und danach im Gespräch mit seinem Vater (Johannes 14–17). In diesen Kapiteln spricht er viel über den Heiligen Geist.
Das sind natürlich andere Wasser als in 5. Mose 6 (5Mo 6,11). Dort geht es um Zisternen oder Brunnen, die andere ausgehauen haben und an denen wir uns auch erquicken dürfen. Aber hier in Kapitel 8 ist es die direkte Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Diese Wasser sind auf den Bergen und in den Tälern zu finden, auf den Höhen und Tiefen des Glaubens. Die Früchte des Landes sind ein Bild von den Segnungen, die wir mit Hilfe des Heiligen Geistes unterscheiden lernen.
Mose spricht in seiner Ansprache an die Israeliten in den Ebenen Moabs wiederholt über „das gute Land“, das sie erben werden (5Mo 1,35; 3,25; 4,21.22; 6,18). Nach dem Auskundschaften des Landes Kanaan sagten Josua und Kaleb: „das Land ist sehr, sehr gut “ (4Mo 14,7). Es ist ein Land, das „von Milch und Honig fließt“ (4Mo 14,8; 5Mo 6,3). Das gute Land steht in einem großen Kontrast zu der schrecklichen Wüste, durch die sie gezogen waren.
Wir finden an dieser Stelle eine detaillierte Umschreibung des Landes, in das sie der HERR bringen wird:
1. ein gutes Land (Verse 7a.10b);
2. ein Land von Wasserbächen, Quellen und (tiefen) Gewässern (Vers 7b);
3. ein Land mit Weizen und Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatbäumen (Vers 8a);
4. ein Land von ölreichen Olivenbäumen und Honig (Vers 8b);
5. ein Land ohne Armut und in dem es an nichts mangeln wird (Vers 9a);
6. ein Land, dessen Steine Eisen sind und aus dessen Bergen Kupfer gewonnen wird (Vers 9b);
7. ein Land des Lobpreises aufgrund des reichen Segens und des Überflusses, den Gott schenken wird (Vers 10).
Das gute Land ist somit durch einen siebenfältigen Segen gekennzeichnet und das Leben in diesem verheißenen Land ist dementsprechend ein reich gesegnetes Leben. In diesem Sinne gibt Christus den Seinen nun Leben im Überfluss. Er sagt: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben“ (Joh 10,10). Dafür dürfen auch wir dem HERRN danken.
Der Segen des Landes zeigt uns bildlich die Vielfältigkeit des Segens, die der Christ in den himmlischen Örtern antrifft. „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3). Unsere Segnungen stehen in Verbindung mit der Erkenntnis des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Unsere Stellung als Kinder, Söhne und Erben ist darauf gegründet. Das muss auch bei uns in große Dankbarkeit und Anbetung einmünden gegenüber der Quelle unseres Segens, so wie es der Apostel auch deutlich sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Eph 1,3a)!
Das Land ist in reichem Maße mit Wasser versorgt, dafür sorgt Gott. Die Wasserbäche oder Wasserströme sind ein Bild der himmlischen Gabe, die wir in dem Heiligen Geist empfangen haben und mit dem wir „getränkt worden sind“ (1Kor 12,13). Das gute Land, das wir als Christen empfangen haben als ein Gebiet des Segens in den himmlischen Örtern, wird ausschließlich durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes fruchtbar gemacht. Wenn wir auf diesem „Acker“ säen, werden wir „von dem Geist ewiges Leben ernten“ (Gal 6,8). Das ewige Leben ist somit die köstliche Frucht des guten und verheißenen Landes, ist das Bewusstsein der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3).
Die Ausdrucksweise „ein Land von Wasserbächen, Quellen und (tiefen) Gewässern“ spricht von dem Überfluss und von der intensiven Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Bei dem Ausdruck “Wasserbächen“ müssen wir nicht an kleine flache Gewässer denken, sondern vielmehr an Flüsse und Ströme (Ps 65,10.11). Der Geist ist die „Quelle Wassers…, das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4,14). Bei dem Ausdruck „Gewässer“ oder „tiefe, rauschende Wassermengen“ geht es um Wassertiefen oder Wasserfluten, die aus unterirdischen Wasserreservoirs hervorkommen (siehe den Segen Josephs in 1Mo 49,25 und 5Mo 33,13). Dabei können wir denken an „die Tiefen Gottes“ (1Kor 2,10), die Geheimnisse der Weisheit Gottes, wie sie nun durch den Geist offenbart und niedergeschrieben sind im Neuen Testament.
Die Wasser kommen überall vor im Land, auf den Bergen und in den Tälern (Hes 31,3.4). Gott „gibt den Geist nicht nach Maß“ (Joh 3,34). Falls wir die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in unserem Leben nicht erfahren, müssen wir die Ursache zuerst bei uns selbst suchen. Wir können den Geist betrüben (Eph 4,30) und sogar auslöschen (1Thes 5,19).
Die höhergelegenen Brunnen lassen uns an Christus in der Herrlichkeit denken, der uns mit Kraft aus der Höhe bekleidet hat. Die Brunnen im Tal deuten mehr auf die Wirksamkeit des Geistes hier auf der Erde hin als den, der in uns wohnt und unser Herz und Leben erfüllt.
Die im Land zu findende Frucht ist eine siebenfältige Frucht, während Ägypten nur sechs „Früchte“ hat (4Mo 11,5).
Die zuerst genannten Früchte des Landes sind „Weizen und Gerste“. In 3. Mose 23 ist die Erstlingsgarbe von der Gerstenernte; die Webe-Brote bei dem Wochenfest sind von der Weizenernte. Die Erstlingsgarbe spricht von dem Herrn Jesus in seiner Auferstehung; die Webe-Brote sprechen von der Gemeinde als der himmlischen Frucht seines Todes und seiner Auferstehung.
Gerste und Weizen kommen auch im Evangelium nach Johannes vor. In Johannes 6 wird von fünf Gerstenbroten gesprochen (Joh 6,9). Das weist auf Auferstehungsleben hin. Viermal spricht der Herr Jesus in diesem Kapitel über die Auferstehung in Verbindung mit dem ewigen Leben. Er ist das aus dem Himmel herabgekommene Brot und zwar in Verbindung mit ewigem Leben. Der Herr Jesus ist das Auferstehungsleben, das wir besitzen, weil Er durch den Tod ging und auferstanden ist.
In Johannes 12 lesen wir etwas über den Weizen (Joh 12,24). Dort sehen wir, dass dieses Leben nicht allein Auferstehungsleben, sondern auch himmlisches Leben ist, denn der Herr Jesus spricht in Bezug auf das Leben von „zum ewigen Leben bewahren“ (Joh 12,25). Wir werden es vollkommen genießen, wenn wir bei Ihm und dem Vater sein werden und der Tod dann keine Macht mehr über uns hat.
Die dritte Frucht kommt von den „Weinstöcken“. Der Wein ist ein Bild der Freude. Über echte, vollkommene Freude spricht der Herr Jesus in Johannes 15. Das Ergebnis der Verbindung mit dem Herrn Jesus und dem Halten seiner Gebote ist Freude (Joh 15,10.11). Das Band der Liebe und Gemeinschaft ist das gegenseitige Kennen und dies führt zum Halten der Gebote, die wiederum kennzeichnend sind für das ewige Leben. Vollkommene Freude ist die Freude darüber, den Vater und den Sohn zu kennen.
Die vierte, fünfte und sechste Frucht kommen von den „Feigenbäumen und Granatbäumen; … von ölreichen Olivenbäumen“. Diese Früchte finden wir in den Briefen des Apostels Paulus. Der Feigenbaum spricht von der „friedsamen Frucht der Gerechtigkeit“ (Heb 12,11), der Granatapfelbaum von der „Frucht zur Heiligkeit“ (Röm 6,22) und der Olivenbaum von der „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22).
Der Feigenbaum ist ein Bild des Volkes Gottes, von dem Gott Früchte erwarten durfte. Der Feigenbaum gab aber keine Frucht und wurde deshalb verflucht (Mt 21,18.19). Adam und Eva bekleideten sich mit einem Schurz aus Feigenblättern, als ob sie damit vor Gott hätten bestehen können. Ein Kleid aus eigener Gerechtigkeit taugt nichts und ist zu verwerfen.
Die Frucht der Gerechtigkeit wird durch Züchtigung bewirkt, die Väter bei Söhnen anwenden, an denen sie Wohlgefallen haben. Der Vater gebraucht die Zucht, um das zu entfernen, was nicht zu seinem Wohlgefallen ist, denn Er will uns dem Bild seines Sohnes gleichförmig machen (Röm 8,29). Zucht ist nicht angenehm, aber bewirkt die Frucht der Gerechtigkeit (Heb 12,11).
Granatäpfel haben zu tun mit dem Hohenpriester, dem Heiligtum und dem abgeschlossenen Vorhof. Sie wurden an dem Kleid des Hohenpriesters angebracht (2Mo 39,24–26). Des Weiteren waren sie auf den Kapitellen, d. h. auf den oberen Abschlüssen der Säulen im Tempel befestigt (1Kön 7,18.20.) und sie werden genannt, als der Bräutigam seine Braut mit einem Lustgarten von Granatbäumen vergleicht, der für ihn allein ist (Hld 4,12.13). Es ist eine Frucht, die von Heiligkeit spricht.
Ölreiche Olivenbäume sprechen von einem Überfluss hinsichtlich der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Die Frucht des Geistes ist die Frucht des Landes (Gal 5,22). Solche Dinge benötigen kein Gesetz, dieses wurde nur für den Menschen auf der Erde im Fleisch gegeben. „Wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten“ (Gal 6,8).
Die siebte und letzte Frucht, der „Honig“, ist keine Frucht von Bäumen, sondern eine Frucht, die durch den Fleiß der Bienen hervorgebracht wird. Er ist mit seiner Süße somit ein Bild von dem Genuss der Zuneigung der Gläubigen untereinander und von dem gemeinsamen Genuss des Segens des ewigen Lebens. Gott will sein Volk versammeln, um mit ihnen gemeinsam den Herrn Jesus zu genießen. In seinem ersten Brief spricht Johannes zuerst von der Gemeinschaft mit den Aposteln und danach erst von der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn (1Joh 1,3).
Die Bodenschätze (Vers 9) sind am schwierigsten zu entdecken. Um diese zu gewinnen, ist großer Einsatz notwendig. Nicht alle Segnungen liegen an der Oberfläche. „Eisen“ und „Kupfer“ sprechen von Kraft. Eisen spricht von Überwindungskraft; Kupfer oder Erz spricht von einer Gerechtigkeit, die dem Gericht Gottes standhält.
Bei dem Segen, den Moses über Aser ausspricht, wünscht er ihm Riegel aus Eisen und Kupfer (5Mo 33,24.25). Beim Wiederaufbau der Mauer von Jerusalem werden die Riegel des Schaftores nicht erwähnt, offensichtlich wurde vergessen, sie anzubringen (Neh 3,1.3). Wenn aber keine Riegel am Tor angebracht sind, kann der Feind eindringen und uns den Segen rauben.
In Hiob 28 sehen wir die Riegel an den Türen. Sie sind verborgen und das Auge des Raubvogels hat sie nicht entdeckt. Eisen und Kupfer werden gefunden, aber wo kann die Weisheit gefunden werden? Gott weiß es, „Gott versteht ihren Weg (den Weg zu ihr)“ (Hiob 28,23). Die Antwort kommt in ein paar Verse weiter: „Und zum Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn ist Weisheit, und vom Bösen weichen ist Verstand“ (Hiob 28,28). Für das Weichen vom Bösen – es vor der Tür halten – sind Eisen und Kupfer sehr hilfreich. Wahre Weisheit und Verstand sowie das Weichen vom Bösen sind Basiselemente, um den Segen des Landes zu bewahren.
Es ist ein Land des Überflusses, in dem es den Gläubigen an nichts fehlt. Die Auswirkung aller Segnungen, die wir genießen dürfen, muss sein, dass wir Gott dafür loben und preisen. Das Loben und Preisen des Herrn für alle Segnungen verhindert gleichzeitig, dass wir Ihn vergessen. Wenn alle Christen die Segnungen des Landes kennen und wertschätzen, wird das Land voll sein von Lobpreis (Eph 3,21). Der Himmel wird dereinst tatsächlich voll sein von Lob und Preis gegenüber Gott, dem Geber jeglicher Segnungen, und gegenüber dem Lamm, durch das es erst möglich wurde, dass wir den vollen Segen empfangen konnten.
11 - 16 Vergesst den HERRN nicht
11 Hüte dich, dass du den HERRN, deinen Gott, nicht vergisst, so dass du seine Gebote und seine Rechte und seine Satzungen nicht hältst, die ich dir heute gebiete, 12 damit sich dein Herz nicht erhebt, wenn du isst und satt wirst und schöne Häuser baust und bewohnst 13 und dein Rind- und dein Kleinvieh sich mehrt und Silber und Gold sich dir mehren und alles, was du hast, sich mehrt 14 und du den HERRN, deinen Gott, vergisst, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausführte; 15 der dich wandern ließ in der großen und schrecklichen Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione sind, und Dürre, wo kein Wasser ist; der dir Wasser aus dem Kieselfelsen hervorbrachte; 16 der dich in der Wüste mit Man speiste, das deine Väter nicht kannten, um dich zu demütigen und um dich zu prüfen, damit er dir Gutes tue an deinem Ende,
Wieder betont Mose die Warnung, den HERRN nicht zu vergessen. Gott kennt unsere Herzen und Er weiß, dass wir selbst in Bezug auf unseren Besitz, den wir allein seiner Güte zu verdanken haben, hochmütig werden können, als ob wir es aus uns selbst erworben hätten. Wir können selbst stolz auf unsere Frömmigkeit werden. Doch Segnungen geben keine Kraft. Allein die Erkenntnis, dass alles Gnade ist, bewahrt uns vor Hochmut.
Wir werden hochmütig, wenn wir vergessen, dass wir von Natur verlorene Sünder sind und aus einer ausweglosen Lage durch Gott befreit wurden. Wir werden auch hochmütig, wenn wir vergessen, wie Er uns auf unserem Weg als Christen aus vielen Gefahren gerettet hat. Wir werden hochmütig, wenn wir vergessen, wie Er für uns gesorgt hat und alles Nötige zur Verfügung stellte.
Er führte unseren Weg so, dass wir nicht hochmütig, sondern demütig werden, um zu erkennen, dass es Ihm darum ging, uns an unserem Ende Gutes zu tun. Erst wenn wir demütig sind, sind wir in einem Zustand, alle Segnungen genießen zu können, die Er uns geschenkt hat.
17 - 18 Allein durch die Kraft des HERRN
17 und du in deinem Herzen sprichst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! 18 Sondern du sollst dich daran erinnern, dass der HERR, dein Gott, es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen; damit er seinen Bund aufrechterhalte, den er deinen Vätern geschworen hat, wie es an diesem Tag ist.
Es ist wichtig zu erkennen, dass wir den Segen nicht aus eigener Kraft erworben haben, sondern dass die Kraft Gottes uns alles zur Verfügung gestellt hat. Bereits die Erfahrung der eigenen Ohnmacht und die Rettungen des Herrn tragen dazu bei, uns davor zu bewahren, irgendetwas, das wir empfangen haben, eigenen Verdiensten zuzuschreiben.
Gott hat uns Kraft gegeben zu wissen, was unsere Segnungen sind. Es ist die Kraft, mit der Er Christus aus den Toten auferweckte und zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Örtern (Eph 1,19.20). Es ist die Kraft in Verbindung mit seiner Barmherzigkeit, die uns mit Christus im Himmel verbunden hat und die uns alle Segnungen schenkte (Eph 2,4–7).
Das Handeln Gottes in Gunst und Güte ist gegründet auf seine Verheißungen und Vorsätze und wir dürfen es betrachten, wie sie in Erfüllung gegangen sind. Wir sind jetzt schon gesegnet mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, gegründet auf seine Auserwählung vor Grundlegung der Welt (Eph 1,3.4).
19 - 20 Wenn der HERR vergessen wird
19 Und es wird geschehen, wenn du irgend den HERRN, deinen Gott, vergisst und anderen Göttern nachgehst und ihnen dienst und dich vor ihnen niederbeugst – ich zeuge heute gegen euch, dass ihr gewiss umkommen werdet; 20 wie die Nationen, die der HERR vor euch vernichtet hat, so werdet ihr umkommen, weil ihr nicht auf die Stimme des HERRN, eures Gottes, hört.
Die Folge des Vergessens des HERRN würde sein, dass sie andere Götter anbeten werden und das wiederum wird zur Folge haben, dass sie umkommen. Falls sie ein Vorbild davon haben wollen, wie sie umkommen werden, brauchen sie sich nur daran erinnern, wie Sihon und Og vernichtet wurden.