Einleitung
Mit den Versen 1–17 dieses Kapitels wird das Thema, das in Kapitel 12,1 begann, abgeschlossen und bildet den Höhepunkt. Es geht hier nicht um die Priester, sondern um das Volk in Verbindung mit dem Ort, den der HERR erwählt hat, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Ab Vers 18 tritt mehr der „verwaltungsrechtliche Aspekt des Gemeinwesens“ im Land in den Vordergrund, obwohl auch dieser in Verbindung gebracht wird mit dem Wohnplatz des HERRN. Diesen Ort sollten sie suchen.
Ein Höhepunkt an diesem Ort ist, wenn alle Männer dreimal im Jahr dort hinaufziehen, um ein Fest vor dem Angesicht des HERRN zu feiern. Diese Feste werden in den Büchern Mose viermal genannt. Das geschieht nicht als reine Wiederholung, sondern in Übereinstimmung mit dem Charakter eines jeden Buches.
1. 2. Mose 23 und 34. Hier werden die Feste genannt in Verbindung mit den Gesetzen, die Gott Mose gegeben hatte und bei der Erneuerung des Bundes nach der Geschichte mit dem goldenen Kalb, als Gott in Gnade mit seinem Volk handelte. Sie stehen in Verbindung mit dem Bund.
2. 3. Mose 23. Hier sind diese drei Feste ein Teil von insgesamt sieben Festen. Sie stehen in dem Buch für die Priester und sind hier eine Gelegenheit, um Opfer zu bringen während einer heiligen Zusammenkunft. Wir sehen hier die Feste auch in einem prophetischen Zusammenhang.
3. 4. Mose 28 und 29. Hier wird über die Feste zu einem Volk in der Wüste gesprochen, auf der Reise ins Land. Gott beansprucht seine Rechte an dem Volk. Die Opfer anlässlich dieser Feste nennt Er „meine Opfergabe“ (4Mo 28,2). Dadurch wird angedeutet, was Gott für sich haben möchte. Das ist gerade in der Wüstensituation schön zu sehen.
4. 5. Mose 16. Hier stehen die Feste in Verbindung mit dem Ort, wo Gott wohnt. Das ganze Volk kommt zusammen, nicht am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft wie im dritten und vierten Buch Mose, sondern in Jerusalem im Tempel.
Unser Zusammenkommen kennt Charakterzüge des dritten Buches Mose. In den Zusammenkünften mit den Geschwistern bringen wir die Einheit des Volkes zum Ausdruck. Es kennt aber auch die Charakterzüge des fünften Buches Mose. In 5. Mose steht alles in der Einzahl. Es geht hier nicht in erster Linie um den gemeinschaftlichen Aspekt, sondern um die persönliche Gemeinschaft mit dem HERRN an diesem Platz. So bringen wir bei unseren Zusammenkünften alle zusammen, aber auch jeder persönlich, Gott unsere Opfer des Lobes und Dankes. Gott sieht das Herz eines jeden Einzelnen der Seinen.
Das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote gehören zusammen, sie bilden eine Einheit. Das Fest der Erstlingsgarbe gehört zum Fest der Wochen. Es fällt immer in die Woche der ungesäuerten Brote. Sieben Wochen später, im dritten Monat, wird das Fest der Wochen gefeiert. Im siebten Monat werden auch drei Feste gefeiert. Die drei großen Feste fallen also in den ersten, dritten und siebten Monat.
Diese drei Feste hängen zusammen mit der Ernte. Das Fest der Erstlingsgarbe wird gefeiert, wenn die Gerste reif zur Ernte ist. Danach kommt, sieben Wochen später, die Weizenernte. Dann wird das Fest der Wochen mit den Erstlingen der Weizenernte (2Mo 34,22) in Form von zwei Webe-Broten gefeiert. Die folgende Phase der Ernte ist die Weinernte und schließlich die Olivenernte.
Wenn die gesamte Ernte eingebracht ist, wird das Laubhüttenfest gefeiert, das Fest der Einsammlung (2Mo 23,16). Dann ist die Ernte auch schon vorbei: Das Pressen der Trauben und das Dreschen des Weizens ist vollendet. Beginnend von der ersten Phase bis zur letzten Phase der Ernte, vom ersten bis zum siebten Monat, sind es Erntemonate. Die Feste markieren den Beginn und das Ende der Ernte.
1 - 8 Das Passah und die ungesäuerten Brote
1 Beachte den Monat Abib und feire [das] Passah dem HERRN, deinem Gott; denn im Monat Abib hat der HERR, dein Gott, dich in der Nacht aus Ägypten herausgeführt. 2 Und du sollst dem HERRN, deinem Gott, das Passah schlachten, Klein- und Rindvieh, an dem Ort, den der HERR erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. 3 Du sollst kein Gesäuertes dazu essen; sieben Tage sollst du Ungesäuertes dazu essen, Brot des Elends – denn in Eile bist du aus dem Land Ägypten herausgezogen –, damit du des Tages deines Auszugs aus dem Land Ägypten gedenkst alle Tage deines Lebens. 4 Und sieben Tage soll kein Sauerteig bei dir gesehen werden in deinem ganzen Gebiet; und von dem Fleisch, das du am Abend schlachtest, am ersten Tag, soll nichts über Nacht bis zum Morgen übrig bleiben. 5 Du kannst das Passah nicht in einem deiner Tore schlachten, die der HERR, dein Gott, dir gibt; 6 sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen [dort] wohnen zu lassen, dort sollst du das Passah schlachten, am Abend, beim Untergang der Sonne, zur Zeit deines Auszugs aus Ägypten; 7 und du sollst es braten und essen an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Und am Morgen sollst du dich wenden und zu deinen Zelten gehen. 8 Sechs Tage sollst du Ungesäuertes essen; und am siebten Tag ist dem HERRN, deinem Gott, eine Festversammlung; du sollst kein Werk tun.
Abib bedeutet „grüne Ähren“. Das spricht von einem neuen Beginn, es ist gewissermaßen Frühling. Es beginnt mit dem Schlachten des Passahlammes. Darüber wird sechsmal in der Bibel gesprochen und jedes Mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, das heißt in Übereinstimmung mit dem Charakter des Buches, in dem es vorkommt.
1. In 2. Mose 12 wird das Passah zum ersten Mal genannt, hier wird das Fest eingesetzt (2Mo 12,11). Alle nachfolgenden Feste sind Erinnerungsfeste, aber beim ersten Mal fand die Erlösung wirklich statt. Es ist das erste Fest, das in Verbindung mit dem Einzug in das Land genannt wird.
In Ägypten wurde es in den Häusern gefeiert. Im Land, und darum geht es in diesem Buch, darf es allein an dem Platz gefeiert werden, wo der HERR wohnt. Was einst in den Häusern der Israeliten stattfand, findet im Land in Verbindung mit dem Haus Gottes, dem Tempel, statt.
Es stellt den zentralen Gedanken vor, dass es Gottes Absicht war, ein Volk zu erlösen, in dessen Mitte Er wohnen kann. Er hat nicht nur ein Volk vom Gericht befreit, sondern Er hat dies auch mit einem gewissen Ziel getan. Dieses Ziel wird hier vorgestellt, während zurückgedacht wird an das, was wir die Geburt des Volkes Gottes“ nennen können.
2. In 3. Mose 23 ist das Passah der Ausgangspunkt zum Erreichen der Sabbatruhe (3Mo 23,1–5). Das Passah ist der Beginn der Monate (2Mo 12,2). In der prophetischen Anwendung von 3. Mose 23 weist der Sabbat auf die Zeit hin, wo Gott in der ganzen Schöpfung ruhen kann.
3. In 4. Mose 9 gibt das Passah Kraft, um durch die Wüste zu ziehen und das Ende der Reise zu erreichen (4Mo 9,1–14).
4. In 5. Mose 16 steht es in Verbindung mit dem Zusammenkommen bei dem HERRN (5Mo 16,1.2; 2Chr 30,1–5; 35,1.16–19; Esra 6,19).
5. In Josua 5 ist das Volk bereits im Land und das Passah dient als ein Rückblick auf den Ausgangspunkt (Jos 5,10.11).
Unser Fest als Christen besteht nur aus einem Fest. Das eine Fest ist, wenn wir uns versammeln zum Namen des Herrn. Alle Feste, das heißt die jeweiligen Charaktereigenschaften der Feste, kommen hervorragend zum Ausdruck im Gottesdienst. Christliche Festtage kommen in der Bibel nicht vor.
Leider haben im Lauf der Geschichte des Volkes Israel sowohl das Passah als auch das Laubhüttenfest im Volk Gottes immer mehr an Bedeutung verloren. Am Ende ihrer Geschichte zeigt sich, dass die Bedeutung des Passahs bereits seit den Tagen Samuels verloren ging (2Chr 35,18). Für das Laubhüttenfest gilt dasselbe schon bereits seit den Tagen Josuas (Neh 8,17).
Sie sollten das Passah dem Herrn feiern, vor seinem Angesicht, in seiner Gegenwart, bei Ihm (Verse 1.2). Er verlangt danach, dass sein Volk zu Ihm kommt. So spricht der Herr Jesus über „mein Gastzimmer“ (Mk 14,14), ein Rückzugsort, wo Er mit seinen Jüngern das Passah feiern will. Der HERR sehnt sich mit Sehnsucht, dass sie mit Ihm Festfeier halten und Ihm bringen, was Ihm gehört. Das ist ein reicher Opferdienst von Brandopfern und Dankopfern. Es wird hier zu jedem Israeliten gesagt.
Dieser Abschnitt beginnt mit „Brot des Elends“ (Vers 3) oder „Brot der Drangsal“ und endet mit „du sollst nur fröhlich sein“ (Vers 15). Wenn wir Ihm nahen, sprechen wir nicht allein über die Herrlichkeiten des Herrn Jesus, sondern auch über unser Elend. Das dürfen wir nicht vergessen oder denken, dass dies minderwertig wäre. Am Ende seines Lebens spricht der große Apostel Paulus, der über so viele Segnungen gepredigt hatte, über sich selbst als dem Größten der Sünder (1Tim 1,15). Das Kapitel in diesem Buch, das über Anbetung spricht, spricht auch darüber (5Mo 26,5–9). Wir dürfen nie vergessen, woher wir gekommen sind.
Es gibt kein erhabenes Niveau, ohne dass „Brot des Elends“ damit verbunden ist. Wir sehen das auch in Epheser 1, wo wir über Sohnschaft lesen, aber verbunden mit der „Erlösung … durch sein Blut“ und der „Vergebung der Vergehungen“ (Eph 1,5–7). Das ist der „Passah-Aspekt“, wenn wir als Gemeinde am Sonntagmorgen zusammenkommen, um das Mahl des Herrn an seinem Tisch zu feiern.
Passah ist, was Gott für mich gewesen ist, wie Er das Gericht vorübergehen ließ, mich aus Ägypten erlöste und mich in das Land brachte. Das Abendmahl hat zu tun mit dem Gedenken an das, was der Herr Jesus getan hat. Beim Abendmahl gedenken wir Seiner als das Lamm, das sich in Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters Ihm übergab. Allerdings will der Herr nicht, dass dieses Gedenken nur während des Abendmahls vorhanden ist, sondern „alle Tage deines Lebens“ (Vers 3). Wir dürfen nicht vergessen, dass Er uns durch sich selbst erlöst und uns zu seinem Eigentum gemacht hat.
Die Zeitspanne der „sieben Tage“ (Vers 4) stellt das ganze Leben dar. Während unseres ganzen Lebens darf in dem „ganzen Gebiet“, das schließt alle Bereiche des Lebens ein, kein Sauerteig (keine Sünde) gefunden werden. Das muss ich bedenken an dem Platz, wo der Herr Jesus wohnt. Im ganzen Land darf nichts sein, was die Gedanken und Herzen verunreinigt. Daher muss stets das „Brot des Elends“ anwesend sein. Das wird dazu führen, dass wir immer wieder aufs Neue unter den Eindruck unserer Erlösung kommen und dass wir nicht von alten Gefühlen zehren.
Das Passah kann nicht nach eigener Ansicht und an einem Platz unserer Wahl gefeiert werden (Vers 5). Der erste Brief an die Korinther ist der einzige Brief, der im vollen Sinn des Wortes an eine örtliche Gemeinde gerichtet ist und es wird dort auch über das Abendmahl gesprochen. Diese Feier gehört somit auch zu der örtlichen Darstellung des Leibes des Christus. Dort kommen Gläubige zusammen, nicht nur in ihren in ihren eigenen Städten, sondern auf der Grundlage der einen Gemeinde, das heißt dort, wo Er nach seiner Verheißung in der Mitte ist. Das Fest der ungesäuerten Brote feiern wir in unseren Häusern.
Wir dürfen sieben Tage so leben, vom Passahfest aus gerechnet. Diese Zeitspanne ist gleichzeitig wieder eine Vorbereitung für ein nachfolgendes Passahfest. Es ist ein herrlicher Anziehungspunkt für das ganze Volk. Das hatte Hiskia auf seinem Herzen und deshalb ließ er die Einladung an alle zwölf Stämme richten (2Chr 30,1). Das ganze Volk muss an diesem Platz willkommen sein und es kamen auch einige nach Jerusalem (2Chr 30,11). Auch wenn viele nicht kamen, konnte er so das Fest damals feiern.
Das Passah wurde am Ende des Tages gefeiert (Vers 6). Das symbolisiert, dass der Tod des Herrn Jesus einen Abschluss darstellt: Das Alte ist vergangen, die bösen Mächte sind überwunden und die Befreiung ist eine Tatsache.
In Vers 7 scheint es so, als ob das Volk zu den Zelten zurückkehrt, nachdem sie das Passah gegessen haben. Doch das Fest der ungesäuerten Brote gehört dazu. Erst nach diesem Fest, also nach sieben Tagen, kehrt das Volk zurück (2Chr 30,21; 35,17).
9 - 12 Das Fest der Wochen
9 Sieben Wochen sollst du dir zählen; von da an, wo man beginnt, die Sichel an das Getreide zu legen, sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen. 10 Und du sollst dem HERRN, deinem Gott, das Fest der Wochen feiern, je nach der freiwilligen Gabe deiner Hand, die du geben magst, so wie der HERR, dein Gott, dich segnen wird; 11 und du sollst dich vor dem HERRN, deinem Gott, freuen, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Knecht und deine Magd und der Levit, der in deinen Toren ist, und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deiner Mitte sind, an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. 12 Und du sollst dich daran erinnern, dass du ein Knecht in Ägypten gewesen bist, und sollst diese Satzungen halten und tun.
Der erste Sichelschlag im reifen Korn ist für die Erstlingsgarbe der Gerstenernte. Dann müssen sieben Wochen gezählt werden. Die Sichel hat für uns ihren ersten Schlag am Auferstehungsmorgen des Herrn Jesus getan, das war ein neuer Beginn für uns. Ab dem Zeitpunkt der Auferstehung müssen wir rechnen und nicht ab dem Zeitpunkt der Geburt.
Das Wochenfest oder Pfingstfest – nach der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, abgeleitet von dem Wort pentecoste, das ist „fünfzig“ (3Mo 23,16) – dürfen auch wir jeden Sonntag feiern. Darum muss das Zählen bis dahin vorausgegangen sein, denn wir müssen lernen, ab der Auferstehung des Herrn Jesus zu rechnen. Dann kommt das Wirken des Heiligen Geistes – Pfingstfest – als Freude in unser Leben. Er kann sich bei uns zu Hause fühlen, wenn wir gelernt haben, die Auferstehung und die Verherrlichung des Herrn Jesus zu würdigen.
In Apostelgeschichte 1 sehen wir die Jünger während dieser sieben Wochen, das heißt bis zur Himmelfahrt des Herrn. Der Herr zeigt sich als der Auferstandene und spricht über das Königreich. Ferner gibt es dort eine Erwartung hinsichtlich der Verheißung des Vaters und ein Lernen, als Zeuge in dieser Welt zu wirken. Meine Stellung ist die eines Zeugen, ich bin auch auf dem Weg zu dem Ort, wo der Herr Jesus hingegangen ist. Auch ich gehe zu dem Obersaal, den der Herr Jesus „mein Gastzimmer“ nannte, um dort mit den Jüngern zusammen zu sein (Apg 1,13). Dort verharrten sie im Gebet und hielten sich an sein Wort. Die Folgen sehen wir in Apostelgeschichte 2: Der Heilige Geist kommt.
Das Ergebnis ist eine „freiwillige Gabe“, die dem HERRN, ihrem Gott, angeboten wird (Vers 10). Das sehen wir in den Gläubigen, die den Heiligen Geist empfangen hatten: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (Apg 2,42). Sie konnten Abstand nehmen von irdischen Segnungen (Apg 2,44.45). Sie gaben dem Herrn, was Ihm gebührte und armen Brüdern, was sie benötigten (vgl. 1Kor 16,2).
Das Resultat ist Fröhlichkeit vor dem Angesicht Gottes, gemeinsam mit anderen. Die Erinnerung an die Herkunft (Sklave in Ägypten) verschwimmt nicht. Das Bewusstsein darüber, was sie waren und was sie nun sind, macht die Freude und Dankbarkeit nur noch größer. Sie sollen den überreichen Segen, den Gott ihnen geschenkt hat, mit den Armen in ihrer Umgebung teilen, so dass auch diese sich freuen können.
13 - 15 Das Laubhüttenfest
13 Das Fest der Laubhütten sollst du dir sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag von deiner Tenne und von deiner Kelter einsammelst; 14 und du sollst dich an deinem Fest freuen, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Knecht und deine Magd und der Levit und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren sind. 15 Sieben Tage sollst du dem HERRN, deinem Gott, das Fest feiern an dem Ort, den der HERR erwählen wird; denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen in all deinem Ertrag und in allem Werk deiner Hände, und du sollst nur fröhlich sein.
Das Laubhüttenfest ist der Höhepunkt. Leider scheint das Feiern dieses Festes nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, in jedem Fall wurde es nicht lange auf die Weise gefeiert, die Gott bestimmt hatte. Erst in Nehemia 8 hören wir wieder davon. Dort wird es durch einen schwachen Überrest gefeiert, so wie es seit Josua nicht gefeiert worden ist. Es sind die Feste des HERRN, darum wurden sie so schnell vergessen.
Nach vier Monaten ist die ganze Ernte eingeholt. Am Ende des Jahres, als ob keine Monate mehr folgen, wird geerntet. In geistlichem Sinn wird es gefeiert, wenn Gläubige gelernt haben, die ganze Ernte des Landes einzuholen. Darum wird auch das Laubhüttenfest so leicht vergessen. Es ist geistliches Wachstum nötig, um dieses Fest zu feiern. Es geht nicht allein um eingesammelte Speise, sondern um Speise, die zubereitet ist für den Verzehr.
Dreschtenne und Kelter stellen Gottes letztendliche Handlungen im Gericht vor (Off 14,14–20). Die Dreschtenne weist auf das Gericht hin, bei dem die Spreu vom Korn getrennt wird; die Kelter weist auf das schonungslose Gericht der Ernte der Erde hin, wobei die Ernte auch jeden eitlen Gottesdienst umfasst. Danach kommt die volle Zeit des Segens für die Erde. Der Segen kommt, nachdem Gott die Erde hierfür gereinigt hat.
Nicht jeder Israelit hat eine gleich reiche Ernte. Darum müssen diejenigen, die mehr eingesammelt haben, mit den Armen teilen. Bei der Anwendung geht es um Geschwister, die aus Gottes Wort eingesammelt haben, wobei wir sicher nicht in erster Linie an die denken sollten, die einen öffentlichen Dienst empfangen haben, wie Brüder, die mit dem Wort dienen.
Wenn wir sehen, dass ein Bruder oder eine Schwester geistlich wenig besitzt, sollen wir darüber nicht klagen. Es ist viel besser – und das ist auch Gottes Absicht – sie als eine Gelegenheit zu sehen, um den erworbenen Reichtum mit ihnen zu teilen. Dies kann in den Häusern, in den gegenseitigen Kontakten und in den Zusammenkünften der Gläubigen getan werden. Die Zusammenkünfte sind nicht allein für reiche Gläubige, die sozusagen eine gewaltige Ernte eingeholt haben, sondern für arm und reich.
Die Folge wird sein, dass sie „nur fröhlich“ sind (Vers 15). Dies lässt an das denken, was Johannes in seinem ersten Brief schreibt: „Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei“ (1Joh 1,4). Der Apostel Johannes war so ein reicher Bruder. Er spricht über das ewige Leben als die Frucht des Landes. Johannes hat das geerntet und teilt davon in seinen Briefen aus, er sucht darin Gemeinschaft mit anderen (ärmeren Gläubigen) und das gibt die vollkommene Freude.
Niemand von uns hat alles persönlich eingesammelt. Wir haben viel durch reichere Brüder empfangen dürfen. Paulus war auch so ein Bruder, reich an Schätzen. Er verlangte danach, um den Philippern, die nicht so reich waren, auszuteilen (Phil 1,25). So wollte er in der Fülle des Segens Christi zu den Gläubigen in Rom kommen, um sie teilhaben zu lassen an dieser Fülle, und das würde ihnen Freude geben (Röm 15,29).
16 - 17 Nicht mit leeren Händen kommen
16 Dreimal im Jahr sollen alle deine Männlichen vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird: am Fest der ungesäuerten Brote und am Fest der Wochen und am Fest der Laubhütten. Und man soll nicht leer vor dem HERRN erscheinen: 17 jeder nach dem, was seine Hand geben kann, nach dem Segen des HERRN, deines Gottes, den er dir gegeben hat.
Jeder kommt mit einem Geschenk zu dem HERRN nach dem Maß, womit der HERR ihn gesegnet hat. Es gibt keine Entschuldigung, um nicht an diesen Platz zu kommen. Es gibt immer Geschwister, die viel und andere, die weniger eingesammelt haben. Doch nie durfte jemand mit leeren Händen kommen. Es ist undenkbar, dass jemand nichts eingesammelt hat, denn Gott segnet jeden der Seinen.
18 - 20 Gerechtes Gericht
18 Richter und Vorsteher sollst du dir einsetzen, nach deinen Stämmen, in allen deinen Toren, die der HERR, dein Gott, dir gibt, damit sie das Volk richten mit gerechtem Gericht. 19 Du sollst das Recht nicht beugen. Du sollst die Person nicht ansehen und kein Geschenk nehmen, denn das Geschenk blendet die Augen der Weisen und verdreht die Worte der Gerechten. 20 Der Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit sollst du nachjagen, damit du lebest und das Land besitzest, das der HERR, dein Gott, dir gibt.
Hier beginnt ein neuer Abschnitt, der aber in Verbindung mit den vorangegangenen Kapiteln steht, da es noch immer um den Platz geht, wo der HERR wohnt. Er ist der Mittelpunkt. Ab diesen Versen bis einschließlich Kapitel 19 geht es um das bürgerliche und politische Leben, während es in den bisherigen Kapiteln mehr um das religiöse Leben geht. Der vorige Abschnitt beschäftigt sich mit der Anbetung, dieser Teil spricht über das Bewahren der Anbetung nach dem Recht Gottes.
Im buchstäblichen Sinn haben wir nichts mit diesen Vorschriften zu tun, wohl aber in einem geistlichen Sinn. Mit unserem Zusammenkommen ist nicht nur ein Aspekt des Priesterdienstes verbunden, sondern auch eine Rechtsprechung. Es geht um das Leben der Gemeinde in ihren juristischen Aspekten: um Dinge, die Uneinigkeit hervorbringen und wie diese gelöst werden müssen. Wir können eine Parallele zwischen diesem Abschnitt und Matthäus 18 ziehen. Den Abschnitt von 5Mo 16,18–22; 17,1–7 können wir neben Mt 18,1–14 legen und 5Mo 17,8–13 neben Mt 18,15–20 und 5Mo 17,14–20 neben Mt 18,21–35.
Diese Verse behandeln die Rechtsprechung. In der Wüste wurden die Richter über eine Anzahl Personen gesetzt (2Mo 18,25). Hier geschieht es in Verbindung mit den Städten (vgl. 2Chr 19,5.8), in denen sie über das Land verteilt wohnen würden. Innerhalb des Landes fand die Rechtsprechung in den Toren der Städte statt. Die Anzahl der Richter soll abhängig sein von der Einwohnerzahl der Stadt.
Mose schreibt vor, wie die niedrigen Gerichte eingesetzt werden mussten. Nicht jeder Streit zwischen Angehörigen des Volkes musste vor dem höchsten Gericht behandelt werden. In unserem Gemeindeleben ist auch zu unterscheiden zwischen Streitfällen, die eine Aussprache in der Gemeinde erfordern, und solchen, die individuell behandelt werden sollten. Nicht jedes Problem muss vor die ganze Gemeinde kommen, so wie nicht jeder Streit zwischen Israeliten in Jerusalem behandelt wurde. Gott erwartet, dass Gläubige Dinge untereinander zu regeln imstande sind. Jeder Gläubige kann ein Richter sein, wenn er geistlich gesinnt ist (Gal 6,1), so wie jeder Gläubige Priester sein kann, wenn er geistlich gesinnt ist.
In den Versen 18–20 stehen die Regeln, die Richter beachten müssen. Diese Regeln kommen von Gott und werden durch Ihn bestimmt. Der Nachdruck liegt auf der Gerechtigkeit, die in Vers 20 zweimal nacheinander genannt wird. Das Wichtigste ist, dass gerecht gerichtet wird, das heißt so, wie Gott ist und wie Er die Dinge sieht. Eine bewusste Abweichung von dieser Norm ist eine Rechtsbeugung.
Der Richter soll den Angeklagten wie eine Person sehen, die er noch nie gesehen hat und nicht kennt. Sein Urteil darf nicht durch persönliche Vorurteile beeinflusst werden (Spr 18,5; 24,23). Der Richter darf nicht käuflich sein (2Mo 23,8). Das Leben im Land und der Besitz des Landes hängen für jeden Einzelnen und für die Nachkommen ab von einer gerechten Rechtsprechung.
Es geht hier um Menschen, die die richtige Gesinnung besitzen, um zwischen Brüdern richten zu können. Das ist eine schwierige Aufgabe. Man ist nicht so ohne Weiteres ein Richter, man ist nicht so ohne Weiteres in der Lage, zu einem Bruder oder einer Schwester zu gehen, um sie auf etwas Verkehrtes hinzuweisen. Das „Rechtsprechen“ in der Gemeinde, was jeder Gläubige sollte tun können (1Kor 6,2–5), ist eine Vorbereitung für den Dienst im Friedensreich, wo wir Engel richten werden. Wir können nur Regierung ausüben, nachdem wir uns selbst so kennengelernt haben, wie der Herr uns schon immer gekannt hat. Die volle Erkenntnis darüber bekommen wir dann, wenn wir „vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“ (2Kor 5,10).
Es geht um den Balken und den Splitter (Mt 7,3–5). Der Splitter ist nicht gut, der muss raus, aber das geht erst, wenn der Balken aus dem eigenen Auge entfernt ist. Wenn jemand etwas über den Splitter sagt, darf nicht auf einen Balken im eigenen Auge verwiesen werden können. Der „Richter“ darf nicht selbst anklagbar sein.
21 - 22 Nichts neben und an Stelle von Gott
21 Du sollst dir keine Aschera pflanzen, irgendein Holz neben dem Altar des HERRN, deines Gottes, den du dir machen wirst. 22 Und du sollst dir keine Bildsäule aufrichten, die der HERR, dein Gott, hasst.
Das Erste, womit die Richter es zu tun bekommen würden, war das Eintreten für die Rechte Gottes (Vers 21). Das kommt in dem Abschnitt von Kapitel 16,21–17,7 zur Sprache. Die Rechte Gottes kommen immer an erster Stelle, danach kommt der Bruder, dem Unrecht geschehen ist. Wenn Gottes Rechte vertreten werden, hat das seine Folgen für die Verhältnisse innerhalb des Volkes; dann werden auch die Rechte des Nächsten vertreten.
Unreine Praktiken in der Anbetung müssen durch die Richter verurteilt werden. Das bedeutet auch, dass ein Richter in diesem Punkt nicht selbst zu verurteilen sein darf. Ein Richter, der in seinem Leben Formen der Anbetung benutzt, die ihren Ursprung in der Welt haben, ist als Richter ungeeignet. Er muss das Recht Gottes in diesem Punkt kennen und selbst praktizieren.
Neben der Form ist auch der Inhalt wesentlich (Vers 22). Es darf nur Gott geopfert werden und nicht uns selbst. In der Anbetung darf kein einziger Gedanke an uns selbst wichtig sein. Es darf in keiner einzigen Art und Weise uns selbst Ehre zuteilwerden. Das kann geschehen, wenn wir glauben, dass unser Beitrag sehr schön ist, z. B. im Gebrauch von Worten oder Ausführungen oder hinsichtlich eines Liedes, das wir vorgeschlagen haben. Wenn wir durch den Geist geleitet sind, wird alles zur Ehre des Herrn Jesus sein. Wenn wir durch das Fleisch geleitet werden, wird es zu unserer eigenen Verherrlichung sein. Aber das Letzte ist hassenswert für Ihn, „der HERR, dein Gott, hasst“ es.
Für die Einhaltung der Vorschriften Gottes hinsichtlich des Opfers müssen die Richter Sorge tragen. Im geistlichen Sinn geht es um die Kenntnis des Herrn Jesus und seines Werkes. Von der Herrlichkeit und Vollkommenheit seiner Person darf nichts weggenommen werden. Ein Richter teilt die Wertschätzung Gottes in Bezug auf das Opfer des Herrn Jesus. Er wacht darüber, dass es allein um den Herrn Jesus geht und dass alle Ehre seines vollbrachten Werkes Gott allein dargebracht wird.
In den Versen 21 und 22 sehen wir die Sorge in Bezug auf den Altar des HERRN, das ist für uns der Tisch des Herrn. Dem Dienst am Tisch des Herrn dürfen wir keine Elemente hinzufügen, die da nicht hingehören, wir dürfen nichts daneben stellen. Das gilt in erster Linie für die Brüder, die sich beteiligen. Die Frage ist: Was beinhaltet der Opferdienst? Da darf nichts sein, was für das Fleisch anziehend ist. Es darf ganz sicher nichts dabei sein zu unserer eigenen Verherrlichung. Wenn wir diese Dinge nicht beachten, verachten wir Ihn und seine Rechte.