Einleitung
Dieses Kapitel ist der Abschluss einer langen Rede Moses und bildet darin den Höhepunkt. Alle vorangegangenen Kapitel sind gewissermaßen die Vorbereitung für das, was in diesem Kapitel vorgestellt wird. In den Kapiteln 1–11 lernen wir das Land kennen. In den Kapiteln 12–16 geht es vor allem darum, den Ort kennenzulernen, wo der HERR wohnt.
Wir müssen wissen, womit wir unsere Körbe füllen sollen (Kapitel 1–11) und wir müssen wissen, wohin wir mit unseren gefüllten Körben gehen sollen (Kapitel 12–16). In den Kapiteln 17–25 geht es um die Auswirkung der Gebote. Dort finden wir die Gesinnung, die geziemend ist, wenn wir in diesem Kapitel mit unseren gefüllten Körben kommen. Mit Kapitel 27 beginnt ein neuer Abschnitt.
1 - 11 Die Opfer der Erstlinge des Landes
1 Und es soll geschehen, wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, und du besitzt es und wohnst darin, 2 so sollst du von den Erstlingen aller Frucht des Erdbodens nehmen, die du von deinem Land einbringen wirst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und sollst sie in einen Korb legen und an den Ort gehen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen; 3 und du sollst zu dem Priester kommen, der in jenen Tagen [da] sein wird, und zu ihm sagen: Ich tue heute dem HERRN, deinem Gott, kund, dass ich in das Land gekommen bin, das der HERR unseren Vätern geschworen hat, uns zu geben. 4 Und der Priester soll den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor den Altar des HERRN, deines Gottes, niedersetzen. 5 Und du sollst vor dem HERRN, deinem Gott, anheben und sprechen: Ein umherirrender Aramäer war mein Vater; und er zog nach Ägypten hinab und hielt sich dort auf als ein geringes Häuflein; und er wurde dort zu einer großen, starken und zahlreichen Nation. 6 Und die Ägypter misshandelten uns und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf. 7 Da schrien wir zu dem HERRN, dem Gott unserer Väter; und der HERR hörte unsere Stimme und sah unser Elend und unsere Mühsal und unseren Druck. 8 Und der HERR führte uns aus Ägypten heraus mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit großem Schrecken und mit Zeichen und mit Wundern; 9 und er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig fließt. 10 Und nun siehe, ich habe die Erstlinge der Frucht des Landes gebracht, das du, HERR, mir gegeben hast. Und du sollst sie vor dem HERRN, deinem Gott, niederlegen und anbeten vor dem HERRN, deinem Gott; 11 und du sollst dich an all dem Guten erfreuen, das der HERR, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat, du und der Levit und der Fremde, der in deiner Mitte ist.
In diesem Abschnitt geht es um Anbetung. Um das tun zu können, was hier steht, muss der Israelit zuerst Früchte besitzen. Die können sie erst im Land haben. So ist das Bringen der Früchte der Beweis dafür, dass sie im Land angekommen sind. Dort bringen sie die Gabe der Erstlinge und bekennen, dass sie das Land dem HERRN zu verdanken haben.
Die Früchte werden in Kapitel 8 beschrieben. Doch der Israelit muss nicht nur wissen, was er bringen muss, er muss auch wissen, wo er es hinbringen muss. Das wird in Kapitel 12 beschrieben. Diesen Platz müssen sie aufsuchen, sobald sie im Land angekommen sind. Erst dann können sie ausüben, was hier in Vers 10 steht und das ist: „anbeten vor dem Herrn, deinem Gott“. An dritter Stelle geht es um die Art und Weise, wie die Erstlinge dargebracht werden müssen. Die Früchte müssen in einen Korb gelegt und durch den Priester vor dem Altar niedergestellt werden. Bei der Darbietung der Früchte muss ein Bekenntnis ausgesprochen werden.
Die Anwendung für uns ist, ob wir etwas haben, um es Gott bringen zu können, und ob wir den Ort kennen, wo Er wohnt, den Ort, den Er erwählt hat. Wir können auch persönlich, zu Hause, anbeten, aber das ist nicht dasselbe wie an diesem Ort. Hier kommen wir nicht als Einzelpersonen, sondern hier kommen wir als Volk, als Gemeinde, zusammen.
Auch in der Wüste gab es einen Platz des Zusammenkommens, das war die Stiftshütte. Aber hier geht es um das Land und somit um einen anderen Ort, mit anderen Merkmalen. Womit haben wir es heute zu tun? Mit beiden Plätzen. So werden in dem ersten Brief an die Korinther und in dem Brief an die Hebräer die Gläubigen gesehen und angesprochen als lebend in der Wüste. Wir kommen sonntags zusammen in dem Bewusstsein, dass wir noch in der Wüste sind.
Doch wir dürfen uns auch dessen bewusst sein, dass wir im Land sind. Das Land bedeutet für uns das, was wir in dem Brief an die Epheser finden: die himmlischen Örter mit den geistlichen Segnungen als Frucht des Landes. Wenn der Gläubige sonntags mit Anbetung kommt, kommt er nicht allein mit einem Opfer aus der Wüste, sondern auch als jemand, der Früchte gesammelt hat in dem Land.
Es geht hier nicht allein um das Eintreten ins Land und um die Inbesitznahme, sondern um das Wohnen im Land. Das Land zu besitzen sagt noch nichts aus über das Wohnen im Land. Wohnen bedeutet, darin ruhen und sich zu Hause fühlen. Der Einzug Israels in das Land der Verheißungen ist für die Gläubigen gleichbedeutend mit dem Genießen der Vorrechte in Christus im praktischen Glaubensleben. In diesen Vorrechten „wohnen“ bedeutet, die Befriedigung aufgrund der Segnungen zu kennen und daran auch genug zu haben.
Das wird uns vorgestellt in dem Brief an die Epheser. Bevor Paulus die geistlichen Segnungen erwähnt, womit der Gläubige gesegnet ist in Christus in den himmlischen Örtern, beginnt er damit, Ihn, von dem alle Segnungen ausgehen, zu loben: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3). Dieses Lob richtet sich auf eine direkte Weise an Gott, den Geber aller Reichtümer. Das muss die Folge von dem Genuss der himmlischen Segnungen sein.
Was finde ich in dem Land, welche Segnungen genieße ich da? Zuerst begegne ich im Himmel einem verherrlichten Herrn zur Rechten Gottes. Dadurch, dass ich Teil an der Sohnschaft habe, genieße ich dort auch meine persönliche Verbundenheit mit diesem Herrn. Drittens finde ich dort, dass ich ein Teil ausmache am Leib Christi und dass ich somit auch auf diese Weise mit Ihm verbunden bin. Ferner finde ich noch das Haus Gottes, worin der Heilige Geist wohnt. Und weil der Herr Jesus mein Leben ist, ist sein Vater auch mein Vater. Wir dürfen ins Heiligtum treten als Söhne, die „Abba, Vater“ sagen, um Ihn anzubeten.
Der Korb sagt auch etwas über den Eifer aus, der zum Füllen nötig ist. Die von uns dargebrachten Früchte müssen uns etwas gekostet haben. Einsammeln geschieht mit Anstrengung. Wir können keine alten Früchte bringen, denn es geht um Erstlinge.
Gott will auch, dass wir die Früchte an den Ort bringen, den Er erwählt hat. Für einen Israeliten ist die Stadt Jerusalem der einzige Platz auf der Erde, wo sich das Volk versammeln muss, um die Feste des HERRN zu feiern. Und für uns? Für die Erlösten des Christus gibt es auch nur einen Mittelpunkt, um sich zu versammeln. Es ist nicht unserer eigenen Einsicht überlassen, diesen Ort zu entdecken. Das Wort Gottes lässt es uns deutlich wissen: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20).
Die Heiden brachten Opfer an jedem Ort, den sie selbst für gut befanden. Für sein Volk wird Gott den Platz selber bestimmen und Er erwartet von seinem Volk, dass sie den Platz suchen. Erst vierhundert Jahre nach dem Einzug ins Land wird bekannt, wo der Ort sich befindet. Das geschah, weil damals jemand da war, der wirklich diesen Ort suchte: David.
In Psalm 132 sind die Übungen beschrieben, die mit der Suche einhergingen. Er fand die Lade in den Feldern von Ephrata. Damals war David noch sehr jung. Man ist aber nie zu jung, um den Ort zu finden. Wenn Interesse vorhanden ist an diesem Platz, wird Gott es geben, dass der Platz gefunden wird. Geografisch gesehen kommen die Gläubigen an vielen Orten als Gemeinde zusammen. Doch stets geht es um denselben Gott, denselben Altar, das ist derselbe Tisch des Herrn, und nicht wie bei den Heiden um stets andere Götter und Tische.
Das schließt einerseits Unabhängigkeit der Gemeinden und andererseits Sektiererei aus. Es ist nicht die Absicht, dass an jedem Platz eine neue Gruppe mit eigenen Kennzeichen zusammenkommt. Es ist sehr wohl wichtig, offen für alle Kinder Gottes zu sein. Der Platz kann allein dort sein, wo die Einheit des Leibes Christi verwirklicht wird. Dort gilt allein seine Autorität.
An diesem Ort bringen wir nicht nur unsere Früchte dar, wir essen auch dort, das heißt, dass wir Gemeinschaft mit Gott und miteinander haben. Wir teilen das, was wir an Früchten eingesammelt haben, auch mit anderen. Die Erstlinge sind für Gott. Wir bringen dort Gott unseren Dank. Während wir das tun, genießen andere Anwesende von dem, was Gott mit Dank angeboten wird, wenn es das Resultat einer neuen Ernte ist.
In Kapitel 16 wird von der Gefahr gesprochen, dass nicht jeder kommt und etwas in seinem Herzen mitbringt, weil es nicht hörbar dem Herrn dargeboten wird. Schwestern könnten denken, dass sie nichts haben müssen, weil sie es ohnehin nicht laut aussprechen können (1Kor 14,34). Doch es geht um die Dinge im Herzen; das sieht Gott und dort erwartet Er Frucht. Es gibt keine Entschuldigung, wenn jemand mit leeren Händen kommt. Die Erstlinge müssen von allen Früchten genommen und in einen Korb getan werden (Vers 2). Der Korb sind wir selbst. Wir dürfen nicht leer erscheinen, in unserem Herzen muss etwas von dem Herrn Jesus sein. Alles, was wir von Ihm gesehen haben, dürfen wir Gott opfern.
In den Versen 3 und 4 haben wir wieder eine der seltenen Erwähnungen des Priesters in diesem Buch. Der Grund ist, weil hier über Anbetung gesprochen wird, ein Thema, das oft im dritten Buch Mose vorkommt. Dort geht es um blutige Opfer, die auf dem Altar dargebracht werden. In diesem Buch geht es um die Früchte des Landes. Die kommen nicht auf, sondern vor den Altar. In der Anbetung ist ein persönlicher Aspekt („Ich tue heute … kund, dass ich in das Land gekommen bin“, Vers 3) und ein gemeinschaftlicher Aspekt („… unseren Vätern geschworen hat, uns zu geben“, Vers 3b) zu sehen. Gott wird durch uns persönlich gepriesen, dass Er sein Volk, die Gemeinde, nach seinem eigenen Ratschluss in den Segen eingeführt hat.
Bis hierher haben wir gesehen, was der Israelit auf Befehl des HERRN tun musste. In dem, was nun folgt, finden wir, was er sagen muss, wenn er in Gegenwart des Priesters vor dem Altar steht. An was sich der Israelit erinnern musste, ist wichtig, um die Gnade sichtbar zu machen, die das Volk als Gegenstand der Liebe vonseiten des HERRN erfahren hat. Er erwähnt den ehemaligen Zustand des Volkes (Verse 5–7), die Befreiung durch die Hand des HERRN (Vers 8) und das Teil, das ihm gegeben wurde nach der Verheißung des HERRN (Vers 9).
Diese drei Aspekte sind wichtig für unsere Anbetung. Wir denken daran,
1. dass wir in der Sklaverei der Sünde waren,
2. dass Christus uns auf Kosten seines Lebens befreit hat und
3. dass wir nun mit vielen und großen Segnungen gesegnet sind.
Sollte die Erinnerung an diese Dinge unsere Anbetung nicht stets größer machen?
Das Abendmahl, das Er für uns eingesetzt hat für die Zeit seiner Abwesenheit, ist ein Gedächtnismahl. Es richtet unsere Gedanken auf Christus, unseren geliebten Heiland, der sich selbst gab als ein Sündopfer für uns. Seinem Tod am Kreuz haben wir alles zu verdanken. An keinem anderen Platz als in der Anbetung, mit dem Abendmahl in der Mitte, wird uns der große Reichtum an Segnungen mehr bewusst. Unser Gott und Vater hat uns in Christus mit diesen Segnungen überhäuft. Wir dürfen durch den Heiligen Geist dies alles genießen. Sie werden in dem Brief an die Epheser aufgezählt.
Der Israelit gibt in den Versen 5–9 ein persönliches Zeugnis. Wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, verschwindet damit nicht die Individualität der Gläubigen, wir essen persönlich und gemeinsam. Der HERR hat nicht nur mich in das Land gebracht, Er hat uns in das Land gebracht. Die Zusammenkunft am Sonntagmorgen ist hervorragend geeignet, um gemeinsam Gott zu verherrlichen. In der Anbetung reden wir zu Gott von dem, was wir in dem Herrn Jesus gesehen haben. Wir sprechen auch davon, was wir früher waren, aber dabei bleiben wir nicht stehen.
Jakob war „ein umherirrender Aramäer“, weil er zwanzig Jahre in Syrien gewohnt hatte und weil seine Mutter von dort kam. Dort hatte er auch eine Frau und Kinder bekommen, von denen das Volk abstammt (Hos 12,13). Er stand an dem Punkt, das Leben zu verlieren, weil Laban ihn umzubringen versuchte. Dieser Teil des Bekenntnisses betont die niedrige Herkunft. Was die Herkunft betrifft, gibt es nichts, worauf der Israelit stolz sein könnte.
Aber Gott ist der Gott Jakobs und Er befreite ihn aus seiner Bedrängnis. Er machte aus einem Mann, der in Gefahr stand verloren zu gehen, ein großes Volk. Die Tat der Befreiung war eine Tat der Barmherzigkeit und des Mitleids. Dass es zu einem großen Volk wurde und an den Segnungen des Landes teilhaben konnte, waren Taten Gottes, die Er sich in seiner Souveränität vorgenommen hatte. So befanden auch wir uns in der Welt (Ägypten), aber Gott führte uns von dort heraus und formte auf diese Weise die Gemeinde nach seinem Ratschluss.
Es wird hier nicht über die Wüste gesprochen, denn die gehört nicht zu den Ratschlüssen Gottes. Die Wüste gehört zu den Wegen Gottes mit uns, sie gehört zu unserer Erziehung. Deshalb erzählen wir Gott am Sonntagmorgen nicht, was wir alles in der Welt durchmachen. Dafür haben wir die Gebetszusammenkünfte.
In der Anbetungsstunde sprechen wir darüber, dass wir früher zur Welt gehörten und was Er getan hat, um uns in das Land zu bringen. Wir preisen Ihn für die großen Segnungen, die wir dort gefunden haben. Das Wichtigste ist jedoch nicht die Gabe, sondern der Geber, der die Ursache unserer Freude ist.
Wir finden in diesen Versen eine schöne Schilderung des Gottesdienstes. Dieser erhabene christliche Dienst auf der Erde wird von uns in Schwachheit und Unvollkommenheit erlebt. Doch es ist ein Vorgeschmack dessen, was auf vollkommene Weise in alle Ewigkeit verwirklicht werden wird durch die zahllosen Erlösten.
Die Bezeichnung „Gottesdienst“ wird für die eine oder andere Zusammenkunft gebraucht, in der es aber mehr um das Gebet oder um eine Wortbetrachtung geht. Das ist allerdings nicht das, was wir unter einem schriftgemäßen Gottesdienst verstehen sollen. Hier haben wir im Bild das, woraus dieser Dienst besteht. Der Israelit kommt in die Gegenwart des HERRN, um Ihm ein Opfer zu bringen, das Er vorgeschrieben hat. Für den Christen ist der Gottesdienst ein Dienst der Anbetung. Er opfert Gott dem Vater geistliche Opfer, die Ihm angenehm sind durch Jesus Christus (1Pet 2,5).
Mit dieser Aussage werden der Wert des Gebets und das Lesen und Betrachten der Schrift in der Zusammenkunft nicht gemindert. Im Gegenteil, wenn das in einer dem Herrn wohlgefälligen Weise geschieht, wird das zur Folge haben, dass sich die Herzen in Lob und Anbetung äußern.
Um Gott etwas opfern zu können, ist es von Bedeutung, dass wir sagen können: „Denn von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gegeben“ (1Chr 29,14). Maria von Bethanien, die zu den Füßen des Herrn Jesus das Salböl einer sehr kostbaren Narde opferte, tat einen Anbetungsdienst (Joh 12,1–8). Ihre Handlung ist ein treffendes Bild davon. So kann von unserem Anbetungsdienst zu Gott gesagt werden: Der liebliche Geruch unseres Lobes ist nichts anderes als der deiner Liebe.
In diesen elf Versen kommt regelmäßig in verschiedenen Formen das Wort geben vor. Das deutet darauf hin, dass Gott sich als Geber zu erkennen gibt und nicht als jemand, der fordert. Er hat das Gute gegeben. Er gibt nur gute Gaben (Jak 1,17; Mt 7,11). Wenn ein Israelit sich erfreuen und den HERRN anbeten sollte wegen all dem Guten, das der HERR, sein Gott, ihm gegeben hatte, wie viel mehr Grund haben wir, uns wie die Israeliten in heiliger Ehrfurcht vor Gott und seinem Sohn niederzubeugen.
12 - 15 Der Zehnte alle drei Jahre
12 Wenn du fertig bist mit dem Abtragen alles Zehnten deines Ertrags im dritten Jahr, dem Jahr des Zehnten, und du ihn dem Leviten, dem Fremden, der Waise und der Witwe gegeben hast, damit sie in deinen Toren essen und sich sättigen, 13 so sollst du vor dem HERRN, deinem Gott, sprechen: Ich habe das Heilige aus dem Haus gebracht und habe es auch dem Leviten und dem Fremden, der Waise und der Witwe gegeben, nach deinem ganzen Gebot, das du mir geboten hast; ich habe deine Gebote nicht übertreten und nicht vergessen. 14 Ich habe nicht davon gegessen in meiner Trauer und habe nicht davon weggeschafft als ein Unreiner und habe nicht davon für einen Toten gegeben; ich habe der Stimme des HERRN, meines Gottes, gehorcht, ich habe getan nach allem, was du mir geboten hast. 15 Blicke herab von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns gegeben hast, wie du unseren Vätern geschworen hast – ein Land, das von Milch und Honig fließt!
Wenn der Anbetende die Gnade und Gemeinschaft mit Gott genießt (Verse 1–11), offenbart der Geist der Gnade sich unmittelbar gegenüber anderen. Der Levit, der Fremde, die Waise und die Witwe in Israel sind Empfänger dieser Gnade (5Mo 14,28.29). Für uns bedeutet das, den Dienern des Herrn („dem Leviten“) wohlzutun als auch Ungläubigen, die unseren Weg kreuzen („dem Fremden“) und solchen, die einer natürlichen Unterstützung beraubt sind („der Waise und der Witwe“).
Außer dass wir eingeladen werden, um fortwährend Gott Opfer des Lobes durch Christus zu bringen, sind auch noch andere Opfer zu bringen gegenüber denen, die uns umgeben, denn es steht geschrieben: „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“ (Heb 13,16). Diese Opfer werden direkt im Anschluss an unsere geistlichen Opfer genannt, die Opfer des Lobes, das ist die Frucht unserer Lippen (Heb 13,15).
Wenn wir am ersten Tag der Woche Gottesdienst verrichtet haben, dürfen wir danach unser Geld opfern. Der Text sagt uns aber, dass die Opfer darauf nicht beschränkt sind. Wir haben das Vorrecht, diese Opfer zu bringen, so wie sich die Gelegenheit dazu bietet. Das erfordert natürlich Treue und Hingabe gegenüber dem Herrn.
Ebenso wie beim Bringen der Körbe mit den Erstlingen (Verse 3–10), spricht der Israelit auch beim Bringen des Zehnten ein Bekenntnis aus. Diese Erklärung gibt uns eine wichtige Unterweisung für die Praxis des Gebens. Diese Zehnten werden nicht dem HERRN gegeben, sondern direkt an die, für die sie bestimmt sind. Sie werden nicht zum Heiligtum gebracht, wie die jährlichen Zehnten, sondern zu dem Tor des Wohnorts, um dort verteilt zu werden.
Durch das Aussprechen dieser Erklärung oder dieses Gebets wird der Geber aber doch in die direkte Gegenwart Gottes gestellt. In diesem Sinne werden diese Zehnten sozusagen doch zuerst Gott gegeben. Sie werden durch dieses Gebet geheiligt und für Gott beiseitegelegt. Der aufrechte Anbeter gelobt, dass er in keinen Umständen seines Lebens an seinen Wohltaten anderen gegenüber etwas verändert hat. Er hat nichts für sich selbst genommen von dem, was er für die Bedürftigen beiseitegelegt hat. Er hat in allem daran gedacht, was Gott hierüber gesagt hat, und er hat es nicht vergessen.
Weil er in der Praxis seines Lebens seine Gerechtigkeit offenbart, kann er Gottes Segen erbitten und mit Erhörung rechnen (vgl. Jak 5,16b). Die Reichweite seines Gebetes übersteigt seine persönlichen Bedürfnisse. Er bittet nicht um Segen für sich selbst, sondern für das ganze Volk und für das Land. Er ist sich sehr wohl bewusst, dass das, was er gibt, die Ernte des Landes ist, das der HERR seinem Volke gegeben hat wegen seiner Treue, der Treue des HERRN, hinsichtlich seiner Verheißungen den Vätern gegenüber.
Es fehlt sicher etwas am Gottesdienst, wenn wir kein Verlangen fühlen, dass der „Fremde“, der den Herrn nicht kennt, Ihn auch kennenlernt. Dasselbe gilt hinsichtlich solcher, die in Prüfungen sind und deshalb viel von dem vermissen, was wir gemeinschaftlich genießen können. Die Sammlung, die in Verbindung mit der Anbetung durchgeführt wird, ist ein Beweis, dass unsere Liebe zum Herrn sich in einem materiellen Beitrag für sein Werk äußert. Das Resultat wird sein, dass Er durch die Empfänger dieser Liebestat angebetet werden wird.
Der Dienst zur Unterstützung anderer, die sich in Nöten befinden, wird ein Ende haben. Aber das Lob und die Anbetung werden in alle Ewigkeit fortgesetzt werden zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters und des Herrn Jesus Christus, seines geliebten Sohnes.
16 - 19 Gehorsam und Verheißung
16 An diesem Tag gebietet dir der HERR, dein Gott, diese Satzungen und Rechte zu tun: So halte und tu sie mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele! 17 Du hast heute dem HERRN sagen lassen, dass er dein Gott sein soll und dass du auf seinen Wegen wandeln und seine Satzungen und seine Gebote und seine Rechte halten und seiner Stimme gehorchen willst. 18 Und der HERR hat dir heute sagen lassen, dass du ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote halten sollst; 19 und dass er dich zur höchsten über alle Nationen machen will, die er gemacht hat, zum Ruhm und zum Namen und zum Schmuck; und dass du dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk sein sollst, so wie er geredet hat.
Der Genuss aller Segnungen, die das Volk bekommen hat, hängt unauflöslich zusammen mit dem Gehorsam hinsichtlich seiner Gebote. Wir können die geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern nur dann genießen, wenn wir Ihm in allem gehorsam sind. Diesen Gehorsam wird Gott zum Anlass nehmen, um sein Volk zum Lob und zum Namen und zum Schmuck über alle Völker zu machen (Zeph 3,19.20; Jer 13,11). Das bedeutet, dass Gottes Volk das Mittel sein wird, wodurch Gott Lob empfangen und Gottes Name gerühmt werden wird und dass sein Volk seine Herrlichkeit ausstrahlen wird gleich einem Schmuck.
Darüber hinaus ist es die Absicht Gottes, sein Volk nicht allein über alle Völker zu erheben, sondern sie auch als ein geheiligtes Volk zu besitzen, als ein für Ihn abgesondertes Volk. Gottes Volk ist für Ihn da!