1 Kein Tier mit Gebrechen opfern
1 Du sollst dem HERRN, deinem Gott, kein Rind- oder Kleinvieh opfern, an dem ein Gebrechen ist, irgendetwas Schlimmes; denn es ist ein Gräuel für den HERRN, deinen Gott.
Die geistliche Anwendung dieses Verses ist, dass Gott nichts von uns haben will, was die Kostbarkeit des Herrn Jesus antastet. Das würde von Gleichgültigkeit zeugen (Mal 1,7.8). Wenn wir z. B. zu Gott sagen, dass der Herr Jesus wohl sündigen konnte, aber es nicht getan hat, ist das ein Gräuel für Gott.
Ein derartiger Gedanke nimmt etwas von der Vollkommenheit des Herrn Jesus weg, denn Er konnte und kann nicht sündigen. In Gottes Volk darf eine derartige Oberflächlichkeit beim Opferdienst nicht passieren. Wenn jemand so etwas in Unwissenheit sagt, wird er sich gerne korrigieren lassen, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird. Alle Opfer, die Gott dargebracht werden, sind Bilder des Opfers von Christus. Er war das vollkommen unbefleckte Opfer, ohne Gebrechen, vollkommen ohne Sünde, frei von jeglichem Anschein davon.
2 - 7 Die Strafe für Götzendienst
2 Wenn in deiner Mitte, in einem deiner Tore, die der HERR, dein Gott, dir gibt, ein Mann oder eine Frau gefunden wird, die das tun, was böse ist in den Augen des HERRN, deines Gottes, indem sie seinen Bund übertreten, 3 so dass sie hingehen und anderen Göttern dienen und sich vor ihnen oder vor der Sonne oder vor dem Mond oder vor dem ganzen Heer des Himmels niederbeugen, was ich nicht geboten habe, 4 und es wird dir berichtet und du hörst es, so sollst du genau nachforschen; und siehe, ist es Wahrheit, steht die Sache fest, ist dieser Gräuel in Israel verübt worden, 5 so sollst du jenen Mann oder jene Frau, die diese böse Sache getan haben, zu deinen Toren hinausführen, den Mann oder die Frau, und sollst sie steinigen, dass sie sterben. 6 Auf die Aussage zweier Zeugen oder dreier Zeugen hin soll getötet werden, wer sterben soll; er soll nicht auf die Aussage eines einzelnen Zeugen hin getötet werden. 7 Die Hand der Zeugen soll zuerst an ihm sein, ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volkes. Und du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.
In Kapitel 13 geht es um die, die andere zum Götzendienst verführen. In diesen Versen geht es um solche, die verführt sind. Wenn die Beschuldigung aufkommt, dass jemand zum Götzendienst verführt ist, muss zuerst eine Untersuchung stattfinden. So geschieht das auch in Matthäus 18 in dem Fall, dass jemand der Sünde beschuldigt wird. Erst wenn zwei oder drei Zeugen vorhanden sind, kann Recht gesprochen werden (Mt 18,16; 4Mo 35,30).
Wenn jemand einen anderen sündigen sieht, muss er hierüber nicht mit anderen sprechen, sondern zuerst mit der betroffenen Person. Wenn ich der Einzige bin, der etwas Böses von jemandem weiß, darf ich darüber nicht mit anderen sprechen. Es darf keine Sache in die Gemeinde kommen, wenn wir nicht zuerst selber mit dem Bruder gesprochen haben und danach noch mit Zeugen bei ihm gewesen sind.
Wenn die Anklage begründet ist, soll die Hand der Zeugen sich als erste gegen diese Person richten. Diese Vorgehensweise überträgt den Zeugen eine große Verantwortung und mahnt zu großer Vorsicht bei der Erhebung einer Anklage gegenüber Bösem. Diese Vorschrift wird dann auch dafür sorgen, dass die Zeugen sich ihrer Sache äußerst sicher sein werden und von dem Ernst der begangenen Verfehlung überzeugt sind.
Wenn die Hand der Zeugen sich gegen den Übeltäter richtet, ist damit faktisch das Todesurteil vollzogen. In Vers 7 steht: „Die Hand der Zeugen soll zuerst an ihm sein, ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volkes.“ Auf diese Weise macht das Volk deutlich, dass es sich dem Zeugnis der Zeugen anschließt. So muss das Böse aus der Gemeinde weggetan werden. Das Böse (oder: der Böse) darf keinen Platz im Volk Gottes haben. Das galt für Israel damals und gilt für die Gemeinde heute.
Bevor die Gemeinde zu einem Beschluss kommt in einer Sache, die vor sie gebracht wird, muss die anzeigende Person von der Sache selbst überzeugt sein. Wenn eine Sache vor die Gemeinde gebracht wird, ist das noch nicht dasselbe wie ein Gemeindebeschluss. Die Gemeinde muss noch erst zu einem Urteil beziehungsweise einem Beschluss kommen. Dieses Stadium stimmt mit Matthäus 18,17 überein. Das bedeutet, dass der individuelle Gläubige jemanden als Heiden und Zöllner sehen muss, noch ehe die Gemeinde so jemanden als einen Bösen endgültig hinaustut.
Umgekehrt kann das auch auf den Vorschlag eines Bruders oder einer Schwester angewandt werden, um einen anderen Gläubigen am Tisch des Herrn aufzunehmen. Der Bruder oder die Schwester muss selbst gut überzeugt sein von der Richtigkeit des Vorschlags. Aber erst, wenn aufgrund zweier oder dreier Zeugen die Richtigkeit dieses Vorschlags deutlich ist, wird die Gemeinde so jemanden am Tisch des Herrn empfangen.
8 - 13 Die Rechtsprechung in schwierigen Fällen
8 Wenn dir eine Sache zwischen Blut und Blut, zwischen Rechtssache und Rechtssache und zwischen Verletzung und Verletzung zu schwierig ist zum Urteil, [irgendwelche] Streitsachen in deinen Toren, so sollst du dich aufmachen und an den Ort hinaufziehen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. 9 Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, kommen und zu dem Richter, der in jenen Tagen da sein wird, und dich erkundigen; und sie werden dir den Rechtsspruch verkünden. 10 Und du sollst entsprechend dem Spruch tun, den sie dir verkünden werden von jenem Ort aus, den der HERR erwählen wird, und sollst darauf achten, nach allem zu tun, was sie dich lehren werden. 11 Entsprechend dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach dem Recht, das sie dir sagen werden, sollst du tun; von dem Spruch, den sie dir verkünden werden, sollst du weder zur Rechten noch zur Linken abweichen. 12 Der Mann aber, der mit Vermessenheit handelt, dass er auf den Priester, der dasteht, um den Dienst des HERRN, deines Gottes, dort zu verrichten, oder auf den Richter nicht hört: Dieser Mann soll sterben. Und du sollst das Böse aus Israel wegschaffen. 13 Und das ganze Volk soll es hören und sich fürchten und nicht mehr vermessen sein.
In diesem Abschnitt geht es um die Unterwerfung hinsichtlich einer Strafe, die durch eine befugte Instanz auferlegt wird. Wo man sich dagegen auflehnt, wird ein Geist der Rebellion und Widerspenstigkeit sichtbar, es äußert sich somit ein Geist des Widerspruchs und Aufstandes gegenüber Gott. Das ist das Böse des Ungehorsams gegenüber Gott und gegenüber solchen, die von Ihm mit Autorität bekleidet sind. Mit diesem Prinzip der Geringschätzung und Eigenwilligkeit muss in derselben Weise wie mit Zauberei und Götzendienst gehandelt werden.
Das Ziel dieser Strafe ist, dass andere das hören und sich fürchten werden und nicht in dasselbe Böse verfallen. Manche werden so verständig sein, um vom Bösen Abstand zu nehmen. Andere werden, wenn sie eine Missetat begangen haben und bestraft sind, sich lieber unter das Urteil stellen als gegen sich selbst zu sündigen und ihr Leben durch Widerstand zu verwirken. Aus diesem Gesetz leitet der Apostel ab, wie fürchterlich die Strafe für diejenigen ist, die die Autorität des Sohnes Gottes mit Füßen treten (Heb 10,28.29).
Wenn eine örtliche Gemeinde einen Beschluss fasst, ist das die höchste Instanz der Autoritätsausübung auf der Erde. „Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein“ (Mt 18,18). Die Reichweite des Beschlusses ist die ganze Erde. Das hängt damit zusammen, dass der Herr Jesus seine Anwesenheit mit der örtlichen Gemeinde verbindet: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20).
In Vers 9 treten die Priester in den Vordergrund. Priester kennen die Gedanken Gottes am besten, weil sie gewohnt sind, in seiner Gegenwart zu verkehren. Das bestimmt die geistliche Gesinnung. Jeder Bruder und jede Schwester kann dieser Priester sein. Es geht nicht um die Gaben, die jemand besitzt, sondern um die Gesinnung, die jemand durch seinen oder ihren Umgang mit Gott besitzt.
14 - 20 Die Einsetzung eines Königs
14 Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und es besitzt und darin wohnst und sagst: Ich will einen König über mich setzen, wie alle Nationen, die rings um mich her sind!, 15 so sollst du nur den König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird; aus der Mitte deiner Brüder sollst du einen König über dich setzen; du sollst nicht einen fremden Mann über dich setzen, der nicht dein Bruder ist. 16 Nur soll er sich nicht viele Pferde anschaffen und soll das Volk nicht nach Ägypten zurückführen, um sich viele Pferde anzuschaffen; denn der HERR hat euch gesagt: Ihr sollt fortan nicht wieder auf diesem Weg zurückkehren. 17 Und er soll nicht viele Frauen haben, dass sein Herz sich nicht abwende; und Silber und Gold soll er sich nicht übermäßig anschaffen. 18 Und es soll geschehen, wenn er auf dem Thron seines Königreichs sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus [dem], [was] vor den Priestern, den Leviten, [liegt]. 19 Und es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen, damit er den HERRN, seinen Gott, fürchten lerne, um zu beachten alle Worte dieses Gesetzes und diese Satzungen, sie zu tun; 20 damit sein Herz sich nicht über seine Brüder erhebe und damit er von dem Gebot weder zur Rechten noch zur Linken abweiche, damit er die Tage in seinem Königtum verlängere, er und seine Söhne, in der Mitte Israels.
Nach den Gesetzen für die Untertanen folgen Gesetze für den König. Die Einsetzung eines Königs wird nicht befohlen, so wie es bei den Richtern der Fall ist. Gottes Vorhersehung sieht diese Frage nach einem König kommen und gibt im Voraus seine Anweisungen dazu, denn Er regiert über Könige. Sie, die über andere herrschen, müssen daran denken, dass sie selbst auch unter der Gewalt eines Höheren stehen.
Die Frage, die Gott von dem Volk erwartet, wenn es im Land ist, ist nicht die aus 1. Samuel 8 (1Sam 8,5; vgl. Hos 8,4). Gott hatte allezeit einen König in seinen Gedanken gehabt. Er erwartete, dass sein Volk mit dieser Frage kommen würde, weil Er darüber gesprochen hatte, und zwar bereits in den Worten, die Er Jakob in den Mund legte, als dieser seine Söhne segnete (1Mo 49,10). In 1. Samuel 8 wollen sie einen König nach ihrem Herzen und nicht einen König nach dem Herzen Gottes. Sie wollen dort einen König anstelle des HERRN.
Der König nach dem Herzen Gottes ist ein Bild von dem Herrn Jesus. Er ist „aus der Mitte deiner Brüder“ (vgl. Heb 2,12). Ein König ist auch ein Bild von den Gläubigen der Gemeinde, denn sie sind zu einem „Königtum“ (Off 1,6) gemacht worden. Bald werden wir als solche regieren (1Kor 6,2). Was wir bald öffentlich tun werden, muss bereits jetzt schon in den gegenseitigen Angelegenheiten, die zwischen Gläubigen vorkommen, ausgeübt werden.
Wir sind allerdings nicht nur Glieder der Gemeinde, sondern auch Untertanen in dem Königreich, also nicht Regierende. Brüder mit „königlicher Würde“ erkennen wir in Brüdern, die die Gabe der Regierung empfangen haben. Sie sind durch den Herrn selbst eingesetzt und maßen sich diesen Platz nicht selber an. Das Streben nach einem Aufseherdienst wird empfohlen, aber zugleich wird auch mitgeteilt, welche Anforderungen erfüllt werden müssen (1Tim 3,1–7).
Ein solcher „König“ muss ein Bruder sein und als solcher ein Diener und kein Herrscher. Diotrephes hatte dafür kein Empfinden, denn er empfing die Brüder nicht und führte sich als Herrscher auf, der den ersten Platz anstrebte (3Joh 1,9.10).
„Pferde“ sprechen von natürlicher Kraft und Gewalt (Ps 20,8; Ps 33,17; Hos 14,4). Darauf darf der König nicht vertrauen. Wir können es vergleichen mit dem Vertrauen auf gute Redegewandtheit. Wenn wir das nicht beherrschen, können wir das erlernen. Eine angelernte Redefähigkeit kommt in der Welt gut an. Doch in der Gemeinde dürfen wir nicht mit verbaler Gewalt die Meinung der Gesamtheit in unsere Richtung biegen.
„Frauen“ weisen in diesem Zusammenhang auf Verführung hin, wodurch ein Abweichen vom HERRN ausgelöst wird. Hiermit verbunden ist die Erregung falscher Begierden, die zusammen mit Habsucht zum Götzendienst verleitet (Kol 3,5). Das dritte Gebot ist: „Silber und Gold soll er sich nicht übermäßig anschaffen.“ Wenn das geschieht, wird die Suche nach materiellen Dingen als eigentlicher Lebensinhalt offenbar. Das wird zur Unabhängigkeit von Gott führen.
Diese drei Gefahren lassen sich in den Worten zusammenfassen: Macht, Genuss und Reichtum. Vor diesen Gefahren kann der König – und können wir als Könige – nur bewahrt werden durch ständiges Lesen in der „Abschrift dieses Gesetzes“. Wenn das im Herzen ist, bleibt er in der richtigen Spur und in der richtigen Gesinnung. Er wird sich dann nicht über den Bruder erheben. Solche Brüder und Schwestern können in unserer Mitte in guter Art und Weise eine Rechtsprechung ausüben.
Um vor den genannten Gefahren bewahrt zu bleiben und ein König für das Volk zu sein, muss der König sich selbst eine Abschrift vom Gesetz anfertigen. Es wird von ihm erwartet, dass er täglich darin liest. Das regelmäßige Lesen wird ihm bewusst machen, dass er zwar der König eines Volkes ist, aber selbst auch regiert wird. Das wird ihn demütig machen in der Mitte des Volkes (Lk 22,25–27). Es wird ihn bewahren vor Abweichungen in seinem Königtum, so dass es gerecht zugeht.