1 - 3 Gehorsam bringt Segen
1 Und dies sind die Gebote, die Satzungen und die Rechte, die der HERR, euer Gott, geboten hat, euch zu lehren, damit ihr sie tut in dem Land, wohin ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen; 2 damit du den HERRN, deinen Gott, fürchtest alle Tage deines Lebens, um alle seine Satzungen und seine Gebote zu halten, die ich dir gebiete, du und dein Sohn und deines Sohnes Sohn, und damit deine Tage sich verlängern. 3 So höre denn, Israel, und achte darauf, sie zu tun, damit es dir wohl ergehe und ihr euch sehr mehret – so wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat – in einem Land, das von Milch und Honig fließt!
Nach der Erwähnung der zehn Gebote und der Wichtigkeit eines Mittlers im vorhergehenden Kapitel gibt Mose nun eine nähere Beschreibung der Gebote. Er teilt nur das mit, was der HERR ihm befohlen hat, so wie es sich für jeden guten Diener geziemt (vgl. Mt 28,19.20). Es sind Gebote, denen Gottes Volk unterworfen ist, um ins Land zu gelangen und dort die Segnungen erben zu können (5Mo 5,33).
Der Segen wird vorgestellt in der Beschreibung: „das von Milch und Honig fließt“. Das redet von dem Überfluss und der Fruchtbarkeit des Landes. Diese Formulierung kommt fast zwanzig Mal in der Bibel vor (2Mo 3,8.17; 3Mo 20,24; 4Mo 13,27; 14,8; 16,13.14; 5Mo 6,3; 11,9; 26,9.15; 27,3; 31,20; Jos 5,6; Jer 11,5; 32,22; Hes 20,6.15). Einmal wird der Ausdruck vom rebellierenden und ungläubigen Volk gebraucht für das Land der Sklaverei, Ägypten (4Mo 16,13). Ansonsten wird der Ausdruck aber immer in Bezug auf das verheißene Land verwendet.
Milch ist ein Bild vom Wort Gottes als nahrhaftes und gesundes Nahrungsmittel für das geistliche Leben (1Pet 2,2). So wie ein Baby von der Muttermilch abhängig ist, so ist der Gläubige abhängig von Gottes Wort. Für das Leben im Land ist das unentbehrlich, aber es ist ja auch in Fülle vorhanden. Der Honig stellt die Süße der natürlichen Beziehungen dar. Wenn Abhängigkeit von Gott da ist, sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen ein Genuss. Ein Zusammenleben von Kindern Gottes auf dieser Basis ist für alle Glieder des Volkes Gottes wohltuend.
In dieser Atmosphäre können alle anderen Segnungen und Wohltaten des HERRN reichlich genossen werden. Werden die Segnungen geteilt, vermehrt sich zudem noch die Freude.
4 - 5 Der Kern des Judentums
4 Höre, Israel: Der HERR, unser Gott, ist ein HERR! 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.
Nachdem es in Vers 2 um die Furcht des Herrn ging als Resultat der Unterrichtung der Gebote, geht es nun um die Liebe zum HERRN als dem Einen und Einzigen (Sach 14,9). Der Gottesdienst Israels ist monotheistisch ausgerichtet, das heißt, er ruht in der Überzeugung, dass es keinen anderen Gott gibt als nur den Gott Israels. Das gibt Sicherheit über Gott, die Sicherheit, die in polytheistischen Religionen fehlt. Wenn es mehrere Götter gibt, kann jemand sich gut fühlen in der Gunst des einen, aber Angst vor dem anderen haben. Die Götter handelten in den Gedanken ihrer Anbeter nie in Harmonie.
Für Israel gibt es nicht so etwas wie einen Gott des Sinais und einen Gott des Hermons, einen Gott für Ruben und einen Gott für Levi. Die Einheit Gottes garantiert vollständige Sicherheit über seinen Willen, so wie Er ihn in seinen Geboten und Satzungen bekanntmacht. Es gibt keinen anderen Gott, der etwas anderes verkündigt.
Das Gebot der Liebe wurde nie von einem irdischen Fürsten gegeben. In Bezug auf Gott gehören „Ihn lieben und Ihn fürchten“ zusammen. Dieses Fürchten bedeutet Ehrerbietung vor Ihm zu haben.
Das Kennen Gottes als den HERRN, der einer ist, ist die Kernwahrheit des Alten Testaments, wobei Gottes irdisches Volk die zentrale Stelle einnimmt. Nach Gottes vollkommener Offenbarung in Christus ist es auch der Kern des Neuen Testaments (1Tim 2,5; 1Kor 8,6).
Der Kern des Christentums umfasst ein vollbrachtes Erlösungswerk, einen Mittler, der als verherrlichter Mensch im Himmel ist, und einen Gott, der durch den Heiligen Geist seit Pfingsten in der Gemeinde als Ganzes und im einzelnen Gläubigen auf der Erde wohnt. Davon geben die Gläubigen Zeugnis in ihrer Anbetung, sowohl in ihrem täglichen Leben als auch in den Zusammenkünften der Gemeinde.
Im Herrn Jesus haben wir Gott als den drei-einen Gott kennengelernt: der Vater, durch den Sohn geoffenbart und durch den Geist bekanntgemacht. Wir dürfen Gott als Vater kennen. Drei Personen, aber doch ein Gott. Da es aber ein Gott ist, kann es nichts geben, was das Herz teilt, das der Herr ja ganz für sich selbst haben möchte.
Der Herr Jesus ergänzt das Gebot, den Herrn mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft zu lieben, noch mit den Worten: aus deinem ganzen Verstand (Mk 12,30). Verstand beinhaltet „Gesinnung“, und „Gemüt“. Um dieser Liebe mit Hingabe zu entsprechen, brauchen wir „Christi Sinn“ (1Kor 2,16). Christi Sinn bedeutet: so zu denken, wie Christus denkt. Es ist seine Gesinnung, in der die Kraft des Heiligen Geistes wirksam sein kann. „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat“ (1Joh 5,20). Durch dieses Denken, diesen Verstand, erreichen wir Einsicht dafür, wer Gott ist. Für Israel wird dies in Zukunft wahr werden, wenn das Gesetz in ihr Herz und in ihren Verstand gegeben und geschrieben werden wird (Heb 8,10; 10,16).
Gott zu lieben und Ihm zu dienen gibt dem Menschen die größtmögliche Befriedigung. Dafür ist er nämlich geschaffen und durch seinen Schöpfer mit Eigenschaften ausgerüstet, die darauf gerichtet sind, Ihm zu dienen und Ihn zu ehren. Wenn der Mensch dies tut, findet er wahre Ruhe und wahren Frieden. Durch die Sünde ist der Mensch aber ein Sünder, ein Feind und Hasser Gottes geworden. Er dient Ihm nicht und liebt Ihn nicht. Aber durch Gnade ist der Gläubige mit Gott versöhnt (2Kor 5,18) und hat neues Leben empfangen, die „göttliche Natur“ (2Pet 1,4). Dieses neue Leben möchte Gott lieben und Ihm dienen, und dieses Leben schafft das auch.
6 - 9 Die Reichweite der Gebote
6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. 7 Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. 8 Und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern sein zwischen deinen Augen; 9 und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben.
Die Wahrheit über Gott muss nicht als reine Theorie bewahrt werden, sondern das Volk muss die Wahrheit als Lehre kennen und in der Praxis danach handeln. In orthodoxen Kirchen ist diese Wahrheit in Glaubensbekenntnissen enthalten. Man kennt sie als Dogma, aber wo wird sie im täglichen Leben ausgeübt? Wenn der Kern des Christentums Realität für das tägliche Leben ist, wird die Folge sein, dass wir dem Heiligen Geist die Leitung unseres persönlichen Lebens und das Zusammenleben als Gemeinde überlassen. Gott und sein Wort sollten die normalen Gesprächsthemen aller Glieder des Volkes Gottes sein, überall und jederzeit.
In den Familien sollen die Eltern ihren Kindern den Kern des Glaubens einprägen, einschärfen und sie ihrem Weg gemäß erziehen (Spr 3,1.3; 22,6) . Dies gilt auch für Gottes Familie. In der örtlichen Gemeinde sollen ältere Gläubige, die Väter in Christus, den Jüngeren diese Dinge einschärfen. Eine solche Unterweisung wird nur eine Auswirkung haben, wenn es im Leben der älteren Geschwister wahrnehmbar ist.
Es ist schon bemerkenswert, das Mose das Gesetz für so einfach und leicht zu verstehen achtete, dass jeder Vater wohl imstande sein sollte, dieses seinen Kindern weiterzugeben. Somit gibt es keine Entschuldigung, in dieser Sache fahrlässig zu sein. Nicht die Frage des Intellektes zählt, sondern die der Gesinnung, des Herzens. Die sorgfältige Weitergabe des uns anvertrauten Wortes Gottes an unsere Nachkommen ist von großer Bedeutung, damit sie gefestigt und gesegnet werden im Gehorsam gegenüber diesem Wort.
Die Liebe zu Gott zeigt sich in sichtbaren Kennzeichen. Die Stirn spricht vom öffentlichen Zeugnis (Off 13,16; 14,1), das wir über unsere Liebe zu Gott ablegen. Liebe zu Ihm bestimmt unser Handeln und unser Reden und ist für jeden sichtbar. Wenn wir den HERRN stets vor uns stellen (Ps 16,8), wird das in unserem ganzen Leben sichtbar. Gott möchte in jedes Detail unseres Lebens einbezogen werden. Es gibt nichts im Leben seiner Kinder, das Ihn nicht interessiert.
In unseren Häusern spielt sich das Familienleben ab. Es wird beeinflusst von allem, was in unsere Häuser hineinkommt. Das Schreiben auf die Türpfosten können wir darauf anwenden, dass wir alles anhand des Wortes Gottes prüfen, was wir in unserem Hause zulassen. Geht es um Dinge, die das Familienleben nach Gottes Maßstäben aufbauen oder abbrechen? Trägt der Umgang miteinander, Mann und Frau, Eltern und Kinder, Kinder untereinander, den Stempel des Wortes Gottes als Eigentumskennzeichen? Die elterliche Autorität wird von den Kindern respektiert werden, wenn sie merken, dass deren Ausgangspunkt die Liebe zum Herrn ist und der Wunsch, Ihm gehorsam zu sein.
Weil der HERR einer ist, hat Er Recht auf unsere ungeteilte Hingabe. Alle seine Eigenschaften stehen in vollkommener Harmonie zueinander. Keine seiner Eigenschaften steht im Widerspruch zu einer anderen. Er ist vollkommen in Liebe und vollkommen in Gerechtigkeit. Nie ist seine Liebe im Konflikt mit seiner Gerechtigkeit oder umgekehrt. Wenn Er Liebe erweist, tut das seiner Gerechtigkeit keinen Abbruch. Übt Er Gerechtigkeit, schiebt das seine Liebe nicht beiseite. In all seinem Handeln wird jeder seiner Eigenschaften Genüge getan.
10 - 11 Der Segen des Landes
10 Und es soll geschehen, wenn der HERR, dein Gott, dich in das Land bringt, das er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, dir zu geben: große und gute Städte, die du nicht gebaut hast, 11 und Häuser, voll von allem Gut, die du nicht gefüllt hast, und ausgehauene Zisternen, die du nicht ausgehauen hast, Weinberge und Olivengärten, die du nicht gepflanzt hast, und du essen und satt werden wirst:
Nach den vorhergehenden Voraussetzungen öffnet sich gleichsam das Land für uns. Dreimal wird in diesem Kapitel über den Einzug ins Land gesprochen. Hier ist zum ersten Mal die Rede davon. Jedes Mal wird gesagt, dass Gott es geschworen hat (Verse 10.18.23). Gott bekräftigt seine eigenen Worte mit einem Eid, um uns in unserer Schwachheit entgegenzukommen und damit eine zusätzliche Bestätigung seiner Zusage zu geben (Heb 6,17.18). Der Eid macht deutlich, dass, was auch geschehen mag, Gott seinem Volk das Land geben wird und dazu den vollen Genuss des Segens. Die Grundlage ist das Werk Christi. Wenn Gott so geschworen hat, wieso sollten wir dann noch zweifeln?
Einen Schwur Gottes finden wir immer nur unter besonderen Umständen. Bei vier Gelegenheiten schwört Gott, und zwar stets in Verbindung mit dem Land:
1. Aufgrund des Opfers des Sohnes der Verheißung verspricht Gott Abraham eine reiche Nachkommenschaft im Land der Verheißung, und in seiner Nachkommenschaft einen Segen für die ganze Welt (1Mo 22,16–18).
2. Wenn das Volk sich von Gott abwendet, schwört Er, dass das Volk nicht ins verheißene Land eingehen darf (Ps 95,11).
3. Im Falle der Untreue des Volkes wird Gott seine Versprechen in dem Mann zu seiner Rechten erfüllen (Ps 110,4).
4. Wenn Christus im Land regiert, wird sich jedes Knie vor Ihm beugen. Dann wird der bekehrte Überrest seines Volkes (der dann ganz Israel sein wird) im Land sein (Jes 45,23).
Die Segnungen liegen für uns bereit, es ist nichts von uns selbst dabei, Gott hat sie zubereitet. An erster Stelle gibt es im Land „große und gute Städte“. Die Gemeinde wird mit einer Stadt verglichen (Off 21,2.10). Städte können wir als ein Bild von örtlichen Gemeinden sehen, als Darstellungen der einen Gemeinde. Die Städte im beschriebenen Abschnitt befinden sich im Land. Sie stellen örtliche Gemeinden dar, die ihr festes Fundament im Land haben, wo gelebt wird im Reichtum der himmlischen Segnungen.
An zweiter Stelle gibt es „Häuser, voll von allem Gut“. Eine Stadt besteht aus Häusern. Eine Gemeinde besteht aus Familien. In den Briefen, die sich speziell mit den himmlischen Segnungen beschäftigen, geht Paulus auch ausdrücklich auf die Familie ein (Eph 5,22–33; 6,1–4; Kol 3,18–21). Das ist der Ort, wo die Reichtümer Christi geteilt werden.
An dritter Stelle stehen die „ausgehauenen Zisternen“. Das sind Wasserbecken, in denen das Wasser gesammelt und aus denen Wasser geschöpft wird. Sie weisen auf den Dienst hin durch die Gaben, die der Herr gegeben hat, um die Heiligen vollkommen zu machen (Eph 4,11–13).
An vierter Stelle finden wir im Land die „Weinberge und Olivengärten“. Die Weinberge veranschaulichen uns, dass das Land ein Ort der Freude ist, denn Wein ist ein Bild der Freude (Ri 9,13; Ps 104,15). Die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und miteinander gibt völlige Freude (1Joh 1,3.4). Die Olivenbäume stellen die reiche Frucht und den Segen des Geistes dar (Gal 5,22). Öl ist ein Bild vom Heiligen Geist (1Joh 2,20; 1Joh 2,27).
Zwischendurch wird jedes Mal darauf hingewiesen, dass Gottes Volk nichts für die Segnungen getan hat. Aus freier Gnade hat Gott sie seinem Volk geschenkt. So verhält es sich auch mit unseren himmlischen Segnungen. Wir haben nichts dazu beigetragen. Wir haben sie nur aus freier Gnade aufgrund des Werkes des Herrn Jesus empfangen, weil es in Gottes Herzen war, sie uns zu geben. Dreimal werden wir daran erinnert, dass wir Sklaven der Sünde waren, aber dass Gott uns daraus befreit hat (Verse 12.21.23).
12 - 15 Vergiss den HERRN nicht
12 So hüte dich, dass du den HERRN nicht vergisst, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft. 13 Den HERRN, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen, und bei seinem Namen sollst du schwören. 14 Ihr sollt nicht anderen Göttern nachgehen, von den Göttern der Völker, die rings um euch her sind; 15 denn ein eifernder Gott ist der HERR, dein Gott, in deiner Mitte: damit nicht der Zorn des HERRN, deines Gottes, gegen dich entbrenne und er dich vom Erdboden weg vertilge.
Wir können manchmal so beschäftigt sein mit dem, was wir bekommen haben, dass wir den Geber vergessen. Deshalb erklingt die Warnung, dass wir, wenn wir ein Auge für die Segnungen bekommen haben, nicht vergessen, von wem wir sie empfangen haben.
Der Fall von der höchsten Stufe herunter, ist der schrecklichste Fall. Wenn wir nicht nach der Wahrheit wandeln, die uns gegeben ist, wird uns das nur schaden. Dann werden wir aus dem Land vertrieben und verlieren den Blick für die Dinge des Landes. Am schlimmsten ist es für Ihn, der uns geschworen hat, uns in das Land und die Segnungen einzuführen.
Es geht um ein Land, das das Volk erben wird. Sie sind die Erben und in dieser Eigenschaft dürfen sie es in Besitz nehmen. Das stellt uns die Sohnschaft der Gläubigen vor Augen. Diese Sicht auf die Sohnschaft und der damit verbundene Genuss sind verloren gegangen, weil die Christen der Versuchung Satans nachgegeben haben, ihr Glück in der sichtbaren Welt zu suchen. Nicht das Stehen vor Gott, sondern der Aufenthalt in einer für das Fleisch attraktiven Umgebung hat die Herzen beschlagnahmt. Der Herr Jesus hat dieser Versuchung standgehalten. Er ist das Vorbild, wie wir gegenüber der Versuchung des Teufels bestehen können.
Das Wort in Vers 13 ist das erste von drei Zitaten in diesem Buch (5Mo 6,13.16; 8,3), die von dem Herrn Jesus während der vierzig Tage der Versuchung in der Wüste benutzt werden (Mt 4,1–10). Der Herr nimmt dieses Wort als Antwort auf die Versuchung des Teufels, Ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit zu geben, wenn Er vor ihm niederfallen und ihn anbeten würde (Mt 4,8–10). Der Teufel hat auch zahllose Mittel, um uns zu versuchen, davor niederzuknien. Gott hat den Menschen zum Beten befähigt und ihm auch das Bedürfnis dazu gegeben. Nur stellt sich die Frage: Wen und was betet er an?
Kein Mensch auf der Erde verlangte je so sehr danach, die himmlischen Segnungen als Mensch aus Gottes Händen zu empfangen, wie der Herr Jesus. Deshalb stellte Er sich im Angesicht der Versuchungen auf die Grundlage des fünften Buches Mose. Er stellte sich auf die wahre Grundlage von Verantwortung und Treue, auf der Gottes Volk auch stehen sollte, um das himmlische Land in Besitz nehmen zu können und es zu bewahren. So wie die Kapitel 1–11 auf die vierzig Jahre der Wüstenreise Israels zurückblicken, wurde Er vierzig Tage in der Wüste versucht. Israel scheiterte, aber Er stand fest. Die Art, in der Er feststand, ist nachahmenswert und der einzige Weg, um zu bestehen.
16 - 19 Den HERRN nicht versuchen
16 Ihr sollt den HERRN, euren Gott, nicht versuchen, wie ihr ihn bei Massa versucht habt. 17 Ihr sollt fleißig die Gebote des HERRN, eures Gottes, und seine Zeugnisse und seine Satzungen halten, die er dir geboten hat. 18 Und du sollst tun, was recht und gut ist in den Augen des HERRN, damit es dir wohl ergehe und du hineinkommest und das gute Land in Besitz nehmest, das der HERR deinen Vätern zugeschworen hat, 19 indem er alle deine Feinde vor dir ausstößt, so wie der HERR geredet hat.
Vers 16 zeigt uns die zweite Stelle, die der Herr Jesus während der Versuchung durch den Teufel in der Wüste zitiert (Mt 4,5–7). Die Versuchung, der das Volk ausgesetzt war, war der Zweifel, ob der HERR in ihrer Mitte war (2Mo 17,7). Kommt Misstrauen an Gottes Güte und Treue auf, obwohl es so viele unbestreitbare Beweise dafür gibt, entsteht die Versuchung, Ihn auf die Probe zu stellen, ob Er sein Volk wohl noch segnen will. Es geht dann nicht um Selbstzweifel, sondern um Zweifel an Gott, und das ist Unglaube. Kann Er sein Volk vergessen oder verlassen?
Der Herr Jesus zweifelte nie in diesem Punkt. Bei der Versuchung zitiert der Teufel aus Psalm 91, in dem es um Gottes Bewahrung geht (Ps 91,11.12). Würde der Herr Jesus prüfen, ob sich dies tatsächlich so verhält, wie es dort geschrieben steht, würde das Unglaube bedeuten. Der Teufel zitiert immer nur teilweise, er reißt immer die Texte aus dem Zusammenhang. Somit zitiert er hier nicht, dass es um ein Wandeln in den Wegen des HERRN geht.
Wer in den Wegen des HERRN wandelt, kennt den HERRN und darf auf seine Bewahrung vertrauen. Eine solche Person hat kein Bedürfnis nach Beweisen, ob Gott noch mit seiner Treue und seinem Segen bei seinem Volk ist. Ein lebendiger Umgang mit Ihm bewahrt uns davor, Ihn zu versuchen. In den vierzig Tagen der Versuchung hat der Herr Jesus die Gemeinschaft Gottes ununterbrochen genossen.
Israel würde das Land erreichen. Wie bereits gesagt, wird in diesem Kapitel mindestens drei Mal daran erinnert, dass der HERR dies geschworen hat (Verse 10.18.23). Weshalb muss das dann noch auf die Probe gestellt werden? Gott bekräftigt seine Aussage nicht umsonst mit einem Eid.
In diesem Kapitel geht es darum, das Erbe anzutreten oder es in Besitz zu nehmen (Verse 1.18). Die Versuchungen müssen in diesem Licht gesehen werden, denn die Zitate, um dem Teufel zu widerstehen, stammen aus diesem Kapitel. Das Zitat, das der Herr aus Kapitel 8 entnimmt, steht in Verbindung mit der Sohnschaft. Erbteil und Sohnschaft gehören zusammen (Gal 4,7). Die Sohnschaft des Gläubigen ist eng mit der Erkenntnis und dem Genuss des von Gott gegebenen Erbteils verbunden, das sind die Segnungen in den himmlischen Örtern (Eph 1,3–6).
In Besitz nehmen oder erben bedeutet nicht, etwas zu bekommen, wenn der Erblasser gestorben ist, sondern dass Gott jemandem einen bestimmten Besitz anvertraut. Das kann Er jetzt schon tun, oder erst später. Im Neuen Testament steht das Erbe in Verbindung damit, dass wir mit dem Herrn Jesus Anteil haben an seiner Regierung (Eph 1,10.11). Das Wort „erben“ wird gebraucht für jede Segnung, die Gott uns gegeben hat und die wir im Himmel bekommen werden.
Wir sind Söhne und dadurch Erben. Durch den Geist der Sohnschaft sind wir fähig, in das Herz des Vaters hineinzuschauen. Wir sind Kinder Gottes durch Geburt, weil wir aus Gott geboren sind. Das beinhaltet, dass wir sein Wesen, das Licht und Liebe ist, empfangen haben. Wir sind auch Söhne. Das zeugt mehr von Gemeinschaft und Reife, von Einblick in Gottes Gedanken und Ziele.
Das höchste Teil des Erbteils ist der geistliche Segen im himmlischen Land, der grundsätzlich unser Eigentum ist und den wir jetzt schon in Besitz nehmen dürfen. Wir haben die göttliche Natur empfangen, dadurch sind wir fähig, uns im Himmel aufzuhalten. Wir sind in dem Geliebten auserwählt zur Sohnschaft für Gott. Gott möchte Söhne für sich selbst. Er will mit ihnen geistlichen Kontakt haben, um über die Dinge zu sprechen, die sein Herz füllen.
20 - 25 Zeugnis des Vaters
20 Wenn dein Sohn dich künftig fragt und spricht: Was [bedeuten] die Zeugnisse und die Satzungen und die Rechte, die der HERR, unser Gott, euch geboten hat?, 21 so sollst du deinem Sohn sagen: Wir waren Knechte des Pharaos in Ägypten, und der HERR hat uns mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt; 22 und der HERR tat vor unseren Augen große und Verderben bringende Zeichen und Wunder an Ägypten, an dem Pharao und an seinem ganzen Haus; 23 und uns führte er von dort heraus, um uns herzubringen, uns das Land zu geben, das er unseren Vätern zugeschworen hat. 24 Und der HERR hat uns geboten, alle diese Satzungen zu tun, den HERRN, unseren Gott, zu fürchten, uns zum Guten alle Tage, damit er uns am Leben erhalte, wie [es] an diesem Tag [ist]. 25 Und es wird unsere Gerechtigkeit sein, wenn wir darauf achten, dieses ganze Gebot vor dem HERRN, unserem Gott, zu tun, so wie er uns geboten hat.
In Vers 7 wird den Eltern geboten, mit ihren Kindern über die Weisungen des HERRN zu sprechen. Hier, in Vers 20, kommen die Kinder mit ihren Fragen. Wir finden viermal Fragen von Kindern:
1. Die Frage in Bezug auf das Passah; bei dieser Frage handelt es sich, bildhaft, um die Erlösung (2Mo 12,26).
2. Die Frage über die Lösung der Erstgeborenen; dabei geht es, bildhaft, um die Absonderung für den HERRN und die Zuwendung zum HERRN (2Mo 13,14).
3. Die Frage über den Durchzug durch den Jordan. Dabei geht es, bildhaft, um die Einnahme der himmlischen Stellung durch die Gemeinde aufgrund ihrer Verbindung zu einem gestorbenen, auferstandenen und verherrlichten Menschen (Jos 4,6).
4. Die Frage nach der Bedeutung des Wortes Gottes (5Mo 6,20).
Das Zeugnis der Eltern dreht sich um die Rettung aus Ägypten. Aber dabei bleibt es nicht. Der HERR hat sein Volk aus Ägypten erlöst mit dem Ziel, sie in das Land zu bringen, das Er ihren Vätern versprochen hatte.
Das ist Gottes Ziel mit unserer Erlösung. Er wollte uns nicht nur von der Macht des Satans, der Sünde und der Welt erlösen, so dass wir Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott haben würden. Sein Ziel mit uns ist auch, dass wir die Segnungen des Landes genießen sollen. Das bedeutet, „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“, als seine eigenen Söhne (Eph 1,4.5).