1 - 4 Ort und Zeitpunkt von Moses Rede
1 Dies sind die Worte, die Mose zu ganz Israel geredet hat diesseits des Jordan, in der Wüste, in der Ebene, Suph gegenüber, zwischen Paran und Tophel und Laban und Hazerot und Di-Sahab. 2 Elf Tagereisen sind es vom Horeb, auf dem Weg des Gebirges Seir, bis Kades-Barnea. 3 Und es geschah im vierzigsten Jahr, im elften Monat, am Ersten des Monats, da redete Mose zu den Kindern Israel nach allem, was der HERR ihm an sie geboten hatte, 4 nachdem er Sihon geschlagen hatte, den König der Amoriter, der in Hesbon wohnte, und Og, den König von Basan, der in Astarot [und] in Edrei wohnte.
Mose spricht ohne Ausnahme „zu ganz Israel“. Ort und Zeitpunkt der Rede werden angegeben. Er hält seine Rede am Ufer des Jordan, des Flusses, der das Volk noch vom Land trennt. Die Umgebung, die Wüste, erinnert an die Reise. Das Volk befindet sich „in der Ebene“, ein Ort, an dem sich keiner verstecken kann und die Umgebung gut wahrzunehmen ist.
Das Buch enthält die Worte, die Mose geredet hat (Vers 1), ganz so, wie der HERR es wollte (Vers 3), Worte, die er auslegte oder erklärte (Vers 5). Das ganze Buch ist ein direktes und richtungsweisendes Reden Gottes. Er ist die Quelle. Es ist gut für uns, dies während des Lesens und Nachdenkens über das Buch stets zu bedenken. Mose ist der Mittler – und ein Bild des Herrn Jesus, der Gottes Wort mit Vollmacht spricht –, durch den Gottes Worte zu uns kommen. Er setzt alles daran, um dem Volk das Wort Gottes deutlich zu machen und es richtig verstehen zu lassen.
Die Reise hätte elf Tage dauern können. Diese Zeit war nötig für die Reise vom Horeb – das ist der Berg Sinai – nach Kades-Barnea, dem südlichen Eingang des Landes. Aufgrund seines Unglaubens brauchte das Volk allerdings vierzig Jahre vom Zeitpunkt des Auszugs bis zum Einzug in das Land (für „vierzig Jahre“ siehe 4Mo 14,29–35; 32,13; 5Mo 8,2–5; 29,4.5; Heb 3,7–19). Die Zahl Vierzig spricht von Erprobung. Sie spricht von einer Zeit, in der das Herz und die Qualitäten einer Person auf die Probe gestellt werden. Für uns geht es nicht wörtlich um vierzig Jahre, genauso wenig wie es um eine wörtliche Wüste geht. Die geistliche Lektion ist, dass wir aufgrund eigener Verfehlungen und Untreue oft auch länger brauchen, Segnungen in Besitz zu nehmen, als wenn wir treu geblieben wären.
Die Zeitangabe in Vers 3 zeigt, dass das Ende des vierzigsten Jahres in Sicht ist. Das heißt, dass in den Ebenen Moabs ein ganz anderes Volk lagert als das, was aus Ägypten ausgezogen ist. Jetzt ist es Zeit für einen Rückblick.
Hesbon war die Hauptstadt Moabs, aber sie war erobert worden durch Sihon, einen König der Amoriter. Og war auch ein König der Amoriter, der über den nördlichen Teil des Ostjordanischen herrschte, Sihon herrschte hingegen im südlichen Teil. Die Niederlage Sihons und Ogs wird in 5. Mose 2,24–3,11 beschrieben.
Der Hinweis auf die Niederlage dieser beiden Könige enthält eine geistliche Voraussetzung für das Verstehen dessen, was Mose sagen wird. Die geistlichen Segnungen des himmlischen Landes werden von uns nicht erkannt, wenn wir die irdischen Segnungen nicht auf die richtige Weise in Besitz genommen haben. (Siehe die Erklärung zu 4. Mose 21,21–35 in der Betrachtung zum vierten Buch Mose.)
5 - 8 Auftrag, das Land zu betreten
5 Diesseits des Jordan, im Land Moab, fing Mose an, dieses Gesetz auszulegen, indem er sprach: 6 Der HERR, unser Gott, redete zu uns am Horeb und sprach: Lange genug seid ihr an diesem Berg geblieben; 7 wendet euch und brecht auf und zieht zum Gebirge der Amoriter und zu allen ihren Anwohnern in der Ebene, auf dem Gebirge und in der Niederung und im Süden und am Ufer des Meeres, in das Land der Kanaaniter und zum Libanon, bis zu dem großen Strom, dem Strom Euphrat. 8 Siehe, ich habe das Land vor euch gestellt; geht hinein und nehmt das Land in Besitz, das der HERR euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, ihnen zu geben und ihren Nachkommen nach ihnen.
Bevor die Eroberung des Landes beginnt, fängt Mose an, Gottes Gesetz auszulegen (vgl. Lk 4,21). Er legt dem Volk nicht einen künstlich erdachten Kriegsplan vor. Die einzige sichere Methode, das Land in Besitz zu nehmen und zu behalten, ist der Gehorsam gegenüber Gottes Geboten. Das gilt auch für uns. Wenn wir die Segnungen kennenlernen wollen, die unser Teil in Christus sind, geschieht das nicht dadurch, sie mit unserem Verstand zu erfassen. Wir werden sie nur dann kennenlernen, wenn wir unser Leben in Gehorsam dem Wort Gottes unterwerfen.
Der Beginn der Reise liegt am Berg Horeb. Dort hatte das Volk ungefähr ein Jahr verbracht. Mose wiederholt den Befehl Gottes, den Horeb zu verlassen und nach Kanaan zu gehen. Er fügt auch den Grund hinzu: Sie sind nun lange genug dort gewesen, um vorbereitet zu werden für die anstehende Reise. Wenn Gott etwas lange genug findet, ist das so, weil Er sein Ziel erreicht hat. Er lässt die Seinen dann zur nächsten Erfahrung mit Ihm aufbrechen. In 4. Mose 10 lesen wir über den Auftrag, aufzubrechen (4Mo 10,13). Hier in den Versen 7 und 8 wird das Ziel genannt.
Bevor in Vers 19 vom tatsächlichen Aufbruch die Rede ist, erinnert Mose an zwei Geschehnisse am Horeb. Das erste ist, was Gott über das Land gesagt hat, indem Er es in seiner Weite präsentiert hat. Noch wohnen dort die Feinde, aber Er hat es seinem Volk gegeben. Mose bezieht sich auf den Schwur Gottes an die Erzväter, dass Er ihnen und ihren Nachkommen das Land geben würde (1Mo 22,16.17; 1Mo 15,18–21; 26,3–5; 35,12). Das „Land“ wird in diesem Buch etwa hundertsechzigmal genannt. Jetzt stehen sie kurz vor der Erfüllung der Verheißung.
Das Land ist nicht durch sie, sondern für sie ausgesucht worden. Gott hat dieses Land für sie ausgesucht und Er hat sie erwählt, um darin zu wohnen. Gottes Herz ist erfüllt von dem Land. Wenn ihr Herz mit der Liebe Gottes erfüllt wäre, dann würden sie ebenso erfüllt sein von seinem Land. Aber ihr Herz ist mit anderen Sachen erfüllt. Das ist das Zweite, über das Mose indirekt spricht, als er die Anstellung von Obersten erwähnt.
9 - 18 Die Einsetzung von Obersten
9 Und ich sprach in jener Zeit zu euch und sagte: Ich allein kann euch nicht tragen. 10 Der HERR, euer Gott, hat euch zahlreich werden lassen, und siehe, ihr seid heute wie die Sterne des Himmels an Menge. 11 Der HERR, der Gott eurer Väter, füge zu euch, so viele ihr seid, tausendmal hinzu und segne euch, wie er zu euch geredet hat! 12 Wie könnte ich allein eure Bürde und eure Last und euren Hader tragen? 13 Nehmt euch weise und verständige und bekannte Männer, nach euren Stämmen, damit ich sie zu Häuptern über euch setze. 14 Und ihr antwortetet mir und spracht: Gut ist die Sache, die du zu tun gesagt hast. 15 Und ich nahm die Häupter eurer Stämme, weise und bekannte Männer, und setzte sie als Häupter über euch, als Oberste über Tausend und Oberste über Hundert und Oberste über Fünfzig und Oberste über Zehn, und als Vorsteher für eure Stämme. 16 Und ich gebot euren Richtern in jener Zeit und sprach: Hört [die Streitsachen] zwischen euren Brüdern und richtet in Gerechtigkeit zwischen einem Mann und seinem Bruder und dem Fremden bei ihm. 17 Ihr sollt im Gericht nicht die Person ansehen; den Kleinen wie den Großen sollt ihr hören; ihr sollt euch vor niemand fürchten, denn das Gericht ist Gottes. Die Sache aber, die zu schwierig für euch ist, sollt ihr vor mich bringen, damit ich sie höre. 18 Und ich gebot euch in jener Zeit alle Sachen, die ihr tun solltet.
Zur selben Zeit, als Gott über das Erbteil sprach, musste Mose mit ihnen reden über ihre Mühen, die er nicht alleine tragen konnte, und über Streitfragen. Es ergeht ihm wie dem Briefschreiber Judas, der gerne „über unser gemeinsames Heil“ geschrieben hätte, aber gezwungen war „zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen“ (Jud 1,3).
Das Volk hatte an Anzahl zugenommen. Dadurch nahmen auch die Streitereien untereinander zu. Bei der Gemeinde ist es nicht anders (Apg 6,1). Um den Schwierigkeiten zwischen denen, die zum Volk Gottes gehörten die Stirn zu bieten, schlug Mose vor, Oberste einzusetzen. Das Volk fand dies gut, denn so wurde die Last auf mehrere Schultern verteilt. Im Fall von Streitigkeiten konnten sie sich an ihre Richter wenden.
Die Richter mussten vier Bedingungen erfüllen:
1. Gerecht urteilen, unabhängig davon, ob es einen Bruder oder einen Fremden betraf;
2. Richten ohne Ansehen der Person, ohne Berücksichtigung der Stellung des Einzelnen;
3. Richten ohne Angst vor menschlicher Vergeltung, im Bewusstsein, dass sie im Namen Gottes Recht sprechen;
4. Erkennen, dass es auch zu schwierige Fälle gibt (eigene Schwachheit und Begrenztheit), die sie dann zu Mose bringen durften.
Auch in der Gemeinde gibt es „Oberste“, also Gläubige, die eine besondere Verantwortung übernommen haben (1Thes 5,12.13). So wie Mose sie in Israel einsetzte, so tut das nun der Herr Jesus. Solche Gläubige sollen dann auch die vier genannten Bedingungen erfüllen. Es ist gut, mit bestimmten Angelegenheiten zu solchen Gläubigen zu gehen und sie um Rat zu fragen. Es kann aber auch Angelegenheiten geben, mit denen wir direkt zum wahren Mose gehen müssen. Rechtssachen sind die Folgen von den Streitereien unterwegs.
19 - 21 In Kades-Barnea
19 Und wir brachen auf vom Horeb und zogen durch diese ganze große und schreckliche Wüste, die ihr gesehen habt, den Weg zum Gebirge der Amoriter, so wie der HERR, unser Gott, uns geboten hatte; und wir kamen bis Kades-Barnea. 20 Und ich sprach zu euch: Ihr seid bis zum Gebirge der Amoriter gekommen, das der HERR, unser Gott, uns gibt. 21 Siehe, der HERR, dein Gott, hat das Land vor dich gestellt; zieh hinauf, nimm in Besitz, so wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat; fürchte dich nicht und verzage nicht!
Die schreckliche Wüste diente dazu, ein Verlangen nach dem Land zu wecken. Die Erfahrungen der Wüste sind manchmal bitter. Wir müssen lernen, uns der Trübsale zu rühmen (Röm 5,3–5). Das Ergebnis wird sein, dass die Liebe zu Gott zunimmt, und damit auch die Liebe zu den Geschwistern. Dann verschwinden die Streitereien, und wir kommen in die Ebenen Moabs, wo wir von der Liebe Gottes erfüllt werden.
Mose setzt alles daran, das Volk zu ermutigen, das Land in Besitz zu nehmen. Er sagt ihnen, dass sie nicht ängstlich oder verzagt sein brauchen. Das weist daraufhin, dass das Volk nicht unbedingt darauf erpicht war, das Land in Besitz zu nehmen. Ebenso zeigt sich dies im folgenden Abschnitt, in dem das Volk Kundschafter senden möchte. Mose weist darauf hin, dass sie das Land bekommen würden, und wenn Gott gesprochen hat, kann keine Macht dieses Wort ändern. Der einzige Grund, dass das, was Gott versprochen hat, nicht in Besitz genommen wird, ist Unglaube.
Gott stellt uns alles zur Verfügung, wir dürfen es in Besitz nehmen. Gottes Gnade kann es uns schenken. Das Wort der Gnade Gottes ist genug, um uns das Erbteil zu schenken (Apg 20,32). Wie kommt es, dass jemand es nicht in Besitz nimmt? Es ist, weil eine solche Person ein böses, ungläubiges Herz hat (Heb 3,7–12). Es geht also um einen Herzensunterschied: Ist es böse und ungläubig oder ist darin die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist ausgegossen.
22 - 25 Die zwölf Kundschafter
22 Und ihr tratet alle zu mir und spracht: Lasst uns Männer vor uns her senden, damit sie uns das Land erkunden und uns Bericht erstatten über den Weg, auf dem wir hinaufziehen, und über die Städte, zu denen wir kommen sollen. 23 Und die Sache war gut in meinen Augen; und ich nahm von euch zwölf Männer, je einen Mann für den Stamm. 24 Und sie wandten sich und zogen ins Gebirge hinauf, und sie kamen bis zum Tal Eskol und kundschafteten es aus. 25 Und sie nahmen von der Frucht des Landes in ihre Hand und brachten sie zu uns herab. Und sie erstatteten uns Bericht und sprachen: Das Land ist gut, das der HERR, unser Gott, uns gibt.
Trotz aller Versprechen Gottes möchte das Volk, dass zuerst noch Kundschafter ausgesandt werden. Der Kern dieser Forderung ist Misstrauen gegenüber Gott und seinem Wort. Was könnten die Kundschafter berichten, das Gott nicht schon gesagt hat?
Im vierten Buch Mose steht geschrieben, dass Gott den Auftrag gibt, Kundschafter auszusenden (4Mo 13,1.2), während wir hier lernen, dass das Volk es wollte. Ihre Frage ergab sich aus Mangel an Vertrauen zu Gott. Wenn Gott sieht, dass ihr Wille darin feststeht, gibt Er das, was sie fordern. Es ist wie bei der Frage, die das Volk später stellte, um einen König zu bekommen. Damit verwarfen sie Gott. Trotzdem gab Gott ihnen einen König, weil Er ihnen eine Lektion erteilen wollte.
Mose stimmte dem Vorschlag zu. Die Kundschafter reisten durch das Land und kamen mit den Beweisen des Reichtums des Landes zurück. Die Erwähnung von Eskol erinnert an die große Rebe, die sie aus dem Land mitgenommen hatten (4Mo 13,23.24). Sie erkennen zudem, dass das Land, das Gott gibt, ein „gutes Land“ ist, ein Ausdruck, der zehnmal in diesem Buch zu finden ist (5Mo 1,25.35; 3,25; 4,21.22; 6,18; 8,7.10; 9,6; 11,17).
26 - 28 Weigerung hinaufzuziehen
26 Aber ihr wolltet nicht hinaufziehen und wart widerspenstig gegen den Befehl des HERRN, eures Gottes. 27 Und ihr murrtet in euren Zelten und spracht: Weil der HERR uns hasste, hat er uns aus dem Land Ägypten herausgeführt, um uns in die Hand der Amoriter zu geben, damit sie uns vertilgen. 28 Wohin sollen wir hinaufziehen? Unsere Brüder haben unser Herz verzagt gemacht, indem sie sagten: Ein Volk, größer und höher als wir, Städte, groß und befestigt bis an den Himmel, und auch die Kinder der Enakim haben wir dort gesehen!
Das Volk sah unüberwindbare Probleme, das Land in Besitz zu nehmen. Damit verwarfen sie Gott. Sie redeten sogar davon, dass Gott sie hasste (Vers 27).
29 - 33 Gottes Treue und der Unglaube des Volkes
29 Da sprach ich zu euch: Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht vor ihnen! 30 Der HERR, euer Gott, der vor euch herzieht, er wird für euch kämpfen, nach allem, was er in Ägypten vor euren Augen für euch getan hat, 31 und in der Wüste, wo du gesehen hast, dass der HERR, dein Gott, dich getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Weg, den ihr gezogen seid, bis ihr an diesen Ort kamt. 32 Aber in dieser Sache glaubtet ihr nicht dem HERRN, eurem Gott, 33 der auf dem Weg vor euch herzog, um euch einen Ort zu erkunden, damit ihr lagern konntet: in der Nacht im Feuer, dass ihr auf dem Weg sehen konntet, auf dem ihr zogt, und am Tag in der Wolke.
Mose spricht zu einer Generation, die sich dessen nicht oder kaum bewusst sein kann, was vierzig Jahre vorher stattgefunden hatte. Trotzdem spricht er zu ihnen, als ob es sie selbst betraf: Sie waren widerspenstig und wollten nicht hinaufziehen, sie murrten in ihren Zelten. Mose kann dies tun, da er weiß, dass der Keim des Unglaubens auch in dieser Generation vorhanden ist. Sie sind nicht besser als ihre Väter. Auch dieses neue Geschlecht hat seinen Unglauben und Aufstand am Ende der Reise gezeigt (4Mo 21,5).
Der Gläubige ist eine neue Schöpfung in Christus, aber seine alte Natur ist unverbesserlich schlecht. Wenn der Gläubige diese nicht im Tod hält (Röm 6,11), wird auch er die schlimmsten Sünden begehen können.
Wir können Gott Vorwürfe machen, weil wir meinen, dass Er nicht für ausreichende Mittel sorgt, um uns mit den Segnungen zu beschäftigen. Aber die eigentliche Frage ist, ob wir die Segnungen wertschätzen. Wenn wir das tun, werden wir die Mittel und die Zeit dafür bekommen. Generationen in den letzten Jahrhunderten mussten viel länger und härter arbeiten als wir heutzutage. Trotzdem kannten sie die Schrift durch und durch. Wie kommt das? Sie wussten die Segnungen wertzuschätzen, während wir uns durch irdische Sachen vereinnahmen lassen. Alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis sind in Christus verborgen (vgl. Kol 2,3). Wenn wir uns mit Ihm beschäftigen, werden wir zunehmend alles genießen, was uns in Ihm gegeben ist. Ein Herz voller Verlangen wird von der Wahrheit lernen, die in Jesus ist (Eph 4,21).
In Vers 31 sehen wir, wie Gott sein Volk durch die „große und schreckliche Wüste“ führte. Wozu Mose nicht imstande war (4Mo 11,14), das tat Gott: Er trug sie, wie ein Mann sein Kind trägt. In seiner Rede in der Synagoge im pisidischen Antiochien weist Paulus darauf hin, wie Gott sein Volk zärtlich wie eine Amme gepflegt hatte (Apg 13,18; vgl. Jes 66,13; Ps 103,13). Das ist seine Antwort auf ihre Anschuldigungen, dass Er sie hasse, eine Antwort, die Beschämung hätte bewirken müssen.
Das Volk hatte Kundschafter für sich ausgesandt. Mose erinnert daran, dass der HERR selbst als Kundschafter ihnen vorausgegangen war, um für sein Volk einen passenden Platz zu suchen (Vers 33). Sie sollten sich besser auf Ihn verlassen, statt ihren Weg anhand menschlicher Wahrnehmungen zu bestimmen.
34 - 39 Der Zorn des HERRN
34 Und der HERR hörte die Stimme eurer Reden und wurde zornig und schwor und sprach: 35 Wenn ein Mann unter diesen Männern, diesem bösen Geschlecht, das gute Land sehen wird, das ich euren Vätern zu geben geschworen habe, 36 außer Kaleb, dem Sohn Jephunnes! Er soll es sehen, und ihm und seinen Söhnen werde ich das Land geben, auf das er getreten ist, weil er dem HERRN völlig nachgefolgt ist. 37 Auch gegen mich erzürnte der HERR euretwegen und sprach: Auch du sollst nicht hineinkommen! 38 Josua, der Sohn Nuns, der vor dir steht, er soll hineinkommen; ihn stärke, denn er soll es Israel als Erbe austeilen. 39 Und eure kleinen Kinder, von denen ihr sagtet: Sie werden zur Beute werden! und eure Söhne, die heute weder Gutes noch Böses kennen, sie sollen hineinkommen, und ihnen werde ich es geben, und sie sollen es in Besitz nehmen.
Die Reaktion des HERRN schließt an die Widerspenstigkeit des Volkes an. Weigern sie sich, ins Land zu gehen? Der HERR schwört in seinem Zorn, dass niemand aus diesem Geschlecht in das Land kommen wird. Von den zwei Ausnahmen, Josua und Kaleb, wird hier nur Kaleb erwähnt. Josua nimmt einen besonderen Platz ein. Er soll als Nachfolger für Mose die Führung des Volkes übernehmen. Mit Kaleb wird ein „gewöhnlicher“ Israelit beschrieben, in dem wir unser Bild sehen können.
Kalebs Herz war voll von der Liebe Gottes. Sein Name bedeutet „von ganzem Herzen“. Er sprach nicht von einem Gott, der hasst. Er war überzeugt von der Liebe und Güte Gottes, sein Volk in das Land der Verheißung zu führen. In Josua 14 verweist er auf seinen Bericht über das Land (Jos 14,7), denn er ist noch immer erfüllt davon. Er kannte das Wohlgefallen des HERRN und zeigte Wertschätzung für Gottes Erbteil. Während die anderen in der Wüste umgekommen sind, hat er das Land in Besitz genommen.
Die Liebe Gottes war wirksam in seinem Leben. Er musste mit dem Volk durch die Wüste, doch in seinem Herzen wirkte die Liebe, die dafür sorgte, dass er in der Nachfolge des HERRN fest auf das Ziel schaute. Gehören wir zum Geschlecht des Kaleb? Das ist der Fall, wenn unser Herz auf Christus gerichtet ist, so wie Kalebs Herz auf den Segen des Landes gerichtet war, denn der Segen des Landes ist für uns Christus. Wenn unser Herz erfüllt ist von der Güte und Liebe Gottes durch den Heiligen Geist, wird es auch unser Verlangen sein, dem Herrn völlig nachzufolgen.
Der Heilige Geist wird auch „Unterpfand“ genannt (Eph 1,14). Dass Er als Unterpfand bezeichnet wird, bedeutet, dass wir das Erbe noch nicht besitzen. Ein Unterpfand ist eine Garantie dafür, dass wir das, was wir jetzt noch nicht haben, noch empfangen werden. Dass der Heilige Geist „Unterpfand“ genannt wird, hat mit der Sicherheit zu tun, dass der Rest noch folgen wird. Weil Er uns gegeben ist, können wir jetzt das Erbe genießen, obwohl wir es noch nicht tatsächlich in Besitz nehmen können.
Der Zorn des HERRN kam auch auf Mose um ihretwillen. Das lässt uns an den Herrn Jesus denken, der den Zorn Gottes auf sich nahm für sein Volk. Mose spricht hier nicht von seinen eigenen Verfehlungen, sondern von dem Anlass für den Zorn. Dieser Anlass lag beim Volk. Das passierte nicht, als das Volk das erste Mal an die Grenze kam, sondern erst vierzig Jahre später. Es geht Mose nicht um die Chronologie, sondern er verbindet Gottes Zorn über sich mit dem Zorn Gottes über das Volk, um dadurch die Heiligkeit von Gottes Gericht zu unterstreichen.
Mose weist auf Josua als den neuen Anführer hin. Josua war ein Diener Moses gewesen. Wir sehen hier im Bild den Herrn Jesus, der den Heiligen Geist ausgesandt hat, damit dieser uns in die ganze Wahrheit leiten wird (Joh 16,13). Der Heilige Geist leitet nicht den alten Menschen, sondern den neuen Menschen, so wie Josua nicht das alte Geschlecht, sondern das neue Geschlecht in das Land führte.
Die neue Generation wird hier als „eure kleinen Kinder“ und „Söhne, die heute weder Gutes noch Böses kennen“ bezeichnet. Es sind die, die nie durch eigene Kraft das Land erreichen werden, die abhängig sind von der Hilfe anderer und unwissend sind. Sie sind nicht informiert, aber sie möchten sich unterrichten lassen über das Land und die Bedingungen, dorthin zu kommen und darin zu leben.
Ebenso ist es mit den Dingen, die Gott verkündet: Er verkündet es den Unmündigen, nicht denen, die auf ihren Verstand vertrauen (Mt 11,25–27). Die Gesinnung eines Kindes ist nötig, um die Segnungen genießen zu können, die in den himmlischen Örtern in Christus vor uns liegen.
40 - 43 Die Vermessenheit des Volkes
40 Ihr aber, wendet euch und brecht auf in die Wüste, den Weg zum Schilfmeer! 41 Da antwortetet ihr und spracht zu mir: Wir haben gegen den HERRN gesündigt; wir wollen hinaufziehen und kämpfen, nach allem, was der HERR, unser Gott, uns geboten hat. Und ihr gürtetet jeder seine Waffen um und zogt leichtfertig in das Gebirge hinauf. 42 Und der HERR sprach zu mir: Sprich zu ihnen: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht, denn ich bin nicht in eurer Mitte; dass ihr nicht vor euren Feinden geschlagen werdet! 43 Und ich redete zu euch, aber ihr hörtet nicht; und ihr wart widerspenstig gegen den Befehl des HERRN und handeltet vermessen und zogt in das Gebirge hinauf.
Das alte Geschlecht bekommt den Auftrag, in die Wüste zurückzukehren und in die Richtung des Schilfmeers zu ziehen. Für den Menschen gibt es nur eine Möglichkeit, an Gottes Segnungen teilzuhaben: zu dem Ort gehen, der von der Erlösung aus der Macht Satans spricht, zum Kreuz. Dort ist der alte Mensch gerichtet (Röm 6,6).
Mit hartnäckiger Widerspenstigkeit lehnt das alte Geschlecht sich wieder auf gegen das, was Gott gesagt hat. Die Gesinnung des Fleisches „ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht“ (Röm 8,7). Wenn aus ihrem Mund das Bekenntnis erklingt, „wir haben gesündigt“, ist das einzig und allein eine inhaltslose Floskel. Auf diese Weise finden wir es mehrfach in der Bibel, beispielsweise bei dem Pharao, bei Saul und bei Judas. Wenn sie in einer solchen Gesinnung zum HERRN rufen, hört Er nicht (Jak 4,2.3).
44 - 46 Das Volk vernichtend besiegt
44 Und die Amoriter, die auf jenem Gebirge wohnten, zogen aus, euch entgegen, und verfolgten euch, wie die Bienen tun, und zersprengten euch in Seir bis Horma. 45 Und ihr kehrtet zurück und weintet vor dem HERRN; aber der HERR hörte nicht auf eure Stimme und neigte sein Ohr nicht zu euch. – 46 Und ihr bliebt viele Tage in Kades, nach den Tagen, die ihr bliebt.
Das Volk verachtete das Erbteil, ihre Reue war unecht, das Erbteil wurde ihnen abgenommen. Sie verachteten auch seine Regierung, denn sie richteten sich gegen seinen Befehl, nicht hinaufzuziehen. Gott gab sie dann hin in die Hand ihrer Feinde. Diese sind Bilder von satanischen Mächten (Eph 6,12). Sie wurden von diesen vernichtet. Danach mussten sie achtunddreißig Jahre in der Wüste verbringen.