Einleitung
Was die Erweckung unter Josia kennzeichnet, ist die große Betonung des Wortes Gottes. Das Gesetzesbuch, das Wort Gottes, wird wiederentdeckt. Dies löst bei Josia einen großen Schock aus. Wir sehen das auch in der Reformation, wodurch der Bruch mit Rom herbeigeführt wurde. Trotz der Reformation bleibt vieles, was im Widerspruch zur Heiligen Schrift steht. Eine weitere Reformation ist notwendig, denn ihre „Werke“ werden „nicht für vollkommen befunden“ (Off 3,2).
1 - 7 Josia wird König von Juda
1 Acht Jahre war Josia alt, als er König wurde, und er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. 2 Und er tat, was recht war in den Augen des HERRN; und er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab. 3 Und im achten Jahr seiner Regierung, als er noch ein Knabe war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen; und im zwölften Jahr fing er an, Juda und Jerusalem von den Höhen und den Ascherim und den geschnitzten und den gegossenen Bildern zu reinigen. 4 Und man riss die Altäre der Baalim vor ihm nieder; und die Sonnensäulen, die oben darauf waren, hieb er um; und die Ascherim und die geschnitzten und die gegossenen Bilder zerschlug und zermalmte er und streute sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten; 5 und die Gebeine der Priester verbrannte er auf ihren Altären. Und so reinigte er Juda und Jerusalem. 6 Und in den Städten von Manasse und Ephraim und Simeon und bis nach Naphtali hin, in ihren Trümmern ringsum, 7 riss er die Altäre nieder; und die Ascherim und die geschnitzten Bilder zertrümmerte und zermalmte er, und alle Sonnensäulen hieb er um im ganzen Land Israel. Und er kehrte nach Jerusalem zurück.
Josia wird, als er erst acht Jahre alt ist, König an Stelle seines gottlosen Vaters Amon (Vers 1). Es ist ein großes Wunder, dass in dem Haus des gottlosen Amon ein Junge wie Josia aufwächst. In den ersten Jahren seiner Herrschaft wird jedoch alles auf der Linie seines bösen Vaters geblieben sein, denn er ist noch zu jung, um selbst etwas zu unternehmen. Dennoch wuchs er von klein auf in den Dingen des HERRN auf.
Jung zu sein und sich im Heiligtum aufzuhalten oder sich für das Heiligtum zu interessieren, findet man in der Heiligen Schrift häufiger beieinander. Das sehen wir zum Beispiel auch bei Josua, Samuel und Salomo. Bei Josia sehen wir ein sensibles Herz, das dem Wort Gottes unterworfen ist, und ein Gewissen, das die Gedanken und den Willen Gottes beachtet.
Josia bedeutet „vom HERRN unterstützt“ oder „für den der HERR sorgt“ oder „vom HERRN gegeben“. Er regierte einunddreißig Jahre, von 640-609 v. Chr. Das ist in der Endzeit von Juda, achthundert Jahre nach Mose und vierhundert Jahre nach David. Wie gesagt, sein Vater, Amon, war ein gottloser Mann. Möglicherweise hat Josia seinen Großvater Manasse nur in seinen guten Zeiten erlebt und das hat in seinem Leben eine segensreiche Auswirkung gehabt. Neben seiner Mutter hatte Timotheus auch seiner Großmutter viel zu verdanken (2Tim 1,5). Großeltern können einen wesentlichen Beitrag zur Formung ihrer Enkelkinder leisten.
Das allgemeine Merkmal seines Lebens ist, dass er das tut, was in den Augen des HERRN recht ist (Vers 2). Der HERR blickt mit Wohlgefallen auf ihn. Hier sieht Er einen, der an David erinnert, den Mann nach seinem Herzen. Es wird kein geistlicher Helfer erwähnt, wie einst bei Joas (2Chr 24,2). Es scheint, dass Josia eine persönliche Beziehung zu Gott hat.
Ein Kind, das König wird, ist nicht unbedingt ein Beweis für Gottes Gnade, sondern vielmehr ein Urteil über die Treulosigkeit des Volkes (Pred 10,16a; Jes 3,4). Wenn Gott jedoch ein weises Kind gibt, ist es besser „als ein alter und törichter König, der nicht mehr weiß, sich warnen zu lassen“ (Pred 4,13). Josia ist so ein weises Kind. Er ist weise, weil er den HERRN fürchtet.
Sein Wandel wird mit dem seines Vaters David verglichen, wie dies auch von Hiskia berichtet wird (2Chr 29,2). Er ist ausgeglichen in seinem Glauben und im Dienst für den HERRN. Er weicht weder „zur Rechten noch zur Linken ab“ (5Mo 5,32). Es ist immer eine große Gefahr für jedes Kind Gottes, dass es entweder nach rechts oder nach links abweicht.
Wir weichen nach rechts ab, wenn wir die Wahrheit von Gottes Wort ohne Liebe anwenden; wir weichen nach links ab, wenn wir nur über Liebe sprechen, ohne die Wahrheit von Gottes Wort anzuwenden. Es ist wichtig, dass wir einen Wandel führen, bei dem wir nicht in sektiererische Engstirnigkeit auf der einen Seite verfallen, das heißt nach rechts abweichen, oder andererseits in fleischliche Freiheit abrutschen, das heißt nach links abweichen.
Im achten Jahr seiner Herrschaft (Vers 3a), er ist also sechzehn Jahre alt, trifft er die persönliche Entscheidung, den Gott seines Vaters David zu suchen. Die Jahre seiner Kindheit sind nun vorbei. Er reift zum Erwachsenenalter heran. Im wichtigen Alter von sechzehn Jahren beginnt er, Gott zu suchen. Er sucht Gott nicht als Sünder, sondern als jemand, der ihn bewusst in alle seine Aktivitäten einbeziehen will.
Zuerst wandelt Josia auf den Wegen seines Vaters David (Vers 2). Nun beginnt er, den Gott seines Vaters David zu suchen. Bei jungen Menschen ist es zuerst das Vorbild, das sie zum Gehen bewegt, dann suchen sie nach der Kraftquelle für diesen Weg. Das Beispiel Davids verweist Josia auf Gott. Deshalb muss der Wandel der Ältesten auf den Herrn Jesus hinweisen. Dann werden die jungen Menschen nicht nach den Älteren, sondern nach Ihm suchen.
Im zwölften Jahr seiner Herrschaft (Vers 3b), als er zwanzig ist, beginnt er mit dem Aufräumen. Wegen seiner Abhängigkeit von anderen ist dies wahrscheinlich nicht früher möglich gewesen. Als er mit der Säuberung des Landes beginnt, ist das Gesetzbuch noch nicht gefunden worden. Dies deutet darauf hin, dass jemand, der mit dem Herrn lebt, den Wunsch hat, dass die Dinge in Übereinstimmung mit Ihm sind. Das Gewissen wird dann in seiner Gegenwart geschult und fühlt, was richtig ist, ohne ein ausdrückliches Wort aus Gottes Wort. Was jedoch geschieht, ist völlig in Übereinstimmung damit.
Dann gibt der Heilige Geist einen Bericht über die mutigen Taten Josias (Verse 4–7). Josia will Jerusalem und Juda von Orten säubern, die eine Missachtung für das von Gott gewählte Zentrum darstellen. Er wird von Menschen umgeben sein, die seine Arbeit nicht schätzen können. Jedenfalls wird er nicht viel Unterstützung erhalten. Und obwohl das Volk nicht gegen ihn ist, ist ihr Herz auch nicht mit ihm. Es ist ein Werk individuellen Glaubens.
Die Vielfalt der Gegenstände, die Josia zerstört (Vers 4), vermittelt einen Eindruck von dem Arsenal an Betrügereien, das Satan hat, um das Volk seinem Gott untreu werden zu lassen. Auch wir müssen oft einiges aus unserem Leben wegräumen, um wieder Platz für den Herrn Jesus zu schaffen. Wenn erst eine Form des Bösen in unser Leben getreten ist, bietet es eine Öffnung für andere Formen des Bösen. Josia sucht zuerst Gott, dann geht er an die Arbeit. Für junge Gläubige ist es wichtig, eine im Persönlichen liegende Beziehung mit dem Herrn Jesus zu haben und von ihm belehrt und erzogen zu werden. Erst wenn diese vorhanden ist, kann eine öffentliche Aufgabe wahrgenommen werden. Zuerst müssen die Wurzeln tief im Wort Gottes gegründet werden, dann folgt das Wachstum und das Fruchtbringen. Das ist es, was Josia braucht, denn er hat eine enorme Arbeit vor sich.
Bei Hiskia findet diese äußere Reinigung am Ende seiner Herrschaft als Folge der inneren Reinigung statt. Josia beginnt mit der äußeren Reinigung. Dabei geht er gründlicher vor als sein Großvater Manasse nach seiner Bekehrung, denn er zerbricht nicht nur, sondern pulverisiert auch. Er zerstört alles, was im Widerspruch zu Gottes Anspruch steht, dass es nur einen Altar gibt, seinen Altar, und dass es nur ein Haus gibt, sein Haus. Das sind Dinge, die keinen Wettbewerb dulden. Für Josia gibt es in heiligen Dingen keinen Kompromiss.
Er streut die Asche der Götzenbilder auf die Gräber der Götzendiener. Es ist ein Beispiel dafür, dass bei einigen Menschen die Sünden vorher offenbar sind und dem Gericht vorausgehen, einigen aber folgen die Werke auch nach (vgl. 1Tim 5,24; vgl. Off 14,13). Mit dem Tod ist es nicht vorbei. Indem er die Gebeine der Priester auf dem Altar verbrennt (Vers 5), erfüllt er die Prophezeiung des Mannes Gottes aus Juda (1Kön 13,2).
Die zweite Phase seiner Säuberung besteht darin, dass er sogar in die Städte der zehn Stämme geht (Vers 6), während diese Stämme bereits weggeführt worden sind. Dort werden nur noch eine Handvoll Menschen wohnen. Aber für ihn ist es auch das Heilige Land. Er reißt alle Weihrauchaltäre „im ganzen Land Israel“ (Vers 7) nieder. Das spricht davon, dass er das ganze persönliche, alltägliche Leben reinigt.
Darüber hinaus sehen wir, dass ihm, genau wie bei Hiskia, jeder sektiererische Gedanke fremd ist. Für uns, die Gläubigen des Neuen Testaments, ist die Einheit der Gemeinde, der eine Leib, der Ausgangspunkt des Zusammenkommens und Zusammenlebens. Diese Grundlage ist nicht auf Gleichdenkende beschränkt, sondern gilt für jeden, der zur Gemeinde gehört. Josia hat eine Botschaft für das ganze Volk, nicht nur für Juda. Wen wir mit Gottes Wort noch erreichen können, dem können wir zeigen, was dieses Wort über die Gemeinde sagt.
Josia kommt nicht mit einer Botschaft, die gut ankommt. Er kommt, um die Altäre zu vernichten! Er kommt nicht mit einer billigen Botschaft. Er kommt, um ihnen zu sagen, was im Widerspruch zu Gottes Wort steht. Er erzählt ihnen all dies, obwohl er keine Bibel hat, denn sie wird erst später gefunden werden. Und doch kann er ihnen all dies sagen, weil er ein Bewusstsein von Gottes Heiligkeit hat.
8 - 13 Sein Anliegen für das Haus des HERRN
8 Und im achtzehnten Jahr seiner Regierung, als er das Land und das Haus reinigte, sandte er Schaphan, den Sohn Azaljas, und Maaseja, den Obersten der Stadt, und Joach, den Sohn des Joachas, den Geschichtsschreiber, um das Haus des HERRN, seines Gottes, auszubessern. 9 Und sie kamen zu Hilkija, dem Hohenpriester, und gaben das Geld, das in das Haus Gottes gebracht worden war, das die Leviten, die Hüter der Schwelle, eingesammelt hatten, von der Hand Manasses und Ephraims und vom ganzen Überrest Israels und von ganz Juda und Benjamin und den Bewohnern von Jerusalem: 10 Sie gaben es in die Hand derer, die das Werk betrieben, die am Haus des HERRN bestellt waren. Und die, die das Werk betrieben, die im Haus des HERRN arbeiteten, gaben es, um das Haus herzustellen und auszubessern: 11 Sie gaben es den Zimmerleuten und den Bauleuten, um gehauene Steine und Holz für die Bindebalken zu kaufen und um die Häuser mit Balken zu versehen, die die Könige von Juda hatten verfallen lassen. 12 Und die Männer handelten in Treue an dem Werk. Und über sie waren bestellt Jachat und Obadja, die Leviten, von den Söhnen Meraris, und Sekarja und Meschullam von den Söhnen der Kehatiter, um die Aufsicht zu führen; und die Leviten, alle, die sich auf Musikinstrumente verstanden, 13 waren sowohl über die Lastträger [gesetzt] als auch Aufseher über alle, die in jeder Art von Werk und Dienst arbeiteten; und [andere] von den Leviten waren Schreiber und Vorsteher und Torhüter.
In diesen Versen sehen wir die dritte Phase der Erweckung, und das ist die Wiederherstellung des Tempels. Nach der Reinigung, was wir negativ nennen können, es wird etwas entfernt, kommt nun die Wiederherstellung, was wir positiv nennen können, etwas wird aufgebaut. Wir befinden uns „im achtzehnten Jahr seiner Regierung“ (Vers 8). Josia ist da sechsundzwanzig Jahre alt und kein Jungbekehrter mehr (1Tim 3,6). Er kann darangehen, sich um den Tempel zu kümmern. Josia hat eine eigene Beziehung zu Gott, der „sein Gott“ genannt wird.
Wer Gott so kennt und lieb hat, der liebt auch sein Haus. Er wird aufmerksam auf die Anweisungen über sein Verhalten im Haus Gottes lauschen. Die Wiederherstellung des Hauses Gottes hat damit zu tun, dass man sich in Gottes Haus so verhält, wie es Dem entspricht, dem das Haus gehört und der seine Verhaltensregeln für sein Haus festgelegt hat (1Tim 3,15). Verwirrung im Haus Gottes ist das Ergebnis davon, dass Menschen Regeln aufstellen. Wo dies der Fall ist, muss es korrigiert werden.
Dieses Verhalten in Gottes Haus geht uns alle an. Die Richtigstellung dessen, was schief gelaufen ist, ist das Anliegen aller. Zum Beispiel sammelten die Leviten im ganzen Land Geld für die Restaurierung des Tempels (Vers 9). Das Haus Gottes ist nicht das Eigentum oder die Sorge eines kleinen Grüppchens in Juda.
Dies gilt auch für uns. Die geistliche Gesundheit einer örtlichen Gemeinde hängt davon ab, was die einzelnen Glieder beitragen. Wenn jeder einen guten Beitrag leistet, wird der Tempel als Wohnung Gottes wieder ganz Gott geweiht sein.
Treue Menschen gehen an die Arbeit, um das Haus des Herrn wiederherzustellen. Es gibt zwei Arten von Ausführenden (Vers 10). Es gibt solche, die beaufsichtigen, und solche, die reparieren und ausbessern. Diese zwei Gruppen können wir im Neuen Testament in den Aufsehern oder Hirten und Lehrern wiederfinden. Die dieses Werk betreibenden versorgen die Handwerker und Bauleute mit den notwendigen Materialien (Vers 11).
Der Tempel ist baufällig geworden. Dafür sind die Könige von Juda verantwortlich (Vers 11b). Für uns ist der Tempel ein Bild der Gemeinde (1Kor 3,16) und des Leibes des Gläubigen (1Kor 6,19). Aus beiden muss alles entfernt werden, was Dem widerspricht, der darin wohnt, das ist Gott der Heilige Geist. Nach der Säuberung des Landes – dem täglichen Leben – muss das Zusammenkommen der Gläubigen als Gemeinde und das Herz der Gläubigen gereinigt werden.
Die Materialien sind behauene Steine und Holz. In den Steinen sehen wir ein Bild der Gläubigen, die „lebendige Steine“ genannt werden (1Pet 2,5). Sie werden in den Tempel eingefügt. Das bedeutet, dass die Gläubigen über ihren Platz in der Gemeinde unterwiesen werden. Das Holz wird für „die Bindebalken“ verwendet. Hier können wir ein Bild des Wachstums der Gläubigen im Zusammenhang mit anderen Gläubigen sehen.
Das Holz wird auch als Balken für verfallene Häuser verwendet. Das bezieht sich auf die Art und Weise, wie wir denken. Als Könige – was wir durch den Glauben geworden sind (Off 1,6) – müssen wir ein Auge für die offen stehenden Räume in unserem Denken haben. Es geht darum, die Gefahr zu erkennen, dass die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern unser Denken beeinflussen. Deshalb müssen wir mit dem „Helm des Heils“ (Eph 6,17) unser Haupt, unseren Verstand schützen.
Der Verfall des Hauses Gottes ist durch die Untreue des Menschen verursacht worden. Nur treue Menschen können einen wertvollen Beitrag zur Wiederherstellung von Gottes Haus leisten (Vers 12). Der Apostel Paulus ist so ein treuer Arbeiter. Er kann sagen, dass der Herr ihn „für treu erachtet hat“ (1Tim 1,12). Timotheus ist ebenfalls so ein treuer Arbeiter. Paulus nennt ihn „mein geliebtes und treues Kind … im Herrn“ (1Kor 4,17).
Die Anführer sind Leviten, „die sich auf Musikinstrumente verstanden“. Hier sehen wir eine schöne Harmonie zwischen dem Dienst an Gott – Ihn in wohlklingender Weise zu ehren – und dem Dienst an den Heiligen – sie in ihrer Beschäftigung im Haus Gottes anzuleiten. Diese Leviten mit ihrer wohlklingenden Musik sind besonders mit „Lastträgern“ und denen „die in jeder Art von Werk und Dienst arbeiteten“ (Vers 13), verbunden. Schwere Lasten und alle Arten von Arbeit werden leichter, wenn wir darüber nachdenken, für wen wir unsere Arbeit tun. Wenn der Herr Jesus bei unserer Arbeit vor unseren Augen steht, werden wir glücklich und dankbar, dass wir Ihm dienen dürfen. Dann erfahren wir die Wahrheit seiner Worte: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30).
Leviten geben nicht nur Anleitung und Führung. Es gibt auch einige, die als „Schreiber und Vorsteher und Torhüter“ direkt in die Arbeit involviert sind. Einige schreiben alles auf, was passiert, andere überwachen den Bau und wieder andere bewachen ihn. Es ist eine Tragödie des Christentums, dass der Aufseherdienst zu einem Stand über anderen Gläubigen geworden ist. Wir sehen dies in der kirchlichen Hierarchie sowohl im Protestantismus als auch im römischen Katholizismus. Aufseher haben eine Aufgabe inmitten oder unter dem Volk Gottes und nicht über diesem (Mt 23,9.10; Apg 20,28; 1Pet 5,2.3).
14 - 18 Das Buch des Gesetzes wird gefunden
14 Und als sie das Geld herausnahmen, das in das Haus des HERRN gebracht worden war, fand der Priester Hilkija das Buch des Gesetzes des HERRN durch Mose. 15 Da hob Hilkija an und sprach zu Schaphan, dem Schreiber: Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des HERRN gefunden. Und Hilkija gab Schaphan das Buch. 16 Und Schaphan brachte das Buch zum König; und er brachte ferner dem König Nachricht und sprach: Alles, was der Hand deiner Knechte übergeben worden ist, das tun sie: 17 Sie haben das Geld, das sich im Haus des HERRN befand, ausgeschüttet und es in die Hand derer gegeben, die [zur Aufsicht] bestellt sind, und in die Hand derer, die das Werk betreiben. 18 Und Schaphan, der Schreiber, berichtete dem König und sprach: Der Priester Hilkija hat mir ein Buch gegeben. Und Schaphan las darin vor dem König.
Die vierte Phase der Erweckung ist das Auffinden des Gesetzbuches. Diese Entdeckung wird gemacht, während sie mit dem Geld für das Haus des HERRN beschäftigt sind (Vers 14). Wenn wir mit den Angelegenheiten des Hauses Gottes beschäftigt sind, wird Gott unsere Augen für sein Wort öffnen, was bedeutet, dass Er durch sein Wort zu unseren Herzen spricht. Das Wort kommt vor unserem Leben.
Der Finder des Buches, der Priester Hilkija, gibt das Buch Schaphan mit den Worten: „Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des HERRN gefunden“ (Vers 15). In der Anwendung auf uns kann dieses Zeugnis von vielen nachgeahmt werden. Viele Gläubige haben die Wahrheit von Gottes Wort durch die Lehre in der örtlichen Gemeinde entdeckt. Das ist der übliche „Fundort“ des Wortes. In der Gemeinde wird das Wort verkündigt und erklärt. Das bedeutet nicht, dass die Gemeinde lehrt, denn die Lehre wird von den Lehrern gelehrt, die der Herr Jesus gegeben hat, während jeder, der zuhört, das Wort prüfen soll, um zu sehen, ob diese Dinge so sind (Apg 17,11).
„Die Lehre der Apostel“ wurde in der ersten Gemeinde in Jerusalem gelehrt (Apg 2,42). In einer der ersten Gemeinden der Heiden, in Antiochien, wurde auch zuerst ein Jahr lang aus Gottes Wort gelehrt (Apg 11,26). Das Lehren von Gottes Wort in einer Gemeinde ist wichtig, um im Glauben zu wachsen. Dies schließt übrigens das persönliche Studium von Gottes Wort keineswegs aus, sondern fördert es vielmehr.
Schaphan bringt das gefundene Gesetzbuch zu Josia (Vers 16a). Zunächst berichtet er über die Arbeiten (Verse 16b.17). Er berichtet von den Dienern, dass sie gehorsam tun, was sie zu tun haben. Das ist ein schönes Zeugnis. Hoffentlich können wir auch vor dem Herrn Jesus und anderen bezeugen, dass wir das tun, was „uns gegeben worden ist“ (vgl. 1Tim 4,14). Es ist wichtig, dass wir mit dem arbeiten, was der Herr uns anvertraut hat. Dies wird von anderen bemerkt.
Nach dem Bericht über die Treue der Arbeiter erzählt Schaphan Josia von der Schriftrolle, die ihm der Priester Hilkija gegeben hat, und beginnt daraus vorzulesen (Vers 18). Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass Josia Gottes Wort hört. Hier kommt er zum ersten Mal mit der Kraft des Wortes in Berührung, die eine ungeheure Wirkung auf ihn hat. Wie wichtig es für uns ist, jedes Mal, wenn wir Gottes Wort lesen, es so zu tun, als ob wir es zum ersten Mal lesen. Dann werden wir jedes Mal erleben, welche Kraft es hat, und es wird die gleiche Wirkung haben, die es auf Josia hatte.
19 - 22 Die Auswirkung
19 Und es geschah, als der König die Worte des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Kleider. 20 Und der König gebot Hilkija und Achikam, dem Sohn Schaphans, und Abdon, dem Sohn Michas, und Schaphan, dem Schreiber, und Asaja, dem Knecht des Königs, und sprach: 21 Geht hin, befragt den HERRN für mich und für die Übriggebliebenen in Israel und in Juda wegen der Worte des aufgefundenen Buches. Denn groß ist der Grimm des HERRN, der sich über uns ergossen hat, weil unsere Väter das Wort des HERRN nicht gehalten haben, um nach allem zu tun, was in diesem Buch geschrieben steht. 22 Da gingen Hilkija und diejenigen, die der König [gesandt hatte], zur Prophetin Hulda, der Frau Schallums, des Sohnes Tokhats, des Sohnes Hasras, des Hüters der Kleider; sie wohnte aber in Jerusalem im zweiten Stadtteil; und sie redeten auf diese Weise zu ihr.
Als Josia das Wort Gottes hört, ist er sofort beeindruckt (Vers 19). Josia zeigt den wahren Geist der Reformation. Wer vom Wort berührt worden ist, wird fragen, was er tun soll (Apg 2,37). Wenn das Wort Gottes zu uns kommt und wir sehen, dass es Dinge in unserem Leben gibt, die nicht richtig sind, sollten wir nicht so reagieren, wie es Josias Sohn Jojakim tut. Er schneidet das Wort in Stücke, er zerreißt das Wort und nicht seine Kleider (Jer 36,23.24). Josia reagiert anders. Er zerreißt seine Kleidung. Das Wort wirkt in ihm (1Thes 2,13).
Das Wort, das achthundert Jahre vorher von Mose gegeben wurde (Vers 14), hat nichts von seiner Kraft verloren. Es hat seine volle Wirkung auf Josia. Das liegt daran, dass Josia sich davor beugt. Er sagt nicht: „Dies ist nicht mehr für unsere Zeit, es hat uns heute nichts mehr zu sagen.“ Nein, er ist vom Wort überzeugt und weiß, dass es immer noch seine volle Bedeutung hat.
Josia ergreift sofort Maßnahmen. Wenn Gottes Wort zu uns kommt und wir uns dessen bewusst sind, wird es uns zum Handeln veranlassen. Josia will wissen, was der HERR will, und weist einige Diener an, zu Ihm zu gehen und Ihn zu befragen (Verse 20.21a). Wir lesen von seiner Motivation (Vers 21b). Josia sieht, dass Gott sie wegen der Untreue des Volkes richten muss. Diese Untreue ist das Ergebnis der Nichtbeachtung von Gottes Wort. Da vom göttlichen Grimm gesprochen wird, wurde möglicherweise aus dem fünften Buch Mose gelesen (vgl. 5Mo 31,16–19; 32,16–43).
Dieser Grimm oder Zorn sind kein Grund für Josia zu resignieren. Es gibt einen Weg zur Wiederherstellung. Er weiß, dass er von der Prophetin Hulda (Vers 22) darüber Weisung erfahren kann. Die geistliche Kraft liegt bei einer Frau, wie in der Zeit der Richter bei Debora (Ri 4,4.5). Wenn das der Fall ist, bedeutet das, dass sich Gottes Volk weit von ihm entfernt hat.
Hulda lebt in einem neuen Stadtteil Jerusalems, wahrscheinlich in einem unscheinbaren Haus, vielleicht in einem, wie wir es nennen, „Reihenhaus“. Sie ist mit dem „Hüter der (Priester-) Kleider“ verheiratet. Die Kleidung spricht von unseren Gewohnheiten, was die Menschen von uns sehen. Spricht dies nicht davon, wie das Wort Gottes in unserem Leben sichtbar werden soll, dass Christus sich in unserem Leben bezeugt? Ist es nicht Gottes Absicht, dass wir die Lehre von Christus durch unser Leben schmücken (Tit 2,10b)?
23 - 28 Die Botschaft der Prophetin Hulda
23 Und sie sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: 24 So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und über seine Bewohner: alle Flüche, die in dem Buch geschrieben sind, das man vor dem König von Juda gelesen hat. 25 Weil sie mich verlassen und anderen Göttern geräuchert haben, um mich zu reizen mit allen Machwerken ihrer Hände, so hat mein Grimm sich über diesen Ort ergossen, und er wird nicht erlöschen. 26 Zum König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den HERRN zu befragen, zu ihm sollt ihr so sprechen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Die Worte betreffend, die du gehört hast – 27 weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor Gott gedemütigt hast, als du seine Worte über diesen Ort und über seine Bewohner hörtest, und du dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe ich es auch gehört, spricht der HERR. 28 Siehe, ich werde dich zu deinen Vätern versammeln, und du wirst zu deinen Gräbern versammelt werden in Frieden, und deine Augen sollen all das Unglück nicht ansehen, das ich über diesen Ort und über seine Bewohner bringen werde. – Und sie brachten dem König Antwort.
Hulda beginnt ihre Botschaft, indem sie direkt auf ihren Ursprung hinweist (Vers 23). Was sie sagt, sind nicht ihre Worte, sondern die Worte „des HERRN, des Gottes Israels“. Das kann nur jemand sagen, der wirklich die Worte des HERRN spricht. Leider kommt es heute oft vor, dass diese Worte von Menschen geäußert werden, die nur zu ihrem eigenen Nutzen handeln (Hes 13,7).
Hulda richtet die Worte des HERRN an den „Mann, der euch zu mir gesandt hat“. Von Josia wird als „Mann“ gesprochen, nicht als König. In der Gegenwart des HERRN gibt es keinen Platz für die Bedeutung des Menschen.
In Vers 24 spricht Hulda zum zweiten Mal die Worte „so spricht der HERR“ aus. Jetzt sind sie die Einführung in das, was der HERR tun wird und warum Er es tun wird (Vers 25). Obwohl Josia den Tempel wiederherstellte, hat sich das Volk nicht von Herzen und mit Buße von seinem Götzendienst zum HERRN bekehrt. Das Volk hat den HERRN verlassen, und deshalb ist das Gericht unabwendbar.
Dann hat sie ein persönliches Wort für Josia (Vers 26). Sie stellt dabei fest, dass Josia seine Diener gesandt hat, „um den HERRN zu befragen“. Solche Maßnahmen werden vom HERRN sehr geschätzt und Er nimmt sie mit Freude zur Kenntnis. Das persönliche Wort für Josia wird mit den Worten eingeleitet, die Hulda bereits zweimal geäußert hat. Der HERR schätzt nicht nur die Tatsache, dass Josia ihn befragen will, sondern Er sieht auch den Zustand seines Herzens (Vers 27; vgl. 1Kön 21,20–29).
Der Zustand des Herzens von Josia wurde offensichtlich, als er die Worte des HERRN hörte. Es hat ihn zur Demütigung vor dem Angesicht Gottes gebracht. Dabei hat er als äußeres Zeichen seine Kleider zerrissen und vor Gottes Angesicht geweint. Ein Herz, das vor Ihm weich geworden ist, das zeigt auch dieses Weichgewordensein und diese Demut. Wir können unsere Kleider zerreißen und weinen, ohne wirklich Buße zu tun. Bei Josia ist alles echt.
Aus diesem Grund gibt der HERR Josia eine persönliche Verheißung (Vers 28). Diese Verheißung ist, dass er nichts von all dem Unheil sehen wird, das der HERR über Jerusalem bringen wird (vgl. Jes 57,1.2; 2Chr 32,26). Bevor die Gerichte kommen, wird Josia durch den HERRN mit seinen Vätern vereint und in Frieden begraben worden sein. Wir können dies auf die Wegnahme der Gemeinde von der Erde anwenden, bevor Gott seine Gerichte über die Erde kommen lässt (Off 3,10; 1Thes 1,9.10).
Als Hulda ausgesprochen hat, überbringen die Diener Josia die Nachrichten. Das bringt ihn wieder zum Handeln. Daraus ersehen wir, dass Josia die Worte Huldas als Worte des HERRN annimmt. Sie hat dreimal gesagt: „So spricht der Herr“, und Josia erkennt das an.
29 - 33 Die Reaktion Josias
29 Und der König sandte hin und versammelte alle Ältesten von Juda und von Jerusalem. 30 Und der König ging in das Haus des HERRN hinauf, und alle Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem und die Priester und die Leviten und alles Volk, vom Größten bis zum Kleinsten; und man las vor ihren Ohren alle Worte des Buches des Bundes, das im Haus des HERRN gefunden worden war. 31 Und der König stand auf seinem Standort und schloss den Bund vor dem HERRN, dem HERRN nachzuwandeln und seine Gebote und seine Zeugnisse und seine Satzungen zu halten mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Seele, um die Worte des Bundes zu tun, die in diesem Buch geschrieben sind. 32 Und er ließ alle [in den Bund] treten, die sich in Jerusalem und in Benjamin befanden. Und die Bewohner von Jerusalem taten nach dem Bund Gottes, des Gottes ihrer Väter. 33 Und Josia tat alle Gräuel weg aus allen Ländern, die den Kindern Israel gehörten; und er hielt alle an, die sich in Israel befanden, dem HERRN, ihrem Gott, zu dienen. Alle seine Tage wichen sie nicht ab von der Nachfolge des HERRN, des Gottes ihrer Väter.
Die Wirkung der göttlichen Botschaft auf das Herz Josias besteht darin, dass er das ganze Volk dazu führt, die Bundesbeziehung mit dem HERRN zu erneuern. Er lässt alle Ältesten von Juda und Jerusalem kommen (Vers 29). Dann geht er, der König, voraus in das Haus des HERRN (Vers 30). Das ganze Volk, aus allen Schichten und aus allen Altersgruppen, folgt ihm.
Josia liest das ganze Wort, das gefunden wird, vor. Er nimmt sich die Zeit dafür und das Volk auch. Wieder wird betont, dass das Buch „im Haus des HERRN gefunden worden war“. Die Zeit vor den Endgerichten ist gekennzeichnet durch die Organisation von Zusammenkünften rund um das Wort Gottes (Heb 10,25). Jeder, ob jung oder alt, braucht immer das Wort, vor allem aber in Krisenzeiten. Das Haus des HERRN ist nicht nur die Stätte des Gottesdienstes, sondern auch die Stätte der Lehre (vgl. Lk 21,37a).
Nach dem Vorlesen stellt sich der König „auf seinen Standort“ (vgl. 2Kön 23,3), wobei wir vielleicht an die Erhöhung, die Salomo gemacht hat (2Chr 6,13), denken. Zuerst schließt Josia selbst einen Bund vor dem HERRN (Vers 31). Damit verpflichtet er sich, dem HERRN zu folgen und ihm von ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu gehorchen. Dann bezieht er Jerusalem und Benjamin in den Bund ein (Vers 32) und verpflichtet auch jeden, der in Israel wohnt, dem HERRN zu dienen (Vers 33). Der Ursprung der Erweckung liegt im Herzen Josias. Das Volk wird von ihm verpflichtet, Stellung zu beziehen und zu dienen. Der Unterschied zwischen dem Herzen Josias und dem Herzen des Volkes wird nach dem Tod Josias deutlich.
Es ist immer Josia, der für das Volk handelt. Er bringt alle aus den zwölf Stämmen, über die er Autorität hat, in diesen Bund ein. Es funktioniert jedoch nur so lange, wie er lebt. Im Buch Jeremia wird deutlich, dass die Reformation Josias nur eine äußerliche Wirkung im Leben und in den Häusern der Glieder des Volkes Gottes hatte. Dass das Volk nicht abweicht, ist keine Herzensangelegenheit. Sie heucheln. In Wirklichkeit sind sie weit vom HERRN entfernt (Jer 3,10). Josia repräsentiert also in seiner Person den Überrest, der in einer Zeit des Abfalls treu bleibt.
Dennoch ist eine äußere Wiederherstellung besser als keine Wiederherstellung. Eine äußere Wiederherstellung hat Auswirkungen auf das öffentliche Leben. Wir sehen, dass Josia alle Gräuel aus Israel entfernt. Solange Josias inspirierende Führung vorhanden ist, folgt das Volk. Nach seinem Tod wird deutlich, dass selbst seine eigene Familie nicht vom Geist Gottes berührt wurde. Gute Könige sind ein Abbild des großen Sohnes Davids. In ihnen sehen wir auch Beispiele wahrer geistlicher Leiterschaft, um das Volk zu einem Wandel in Übereinstimmung mit Gott zu bringen.