1 - 4 Der altgewordene David
1 Und der König David war alt, hochbetagt; und sie bedeckten ihn mit Kleidern, aber er wurde nicht warm. 2 Da sprachen seine Knechte zu ihm: Man suche meinem Herrn, dem König, ein Mädchen, eine Jungfrau; und sie stehe vor dem König und sei ihm eine Pflegerin, und sie schlafe an deinem Busen, dass mein Herr, der König, warm werde. 3 Und man suchte ein schönes Mädchen im ganzen Gebiet Israels; und man fand Abischag, die Sunamitin, und brachte sie zum König. 4 Und das Mädchen war überaus schön, und sie wurde dem König eine Pflegerin und bediente ihn; aber der König erkannte sie nicht.
Diese Verse zeigen die Schwäche und das hohe Alter Davids. Er ist hier fast siebzig Jahre alt (2Sam 5,4). Davon sehen wir in 1 Chronika nichts. Er ist früh gealtert. Das ist das Ergebnis eines ereignisreichen Lebens mit vielen Entbehrungen. So war er, bevor er König wurde, immer auf der Flucht vor Saul. Und als er dann König war, führte er viele Kriege (1Chr 22,8). Auch sein Ehebruch mit Bathseba und die anschließenden Dramen in seiner Familie haben ihn ebenfalls gezeichnet und ihn seiner Kraft beraubt.
David ist bettlägerig geworden und kann praktisch nicht mehr regieren. Die Entscheidungen werden für ihn getroffen. Wenn Decken ihm keine Wärme mehr geben, wird vorgeschlagen, nach einer jungen Frau zu suchen, die ihm Wärme gibt. Dieser Vorschlag stößt nicht auf seine Ablehnung. Andere denken und handeln für ihn. Er bekommt eine Frau, behandelt sie aber nicht wie seine Frau, er hat keine Gemeinschaft mit ihr. Sie ist seine Krankenschwester. Diese Tatsache ist der Grund dafür, dass Adonija, nachdem seine erste Absicht, König zu werden, gescheitert ist, versucht, durch sie in den Besitz des Königreichs zu gelangen (1Kön 2,17).
5 - 10 Adonija will König werden
5 Adonija aber, der Sohn Haggits, erhob sich und sprach: Ich will König werden! Und er schaffte sich Wagen und Reiter an, und fünfzig Mann, die vor ihm herliefen. 6 Und sein Vater hatte ihn, solange er lebte, nicht betrübt, dass er gesagt hätte: Warum tust du so? Und auch er war sehr schön von Gestalt; und Haggit hatte ihn nach Absalom geboren. 7 Und er hatte Unterredungen mit Joab, dem Sohn der Zeruja, und mit Abjathar, dem Priester; und sie halfen Adonija [und folgten ihm nach]. 8 Aber Zadok, der Priester, und Benaja, der Sohn Jojadas, und Nathan, der Prophet, und Simei und Rei und die Helden, die David hatte, waren nicht mit Adonija. 9 Und Adonija schlachtete Klein- und Rindvieh und Mastvieh beim Stein Sochelet, der neben En-Rogel ist; und er lud alle seine Brüder, die Söhne des Königs, und alle Männer von Juda, die Knechte des Königs. 10 Nathan aber, den Propheten, und Benaja und die Helden und Salomo, seinen Bruder, lud er nicht.
Das Schwert würde von Davids Haus wegen seiner Sünde mit Bathseba nicht mehr weichen (2Sam 12,10). Er sollte in dem Gericht, das er über sich selbst verkündet hat, für seine Sünde vierfach büßen (2Sam 12,6). Das ist auch geschehen. Gott schlägt vier seiner Söhne. Das Kind von Bathseba wird von Gott weggenommen, Amnon wird durch die Hand von Absalom getötet, Absalom wird von Joab getötet, und Adonija wird der vierte sein, der stirbt.
Adonija (was bedeutet: „Mein Herr ist Jahwe“) ist jetzt der älteste Sohn. Er wurde nach Absalom geboren, aber von einer anderen Mutter (2Sam 3,3.4). Er will das Königreich, auf das er als ältester lebender Sohn Anspruch erhebt. Allen ist klar, dass Gott es anders bestimmt hat. Das weiß auch Adonija. Er verrät dies, indem er Salomo nicht einlädt. Er widersetzt sich dem Wort, das Gott über Salomo gesprochen hat. Er ist ein Bild des Antichristen. Das zeigt sich an dem, was er sagt: „Ich will König werden!“ (Vers 5a; vgl. Jes 14,13.14; Dan 11,36). Das ist der eigene Wille, das Prinzip der Sünde (1Joh 3,4). Diese Aussage zeigt seinen Hochmut und seine Rebellion gegen Gott. Er folgt dem gleichen Weg wie Absalom (Vers 5b; 2Sam 15,1).
Adonija ist ein sehr schöner Junge, aber er hat einen verdorbenen Charakter. Der Grund dafür ist, dass David ihn sein ganzes Leben lang nicht betrübt hat. David ist hier kein Bild des Herrn Jesus oder des Vaters, sondern der Übungen des Geistes Christi, der ihn dazu bringen will, in Übereinstimmung mit Gott zu handeln. David ist dem jedoch nicht gewachsen. Er hat seine Verantwortlichkeit in seiner Familie nicht wahrgenommen.
Stattdessen ließ er sich von der schönen äußerlichen Erscheinung seiner Kinder blenden. Wir haben dies auch in seiner Haltung gegenüber Absalom (2. Samuel 15–19) gesehen. Oftmals wird das Zeugnis, das von den Familien der Gläubigen ausgehen sollte, durch Präferenzbehandlung bei der Erziehung der Kinder beschädigt. Gott handelt anders. Er beweist seine Liebe gerade durch Züchtigung (Spr 13,24).
David hat Adonija nie etwas vorgeworfen. Es scheint, dass er ihm nie etwas verweigert hat, was er haben oder tun wollte. Er wird ihn auch nie aufgefordert haben, Rechenschaft über das abzulegen, was er getan hat, oder wo er gewesen ist, und er wird ihn nie dafür bestraft haben. Nun muss David wegen seiner Nachsichtigkeit ihm gegenüber gerecht leiden. Wer seine Söhne mehr als Gott ehrt, indem er ihnen die erforderliche Züchtigung vorenthält, der verspielt die Ehrerbietung, die er von seinen Söhnen erwarten könnte.
Joab und Abjathar schließen sich Adonija an. Joab ist immer dort zu finden, wo er denkt, dass er den größten Nutzen daraus ziehen kann. Er denkt nur an sich selbst. Er denkt, dass David wegen des Alters und der Schwäche nichts mehr tun kann und wählt die Seite der in seinen Augen stärksten Partei. Abjathar ist, als Nachkomme Elis, der Vertreter der unter dem Urteil stehenden Priesterfamilie. Er akzeptiert dieses Urteil nicht, was sich aus seiner Wahl für Adonija ergibt.
Andere, wie Zadok, Nathan, Benaja und die Helden Davids, werden von Adonija nicht eingeladen. Der wahre Priester (Zadok), der wahre Prophet (Nathan) und die wahren Diener (die Helden) haben nichts mit jemandem zu tun, der sich selbst Autorität anmaßt. Adonija fragt sie nicht, weil er weiß, dass sie sein Angebot mitzumachen nicht annehmen werden. Sie waren David immer treu und werden David immer treu bleiben. Es ist eine gute Sache, wenn die Leute uns gar nicht erst fragen, bei einer bösen Sache mitzumachen, weil sie wissen, dass wir nicht mitmachen werden.
Adonija gibt der Verschwörung den heuchlerischen Anschein als solle Gott geehrt werden, indem er Tiere schlachtet, als wäre es ein Dank- oder Friedensopfer. Zweifellos wird Adonija die Schwäche und das Alter seines Vaters missbraucht haben, um die Macht zu ergreifen. Seine Pläne werden jedoch scheitern, weil er nicht mit Gott rechnet.
11 - 14 Nathans Rat
11 Da sprach Nathan zu Bathseba, der Mutter Salomos, und sagte: Hast du nicht gehört, dass Adonija, der Sohn Haggits, König geworden ist? Und unser Herr David weiß es nicht. 12 So komm nun, lass mich dir doch einen Rat geben, damit du dein Leben und das Leben deines Sohnes Salomo rettest. 13 Geh hin und tritt zum König David hinein, und sprich zu ihm: Hast du, mein Herr König, nicht deiner Magd geschworen und gesagt: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen? Und warum ist Adonija König geworden? 14 Siehe, noch während du dort mit dem König reden wirst, werde ich nach dir hereinkommen und deine Worte bekräftigen.
Ab Vers 11 beschreibt der Heilige Geist ausführlich, wie Salomo durch das Handeln treuer Menschen König wird. Gott nutzt die vernünftige Beratung von Menschen, die Ihm treu ergeben sind, um seine Pläne mit Salomo zu erfüllen. Was in 1. Chronika ruhig abläuft – von Adonija wird dort nicht gesprochen – ohne Widerstand und Diskussionen (1Chr 23,1; 29,22–25), passiert hier im Rahmen zahlreicher Ereignisse. Es wird sogar so dargestellt, dass Salomo und Bathseba ihr Leben verlieren, wenn die Getreuen nicht handeln (Vers 12). So wacht Gott über seine Absichten mit Salomo, damit sie ausgeführt und nicht vereitelt werden können.
Der Erste, der auftritt, ist Nathan, der Prophet. Menschlich gesehen ist es seiner Aufmerksamkeit und Scharfsinnigkeit zu verdanken, dass der Plan Gottes nicht scheitert. Der Prophet ist das Zeugnis des Willens Gottes und er wird von Ihm benutzt, um seinen Willen auszuführen. Mit weisen Worten informiert er Bathseba über die Situation, dass Adonija König geworden ist und dass David nichts davon weiß. Er gibt ihr Ratschläge, um ihr eigenes Leben und das ihres Sohnes Salomo zu retten. Wenn Adonija König werden sollte, würde er sie als seine politischen Gegner sehen und sie aus dem Weg räumen.
Es ist wichtig, andere die in Lebensgefahr sind zu warnen. Hier geht es um das Leben im Volk Gottes und vor allem darum, Gottes Pläne zu erfüllen. Wenn diese gefährdet sind, muss deutlich und kräftig gewarnt werden und auch gut überlegt werden, um dieser Gefahr zu wehren. Unser Leben ist Christus. Wenn die Gefahr besteht, dass wir Ihn nicht mehr als unser Leben sichtbar werden lassen, muss eine Warnung erfolgen und darauf geachtet werden, wie wir das verhindern können.
15 - 21 Bathseba bei David
15 Und Bathseba ging zum König hinein in das Gemach; der König aber war sehr alt, und Abischag, die Sunamitin, bediente den König. 16 Und Bathseba verneigte sich und beugte sich nieder vor dem König. Und der König sprach: Was hast du? 17 Und sie sprach zu ihm: Mein Herr, du hast ja deiner Magd bei dem HERRN, deinem Gott, geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen; 18 und nun, siehe, Adonija ist König geworden, und nun, mein Herr König, du weißt es nicht. 19 Und er hat Rinder und Mastvieh und Kleinvieh geschlachtet in Menge und hat alle Söhne des Königs und Abjathar, den Priester, und Joab, den Heerobersten, geladen; aber deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen. 20 Und du, mein Herr König – die Augen von ganz Israel sind auf dich [gerichtet], dass du ihnen mitteilst, wer auf dem Thron meines Herrn, des Königs, nach ihm sitzen soll. 21 Und es wird geschehen, wenn mein Herr, der König, bei seinen Vätern liegt, dass ich und mein Sohn Salomo werden büßen müssen.
Die Herzen von Bathseba und Nathan sind eins. Was der eine sagt, tut der andere. Es gibt eine Einheit im Sprechen und Handeln. Bathseba tut, was Nathan vorgeschlagen hat. Sie geht zu dem alten David, der nicht einmal mehr in der Lage zu sein scheint, aus seinem Bett zu kommen. Sie nähert sich ihm mit würdigender Anerkennung, dass er ihr „Herr“ ist (vgl. 1Pet 3,6a).
Als David sie fragt, was sie hat, spricht sie zu ihm die Worte, die der Prophet Nathan ihr gesagt hat. Sie erinnert ihn an das, was er ihr in Bezug auf ihren Sohn Salomo versprochen hat, und spricht ihn auf seine Verantwortung gegenüber dem Volk an.
22 - 27 Nathan bei David
22 Und siehe, während sie noch mit dem König redete, kam der Prophet Nathan herein. 23 Und man meldete dem König und sprach: Der Prophet Nathan ist da! Und er kam vor den König und beugte sich vor dem König auf sein Gesicht zur Erde. 24 Und Nathan sprach: Mein Herr König, hast du gesagt: Adonija soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen? 25 Denn er ist heute hinabgegangen und hat Rinder und Mastvieh und Kleinvieh geschlachtet in Menge und hat alle Söhne des Königs und die Obersten des Heeres und Abjathar, den Priester, geladen; und siehe, sie essen und trinken vor ihm und sprechen: Es lebe der König Adonija! 26 Aber mich, deinen Knecht, und Zadok, den Priester, und Benaja, den Sohn Jojadas, und Salomo, deinen Knecht, hat er nicht geladen. 27 Ist diese Sache von meinem Herrn, dem König, aus geschehen? Und hast du nicht deinen Knechten mitgeteilt, wer auf dem Thron meines Herrn, des Königs, nach ihm sitzen soll?
Während Bathseba noch mit David spricht, erscheint Nathan wie verabredet auf der Bühne. Er nähert sich der Angelegenheit anders, als er es Bathseba hat sagen lassen. Er lässt es so aussehen, als hätte David den Befehl gegeben, dass Adonija ihm folgen soll. Dabei stellt er die Sache so dar, wie sie von außen gesehen zu sein scheint.
Er erzählt David, was Adonija getan und gesagt hat. Was er von David wissen will, ist, ob er wirklich dazu den Befehl gegeben hat, denn keiner der Getreuen weiß etwas darüber. Seine Frage ist, ob David Klarheit schaffen will.
28 - 31 Salomo soll König werden
28 Da antwortete der König David und sprach: Ruft mir Bathseba! Und sie kam herein vor den König und stand vor dem König. 29 Und der König schwor und sprach: [So wahr] der HERR lebt, der meine Seele aus aller Bedrängnis erlöst hat, 30 so wie ich dir bei dem HERRN, dem Gott Israels, geschworen habe, indem ich sprach: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen an meiner statt!, so werde ich an diesem Tag tun. 31 Da verneigte sich Bathseba mit dem Gesicht zur Erde und beugte sich vor dem König nieder und sprach: Mein Herr, der König David, lebe ewig!
Aus Vers 28 geht hervor, dass Bathseba nach Nathans Ankunft gegangen ist. Als Nathan ausgesprochen hat, wird sie wieder hereingerufen. David richtet das Wort an sie. Er schwört bei dem HERRN, dem Gott Israels, weil es um dessen Ratschluss geht. Er will diesen Ratschluss ausführen. Er scheint sich eines neuen Angriffs des Feindes bewusst zu sein, aber auch, dass der HERR ihn davon erlösen wird, wie er es schon so oft getan hat (vgl. 2Sam 4,9; Ps 34,23). Er erklärt feierlich, dass Salomo an seiner Stelle auf dem Thron sitzen wird. Er nennt ihn: „Salomo, dein Sohn“. Dreimal wird von „deinem Sohn Salomo“ als Sohn von Bathseba gesprochen (Verse 12.17.30).
Salomo ist auch der Sohn des Volkes. Eines Tages wird das Volk sagen: „Ein Sohn [ist] uns gegeben“ (Jes 9,5). Der Bräutigam im Hohelied spricht von den willigen Menschen, von denen er auf seinen königlichen Wagen gesetzt wird (Hld 6,12). Der Weg für Ihn wird von seinem Volk für Ihn gebahnt, so wie David seinerzeit bei der Verwerfung seines Königtums von den Helden geholfen wurde (1Chr 12,23). So können wir durch unsere Treue die Ankunft des Tages Gottes beschleunigen (2Pet 3,11.12a).
32 - 37 Befehl Salomo zum König zu salben
32 Und der König David sprach: Ruft mir Zadok, den Priester, und Nathan, den Propheten, und Benaja, den Sohn Jojadas! Und sie kamen herein vor den König. 33 Und der König sprach zu ihnen: Nehmt die Knechte eures Herrn mit euch, und lasst meinen Sohn Salomo auf meiner Mauleselin reiten, und führt ihn nach Gihon hinab. 34 Und Zadok, der Priester, und Nathan, der Prophet, sollen ihn dort zum König über Israel salben; und ihr sollt in die Posaune stoßen und sagen: Es lebe der König Salomo! 35 Und zieht herauf hinter ihm her, und er komme und setze sich auf meinen Thron! Und er soll König sein an meiner statt; und ihn habe ich bestellt, dass er Fürst sei über Israel und über Juda. 36 Und Benaja, der Sohn Jojadas, antwortete dem König und sprach: Amen! So spreche der HERR, der Gott meines Herrn, des Königs! 37 So wie der HERR mit meinem Herrn, dem König, gewesen ist, so möge er mit Salomo sein, und er möge seinen Thron [noch] größer machen als den Thron meines Herrn, des Königs David!
Hier spricht David von „meinem Sohn Salomo“ (Vers 33), dem Sohn Davids. David ruft Zadok, Nathan und Benaja. Er gibt Zadok und Nathan den Befehl, Salomo zum König über Israel zu salben. Sie müssen sein Königtum bekanntgeben, indem sie die Posaune blasen und sagen: „Es lebe der König Salomo! (siehe auch „Es lebe der König Adonija“ in Vers 25 und „Mein Herr, der König David, lebe ewig“ in Vers 31).
Es geht darum, wer in der Praxis unseres Lebens König ist. Obwohl das Reich Gottes noch nicht sichtbar errichtet wurde, dürfen wir uns schon in diesem Königreich befinden (Röm 14,17.18; Kol 1,13). Die Anwendung dieses Kapitels ist, ob wir dem Herrn Jesus den Platz der Herrschaft in unserem Leben überlassen und das von ganzem Herzen. Es geht darum, Ihm in unserer Lebenspraxis den Platz einzuräumen, den Gott Ihm gegeben hat, ob Er in unserem Leben auf dem Thron sitzt, oder ob wir selbst auf dem Thron unseres Lebens sitzen.
David befiehlt, Salomo auf „meinen Thron“ Platz nehmen zu lassen. Das Königtum Salomo war umstritten. Deshalb muss auf diese Weise vorgegangen werden. Das Königtum Davids und auch das von Saul wurde nie in Frage gestellt. Salomo muss auf der Mauleselin sitzen, dem Tier des Friedens (Sach 9,9). Das Reiten auf der Mauleselin des Königs ist das Zeichen dafür, dass derjenige, der darauf sitzt, seinen Platz auf seinem Thron als sein Nachfolger einnehmen wird. David sagt, dass er ihn zum Fürsten über Israel und Juda ernannt hat. Er kann das sagen, weil er damit völlig im Einklang mit dem Plan Gottes ist.
Benaja stimmt dem von ganzem Herzen zu. Er wünscht, dass das Wort des Königs ein Wort des HERRN sein wird und dass der HERR mit Salomo sein wird, wie er mit David war. Er wünscht sich sogar, dass Salomo größer sein wird als David. Das entspricht ganz den Wünschen Davids. So wird die Herrschaft des Herrn Jesus um ein Vielfaches größer sein als der Weg der Erniedrigung, den Er einst auf Erden gegangen ist.
38 - 40 Salomo wird zum König gesalbt
38 Und Zadok, der Priester, und Nathan, der Prophet, und Benaja, der Sohn Jojadas, und die Keretiter und die Peletiter zogen hinab und ließen Salomo auf der Mauleselin des Königs David reiten, und sie führten ihn nach Gihon. 39 Und Zadok, der Priester, nahm das Ölhorn aus dem Zelt und salbte Salomo; und sie stießen in die Posaune, und alles Volk sprach: Es lebe der König Salomo! 40 Und alles Volk zog hinauf hinter ihm her; und das Volk blies auf Flöten, und sie freuten sich mit großer Freude, so dass die Erde von ihrem Geschrei barst.
Die Salbung Salomos erfolgt durch Zadok, zusammen mit Nathan (Vers 45). Zu diesem Zweck wird das Ölhorn aus dem Zelt verwendet, das David auf Zion für die Bundeslade aufgebaut hat (2Sam 6,17). Die Stiftshütte befindet sich noch in Gibeon. Das Öl wird das heilige Salböl gewesen sein, mit dem die Priester und die Gegenstände der Stiftshütte gesalbt wurden (2Mo 30,23–30). Es gab Jauchzen und Jubel wegen der Salbung Salomos.
41 - 49 Adonija wird informiert
41 Und Adonija hörte es und alle Geladenen, die bei ihm waren, als sie eben das Essen beendet hatten; und Joab hörte den Schall der Posaune und sprach: Weshalb dieses Geschrei der lärmenden Stadt? 42 Während er noch redete, siehe, da kam Jonathan, der Sohn Abjathars, des Priesters. Und Adonija sprach: Komm, denn du bist ein tüchtiger Mann und wirst gute Botschaft bringen. 43 Da antwortete Jonathan und sprach zu Adonija: Jawohl, unser Herr, der König David, hat Salomo zum König gemacht! 44 Und der König hat Zadok, den Priester, und Nathan, den Propheten, und Benaja, den Sohn Jojadas, und die Keretiter und die Peletiter mit ihm gesandt, und sie haben ihn auf der Mauleselin des Königs reiten lassen; 45 und Zadok, der Priester, und Nathan, der Prophet, haben ihn in Gihon zum König gesalbt; und sie sind von dort hinaufgezogen mit Freuden, und die Stadt ist in Bewegung. Das ist das Geschrei, das ihr gehört habt. 46 Und auch hat Salomo sich auf den Thron des Königreichs gesetzt; 47 und auch sind die Knechte des Königs gekommen, um unseren Herrn, den König David, zu segnen, indem sie sprachen: Dein Gott mache den Namen Salomos [noch] vorzüglicher als deinen Namen und mache seinen Thron größer als deinen Thron! Und der König hat auf dem Lager angebetet; 48 und auch hat der König so gesprochen: Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der heute einen gegeben hat, der auf meinem Thron sitzt, während meine Augen es sehen! 49 Da erschraken alle Geladenen Adonija und standen auf und gingen jeder seines Weges.
Das ganze Geschehen mit Salomo findet während des Essens statt, das Adonija zu seiner eigenen Ehre ausgerichtet hat. Die Gesellschaft ist mit dem Essen fertig und steht kurz davor, Adonija zum König auszurufen, als Joabs geübtes Ohr den Klang von der Posaune wahrnimmt. Während er eine Bemerkung dazu macht, kommt Jonathan herein. Adonija ahnt noch nichts Böses. Er sieht die Ankunft von Jonathan sogar als ein gutes Omen.
Jonathan ist immer noch ein Botschafter, wie er es acht oder neun Jahre zuvor war (2Sam 15,27; 17,17). Er kommt mit der Botschaft vom Königtum Salomos zu Adonija und seiner Gesellschaft. Er erwähnt, wie dies geschehen ist. Es scheint, dass er dies mit Begeisterung und nicht mit Schrecken tut.
Jonathan bezeugt Davids Entscheidung und was er arrangiert hat, um Salomo zum König zu machen. Die Königstreuen hatten Salomo auf Davids Mauleselin gesetzt. Nathan und Zadok hatten ihn gesalbt und ihn mit Jubel in die Stadt gebracht. Dort nahm Salomo auf dem Königsthron Platz. Alle Diener Davids haben zugestimmt. Wie Benaja haben sie den Wunsch geäußert, dass Gott den Namen Salomos größer machen möge als den von David und seinen Thron erhabener als den von David. Schließlich erzählt Jonathan noch etwas, was wir vorher noch nicht gelesen haben: dass David sich in Anbetung auf dem Lager niedergebeugt hat (Vers 47; vgl. 1Mo 47,31b).
Alles, was mit Salomo geschieht und sein Platznehmen auf dem Thron, entspricht vollkommen Davids Gedanken. Er preist Gott für das, was seine Augen sehen. Er gleicht Simeon, der das Heil des Herrn mit seinen Augen sah (Lk 2,29.30). Möglicherweise sagte David bei dieser Gelegenheit auch das, was wir in 1. Chronika 29 (1Chr 29,10–19) lesen. Als Anwendung können wir noch bemerken, dass es für gottesfürchtige Eltern eine große Befriedigung ist, wenn sie bei ihrem Heimgang sehen dürfen, dass ihre Kinder Gott und seinem Volk dienen.
Der Triumph der Gottlosen ist nur von kurzer Dauer (Hiob 20,4.5). Jonathans Botschaft verursacht einen enormen Schrecken. Adonija‘s Gesellschaft flüchtet. Dies ist der Schrecken, der jeden überkommen wird, wenn er mit Entsetzen hört, dass der Gesalbte Gottes mit Macht und Majestät zurückkehrt. Dies wird in dem Moment geschehen, in dem die Menschen die Ergebnisse feiern, von denen sie glauben, dass sie sie in ihrem Bestreben, alles nach eigenen Maßstäben und unter Ausschluss Gottes zu kontrollieren, erreicht haben (Ps 2,1–3; 1Thes 5,3).
50 - 53 Salomo verschont Adonija
50 Und Adonija fürchtete sich vor Salomo; und er machte sich auf und ging hin und erfasste die Hörner des Altars. 51 Und es wurde Salomo berichtet, indem man sprach: Siehe, Adonija fürchtet den König Salomo, und siehe, er hat die Hörner des Altars erfasst und gesagt: Es schwöre mir jetzt der König Salomo, dass er seinen Knecht nicht mit dem Schwert töten wird! 52 Und Salomo sprach: Wenn er sich als ein tüchtiger Mann erweisen wird, so soll von seinem Haar keins auf die Erde fallen; wenn aber Böses an ihm gefunden wird, so soll er sterben. 53 Und der König Salomo sandte hin, und sie brachten ihn vom Altar herab; und er kam und beugte sich vor dem König Salomo nieder; und Salomo sprach zu ihm: Geh in dein Haus.
Adonija und seine Kumpane fliehen. Sie denken nicht daran, Widerstand zu leisten. Die Gäste von Adonija gehen so schnell und so weit wie möglich weg, weg von Adonija. Was zunächst als Platz geglaubten Vorteils erschien ist ein lebensbedrohlicher Ort geworden. Jetzt in der Gesellschaft von Adonija gefunden zu werden, wäre mit Selbstmord vergleichbar.
Adonija selbst flieht zum Altar. Es wird nicht erwähnt, wo dieser steht. Dort sucht er Schutz, indem er die Hörner des Altars ergreift (2Mo 21,13.14). Die Hörner symbolisieren Macht und Stärke. Die Hörner des Altars zu ergreifen bedeutet, Schutz an dem Platz zu suchen, von dem Heil und Leben ausgeht. Indem er die Hörner ergreift, birgt sich der Schuldiggewordene unter der rettenden und helfenden Gnade Gottes, der die Sünde austilgt und dadurch die Strafe wegnimmt.
Zum ersten Mal, und gleich dreimal, wird in diesen Versen der „König Salomo“ erwähnt. Salomo spricht als König Recht über Adonija und lässt ihn holen. Adonija erkennt ihn gezwungenermaßen als König an. Wir erkennen den Herrn Jesus freiwillig als Herrn an.
Salomo schenkt ihm nicht nur das Leben, sondern lässt ihm auch seinen Besitz. Er darf frei zu seinem Haus gehen. Salomo knüpft aber auch eine Bedingung daran. Adonija wird am Leben bleiben, solange er nichts tut, was das Vertrauen, das er bekommt, erschüttert. Sobald er etwas falsch macht, wird er getötet werden. In seinem ersten Regierungsakt zeigte Salomo Gnade und forderte Gerechtigkeit. So wird es auch sein, wenn der Herr Jesus regiert (Ps 101,8).