Einleitung
Aus diesem Kapitel strahlt Wärme und Begeisterung. Die ganze Bevölkerung geht auf den Aufruf Nehemias zum Bauen ein. Jeder ist mit seinem Platz zufrieden, ohne auf einen anderen neidisch zu sein. Kaum jemand geht seiner Aufgabe aus dem Weg, niemand meckert über seine Aufgabe. Dadurch wird sich um jeden Teil der Mauer gekümmert. Wie uneinnehmbar ist eine Gemeinde mit solchen Mitarbeitern.
Der Geist nimmt uns an die Hand und geht mit uns die Mauer entlang. Wir dürfen mit Ihm den Fortschritt des Baus verfolgen. Wir sehen Menschen, die beschäftigt sind. Wir sind keine Inspektoren, sondern Schüler. Der Geist ist der Inspektor. Er sagt, wie die Menschen heißen, womit sie beschäftigt sind, wo sie beschäftigt sind und warum sie es tun. Er zeigt, wer fleißig ist und wer nichts tut. Er sieht die Motive, von denen jemand geleitet wird.
Alles, was getan wird, wird festgehalten. Nicht um später noch einmal einen schönen Abend mit einer Diashow oder Videopräsentation zu gestalten und über die Erfolge zu sprechen. Daran muss nichts falsch sein. Aber was hier festgehalten wird, wird auf unauslöschlichem Papier festgehalten, nämlich im Verzeichnis Gottes. Fehlerlos notiert der Geist die Namen der Mitarbeiter und ihre Tätigkeiten.
Die Aufzählung der Arbeiter erinnert an die Aufzählung am Ende des Römerbriefs (Röm 16,1–16). Es lässt uns an den „Richterstuhl des Christus“ denken (2Kor 5,10). Dort wird jeder „seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit“ (1Kor 3,8). Das gilt auch für uns. Darum ist es so lehrreich, mit dem Geist Gottes mitzugehen. Von jedem Arbeiter im Reich Gottes, in dem jeder seine eigene Aufgabe und seinen eigenen Bereich hat, wird nun festgehalten, was er tut.
Wir arbeiten jedoch nicht alle auf eigene Faust, für unser eigenes kleines Königreich. Wir arbeiten nicht nebeneinander her, wenn wir in Harmonie miteinander dasselbe Ziel verfolgen: den Wiederaufbau der Mauer. Schulter an Schulter sind sie tätig, was durch den immer wiederkehrenden Ausdruck „ihm zur Seite“ so schön gezeigt wird.
Nirgendwo ist es so wichtig wie gerade in der Gemeinde Gottes, die richtige Person am richtigen Platz zu haben. Dazu „hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat“ (1Kor 12,18). Dazu ist durch den Geist jedem Glied die benötigte Gabe gegeben (Röm 12,6–8). Dienst ist nicht nur Dienst mit dem Wort. Dienst ist das Beschäftigen mit dem Werk, das der Herr jedem aufgetragen hat. Es geht um das Tun seines Willens. Er belohnt entsprechend der Treue, mit der jemand tätig ist und nicht entsprechend der Gabe, die jemand besitzt.
Jeder hat einen persönlichen und zugleich einzigartigen Anteil am Wiederaufbau der Mauer Jerusalems. Niemand tut dieselbe Arbeit, niemand imitiert einen anderen. Jeder hat einen Anteil, der von allen anderen verschieden ist. Das sehen wir bei den Jüngern des Herrn, bei den Mitarbeitern von Paulus und bei den Kämpfern von David.
Es gibt genug Arbeit. Jeder kann an die Arbeit gehen, niemand muss arbeitslos sein. Wer nichts zu tun hat, kann sich selbst fragen, ob das auf Faulheit, Neid oder Stolz zurückzuführen ist. Wer faul ist, will nicht arbeiten. Wer neidisch ist, möchte nur eine bestimmte Arbeit, die aber schon einem anderen zugeteilt ist. Wer stolz ist, möchte keine Arbeit, die er für unter seiner Würde hält. Jeder hat eine Arbeit, die zu ihm passt und bekommt die Gnade, sie zu tun.
Das Bauen der Mauer ist keine Nebensache, sondern eine Notwendigkeit. Eine Mauer dient der Absonderung, sie ist ein Mittel der Verteidigung gegen Angriffe des Feindes von außen. Das macht die Mauer gleichzeitig zu einem Mittel, das Sicherheit für das Zusammenleben innerhalb der Mauer bietet. Die Anwesenheit der Mauer ermöglicht es den Bewohnern der Stadt, sich auf die Werte der Stadt zu konzentrieren. Die Werte der Stadt werden durch den Tempel, das Haus wo Gott wohnt, bestimmt. Die Mauer macht die Stadt auch zu einem Ganzen.
Die Mauer ist nicht dazu gedacht, die Stadt von der Umgebung zu isolieren. Absonderung ist nicht gleichbedeutend mit Isolation. Es ist wunderbar zu sehen, wie in dieser Mauer gleich zehn Tore sind. Dadurch kann man ein- und ausgehen. Es ist wohl notwendig, dass die Tore bewacht werden. In dem neuen Jerusalem ist keine Bewachung mehr nötig (Off 21,25.27).
Die zehn Tore sind:
1. Das Schaftor (Vers 1)
2. Das Fischtor (Vers 3)
3. Das Tor der alten Mauer (Vers 6)
4. Das Taltor (Vers 13)
5. Das Misttor (Vers 14)
6. Das Quellentor (Vers 15)
7. Das Wassertor (Vers 26)
8. Das Rosstor (Vers 28)
9. Das Osttor (Vers 29)
10. Das Tor Miphkad oder Wachttor (Vers 31)
1 Eljaschib – das Schaftor – zwei Türme
1 Und Eljaschib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester, machten sich auf und bauten das Schaftor; sie heiligten es und setzten seine Flügel ein. Und sie heiligten es bis an den Turm Mea, bis an den Turm Hananel.
Der Bericht des Baus beginnt beim Schaftor im Nordosten und läuft gegen den Uhrzeigersinn nach Norden (Verse 1–7), Westen (Verse 8–13), Süden (Verse 14) und Osten (Verse 15–32), um wieder beim Schaftor im Nordosten anzukommen.
Eljaschib
Der erste, der genannt wird als jemand, der sich bereit macht, um mit dem Bauen zu beginnen, ist der Hohepriester Eljaschib. Sein Name bedeutet „Gott stellt wieder her“. Dass er als erstes genannt wird, liegt leider nicht an seiner Hingabe für das Werk, sondern an seiner Position. Er ist nicht treu. Ein Vergleich mit dem Bau der folgenden Tore macht deutlich, dass er die Türen des Schaftores nicht mit Klammern und Riegeln versieht (Verse 3.6.13.14.15).
Durch das Weglassen der Klammern und Riegel ist das Tor bloß eine symbolische Abriegelung. Jeder kann es einfach öffnen und wer das will, wird keinen Widerstand finden. Aber das ist nicht der Zweck eines Tores. Menschen, die in der Stadt nichts zu suchen haben, müssen dadurch aufgehalten werden. Das Tor darf nur für Menschen geöffnet werden, die in die Stadt gehören und sich an die Regeln der Stadt halten.
Ist diese Nachlässigkeit vielleicht eine Folge der Tatsache, dass er ein Blutsverwandter von Tobija ist (Neh 13,4) und dass sein Enkel mit einer Tochter Sanballats verheiratet ist (Neh 13,28)? Wer sich mit Feinden Gottes familiär verbindet, ist besonders der Gefahr ausgesetzt, es mit der Absonderung nicht so genau zu nehmen. Das ist eine verständliche Schwierigkeit. Darum müssen wir darauf achten, dass familiäre Bindungen keinen Einfluss auf das Einnehmen einer Position der Absonderung für Gott haben.
Das Schaftor
Die ersten Reparaturen werden am Schaftor von den Priestern durchgeführt. Durch dieses Tor werden die Schafe in die Stadt gebracht, um im Tempel geopfert zu werden. Hierdurch werden wir direkt schon an den wichtigsten Grund für das Bestehen der Stadt und des Tempels erinnert: die Anbetung Gottes. Alle Gläubigen sind Priester. Die Reparatur der Mauer ist zunächst notwendig im Hinblick auf die Weiterführung des priesterlichen Dienstes. Nur von diesem Tor wird gesagt, dass sie es „heiligten“, das heißt speziell für Gott absondern und Ihm weihen.
Das Schaftor erinnert uns auch an den Herrn Jesus. Er ist das wahre Schaftor. Er sagt von sich selbst: „Ich bin die Tür der Schafe“ (Joh 10,7). Und ein bisschen weiter sagt Er: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (Joh 10,9). Unser persönliches Leben kann mit einer Stadt verglichen werden. Wir können in unserem Leben alle möglichen Sünden zulassen, wir können sie sogar genießen. Solange wir von der Welt sind, tun wir das auch. Aber das Genießen von Sünde hat einen bitteren Nachgeschmack und das Ende ist der Tod. Dann müssen wir zu der Stadt Gottes Zuflucht nehmen.
Das Schaftor ist der Eingang, den wir brauchen. Eine echte Wiederherstellung unseres Lebens beginnt, wenn wir durch den Herrn Jesus vom Gericht gerettet sind. Als Folge davon dürfen wir „eingehen“, das heißt, im Glauben in Gottes Gegenwart kommen, um Ihm als Priester zu nahen (Heb 10,19). Wir können auch „ausgehen“, das heißt, in die Welt gehen, um vom Herrn Jesus zu zeugen und für Ihn zu arbeiten. Wir werden auch „Weide finden“, das bedeutet Ruhe und Nahrung.
Auch die örtliche Gemeinde können wir als eine Stadt betrachten. Wenn es keine Mauer darum gibt, wenn es mit der Absonderung von der Welt schlecht gestellt ist, kann das Denken und Handeln der Welt ungehindert und ungehemmt Eingang finden. Wer sich Sorgen über die Entwicklung macht, muss mit dem Wiederaufbau des Schaftores anfangen. Der Herr Jesus muss wieder den Platz bekommen als derjenige, dem wir unsere Errettung zu verdanken haben und durch den wir in Gottes Gegenwart kommen können. Durch Ihn können wir auch unseren Dienst in der Welt tun, und bei Ihm finden wir Ruhe und Nahrung.
Die Bauenden am Schaftor sind der Hohepriester und die Priester. Priester sind Menschen, die an die Gegenwart Gottes gewöhnt sind. Sie kennen seine Heiligkeit und seine Güte. Solche Menschen sind nötig, um den Herrn Jesus als die Tür der Schafe vorzustellen. Wer Gott kennt, wer weiß, was Ihm zusteht und was seine Wünsche sind, wird gerne auf die Tür hinweisen, die zu diesem Gott führt.
Zwei Türme
In der Nähe des Tores stehen zwei Türme: der „Turm Mea“ und der „Turm Hananel“. Ein Turm ist ein Beobachtungsposten, von dem ein Wächter bis weit außerhalb der Stadt sehen kann, was sich der Stadt nähert. Das lässt uns an Wachsamkeit denken. Das Tor darf nämlich nur für Schafe geöffnet werden. Für Wölfe muss das Tor geschlossen bleiben. Paulus warnt, dass nach seiner Abreise „reißende Wölfe … hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen“ (Apg 20,29). Worauf wir vor allem aufpassen müssen, sind die „falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, innen aber sind sie reißende Wölfe“ (Mt 7,15).
Der Name des Turms Mea, was „Hundertturm“ bedeutet, ist in Zusammenhang mit dem Hirten und den Schafen bemerkenswert. Es erinnert an das Gleichnis, das der Herr Jesus erzählt, von dem Hirten, der hundert Schafe hatte, von denen er eins verliert (Lk 15,3–7). Es ist die Absicht, alle hundert Schafe in Sicherheit zu bringen und nicht nur das eine verlorene Schaf. Von diesem Turm aus wird über die ganze Herde gewacht. Kein einziges Schaf darf fehlen.
2 Die Männer von Jericho – Sakkur
2 Und ihm zur Seite bauten die Männer von Jericho. Und ihnen zur Seite baute Sakkur, der Sohn Imris.
Die Männer von Jericho
Die nächsten Menschen, die wir „ihm zur Seite“ beschäftigt sehen, sind die Männer von Jericho. Der Name Jericho weckt Erinnerungen. Es ist die erste Stadt, die Israel beim Einzug in das Land erobert. Als Israel in das Land einzieht und nach Jericho kommt, ist die Stadt von einer dicken Mauer umgeben. Das Tor ist zu. Die Stadt ist für die Israeliten vollständig geschlossen. Die Mauer um diese Stadt muss abgerissen werden. Das geschieht durch den Glauben (Jos 6,1–6.20; Heb 11,30). Gott spricht einen Fluch über diese Stadt aus und über jeden, der sie wieder aufbauen und seine Tore einsetzen wird (Jos 6,26). Was Gott gesagt hat, ist erfüllt (1Kön 16,34).
Die Männer, die wir nun sehen, kommen aus der Stadt des Fluches. Damit wollen sie jedoch nichts mehr zu tun haben. Sie sind sich ihrer Herkunft bewusst, aber es ist eine Veränderung in ihr Leben gekommen. Ist es nicht wunderbar, dass sie nicht an der Mauer Jerichos bauen, sondern an der Mauer der Stadt Gottes?
Jeder Bauende für Gott ist ein Bauender für die Welt gewesen. Wir haben unser eigenes Gebiet gebaut, in dem wir die Macht hatten und alles unter unserer Kontrolle hatten. Für das Volk Gottes haben wir die Tore fest verschlossen gehalten. Gott hat jedoch die eigenmächtig gebauten Mauern unseres Herzens und um unser Leben abgebrochen und wir sind zum Glauben gekommen. Jetzt können wir unseren Platz beim Bau an der Mauer um seine Stadt einnehmen.
Sakkur
Neben den Männern von Jericho ist Sakkur beschäftigt. Sakkur ist die Kurzform von Sacharja. Er ist ein Levit und ist einer derjenigen, die ihre Unterschrift unter einen Bund gesetzt haben, der mit dem HERRN geschlossen wurde, um von nun an treu zu bleiben (Neh 10,12). Das zeigt, dass sein Herz auf den HERRN gerichtet ist und seine Gesinnung so ist, dass er gerne das tun möchte, was Gott wohlgefällig ist.
Leviten sind so wie die Priester mit dem Tempel verbunden. Sie helfen den Priestern bei dem Verrichten ihres Dienstes. Sakkur ist sich bewusst, dass es nie einen heiligen, Gott wohlgefälligen Dienst im Tempel geben kann, wenn die Stadt nicht ummauert ist. Darum beteiligt er sich am Wiederaufbau der Mauer.
3 Das Fischtor – die Söhne Senaas
3 Und das Fischtor bauten die Söhne Senaas; sie versahen es mit Balken und setzten seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.
Das Fischtor
Dies ist das zweite Tor, auf das wir treffen. Das Fischtor ist in den Tagen des ersten Tempels als einer der Haupteingänge Jerusalems bekannt (Zeph 1,10; 2Chr 33,14). Es verdankt seinen Namen den Händlern, die ihre Fische aus Tyrus oder dem See von Galiläa dort für die Fischmärkte hereinbringen (Neh 13,16).
Das Fischtor lässt uns an das Evangelium denken. Der Herr Jesus macht aus seinen Jüngern „Menschenfischer“ (Mk 1,17). Durch die Verkündigung des Evangeliums werden Menschen durch das Fischtor in die Stadt Gottes gebracht. Das Tor spricht von Aufsicht. Es muss darauf geachtet werden, dass ein biblisches Evangelium gebracht wird. Nur durch das Predigen eines biblischen Evangeliums kommen Menschen zur Bekehrung und zu neuem Leben.
Wenn die Predigt an den Geschmack der Menschen angepasst wird, wird bloß das Gefühl oder der Verstand angesprochen. Das Gewissen bleibt unberührt. Menschen, die wegen eines Vorteils glauben, den ihnen das Evangelium bietet (vgl. Joh 6,26; 2,23–25), gehören nicht in Stadt Gottes. Die, die am Fischtor arbeiten, müssen darauf achten (vgl. Mt 13,47.48).
Es gibt auch Menschen, die das Evangelium als Ware anbieten. Sie meinen, „die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn“ (1Tim 6,5), eine Sache, die einen finanziellen Vorteil darstellt. Das sind Berufsprediger, die predigen, um Geld zu verdienen, nicht weil der Geist sie dazu drängt. Eine theologische Ausbildung steht jedem offen. Bekehrt muss man dafür nicht sein. Aufgrund ihres Diploms maßen sie sich das Recht an, am Fischtor mitzubauen. Auf solche Bauenden wartet Gottes Stadt nicht. Sie müssen von der Baustelle ferngehalten werden.
Die Söhne Senaas
Die Söhne Senaas werden unter denen genannt, die aus dem Exil zurückgekehrt sind (Esra 2,35; Neh 7,38). Der Anzahl nach ist es die größte Gruppe, die aus Babel zurückgekehrt ist. Sie bauen das Fischtor wieder auf. Wie viele Nachkommen an der Arbeit sind, hören wir nicht. Es wird jedoch erwähnt, dass sie gewissenhaft jeden Teil des Tores fertigstellen. Von ihnen wird gesagt, dass sie das Fischtor mit Klammern und Riegeln versehen. Das ist es, was beim Bauen des Schaftores von Eljaschib unterlassen wurde (Vers 1).
4 Meremot – Meschullam – Zadok
4 Und ihnen zur Seite besserte Meremot aus, der Sohn Urijas, des Sohnes des Hakkoz. Und ihm zur Seite besserte Meschullam aus, der Sohn Berekjas, des Sohnes Meschesabeels. Und ihm zur Seite besserte Zadok aus, der Sohn Baanas.
Meremot
Manche arbeiten in Gruppen wie die Söhne Senaas (Vers 3). Andere arbeiten allein, wie Meremot. Doch auch die, die allein arbeiten, wissen sich mit anderen verbunden. Der Ausdruck „ihm zur Seite“ zeigt das deutlich.
Meremot muss sein Stück Mauer nicht von Grund auf neu bauen. Er ist mit dem „ausbessern“ beschäftigt. Von dem Teil der Mauer, den er sich vorgenommen hat, steht noch etwas. Aber dieses Stück Mauer ist beschädigt, ihre Funktion ist beeinträchtigt. Vielleicht ist es ein Stück mit Löchern.
Ausbessern ist genauso wichtig wie wiederaufbauen. Vielleicht denken wir, dass unsere Mauer noch intakt ist, wogegen eine nähere Untersuchung zeigen würde, dass hier und da doch Löcher sind. Dann müssen wir wie Meremot an die Arbeit gehen, um den Schaden zu reparieren. Wir können in unserem Denken Ideen über das Funktionieren der Gemeinde zugelassen haben, die wir nicht aus Gottes Wort herleiten, sondern aus der Welt. Diese Ideen zu äußern und umzusetzen, schlägt ein Loch in die Mauer. Eine Wiederherstellung ist nötig.
Wir begegnen seinem Namen noch ein paar Mal. Möglicherweise ist Meremot mit seiner Arbeit schneller fertig, weil es nur um Ausbesserungen geht und er nicht von Grund auf wiederaufbauen muss. Auf jeden Fall ist er so fleißig, dass er nach dieser Arbeit an einem anderen Teil der Mauer an die Arbeit geht (Vers 21). Sein Name wird auch unter denen genannt, die den Bund unterzeichnen (Neh 10,15).
Meschullam
Genauso wie Meremot begegnen wir auch Meschullam zweimal beim Bau der Mauer. Nachdem er erst ein Stück für andere fertiggestellt hat, arbeitet er „seiner Zelle gegenüber“ (Vers 30b).
Genauso wie Eljaschib (Vers 1) ist Meschullam familiär mit Tobija verbunden. Seine Tochter ist mit einem Sohn von Tobija verheiratet (Neh 6,18). Das spricht nicht für ihn. Eine solche Verbindung ist verkehrt. Die Schrift ist darüber deutlich (Esra 9,1–3; 10,1–3; 2Kor 6,14). Doch der Geist hält seinen Einsatz für den Wiederaufbau fest. Vielleicht hat er eingesehen, dass seine Zustimmung zu dieser Heirat verkehrt ist, wodurch er für Gott brauchbar geworden ist. Auch seinem Namen begegnen wir in der Liste derer, die den Bund unterzeichnen (Neh 10,20).
Zadok
Der Name Zadok wird von mehreren Personen getragen. Das einzige, was von diesem Zadok bekannt ist, ist, dass er der Sohn Baanas ist. Zadok bedeutet „Gerechtigkeit“. Baana bedeutet „Sohn des Leidens“. Wer Gerechtigkeit übt, muss damit rechnen, dass das Leiden mit sich bringt. Dem gegenüber steht das „Glückselig“, das Petrus, durch den Geist Gottes geleitet, jedem zuspricht, der so leidet (1Pet 3,14a).
5 Die Tekoiter
5 Und ihm zur Seite besserten die Tekoiter aus; aber die Vornehmen unter ihnen beugten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn.
Tekoa liegt im Süden von Bethlehem. Dieser Ort ist bekannt als Wohnort von Amos, dem Propheten (Amos 1,1), und einer klugen Frau (2Sam 14,2). Menschen aus dieser Stadt sind nun nach Jerusalem gekommen, um mitzuhelfen, die Mauer wiederaufzubauen. Damit wählen sie, wie Amos, die Seite Gottes und zeigen, wie die Frau, was wahre Klugheit ist.
Leider sind unter den Tekoitern Menschen, die nicht mitbauen. Das liegt nicht daran, dass sie krank geworden wären oder etwas dergleichen. Der Grund dafür ist, dass sie sich für diese Art von Arbeit zu gut finden. Sie sind Menschen von Ansehen. Diese Arbeit passt nicht zu ihrer Position. Andere an die Arbeit setzen, können sie gut, aber sie lassen sich selbst nicht an die Arbeit setzen. Anderen Befehle geben, prima, aber Befehle empfangen, Fehlanzeige. Sie akzeptieren nicht, dass sie einem „Herrn“ gehorchen müssen.
Zu oft zeigt sich, dass eine herausragende Stellung in der Welt ein Hindernis für die Mitarbeit im Reich Gottes darstellt. Sie wollen wohl reden und bestimmen, aber nicht selbst die Ärmel hochkrempeln und ihren Nacken unter den Dienst beugen. Sie arbeiten nicht mit an etwas, bei dem der Mensch seine Bedeutung verliert und nur Gottes Ehre zählt.
Paulus fühlt sich nicht zu gut, um mit seinen eigenen Händen zu arbeiten und für seine eigenen Bedürfnisse und auch noch für die Bedürfnisse anderer zu sorgen (Apg 20,34). Und ist der Herr Jesus nicht das vollkommene Vorbild? Er, der aller Meister ist, ist in der Mitte seiner Jünger der Dienende (Lk 22,24–28). Die Lektion, die Er damit verbindet, ist, dass jeder, der einen führenden Platz in der Gemeinde bekommen hat, vom Ihm lernen muss, was Dienen heißt.
6 Das Tor der alten Mauer – Jojada und Meschullam
6 Und das Tor der alten [Mauer] besserten aus Jojada, der Sohn Paseachs, und Meschullam, der Sohn Besodjas; sie versahen es mit Balken und setzten seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.
Das Tor der alten Mauer
Das dritte Tor in der Mauer ist das Tor der alten Mauer. Es kann auch mit „das alte Tor“ oder „Tor der alten [Stadt]“ übersetzt werden. In jedem Fall erinnert das Tor an früher, an die ruhmreiche Zeit der Stadt.
Auch für uns ist der Wiederaufbau dieses Tores von Bedeutung. Wenn wir an der Mauer um die Stadt Gottes arbeiten, um das zu beschützen, was von Gott ist, müssen wir zurück zu dem, was von Anfang an ist. Gott hat uns sein Wort gegeben, um zu zeigen, wie die Gemeinde entstanden ist und wie sie am Anfang funktionierte. Das sehen wir in der Apostelgeschichte. Für die Probleme, die das Funktionieren behindern, hat Er durch seinen Geist in den Briefen des Neuen Testaments Anweisungen gegeben. Diese Anweisungen haben nichts an Aktualität verloren. Es ist nicht umsonst Gottes ewiges und bleibendes Wort.
In der Zeit Nehemias ist nur noch die Erinnerung an die Herrlichkeit von damals da. Die Tage Salomos kommen nicht wieder. So ist es auch mit der Zeit, worin wir leben, in Hinblick auf die Gemeinde. Wir können mit Wehmut an die herrliche Zeit zu Beginn der Gemeinde denken, aber diese Zeit kommt nicht wieder.
Gott ist dagegen nicht verändert. Er hat vorausgesehen, wie es mit der Gemeinde weitergehen wird. Er hat uns die Briefe des Neuen Testaments gegeben. Darin finden wir alles, was nötig ist, um auch in den letzten Tagen als Gemeinde zusammenkommen und zusammenleben zu können. Das Ausdenken neuer Arten von Gemeinde ist nicht auf der Schrift basiert, es ist nicht nötig. Es ist sogar verkehrt. Wir können das Tor der alten Mauer wiederherstellen und hineingehen. Wir dürfen nach den „Pfaden der Vorzeit“ fragen und da „Ruhe finden für eure Seelen“ (Jer 6,16).
Jojada und Meschullam
Am Tor der alten Mauer sind zwei Bauende beschäftigt. Die Gemeinschaft beim Bau dieses Tores ist unentbehrlich. Die Umsetzung der alten Grundsätze der Gemeinde in die Praxis kann nicht alleine erfolgen. Es sind mindestens zwei nötig: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“, sagt der Herr Jesus im Hinblick auf die Gemeinde am Ort (Mt 18,20).
Von den beiden Bauenden wird nichts anderes erwähnt, als nur ihre Namen und die ihrer Väter. Dadurch liegt die Betonung auf der Arbeit, die sie tun. Wichtig ist, was sie tun, nicht, wer sie sind. Das gilt auch für uns.
7 Melatja und Jadon
7 Und ihnen zur Seite besserten aus Melatja, der Gibeoniter, und Jadon, der Meronotiter, Männer von Gibeon und Mizpa, gegen den Sitz des Statthalters diesseits des Stromes hin.
Manchmal wird bei einem Namen angegeben, wer der Vater ist. Manchmal wird noch weiter zurück gegangen in der Familiengeschichte und die Namen von noch mehr Vorvätern erwähnt. Bei Melatja und Jadon ist das nicht der Fall. Von ihnen bekommen wir zu hören, wo sie herkommen. Die Erziehung, die jeder erfährt, wird nicht nur durch seine Familie bestimmt, sondern auch durch seine Umgebung.
In geistlicher Hinsicht ist es nicht nur wichtig, dass jemand zur Bekehrung kommt und ein Kind Gottes wird. Das ist wohl das Wichtigste, aber es ist auch wichtig, in welchem geistlichen Klima jemand aufwächst.
Als zusätzliche Besonderheit lesen wir, unter wessen Autorität sie stehen. Es scheint, dass sie nicht direkt Nehemia gegenüber Rechenschaft ablegen müssen, sondern dass sie mit der Zustimmung des Statthalters beim Wiederaufbau mithelfen.
8 Ussiel und Hananja
8 Ihm zur Seite besserte Ussiel aus, der Sohn Harhajas, [die] Goldschmiede [waren]. Und ihm zur Seite besserte Hananja aus, von den Salbenmischern. Und sie ließen Jerusalem bis an die breite Mauer, [wie es war].
Die folgenden Bauenden, die uns vorgestellt werden, sind Männer, von denen wir auch den Beruf erfahren. Ussiel bedeutet „Kraft von Gott“. Er ist Goldschmied. Hananja bedeutet „Jahwe ist gnädig“. Er ist Salbenmischer oder Apotheker.
Ein Goldschmied arbeitet mit dem edelsten Metall und muss präzise arbeiten. Ein Salbenmischer arbeitet mit allerlei Ölen und duftenden Gewürzen. Ein Goldschmied schmückt Menschen und Materialien. Ein Salbenmischer liefert Mittel zur Pflege des Körpers, wodurch er gut riecht und die auch zur Heilung von kranken Körperteilen dienen.
In geistlicher Hinsicht sind solche Menschen unentbehrlich. Es sind Feinarbeiter mit einem Auge für Details. Sie sind in der Lage, die Glieder der Gemeinde zu schmücken und zu pflegen. Wir erkennen sie in den Hirten und Lehrern wieder.
Es gibt ein Stück der Mauer, woran sie nichts tun müssen. Die breite Mauer ist intakt geblieben. Diese Mauer hat allen Angriffen getrotzt. Im Leben von Gläubigen oder Gemeinden können neben schwachen Stellen auch starke Stellen sein. Manche Wahrheiten sind unbekannt. Dann muss Aufbau und Unterweisung stattfinden, denn sonst wird der Teufel die Unwissenheit nutzen, um einzudringen. Andere Wahrheiten dagegen sind gut bekannt und man ist gut in der Lage, diese Wahrheit gegen Angriffe zu verteidigen (1Thes 5,1.2).
9 Rephaja
9 Und ihm zur Seite besserte Rephaja aus, der Sohn Hurs, der Oberste des halben Bezirks von Jerusalem.
Wir kommen zu Rephaja, was „Jahwe hat geheilt“ bedeutet. Er bekleidet eine angesehene Position. Er ist zuständig für die Aufsicht über die Hälfte des Gebietes, das zu Jerusalem gehört. Es ist ein Gebiet außerhalb Jerusalems. Er kennt dieses Gebiet und wird die Gefahren davon gekannt haben. Das wird für ihn ein zusätzlicher Ansporn gewesen sein, Jerusalem zu einem sicheren Gebiet zu machen.
Die, die außerhalb der Stadt Gottes eine besondere Verantwortung haben und dadurch das gesellschaftliche Leben gut kennen, sollen sich nicht ihrem Anteil am Bau der Mau entziehen. Sie wissen besser als viele andere, welche Gefahren aus dem gesellschaftlichen Leben eine Bedrohung für das Leben in der Stadt Gottes, der Gemeinde, darstellen.
10 Jedaja – Hattusch
10 Und ihm zur Seite besserte Jedaja aus, der Sohn Harumaphs, und zwar seinem Haus gegenüber. Und ihm zur Seite besserte Hattusch aus, der Sohn Haschabnejas.
Jedaja
Das besondere Kennzeichen von Jedaja ist, dass er „seinem Haus gegenüber“ am Bauen ist. Dieses wichtige Merkmal finden wir auch in den Versen 23.28.29.30. Das Bauen gegenüber von seinem eigenen Haus zeigt die Sorge für die eigene Familie. Es muss das erste Anliegen jeden Vaters sein, seine Familie für Gott abzusondern. Wer persönlich treu sein möchte, wird davon überzeugt sein. Der Segen für die Gemeinde durch Familien, die sich Gott weihen, ist nicht zu überschätzen. Eine Gemeinde ist so stark, wie die Familien, aus denen sie besteht.
Der Name Jedaja bedeutet unter anderem „einer, der Jahwe anruft“. Jedaja ist ein Betender. Das Gebet ist die Basis, auf die er sein Haus baut. Liegt die Mauer unseres Familiengebets oder des Gebets für unsere Familie manchmal in Trümmern? Muss da nicht dringend mit Reparaturarbeiten begonnen werden?
Vielleicht haben wir so die ersten Ehejahre begonnen, aber wir beten nicht mehr als Mann und Frau und als Familie. Nun fallen häufig harte und bittere Worte, es herrscht eine unangenehme Atmosphäre, die Kinder spüren nicht mehr die Geborgenheit von früher. Vielleicht haben die Kinder das schon länger gespürt und sind gleichgültig geworden in Blick auf die geistlichen Dinge.
Lasst uns dann wieder an der Mauer des Gebets bauen. Lasst uns den Tag wieder mit dem Anrufen von Gott beginnen und beenden. Vielleicht müssen Mann und Frau es zueinander sagen, dass sie nicht mehr zusammen gebetet haben. Dann sollten sie direkt auf die Knie gehen und sich vor Gottes Angesicht wiederfinden.
Hattusch
Hattusch ist wieder so jemand, von dem wir nur den Namen und den Namen seines Vaters lesen. Aber er steht in Gottes Gedächtnisbuch. Mit unauslöschlicher Tinte steht von ihm geschrieben, dass auch er seinen Teil zum Bau der Mauer beigetragen hat.
11 Malkija und Haschub – der Ofenturm
11 Malkija, der Sohn Harims, und Haschub, der Sohn Pachat-Moabs, besserten eine andere Strecke aus und den Ofenturm.
Malkija und Haschub
Beide Männer kommen aus Familien, die mit Serubbabel aus Babel ausgezogen sind (Esra 2,6.32). Sie besserten eine andere Strecke aus. Wahrscheinlich bedeutet das nicht, dass sie schon ein erstes Stück getan haben, sondern dass die Mauer in mehrere Teile geteilt ist und dass sie am zweiten Teil arbeiteten.
Nicht jeder wird berufen, ein Werk für den Herrn anzufangen. Es kann sein, dass manche berufen werden, eine Arbeit weiterzuführen. Das eine ist nicht weniger wichtig als das andere. Nicht nur, dass wir gemeinsam mit anderen eine Arbeit tun, sondern auch, dass wir für den Fortgang einer Arbeit sorgen, die der Herr aufrechterhalten möchte.
Der Ofenturm
Es ist nicht undenkbar, dass der Ofenturm sich in der Bäckerstraße befindet. Das ist die Straße, von wo Jeremia ein Brot am Tag bekommt, als er im Gefängnis sitzt (Jer 37,21). In dem Turm sind mehrere Öfen, in denen Brot für die Stadt gebacken wird. Es ist ein schönes Werk, diesen Turm wiederherzustellen.
Es ist wichtig, dass in der Mauer ein Turm ist, in dem Nahrung für die Bewohner der Stadt hergestellt wird. Dieser Turm dient einerseits als Ausguck und spricht so von Wachsamkeit in Hinblick auf einen sich nähernden Feind. Andererseits spricht dieser Turm von Nahrungsversorgung für die Bewohner der Stadt.
12 Schallum und seine Töchter
12 Und ihnen zur Seite besserte Schallum aus, der Sohn Hallocheschs, der Oberste des [anderen] halben Bezirks von Jerusalem, er und seine Töchter.
Seine herausragende Position (vgl. Vers 5) hindert Schallum nicht daran, die Ärmel hochzukrempeln und am Bau der Mauer mit anzufassen. Er ist nicht nur beruflich ein Kollege von Rephaja (Vers 9), sondern hat auch geistlich dasselbe Interesse. Er besucht nicht mit seinem Kollegen die Feiern, bei denen gute Geschäfte gemacht werden können. Sie sind nicht auf eine bessere Versorgung des eigenen Bereichs aus. Gemeinsam sind sie davon überzeugt, dass sie ihrem Bezirk am besten dienen, wenn sie an der Sicherheit der Stadt Gottes mitarbeiten.
Ein Christ, der in einer hohen beruflichen Funktion für viele Bereiche verantwortlich ist, dient seiner Firma am besten, wenn er sich zuerst und am meisten für die Stadt Gottes einsetzt.
Als Besonderheit wird erwähnt, dass auch seine Töchter am Bau der Mauer mithelfen. Das ist das einzige Mal, dass wir von Frauen lesen, die mithelfen. Frauen haben beim Bauen eine eigene, nicht durch Männer wahrzunehmende Aufgabe. Es gibt Frauen, die dem Herrn mit ihrer Habe dienen (Lk 8,2.3), die weissagen (Apg 21,9), die im Evangelium mitkämpfen (Phil 4,2.3), die Dienerinnen der Gemeinde sind (Röm 16,1.2).
Schallum hält neben sich auch seine Töchter nicht für zu schade, um an dieser schweren Arbeit ihren Anteil zu tun. Wir lesen nicht von jemandem, der zusammen mit seinen Söhnen an der Arbeit ist. Das einzige Mal, dass die Rede davon ist, dass jemand mit seinen Kindern an der Mauer arbeitet, ist hier.
Es gibt keinen Hinweis darauf, wie alt diese Töchter sind. Es entsteht der Eindruck, dass es sich um junge Frauen handelt. Hier kann wohl eine Anwendung gemacht werden. Es wird hier und da darüber geklagt, dass wenig Jugend da ist. Es ist für einen jungen Gläubigen auch nicht einfach, in einer örtlichen Gemeinde niemand in seinem eigenen Alter zu haben. Für diese Töchter dagegen war das Fehlen von anderen jungen Menschen kein Hindernis, ihrem Vater beim Bauen mitzuhelfen. Wenn junge Menschen ihre Eltern in Treue ihren Anteil am Wiederaufbau der Mauer um die Stadt Gottes tun sehen, werden sie sich ihnen anschließen.
Wenn Aufrichtigkeit da ist, wird der Herr diese Treue segnen. Es wird andere anziehen, die auch mit und für den Herrn leben wollen.
13 Das Taltor – Hanun und die Bewohner von Sanoach
13 Das Taltor besserten Hanun und die Bewohner von Sanoach aus; sie bauten es und setzten seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein und [bauten] 1000 Ellen an der Mauer bis zum Misttor.
Das Taltor
Wir kommen zum vierten Tor, dem Taltor. Das haben wir auch schon vorher kurz gesehen (Neh 2,13–15). Auch dieses Tor ist zerstört und muss wiederaufgebaut werden.
In geistlicher Hinsicht spricht das Taltor von Bescheidenheit, Demut und Unterwürfigkeit. Wenn wir uns rühmen, wird das Taltor zerstört. Das geschieht, wenn wir die Dinge, die Gott uns gegeben hat, gebrauchen, um uns selbst wichtig zu machen. Das haben die Bewohner Jerusalems getan, das tut die Gemeinde jetzt. In der Gemeinde in Laodizea finden wir den Geist des Hochmuts in seinem vollen Umfang (Off 3,15–17). Es ist eine Wiedergabe des Geistes, der überall in der Gemeinde anwesend ist. Der Wiederaufbau des Taltores kann beginnen, wenn wir uns selbst demütigen, sowohl in Hinblick auf Gott als auch in Hinblick aufeinander (1Pet 5,5.6).
Das dritte Tor, das Tal der alten Mauer, erinnert an das, was von Anfang ist (Vers 6). Das Wiederaufbauen dieses Tores ist wichtig. Genauso wichtig ist es, dass der Wiederaufbau des Taltores folgt. Wenn wir an Gottes Ideal denken (das alte Tor), daran, wie Er die Gemeinde haben möchte, und wir sehen, wie weit wir davon abgewichen sind, wird uns das zum Wiederaufbau des Taltores bringen. Es wird uns dazu bringen, uns zu demütigen.
Hanun und die Bewohner von Sanoach
Das Taltor wird von Hanun wiederaufgebaut, was „begnadigt“ bedeutet, und den Bewohnern von Sanoach, was „verworfen“ bedeutet. In diesen Namen finden wir das, was nötig ist, um das Taltor wiederaufzubauen. Wir können in dem Bewusstsein arbeiten, dass wir in der Gunst oder Gnade Gottes stehen (Röm 5,2). Wir sind begnadigt oder angenehm gemacht in dem Geliebten (Eph 1,6).
Wenn wir etwas von der Gnade erkennen, die uns gegeben ist, gibt es keinen Platz für irgendeinen eigenen Ruhm. Wir sollen uns dann nicht in unseren „Großtuereien“ rühmen, was böses Rühmen genannt wird (Jak 4,16). Wir sollen uns auch nicht unserer Gaben rühmen, während wir blind sind für die Sünde, die in der Gemeinde gefunden wird. Das Rühmen ist nicht gut (1Kor 5,1.6). Im Gegenteil, es wird mit dem Bewusstsein, begnadigt zu sein auch das Bewusstsein kommen, dass alles, was von uns selbst kommt, von Gott verworfen werden muss. Das betrifft nicht nur unsere Sünden und Ungerechtigkeiten. Das sehen wir selbst auch noch ein. Aber schon unsere Gerechtigkeiten sind „wie ein unflätiges Kleid“ (Jes 64,6).
Es wird durch diese Männer auch noch ein gutes Stück Mauer gebaut, wohlgemerkt 1000 Ellen. Möglicherweise ist die Mauer hier nicht bis zum Grund abgebrochen und es kann in derselben Zeit mehr wiederhergestellt werden als bei anderen Teilen, die von Grund auf wiederaufgebaut werden müssen.
14 Das Misttor – Malkija
14 Und das Misttor besserte Malkija aus, der Sohn Rekabs, der Oberste des Bezirks von Beth-Kerem; er baute es und setzte seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.
Das Misttor
Das fünfte in der Reihe der Tore ist das Misttor. Durch dieses Tor wird der gesamte Abfall von Jerusalem nach draußen gebracht zur Müllhalde im Tal Hinnoms. Da wird es verbrannt.
In geistlicher Hinsicht ist es verständlich, dass das Misttor auf das Taltor folgt. Wenn wir uns demütigen müssen, geht das zusammen mit dem Bekenntnis der Sünden. Durch das Bekenntnis werden die Sünden weggetan und wir werden gereinigt. Wir müssen „uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes“ (2Kor 7,1). Aller Schmutz muss aus unserem Leben entfernt werden.
Der Wiederaufbau des Misttores scheint auf den ersten Blick keine angenehme Beschäftigung zu sein. Es stinkt dort. Doch es ist wichtig, dass auch das Misttor wieder funktioniert. Hierdurch muss das aus der Stadt gebracht werden, was da nicht hineingehört. Das können wir sowohl auf unser persönliches als auch auf unser gemeinschaftliches Leben anwenden.
Malkija
Der, der das Misttor wiederaufbaut, heißt Malkija, was „König von (angestellt durch) Jahwe“ bedeutet. Er ist ein Oberster. Doch er schämt sich nicht, dieses niedrige Werk zu tun. Wir bauen am Misttor, wenn wir die Sünde aus unserem eigenen Leben entfernen. Wir bauen am Misttor, wenn wir unserem Bruder oder unserer Schwester helfen, die Sünde aus ihrem Leben zu entfernen (Mt 18,15). Das können wir nur, wenn wir uns mit ihm oder ihr identifizieren (Gal 6,1). Wir bauen am Misttor, wenn wir die Sünde aus der Gemeinde wegtun (1Kor 5,13b).
Wir bauen nur in einer guten Weise am Misttor, wenn wir auf den Herrn Jesus schauen und in seiner Gesinnung arbeiten. In dem Namen Malkija erkennen wir den Herrn Jesus wieder, der sich auch nicht schämt, die geringste Arbeit, Sklavenarbeit, zu tun (Joh 13,1–17). Vor allem sehen wir das in Ihm, als Er auf dem Kreuz unsere Sünden auf sich nimmt und zur Sünde gemacht wird. Da hat Er das Urteil über die Sünden von jedem, der an Ihn glaubt, getragen und so weggetan.
15 Das Quellentor und Schallun
15 Und das Quellentor besserte Schallun aus, der Sohn Kol-Hoses, der Oberste des Bezirks von Mizpa; er baute es und überdachte es und setzte seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein; und [er baute] die Mauer am Teich Siloah beim Garten des Königs und bis zu den Stufen, die von der Stadt Davids hinabgehen.
Nach dem Taltor und dem Misttor folgt direkt, als sechstes Tor, das Quellentor. Das Wiederherstellen dieses Tores nimmt Schallun in die Hand, im täglichen Leben Oberster des Bezirks von Mizpa. Die gewohnte, notwendige Arbeit, die daran getan wird, wird wieder erwähnt. Aber es werden in Verbindung mit der Wiederherstellung dieses Tors auch einige Besonderheiten erwähnt. Es ist die Rede von der „Mauer am Teich“, vom „Garten des Königs“ und von „den Stufen, die von der Stadt Davids hinabgehen“.
Das Quellentor lässt uns an Wasser denken, das in Frische aus einer Quelle sprudelt. Das erinnert uns an das, was der Herr Jesus in Johannes 4 und Johannes 7 sagt. Da spricht Er über eine Quelle lebendigen Wassers, „das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4,14) und über „Ströme lebendigen Wassers“ (Joh 7,37–39).
Genauso wie in der geistlichen Anwendung eine Verbindung zwischen dem Taltor und dem Misttor zu sehen ist, so ist auch eine Verbindung zwischen dem Misttor und dem Quellentor zu sehen. Wenn das Falsche aus unserem Leben weggetan ist, wenn wir uns durch ein Bekenntnis davon gereinigt haben, gibt das Raum, um das lebendige Wasser zu genießen. Darüber spricht der Herr mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4,10). Es wird dann auch Raum für den Heiligen Geist geben, der unser Herz mit der Herrlichkeit des Herrn Jesus füllt (Joh 7,39).
Um die Wasserzufuhr zu sichern, muss der Teich beschützt werden. Die Verbindung zur Quelle muss bestehen bleiben. Wenn die Zufuhr verhindert wird, ist es um das Leben der Bewohner der Stadt geschehen.
Der Teich liegt in der Nähe des Gartens des Königs. Das Wasser gehört zu einem Garten, einem Hof, der dem König gehört. Das lässt daran denken, dass das Trinken dieses Wassers, das vom Beschäftigen mit Gottes Wort spricht, uns in die Gegenwart des Herrn Jesus bringt. Im Geist bei Ihm zu sein, ist der größte Genuss für den Gläubigen.
Wenn wir so in seiner Gegenwart gewesen sind, können wir entlang den Stufen von der Stadt Davids hinabgehen. Was wir genossen haben, können wir mit anderen teilen, die außerhalb der Stadt wohnen. Darin können wir die sehen, die zwar gläubig sind, aber kein Auge für die Gemeinde Gottes als seine Stadt haben. Auf diese Weise werden wir für andere Gläubige, die gleichsam vorziehen nicht in der Stadt zu wohnen, doch eine Erquickung sein.
16 Nehemia, der Sohn Asbuks
16 Nächst ihm besserte Nehemia aus, der Sohn Asbuks, der Oberste des halben Bezirks von Beth-Zur, bis gegenüber den Gräbern Davids und bis zu dem Teich, der angelegt worden war, und bis zu dem Haus der Helden.
Wir kommen zu Nehemia, dem Sohn Asbuks. Dieser Mann hat auch im täglichen Leben die Verwaltung über ein Gebiet. Er ist Oberster des halben Bezirks von Beth-Zur. Auch in diesem Vers werden einige Besonderheiten erwähnt. Mit dem Teil der Mauer, an dem er baut, sind drei Orte verbunden: die „Gräber Davids“, der „Teich, der angelegt worden war“ und das „Haus der Helden“.
Dieser Nehemia sorgt dafür, dass die „Gräber Davids“ – das heißt von David und seinen Nachkommen (2Chr 32,33) – geschützt werden. Wie bereits erwähnt (Neh 2,3), dürfen wir bei einem Grab, in dem gottesfürchtige Menschen begraben sind, an die Zukunft denken. Diese Gläubigen haben in ihrem Leben nicht das empfangen, was Gott verheißen hat. Aber sie sind in dem Glauben gestorben, dass Gott seine Verheißungen erfüllen wird. Dieser Nehemia sorgt sozusagen dafür, dass dieser Glaube erhalten bleibt.
Er sorgt auch für den Schutz vom „Teich, der angelegt worden war“, möglicherweise ein zusätzlicher Wasservorrat neben dem Teich, der im vorigen Vers genannt wird. Es ist wichtig, ausreichend Wasser auf Vorrat zu haben, um davon trinken zu können, wenn der Feind die Stadt belagert. Wer Bibelstellen auswendig lernt, legt so einen Teich an. Manchmal hat man keine Bibel zur Verfügung. Dann ist es lebensrettend, das Wort Gottes zu kennen und eine Stelle zu kennen, die man auf die Situation anwenden kann, die sich ergibt.
Auch das „Haus der Helden“ muss beschützt werden. Das ist wahrscheinlich ein Aufenthaltsort für die Helden Davids gewesen. Die Erinnerung an Menschen, die im Glauben für ihren König gekämpft haben, als er noch verfolgt wurde, muss bestehen bleiben. Hebräer 11 ist so ein „Haus der Helden“. Die Gläubigen, die uns dort vorgestellt werden, bilden eine „große Wolke von Zeugen um uns“ (Heb 12,1). Ihr Vorbild fordert zum Nachfolgen auf. Vor allem können wir auf den größten Helden schauen, den Herrn Jesus, der den ganzen Glaubensweg vor uns gegangen ist (Heb 12,1–3).
17 - 18 Rechum – Kehila – Haschabja – Bawai
17 Nächst ihm besserten die Leviten aus: Rechum, der Sohn Banis. Ihm zur Seite besserte Haschabja aus, der Oberste des halben Bezirks von Kehila, für seinen Bezirk. 18 Nächst ihm besserten ihre Brüder aus: Bawai, der Sohn Henadads, der Oberste des [anderen] halben Bezirks von Kehila.
Rechum
Nach den Priestern, die in Vers 1 genannt werden, begegnen wir nun Leviten. Auch sie helfen fleißig, die Mauer wiederaufzubauen. Sie arbeiten unter der Leitung von Rechum, dem Sohn Banis. Der übliche Dienst der Leviten besteht darin, den Priestern beim Opfern zu helfen. Darum ist es auch für ihre gewohnte Arbeit wichtig, dass Jerusalem, als Stadt des Tempels, wieder gut geschützt wird.
Levitendienst im geistlichen Sinn findet unter anderem statt, wenn die Gläubigen aus dem Wort Gottes belehrt werden. Dabei muss der Herr Jesus immer im Mittelpunkt stehen. Und wenn Er gesehen wird, wird das die Herzen froh und dankbar machen. Die Folge wird sein, dass dort Priesterdienst verrichtet wird: die Gläubigen werden Gott Opfer des Lobes und Dankes bringen.
Kehila
Die Obersten, die zusammen die Aufsicht über das ganze Gebiet um Kehila haben, sind auch beim Bau anwesend. Kehila hat sich in der Zeit Davids nicht von ihrer besten Seite gezeigt. Es ist eine Stadt „mit Toren und Riegeln“ (1Sam 23,7), die durch die Philister hart bedrängt wird. Dann kommt David. Er besiegt die Philister und befreit die Bewohner der Stadt. Von Dankbarkeit kann jedoch keine Rede sein. Sie sind bereit, David an Saul auszuliefern (1Sam 23,12).
Haschabja und Bawai
Bei Haschabja und Bawai wird hier ein anderer Geist gefunden. Mit ihrem Anteil am Wiederaufbau sorgen sie dafür, dass Kehila in der Schrift auch eine positive Erwähnung bekommt. So kann es auch im Leben eines Gläubigen oder einer Gemeinde gehen. Es können in der Vergangenheit Dinge geschehen sein, wofür wir uns jetzt schämen (vgl. Röm 6,21). Menschen, die uns von früher kennen, können uns daran erinnern. Es ist zu wünschen, dass diese Menschen auch bemerken werden, dass wir mittlerweile durch die Gnade Gottes verändert sind.
19 Eser
19 Und ihm zur Seite besserte Eser, der Sohn Jeschuas, der Oberste von Mizpa, eine andere Strecke aus, gegenüber dem Aufgang zum Zeughaus des Winkels.
Auf unserem Rundgang entlang der Mauer, sind wir bei Eser angekommen. In der Bedeutung des Namens „Eser“ ist das Wort „Hilfe“ enthalten. Denk an den Stein, den Samuel zwischen Mizpa und Schen aufstellt: „Er gab ihm den Namen Eben-Eser [was „Stein der Hilfe“ bedeutet] und sagte: Bis hierher hat uns der HERR geholfen“ (1Sam 7,12).
Eser ist als Oberster von Mizpa durchaus bereit, als Helfer zu arbeiten. Seine Hilfe besteht aus dem Bauen an einem weiteren Stück Mauer. Dieser Teil der Mauer ist aus taktischem Gesichtspunkt wichtig. Er steht gegenüber vom Aufgang zum Zeughaus. Es scheint, dass dieses Stück Mauer auch noch eine Ecke in der Mauer bildet. Das Zeughaus muss daher zu zwei Seiten hin durch die Mauer beschützt werden. Eine Schwierigkeit, vor der Eser sich nicht zurückzieht.
Das Bauen einer Ecke ist immer schwieriger als das Bauen eines geraden Stücks Mauer. Das Beschützen eines Waffenlagers ist oft schwieriger als das Beschützen anderer Objekte. Das Zeughaus können wir mit der Waffenrüstung vergleichen (Eph 6,10–20). Wenn wir das Zeughaus schutzlos lassen, wenn wir die Waffenrüstung nicht anziehen, sind wir wehrlos.
Ein Mann, der in einer gottfeindlichen Umgebung bleiben musste, erzählte, dass er jeden Morgen die Waffenrüstung Gottes anzog. Das tat er dadurch, dass er die Waffenrüstung (Eph 6,14–18) auswendig lernte und jeden Morgen aufsagte. So beschützte er das Zeughaus und damit sich selbst. Er konnte die Angriffe des Feindes mit den Waffen abwehren, die Gott ihm gegeben hatte.
20 Baruk
20 Nächst ihm besserte Baruk, der Sohn Sabbais, eine andere Strecke eifrig aus, vom Winkel bis zum Eingang des Hauses Eljaschibs, des Hohenpriesters.
Wir sind bei Baruk angekommen. Sein Name bedeutet „gesegnet“. Von ihm wird als besonderes Merkmal erwähnt, dass er „eifrig“, voller Elan, arbeitet. Diese zusätzliche Erwähnung weist darauf hin, dass sein Maß an Eifer besonders ist. Solche besonderen Erwähnungen finden wir auch in der Namensliste in Römer 16. Bei jeder Erwähnung von Namen notiert der Geist bei manchen Namen bestimmte Besonderheiten, Dinge, durch die manche mehr auffallen als andere.
Es gibt, auch in dem Werk für den Herrn, Unterschiede in Quantität und Qualität. Allen Unterschieden liegen Ursachen zu Grunde, die hier nicht genannt werden, die aber vor dem Richterstuhl des Christus sichtbar werden. Hinter allen Handlungen von Menschen stehen bestimmte Motive.
21 Meremot
21 Nächst ihm besserte Meremot, der Sohn Urijas, des Sohnes des Hakkoz, eine andere Strecke aus, vom Eingang des Hauses Eljaschibs bis zum Ende des Hauses Eljaschibs.
Meremot ist jemand, der vor dem Haus von jemand anderem baut, nämlich vor dem Haus Eljaschibs, des Hohepriesters (Vers 1). Er tut dies als zusätzliche Arbeit, denn er hat zuerst ein anderes Stück der Mauer wiederaufgebaut (Vers 4). Eljaschib baut wohl mit am Schaftor (Vers 1), aber es scheint, dass er sein eigenes Haus vernachlässigt.
Es gereicht Meremot zur Ehre, dass er eine Aufgabe übernimmt, die eigentlich für Eljaschib selbst ist. Er sagt nicht: „Bin ich meines Bruders Hüter?“ (1Mo 4,9). Stattdessen leistet er zusätzliche Arbeit zugunsten seines versagenden Bruders. Er setzt sich ein, das zu tun, was es dem anderen fehlt. Das vermindert die Verantwortlichkeit Eljaschibs nicht, zumal er eine so führende Stellung unter dem Volk einnimmt.
Es ist zu wünschen, dass es auch in der Gemeinde Männer gibt, die sich besonders für die einsetzen, die in ihrer eigenen Familie versagen. Es ist wohl nötig, dass solche Männer in ihrem eigenen Haus die Dinge in Ordnung haben. In 1.Timotheus 3 stehen die Voraussetzungen, die jemand erfüllen muss, der einen Aufseherdienst anstrebt (1Tim 3,1–7). Dieser Aufseherdienst wird „ein schönes Werk“ (1Tim 3,1) genannt. Dieses vortreffliche Werk, wonach der Aufseher trachtet, ist nichts weniger als das Hüten der Herde Gottes (Apg 20,28; vgl. 1Pet 5,1–4). Es ist ein Werk, denn es erfordert das Investieren von Energie.
Das Streben nach dem Aufseherdienst darf kein Streben sein, etwas sein zu wollen, sondern etwas tun zu wollen. Es ist nicht das Ausstrecken nach einer Machtposition, sondern nach der Aufgabe eines Dieners. Dienst wird für Gott verrichtet (Er ist der Auftraggeber) und an der Gemeinde (vgl. Esra 7,10; Neh 2,10).
Das Motiv dieses Strebens kann in nichts anderem liegen, als in der Hingabe an und in der Liebe zum Herrn Jesus und dem Wunsch, Ihm in Abhängigkeit und Gehorsam zu dienen.
22 Die Priester
22 Und nächst ihm besserten die Priester aus, die Männer des Jordankreises.
Hier begegnen wir wieder Priestern (Vers 1). Seit Vers 15 befinden wir uns an der Ostseite der Mauer. Wenn wir genau hinsehen, können wir schon den Tempel sehen. Es ist, als ob wir, je näher wir dem Tempel kommen, immer öfter Tempeldienern begegnen. Wir sind in Vers 17 schon an den Leviten vorbeigekommen. Wir sind am Haus des Hohenpriesters vorbeigegangen. Nun stehen wir wieder bei Priestern. In Vers 26 und Vers 31 werden wir noch weitere Tempeldiener beschäftigt finden und dazwischen, beim Rosstor, noch einmal eine Anzahl Priester (Vers 28).
Die Priester, die wir hier beschäftigt finden, wohnen im Jordankreis. Es wird für sie eine Freude gewesen sein, so nah am Tempel arbeiten zu können. Die Aussicht, ihren Dienst im Tempel wieder verrichten zu können, wird sie angespornt haben.
23 Benjamin und Haschub – Asarja
23 Nächst ihnen besserten Benjamin und Haschub aus, ihrem Haus gegenüber. Nächst ihnen besserte Asarja aus, der Sohn Maasejas, des Sohnes Ananjas, neben seinem Haus.
Benjamin und Haschub
Hier ist zum zweiten Mal von Menschen die Rede, die ihrem Haus gegenüber bauen. Die Namen dieser Bauenden sind Benjamin, was „Sohn der Rechten“ bedeutet, und Haschub, was „fürsorglich“ oder „besorgt“ bedeutet. Die Rechte ist die Hand der Stärke und sorgt für Schutz und Bewahrung. Wodurch wird ein Haus beschützt? Auf welche Weise tragen wir Sorge für das, was uns in unserem Haus (Familie) anvertraut ist? Wenn es um die materielle Seite geht, können wir alle denkbaren Versicherungen abschließen für allerlei Unglücksfälle, wie Feuer oder Diebstahl. Wir können alle Arten von beschützenden Sicherheitsmaßnahmen treffen, wie Alarmsysteme und Sicherheitsdienste. All das bietet jedoch keinen sicheren Schutz.
Aber es gibt noch viel schlimmere Feinde als die, die uns materiellen Schaden zufügen können. Das sind die Feinde, die ständig versuchen, uns geistlichen Schaden zuzufügen. Wie können wir uns davor schützen? Wie errichten wir dagegen eine beschützende Mauer?
Von Benjamin, dem Sohn Jakobs, lesen wir, dass er bei dem HERRN wohnen wird und dort sicher wohnen wird (5Mo 33,12). Nur Gott ist unsere Sicherheit. Wie reich ist ein Haus, dass seine Sicherheit im Schutz des Herrn findet, wo man auf den Allmächtigen vertraut und sich in seinen Armen geborgen weiß. Es geht hier nicht um die Sicherheit, dass Krankheit, Armut, Leid oder Tod unser Haus nicht treffen könnten, sondern dass das Wohnen bei dem Herrn uns immer vor Bösem, vor Streit und Angst bewahren wird.
Wenn wir nicht mehr auf die Kraft des Herrn vertrauen, liegt dieses Stück Mauer in Trümmern. Wenn wir merken, wie unsere Familie immer mehr auseinanderfällt, weil der Schutz weg ist, müssen wir den Schutz wieder aufsuchen. Die Kraft des Herrn ist immer verfügbar für den, der sie in Anspruch nimmt.
Asarja
Asarja ist „neben seinem Haus“ an der Arbeit. Es scheint, dass das Stück Mauer gegenüber seinem Haus noch intakt ist. Es ist doch ziemlich sinnlos, neben dem Haus anzufangen und das Stück vor dem Haus offen zu lassen. Asarja bedeutet „Jahwe hat geholfen“. Er ist nicht damit zufrieden, dass die Mauer vor seinem Haus noch steht. Auch das offene Stück daneben, möchte er geschlossen haben. Mit der Hilfe des HERRN schließt er, so viel an ihm liegt, jedes Risiko aus, dass der Feind auch nur in die Nähe seines Hauses kommen kann. Es ist wichtig, den Feind so weit wie möglich fernzuhalten.
Jedes Interesse für den Feind aus Neugier kann ihm die Gelegenheit geben, zuzuschlagen. Diese Gelegenheit dürfen wir ihm nicht geben. Unser Interesse sollte nur dem Herrn Jesus gelten und den Dingen, bei denen Er im Mittelpunkt steht. Insofern wir uns als Auftrag des Herrn mit dem Feind beschäftigen müssen, beispielsweise um andere vor seinen Listen warnen zu können, dürfen wir mit dem Schutz des Herrn rechnen.
24 Binnui
24 Nächst ihm besserte Binnui, der Sohn Henadads, eine andere Strecke aus, vom Haus Asarjas bis an den Winkel und bis an die Ecke.
Wo Asarja aufgehört hat, baut Binnui weiter. Er baut „bis an den Winkel und bis an die Ecke“. Der Name Binnui bedeutet „jemand, der aufbaut“. Sein Vater ist Henadad, einer der Rückkehrer aus Babel (Esra 3,9). Seine Söhne haben beim Bau des Tempels mitgeholfen. Hier sehen wir einen Sohn, der beim Bau der Mauer mithilft. Sein Vater hat ihm einen Namen gegeben, der mit dem Bauen zu tun hat. Es scheint, dass Henadad bei allem beteiligt ist, was mit dem Bauen für Gott zu tun hat. Binnui wird dem Namen gerecht, den sein Vater ihm gegeben hat.
Welchen Namen geben wir unseren Kindern? Damit meine ich: Welche Erwartungen haben wir an sie? Wenn wir für uns selbst eine Stellung, Ehre oder Ansehen in der Welt suchen, werden wir uns das auch für unsere Kinder wünschen. In unseren Gedanken geben wir ihnen den Namen eines großen Wissenschaftlers, eines berühmten Sportlers, eines gefeierten Musikers oder einer sonstigen Berühmtheit. Aber wenn unser Interesse Gottes Haus, Gottes Stadt und der Ehre Gottes in allen Dingen gilt, werden wir uns wünschen, dass dies auch bei unseren Kindern der Fall sein wird. Dann werden wir beten, dass sie dem Herrn Jesus in seinem Reich nützlich sein werden.
25 Palal – Pedaja
25 Palal, der Sohn Usais, [besserte aus] gegenüber dem Winkel und dem hohen Turm, der am Haus des Königs vorspringt, der beim Gefängnishof ist. Nächst ihm Pedaja, der Sohn Parhoschs.
Palal
Palal ist in der Nähe des Hauses des Königs und wohl an der Seite vom „Gefängnishof“, oder „Wachthof“, wie andere auch übersetzen, beschäftigt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jeremia da eingesperrt ist (Jer 32,2.8.12; 33,1; 37,21; 38,6.13.28; 39,14). Er ist dort eingesperrt, weil er vor dem Kommen des Königs von Babel gewarnt hat. Er hat auch darauf hingewiesen, dass die Kapitulation die einzige Möglichkeit der Rettung ist. Aber davon wollten der König und seine Ratgeber nichts wissen. Jeremia hat seine Freiheit verloren und Jerusalem wurde erobert und verwüstet.
Vielleicht denkt Palal daran, als er „beim Gefängnishof“ an der Mauer beschäftigt ist. Sein Name bedeutet „Richter“. Ein Richter weiß, wann das Gesetz übertreten wird und was das Strafmaß für diese Übertretung ist. Er wird zustimmen, dass Gott recht daran getan hat, das schuldige Jerusalem in die Hände der Babylonier zu geben. Dieses Urteil haben sie verdient. Jeremia wird befreit, das Volk wurde in Gefangenschaft geführt.
Wird ihn das nicht zu einem betenden Bauenden gemacht haben? Wir können uns vorstellen, dass er gebetet hat: „Herr, gib, dass dein Volk dir jetzt treu dienen und auf dich hören wird, sodass die Stadt nicht aufs Neue verwüstet werden muss.“ So ein Gebet ist auch für uns passend, die wir in Tagen leben, in denen der Verfall der Gemeinde überhandnimmt. Wenn wir dann durch Gottes Gnade Wiederherstellung erleben dürfen, dürfen wir nie vergessen, wie sehr wir als Gemeinde versagt haben.
Pedaja
Neben Palal ist Pedaja beschäftigt. Pedaja bedeutet „Jahwe erlöst“. Das passt gut zu dem „Richter“. Gott ist gerecht, wenn Er richtet, aber Er erlöst den, der sich unter dieses Urteil beugt. Pedaja stellt jemanden dar, der sich bewusst ist, dass er erlöst ist, um sich für die Sicherheit und Geborgenheit aller einzusetzen, die in der Stadt Gottes sind.
26 Die Nethinim – das Wassertor
26 Und die Nethinim wohnten auf dem Ophel bis gegenüber dem Wassertor nach Osten und dem vorspringenden Turm.
Die Nethinim (die Tempeldiener)
Zwischen der ganzen Betriebsamkeit wird hier eine Bemerkung über die Nethinim gemacht. Sie wohnen auf dem Ophel, einer Höhe direkt vor dem Wassertor auf der Südseite des Tempels. Die Nethinim sind Tempeldiener und werden immer in der Mehrzahl genannt. Sie sind mit dem Dienst am Tempel verbunden. Ihre Aufgaben liegen im Bereich aller Arten von Hilfsarbeiten. Sehr wahrscheinlich sind sie Nachkommen der Gibeoniter, die sich durch eine List zum Volk Gottes gesellt haben (Jos 9,3–15). Josua verflucht sie dafür und bestimmt, dass sie nie aufhören sollen „sowohl Holzhauer als auch Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes“ zu sein (Jos 9,23).
In Verbindung mit dem Namen Pedaja sehen wir, wie der HERR sie von dem Fluch befreit hat. Sie haben sich in die Aussage Josuas gefügt und dadurch ist der Fluch für sie zu einem Segen geworden. Die Mauer dient auch dazu, sie zu beschützen und für den Dienst zu bewahren, der ihnen auferlegt wurde.
Das Wassertor
Das Wassertor, das siebte Tor, das in diesem Kapitel genannt wird, ist kein Teil der Mauer, sondern liegt, wie der Ophel, innerhalb der Mauer. Es steht nicht hier, dass das Wassertor wiederaufgebaut wird. Es wird jedoch erwähnt, dass sich das Tor an der Seite „nach Osten“ von der Mauer befindet, in der Nähe von „dem vorspringenden Turm“.
Bei dem Quellentor (Vers 15) haben wir schon gesehen, dass das Wasser vom Wort Gottes spricht (Eph 5,26). Da ist das Wasser bewegt, eine Quelle, die sprudelt. Das ist das Wort, das sein Werk tut und wirkt (1Thes 2,13). Hier stellt das Wasser auch das Wort Gottes dar, aber eher in seiner Unveränderlichkeit. Das ist eine deutliche Anwendung davon, dass das Wassertor nicht wiederaufgebaut werden muss. An dem Wort muss nichts verbessert werden. Es bleibt ewig in all seiner Vollkommenheit bestehen (Ps 119,89; Joh 1,1; Off 19,13).
Das gibt Hoffnung für die Zukunft, wovon die Ostseite spricht. Die Ostseite ist die Seite, auf der die Sonne aufgeht. Wenn der Herr Jesus als „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20) erscheint, wird Er alles in Erfüllung gehen lassen, was Gott in seinem Wort verheißen hat. Es ist so, als ob der „vorspringende Turm“ das noch einmal betont. Die Wächter auf diesem Turm schauen nach Osten aus, um als erste die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen zu sehen.
27 Die Tekoiter
27 Nächst ihm besserten die Tekoiter eine andere Strecke aus, dem großen vorspringenden Turm gegenüber und bis zur Mauer des Ophel.
Bei dieser Gruppe Bauender sind wir schon früher einmal stehengeblieben (Vers 5). Hier sind sie mit einem zweiten Teil beschäftigt. Es ist möglich, dass die Tekoiter ein zweites Stück tun mussten, da die Vornehmen es unter ihrer Würde erachten, mitzuhelfen.
Das können wir auf alle Arbeit anwenden, die für den Herrn getan wird. In der Arbeit für den Herrn werden die Lasten manchmal ungleichmäßig verteilt, da es welche gibt, die ihre Aufgabe nicht ausführen. Dann muss durch wenige viel getan werden. Wenn jedes Glied seine oder ihre Funktion erfüllt (1Kor 14,4–11), ist kein Glied überlastet. Leider ist die Praxis anders. Manche meinen, dass sie nichts bedeuten. Sie verstecken sich hinter Unwissenheit oder Zeitmangel. Aber der Herr hat jedem Gläubigen eine Aufgabe gegeben. Diese Entschuldigungen sind Ausflüchte, keine gültigen Entschuldigungen und in Wirklichkeit Ungehorsam gegenüber dem Herrn.
28 Das Rosstor – die Priester
28 Oberhalb des Rosstores besserten die Priester aus, jeder seinem Haus gegenüber.
Das Rosstor
Wir sind beim achten Tor angekommen, dem Rosstor. Das Rosstor selbst wird nicht ausgebessert. Es wird als Ausgangspunkt für einige Priester genannt, um die Mauer gegenüber von ihren Häusern wiederaufzubauen. Fast immer, wenn das Pferd in der Schrift erwähnt wird, geht es um Kriegspferde. Das Pferd wird für seine Unerschrockenheit, Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft gelobt. Eine schöne Beschreibung davon gibt der HERR selbst in seiner Antwort an Hiob (Hiob 39,22–25).
Die genannten Eigenschaften des Pferdes sind nötig, um beim Bau der Mauer durchzuhalten. Das Ende der Mauer kommt in Sichtweite. Manchmal kann der Blick auf das Ende einen zusätzlichen Energieschub geben. Wir denken an das, was schon geschehen ist und setzen alles daran, das Werk abzuschließen. Manchmal kann uns das letzte Stück auch zu viel werden. Wenn wir die Arbeit, die noch getan werden muss, an unseren Kräften messen, können wir entmutigt werden (Neh 4,10).
Wenn wir Gefahr laufen, entmutigt zu werden, ist es wichtig, daran zu denken, dass wir für die genannten Qualitäten nicht auf uns selbst oder auf ein Geschöpf vertrauen dürfen, sondern auf den Herrn. In einigen Psalmen wird die große Kraft des Pferdes genannt, um an die größere Kraft Gottes zu erinnern (Ps 20,8; 33,17; 76,7). Wenn wir Ihn anrufen, wird Er uns die Kraft und die Ausdauer geben, um den Sieg zu erringen und das Endziel zu erreichen.
Die Priester
Mehr als alles andere, gilt das für den Priesterdienst. In der Christenheit gibt es wohl das Bekenntnis zur allgemeinen Priesterschaft, aber oft nicht die Praxis davon. Wie wichtig ist es, an dieser für Gott so wichtigen Wahrheit festzuhalten und sie in die Praxis umzusetzen. Gott möchte, dass wir Ihm ständig – und nicht nur ab und zu – ein Opfer des Lobes bringen (Heb 13,15; 1Pet 2,5).
Es ist möglich, dass das Hindernis, diesen Priesterdienst zu verrichten, durch das Fehlen der Mauer vor den Häusern der Priester verursacht wird. Durch das Aufgeben der Absonderung von der Welt – das Niederreißen der Mauer – ist vieles in die Familien von Gläubigen hereingekommen, was nicht gerade zum Priesterdienst anspornt. Wie viele Stunden wird Fernsehen geguckt, im Internet gesurft oder mit sozialen Medien verbracht? Und wenn geguckt und gesurft wird, was sieht man dann?
Lasst uns als gläubige Männer und Frauen, denn beide sind Priester, die Mauern vor ihrem Haus einmal prüfen. Sind dadurch, dass man nicht wachsam war, Gedanken in das Herz eingedrungen, wodurch sich unser Blick auf die Bibel oder den Herrn Jesus verändert hat? Bei ehrlicher Selbstprüfung werden wir dann feststellen, dass der Priesterdienst für Gott abgenommen hat, die Anbetung des Vaters verschwunden und die Hingabe an den Herrn kaum noch vorhanden ist.
Lass das Rosstor wieder in das Blickfeld kommen. Such die Kraft des Herrn, um den Bau der Mauer wieder aufzunehmen. Hör auf die Ermutigung Nehemias: „Fürchtet euch nicht vor ihnen [den Widersachern]! Gedenkt des HERRN, des großen und furchtbaren, und kämpft für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser!“ (Neh 4,8).
29 Zadok – Schemaja und das Osttor
29 Nächst ihnen besserte Zadok aus, der Sohn Immers, seinem Haus gegenüber. Und nächst ihm besserte Schemaja aus, der Sohn Schekanjas, der Hüter des Osttores.
Auch Zadok ist seinem Haus gegenüber an der Arbeit. Zadok bedeutet unter anderem „aufrecht“, „ehrlich“. Ist die Mauer der Aufrichtigkeit um unser Haus niedergerissen? Sind wir ehrlich in unserem Umgang mit anderen? Lasst uns das, wenn wir verheiratet sind, einmal auf unsere Ehe anwenden. Erinnern wir uns noch an unser Versprechen der Treue an unserem Hochzeitstag? Sind wir treu und ehrlich geblieben? Gilt das auch für das Verlangen nach der Gesellschaft unseres Partners, das größer sein muss als nach der Gesellschaft irgendjemand anderes in der Welt? Oder begehren wir die Gesellschaft von jemanden, von dem wir sagen: „Der liegt mir besser, ist mir sympathischer als mein eigener Mann oder meine eigene Frau“? Die heilige Mauer der Ehrlichkeit liegt dann in Trümmern und muss wiederaufgebaut werden.
Vielleicht muss der Mann seiner Frau oder die Frau ihrem Mann bekennen, dass Unehrlichkeit in die Gedanken oder vielleicht sogar in die Praxis gekommen ist. Die Trümmer müssen weggeräumt werden, bevor dort wieder gebaut werden kann.
Zadok ist der Sohn Immers, was „gesprächig“ bedeutet. Es gibt keinen Körperteil, der so viel Schaden anrichtet wie die Zunge. Die Mauer der Ehrlichkeit wird oft durch die Geschwätzigkeit ein Trümmerhaufen. Kritik aneinander, an Brüdern und Schwestern, reißt die Mauer ein. Wie reden wir über einander und miteinander? Vielleicht muss es auch dafür ein Bekenntnis geben, auch gegenüber den Kindern, die gehört haben, wie wir über unsere Brüder und Schwestern geredet haben.
Schemaja und das Osttor
Wir sind bei Schemaja angekommen. Von ihm wird als Besonderheit erwähnt, dass er „der Hüter des Osttores“ ist. Das Osttor, das neunte Tor in diesem Kapitel, ist ein besonderes Tor. Durch dieses Tor verlässt die Herrlichkeit des HERRN den Tempel und Jerusalem (Hes 10,18.19; 11,23). Wegen der Sünden Jerusalems kann Gottes Herrlichkeit dort nicht länger wohnen. Aber Er ist nicht weggegangen, um für immer wegzubleiben. Der Prophet Hesekiel sieht in einer Vision die Herrlichkeit des HERRN wieder in den neuen Tempel zurückkommen (Hes 43,4).
Diese gewaltige Perspektive ist mit dem Namen Schemajas verbunden. Sein Name bedeutet „Jahwe hört“. So sehr sich Gottes Volk auch im Verfall befindet, so sehr sich Gottes sichtbare Herrlichkeit auch in den Himmel zurückziehen musste, es kommt der Moment, in dem Er wiederkommt. Der Glaube ruft: „Wie lange noch HERR?“ Es scheint schon so lange zu dauern. Aber Gott hört das Rufen seines Volkes. Der Geist und die Braut sagen: „Komm!“ (Off 22,17). Der Herr Jesus antwortet: „Ja, ich komme bald“ (Off 22,20).
30 Hananja und Hanun – Meschullam
30 Nächst ihm besserten Hananja, der Sohn Schelemjas, und Hanun, der sechste Sohn Zalaphs, eine andere Strecke aus. Nächst ihm besserte Meschullam aus, der Sohn Berekjas, seiner Zelle gegenüber.
Hananja und Hanun
Von diesen Bauenden wissen wir nicht viel mehr als ihre Namen. In ihren Namen liegt eine Verbindung. Hananja bedeutet „Jahwe hat begnadigt“ und Hanun bedeutet „begnadigt“. Von Hanun wird noch eine Besonderheit erwähnt: Er ist der sechste Sohn.
Sechs ist die Zahl des Menschen (Off 13,18) und seines Werkes (2Mo 20,9). Alles was der Mensch ist und tut, trägt den Stempel der Sünde und Schwachheit. Der Mensch ist ein von Gott begnadigtes Geschöpf. Durch das Wählen der Sünde hat der Mensch sich von Gott losgerissen. In seinem Hochmut rühmt er sich seiner Qualitäten. Es ist dann auch töricht, den Menschen groß zu rühmen und auf ihn zu vertrauen am Tag der Heimsuchung (Jes 2,22).
Aber jeder „Hanun“ kann ein „Hananja“ werden. Wer seine Sündhaftigkeit, seinen Hochmut und Aufstand gegenüber Gott einsieht, empfängt Vergebung der Sünden. Er darf auf das Werk des Herrn Jesus sehen, der als Mensch vollkommen dem entsprochen hat, was Gott vom Menschen erwartet. Er hat als Mensch die Sünden aller getragen, die an Ihn glauben. Wer im Glauben annimmt, dass Er das auch für ihn getan hat, kommt in die Gnade Gottes (Röm 5,2).
Durch die Bekehrung zu Gott wird die Verbindung mit Gott wiederhergestellt. Durch den Glauben an den Herrn Jesus wird jemand in Ihm begnadigt, oder vor Gott angenehm gemacht (Eph 1,6). Das ist die wahre Gnade (oder Gunst), in der jemand stehen muss (1Pet 5,12). „Hananja“ und „Hanun“ werden vereint. „Hanun“ kann wirklich dem Zweck entsprechen, für den Gott ihn geschaffen hat, das ist, Ihm zu dienen. Zusammen mit „Hananja“ ist er bei dem Mauerbau einsetzbar.
Meschullam
Meschullam hat erst an der Wiederherstellung eines anderen Stücks Mauer mitgearbeitet (Vers 4b), aber er verwahrlost „seine Zelle“, seinen eigenen Lebensraum, nicht. Meschullam wohnt möglicherweise allein in einem Zimmer. Die Anwendung liegt auf der Hand. Viele junge Menschen wohnen heute in eigenen Zimmern. Sie verlassen das elterliche Haus, um in einer anderen Stadt zu studieren. Sie wohnen allein. Sie sind selbst verantwortlich für die Einrichtung ihres Zimmers und ihrem Verhalten darin. Strahlt es eine christliche Atmosphäre aus oder sieht man die Gelegenheit, alle biblischen Werte und Normen von zu Hause über Bord zu werfen? Viele junge Menschen haben die Mauer, wohinter sie zu Hause sicher waren, eingerissen.
Bei Meschullam ist das anders. Obwohl er nur ein Zimmer als Zuhause hat, zeugt sein Leben von vollkommener Hingabe. Dadurch lebt er in einer geheiligten Atmosphäre. Sein Name bedeutet „übergeben“. Er ist der Sohn von Berekja, was „Jahwe segnet“ bedeutet. Wer in Hingabe an den Herrn lebt, wird von Ihm gesegnet. Der Segen des Herrn hängt nicht davon ab, ob mein Haus groß oder klein ist, ob das Werk imponierend oder unbedeutend ist, sondern ob alles gebraucht und getan wird in Hingabe an Ihn. Der Segen, der dann vom Herrn kommt, „er macht reich“ (Spr 10,22).
Wir bauen alle an der Mauer. Niemand soll denken, dass er zu gering ist. Das kleinste Loch in der Mauer führt zu der Gefahr, dass der Feind dadurch eindringen kann. Wenn wir ein Loch entstehen oder bestehen lassen, ist die ganze Gemeinde in Gefahr.
31 Malkija – das Wachttor
31 Nächst ihm besserte Malkija aus, von den Goldschmieden, bis an das Haus der Nethinim und der Händler, dem Tor Miphkad gegenüber und bis an das Obergemach der Ecke.
Malkija
Noch ein kleines Stück und der Rundgang um die Mauer ist abgeschlossen. Wir bleiben noch eben bei Malkija stehen, einem Goldschmied. Malkija bedeutet „Jahwe ist König“. Er kennt den Wert von Edelmetallen. Um das Material und den Beruf zu beschützen, baut er mit an der Mauer.
Darüber hinaus steht seine Arbeit in Verbindung mit dem „Haus der Nethinim und der Händler“. Er hat ein Auge für die Arbeit, die die „Nethinim“ (oder: Tempeldiener) tun. Wie bescheiden sie auch ist, es ist wichtig, dass diese Arbeit geschehen kann. Durch den Bau der Mauer sorgt er dafür, dass der Feind nicht durch sein Haus in die Stadt kommen kann. Ein Tempeldiener kann seine Arbeit so unterschätzen, dass er versucht, über andere Kanäle etwas Ansehen zu bekommen. Aber wenn der Tempeldiener in Verbindung steht mit „Malkija“ und entsprechend der Bedeutung dieses Namens lebt und seine Arbeit tut, wird es dem Feind nicht gelingen, durch ihn in die Stadt Gottes zu kommen. Die Mauer ist dort gut gebaut.
Auch „Händler“ können nur gut Handel treiben, wenn sie das in Übereinstimmung mit den Regeln tun, die in der Stadt gelten. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, ehrlich Geschäfte zu machen. Der Feind hat es besonders auf Geschäftsleute abgesehen, um Einfluss auf das Leben in der Stadt Gottes zu bekommen. Aber gegen einen Geschäftsmann, der mit „Malkija“ verbunden ist und nach der Bedeutung dieses Namens lebt und handelt, wird er nicht ankommen. Die Mauer ist dort gut gebaut.
Das Wachttor
Das Wachttor ist das zehnte Tor, das in diesem Kapitel genannt wird. Das Tor heißt eigentlich, wie es hier steht, „Tor Miphkad“. Das Wort „Miphkad“ bedeutet unter anderem „Inspektion“.
Die Arbeit ist fast geschafft. Es ist nicht ungewöhnlich, am Ende einer Arbeit, am Ende eines Jahres oder am Ende eines Lebens einmal zurückzublicken auf diese Arbeit, das Jahr oder das Leben. In geistlicher Hinsicht ist es wichtig, regelmäßig zurückzublicken. Später sehen wir oft besser, wie wir gearbeitet haben, als in der Zeit der Arbeit selbst.
Paulus zieht am Ende seines Lebens die Bilanz. Als die Zeit seines Abscheidens gekommen ist, kann er sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt“ (2Tim 4,6.7). Zur gleichen Zeit weiß er, dass die endgültige „Inspektion“ durch den Herrn geschieht (1Kor 4,1–5), wenn wir alle „vor dem Richterstuhl des Christus“ (2Kor 5,10) offenbar werden.
Die „Inspektion“ vor dem Richterstuhl findet im „Obergemach“ statt, im Himmel. Aber auch auf der Erde finden wir schon ein „Obergemach“, einen Ort der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus. Dort ist der Herr Jesus mit seinen Jüngern, um dort mit ihnen das Passah zu feiern (Lk 22,12). Bei dieser Gelegenheit setzt Er das Abendmahl ein, das wir noch jeden Sonntag feiern dürfen. Dann denken wir an Ihn und sein Erlösungswerk am Kreuz. Wir verkündigen seinen Tod. Aber das geht nicht, ohne uns selbst zu beurteilen, zu prüfen, zu „inspizieren“ (1Kor 11,28). Wenn wir zu der Erkenntnis kommen, dass in unserem Leben etwas Sündiges ist, müssen wir das erst verurteilen. Wir müssen es Gott bekennen, und wenn auch Menschen davon betroffen sind, auch ihnen gegenüber.
Nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus sind die Jünger wieder in dem Obersaal (Apg 1,13). Dort warten sie auf die Ausgießung des Heiligen Geistes. „Inspektion“ des Wortes macht deutlich, dass das Geschehen mit Judas in der Schrift vorausgesagt ist (Apg 1,16). Die Schrift sagt dem „Untersucher“ auch, dass ein anderer den Platz von Judas einnehmen muss (Apg 1,20). Die Untersuchung des Wortes zeigt uns, was geschehen muss, bis die Verheißung in Erfüllung geht. Mehr denn je können wir das auf die Verheißung des Wiederkommens des Herrn Jesus anwenden.
32 Goldschmiede und Händler – das Schaftor
32 Und zwischen dem Obergemach der Ecke und dem Schaftor besserten die Goldschmiede und die Händler aus.
Goldschmiede und Händler
In diesem Vers wird kein Name oder Namen genannt, sondern zwei Berufe: Goldschmiede und Händler. Sie sorgen dafür, dass das letzte Loch in der Mauer geschlossen wird und die Mauer ein Ganzes bildet. Die Goldschmiede arbeiten mit Edelmetallen. Sie arbeiten sehr präzise. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird immer bewundert. Händler arbeiten so, dass sie den größten Gewinn aus einem Geschäft herausholen.
Bei dem Wiederaufbau der Mauer ist es wichtig, bis zum Ende gründlich zu arbeiten. Um beim Bau der Mauer durchzuhalten, ist es nötig, den Wert dieser Arbeit zu erkennen. Außerdem ist es wichtig, so zu arbeiten, dass es den größten Gewinn für den Herrn Jesus bringt. Er hat jedem der Seinen Talente gegeben mit dem Auftrag: „Handelt, bis ich komme“ (Lk 19,13).
In dem Gleichnis von den Pfunden (Lk 19,11–27) und von den Talenten (Mt 25,14–30) geht es um das Handeln mit dem, was der Herr uns während seiner Abwesenheit von der Erde anvertraut hat. Bei seinem Wiederkommen wird Er uns fragen, was wir damit getan haben. Hat unser Leben Gewinn für Ihn hervorgebracht?
Das Schaftor
Nach dem Rundgang entlang der Mauer um die Stadt sind wir wieder am Schaftor angekommen, wo wir in Vers 1 begonnen haben. Das Schaftor erinnert an den Herrn Jesus als die Tür der Schafe und es erinnert an Ihn als den guten Hirten, der sein Leben gegeben hat für seine Schafe (Joh 10,11). Bis in Ewigkeit wird Er so vor unseren Augen stehen. Bis in Ewigkeit werden wir Ihn dafür anbeten.
33 Sanballat wird zornig
33 Und es geschah, als Sanballat hörte, dass wir die Mauer bauten, da wurde er zornig und ärgerte sich sehr. Und er spottete über die Juden
Bei jeder Erweckung gibt es auch Widerstand. Das hat Esra erfahren (Esra 4–5; 10) und das erlebt auch Nehemia. Der Satan ist immer darauf aus, die Trennung zwischen der Gemeinde und der Welt zu verwischen und wenn möglich, wegzunehmen. Wo ihm das gelingt, gehen die Wahrheiten des Christentums teils oder gänzlich verloren.
In Nehemia 3 und 4 gibt es offenen Widerstand von außen und wir sehen den Feind als einen brüllenden Löwen (1Pet 5,8). In Nehemia 6 kommt der Widerstand auch von außen, aber in einer verdeckten Form und gegen Nehemia persönlich gerichtet. Da zeigt sich der Feind in der Eigenschaft „eines Engels des Lichts“ (2Kor 11,14). In Nehemia 5 ist keine Rede von offener oder verdeckter Feindschaft von außen, sondern es gibt inneren Kampf. Da ist das Volk sein eigener Feind.
Nehemia überwindet alle Feindseligkeiten, weil er Gott kennt und Ihn in alles mit einbezieht. Ohne Gott ist uns jeder Widerstand zu mächtig, mit Gott sind wir dem größten Feind überlegen. Der Widerstand wird heftiger. Der Feind wird wütender, je mehr der Bau der Mauer voranschreitet. So ist das mit unserer Absonderung. Solange wir unsere religiösen Pflichten erfüllen, wird der Feind sich nicht sehen lassen. Aber sobald die Heiligkeit des Lebens in unserem praktischen Leben verwirklicht wird, wird er wütend. Es macht dem Teufel nichts aus, ob sich jemand zum Christentum bekennt, solange er nicht danach lebt.
Sanballat äußert seine Wut durch Spott. Seine ängstlichen Vermutungen, von denen wir in Nehemia 2 lesen, gewinnen stets mehr Boden (Neh 2,10). In Nehemia 2 haben er und sein Verbündeter schon auf ähnliche, spottende Art von sich hören lassen (Neh 2,19). Der Hass seines Herzens sucht und findet immer Wege, sich auszudrücken. Erst ist es „bloß“ ein lächerlich-machen des Werks. Jetzt, wo sich die Mauer um Jerusalem schließt, ist der Feind von Wut ergriffen. Wo erst die Rede von leichtfertigem Spott ist, bekommt der Spott nun einen grimmigen Charakter.
Gegenüber der zunehmenden Feindschaft, die er und seine Gefährten an den Tag legen, kommt der Mut und die Entschiedenheit Nehemias immer deutlicher zum Ausdruck. Wir sehen sein volles Vertrauen in Gott und seinen großen, leidenschaftlichen Einsatz für den Dienst des HERRN. Heute sind im Dienst für den Herrn Männer vom Format Nehemias nötig. Wer sich für den Herrn und sein Volk einsetzen will, muss mit Widerstand rechnen. Je größer die Entschiedenheit des Dieners ist, desto heftiger ist der Widerstand. Der Satan weiß, auf wen er setzt: auf jeden, der entschlossen ist, dem Herrn gehorsam zu sein und für Ihn zu leben.
34 Spottende Fragen
34 und sprach vor seinen Brüdern und dem Heer von Samaria und sagte: Was machen die ohnmächtigen Juden? Wird man es ihnen zulassen? Werden sie opfern? Werden sie es an diesem Tag vollenden? Werden sie die Steine aus den Schutthaufen wieder beleben, da sie doch verbrannt sind?
Der Widerstand kennt verschiedene Formen und kommt auch von allen Seiten. So gibt es Spott durch den Feind und später auch Drohung mit Gewalt und List. Wir werden später sehen, dass da neben dem Widerstand von außen auch Widerstand von innen heraus zu sein scheint (Vers 4; Neh 5,1–15) in Form von Entmutigung.
Der Widerstand von außen äußert sich zunächst in Spott. Der Schreiber des Hebräerbriefes nennt Verhöhnung eine Prüfung des Glaubens: „Andere aber wurden durch Verhöhnung … versucht“ (Heb 11,36). Mit der ersten Verhöhnung (Neh 2,19) ist der (unbegründete) Vorwurf verbunden, dass der Bau ein Beweis für den Aufstand gegen den König sei. Hier ist zum zweiten Mal die Rede von Spott. Dieser Spott äußert sich in dem Abfeuern von fünf Fragen. Alle Fragen sind dazu gedacht, das Werk lächerlich zu machen. Die Fragen werden nicht an die Bauenden gestellt. Die Feinde stellen einander die Fragen. Die Fragen haben zwei Ziele. Einerseits sprechen die Feinde sich gegenseitig durch diese provokanten Fragen Mut zu. Andererseits sind die Fragen dazu gedacht, die Juden, die dieses Gerede hören, zu entmutigen.
In der ersten Frage geht es um Kraft. Daran fehlt es – den Gegnern zufolge – den Juden vollständig. Sie werden „ohnmächtige Juden“ genannt. Der Feind will sich selbst und den Juden einreden, dass die Juden „elend“, „verwelkt“, „kraftlos“, „zerbrechlich“ sind, alles Bedeutungen, die im Wort „ohnmächtig“ enthalten sind. So beschrieben zu werden, ist nicht gerade ein Ansporn, ein Werk fortzusetzen. Was tun diese schwachen Christen? Was stellen sie dar im Vergleich zu großen Zusammenkommen um sie herum? Sind sie in der Lage, die Trümmer zu beseitigen? Wenn solche Kritik uns gilt, spüren wir, dass uns das nicht unberührt lässt.
Die zweite Frage beinhaltet eine Drohung. Der Feind suggeriert hiermit, dass diese Arbeit eingestellt werden muss. Sie werden nicht tatenlos zusehen, wie die Stadt mit dem Vorankommen des Wiederaufbaus der Mauer immer mehr ihrem Griff entgeht.
Die dritte Frage bezieht sich auf den Opferdienst der Juden. Es ist dem Feind ein Dorn im Auge, dass Gott geehrt wird. Auch deshalb wird er all seinen Einsatz darauf richten, dass die Stadt offen bleibt, zugänglich für ihren verderblichen Einfluss. Diese mittlere der fünf Fragen trifft Gott ins Herz. Das Opfer, das Bild von Gottes Sohn, der am Kreuz gestorben ist, wodurch Gott geehrt wird, wird auch von der Verhöhnung betroffen.
Die vierte Frage stellt ihre Ausdauer in den Mittelpunkt. Es ist noch so viel Arbeit zu tun. Das ist wirklich nicht am Abend fertig. Es wird noch lange dauern, bevor es soweit ist. Die Grenze der Ausdauer ist erreicht. Der Feind spürt, dass das Volk erschöpft ist (Neh 4,4) und reagiert darauf. Jemanden höhnisch auf das große Stück, das er noch tun muss, hinzuweisen, während er am Ende seiner Kräfte ist, ist ein effektives Mittel, ihn vollständig zu lähmen. Ein junger Gläubiger, der gerne für den Herrn leben möchte, kann dadurch blockiert werden, dass ihm ständig gesagt wird, dass er das nicht durchhält.
Die fünfte Frage bezieht sich auf die Tauglichkeit des Materials. Auch wenn sie mit der Arbeit fertig würden, dann würde sich noch zeigen, dass aller Einsatz vergeblich gewesen ist. Die Steine, mit denen sie gearbeitet haben, würden nicht den Schutz bieten, den sie davon erwartet haben. So eine Bemerkung ist natürlich völlig frustrierend, gut dazu geeignet, die Flinte ins Korn zu werfen.
35 Der Spott von Tobija
35 Und Tobija, der Ammoniter, [stand] neben ihm und sprach: Was sie auch bauen – wenn ein Fuchs hinaufstiege, so würde er ihre steinerne Mauer auseinander reißen!
In seinem Spott bekommt Sanballat Zustimmung von Tobija. Es bildet sich ein Kreis von Spöttern. Unheilige Spötter stacheln einander an. Tobija legt noch einen drauf, indem er die letzte Frage beantwortet und damit die Schwachheit des Werks ins Blickfeld rückt. Der Wunsch, eine Gemeinde nach Gottes Gedanken zu sein, lässt den religiösen, natürlichen Menschen aus dem Spiel. Das will der Feind nicht. Darum beginnt er, auf die Wertlosigkeit und Unzuverlässigkeit der Arbeit hinzuweisen. „Wollt ihr behaupten, dass ihr die Gemeinde Gottes seid?“ „Bildet ihr euch ein, dass ihr alles in Übereinstimmung mit Gottes Wort tut?“
Aber wenn es wirklich so schwach ist, wie der Gegner behauptet, warum steckt er dann so viel Energie in seinen Widerstand? Gerade die Tatsache, dass das Werk des Glaubens immer wieder und immer stärker angegriffen wird, ist ein Beweis dafür, dass es sich um ein Werk Gottes handelt. Je kräftiger der Glaube, desto heftiger der Widerstand. Das Maß des Widerstands entspricht dem Maß des Werkes des Glaubens. In dem Widerstand gegen ein Werk Gottes vereinen sich Parteien, die sonst Feinde voneinander sind (vgl. Lk 23,12).
Ein Fuchs ist ein listiges Raubtier, das nachts und allein loszieht. Er wird verschiedene Male in der Bibel genannt (Ri 15,4; Ps 63,11; Hld 2,15; Klgl 5,18; Hes 13,4; Mt 8,20; Lk 9,58; 13,32). Bis auf Matthäus 8,20 (und in der Parallelstelle in Lukas 9,58) wird der Fuchs überall negativ gedeutet. Er ist leichtfüßig und sehr geschickt im Fangen seiner Beute. Auf den ersten Blick scheint er nicht gefährlich zu sein, aber das ist er wohl. Der leichte Sprung eines Fuchses gegen eine Mauer hätte natürlich keinerlei Folgen. Aber der Feind will uns glauben machen, dass die Mauer so schwach ist, dass sein leichter Sprung die ganze Mauer niederreißen wird.
Diese Taktik des Feindes, auf die Schwäche der Arbeit hinzuweisen, ist dazu gedacht, den Arbeiter zu entmutigen. Wenn der Feind es hinbekommt, den Arbeiter davon zu überzeugen, dass seine Arbeit doch nicht standhält, ist er erfolgreich. Der Arbeiter wird die Nutzlosigkeit davon einsehen und mit seiner Arbeit aufhören.
Jeder, der für den Herrn leben möchte, wird mit dieser Taktik des Feindes zu tun bekommen. Der eigene Mann oder Frau oder Kinder können mit Bemerkungen kommen, die bestimmt nicht motivieren, ein Leben in Hingabe an den Herrn zu leben. Du bist zu extrem oder zu inkonsequent, sie weisen auf allerlei Charakterfehler oder -schwächen hin, du hältst das doch nicht durch, du bist außer dir und blind für die Wirklichkeit. Der Herr kennt diesen Widerstand aus eigener Erfahrung (Mk 3,21).
Wenn ein Christ sein Zeugnis ablegt, wird der Feind ihn auf die Uneinigkeit zwischen Christen hinweisen. Er kann darauf zeigen, dass sogar Kriege in dem Namen Gottes geführt werden. Oder er verweist auf die ärmlichen Gebetsstunden. Oder er weist auf den Mangel an Organisation, an Geld, an einflussreichen Personen hin. Die Welt beurteilt alles nach Größe und Anzahl, nach beeindruckenden Methoden, nach ansprechender Werbung. Sobald dieses Denken in der Gemeinde oder dem Christen Fuß fasst, ist es mit ihrem Dienst getan. Wenn der Christ denkt, dass er der Welt beweisen muss, dass er in der Lage ist, ein großes Unternehmen zu leiten, kann Gott nicht mehr mit ihm sein.
36 - 37 Gebet Nehemias
36 Höre, unser Gott, denn wir sind zur Verachtung geworden; und bring ihren Hohn auf ihren Kopf zurück und gib sie dem Raub hin in einem Land der Gefangenschaft! 37 Und decke ihre Ungerechtigkeit nicht zu, und ihre Sünde werde nicht ausgelöscht vor deinem Angesicht! Denn sie haben [dich] gereizt angesichts der Bauenden.
Wir sehen, auf welche Weise Nehemia auf Widerstand und Aggression reagiert:
1. Er betet (Verse 36.37),
2. arbeitet weiter (Vers 38; Neh 4,9),
3. ermutigt seine Mitarbeiter (Neh 4,8) und
4. ergreift Vorsichtsmaßnahmen (Neh 4,7.10–17).
Wenn wir persönlich oder als Glaubensgemeinschaft mit Widerstand zu tun bekommen – und das tun wir, wenn wir auf dem Weg des Herrn sind! – haben wir hier wichtige Hinweise für unsere Reaktion auf diese Angriffe.
Nehemia tritt ihnen nicht entgegen. Er schimpft nicht zurück. Er schlägt dem Feind auch nicht vor, sich miteinander zu beraten, um zu einer Lösung zu kommen. Er richtet sich an Gott (Vers 36; Neh 4,3). Er begegnet der Macht des Feindes mit der viel größeren Macht des Gebets. Nehemia ist ein Mann des Gebets. Das ist die Basis seiner Arbeit (Neh 1,4; 2,4). Das bildet seine Tragkraft während seiner Arbeit. Immer wieder nimmt er zwischendurch die Zuflucht zu Gott.
Es ist gut, wenn wir uns bei zeitraubenden Beschäftigungen regelmäßig zurückziehen, um Gott im Gebet zu suchen. Die Art unserer Arbeit spielt keine Rolle. Ob wir nun mit geistlicher Arbeit beschäftigt sind, mit Arbeit in der Gemeinde oder mit unseren irdischen Beschäftigungen, wir haben es nötig, Gott bei allem mit einzubeziehen. Gerade wenn wir sehr beschäftigt sind, bleibt das oft auf der Strecke. Alle Arten von Problemen, die auftauchen, wenn wir sie am wenigsten erwarten, dürfen wir als eine Einladung Gottes sehen, damit zu Ihm zu kommen.
Nehemia weist Gott auf den Widerstand und den Hohn hin. Gott hört den Hohn, der über seine Arbeiter ausgegossen wird, und fühlt mit ihnen mit. Nehemia erwähnt dabei auch, was Gott mit ihnen tun soll. Die Worte, die er benutzt, zeigen wenig Barmherzigkeit. Von Jeremia hören wir auch diese Art von Aussagen (Jer 12,3; 17,18; 18,21–23).
Um das zu verstehen, müssen wir daran denken, in welcher Zeit Nehemia lebt und was vor seinen Augen steht, der Auftrag, den er ausführen will. Er lebt in einer Zeit, in der es für die Juden normal ist, ihre Feinde zu vernichten. Das ist sogar ein Auftrag von Gott, wobei Gott selbst das Vorbild gibt (5Mo 9,3; Jos 8,1.2; 10,5–10).
Durch ihre Untreue sind sie nun nicht mehr in der Lage, dies selbst zu tun. Darum ist es zurecht, dass er Gott danach fragt. Der Grund dafür, dass er danach fragt, ist, dass die Feinde in Wirklichkeit Gegner Gottes sind. Er ist mit einer Arbeit für Gott beschäftigt. Wer das verhindern will, nimmt einen Kampf gegen Gott auf.
Für uns, als Christen, passt so ein Gebet, wie Nehemia es hier betet, nicht. Wir leben in der Zeit der Gnade. Wenn sich uns Feinde in den Weg stellen, sollen wir darauf mit der Liebe des Herrn antworten. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, wie es der Kampf der Israeliten wohl ist. Zu uns wird gesagt, dass wir für die beten sollen, die uns verfolgen und Böses tun und dass wir sie segnen sollen (Apg 7,60; Röm 12,14; 1Kor 4,12.13).
38 Mut zur Arbeit
38 Aber wir bauten [weiter] an der Mauer; und die ganze Mauer wurde bis zur Hälfte geschlossen, und das Volk hatte Mut zur Arbeit.
Nachdem Nehemia sein Herz vor Gott ausgeschüttet hat, bauen er und das Volk einfach normal weiter, als gäbe es keinen Widerstand. Sie lassen sich nicht dazu verleiten, über die Dinge zu reden oder zu klagen. Das Volk möchte gerne arbeiten. Sie arbeiten nicht, weil es sein muss oder weil die Peitsche knallt. Sie legen ihr Herz in die Arbeit. Es ist viel angenehmer. Jemand, der mit seinem Herzen mit seiner Arbeit verbunden ist, muss nicht angespornt werden. Er sieht nicht nur die Notwendigkeit und ist dadurch von der Bedeutung der Arbeit überzeugt, sondern er hat auch ein Herz für das Werk selbst, es gibt Liebe für das Werk.
Es gibt wohl Ausnahmen (Neh 3,5). Es gibt eine Sorte Menschen, die dabeistehen und von der Seite Kommentare abgeben, aber verschwinden, wenn es Widerstand gibt. Manche wollen auch auf eine bequeme Art einen Beitrag leisten, wodurch sie Anstrengungen vermeiden. Sie schicken Geld – und bestehen darauf, dass sie einen Zahlungsbeleg bekommen, um die Spende als Steuerabzug aufführen zu können – und meinen, damit ihren Dienst im Reich Gottes auszahlen zu können. Aber ein Herz, zu arbeiten, haben sie nicht.
Die Arbeit in der und für die Gemeinde ist nicht durch einen Tarifvertrag geregelt. Dennoch besteht die Gefahr, dass Arbeit für die Gemeinde immer mehr ein „Job“ wird. Die Kirche wird zu einem Unternehmen mit einer Verwaltung und einer Strategie, mit Zielsetzungen und Anpassungen. Es wird über ein Produkt und einen Marktanteil geredet. Jeder bekommt eine Aufgabe zugeteilt und die Stunden, die man darin investiert hat, werden gezählt. Man erwartet einen Lohn für das Geleistete. Vielleicht nicht so sehr im Sinne von Geld, aber dann doch in der Form von Anerkennung.
Diese Haltung ist dem Herrn Jesus fremd. Er sagt: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke“ (Joh 5,17). Sein Herz ist bereit zu arbeiten, jede Sekunde. Er ist das Vorbild für jeden Christen. Wir können uns nur dann mit einem Herz voller Liebe selbstlos für den anderen einsetzen, wenn wir auf Ihn schauen. Dann wird eine Arbeitslast eine Arbeitslust.