Einleitung
Nehemia 12 wäre ein schöner Schluss für das Buch gewesen. Es wäre jedoch kein richtiger und ehrlicher Schluss gewesen. In dem vor uns liegenden Kapitel wird deutlich, dass die Vollkommenheit auf der Erde nicht erreicht wird. Trotz der Weihung der Mauer mit den guten Dingen, die dabei beim Volk vorhanden sind, ist noch lange nicht alles gut. In diesem Kapitel lernen wir, dass Zuchtausübung nötig ist, um die Heiligkeit der Stadt zu bewahren. Nehemia übt persönlich Zucht aus. Das geht heute nicht. Die Ausübung von Zucht liegt in der Verantwortung der gesamten örtlichen Gemeinde (Mt 18,15–20).
Wir sehen hier einen großen Kontrast zwischen dem lobenswerten Eifer Nehemias im Entdecken von und Handeln mit verschiedenen Formen der Abweichung, und der ständigen Neigung des Volkes, vom Gehorsam gegenüber Gott abzuweichen. In gewissem Sinne ist diese zweite Aufgabe, die er vor sich hat, schwerer als die erste, der Wiederaufbau der Mauer. Hier geht es um moralische Abweichungen, um innere Untreue.
Eine Abweichung kennt zwei Charaktere. Auf der einen Seite gibt es die Wahrheit der Absonderung, die einseitig festgehalten wird. Dann ist die Stellung alles, während der Zustand vernachlässigt wird. Das Resultat ist Pharisäertum: korrekte Lehre in den Hauptpunkten, aber in der Praxis kalt, starr und herzlos. Wir finden dort ein Rühmen über die Absonderung, aber zugleich ein Leugnen von den wichtigeren Dingen wahrer Gottesfurcht und göttlichem Wohltun.
Auf der anderen Seite gibt es eine Überempfindlichkeit gegenüber allem, was nach Reinheit riecht. Jede Aussage über Reinheit wird verstärkt aufgenommen. Die Reaktion der Masse des Volkes darauf ist Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit. Dann ist die Folge, dass es Raum gibt für Götzendienst und das Volk wird genauso gottlos wie ihre Väter, die aus diesem Grund weggeführt wurden.
Dieses Kapitel enthält die Warnung, den Zustand nicht von der Stellung zu trennen, die Gottesfurcht nie von der Gnade gegenüber Menschen in Not zu trennen.
1 - 3 Absonderung auf Basis des Wortes
1 An jenem Tag wurde im Buch Moses vor den Ohren des Volkes gelesen; und man fand darin geschrieben, dass kein Ammoniter und Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte in Ewigkeit, 2 weil sie den Kindern Israel nicht mit Brot und mit Wasser entgegengekommen waren und Bileam gegen sie gedungen hatten, um sie zu verfluchen; aber unser Gott verwandelte den Fluch in Segen. 3 Und es geschah, als sie das Gesetz hörten, da sonderten sie alles Mischvolk von Israel ab.
Die Israeliten kehren zu den ersten Grundlagen zurück. Was sie schon mehrere Male in 5. Mose 23 bezüglich des Ammoniters und des Moabiters gelesen haben, wenden sie nun an (5Mo 23,3.4). Nicht nur das Wort ist nötig, auch der Geist ist nötig, um das Wort für uns lebendig zu machen. Gemischte Prinzipien werden abgewiesen. Die Vermischung ist nicht die mit der Welt, mit Ungläubigen, sondern mit Verwandten, die behaupten, eine Verbindung mit Gottes Volk zu haben, aber nicht dazu gehören.
Bei Gott verjährt die Schmähung nicht, die seinem Volk angetan wurde. Die Zeit hat nichts an der Sünde und dem Charakter dieser Völker geändert. Die Haltung dieser Völker gegenüber Gottes Volk ist zweierlei. Sie tun etwas nicht und sie tun etwas. Sie geben kein Brot und Wasser, aber sie tun alles Mögliche, um einen Fluch über Gottes Volk zu bringen. So handelt die christliche Welt durch die, die bekennen, Gottes Volk zu sein, aber kein Leben aus Gott haben. Sie geben dem Volk Gottes keine Nahrung und keine Erfrischung. Stattdessen werden sie danach trachten, einen Fluch über Gottes Volk zu bringen.
Sobald das Volk das Gesetz gehört hat, handeln sie danach. Es ist direkter Gehorsam da. Das fehlt heute häufig. Wenn Gott etwas deutlich sagt, fängt der Mensch an, zu argumentieren. Der Mensch muss erst die Vernünftigkeit von etwas einsehen, wenn er gehorchen will. So geht das hier bei den Israeliten nicht und so geht das auch bei jedem nicht, der vor Gottes Wort zittert. Es gibt auch solche, die das Wort lesen, aber dann wie der römische Statthalter Felix reagieren, der zu Paulus sagt: „Für jetzt geh hin; wenn ich aber gelegene Zeit habe, werde ich dich rufen lassen“ (Apg 24,25). Das sind solche unentschlossenen Menschen. Sie sind für einen Moment beeindruckt, aber eine Entscheidung treffen sie nicht.
Es ist eine List des Feindes, Gottes Volk sich vermischen zu lassen mit denen, die kein Leben aus Gott haben. Dadurch wird dem Volk die Kraft weggenommen. Wer nicht zu Gottes Volk gehört, aber dennoch darin aufgenommen wird, bringt eine Denk- und Handelsweise mit, die Gottes Willen entgegengestellt ist. Das beeinflusst das Volk Gottes in negativem Sinn. Dann muss freier gedacht werden und das Auftreten gegen Böses ist nicht an der Reihe. Wo sich diese Elemente zeigen, muss entschieden dagegen aufgetreten werden. Das geschieht hier.
4 - 9 Ein Feind wird aus Gottes Haus entfernt
4 Und vorher hatte Eljaschib, der Priester, der über die Zellen des Hauses unseres Gottes gesetzt war, ein Verwandter des Tobija, 5 diesem eine große Zelle gemacht, wohin man vorher die Speisopfer legte, den Weihrauch und die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Most und Öl, das für die Leviten und die Sänger und die Torhüter Gebotene, und die Hebopfer der Priester. 6 Während all diesem war ich aber nicht in Jerusalem; denn im zweiunddreißigsten Jahr Artasastas, des Königs von Babel, war ich zum König zurückgekommen. Und nach Verlauf einer Zeit erbat ich mir [Urlaub] vom König; 7 und als ich nach Jerusalem kam, bemerkte ich das Böse, das Eljaschib zugunsten Tobijas getan hatte, indem er ihm eine Zelle in den Höfen des Hauses Gottes gemacht hatte. 8 Und es missfiel mir sehr, und ich warf alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus; 9 und ich befahl, dass man die Zellen reinigen sollte; und ich brachte die Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch wieder hinein.
Ein weiteres Übel wird entdeckt, diesmal erst, als Nehemia wieder zurück in Jerusalem ist. Er ist nämlich nach der Einweihung des Mauers zurück zum Hof des Königs von Persien gegangen und wird dort seinen alten Beruf als Mundschenk wieder ausgeübt haben. Nachdem er das einige Zeit getan hat, bittet er erneut um die Erlaubnis, nach Jerusalem gehen zu dürfen. Die Zustände, die er dann antrifft, bringen ihn zu einem entschlossenen Auftreten gegen die herrschenden Missstände verschiedener Art.
Er tritt übrigens erst auf, als das Böse festgestellt ist. Sein Auftreten scheint hart. Das Auftreten Nehemias ist jedoch nicht hart; die Sünde ist hart und bitter. Das harte Auftreten Nehemias gleicht dem harten Auftreten von Paulus gegen falsche Brüder, da sie die Wahrheit des Evangeliums untergraben, und gegen Petrus, weil er und Barnabas nicht recht nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten (Gal 2,4.5.11–14).
Das erste Böse, das er bemerkt, betrifft einen Mann, der wegen seiner hohen Stellung Ansehen unter dem Volk genießt. Es geht um den Hohepriester Eljaschib (Vers 4; Vers 28; Neh 3,1). Ein offizieller Status unter dem Volk Gottes ist jedoch keine Garantie, nicht vom Weg abzukommen. Eljaschib verursacht, dass Gottes Haus verunreinigt wird, indem dort einem Feind des Volkes Gottes Platz gemacht wird, dem Ammoniter Tobija. Er hat einen großen Raum für den großen Feind von Gottes Werk eingerichtet. Das mutet weitherzig an, wogegen das Auftreten Nehemias engherzig genannt werden könnte. Aber bei Eljaschib sehen wir die Weitherzigkeit des Fleisches, wogegen das, was Nehemia tut, ganz in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes ist.
Die Kammer, in der Tobija sich eingerichtet hat, ist eine Kammer, in der vorher alles gelagert wurde, was für den Dienst im Haus Gottes wichtig ist. Zuvor hat sich das Volk noch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es daran nicht fehlen soll (Neh 10,33–40). Sie haben feierlich erklärt, das Haus ihres Gottes nicht seinem Schicksal zu überlassen.
Wir sind jetzt zwölf Jahre später. Die Kammer ist leer, was die Mittel angeht, mit denen der Dienst im Haus Gottes fortgeführt werden kann. Stattdessen hat der Feind diesen Raum angeboten bekommen, um dort zu wohnen. Wenn unser Leben nicht mit dem Dienst für Gott gefüllt ist, wird der Teufel unser Leben dazu benutzen, seinem Zweck zu dienen. Unser Leben wird dann dazu beitragen, dass der Dienst für Gott abgebrochen wird.
Nehemia ist nicht der Mann, der dem Bösen ausweicht und so tut, als würde er es nicht sehen. Als er sieht, was passiert ist, fragt er Eljaschib nicht freundlich, ob er dafür sorgen möchte, dass Tobija aus dem Tempel entfernt wird. Er wird zornig und nimmt alle Sachen Tobijas und wirft sie aus dem Tempel. Das ist ein Zorn, der zurecht über Sünde kommt, die ungestraft in Gottes Haus stattfindet. Jeder Gottesfürchtige ist empört über solche Unverschämtheit. Das Verhalten Eljaschibs steht so im Widerspruch zu Gottes Heiligkeit, dass jede Trägheit, dagegen aufzutreten, als Sünde betrachtet werden muss.
Es ist nicht die Anwesenheit des Bösen, wodurch der Charakter vom Tisch des Herrn zunichtegemacht wird, sondern die Weigerung, es zu verurteilen. Das schlimmste Böse ist kein Grund, vom Tisch des Herrn fernzubleiben. Es löst die Verpflichtung aus, alles zu tun, um das Böse zu beseitigen. Das ist in der Versammlung nicht etwas, das durch eine Person erledigt werden kann. Gott möchte, dass die Versammlung als Ganzes handelt. Als Paulus von dem schrecklichen Bösen gehört hat, das in der Versammlung in Korinth gefunden wurde (1Kor 5,1), schreibt er nicht, dass sie nun keine Versammlung Gottes mehr seien, sondern dass sie das Böse wegtun müssen.
Tobija, der Mann, von dem Nehemia gesagt hat, dass er kein Teil an Jerusalem hat (Neh 2,20), hat während seiner Abwesenheit sogar eine Kammer im Haus Gottes bekommen. Das ist nur durch die Unaufmerksamkeit der Torhüter möglich gewesen.
Welchem „Tobija“ haben wir Platz in unserem Herz gegeben, weil „Nehemia“ in uns eine Zeit abwesend war? Wer oder was steht im Mittelpunkt unseres Lebens, wenn es nicht (mehr) der Herr Jesus und seine Interessen sind? Welcher Hausrat Tobijas ist in den Tempel unseres Lebens hineingekommen und hat den Heiligen Geist daraus vertrieben, was seine Wirkung betrifft? Viele Christen erlauben Mächten, Einfluss auf ihr Leben auszuüben, den allein der Heilige Geist haben sollte.
Wir müssen Tobija und seinen ganzen Hausrat erbarmungslos herauswerfen. Was steht in unserem Bücherregal, welche Zeitschriften lesen wir, welche Filme schauen wir uns an, was suchen wir im Internet, welche Musik hören wir? Müssen wir aus dieser Sammlung etwas herauswerfen? Welchen Platz nimmt der Kleiderschrank in unserem Denken ein? Es muss Platz werden für Gott und den Dienst für Ihn!
Nehemia ist überhaupt nicht von der hohen Stellung Eljaschibs beeindruckt. Es erfordert nur ein desto energischeres Auftreten und eine öffentliche Strafe (vgl. Gal 2,11–14; 1Tim 5,20). Er entschuldigt sich auch nicht. Er handelt auf eine Weise, die wir später beim Herrn Jesus sehen, als Er den Tempel reinigt (Joh 2,14–16).
Die Kammern sind durch das Bewohnen von Tobija verunreinigt worden. Sie müssen daher erst gereinigt werden, bevor wieder etwas hineingebracht werden kann, das zu Gottes Ehre ist. Wenn wir Dinge in unserem Leben oder in der Gemeinde zugelassen haben, dann reicht es nicht aus, sie zu entfernen. Das Entfernen muss unter dem Bekenntnis geschehen, dass es durch unsere Unaufmerksamkeit möglich geworden ist. Wir werden uns aufs Neue dem Herrn weihen müssen, in dem Bewusstsein, dass in uns keine Garantie ist, dass dies nicht wieder geschehen wird.
10 - 13 Die Leviten wurden vergessen
10 Und ich erfuhr, dass die Teile der Leviten nicht gegeben worden waren und dass die Leviten und die Sänger, die das Werk taten, geflohen waren, jeder auf sein Feld. 11 Da stritt ich mit den Vorstehern und sprach: Warum ist das Haus Gottes verlassen worden? Und ich versammelte sie und stellte sie an ihre Stelle. 12 Und ganz Juda brachte den Zehnten vom Getreide und Most und Öl in die Vorratskammern. 13 Und ich bestellte zu Schatzmeistern über die Vorräte: Schelemja, den Priester, und Zadok, den Schreiber, und Pedaja, von den Leviten, und ihnen zur Seite Hanan, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Mattanjas; denn sie galten als treu, und ihnen oblag es, ihren Brüdern auszuteilen.
Das Böse eines Feindes im Haus Gottes ist nicht zufällig so gekommen. Nehemia erfährt, dass Tobija dort eine Kammer bekommen konnte, weil sie leer ist. Das ist die Folge der Versäumnis vom Volk, dort das hineinzubringen, was zum Unterhalt der Leviten dient. Und wenn der Feind einmal dort wohnt, kommt auch das, was ursprünglich dort hineingehört, nicht mehr hinein. Wo der Feind in Gottes Haus zugelassen wird, werden die Diener Gottes vernachlässigt.
Nehemia stellt fest, dass die Leviten nicht mehr für Gottes Haus sorgen. Da sie nicht mehr versorgt werden, fühlen sie sich gezwungen, selbst für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu gehen. Das geht auf Kosten des Werkes Gottes. Die Arbeiter bekommen dann nicht mehr den Beitrag, den sie brauchen, um ihren Dienst auszuüben. Wenn andere Interessen eine Rolle spielen, wird nicht mehr an diese Einrichtung Gottes gedacht. Die Korinther müssen auch an diese Sache erinnert werden (2Kor 8,11).
Nehemia spricht die Führer des Volkes mit einer eindringlichen Frage darauf an. Der Charakter und die Hingabe von führenden Personen werden oft in der Haltung und der Handlungsweise des Volkes widergespiegelt. Das gibt Führungspersonen eine große Verantwortung. Ohne auf eine Antwort zu warten, so scheint es zumindest, ergreift er Maßnahmen. Er bringt die Leviten zusammen und erinnert sie an die ihnen übertragene Aufgabe. Sie sollen ihren Dienst im Haus Gottes wieder aufnehmen.
Die Frage von Vers 11 hängt mit dem zusammen, was in Nehemia 10 versprochen wurde (Neh 10,40). Was dort versprochen wurde, wird nicht getan. Nur der Herr Jesus hat das Haus Gottes nie vergessen oder seinem Schicksal überlassen. Der Eifer dafür hat Ihn verzehrt (Joh 2,17). Liebe zu Ihm wird auch Liebe zu Gottes Haus bedeuten. Die Liebe zu Gottes Haus ist ein Gradmesser für unsere Liebe zu Gott.
Alles, was nicht in Gottes Haus gehört, hat Nehemia daraus hinausgeworfen. So wird Platz gemacht für die Rückkehr der Leviten und der Dinge, die dort hineingehören. Er sorgt dafür, dass wieder für den Lebensunterhalt der Leviten gesorgt wird und sie ihre Aufgabe in Bezug auf das Haus Gottes wieder verrichten können. Nehemia sorgt auch dafür, dass nur treue Männer die Aufgabe der Verteilung ausüben (vgl. 2Kor 8,18–21).
Treu zu sein, ist eine der wertvollsten Eigenschaften eines Gläubigen. Es ist eine Eigenschaft, die jeden Gläubigen zieren kann und wonach er sich ausstrecken kann. Treu zu sein, bedeutet nicht, fehlerlos zu sein, sondern in allem, was wir tun, auf das bedacht zu sein, was ehrlich und gerecht ist. Der Gläubige wird nicht nach der Größe seiner Gabe oder der geleisteten Anstrengungen beurteilt, sondern danach, ob er treu das getan hat, was der Herr ihm aufgetragen hat (1Kor 4,2). Gewiss, wenn es um Geld geht, muss jemand unbestechlich, zuverlässig und treu sein.
14 Gebet Nehemias
14 Gedenke meiner deshalb, mein Gott, und tilge meine guten Taten nicht aus, die ich am Haus meines Gottes und an dessen Dienst erwiesen habe!
Nehemia richtet sich an Gott, weil nur Er vollkommen wertzuschätzen und zu belohnen weiß, was er für sein Haus getan hat. Er verlangt keinen Lohn. Er sieht sich als Sklave, der nur das getan hat, was er zu tun schuldig ist (Lk 17,10). Aber er weiß auch, dass Gott nicht ungerecht ist, zu vergessen, was für Ihn getan wurde (Heb 6,10).
Es geht Nehemia nur darum, dass er sein Werk Gott zur Beurteilung vorlegt und dass er sagen kann, dass er aus Liebe zu Gottes Haus gearbeitet hat. Darum kann er Ihn bitten, sein Werk nicht auszutilgen. Er weiß, dass er in Übereinstimmung mit Gott gearbeitet hat. Doch rühmt er sich dessen nicht, sondern bittet demütig, ob Gott das, was er für Ihn getan hat, als solches bewahren möchte.
So dürfen auch wir unsere Werke dem Herrn anbefehlen und Ihn bitten, die Werke unserer Hände zu befestigen (Ps 90,17). Wenn wir nicht mit allem, was wir getan haben, in Aufrichtigkeit zu Ihm gehen können, haben wir nicht für Ihn gearbeitet. Wir müssen das dann bekennen und können aufs Neue und dann mit Ihm und für Ihn an die Arbeit gehen.
15 - 22 Die Heiligung des Sabbats wird wiederhergestellt
15 In jenen Tagen sah ich einige in Juda, die am Sabbat die Keltern traten und Garben einbrachten und auf Esel luden, und auch Wein, Trauben und Feigen und allerlei Last, und es am Sabbattag nach Jerusalem hereinbrachten; und ich ermahnte sie an dem Tag, als sie die Lebensmittel verkauften. 16 Auch Tyrer wohnten darin, die Fische und allerlei Ware hereinbrachten und sie am Sabbat den Kindern Juda und in Jerusalem verkauften. 17 Da stritt ich mit den Edlen von Juda und sprach zu ihnen: Was ist das für eine böse Sache, die ihr tut, dass ihr den Sabbattag entheiligt? 18 Haben nicht eure Väter ebenso getan, so dass unser Gott all dieses Unglück über uns und über diese Stadt brachte? 19 Und ihr mehrt die Zornglut über Israel, indem ihr den Sabbat entheiligt! Und es geschah, sobald es in den Toren Jerusalems vor dem Sabbat dunkel wurde, da befahl ich, dass die Türen geschlossen würden; und ich befahl, dass man sie nicht öffnen sollte bis nach dem Sabbat. Und ich bestellte [einige] von meinen Dienern über die Tore, damit keine Last am Sabbattag hereinkäme. 20 Da übernachteten die Händler und die Verkäufer von allerlei Ware draußen vor Jerusalem einmal und zweimal. 21 Und ich warnte sie und sprach zu ihnen: Warum übernachtet ihr vor der Mauer? Wenn ihr es wieder tut, werde ich Hand an euch legen! Von jener Zeit an kamen sie nicht mehr am Sabbat. 22 Und ich befahl den Leviten, dass sie sich reinigen und kommen sollten, die Tore zu bewachen, um den Sabbattag zu heiligen. Auch das gedenke mir, mein Gott, und verschone mich nach der Größe deiner Güte!
Wenn das Haus Gottes vernachlässigt wird, wird der Sabbat verweltlicht. Statt ihn dem HERRN zu weihen, wird er benutzt, um dem eigenen Vergnügen zu dienen und so zu einem gewöhnlichen Tag degradiert. Das Volk hat vergessen, was es in Nehemia 10 versprochen hat (Neh 10,32).
Während Nehemia damit beschäftigt ist, wieder alles für den Dienst im Haus Gottes in Ordnung zu bringen, sieht er, wie der Sabbat entheiligt wird. Er warnt die Händler. Dann geht er auf die Edlen zu und spricht sie auf diese bösen Praktiken an. Es geht nicht gegen den Handel, solange nicht am Sabbat gehandelt wird. Er weist darauf hin, dass Gott gerade aus diesem Grund Unglück über das Volk gebracht hat (Jer 17,21–27). Dann ergreift er Maßnahmen, damit dieses böse Werk aufhört, indem er seine Diener an den Toren postiert.
Als er sieht, dass es Händler gibt, die den Sabbat dann direkt außerhalb Jerusalems verbringen, um hereinzukommen, sobald sich die Tore öffnen, tritt er auch dagegen auf. Er weiß, was es für einen Einfluss hat, wenn das entfernte Böse sich doch in der Nähe aufhält. Die Händler würden die Juden dann vermutlich nicht zur Übertretung des Sabbatgebots bringen können, die Juden würden aber wohl die ganze Zeit daran erinnert werden. Ihre Gedanken wären erfüllt mit den Geschäften, die sie morgen treiben könnten, mit dem Gewinn, der ihnen lacht. Gott würde aus ihren Gedanken vertrieben werden. Um diesem Übel die Stirn zu bieten, lässt er neben seinen Dienern auch noch die Leviten die Tore bewachen.
Bevor die Leviten die Tore bewachen, müssen sie sich zuerst reinigen. Um die Tore bewachen zu können, darf nichts bei ihnen anwesend sein, was sie daran hindern würde, ihre Aufgabe gut zu verrichten. So können auch wir drohendes Böses nur dann auf Abstand halten, wenn wir das aus unserem Leben entfernt haben, was dem Bösen, dem wir widerstehen müssen, einen Anknüpfungspunkt bieten kann.
Das Sabbatgebot ist ein Gebot, das, wie kein anderes Gebot, von jedem Israeliten einfachen Gehorsam fordert. Von jedem anderen Gebot kann nach einer Überlegung die Sinnhaftigkeit eingesehen werden, da es das Verhältnis zwischen Gott und Menschen und zwischen den Menschen untereinander regelt. Das Sabbatgebot wurde gegeben, weil Gott möchte, dass der Sabbat gehalten wird. Sicherlich hat Er damit das Wohl des Menschen im Auge. Aber der gefallene Mensch empfindet gerade das Sabbatgebot als etwas Lästiges. Der Sabbat ist der deutlichste Test des Gehorsams für den Menschen unter dem Gesetz.
Der Christ lebt „nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6,14b). Darum steht er auch nicht unter dem Sabbatgebot. Er steht in der Freiheit von Christus im Himmel. Jeder Christ, der das wirklich versteht, wird nicht einfach drauf los leben. Sein Leben ist Christus unterworfen. Die Richtlinie für sein Leben ist nicht das Gesetz, sondern Christus. Er interessiert sich für alles, wofür Christus ein Interesse hat. Das Interesse von Christus gilt insbesondere dem Haus Gottes, der Gemeinde.
Für die Gemeinde ist nicht der Sabbat, sondern der Sonntag der besondere Tag der Woche. Das heißt nicht, dass das, was in Israel für den Sabbat gilt, im Christentum für den Sonntag gilt. Es geht um einen Tag, der auf besondere Weise von dem Herrn ist. Ein bemerkenswerter Zusammenhang in dem Wortgebrauch in zwei Bibelstellen zeigt das deutlich. Wir lesen von „des Herrn Mahl“ (1Kor 11,20) und von „des Herrn Tag“ (Off 1,10). Ich zitiere die Fußnote, die die (Niederländische) TELOS-Übersetzung bei Offenbarung 1,10 anführt: „im Gr. steht hier ein Adjektiv, das von ‚Herr‘ abgeleitet ist (also anders als bspw. in 1Thes 5,2) im Sinne von dem Herrn gehörend. Das Wort kommt sonst nur noch in 1Kor 11,20 vor“.
Diese zwei Schriftstellen zeigen, wie sehr das Abendmahl, das von der Gemeinde gefeiert wird, von – also im Sinne von Ihm gehörend – dem Herrn mit dem Tag von dem Herrn – im Sinne von Ihm gehörend – verbunden ist. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass des Herrn Tag kein anderer Tag ist als der erste Tag der Woche, der Sonntag. Es gibt mehrere Hinweise in der Schrift, dass der erste Tag der Woche der herausragende Tag ist, an dem die Gemeinde zusammenkommt (Mk 16,2.9; Lk 24,13.33–49; Joh 20,19–29; Apg 2,1; 20,7). Und wenn es ein Tag ist, der besonders dem Herrn gehört, haben wir allen Grund, dass wir diesen Tag auch als solchen verwenden.
In dieser Verwendung gibt uns der Herr alle Freiheit – außer, dass Er uns sagt, dass wir „unser Zusammenkommen nicht versäumen“ (Heb 10,25). Jeder Gedanke an das Handeln unter dem Druck eines Gesetzes ist der Freiheit fremd, in der der Christ steht. Wenn jedoch das Interesse an Gottes Haus abnimmt, wird auch der Tag des Herrn immer mehr ein Tag, an dem die eigenen Interessen befriedigt werden. Wir besuchen vielleicht schon noch die Zusammenkünfte, aber sonst hängen wir vor dem Fernseher, surfen endlos im Internet, gehen aus, tun alles Mögliche, ohne uns jedoch für den Dienst unseres Herrn einzusetzen.
Nun ist das „Hängen vor dem Fernseher“ sowieso keine Aktivität (na ja, Aktivität …), die einen Christen ziert. Von einem Christen wird erwartet, dass er bewusst für den Herrn lebt, jeden Tag seines Lebens. Aber wenn die Schrift selbst einen Tag besonders als „seinen“ Tag kennzeichnet, ist es doch wohl ein Aufruf, uns an diesem Tag besonders für sein Haus einzusetzen. An diesem Tag können wir uns zum Beispiel etwas mehr der Gemeinschaft mit Mitgläubigen widmen.
Es ist gut, einen Tag zu haben, an dem wir sofern möglich Abstand von den Dingen nehmen, mit denen wir uns im Auftrag des Herrn an anderen Tagen der Woche beschäftigen müssen. Es ist damit wie mit dem Abendmahl des Herrn. Wir werden uns, normalerweise, jeden Tag mit seinem Tod beschäftigen. Immerhin haben wir Ihm alles zu verdanken. Aber wie gut ist es, eine besondere Gelegenheit zu haben, an seinen Tod zu denken, seiner zu gedenken, wenn wir mit diesem Zweck als Gemeinde zusammenkommen.
Nachdem Nehemia dem Sabbat wieder den richtigen Platz unter dem Volk gegeben hat, diesen Tag aufs Neue Gott geweiht hat, spricht er sich wieder vor Gott aus (Vers 22b). Das tut er jedes Mal, wenn er eine Arbeit getan hat. Er bittet Gott, seiner zu gedenken in Bezug auf das, was er zur Erhaltung des Sabbats getan hat. Das vorige Mal hat er das in Bezug auf das gebeten, was er für das Haus Gottes getan hat. Jede Arbeit stellt er einzeln vor Gottes Angesicht.
Er bittet, ob Gott sich über ihn erbarmen möchte. Nach seinem entschiedenen Auftreten mag ein Gefühl der Erschöpfung gekommen sein. Es kostet viel Mühe, Gottes Volk den richtigen Weg zu weisen und dafür das zu korrigieren, was verkehrt ist. Solange diese Anstrengung aufgebracht werden muss, ist Kraft vorhanden. Aber wenn das Werk getan ist, kann man sich sehr müde fühlen. Das dürfen wir dem Herrn sagen.
Wir empfinden auch, dass unser Auftreten, wie kräftig es auch sein mag, doch mit viel Schwachheit geschieht. Dann dürfen wir, so wie Nehemia, an Gottes große Güte appellieren. Er weiß, wer wir sind, Er kennt uns durch und durch, denn Er hat uns gemacht. Das zu bedenken, gibt Mut, weiterzugehen. Das tut Nehemia dann auch.
23 - 28 Das Übel der gemischten Ehen
23 Auch besuchte ich in jenen Tagen die Juden, die asdoditische, ammonitische [und] moabitische Frauen heimgeführt hatten. 24 Und die Hälfte ihrer Kinder redete asdoditisch und wusste nicht jüdisch zu reden, sondern [redete] in der Sprache des einen oder des anderen Volkes. 25 Und ich stritt mit ihnen und fluchte ihnen und schlug einige Männer von ihnen und raufte sie. Und ich beschwor sie bei Gott: Wenn ihr eure Töchter ihren Söhnen geben werdet, und wenn ihr von ihren Töchtern für eure Söhne und für euch nehmen werdet! 26 Hat nicht Salomo, der König von Israel, ihretwegen gesündigt? Und seinesgleichen ist unter den vielen Nationen kein König gewesen; und er war geliebt von seinem Gott, und Gott setzte ihn zum König über ganz Israel; doch ihn veranlassten die fremden Frauen zu sündigen. 27 Und sollten wir auf euch hören, dass ihr all diese große Bosheit tut, treulos zu handeln gegen unseren Gott, indem ihr fremde Frauen heimführt? 28 Und einer von den Söhnen Jojadas, des Sohnes Eljaschibs, des Hohenpriesters, war ein Schwiegersohn Sanballats, des Horoniters; und ich jagte ihn von mir weg.
Nehemia nimmt ein neues Übel wahr. Es läuft nicht gut in den Familien der Juden. Er merkt das an der Sprache der Kinder aus diesen Familien. Er spricht die Juden darauf an und wird so verärgert, dass er sie verflucht, schlägt und rauft und sie bei Gott beschwört, nicht mit dieser Sünde weiterzumachen. Seine heftige Reaktion zeigt, wie groß dieses Übel ist.
Nehemia weist seine Zuhörer auf Salomo hin. Bei allem Respekt für König Salomo, aber auch er hat hierin schwer gesündigt (1Kön 11,1–8). Die Tatsache, dass er von Gott besonders bevorrechtigt ist, konnte ihn nicht vor diesem großen Übel bewahren. Gott beschönigt das Böse nicht, auch nicht und gerade nicht von denen, die Ihm am nächsten stehen. Dadurch, dass er Salomo als Beispiel anführt, zeigt Nehemia, dass eine bevorrechtigte Stellung kein Freibrief für Sünde ist. Gerade das Böse, das bevorrechtigte Menschen tun, wird Gott bestrafen, weil sie es besser wissen müssten (Amos 3,2).
Ohne Ansehen der Person weist Nehemia auf Salomo hin. Ohne Ansehen der Person handelt Nehemia mit der Familie des Hohenpriesters Eljaschib. Was mit dem Einrichten einer großen Kammer für Tobija anfing (Verse 3.4), endet in einer Ehe zwischen dem Enkel des Hohenpriesters und der Tochter des Feindes von Gottes Werk (Neh 2,10). Und so wie Nehemia Tobija mit all seinen Dingen aus dem Haus Gottes geworfen hat (Vers 8), so jagt er den Mann weg, der diese schreckliche Verbindung eingegangen ist.
Es betrifft hier einen Priester. Er hat eine eindeutige Vorschrift übertreten. Was für das ganze Volk gilt, dass er nur jemanden aus seinem Volk heiraten darf, gilt natürlich auch für den Priester (3Mo 21,7.14). Er ist jemand mit einer Vorbildfunktion. Wenn so jemand einen falschen Weg geht, darf er unter keiner Bedingung in seiner Funktion bleiben, sondern es muss mit ihm gehandelt werden nach dem Vorbild, das Nehemia gibt.
Wenn das wirkliche Interesse für Gottes Haus abnimmt, treten dafür die Freundschaften mit der Welt an seine Stelle. Wir sollen uns selbst fragen: Welche „Tochter Sanballats“ hat unsere Liebe gefangen genommen und unser Herz von unserer Treue zum Herrn beraubt? Welcher „Fremde“ oder „Ausländer“ hat uns vom Herrn weggezogen? Welche „Delila“ hat unsere geistliche Kraft weggenommen (Ri 16,16–21)?
Wir lernen wichtige Lektionen aus den verkehrten Verbindungen, die durch Kinder der Familien, die zu Gottes Volk gehören, eingegangen werden. Wir sehen, wie eine Verbindung mit der Welt in der Sprache zum Ausdruck kommt, die unsere Kinder sprechen. Die Belehrung der Mutter (Spr 1,8) nimmt in der Entwicklung des Kindes einen großen Platz ein. Ein Kind drückt sich so aus, wie es das von seiner Mutter lernt. Nehemia hört eine Mischung von Jüdisch und Asdoditisch, wobei das Asdoditische vorherrscht.
Asdoditisch ist die Sprache, die in Asdod, einer Stadt der Philister, gesprochen wird, die unter Gottes Gericht steht (Jer 25,20). Philister sind ein Bild von Bekennern in der Christenheit, die jedoch kein neues Leben haben. Es sind die Christen, die ab und zu biblische Töne anschlagen, aber ihr Leben nicht dem Willen Gottes unterwerfen (2Tim 3,5). Sie leben für das Hier und Jetzt. Gott und seinem Wort wird nur Platz eingeräumt, wenn sie das gebrauchen können, um Eindruck oder Gewinn zu machen.
Die Popularität der (Niederländische) „Nieuwe Bijbelvertaling“ [„Neue Bibelübersetzung“] ist ein aktuelles und bestürzendes Beispiel dafür. Mit einem Medienspektakel, das vorher nie um die Präsentation einer Bibelübersetzung gemacht wurde (2010), wurde dieses Buch auf den Markt gebracht. Alles atmet ein weltliches Denken und Handeln, während man sagt, dass man Werbung für Gottes Wort machen möchte.
Wer erzieht unsere Kinder? Tun wir das selbst, anhand von Gottes Wort und Ihm unterworfen? Jemand hat geschrieben: Wir bekommen es mit der ersten Generation zu tun, die nicht von einem Vater und einer Mutter aufgezogen ist, sondern von den Medien. Sollen wir zulassen, dass die Medien unsere Kinder erziehen? Lasst uns die folgenden Fragen ehrlich stellen: Kennen unsere Kinder die Chatsprache, die Straßensprache und Sportbegriffe besser als die Sprache und Begriffe der Bibel? Kennen unsere Kinder die Lieder der Welt besser als die Lieder der Kinder Gottes?
Wenn wir (eine von) diese(n) Fragen mit „ja“ beantworten müssen, ist es höchste Zeit, hieran etwas zu ändern. Fühlen wir uns dazu nicht in der Lage? Dann lass uns um Hilfe bitten. Aber lassen wir diese Situation nicht länger anhalten. Rufen wir mit aller Kraft zu Gott um Hilfe und lassen wir Ihn und unseren Kindern unser Versagen bekennen. Dann wird Er sicher den Ausweg zeigen. Wir können unsere Not mit anderen teilen und Mitbeter suchen, um gemeinsam in den Gebeten für unsere Kinder und auch für die der anderen zu kämpfen.
Die Alarmglocke muss geläutet werden. Es darf keine Zeit mehr verloren gehen. Jede Sekunde zählt. Es geht um die Familien der Kinder Gottes. Eltern verlieren den Kontakt zu ihren Kindern. Sie scheinen machtlos zusehen zu müssen, wie ihre Kinder immer mehr im Internet festhängen. Ich will damit nicht sagen, dass wir genauso viel über das Internet wissen müssen wie unsere Kinder. Die Frage ist, wie unser Kontakt mit Gott ist. Es läuft Ihm nicht aus der Hand.
Lasst uns wieder unser Vertrauen aufs Neue auf Ihn richten und bereit sein, seinen Anweisungen von ganzem Herzen zu folgen. Er sagt: „Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten“ (Ps 32,8). Wir dürfen uns an Esra ein Beispiel nehmen und uns dadurch ermutigen lassen: „Und ich rief dort am Fluss Ahawa ein Fasten aus, um uns vor unserem Gott zu demütigen, um von ihm einen geebneten Weg zu erbitten für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe. … Und so fasteten wir und erbaten dies von unserem Gott; und er ließ sich von uns erbitten.“ (Esra 8,21.23).
Hören wir auf den Aufruf Jeremias:
„Schütte dein Herz aus wie Wasser
vor dem Angesicht des Herrn;
hebe deine Hände zu ihm empor
für die Seele deiner Kinder“ (Klgl 2,19b).
29 Gebet Nehemias
29 Gedenke es ihnen, mein Gott, wegen der Verunreinigungen des Priestertums und des Bundes des Priestertums und der Leviten!
Nach seinem energischen Auftreten gegen die verkehrten Verbindungen wendet Nehemia sich wieder an Gott. Er bringt das Böse, besonders das der Priester, vor Gottes Angesicht. Er erklärt Gott sozusagen, warum er so wütend war. Es ist für ihn unannehmbar, dass Gott von einem Priestertum genaht wird, das nicht Gottes Heiligkeit entspricht.
Was in den Familien von Gottes Kindern schiefläuft, hat große Folgen für das Priestertum. Und wo das Priestertum befleckt wird, wird Gott dessen beraubt, was Ihm zusteht (vgl. Joel 1,13). Gläubige, die in Verbindung mit der Welt leben, können ihren Dienst als Priester und Levit nicht gebührend ausüben. Wenn solche Menschen Gott doch nahen wollen, wird Gott nicht ernst genommen. Gibt uns das auch ein Gefühl der Entrüstung? Wie fühlen wir uns, wenn Menschen uns nicht ernst nehmen?
30 - 31 Reinigung und Wiederherstellung
30 Und so reinigte ich sie von allem Fremden, und ich stellte die Dienste der Priester und der Leviten fest, für jeden in seinem Werk, 31 und für die Holzspende zu bestimmten Zeiten und für die Erstlinge. Gedenke es mir, mein Gott, zum Guten!
Nehemia ist nicht nur mit dem Wegtun des Verkehrten beschäftigt. Das ist sicher notwendig, aber dann, um danach den freigewordenen Raum mit dem Guten zu füllen. Nehemia reinigt die Leviten. Darin ist er ein Bild des Herrn Jesus (Mal 3,3). Danach stellt er jeden wieder in den Aufgaben an, die zu verrichten sind.
Kritik über bestimmte Dinge in der Gemeinde kann berechtigt und notwendig sein. Aber es darf nie unbeteiligt von außen geschehen. Echte Betroffenheit über Dinge, die nicht gut sind, wird sich im Einsatz äußern, wieder Gottes Anweisungen zu folgen.
Diese letzten Handlungen, die wir von Nehemia lesen, haben mit dem Dienst im Haus Gottes zu tun. Er sorgt dafür, dass Priester und Leviten wieder ihre Arbeit tun können, die von ihnen erwarten werden kann. Andeutungsweise bezieht er das auf das ganze Volk, denn er regelt auch die Holzspende (Neh 10,35) und die Gabe der Erstlinge (Neh 10,36–38). Er weiß, dass das Ergebnis zur Ehre Gottes ist. Was die Handlungen Nehemias betrifft, ist dies ein schöner und passender Schluss dieses Buches. Dafür hat er alles getan.
Wir sehen, wie Nehemia bis zuletzt damit beschäftigt ist, andere zu motivieren, die Arbeit entsprechend der Stellung und der Befähigung zu tun, die sie haben. Solche motivierenden Menschen sind auch heute nötig. Das Motiv für seinen Dienst ist, seinem Gott zu dienen und zu gefallen. Er hat ein lebendiges Vorbild von Führerschaft gegeben, wie Gott es wünscht.
Das Buch endet mit einem Gebet Nehemias (Vers 31b). Das Buch hat auch mit einem betenden Nehemia begonnen. In diesem fesselnden Buch haben wir die Memoiren von diesem aktiven Mann Gottes gelesen. Nun bittet er, dass Gott seiner gedenkt. Das ist kein Hochmut, sondern Demut. Er befiehlt sein Werk Gott an. Er gibt es Ihm zur Beurteilung und vertraut auf seine Güte. Nehemia ist von Gott abhängig, von Gottes Denken, denn Gottes Denken ist Handeln.
Nehemia hat gezeigt, dass sein Lebenswerk nur unter ständigem Gebet stattfinden konnte. Er hat betend an der Mauer und dem Leben des Volkes gebaut. Er hat auch bauend für allerlei Menschen und Dinge gebetet. Er betet, während er baut, und baut, während er betet. So sollen wir „allezeit beten und nicht ermatten“ (Lk 18,1).