Einleitung
In den Kapiteln 25–27 sehen wir, wie Gott zum sündigen Menschen hinausgeht.
In Kapitel 30 finden wir, wie der sündige Mensch Gott nahen kann.
In den Kapiteln 28 und 29 sehen wir die Art, wie der Mensch Gott nahen kann: Nur durch den Priester.
1 Wer das Priesteramt bekleidet
1 Und du sollst deinen Bruder Aaron und seine Söhne mit ihm, aus der Mitte der Kinder Israel, zu dir herzutreten lassen, um mir den Priesterdienst auszuüben: Aaron, Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar, die Söhne Aarons.
Nicht jeder durfte einfach Gott nahen. Gott selbst wählte einige aus dem Volk aus, die das tun durften (Heb 5,4). Alles musste Gottes Anforderungen entsprechen. Nur der Priester durfte Ihm nahen. Nicht das ganze Volk bestand aus Priestern, obschon Gott davon gesprochen hatte: „Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern … sein“ (2Mo 19,6).
Das ergibt eine deutliche Anwendung auf die Christenheit. Nicht als ob es in der Christenheit eine besondere Kategorie Menschen gäbe, die Gott speziell zu Priestern berufen hätte. Das ist eine der ernsten Abweichungen der römisch-katholischen Kirche. Für die Gläubigen der neutestamentlichen Gemeinde gilt die allgemeine Priesterschaft, sie sind „eine heilige Priesterschaft“ (1Pet 2,5). Die Anwendung ist, dass nur die, welche tatsächlich zu Gott nahen, diese Priesterschaft ausüben. Viele Gläubige machen von diesem Vorrecht keinen Gebrauch, kennen diese Wahrheit gar nicht, oft wegen falscher Unterweisung.
2 - 5 Die Kleider Aarons
2 Und du sollst heilige Kleider für deinen Bruder Aaron machen zur Herrlichkeit und zum Schmuck. 3 Und du sollst zu allen reden, die weisen Herzens sind, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe, dass sie die Kleider Aarons machen, um ihn zu heiligen, damit er mir den Priesterdienst ausübt. 4 Und dies sind die Kleider, die sie machen sollen: ein Brustschild und ein Ephod und ein Oberkleid und einen Leibrock aus zellenförmigem Gewebe, einen Kopfbund und einen Gürtel. Und sie sollen heilige Kleider machen für deinen Bruder Aaron und für seine Söhne, damit sie mir den Priesterdienst ausüben. 5 Und sie sollen das Gold und den blauen und den roten Purpur und das Karmesin und den Byssus nehmen
Die Kleider Aarons dienten „zur Herrlichkeit und zum Schmuck“. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments heißt es hier: „Mit Herrlichkeit und Ehre.“ Das wird in Hebräer 2 angeführt und angewendet auf den Herrn Jesus (Heb 2,9). Darin sehen wir, dass Aaron ein Bild des Herrn Jesus als Hoherpriester ist.
Die Kleider bestanden aus sechs Teilen: „Ein Brustschild und ein Ephod und ein Oberkleid und einen Leibrock aus zellenförmigem Gewebe, einen Kopfbund und einen Gürtel.“ Das Material und die Farben sind dieselben, wie sie bei der Stiftshütte verwendet werden. Das verbindet das Priestertum Aarons ausdrücklich mit dem Dienst im Heiligtum, der Wohnung Gottes.
Die Kleider sollen von denen gemacht werden, die weisen Herzens sind. Auf uns übertragen gilt, dass Kleider zeigen, wer die Person ist. In der priesterlichen Kleidung kommt das ebenfalls zum Ausdruck. Aaron ist ein Bild von dem Herrn Jesus. In den Kleidern Aarons sehen wir auch einen Widerschein von der Herrlichkeit des Herrn Jesus. Wenn wir weisen Herzens sind, werden wir immer mehr Herrlichkeiten in Ihm entdecken.
6 - 14 Das Ephod
6 und sollen das Ephod machen aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus, in Kunstweberarbeit. 7 Es soll zwei zusammenfügende Schulterstücke haben an seinen beiden Enden, und so werde es zusammengefügt. 8 Und der gewirkte Gürtel, womit es angebunden wird, der darüber ist, soll von gleicher Arbeit mit ihm sein: aus Gold, blauem und rotem Purpur und Karmesin und gezwirntem Byssus. 9 Und du sollst zwei Onyxsteine nehmen und die Namen der Söhne Israels darauf stechen: 10 sechs ihrer Namen auf den einen Stein und die sechs übrigen Namen auf den anderen Stein, nach ihrer Geburtsfolge. 11 In Steinschneider-Arbeit, in Siegelstecherei sollst du die beiden Steine stechen nach den Namen der Söhne Israels; mit Einfassungen aus Gold umgeben sollst du sie machen. 12 Und setze die beiden Steine auf die Schulterstücke des Ephods, als Steine des Gedächtnisses für die Kinder Israel; und Aaron soll ihre Namen auf seinen beiden Schultern tragen vor dem HERRN zum Gedächtnis. 13 Und mache Einfassungen aus Gold; 14 und zwei Ketten aus reinem Gold: Schnurähnlich sollst du sie machen, in Flechtwerk, und die geflochtenen Ketten an den Einfassungen befestigen.
Das erste Kleidungsstück, das beschrieben wird, ist „das Ephod“. Dieses Kleidungsstück ist das charakteristischste für den Hohenpriester. Durch einen Gürtel aus dem gleichen Material wie das Ephod wird es befestigt. Auf jedes der beiden Schulterstücke des Ephods kommt ein Edelstein. Auf dem einen Stein stehen in ihrer Geburtsfolge die Namen der sechs ältesten Söhne Israels; auf dem anderen, auch der Geburtsfolge entsprechend, stehen die Namen der sechs jüngsten Söhne.
Die Farben sprechen von den verschiedenen Herrlichkeiten des Herrn Jesus, wie sie in den vier Evangelien gesehen werden. Der Gürtel zeigt die gleichen Herrlichkeiten (Farben). Der Gürtel spricht von dem Dienst (vgl. Lk 12,37).
In den Steinen auf den Schultern des Hohenpriesters sehen wir im Bild, wie der Herr Jesus alle Kinder Gottes, alle, die aus Gott geboren sind, auf seinen Schultern trägt, um sie bei Gott ins Gedächtnis zu bringen. Seine Kraft, von der die Schultern sprechen, unterstützt uns auf unserer Reise durch die Wüste. Gott sieht all die Seinen vereinigt mit dem Herrn Jesus. Er vergegenwärtigt sein Volk bei Gott.
Der Herr Jesus trägt die Seinen auf seinen Schultern. Er trägt auch das verlorene und gefundene Schaf auf seinen Schultern (Mehrzahl: Lk 15,5). Die Herrschaft über die Schöpfung trägt Er auf seiner Schulter (Einzahl: Jes 9,5a). Zum Tragen seiner Schöpfung braucht Er nur eine Schulter, aber Er benutzt beide Schultern um die Seinen zu tragen.
15 - 30 Das Brustschild
15 Und mache das Brustschild des Gerichts in Kunstweberarbeit; wie die Arbeit des Ephods sollst du es machen: aus Gold, blauem und rotem Purpur und Karmesin und gezwirntem Byssus sollst du es machen. 16 Quadratförmig soll es sein, gedoppelt, eine Spanne seine Länge und eine Spanne seine Breite. 17 Und besetze es mit eingesetzten Steinen, vier Reihen von Steinen; eine Reihe: Sardis, Topas und Smaragd, die erste Reihe; 18 und die zweite Reihe: Karfunkel, Saphir und Diamant; 19 und die dritte Reihe: Opal, Achat und Amethyst; 20 und die vierte Reihe: Chrysolith und Onyx und Jaspis; mit Gold sollen sie eingefasst sein in ihren Einsetzungen. 21 Und es sollen nach den Namen der Söhne Israels zwölf Steine sein, nach ihren Namen; in Siegelstecherei sollen sie sein, jeder nach seinem Namen, für die zwölf Stämme. 22 Und mache an das Brustschild schnurähnliche Ketten in Flechtwerk, aus reinem Gold. 23 Und mache an das Brustschild zwei Ringe aus Gold, und befestige die zwei Ringe an den beiden Enden des Brustschilds. 24 Und befestige die zwei geflochtenen Schnüre aus Gold an den beiden Ringen an den Enden des Brustschilds; 25 und die beiden [anderen] Enden der zwei geflochtenen Schnüre sollst du an den beiden Einfassungen befestigen und sie an den Schulterstücken des Ephods befestigen, an seiner Vorderseite. 26 Und mache zwei Ringe aus Gold und befestige sie an den beiden Enden des Brustschilds, an seinem Saum, der gegen das Ephod hin ist, nach innen; 27 und mache zwei Ringe aus Gold und befestige sie an den beiden Schulterstücken des Ephods, unten an seiner Vorderseite, gerade bei seiner Zusammenfügung, oberhalb des gewirkten Gürtels des Ephods. 28 Und man soll das Brustschild mit seinen Ringen an die Ringe des Ephods binden mit einer Schnur aus blauem Purpur, so dass es über dem gewirkten Gürtel des Ephods ist und das Brustschild sich nicht vom Ephod verrückt. 29 Und Aaron soll die Namen der Söhne Israels an dem Brustschild des Gerichts auf seinem Herzen tragen, wenn er ins Heiligtum hineingeht, zum Gedächtnis vor dem HERRN beständig. 30 Und lege in das Brustschild des Gerichts die Urim und die Tummim, dass sie auf dem Herzen Aarons seien, wenn er vor den HERRN hineingeht; und Aaron soll das Gericht der Kinder Israel beständig auf seinem Herzen tragen vor dem HERRN.
Auf dem Ephod ist ein „Brustschild“ zu sehen. Auf dem Brustschild sind vier Reihen mit je drei Edelsteinen angebracht, eingefasst in Gold; insgesamt zwölf Steine. Jeder Stein stellt einen Stamm dar. Aaron trug sie auf seinem Herzen und brachte so das ganze Volk ins Gedächtnis vor Gott. Das Brustschild wird mit goldenen Kettchen und Ringen unlösbar mit dem Ephod verbunden. In dem Brustschild befanden sich die Urim und die Tummim. Dadurch brachte Gott bei Fragen des Volkes seinen Willen zum Ausdruck.
Das Brustschild befand sich auf dem Herzen des Priesters. Das Herz ist der Sitz der Liebe. Auf den Schultersteinen standen die Namen zweier Gruppen von sechs Stämmen. Das repräsentiert mehr das ganze Volk Gottes. Auf dem Brustschild war Platz für jeden der Stämme einzeln. So hat jeder einzelne Gläubige einen eigenen Platz im Herzen des Herrn Jesus.
Jeder Gläubige ist ein einmaliger Edelstein mit eigener Herrlichkeit und eigenem Glanz. Das spricht von der Kostbarkeit, die jeder Gläubige im Herzen des Herrn Jesus hat: „Weil du teuer, wertvoll bist in meinen Augen, und ich dich lieb habe“ (Jes 43,4a). Er kennt auch jedes seiner Kinder beim Namen, was beweist, dass sie sein Eigentum sind: „Ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jes 43,1).
Ein Stamm ist auch anzuwenden auf eine örtliche Gemeinde. In den Briefen des Neuen Testaments sehen wir, dass die örtliche Gemeinde für den Herrn Jesus ihren eigenen Glanz besitzt. Das Herz des Herrn Jesus wünscht, dass dieser auch sichtbar wird. Darum wird jede örtliche Gemeinde auf das angesprochen, was ihren Glanz verhindert.
In dem Brustschild befanden sich auch die Urim und die Tummim. Mit persönlichen und gemeinsamen Problemen können wir uns an den Herrn Jesus wenden. Die Entscheidung, die Er hervorkommen lässt, entspringt seinem liebenden Herzen. Wenn wir das bedenken, bewirkt das, dass wir auch die (unserer Ansicht nach) unangenehmen Beschlüsse als Beweise seiner Liebe akzeptieren.
31 - 35 Das Oberkleid
31 Und mache das Oberkleid des Ephods ganz aus blauem Purpur. 32 Und seine Kopföffnung soll in seiner Mitte sein; eine Borte soll es an seiner Öffnung haben ringsum, in Weberarbeit; wie die Öffnung eines Panzers soll [es] daran sein, damit es nicht einreiße. 33 Und an seinen Saum mache Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur und Karmesin, an seinen Saum ringsum, und Schellen aus Gold zwischen ihnen ringsum; 34 eine Schelle aus Gold und einen Granatapfel, eine Schelle aus Gold und einen Granatapfel an den Saum des Oberkleides ringsum. 35 Und Aaron soll es anhaben, um den Dienst zu verrichten, damit sein Klang gehört werde, wenn er ins Heiligtum hineingeht vor den HERRN und wenn er hinausgeht, damit er nicht sterbe.
Dieses Kleid war ganz in Blau gehalten, der Farbe des Himmels. Der Herr Jesus ist der Mensch vom Himmel (1Kor 15,47). Die Kopföffnung ist so gemacht, dass sie nicht einreißen kann. Das weist darauf hin, dass nichts das hohenpriesterliche Werk zerstören kann. Der Herr Jesus ist Hoherpriester „nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens“ und Er „hat ein unveränderliches Priestertum“ (Heb 7,16.24).
Er übt sein Hohepriestertum im Himmel aus. Dessen Resultate werden auf der Erde spürbar. Das sehen wir an dem Saum des Kleides. An dessen Saum sitzen rundherum goldene Schellen und Granatäpfel. Es wird ein göttliches Zeugnis gegeben und es gibt Frucht für Gott. Der Klang ist beim Eintritt ins Heiligtum hörbar.
Als der Herr Jesus in den Himmel eingegangen war, kam der Heilige Geist auf die Erde, um von Ihm zu zeugen und die Gemeinde zu gründen. Das Kommen des Heiligen Geistes war mit einem Geräusch verbunden, mit einem „Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind“ (Apg 2,2).
Wenn der Herr Jesus wieder erscheint, wird das für Israel geschehen. Auch das wird mit einem Geräusch geschehen, denn der Heilige Geist wird dann über den Überrest ausgegossen (Joel 3,1–5).
36 - 39 Der Kopfbund mit dem goldenen Schild
36 Und mache ein Blech aus reinem Gold und stich darauf mit Siegelstecherei: Heilig dem HERRN! 37 Und tue es an eine Schnur aus blauem Purpur; und es soll an dem Kopfbund sein, an der Vorderseite des Kopfbundes soll es sein. 38 Und es soll auf der Stirn Aarons sein, und Aaron soll die Ungerechtigkeit der heiligen Dinge tragen, die die Kinder Israel heiligen werden bei allen Gaben ihrer heiligen Dinge; und es soll beständig an seiner Stirn sein, zum Wohlgefallen für sie vor dem HERRN. 39 Und mache den Leibrock aus zellenförmigem Gewebe, aus Byssus, und mache einen Kopfbund aus Byssus; und einen Gürtel sollst du machen in Buntwirkerarbeit.
Es ist bei dem Volk nicht nur die Rede von Schwachheit, weshalb es die Kraft und Liebe des Hohenpriesters nötig hat, sondern auch von Sünde. Im Blick darauf trägt Er das goldene Blech an seiner Stirn. Der Herr Jesus trägt als Hoherpriester Sorge dafür, dass alle Ungerechtigkeit, die an dem Handeln des Volkes „klebt“, vor Gottes Angesicht weggetan wird. Er ist heilig und durch Ihn wird sein Volk geheiligt.
Der „Leibrock“ ist nicht sichtbar für die Menschen. Wir können dies auf die Gefühle des Herrn Jesus bei der Ausführung seines Hohenpriesteramtes anwenden. Er ist nicht mit seinem Volk beschäftigt als einer, der darüber steht, sondern Er ist ganz innig daran beteiligt. Alles durchlebt Er zusammen mit seinem Volk (Jes 63,9).
Der „Kopfbund“ als Bedeckung spricht von Unterwürfigkeit (1Kor 11,2–16). Der Herr Jesus ist als Hoherpriester dem Willen Gottes untertan. Der weiße Byssus spricht von seiner Vollkommenheit als Mensch. Die Vielfarbigkeit des Gürtels lässt uns an seine Herrlichkeit in jeder Form des Dienstes denken.
40 - 43 Die Kleider für die Söhne Aarons
40 Und den Söhnen Aarons sollst du Leibröcke machen und sollst ihnen Gürtel machen, und hohe Mützen sollst du ihnen machen zur Herrlichkeit und zum Schmuck. 41 Und du sollst deinen Bruder Aaron damit bekleiden und seine Söhne mit ihm; und du sollst sie salben und sie weihen und sie heiligen, damit sie mir den Priesterdienst ausüben. 42 Und mache ihnen Beinkleider aus Leinen, um das Fleisch der Blöße zu bedecken; von den Hüften bis an die Schenkel sollen sie reichen. 43 Und Aaron und seine Söhne sollen sie anhaben, wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen oder wenn sie zum Altar treten, um den Dienst im Heiligtum zu verrichten, dass sie nicht eine Ungerechtigkeit tragen und sterben: eine ewige Satzung für ihn und für seine Nachkommen nach ihm.
Die Kleider der Söhne Aarons sind einfacher als die des Hohenpriesters. Sie sind den normalen Kleidern Aarons gleich. Aber auch diese Kleider sind „zur Herrlichkeit und zum Schmuck“ (Verse 2.40). Wir dürfen als Priester vor Gott in der gleichen Vollkommenheit erscheinen wie der Herr Jesus. Er ist unsere Vollkommenheit. Nur in Ihm sind wir angenehm vor Gott. Ohne Ihn wird unsere Blöße, unsere Nacktheit, offenbar. Dann kann uns Gott nicht in seiner Gegenwart ertragen.
Die Weihe Aarons und seiner Söhne wird im nächsten Kapitel ausführlich behandelt. Unterstrichen wird noch, dass das Priesteramt für Gott ausgeführt wird. Der Hohepriester wird zwar „für Menschen bestellt“, aber er ist Priester „in den Sachen mit Gott“ (Heb 5,1).