1 - 12 Jethro besucht Mose
1 Und Jethro, der Priester von Midian, der Schwiegervater Moses, hörte alles, was Gott an Mose und an Israel, seinem Volk, getan hatte, dass der HERR Israel aus Ägypten herausgeführt hatte. 2 Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm Zippora, die Frau Moses, nachdem er sie zurückgesandt hatte, 3 und ihre zwei Söhne, von denen der Name des einen Gersom war, denn er sprach: Ein Fremder bin ich geworden in fremdem Land, 4 und der Name des anderen Elieser: Denn der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen und hat mich errettet vom Schwert des Pharaos. 5 Und Jethro, der Schwiegervater Moses, und seine Söhne und seine Frau kamen zu Mose in die Wüste, wo er lagerte am Berg Gottes. 6 Und er ließ Mose sagen: Ich, dein Schwiegervater Jethro, bin zu dir gekommen, und deine Frau und ihre zwei Söhne mit ihr. 7 Da ging Mose hinaus, seinem Schwiegervater entgegen, und beugte sich nieder und küsste ihn; und sie fragten einer den anderen nach ihrem Wohlergehen und gingen ins Zelt. 8 Und Mose erzählte seinem Schwiegervater alles, was der HERR an dem Pharao und an den Ägyptern getan hatte um Israels willen, alle Mühsal, die sie auf dem Weg getroffen, und dass der HERR sie errettet habe. 9 Und Jethro freute sich über all das Gute, das der HERR an Israel getan hatte, dass er es errettet hatte aus der Hand der Ägypter. 10 Und Jethro sprach: Gepriesen sei der HERR, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und aus der Hand des Pharaos, der das Volk errettet hat unter der Hand der Ägypter weg! 11 Nun weiß ich, dass der HERR größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Übermut handelten, war er über ihnen. 12 Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm ein Brandopfer und Schlachtopfer für Gott; und Aaron und alle Ältesten Israels kamen, um mit dem Schwiegervater Moses zu essen vor dem Angesicht Gottes.
Jethro hat gehört, was Gott für Mose und sein Volk getan hat. Dieser Bericht ist der Anlass, mit der Frau Moses und den beiden Söhnen zu Mose hinzugehen. Das Zusammentreffen an dem Berg Gottes ist besonders herzlich. Sie fragen einander, wie es ihnen geht. Es handelt sich hier nicht um ein flüchtiges Fragen, wie wir es oft tun, und wobei wir eigentlich gar nicht auf eine Antwort warten oder selber schon antworten, dass es „gut“ geht. Wenn auf unsere Frage, wie es geht, eine längere, tiefere Antwort kommt, fühlen wir uns leicht davon ermüdet. Es ist wichtig, aufrichtiges Interesse füreinander zu zeigen und sich dafür auch Zeit zu nehmen. Dazu ist es wichtig, dass die andere Person darauf vertrauen kann, dass diese Frage echtes Interesse beinhaltet und nicht nur Förmlichkeit ist.
Nachdem sie sich über ihre persönlichen Umstände ausgetauscht haben, gehen sie „ins Zelt“. Dort gibt Mose Zeugnis von all dem Handeln des HERRN zugunsten seines Volkes. Jethro freut sich darüber und preist den HERRN. Er erkennt, dass der Gott Israels über alle Götter erhaben ist. Jethro opfert und isst mit den Israeliten vor dem Angesicht Gottes. Es ist schön zu sehen, dass der Inhalt dieses Gespräches Gottes Güte für Israel ist und dass die Auswirkung dieses Gespräches das Ehren Gottes ist. Das sind wirklich aufbauende Gespräche.
So sollten auch unsere Gespräche sein und sie sollten ebenfalls solche Auswirkung haben. Wir können auch von Gottes Güte erzählen, die wir in unserer Erlösung erfahren haben und von seinem Sorgen für uns danach. Diese Gemeinschaft, die in solchen Gesprächen erlebt wird, wird in Äußerungen der Freude und Dankbarkeit enden, woran auch andere teilhaben, und vor allen Dingen, woran Gott teilhat. Es geschieht „vor dem Angesicht Gottes“, das heißt, dass Er dabei anwesend ist und sich darüber freut.
Mit der Begegnung zwischen Mose und Jethro endet der erste Teil des zweiten Buches Mose. Viele Ausleger sehen in dieser Szene einen prophetischen Hinweis auf die gemeinsame Freude Christi (Mose) mit den Nationen (Jethro) und dem Volk Israel zu Beginn des Friedensreiches.
Den prophetischen Hinweis sehen wir auch in der Abwesenheit der Frau Moses während der Befreiung Israels. So wird die Gemeinde ebenso in der Zeit der großen Drangsal, die über Israel kommen wird, nicht auf der Erde sein. Und ebenso, wie die Braut Christi bei der Freude der Befreiung Israels erscheinen wird, tritt in dieser Geschichte Zippora auf.
Nun werden die beiden Söhne mitsamt der Bedeutung ihrer Namen genannt. Gersom („Fremder“) erinnert durch seinen Namen daran, dass Christus ebenso wie Mose ein Fremdling auf der Erde war, so wie es jetzt noch die Gemeinde ist. Aber in dieser schwierigen Lage war er sich der Hilfe Gottes sicher, wie es der Name Elieser ausdrückt („Mein Gott ist Hilfe“).
Neben der prophetischen Bedeutung ist auch eine praktische Anwendung möglich. Wenn der Herr uns erlöst hat, wird das auch von anderen bemerkt werden. Wie schön wäre es, wenn durch unser Zeugnis auch noch andere Menschen seine Verehrer würden.
13 - 27 Vorschlag einer Aufgabenverteilung
13 Und es geschah am nächsten Tag, da setzte sich Mose, um das Volk zu richten; und das Volk stand bei Mose vom Morgen bis zum Abend. 14 Und der Schwiegervater Moses sah alles, was er mit dem Volk tat, und er sprach: Was ist das, was du mit dem Volk tust? Warum sitzt du allein, und alles Volk steht bei dir vom Morgen bis zum Abend? 15 Und Mose sprach zu seinem Schwiegervater: Weil das Volk zu mir kommt, um Gott zu befragen. 16 Wenn sie eine Sache haben, so kommt es zu mir, und ich richte zwischen dem einen und dem anderen und tue ihnen die Satzungen Gottes und seine Gesetze kund. 17 Da sprach der Schwiegervater Moses zu ihm: Die Sache ist nicht gut, die du tust; 18 du wirst ganz erschlaffen, sowohl du als auch dieses Volk, das bei dir ist; denn die Sache ist zu schwer für dich, du kannst sie nicht allein ausrichten. 19 Höre nun auf meine Stimme, ich will dir raten, und Gott wird mit dir sein: Sei du für das Volk vor Gott, und bring du die Sachen zu Gott; 20 und erläutere ihnen die Satzungen und die Gesetze, und tu ihnen den Weg kund, auf dem sie wandeln, und das Werk, das sie tun sollen. 21 Du aber ersieh dir aus dem ganzen Volk tüchtige, gottesfürchtige Männer, Männer der Wahrheit, die den ungerechten Gewinn hassen, und setze sie über sie: Oberste über Tausend, Oberste über Hundert, Oberste über Fünfzig und Oberste über Zehn, 22 dass sie das Volk richten zu aller Zeit; und es geschehe, dass sie jede große Sache vor dich bringen und dass sie jede kleine Sache selbst richten; so erleichtere es dir, und sie mögen mit dir tragen. 23 Wenn du dies tust und Gott es dir gebietet, so wirst du bestehen können, und auch dieses ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort kommen. 24 Und Mose hörte auf die Stimme seines Schwiegervaters und tat alles, was er gesagt hatte. 25 Und Mose erwählte tüchtige Männer aus ganz Israel und setzte sie zu Häuptern über das Volk: Oberste über Tausend, Oberste über Hundert, Oberste über Fünfzig und Oberste über Zehn. 26 Und sie richteten das Volk zu aller Zeit: Die schwierige Sache brachten sie vor Mose, und jede kleine Sache richteten sie selbst. 27 Und Mose ließ seinen Schwiegervater ziehen, und er zog hin in sein Land.
Während der Zeit, in der Mose seine Familie zu Besuch hat, fährt er mit seiner Arbeit fort. Das Volk, das ihn braucht, steht vor ihm. Er ist für jeden aus dem Volk erreichbar. Er ist der Diener aller. Aber es ist eine lange Reihe. Am folgenden Tag sieht Jethro Mose bei seiner Arbeit zu. Der Umfang dieser Arbeit bringt Jethro dazu, Mose einen Rat zu geben, der die Arbeit erleichtern soll. Er rät Mose, einfache Rechtssachen zu delegieren, während Mose selbst für die schweren Sachen zur Verfügung steht und das Volk vor Gott vertritt.
Diesen Rat nimmt Mose an. Er stellt Männer in einer Rangordnung als Häupter über das Volk an. Diese Männer stehen immer zur Verfügung, wenn sich ein Problem ergibt, zu dem ein Rechtsurteil gesprochen werden muss. Mose selbst bleiben die schwierigen Sachen vorbehalten.
Diese Geschichte ist prophetisch anwendbar auf die Regierung des Herrn Jesus im Friedensreich, wo Er andere in seine Regierung einbezieht. Nach dem Maß ihrer Treue bekommen Gläubige Gewalt über eine gewisse Anzahl Städte (Lk 19,16–19).
In der praktischen Anwendung stellt sich die Frage, ob Mose unbedingt auf den Rat seines Schwiegervaters eingehen musste. Laut Jethro war die Aufgabe für Mose zu schwer. Wenn Mose so weitermachte, würde er allmählich erschöpft und ausgebrannt sein. Aber hätte das nicht auch Gott selbst Mose klarmachen können? Jethro gehört nicht zu dem Volk. Er zieht auch nicht mit dem Volk weiter (Vers 27).
Obwohl Jethro in Vers 23 sagt, dass Mose nur auf seinen Rat eingehen sollte, „wenn Gott es dir gebietet“, so spricht doch der folgende Vers nur davon, dass Mose alles befolgt, was sein Schwiegervater ihm geraten hat. Über ein Gebot Gottes, so zu handeln, lesen wir nichts.
Aber es könnte doch sein, dass Gott Jethro gebraucht hat, um eine Ordnung in der Führung Israels einzuführen. Das würde sich auch an die prophetische Anwendung, die eben gemacht wurde, anschließen. Außerdem sagt Jethro auch, welche Männer Mose beistehen sollen:
1. Sie müssen tüchtig sein, Männer mit gesundem Verstand und einem festen Urteil.
2. Sie müssen gottesfürchtig sein, Männer, die aus Ehrfurcht vor Gott handeln, dem sie schließlich Verantwortung in ihrer Rechtsprechung schulden.
3. Sie müssen zuverlässig sein, Männer, die die Wahrheit sprechen.
4. Sie müssen ungerechten Gewinn hassen, also Männer sein, die man nicht bestechen kann, die kein Bestechungsgeld annehmen.
Die Beschreibung dieser Eigenschaften zeigt, dass Jethro sieht, welche Männer nur infrage kommen, die Mose helfen können. Er schlägt es Mose vor und rät ihm, darüber mit Gott zu überlegen und es nur zu tun, wenn Gott ihm den Auftrag dazu gibt. Wir können annehmen, dass Mose das auch getan hat. Es ist nicht unbedingt so, dass, weil nicht von einem Auftrag von Gott gesprochen wird, Gott nicht seine Zustimmung dazu gegeben hat. Mose ist ein Mann, der mit Gott in Gemeinschaft lebt.
Wir können die Eigenschaften, die Jethro genannt hat, ohne weiteres auf den Dienst der Hirten der Gemeinde anwenden (vgl. 1Pet 5,2.3). In einer breiteren Anwendung sehen wir, dass Gott selbst in der Gemeinde die Aufgaben und Gaben verteilt hat. Er hat alle Gläubigen als Glieder „gesetzt … an dem Leib, wie es ihm gefallen hat“ (1Kor 12,18). Das hat Er so gemacht, damit „die Glieder dieselbe Sorge füreinander“ haben (1Kor 12,25). Es ist wichtig, einander das auch zu sagen, damit dies nicht nur durch einzelne Personen geschieht.