1 - 2 Der HERR hat die Herzen verhärtet
1 Und der HERR sprach zu Mose: Geh zum Pharao hinein, denn ich habe sein Herz verstockt und das Herz seiner Knechte, um diese meine Zeichen in ihrer Mitte zu tun 2 und damit du vor den Ohren deiner Kinder und deiner Kindeskinder erzählst, was ich den Ägyptern angetan habe, und meine Zeichen, die ich unter ihnen getan habe; und ihr werdet wissen, dass ich der HERR bin.
Die 8. Plage ist ein besonderes Zeichen für die Israeliten. In Verbindung mit diesem Wunder sollen sie den kommenden Generationen erzählen, was Gott an Ägypten getan hat. Hierdurch sollen die Israeliten wissen, „dass ich der HERR bin“.
Es ist bemerkenswert, dass der Prophet Joel eine Heuschreckenplage beschreibt und darauf hinweist, dass dieses Ereignis den kommenden Generationen weitererzählt werden soll (Joel 1,3). Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr diese Plage eine prophetische Bedeutung hat. In Joel 2 stellt sich heraus, dass die Heuschrecken ein Hinweis auf das Heer der Assyrer sind. Sie werden das abtrünnige Israel überrumpeln und verwüsten, so wie Heuschrecken ein Land abfressen und verwüsten. Es ist eine von Gott gesandte Plage, gerade so wie in Ägypten.
In Offenbarung 9 werden die Heuschrecken mit dämonischen Mächten verglichen (Off 9,3). Diese Mächte manifestieren sich immer stärker in der Welt. Ein aktuelles Beispiel ist der unglaubliche Erfolg der Geschichte von „Harry Potter“ in Buch und Film. Durch solche und ähnliche Aktionen gegenwärtiger „Heuschrecken“ wird der letzte Rest göttlicher Wahrheit aus den Herzen geraubt und diese „wüst und kahl“ gemacht. So werden die Herzen der Menschen zu „Brutplätzen“ von allerlei Formen des Okkultismus, wo dann keine Spur „Grün“ mehr als Frucht von Gottes Werk zu finden ist.
Indem wir unsere Kinder über die Plagen, die diese Welt treffen, aufklären, machen wir ihnen Mut, von der Welt abgesondert allein für Gott zu leben. Wir müssen diese Geschichten unseren Kindern nicht nur als Tatsachenbericht weitergeben, sondern darauf hinweisen, dass Gott am Werk ist (Ps 78,3.4). Er lenkt alles so, dass sein Ziel erreicht wird.
3 - 6 Ankündigung der 8. Plage
3 Da gingen Mose und Aaron zum Pharao hinein und sprachen zu ihm: So spricht der HERR, der Gott der Hebräer: Bis wann weigerst du dich, dich vor mir zu demütigen? Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen! 4 Denn wenn du dich weigerst, mein Volk ziehen zu lassen, siehe, so will ich morgen Heuschrecken in dein Gebiet bringen; 5 und sie werden die Fläche des Landes bedecken, dass man das Land nicht wird sehen können; und sie werden das Übrige fressen, das entkommen, das euch übrig geblieben ist vom Hagel, und werden alle Bäume fressen, die euch auf dem Feld wachsen; 6 und sie werden deine Häuser füllen und die Häuser aller deiner Knechte und die Häuser aller Ägypter, wie es deine Väter und die Väter deiner Väter nicht gesehen haben, seit dem Tag, da sie auf der Erde gewesen sind, bis auf diesen Tag. Und er wandte sich um und ging vom Pharao hinaus.
Zum siebten Mal ergeht die Aufforderung an den Pharao: „Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen.“ Bei seiner Weigerung sollen Heuschrecken in bisher nicht gekannter Menge kommen. Eine einzelne Heuschrecke ist unwichtig, stellt nichts dar, macht gar keinen Eindruck und kann leicht zertreten werden. So fühlten sich zehn der zwölf israelitischen Kundschafter in ihrem Unglauben den Riesen Kanaans gegenüber (4Mo 13,33). Aber in großer Anzahl sind sie überwältigend und verwüstend (vgl. Ri 6,5; 7,12).
Nachdem er seine Botschaft überbracht hat, dreht Mose sich resolut um und geht vom Pharao weg. Er wartet nicht auf eine Antwort.
7 - 11 Neuer Kompromiss des Pharaos
7 Und die Knechte des Pharaos sprachen zu ihm: Bis wann soll uns dieser zum Fallstrick sein? Lass die Leute ziehen, damit sie dem HERRN, ihrem Gott, dienen! Erkennst du noch nicht, dass Ägypten zugrunde geht? 8 Und Mose und Aaron wurden wieder zum Pharao gebracht, und er sprach zu ihnen: Zieht hin, dient dem HERRN, eurem Gott! Welche alle sind es, die ziehen sollen? 9 Da sprach Mose: Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unserem Kleinvieh und mit unseren Rindern wollen wir ziehen; denn wir haben ein Fest des HERRN. 10 Und er sprach zu ihnen: Der HERR sei so mit euch, wie ich euch und eure kleinen Kinder ziehen lasse! Gebt Acht, denn ihr habt Böses vor! 11 Nicht so! Zieht doch hin, ihr Männer, und dient dem HERRN; denn das ist es, was ihr begehrt habt. Und man trieb sie vom Pharao hinaus.
Es scheint so, als ob der Pharao dazu überredet werden muss, die Plage doch noch abzuwenden, so verhärtet ist sein Herz. Er hört auf seine Knechte und lässt Mose und Aaron holen. Der Pharao will sie ziehen lassen – so scheint es zunächst. Aber er verbindet eine unannehmbare Bedingung damit. Diese Bedingung zeigt erneut, wie listig er ist.
Der Pharao wartet nicht auf eine Reaktion zu seinem Vorschlag. Er lässt Mose und Aaron wegjagen. Er weiß, dass Mose seinen Vorschlag verwerfen würde. Das Wegjagen zeigt erneut, dass bei dem Pharao kein Funke Aufrichtigkeit vorhanden ist. Das angekündigte Gericht wird dann auch mit Fug und Recht ausgeführt.
Diese dritte List des Pharaos hat mit dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern zu tun. Der Pharao will die Männer ziehen lassen, aber die Kinder als eine Art Geisel in Ägypten behalten. Wenn die Eltern das Fest in der Wüste gefeiert haben, werden sie wegen ihrer Kinder nach Ägypten zurückkehren. Außerdem will er einen Keil zwischen Eltern und Kinder treiben.
Das tut Satan auch heute noch. Er wird es zulassen, dass sich die Eltern mit den Dingen des Herrn und seinem Wort befassen, zu den Zusammenkünften gehen, wenn nur die Kinder nicht mitmachen. Aber Gott will, dass die Gläubigen Ihm gemeinsam mit ihren Kindern in der Wüste dienen. Wenn es Satan gelingt, die Kinder zurückzuhalten, besteht die Gefahr, dass auch die Eltern in die Welt zurückkehren und die weltlichen Dinge suchen.
Wenn Satan die Jugend in den Griff bekommt, geht das Zeugnis für Gott verloren. Wenn der Gottesdienst, wenn die Zusammenkünfte wirklich ein Fest sind, wie es Mose hier sagt, werden wir auch unsere Kinder unbedingt mit dorthin nehmen. Sie werden dann auch gerne dabei sein.
12 - 15 8. Plage: Heuschrecken
12 Und der HERR sprach zu Mose: Strecke deine Hand aus über das Land Ägypten wegen der Heuschrecken, dass sie über das Land Ägypten heraufkommen und alles Kraut des Landes fressen, alles, was der Hagel übrig gelassen hat. 13 Und Mose streckte seinen Stab aus über das Land Ägypten, und der HERR führte einen Ostwind ins Land jenen ganzen Tag und die ganze Nacht. Als es Morgen wurde, da trieb der Ostwind die Heuschrecken herbei. 14 Und die Heuschrecken kamen herauf über das ganze Land Ägypten und ließen sich im ganzen Gebiet Ägyptens nieder, in gewaltiger Menge; vor ihnen sind nicht derart Heuschrecken gewesen wie diese, und nach ihnen werden nicht derart sein. 15 Und sie bedeckten die Fläche des ganzen Landes, so dass das Land verfinstert wurde, und sie fraßen alles Kraut des Landes und alle Früchte der Bäume, die der Hagel übrig gelassen hatte; und es blieb nichts Grünes übrig an den Bäumen und am Kraut des Feldes im ganzen Land Ägypten.
Auf den Befehl des HERRN hin streckt Mose seine Hand über Ägypten aus. Nicht seine Hand, sondern der Stab Gottes, der in seiner Hand ist, lässt die Plage kommen. Durch einen Ostwind wird eine bisher nie gekannte Menge Heuschrecken über Ägypten gebracht. Es ist die Heeresmacht des HERRN (Joel 2,11). Alles, was durch die vorigen Gerichte noch nicht vernichtet war, wird jetzt abgefressen. In ganz Ägypten bleibt kein Grün mehr übrig.
16 - 20 Der Pharao bittet wieder um Fürbitte
16 Und der Pharao rief Mose und Aaron eilends und sprach: Ich habe gesündigt gegen den HERRN, euren Gott, und gegen euch! 17 Und nun vergib doch meine Sünde nur dieses Mal, und fleht zu dem HERRN, eurem Gott, dass er nur diesen Tod von mir wegnehme! 18 Da ging er vom Pharao hinaus und flehte zu dem HERRN. 19 Und der HERR wandte [den Ostwind in] einen sehr starken Westwind, der die Heuschrecken aufhob und sie ins Schilfmeer warf. Es blieb nicht eine Heuschrecke übrig im ganzen Gebiet Ägyptens. 20 Und der HERR verhärtete das Herz des Pharaos, und er ließ die Kinder Israel nicht ziehen.
Dieses Mal beeilt sich der Pharao, Mose und Aaron herbeizurufen. Wiederum kommt das Bekenntnis von seinen Lippen: „Ich habe gesündigt.“ Er bittet sogar um Vergebung. Er sieht, dass der Tod in sein Land hineingekommen ist. Aber die Zeit für seine Umkehr ist verstrichen. Pharaos Unverbesserlichkeit hat sich zur Genüge gezeigt. Er hat seine Zeit verstreichen lassen (Jer 46,17) und die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt (Lk 19,44).
Gott ist mit seinem Gericht der Verhärtung vollkommen gerecht. Und doch nimmt Er aufgrund von Moses Gebet die Plage weg. Alle Heuschrecken kommen im Schilfmeer um, in dem später auch der Pharao umkommen wird. Es bleibt keine Heuschrecke übrig. Was für ein Zeugnis von Gottes Macht!
21 - 23 9. Plage: Finsternis
21 Und der HERR sprach zu Mose: Strecke deine Hand aus zum Himmel, damit eine Finsternis über das Land Ägypten komme, dass man die Finsternis greifen könne. 22 Und Mose streckte seine Hand aus zum Himmel; da entstand im ganzen Land Ägypten eine dichte Finsternis drei Tage lang. 23 Sie sahen einer den anderen nicht, und keiner stand von seiner Stelle auf drei Tage lang; aber alle Kinder Israel hatten Licht in ihren Wohnungen.
Die Plage der Finsternis kommt ohne Ankündigung. Ebenso wie die anderen Plagen ist auch diese Plage eine Offenbarung der Macht Gottes gegenüber den Götzen von Ägypten. Hier wird der mächtigste Gott (Ra), die Sonne, die Quelle des Lichtes, der Wärme und des Lebens durch Gottes Macht völlig zur Seite gestellt. Die Finsternis ist so dicht, dass es unmöglich ist, einander zu sehen. Es ist noch nicht einmal möglich, sich von der Stelle zu bewegen. In einer solchen Finsternis fehlt jede Orientierung.
Diese Plage kommt ebenfalls vor in den Endgerichten über die Welt vor (Off 16,10). Sie trifft den Gottlosen (Hiob 18,5.6) und wird, wenn er in seiner Gottlosigkeit stirbt, nie ein Ende haben, denn er wird in Ewigkeit „in der äußersten Finsternis“ sein (Mt 8,12; 2Pet 2,17; Off 20,10).
Wir haben hier ein Bild von der Verfinsterung des Verstandes (Eph 4,18) und des Herzens (Röm 1,21) des Menschen ohne Gott. Ein Mensch ohne Gott tastet sich auf seinem Weg immer nur langsam voran. Er weiß nicht, woher er kommt und wohin er geht. Glücklicherweise kann das Licht noch in seinem Herzen scheinen durch den Lichtglanz des Evangeliums (2Kor 4,6). Wenn die Gläubigen aber entrückt sein werden, wird der Mensch dem Satan und seinen Dämonen, den Mächten der Finsternis, völlig ausgeliefert sein.
Nur an einem Ort ist auch heute noch Licht: Bei dem Volk Gottes. Das ist auch im Land Ägypten so: „Aber alle Kinder Israel hatten Licht in ihren Wohnungen“ (Vers 23b). Geistlich betrachtet ist Christus, das Passahlamm, dieses Licht. Während der drei Tage der Finsternis haben die Israeliten ein Lamm im Haus (2Mo 12,3). Das erinnert auch an Offenbarung 21, wo es von dem neuen Jerusalem heißt: „Ihre Lampe ist das Lamm“ (Off 21,23). Wie gut ist es, wenn in den Häusern der Kinder Gottes Christus, das wahre Passahlamm (1Kor 5,7b), im Mittelpunkt steht.
Der Herr Jesus ist „das Licht“ (Joh 8,12a). So kam Er in diese Welt. Wo normalerweise die Finsternis verschwindet, wenn Licht erscheint, wird durch das Kommen des wahren Lichts der Welt bewiesen, wie groß die Finsternis ist, denn das Licht wird verworfen! Aber für den Einzelnen gilt: „Wer an mich glaubt, bleibt nicht in der Finsternis“ (Joh 12,46). Für die Kinder Gottes gilt auch, dass sie Kinder des Lichts sind, und darum werden sie aufgefordert: „Wandelt als Kinder [des] Lichts“ (Eph 5,8).
24 - 29 Der letzte Kompromiss wird verworfen
24 Und der Pharao rief Mose und sprach: Zieht hin, dient dem HERRN; nur euer Kleinvieh und eure Rinder sollen zurückbleiben; auch eure kleinen Kinder mögen mit euch ziehen. 25 Und Mose sprach: Auch Schlachtopfer und Brandopfer musst du in unsere Hände geben, damit wir dem HERRN, unserem Gott, opfern. 26 So muss auch unser Vieh mit uns ziehen, nicht eine Klaue darf zurückbleiben; denn davon werden wir nehmen, um dem HERRN, unserem Gott, zu dienen; wir wissen ja nicht, womit wir dem HERRN dienen sollen, bis wir dorthin kommen. 27 Aber der HERR verhärtete das Herz des Pharaos, und er wollte sie nicht ziehen lassen. 28 Und der Pharao sprach zu ihm: Geh weg von mir; hüte dich, sieh mein Angesicht nicht wieder! Denn an dem Tag, da du mein Angesicht siehst, wirst du sterben. 29 Und Mose sprach: Du hast recht geredet, ich werde dein Angesicht nicht mehr wiedersehen.
Der Pharao lässt Mose wiederum zu sich kommen. Er hat noch einen Vorschlag: Alle dürfen ziehen, nur ihre Rinder und ihr Kleinvieh müssen sie zurücklassen. Aber Mose lässt sich auch dieses Mal nicht täuschen. Wie sollten sie Gott Opfer bringen, wenn sie kein Vieh mitnehmen können? Mose ist nicht im Geringsten zu einem Kompromiss bereit: Nicht mal eine Klaue des Viehs wird in Ägypten zurückbleiben.
Christus hat uns erlöst, und dadurch hat Er ein Recht auf uns und auf alles, was wir besitzen. Unser gesamter Besitz soll zu seinem Lob sein und Ihm zu Diensten stehen. Der Herr möchte darüber frei verfügen können. Wir sollen nichts davon in der Welt zurücklassen. Das ist nur möglich, wenn wir durch den Tod und die Auferstehung Christi wirklich in eine neue Welt gekommen sind, wenn uns bewusst wird, was der Dienst für Ihn alles beinhaltet.
Wenn nicht anders möglich, wird Satan uns wohl ziehen lassen, um Gott zu dienen. Aber was ist ein Gottesdienst wert, wenn in unserem Leben keine geistlichen Opfer von Lob und Dank gefunden werden und auch unser Besitz Ihm nicht geopfert wird (Heb 13,15.16)? Viele Christen glauben, dass der höchste Dienst für Gott in Nächstenliebe oder Predigen des Evangeliums besteht. Aber wenn keine geistlichen Opfer von Lob und Dank gebracht werden, hat Satan in seiner List gesiegt.
Wir lesen nicht, dass der Vater allerlei Formen christlicher Aktivitäten sucht, obwohl Er das würdigen und belohnen wird. Wir lesen vielmehr, dass Er Anbeter sucht, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4,23.24). Sein Herz sehnt sich über alles danach, dass unsere Herzen Ihm und seiner Gabe in Jesus Christus zugetan sind.
Der Pharao ist mit seinen Listen am Ende. Er bricht gegenüber Mose in Wut aus und will ihn nicht mehr sehen. Mose antwortet gelassen, dass er ihm nun nicht mehr unter die Augen treten wird. Als Pharao Mose und Aaron später doch noch einmal rufen lässt (2Mo 12,31), geschieht das in völlig anderen Umständen und Verhältnissen.