Einleitung
Es geht noch immer um ein Volk, das im Begriff steht, in das gelobte Land einzuziehen. Gott bereitet sein Volk darauf vor. Im Blick darauf hat Gott in den vorherigen Kapiteln über Opfer gesprochen, von denen Er erwartet, dass sein Volk Ihm diese bringen wird, besonders an den Festen. Es handelte sich um national verpflichtende Opfer.
Gott erwartet noch etwas von seinem Volk: ihre Hingabe zu Ihm. Das kommt in diesem Kapitel zur Sprache. Wir bringen Ihm Opfer – und wir bringen Ihm uns selbst dar. Das betrifft die persönliche Hingabe zu Ihm.
Niemand ist verpflichtet, ein Gelübde zu tun. Darum soll er bedenken, ob er ein Gelübde auch erfüllen kann – andernfalls sollte er nicht damit anfangen, es zu tun. Im Allgemeinen gilt diese Regelung: Wer dem HERRN ein Gelübde tut, ist verpflichtet, es zu erfüllen (Pred 5,3.4).
1 - 2 Mose spricht zu den Häuptern der Stämme
1 Und Mose sprach zu den Kindern Israel nach allem, was der HERR Mose geboten hatte. 2 Und Mose redete zu den Häuptern der Stämme der Kinder Israel und sprach: Dies ist es, was der HERR geboten hat:
Die Häupter der Stämme werden angesprochen, weil es sich um familiäre Angelegenheiten handelt. Sie sollen darauf achten, dass bei vorkommenden Gelegenheiten den Geboten des HERRN entsprechend gehandelt wird, sei es, dass die Familie oder die Ehe betroffen ist.
3 Gelübde eines Mannes
3 Wenn ein Mann dem HERRN ein Gelübde tut oder einen Eid schwört, eine Verpflichtung auf seine Seele zu nehmen, so soll er sein Wort nicht brechen: Nach allem, was aus seinem Mund hervorgegangen ist, soll er tun.
Es ist ein Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau gelobt, etwas für den HERRN zu tun oder zu unterlassen. Ein Mann ist immer verpflichtet, ein abgelegtes Gelübde zu erfüllen, es einzuhalten. Das Gelübde kann beinhalten, dem HERRN etwas von seinem Eigentum zu geben, etwas für Ihn zu heiligen oder zu fasten oder sich von etwas zu enthalten.
Der Mann ist ein Bild von Christus. Er hat getan „nach allem, was aus seinem Mund hervorgegangen ist“. Der Herr Jesus hat zu Gott gesagt: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9; Ps 40,7.8). Der Verpflichtung, die Er da auf sich genommen hat, ist Er vollkommen nachgekommen. Für den Herrn gab es keinen Weg zurück oder die Möglichkeit, von seinem Gelübde entbunden zu werden. Als Er den Vater bat, den Kelch von Ihm wegzunehmen, kam seine völlige Hingabe in den Worten zum Ausdruck: „Doch nicht was ich will, sondern was du [willst]“ (Mk 14,36).
4 - 6 Gelübde einer Frau in ihrer Jugend
4 Und wenn eine Frau dem HERRN ein Gelübde tut oder eine Verpflichtung auf sich nimmt im Haus ihres Vaters, in ihrer Jugend, 5 und ihr Vater hört ihr Gelübde oder ihre Verpflichtung, die sie auf ihre Seele genommen hat, und ihr Vater schweigt ihr gegenüber, so sollen alle ihre Gelübde bestehen, und jede Verpflichtung, die sie auf ihre Seele genommen hat, soll bestehen. 6 Wenn aber ihr Vater ihr gewehrt hat an dem Tag, als er es hörte, so sollen alle ihre Gelübde und alle ihre Verpflichtungen, die sie auf ihre Seele genommen hat, nicht bestehen; und der HERR wird ihr vergeben, weil ihr Vater ihr gewehrt hat.
In diesen Versen geht es um ein Gelübde einer unverheirateten Frau, die noch im Haus ihres Vaters wohnt. Wenn ihr Vater davon hört und schweigt, stimmt er durch sein Schweigen dem Gelübde zu: Es wird gültig. Wenn ihr Vater jedoch verbietet, dass sie ihrem Gelübde entspricht, sich also weigert, diesem zuzustimmen, ist das Gelübde nicht gültig. Sie hat etwas gelobt, wozu sie nicht in der Lage ist, es auch zu erfüllen.
Dann erstrahlt die Gnade des HERRN. Der HERR wird ihre übereilt ausgesprochenen Worte vergeben (Verse 9.13). Sie meinte, für Gott etwas Wohlgefälliges zu tun, war sich aber ihrer Unfähigkeit und ihrer untergeordneten Stellung nicht bewusst. Sie hätte vorher mit ihrem Vater beraten müssen. Wenn ihr Gelübde etwas Nachteiliges für die Familie enthält, wird ihr Vater das Gelübde verbieten. Alles, was sie geloben kann, geht ihren Vater an.
Ihren Gehorsam gegenüber ihrem Vater zeigt sie dadurch, dass sie von dem Gelübde absieht. Dieser Gehorsam gegenüber ihrem Vater wird von dem HERRN so hoch bewertet, dass Er ihr vergibt. Ihre guten Absichten entsprachen doch nicht dem Willen Gottes. Sie meinte, Gott einen Dienst zu tun, aber sie hatte nicht daran gedacht, welche unguten Folgen ihr Gelübde für die Familie hatte.
Im Allgemeinen gilt für eine Frau, die ein Gelübde tut, dass dessen Gültigkeit von dem abhängig ist, was ihr Mann, dem sie untersteht, damit tut. Gott gibt jedem Menschen eine Verantwortung, die in Übereinstimmung mit der Stellung ist, die der Betreffende einnimmt. Gott erwartet von dem Mann, der das Haupt der Frau ist (1Kor 11,3), dass dieser seine Verantwortung kennt.
Das Verhältnis einer Frau zu dem Mann kann auch das von einem Vater zu seiner Tochter sein (Verse 4–6) und das eines Mannes zu seinem Ehepartner (Verse 7–9.11–16). Die Frau ist ein Bild von Israel. Der HERR stand in Verbindung zu Israel wie ein Vater (Jer 31,9b) und auch wie ein Mann zu seiner Frau (Jer 31,32b; 2,2).
Israel hat Gott auch Gelübde getan. Das Volk hat dreimal ausgesprochen: „Alles was der HERR geredet hat, wollen wir tun“ (2Mo 19,8; 24,3.7) Und Gott hat geschwiegen. Er hat die Gelübde nicht abgelehnt, sondern sie im Gegenteil bestätigt, indem Er dem Volk das Gesetz gab. Israel ist noch immer verantwortlich für die Gelübde, mit denen es sich an Gott gebunden hat. Gott hat sie in seiner Regierung nicht für ungültig erklärt, damit das Volk erkennen lernen sollte, was in seinem Herzen war.
7 - 9 Gelübde einer verlobten Frau
7 Und wenn sie etwa [die Ehefrau] eines Mannes wird, und ihre Gelübde sind auf ihr, oder ein unbesonnener Ausspruch ihrer Lippen, wozu sie ihre Seele verpflichtet hat, 8 und ihr Mann hört es und schweigt ihr gegenüber an dem Tag, an dem er es hört, so sollen ihre Gelübde bestehen, und ihre Verpflichtungen, die sie auf ihre Seele genommen hat, sollen bestehen. 9 Wenn aber ihr Mann an dem Tag, da er es hört, ihr wehrt, so hebt er ihr Gelübde auf, das auf ihr ist, und den unbesonnenen Ausspruch ihrer Lippen, wozu sie ihre Seele verpflichtet hat; und der HERR wird ihr vergeben.
In diesen Versen geht es wahrscheinlich um eine verlobte Frau, die ein Gelübde getan hatte, bevor sie mit ihrem Mann verbunden war, und dieses Gelübde jetzt in ihren Ehestand mitnimmt. Ihr Mann hat jetzt auf die Weise über ihr Gelübde zu entscheiden, wie es vordem ihrem Vater zustand. Wenn er nicht sofort entscheidet, dass das Gelübde ungültig ist, muss sie es erfüllen. Er darf später nicht darauf zurückkommen.
Auch diese Situation spricht von Israel und dem Verhältnis, in dem das Volk zu dem HERRN steht. Israel hat in seinem Brautstand (Jer 2,2) ein Treuegelübde vor Gottes Angesicht abgelegt.
10 Gelübde einer Witwe oder einer verstoßenen Frau
10 – Aber das Gelübde einer Witwe und einer Verstoßenen: Alles, wozu sie ihre Seele verpflichtet hat, soll für sie bestehen.
Israel wird auch vorgestellt als eine Witwe und eine verstoßene Frau. Es handelt sich um ein Bild von Frauen, die sich selbst überlassen sind, der Hilfe ihres Mannes beraubt. Auch diese Aspekte sind bei dem Volk Israel erkennbar. Aber Gott wird sie nicht im Stich lassen. Er wird sich über sein Volk erbarmen, weil seine Verheißungen unbereubar sind (Röm 11,29). Der Herr Jesus ist für ewig Knecht geworden und gekommen, um den Willen Gottes zu tun. Er bezahlte das Gelübde. Er vollbrachte das, was das Volk nicht erfüllen konnte.
11 - 16 Gelübde einer verheirateten Frau
11 Und wenn eine Frau im Haus ihres Mannes ein Gelübde getan hat oder durch einen Eid eine Verpflichtung auf ihre Seele genommen hat, 12 und ihr Mann hat es gehört und ihr gegenüber geschwiegen, er hat ihr nicht gewehrt, so sollen alle ihre Gelübde bestehen, und jede Verpflichtung, die sie auf ihre Seele genommen hat, soll bestehen. 13 Wenn aber ihr Mann dieselben irgend aufgehoben hat an dem Tag, als er sie hörte, so soll alles, was über ihre Lippen gegangen ist an Gelübden und an Verpflichtungen ihrer Seele, nicht bestehen; ihr Mann hat dieselben aufgehoben, und der HERR wird ihr vergeben. 14 Jedes Gelübde und jeder Eid der Verpflichtung, um die Seele zu kasteien – ihr Mann kann es bestätigen, und ihr Mann kann es aufheben. 15 Und wenn ihr Mann von Tag zu Tag ihr gegenüber ganz und gar schweigt, so bestätigt er alle ihre Gelübde oder alle ihre Verpflichtungen, die auf ihr sind; er hat sie bestätigt, denn er hat ihr gegenüber geschwiegen an dem Tag, da er sie hörte. 16 Wenn er sie aber irgend aufhebt, nachdem er sie gehört hat, so wird er ihre Ungerechtigkeit tragen.
Das Ungültigmachen eines Gelübdes konnte nur geschehen, wenn die Erfüllung von dem Mann übernommen wurde. Das ist es, was der Herr Jesus getan hat. Er hat die Ungerechtigkeiten seines Volkes (des Überrestes) getragen, um sein Volk von dem Gelübde zu befreien (Kol 2,14).
Wir sind jetzt Gottes Volk, das die Segnungen des Landes in Besitz nehmen darf. Aber dann erwartet Gott auch von uns, dass wir uns Ihm hingeben. Gelübde sind hier nicht angebracht. Wir sind Kinder Gottes, und als Gemeinde sind wir die Braut des Herrn Jesus. Wir können uns von dem, was Gottes Wille ist, durch das Wort Gottes und durch den Geist, der in uns wohnt, überzeugen. Wir leben nicht aufgrund von Gelübden, sondern indem wir Gottes Willen kennen. Für uns gilt das Wort des Herrn Jesus in Matthäus 5 (Mt 5,33–37).
17 Zusammenfassung
17 Das sind die Satzungen, die der HERR Mose geboten hat, zwischen einem Mann und seiner Frau, zwischen einem Vater und seiner Tochter in ihrer Jugend, im Haus ihres Vaters.
Dies ist eine Verstärkung des Vorausgehenden. Das Ganze, was in diesem Abschnitt über Gelübde gesagt wird, wird eröffnet (Vers 2) und abgeschlossen mit der nachdrücklichen Bemerkung, dass es ein Gebot des HERRN ist.