1 - 3 Kampf gegen die Kanaaniter
1 Und der Kanaaniter, der König von Arad, der im Süden wohnte, hörte, dass Israel den Weg nach Atarim kam, und er kämpfte gegen Israel und führte Gefangene von ihm weg. 2 Da tat Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du dieses Volk gewiss in meine Hand gibst, so werde ich seine Städte verbannen. 3 Und der HERR hörte auf die Stimme Israels und gab die Kanaaniter [in seine Hand]; und es verbannte sie und ihre Städte.
Noch bevor das Volk in das Land einzieht, melden sich Feinde, um das zu verhindern. Der Kanaaniter greift sie an und scheint Israel zu überraschen. Sie nehmen einige Israeliten gefangen. Auch wir werden erfahren, dass, wenn wir in „unser Land“ eingehen wollen, was bedeutet, wenn wir uns mit unseren himmlischen Segnungen beschäftigen wollen, der Feind mit allen möglichen Mitteln versuchen wird, das zu verhindern. Wir werden auf der Hut sein müssen, dass der Feind nicht unversehens etwas von unserer Kraft zunichtemacht.
Das Volk erbittet eine Verheißung von Gott. Gott macht ihnen wegen dieses Unglaubens keine Vorwürfe, sondern hilft und gibt ihnen einen großen Sieg. Horma bedeutet „Bann“, „Vernichtung“. Das beinhaltet, dass sie die Beute ganz dem HERRN weihen und Ihm damit die Ehre für den Sieg geben. Aber auf große Siege folgen oft große Niederlagen, wie es die folgende Geschichte zeigt.
4 - 9 Die kupferne Schlange
4 Und man gab dem Ort den Namen Horma. Und sie brachen auf vom Berg Hor, den Weg zum Schilfmeer, um das Land Edom zu umgehen. Und die Seele des Volkes wurde ungeduldig auf dem Weg; 5 und das Volk redete gegen Gott und gegen Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt, dass wir in der Wüste sterben? Denn da ist kein Brot und kein Wasser, und unsere Seele ekelt sich vor dieser elenden Speise. 6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk, und sie bissen das Volk; und es starb viel Volk aus Israel. 7 Da kam das Volk zu Mose, und sie sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir gegen den HERRN und gegen dich geredet haben; flehe zum HERRN, dass er die Schlangen von uns wegnehme. Und Mose flehte für das Volk. 8 Und der HERR sprach zu Mose: Mache dir eine feurige [Schlange] und tu sie auf eine Stange; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben. 9 Und Mose machte eine Schlange aus Kupfer und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemand gebissen hatte, und er schaute auf zu der Schlange aus Kupfer, so blieb er am Leben.
Sie mussten jetzt wieder in Richtung Schilfmeer ziehen. Am Ende der Wüstenreise ist es nützlich, noch einmal zu schauen und es uns ins Bewusstsein zu rufen, dass das der Ort ist, wo wir aus der Macht des Feindes erlöst wurden. Das Bild des Kreuzes muss wieder lebendig vor unsere Blicke kommen. Wenn wir das nicht wertschätzen, gibt es Murren. Das Volk wird ungeduldig wegen des Umwegs, den sie machen müssen. Wiederum gibt es Murren, weil sie kein Wasser und kein Brot haben. Wie konnten sie so etwas sagen! Sie hatten es wohl, aber sie waren dessen überdrüssig. Es schmeckte ihnen nicht mehr.
Wenn das Volk das Brot des Lebens verschmäht, kommen die Schlangen und damit der Tod. Während des ganzen Weges durch die Wüste waren sie von feurigen Schlangen umgeben gewesen (5Mo 8,14.15), aber der HERR hatte sie immer bewahrt. Aber ihre Verachtung für das Himmelsbrot machte es nötig, ihnen (und uns!) eine eindringliche Lektion zu erteilen.
Durch die Plage mit den Schlangen kam das Volk zur Besinnung. Durch die Schlangen musste das Volk entdecken, dass die Sünde noch in ihnen wohnte. Es betrifft hier das Volk Gottes, das lernen muss, welche Auswirkungen der giftige Biss der feurigen Schlangen hat. Dann hören wir das Volk sagen: „Wir haben gesündigt.“ Sie bekennen Schuld.
Sie wenden sich an Mose als Fürsprecher. Sie sagen ihm auch, was er beten soll. Damit machen sie deutlich, was nach ihrer Meinung das Beste für ihre Wiederherstellung ist. Aber Gott hat immer bei der Erhörung von Gebeten die Herrlichkeit des Herrn Jesus vor Augen. Darum nimmt er die Schlangen nicht weg, wie es das Volk gedacht hatte. Vergleichen wir das auch mit Naaman, der ebenso seine Ansicht hatte, wie er vom Aussatz gereinigt werden könnte (2Kön 5,11).
Der HERR gab einen Ausweg, aber auf eine Art, bei der die Rettung mit dem Glauben des Volkes verbunden wird. Ein einziger Blick auf die erhöhte kupferne Schlange genügt, um gerettet zu werden. Dieser „Blick“ auf die kupferne Schlange bedeutet „sich intensiv anschauen“. Der Herr Jesus erklärt in seiner Unterredung mit Nikodemus die geistliche Bedeutung dieses Geschehens (Joh 3,14.15; Röm 8,3; 2Kor 5,21; 1Pet 2,24; Kol 2,14.15).
Gott heilte das Volk nicht, indem Er die Schlangen wegnahm, sondern indem Er ihnen etwas dazugab. Mose musste das nehmen, womit das Volk geplagt wurde. So musste auch der Herr Jesus in unsere Umstände hineinkommen. Er konnte uns nicht erlösen, indem Er ein Machtwort sprach oder indem Er den Teufel richtete. Dann würden wir in unseren Sünden geblieben sein. Nur dadurch, dass der Herr Jesus für uns am Kreuz zur Sünde gemacht wurde, konnten wir aus der Macht des Feindes befreit werden (Joh 3,14.15).
Der Sohn des Menschen musste erhöht werden, nicht um Sünden zu vergeben, obwohl das darin eingeschlossen ist. Er musste erhöht werden, um allen ewiges Leben zu geben, die an Ihn glauben würden. Die Erhöhung auf das Kreuz eröffnete die reichsten, himmlischen, ewigen Segnungen für einen jeden, der glaubt. Die kupferne Schlange spricht von ewigem Leben, nicht nur von Bewahrung vor dem Schlangenbiss, nicht nur, um nicht sterben zu müssen. Am Ende der Wüstenreise werden wir durch diese Geschichte daran erinnert.
Das ewige Leben ist das Erkennen des Vaters und des Sohnes (Joh 17,3). Es ist das Erkennen des Herrn Jesus, denn Er ist „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20). Was das ewige Leben beinhaltet, wissen wir noch nicht am Anfang unserer Reise durch die Wüste, wenn wir soeben bekehrt sind. Das lernen wir nach und nach durch die Lektionen der Wüste, indem wir stets mehr von uns selbst absehen. Das ewige Leben bedeutet viel mehr als nur die Vergebung der Sünden und das Befreitsein von der Hölle.
Die kupferne Schlange haben die Israeliten nach Kanaan mitgenommen. Dort wurde daraus ein götzendienerischer Gegenstand, der durch Hiskia vernichtet wurde (2Kön 18,4). So kann auch das Kreuz seiner wahren Bedeutung beraubt werden und zu einem Maskottchen gemacht werden. Ein Kreuz kann als Zierstück getragen werden und es kann ihm eine beschützende Wirkung zuerkannt werden.
10 - 20 Zu den Ebenen Moab
10 Und die Kinder Israel brachen auf und lagerten in Obot.
11 Und sie brachen von Obot auf und lagerten in Ijje-Abarim, in der Wüste, die vor Moab gegen Sonnenaufgang ist.
12 Von dort brachen sie auf und lagerten am Bach Sered.
13 Von dort brachen sie auf und lagerten jenseits des Arnon, der in der Wüste ist, der aus dem Gebiet der Amoriter hervorgeht. Denn der Arnon ist die Grenze von Moab, zwischen Moab und den Amoritern.
14 Darum heißt es im Buch der Kämpfe des HERRN:
Waheb in Sufa und die Bäche des Arnon;
15 und die Ergießung der Bäche, die sich erstreckt zum Wohnsitz Ars und sich lehnt an die Grenze von Moab.
16 Und von dort [zogen sie] nach Beer; das ist der Brunnen, von dem der HERR zu Mose sprach: Versammle das Volk, und ich will ihnen Wasser geben.
17 Damals sang Israel dieses Lied:
Herauf, Brunnen! Singt ihm zu!
18 Brunnen, den Fürsten gegraben, den die Edlen des Volkes mit dem Gesetzgeber gehöhlt haben, mit ihren Stäben!
Und aus der Wüste [zogen sie] nach Mattana;
19 und von Mattana nach Nachaliel, und von Nachaliel nach Bamot;
20 und von Bamot zum Tal, das im Gebiet von Moab ist, zum Gipfel des Pisga, der emporragt über die Fläche der Wildnis.
Der weitere Weg des Volkes durch die verschiedenen Orte bis hin in die Ebenen Moabs ist ein Bild des geistlichen Fortschritts, der uns Christen kennzeichnen sollte. Sie kommen zuerst nach Obot, was „Höhlen“ bedeutet. Dann ziehen sie weiter nach Ijje-Abarim („Durchgänge“). Dieser Ort steht einerseits in Verbindung mit einem Trümmerhaufen, der Wüste vor Moab, und andererseits mit dem Osten, dem Sonnenaufgang. Das gibt uns ein deutliches Bild unseres Weges durch diese Welt, wo wir einerseits Trümmerhaufen in jeder Form des Zusammenlebens sehen, verursacht durch die Sünde, den Tod und das Fleisch; andererseits dürfen wir nach dem Kommen des Herrn Jesus als der im Osten aufgehenden „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20) ausschauen.
Der nächste Ort ist Sered („Weide“). Hier werden wir erinnert an Kummer, der auch in unserem Leben vorkommt. Von dort kommen wir nach Arnon, was möglicherweise „immerwährender Strom“ bedeutet. Das zeigt uns, dass es neben Kummer auch Trost gibt. Außerdem bildet der Arnon die Grenze zwischen Moab und den Amoritern. Wir leben in einem Gebiet, wo wir von Feinden umgeben sind. Wie wir uns da wehren – das Volk bleibt in den Gefilden Moabs und die Amoriter müssen geschlagen werden –, ist aufgezeichnet im „Buch der Kämpfe des HERRN“.
Alles was Gott uns geben will, können wir nur durch Kampf in Besitz nehmen. Gott nimmt davon Kenntnis und notiert es in einem Buch. Aus dem Namen des Buches ist zu erkennen, dass Er unseren Kampf als den seinen betrachtet. Er nimmt das Land in Besitz mittels seines Volkes. Es ist sein Erbteil, das Er in seinen Heiligen in Besitz nimmt (Eph 1,18c). Er bestimmt die Grenzen davon.
Nach dem Arnon kommt das Volk nach Beer, was „Brunnen“ bedeutet. Gott gibt uns nicht nur Wasser, um den Durst zu löschen, sondern Er will uns im Überfluss erquicken. Über den Brunnen wird Verschiedenes gesagt. Zuerst heißt es, dass das Volk dort versammelt wird auf Befehl des HERRN. Von dem Wasser aus dem Brunnen genießen, ein Bild des Wortes Gottes, das unter der Leitung des Heiligen Geistes gesprochen wird, ist etwas, was besonders in den Zusammenkünften der Gemeinde geschieht. Gerade solche Zusammenkünfte sind Gelegenheiten, um persönlich erquickt zu werden.
Das zweite, das gesagt wird, ist, dass es Wasser ist, das Er gibt. Wenn wir davon trinken, wird uns das in den Genuss des ewigen Lebens bringen (Joh 4,14). Durch das Wort werden wir immer mehr von dem Brunnen selbst entdecken. Das Ergebnis (der dritte Aspekt) ist, dass wir zur Anbetung kommen und singen werden, singen zur Ehre dessen, von dem alles kommt (Röm 11,36). Sie singen hier zum zweiten Mal in der Wüste nach dem Auszug aus Ägypten. Während der Reise wurde nicht gesungen, nur geklagt. Wohl ist noch einmal gesungen worden, aber das war kein Lied zur Ehre Gottes (2Mo 32,18).
Der vierte Aspekt hat mit der Art zu tun, wie das Wasser hervorkommt. Das Wasser floss im Namen Gottes aus freier Gnade aus dem Felsen hervor. Das Wasser aus dem Brunnen kam als Folge der Anstrengung der Fürsten des Volkes hervor. Das herrliche Ergebnis zeigt die Wichtigkeit der Anwesenheit der Fürsten, die graben. Die Fürsten des Volkes sind solche, die sich der Stellung bewusst sind, die Gott ihnen gegeben hat, und die auch dieser entsprechend leben. Sie beschäftigen sich mit dem Wort Gottes, sie graben darin.
Es ist wünschenswert, dass es mehr Brüder gäbe, die sich mit dem Wort Gottes beschäftigen und darin graben. Es ist auch zu wünschen, dass sie das dann in den Zusammenkünften der Gemeinde weitergeben. Wie herrlich würde das sein, wenn jede Wortverkündigung einen solchen „Wechselgesang“ als Folge haben würde.
Die „Edlen des Volkes“ bohren den Brunnen „mit dem Gesetzgeber, mit ihren Stäben“. Das ist keine schwere Arbeit. In geistlicher Sicht sind Fürsten oder Edle solche Gläubige, die sich dem Wort Gottes unterwerfen. Von dieser Unterwerfung spricht der Gesetzgeber, was auch mit Zepter, Herrscherstab, übersetzt werden kann. Bei Ersterem können wir daran denken, dass das Bohren auf Anweisung von Mose geschah, einem Bild von Christus. Beide Ausdrücke sprechen von Autorität, und die beruht auf Gott und seinem Wort. Wenn wir die Autorität des Wortes Gottes anerkennen und nur so handeln, wie Gott es darin vorgibt, werden wir über die Maßen erquickt werden.
Wenn sie in Beer angekommen sind, wird nicht mehr über Mangel an Wasser geklagt. Da bricht Jubel aus (Jes 12,3). Gott wird wegen seines Überflusses an Erquickung und Segen verherrlicht. Auch sind die Führer des Volkes damit beschäftigt, dem Volk zu dienen. Da erkennt das Volk, dass sie einen Brunnen zur Verfügung haben, aus dem sie unbegrenzt trinken können.
Von Beer ziehen sie nach Mattana („Gabe“) und weiter nach Nachaliel („das Erbteil Gottes“) und nach Bamot („Höhen“) und zum Schluss kommen sie in den Ebenen Moabs an, bei dem Gipfel des Pisga („Übersicht“).
21 - 30 Kampf gegen Sihon
21 Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, und ließ [ihm] sagen:
22 Lass mich durch dein Land ziehen! Wir wollen nicht in die Felder und in die Weinberge abbiegen, wir wollen kein Wasser aus den Brunnen trinken; auf der Straße des Königs wollen wir ziehen, bis wir durch dein Gebiet gezogen sind.
23 Aber Sihon gestattete Israel nicht, durch sein Gebiet zu ziehen; und Sihon versammelte sein ganzes Volk und zog aus, Israel entgegen in die Wüste, und kam nach Jahaz und kämpfte gegen Israel.
24 Und Israel schlug ihn mit der Schärfe des Schwertes und nahm sein Land in Besitz, vom Arnon bis an den Jabbok, bis zu den Kindern Ammon; denn die Grenze der Kinder Ammon war fest.
25 Und Israel nahm alle diese Städte, und Israel wohnte in allen Städten der Amoriter, in Hesbon und in allen seinen Tochterstädten.
26 Denn Hesbon war die Stadt Sihons, des Königs der Amoriter; und dieser hatte gegen den früheren König von Moab gekämpft und hatte sein ganzes Land bis an den Arnon aus seiner Hand genommen.
27 Daher sagen die Dichter:
Kommt nach Hesbon; aufgebaut und befestigt werde die Stadt Sihons!
28 Denn Feuer ging aus von Hesbon, eine Flamme von der Stadt Sihons; es fraß Ar-Moab, die Herren der Höhen des Arnon.
29 Wehe dir, Moab; du bist verloren, Volk des Kamos! Er hat seine Söhne zu Flüchtlingen gemacht und seine Töchter in die Gefangenschaft Sihons geführt, des Königs der Amoriter.
30 Da haben wir auf sie geschossen; Hesbon ist verloren bis Dibon; da haben wir verwüstet bis Nophach – Feuer bis Medeba!
Hier beginnt der dritte Teil des 4. Buches Mose. Teil 1 ist 4. Mose 1–10,10, die Vorbereitung der Reise; Teil 2 ist 4. Mose 10,11–21,20, die Reise selbst. Der dritte Teil, der Rest des Buches, spielt sich in den Ebenen Moabs ab. Die geistliche Bedeutung der Reise besteht darin, dass wir auf unserem Weg durch die Welt uns selbst kennenlernen, aber wir lernen auch die Treue Gottes durch den Hohenpriester kennen, der für uns der Herr Jesus ist. Er will, dass wir zu wandeln lernen in der Kraft des Heiligen Geistes und nicht mehr nach dem Fleisch.
Die geistliche Bedeutung der Ebene Moabs: Das Besondere an den Ebenen Moabs ist, dass sich das Volk nicht mehr in der Wüste befindet, aber auch noch nicht im Land ist. Das bedeutet, dass der Jordan noch nicht überquert ist. Geistlich betrachtet werden wir noch nicht in dem Brief an die Epheser gesehen, wo wir mit jeder geistlichen Segnung gesegnet sind in den himmlischen Örtern. Das bedeutet für uns das Land. Aber dort sind wir noch nicht. Aber wir sind auch nicht mehr in der Wüste. Geistlich gesehen haben wir begriffen, was uns der Brief an die Römer lehrt. Es gibt „keine Verdammnis für die, [die] in Christus Jesus sind“. Wir wandeln nicht mehr nach dem Fleisch, „sondern nach [dem] Geist“ (Röm 8,1–4).
Die Ebenen Moabs geben ein Bild von einem Christen, wie wir ihn im Brief an die Philipper finden. Der Christ befindet sich noch auf der Erde (sozusagen noch nicht durch den Jordan gegangen), aber sein ganzes Herz streckt sich aus nach dem Himmel, wohin er jagt. Das lernen wir in dem Rest des vierten Buches Mose und im ganzen fünften Buch Mose. Das Herz des Volkes wird nur auf das Land ausgerichtet, in das sie in Kürze einziehen sollen, sodass es sich danach sehnt, hineinzukommen.
Das Erste, was wir in den Ebenen Moabs finden, ist Kampf. Die ersten Feinde sind Sihon und Og. Es handelt sich also nicht um Kampf im Land. Es gibt verschiedene Arten von Kampf:
1. In der Wüste ist es ein Verteidigungskampf, dem sie nicht entkommen können. Es ist ein Kampf, den das Volk kämpfen soll, aber den der HERR übernimmt (2Mo 17,8.16b).
2. Im Land dient der Kampf zur Eroberung des Landes.
3. In der Ebene Moabs geht es um einen Kampf, den sie nicht suchen und den sie versuchen zu vermeiden, aber dem sie auch nicht ausweichen können. Und danach nehmen sie auch die Städte der Amoriter in Besitz, etwas, was beim Kampf in der Wüste nicht der Fall gewesen ist.
Die Städte jenseits des Jordan werden in Besitz genommen. Das war nicht das eigentliche Land, das an der anderen Seite des Jordan liegt. Später werden in diesem Gebiet zweieinhalb Stämme ihr Erbteil erhalten. Sie begehrten keinen Teil im Land selbst. Mose macht ihnen später deshalb einen Vorwurf. So wie das Land Kanaan von den himmlischen Örtern und den geistlichen Segnungen darin spricht, so spricht das Gebiet jenseits des Jordan, den Ebenen Moabs, von irdischen Segnungen.
Die Segnungen für den Christen sind die geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern und nicht irdische Segnungen. Aber um die geistlichen Segnungen wirklich genießen zu können, werden wir zuerst die irdischen erobern müssen. Das bedeutet einerseits, dass wir die irdischen Segnungen dankbar aus Gottes Hand annehmen dürfen. Es bedeutet aber andererseits auch, dass wir darüber herrschen und uns nicht von den irdischen Segnungen beherrschen lassen. Erst wenn wir den irdischen Segnungen den richtigen Platz geben, können wir uns mit den himmlischen beschäftigen.
Viele Christen, eigentlich die Christenheit als Ganzes, sind wie die zweieinhalb Stämme. Sie sind mit den irdischen Segnungen so zufrieden, dass sie die geistlichen Segnungen einfach stehen lassen, sich nicht darum bemühen. Sie richten sich auf der Erde ein, als ob es ihr eigentliches Zuhause wäre. Dadurch ergeben sich auch politische Bemühungen, um sich einen langen und angenehmen Aufenthalt auf der Erde zu sichern. Aber das sind nicht Gottes Absichten mit den irdischen Segnungen. Wenn diese das Einzige wären, würden wir uns nicht von den vielen Ungläubigen unterscheiden, die diese Segnungen auch haben (möchten), ohne dafür überhaupt Gott zu danken oder Ihn dabei einzubeziehen. Gott sieht es gern, wenn wir, die Christen, uns nach dem wirklichen Erbteil ausstrecken, den geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, dem ewigen Leben in Christus.
Sihon und Og sind Ungläubige. Sie stellen Menschen dar, die Segnungen in der Kraft des Fleisches besitzen. Bei ihnen gibt es gar keine Dankbarkeit gegen Gott. Das Kennzeichnende bei Sihon ist seine Ehre, sein Ruhm. Er hatte das Land der Amoriter nicht zur Ehre Gottes erobert, sondern zu seiner eigenen Ehre. Das kommt in dem Lied der Dichter, wovon Mose hier spricht, zum Ausdruck. Og benutzt das Land zu seinem eignen Genuss. Das kommt in dem einzigen Kennzeichen zum Ausdruck, das von ihm berichtet wird, einem riesigen Bett (5Mo 3,11)
In Sihon und Og sehen wir die Gefahren, welche die irdischen Segnungen für uns enthalten. Wenn wir das Fleisch nicht auf seinem Platz im Tod halten und durch den Geist wandeln, werden wir unsere eigentlichen geistlichen Segnungen vergessen und auf die Suche nach eigener Ehre und Genuss gehen, die mit den irdischen Segnungen verbunden sind.
Nach dieser Abschweifung über die geistliche Bedeutung kehren wir wieder zurück zum Text. Israel hatte sich in Beer erquickt und erfreut. Ein Volk, das froh im HERRN ist, ist auch stark (Neh 8,10b). Durch die Freude am Brunnen kann mit Erfolg gegen den Feind gekämpft werden. Aber zuerst senden sie Boten an Sihon, gerade so wie bei Edom (4Mo 20,14). Sihon reagiert genauso wie Edom. Aber Israel bekommt jetzt, anders als bei Edom, den Befehl, gegen den Feind zu kämpfen und sein Land einzunehmen. Schon in 1. Mose 15 hatte Gott das Gericht über die Amoriter vorhergesagt (1Mo 15,16). Aber es sollte erst ausgeführt werden, wenn ihre Ungerechtigkeit voll sein würde. Der Augenblick war jetzt gekommen.
In den Versen 27–30 werden Dichter zitiert um zu beweisen, dass das Gebiet zuerst den Ammonitern gehört hatte und durch die Amoriter erobert worden war. Einige sagen, dass die Dichter aus Israel waren, andere meinen, dass sie zu den Amoritern gehörten. Auf jeden Fall ist es ein Siegeslied. Im ersten Fall werden die Ammoniter und im zweiten Fall die Amoriter herausgefordert, ihre eroberte und durch Feuer verwüstete Hauptstadt wieder aufzubauen. Das Lied besingt einen völligen Sieg.
Über Moab wird das „Wehe“ ausgerufen. Kamos, der Hauptgott sowohl der Ammoniter (Jer 48,7) als auch der Amoriter (Ri 11,24), ist ein wertloser Gott, der sich als unfähig erwiesen hat, das Volk zu schützen, das ihn für einen Gott gehalten hat. Die Ammoniter wurden durch die Amoriter überwunden, und die Amoriter sind von Israel vertilgt worden.
Wenn das Gebiet, wo Sihon herrschte, noch den Ammonitern gehört hätte, hätte Israel es nicht einnehmen dürfen. Jetzt durften sie es und durften dort wohnen. Jephta kannte diese historischen Tatsachen gut. Er konnte hiermit die Forderung des Königs der Ammoniter widerlegen (Ri 11,13–23).
31 - 35 Kampf gegen Og
31 Und Israel wohnte im Land der Amoriter. 32 Und Mose sandte [Männer] aus, um Jaser auszukundschaften; und sie nahmen seine Tochterstädte ein, und man vertrieb die Amoriter, die dort waren. 33 Und sie wandten sich und zogen den Weg nach Basan hinauf; und Og, der König von Basan, zog aus, ihnen entgegen, er und sein ganzes Volk, zum Kampf nach Edrei. 34 Und der HERR sprach zu Mose: Fürchte ihn nicht! Denn in deine Hand habe ich ihn gegeben und sein ganzes Volk und sein Land; und tu ihm, so wie du Sihon, dem König der Amoriter, getan hast, der in Hesbon wohnte. 35 Und sie schlugen ihn und seine Söhne und sein ganzes Volk, bis ihm kein Entronnener übrig blieb; und sie nahmen sein Land in Besitz.
Zu Og, der über die nördliche Hälfte von Gilead und über Basan regierte, werden keine Boten gesandt. Og ließ sich nicht durch das, was mit Sihon geschehen war, warnen. Er ergriff die Initiative und griff Israel an. Aber der HERR versprach Israel den Sieg. Mit dieser Zusage ging das Volk in den Kampf und besiegte Og vollständig. Auch sein Land nahm es in Besitz.
Die Überwindung von Sihon und Og wird später mehrfach in der Bibel erwähnt (Neh 9,22; Ps 135,10.11; 136,18–20).