Einleitung
Die Posaune kündigt das bevorstehende Gericht über ein Volk an, das mit den Lippen bekennt, Gott zu kennen, aber in seinem Handeln und Tun dem nicht Rechnung trägt. Sie haben viele Altäre gebaut und verrichten dort ihren Götzendienst, aber die Worte Gottes halten sie für die Worte eines Fremden. Ja, sie haben Ihn vergessen und leben zu ihrem eigenen Vergnügen. Allerdings wird Gott alle ihre Werke durch Feuer (= Gericht) verzehren.
In diesem Kapitel werden gleichsam fünf Posaunenstöße vorgegeben, die jeweils einen Grund für das Gericht angeben:
1. Vers 1 Übertretung und Frevel;
2. Vers 4 Ernennung falscher Könige und Herrscher, ohne Gott zu befragen;
3. Vers 5 Götzendienst;
4. Vers 9 Assyrien um Hilfe bitten;
5. Vers 11 falsche Altäre.
1 Das angekündigte Gericht
1 Die Posaune an deinen Mund! Wie ein Adler [stürzt er] auf das Haus des HERRN, weil sie meinen Bund übertreten und gegen mein Gesetz gefrevelt haben.
Der letzte Teil dieses Buches, Hosea 8–14, handelt wahrscheinlich von der Zeit, als der letzte König, Hosea, über das Zehnstämmereich regiert. Es ist nicht klar, ob der Prophet auch die Zeit der Wegführung unter König Hosea erlebt hat. Er schreibt nicht darüber. In den vorhergehenden Kapiteln hat der Prophet Hosea die Sünden ausführlich aufgezeigt. Nun wird er mehr über das kommende Gericht sprechen, das Gott als Folge dieser Sünden kommen lassen muss.
Dieses Kapitel beginnt besonders bedrohend. Ein Krieg steht bevor. Der Prophet muss die Posaune an seine Lippen setzen, um vor diesem bevorstehenden Gericht zu warnen, das nach Gottes Plan kommt. Mehrmals wird in den prophetischen Büchern die Posaune als Warninstrument erwähnt (Hes 33,3; Jes 58,1; Jer 6,17; Mt 24,31; Off 8,6). Das Blasen der Posaune kann mit dem Reden des Wortes Gottes verglichen werden. Es sollte nicht vage sein, sondern klar und deutlich (vgl. 1Kor 14,8). Die Hörer müssen wissen, wo sie stehen.
Leider gibt es Prediger, die nicht über die Schrecknisse sprechen, die über die Menschheit kommen werden. Oder sie erklären das Wort Gottes so, dass es für die Menschen angenehm ist, es zu hören. Dann ertönt die Posaune undeutlich. Das Gewissen wird nicht angesprochen und deshalb werden keine Maßnahmen ergriffen, um dem nahenden Gericht zu entkommen.
Wenn der Prediger seinem Auftraggeber treu ist, wird er so sprechen, dass seine Worte kein Missverständnis über die Situation zulassen, in der sich seine Zuhörer befinden. Die Konsequenz ist dann: „Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich“ (Spr 22,3a). Wer sich zu Gott bekehrt, wird bei dem Herrn Jesus Schutz finden. Wenn das Volk umkehren würde, dann würde es dem Gericht entgehen.
Der Feind, das Gericht, kommt lautlos und mit der Geschwindigkeit eines Adlers zu seiner Beute (5Mo 28,49). Als Beute wird hier „das Haus des HERRN“ genannt. Es ist möglich, hier an den Tempel zu denken, obwohl dieser nicht in Israel, sondern in Jerusalem in Juda steht. Wahrscheinlicher ist es, dass sich „das Haus des HERRN“ auf Israel als Ganzes bezieht. Israel als solches ist auch eine Wohnstätte für Gott. Auf jeden Fall wird das Gericht im Zusammenhang mit dem Wohnen Gottes inmitten seines Volkes angekündigt.
Wo Gott wohnt, muss alles seinem Wesen entsprechen. Wenn das trotz vieler Ermahnungen nicht geschieht, kann Gott nichts anderes tun, als das Böse und die Übeltäter zu richten. Dasselbe gilt auch für die Gemeinde jetzt: „Denn die Zeit [ist gekommen], dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes“ (1Pet 4,17a).
Der Grund für das angekündigte Gericht wird gegeben. Gott hat einen Bund mit ihnen geschlossen. Den haben sie übertreten. Gott hat sein Gesetz gegeben. Dagegen haben sie sich aufgelehnt. Das Volk ist dem Bund mit Ihm untreu geworden. Sie haben seine Aussagen nicht nur missachtet, sie haben Ihm auch seine Aussagen übel genommen und offen erklärt, dass sie sich nicht daran halten wollen.
Diese Dreistigkeit findet sich auch bei den religiösen Menschen unserer Zeit. Diese behaupten, eine Verbindung mit Gott zu haben, aber man behält sich das Recht vor, seine eigene Interpretation davon zu geben. In gleicher Weise wird mit dem Wort Gottes umgegangen. Man liest es, aber erklärt es so, wie man es für richtig hält. Wie Gott es gemeint hat, darüber will man nicht nachdenken.
2 Ein Lippenbekenntnis
2 Sie werden zu mir schreien: Mein Gott, wir kennen dich, wir, Israel! –
Sie leben immer noch in der Illusion, dass sie in ihrer Not Gott als sein Volk anrufen können. Aber das ist Selbstbetrug. Die Behauptung, dass sie Ihn kennen, ist nichts als ein Lippenbekenntnis, ohne Wahrheit im Herzen (Mt 7,21; 25,11.12; Lk 13,26.27). Gerade weil sie Gott kennen, sind sie umso mehr schuldig, wenn sie von Ihm abweichen. Nur wenn wahre Demütigung vorhanden ist, wird Gott zuhören, wenn eine Bitte an Ihn gerichtet wird.
Wie in Sprechchören reagiert das Volk auf die Ankündigung des Gerichts. Einige schreien „mein Gott“, andere rufen „wir kennen dich“. Damit wollen sie zum Ausdruck bringen, dass es für sie undenkbar ist, dass Gott sie dem Gericht überlässt. Das ist doch nicht möglich? Sie sind doch das Volk, das einen Bund mit Gott hat.
3 Das Gute
3 Israel hat das Gute verworfen: Der Feind verfolge es!
Für „das Gute“ kann hier auch „der Gute“ gelesen werden. Es ist klar, wer mit „dem Guten“ gemeint ist: Gott selbst. Anstatt fleißig das Gute zu tun oder dem Guten zu folgen, verabscheut Israel das Gute und damit den Guten.
Sie haben sein Gesetz verachtet. Vom Gesetz wird gesagt, dass es gut ist (Röm 7,12–21). Das Gesetz zu tun, bedeutete für Israel Leben. Aber Israel hat sich gegen Gottes Gesetz aufgelehnt. Deshalb wird der Feind sie verfolgen. Es ist unmöglich, „mein Gott“ zu sagen und nicht auf Ihn zu hören. Dieser Ungehorsam äußert sich in der Verwerfung seines Wortes und damit der Verwerfung von Gott selbst.
4 Könige und Götzen
4 Sie haben Könige gemacht, aber nicht von mir aus; sie haben Fürsten eingesetzt, und ich wusste es nicht. Von ihrem Silber und von ihrem Gold haben sie sich Götzenbilder gemacht, damit es vernichtet werde.
In diesem Vers werden zwei Sünden erwähnt:
1. das Volk hat Könige nach eigenem Gutdünken eingesetzt, und
2. es hat Götzendienst begangen.
Weil es nicht Gott war, sondern das Volk, das in eigener Autorität Könige eingesetzt hat, werden alle Könige, die auf Jerobeam II. folgten, am Anfang dieses Buches nicht erwähnt (Hos 1,1). Gott haben sie nicht gefragt, sie haben Ihn ignoriert (vgl. Jes 31,1). Das Einsetzen von Königen unabhängig von Gott ist schon im Keim vorhanden in ihrer Bitte um einen König gleich den Nationen (1Sam 8,1–10). In Saul bekommen sie einen König nach ihrem Geschmack. Das wiederholt sich in König Jerobeam I. (1Kön 12,20). Nach Jehu lassen Revolution und Totschlag Könige verschwinden und erscheinen. All dies kann nur ihr Verderben zur Folge haben.
Heutzutage in der Christenheit sind die Menschen ebenfalls damit beschäftigt, die Dinge nach ihren eigenen Vorstellungen zu ordnen. Wie Gott darüber denkt, wird nicht in Erwägung gezogen. Sein Wort wird so ausgelegt, wie es den Zuhörern gefällt. Das ist in allen Arten von Gemeinden und Kirchen spürbar. Man ist bemüht, es allen recht zu machen. Lehrer und Prediger werden nach eigenen Vorstellungen ausgewählt (2Tim 4,3).
Manchmal wird dieses eigenmächtige Handeln mit fromm klingenden, aber irreführenden Argumenten verteidigt. Es wird gesagt, dass man doch nicht für alles beten soll, denn Gott hat uns doch einen Verstand gegeben. Man muss doch nicht bei allem den Glauben bemühen. Schließlich müssen wir doch sachlich bleiben und die Dinge nüchtern betrachten. So wird argumentiert und so kommen die Dinge „nicht von Ihm aus“ zustande.
Hier werden sogar Könige eingesetzt, ohne Gott zu konsultieren; das ist der politische Bereich. Im religiösen Bereich ist es noch schlimmer: Gott ist durch Götzen ersetzt worden! Zu diesem Zweck missbrauchen sie ihr Silber und Gold. Götzendienst ist die Wurzel aller Sünden, durch die der Mensch nichts von dem genießen kann, was Gott ihm geben will.
Dieser Gräuel für Gott ist auch die große Gefahr, vor der der Christ gewarnt wird. Johannes warnt im letzten Vers seines ersten Briefes, in dem er über den Herrn Jesus als das ewige Leben im Gläubigen schreibt: „Kinder, hütet euch vor den Götzen! (1Joh 5,21).
5 Wie lange?
5 Er hat dein Kalb verworfen, Samaria; mein Zorn ist gegen sie entbrannt. Bis wann sind sie zur Reinheit unfähig?
Der Götzendienst wird angeprangert. Er findet im Land Samaria statt, in Nachahmung des Kalbes in Bethel. Gott drückt seinen Abscheu darüber aus. Wie lange muss Er es ertragen, bevor sie sich von diesen Abscheulichkeiten reinigen werden? Die Frage „wie lange?“ zeigt Gottes Wunsch nach ihrer Heilung, sie zeigt seine Langmut. Der HERR ruft mit seinem Herzen, und das kann man von Israel nicht sagen, denn das ist es, was ihnen fehlt. Ihr eigenes Herz ist unrein in seinen Motiven.
6 Das Ende des Götzendienstes
6 Denn auch dies ist von Israel; ein Künstler hat es gemacht, und es ist kein Gott, denn das Kalb Samarias wird zu Stücken werden.
Das Kalb ist Menschenwerk, es kommt nicht von Gott. Ein von Händen gemachter Gott ist kein Gott. Dennoch glaubt der Mensch in seiner Torheit und Blindheit, dass mit Händen gemachte Götter tatsächliche Götter sind. Als Paulus vorgeworfen wird, diese Torheit zu entlarven, bringt er die ganze Menge gegen sich auf (Apg 19,26–28). Abgesehen davon, dass diese Torheit unsinnig ist, betrachtet Gott dies als eine schreckliche Sünde, weil sie gegen Ihn persönlich gerichtet ist.
Jesaja zeigt ebenfalls in einem spöttischen Ton die Torheit auf, vor dem Werk von Menschenhänden niederzuknien. Ein wenig nüchternes Nachdenken sollte jemanden dazu bringen, diese Torheit zu verstehen. Jesaja beschreibt einen Mann, der in den Wald geht und dort einen Baum fällt, den er selbst angepflanzt hat. Mit einem Teil dieses Baumes macht er ein Feuer, damit er Brot backen kann. Aus einem anderen Teil desselben Baumes macht er ein geschnitztes Bild und kniet davor nieder (Jes 44,13–19).
Was von dem Bild übrig bleibt, sind nur Scherben oder Asche, ein Beispiel für die Ohnmacht des Götzen, sich und seine Anbeter zu schützen. Damit wird geschehen, was Mose mit dem goldenen Kalb tat: „Und er nahm das Kalb, das sie gemacht hatten, und verbrannte es im Feuer und zermalmte es, bis es zu Staub wurde; und er streute es auf das Wasser und ließ es die Kinder Israel trinken“ (2Mo 32,20).
7 Säen und Ernten
7 Denn Wind säen sie, und Sturm ernten sie; Halme hat es nicht, das Ausgesprosste bringt kein Mehl; wenn es auch [Mehl] brächte, so würden Fremde es verschlingen.
Jede Handlung, die ein Mensch ausführt, hat Folgen. Gute Taten haben gute Folgen, schlechte Taten haben schlechte Folgen. Das kann man in der Natur sehen. Gute Saat ergibt eine gute Ernte, schlechte Saat ergibt eine schlechte Ernte. Ein Mensch „sät“ den ganzen Tag lang Worte und Taten. Alles, was er tut, hat bestimmte Folgen, für ihn selbst und möglicherweise auch für andere. Manchmal sind diese Folgen tiefgreifend, manchmal sind sie auch nicht wahrnehmbar oder messbar. In jedem Fall nimmt Gott sie immer zur Kenntnis.
Jedes Wort und jede Tat wird von Gott gewogen und beurteilt. Der Mensch ist entweder mit sich und für sich selbst beschäftigt, oder er ist mit und für Gott beschäftigt. Das ist der Hintergrund von allem, was er sagt oder tut. Paulus sagt den gesetzlich gesinnten Gläubigen der Gemeinden in Galatien, dass ein Mensch erntet, was er gesät hat (Gal 6,7.8; Hos 10,13; Hiob 4,8; Spr 22,8). Die götzendienerischen Anbeter in Israel säen Wind. „Wind“ bezieht sich auf die Leere der Sünde Israels; der „Sturm“, den sie ernten werden, spricht von Gottes Gericht und Zerstörung. Nach dem Gesetz der Vermehrung ist das, was geerntet wird, immer mehr als das, was gesät wird: Der Wind ist zu einem Sturm geworden, zu einer zerstörenden Kraft.
Bei aller Aussaat von Sünde durch das Volk ist jede Hoffnung auf Frucht vergeblich und umsonst (Pred 5,15; Hab 2,13). Fruchtlosigkeit ist die Folge. Es gibt keine Frucht für sie selbst, sie leiden Hunger, aber es gibt dann auch keine Frucht für Gott. Und wenn es doch etwas Frucht gibt, wird sie von Fremden verschlungen. Und selbst das ist noch nicht das Ende. Der folgende Vers zeigt eine noch größere Leere.
8 Kein Gefäß zur Ehre
8 Israel ist verschlungen; nun sind sie unter den Nationen wie ein Gefäß geworden, an dem man kein Gefallen hat.
Nicht nur die Frucht ist verschlungen worden (Vers 7), sondern Israel selbst ist verschwunden, verschlungen von seinen Feinden. Das bezieht sich hier nicht so sehr auf die Zerstreuung durch die Assyrer, sondern mehr auf die völlige Vermischung mit den Nationen, wodurch sie ihre eigene Identität als Volk für viele Jahrhunderte verloren haben. Israel ist zu einem wertlosen und nutzlosen „Gefäß“ geworden (vgl. Jer 22,28a).
Wer als Person oder als Volk, aber auch als örtliche Gemeinde, nicht oder nicht mehr den Zweck Gottes erfüllt, wird für alle, die ihn mit Gottes Augen betrachten, nichts Attraktives haben. Der Verlust dieser Attraktivität wird durch das Einbringen von weltlichen Elementen verursacht, durch die man meint, sich selbst empfehlen zu können. Wer aber meint, besser rüberkommen zu können, indem er sich wie die Welt verhält, wird mit dem gegenteiligen Effekt zu tun haben: Er stößt ab.
Israel hat seine hohe Berufung aufgegeben und ist so ein Gegenstand der Verachtung geworden. Indem es sich mit den Nationen verbunden hat, ist das Volk verschlungen worden. Dasselbe ist mit der Christenheit geschehen, sowohl was die Verachtung betrifft als auch die Vermischung mit der Welt. Dadurch hat sie ihre Verbindung mit Gott verloren und in diesem Sinn wurde auch sie von der Welt verschlungen. Im Gegensatz zu diesem „Gefäß, an dem niemand Gefallen hat“, können wir ein Gefäß zur Ehre sein, das dem Herrn nützlich ist (2Tim 2,19–22).
9 Ein Wildesel
9 Denn sie sind nach Assyrien hinaufgezogen. Der Wildesel bleibt für sich allein, [aber] Ephraim hat Liebhaber angeworben.
Ein Wildesel ist ein scheues Tier. Er lebt in der Steppe, weit weg vom Lärm der Stadt. Mit diesem wird Ephraim verglichen, aber als Kontrast. Der eigenwillige Wildesel meidet den Kontakt mit Menschen, um seine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu bewahren (Hiob 39,5–7). Ephraim hingegen geht, entgegen seiner göttlichen Bestimmung, unnatürliche Verbindungen mit den Völkern um sie herum ein. Anstatt sich von Assyrien zu trennen, lässt Ephraim Assyrien gegenüber Sympathien erkennbar werden (2Kön 15,19), um ein Bündnis zu schließen. Sie bieten sich selbst zum Verkauf an. Sie geben Geschenke, um Unzucht treiben zu können.
Was sie lernen sollten, ist, dass Wildesel sich nicht in die Nähe der Menschen trauen, weil sie ihnen die Freiheit rauben könnten. Aber Israel fehlt diese Weisheit. Das Volk geht nach Assyrien, um sich mit ihm zu verbinden und setzt seine Freiheit aufs Spiel. Es hat tatsächlich seine Freiheit verloren.
10 Falsche Hoffnung
10 Ob sie auch unter den Nationen anwerben: nun will ich sie sammeln; und sie werden anfangen, sich zu vermindern wegen der Last des Königs der Fürsten.
Gott sagt hier, dass das Volk nichts zu erwarten hat von „dem König der Fürsten“, also dem König von Assyrien. Auch wenn es den Anschein hat, dass Assyrien auf die Annäherungsversuche Israels reagiert, wird Gott dafür sorgen, dass ihr gewünschtes Ergebnis nicht erreicht wird. Im Gegenteil, Er wird diese Annäherung benutzen, um seine Ankündigungen des Gerichts zu erfüllen. Er wird Assyrien benutzen, um sein Volk in Gefangenschaft zu bringen. Assyrien wird keine Freundschaft mit ihnen schließen, sondern wird sie unter die Nationen zerstreuen. Diese Last wird ihnen jede Bewegungsfreiheit nehmen.
11 Die Altäre
11 Denn Ephraim hat die Altäre zur Versündigung vermehrt, [und] die Altäre sind ihm zur Versündigung geworden.
Gott hat seinem Volk nur zwei Altäre gegeben: den kupfernen Brandopferaltar im Vorhof des Tempels und den goldenen Räucheraltar im Tempel. David spricht von diesen beiden Altären als Orte, an denen der Mensch Ruhe finden kann (Ps 84,4). Der kupferne Brandopferaltar stellt das Kreuz des Herrn Jesus dar, an dem der Sünder die Last seiner Sünden loswerden kann und an dem er Ruhe für sein Gewissen finden kann. Der goldene Räucheraltar spricht von der Anbetung, die man Gott bringen kann.
Alle anderen genannten Altäre haben zwar einen Anschein von Religiosität, sind aber in Wirklichkeit nur ein Gegenstand der Sünde. Es sind von Menschen erdachte und errichtete Altäre. Sie sprechen von einem Nahen zu Gott auf eine für den Menschen erdachte Weise und berücksichtigen nicht, was Gott über Ihm wohlgefällige Anbetung gesagt hat. Später bezieht sich Hosea wieder auf diese Altäre (Hos 10,1).
12 Gott wie einen Fremden behandeln
12 Ich schreibe ihm zehntausend [Satzungen] meines Gesetzes vor – wie Fremdes werden sie erachtet.
Ephraim hat den richtigen und guten Weg kennengelernt, aber es will auf keine Belehrung hören. Sie betrachten das, was Gott sagt, als die Worte eines Fremden. Sie hören nicht auf das, was Er sagt, denn es betrifft sie nicht, denken sie. Sie verstehen nicht, dass diese Unterweisung Gottes für sie bestimmt ist.
Auch wir können mit Gottes Wort umgehen, als wäre Er ein Fremder für uns. Wir hören nur auf Ihn, wenn wir Zeit oder Lust haben, oder wir konsultieren Ihn, indem wir sein Wort nur zu besonderen Anlässen lesen. Manchmal lesen wir die Bibel, um unsere religiösen Gefühle zu befriedigen. In diesem Fall kann das Bibellesen als angenehmer Zeitvertreib erlebt werden.
Was bei all dem fehlt, ist die nüchterne Anwendung dessen, was Gott sagt, auf alle Bereiche des Lebens. Von Mose bis Hosea hat Gott eine Fülle von Unterricht gegeben, sodass Israel keine Ausrede hat, Gottes Willen nicht erkennen zu können.
13 Gehorsam ist besser als ein Schlachtopfer
13 Als Schlachtopfer meiner Opfergaben opfern sie Fleisch und essen es; der HERR hat kein Wohlgefallen daran. Nun wird er sich an ihre Ungerechtigkeit erinnern und ihre Sünden heimsuchen: Sie werden nach Ägypten zurückkehren.
Wenn auf Gottes Wort nicht gehört wird (Vers 12), macht es auch keinen Sinn, zu opfern. Gott schätzt es dann nicht. Er will diese Opfer nicht. Er nimmt sie nicht einmal wahr. Außerdem essen sie selbst von ihren Opfern nach Herzenslust, wie es die Söhne des Priesters Eli taten (1Sam 2,12–17). Ihre Herzen sind nicht auf Gott ausgerichtet, sondern auf sich selbst. Deshalb sind die Opfer, die sie bringen, in Gottes Augen nur Nahrung für sein Volk und keine Opfer für Ihn.
Es ist wie mit vielem, was in der Christenheit „Anbetung“ genannt wird. Es kommt über einem und läuft letztendlich darauf hinaus, dass man sich darin vertiefen kann und muss, man genießt es und empfindet es für die Gefühle als angenehm. Man bildet sich ein, dass Gott doch sehr zufrieden sein kann, wenn es uns gefällt. Ist das wirklich so? Sollten wir uns nicht vielmehr Gedanken darüber machen, was Gott in seinem Wort darüber sagt und wie wir unser Leben und unsere Anbetung danach ausrichten können? Das Lesen und Studieren seines Wortes sind für einen erfüllten Dienst der Anbetung notwendig.
Unser Gehorsam ist das Einzige, worauf Gott wirklich wartet. „Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken [besser] als das Fett der Widder“ (1Sam 15,22). Wo der Gehorsam fehlt, mag es noch so viel geistliche Aktivität geben, kann Gott nichts damit anfangen. Er wird all diese religiösen Menschen im übertragenen Sinn zurück nach Ägypten bringen. Das heißt, sie werden in die Sklaverei zurückkehren, in der sie einst waren und die sie vergessen haben. Diesmal werden die Assyrer sie in die Sklaverei verschleppen (Hos 9,3; 11,5).
14 Der vergessene Schöpfer
14 Und Israel hat den vergessen, der es gemacht hat, und hat Paläste gebaut, und Juda hat die festen Städte vermehrt; aber ich werde ein Feuer in seine Städte senden, das seine Schlösser verzehren wird.
Häufiger ist von Gott als „der … gemacht hat“ die Rede (5Mo 32,15; Ps 100,3). Was Er macht, gehört Ihm und ist für Ihn, um daraus Nutzen zu ziehen und sich daran zu erfreuen. Als Schöpfer hat er seine Werke mit allen möglichen Funktionen ausgestattet, sodass seine Werke optimal funktionieren können, mit einer perfekten Harmonie zwischen den verschiedenen Funktionen. Er hat in seinem Gesetz eine detaillierte Anleitung für seine Schöpfung gegeben.
Aber leider hat sie vergessen, von dem, der sie gemacht hat, abhängig zu bleiben. Sie haben seine „Gebrauchsanweisung“ ignoriert. Sie haben ihrem Funktionieren ihre eigene Interpretation gegeben. Sie haben vergessen, wer sie sind und was ihre Aufgabe ist. Als Gott den Bund mit seinem Volk einging, sagte er: „Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Kindern Israel reden sollst“ (2Mo 19,6). Das ist es, was sie verloren haben.
Das Wort „vergessen“ bedeutet hier wörtlich „an die falsche Stelle setzen“. Gott zu vergessen ist nicht dasselbe wie nicht an Ihn zu denken, sondern Ihm nicht den Ihm gebührenden Platz einräumen. Wir können zum Beispiel als Tatsache annehmen, dass Gott existiert, intellektuell zustimmen, dass Er da ist, ohne dass dies unser Verhalten beeinflusst. Auf diese Weise können wir Gott auf die Zusammenkunft oder den Gottesdienst am Sonntag beschränken und Ihn ansonsten ignorieren in unserem Alltag.
Wenn man Gott einen falschen Platz zuweist, dann hat Er seine aktive Kraft über unser Leben verloren. Im 5. Buch Mose warnt Mose das Volk immer wieder, Gott nicht zu vergessen, Ihm nicht dadurch den falschen Platz einzuräumen, indem man Ihn nicht beachtet. In diesem Fall wird Gott sozusagen in den Tempel verbannt und dort gelassen.
Wenn das Volk Gott nicht mehr den Platz einräumt, der Ihm gebührt, zeigt sich das unter anderem in den Aktivitäten, die es entwickelt. Anstatt sich mit seinem Haus zu beschäftigen, baut es seine eigenen Tempel oder Paläste und feste Städte. Tempel und Paläste weisen beide auf Raum, auf Weite hin. Es spielt keine Rolle, ob dieser Raum zur Anbetung oder zum Vergnügen genutzt wird. Der Ursprung ist der Wille und die Lust des Menschen. Es ist der Wunsch nach Größe, aber es ist ein Gebäude ohne Gott.
Der Bau fester Städte zeigt den Versuch, Sicherheit und Geborgenheit unabhängig von Gott zu erlangen. Israel und Juda werden wieder gemeinsam angesprochen. Sie haben den, der sie gemacht hat, vergessen und widmen sich irdischer Pracht und Größe, Palästen, in denen man üppig lebt, und festen Städten, in denen man sich vor dem Feind sicher fühlt. Sicherheit ist etwas, wonach der Mensch ständig sucht. Er lebt ständig in der Angst vor dem, was er an Besitz und Gesundheit verlieren kann.
Als Folge davon wird Gott genötigt, alles dem Feuer hinzugeben. Sowohl Israel als auch Juda werden sich dem Gericht stellen müssen, jeder für die Sünde, die er begangen hat. Israel wird von den Assyrern zerstreut werden und Juda wird in der Gefangenschaft nach Babel weggeführt werden.