Einleitung
In diesem Kapitel werden Vorschriften für den Fürsten und das Volk im Zusammenhang mit dem Darbringen von Opfern gegeben (Verse 1–15). Der Fürst wird auch daran erinnert, welche Verpflichtungen er hat, wenn er etwas von seinem Besitz an seine Söhne und an seine Diener weitergibt (Verse 16–18). Schließlich werden die Koch- und Backeinrichtungen (die Küchen) für die Zubereitung einiger der verschiedenen Opfer erwähnt (Verse 19–24).
1 - 15 Das Opfer des Fürsten
1 So spricht der Herr, HERR: Das Tor des inneren Vorhofs, das nach Osten sieht, soll die sechs Werktage geschlossen sein; aber am Sabbattag soll es geöffnet werden, und am Tag des Neumondes soll es geöffnet werden. 2 Und der Fürst soll von außen her durch die Torhalle hineingehen und sich an die Pfosten des Tores stellen; und die Priester sollen sein Brandopfer und seine Friedensopfer opfern, und er soll auf der Schwelle des Tores anbeten und hinausgehen; das Tor soll aber nicht geschlossen werden bis zum Abend. 3 Und das Volk des Landes soll am Eingang dieses Tores vor dem HERRN anbeten, an den Sabbaten und an den Neumonden. 4 Und das Brandopfer, das der Fürst dem HERRN am Sabbattag darbringen soll: sechs Lämmer ohne Fehl und ein Widder ohne Fehl. 5 Und als Speisopfer: ein Epha [Feinmehl] zu jedem Widder; und zu den Lämmern als Speisopfer: eine Gabe seiner Hand; und Öl, ein Hin zu jedem Epha. 6 Und am Tag des Neumondes: ein junger Stier ohne Fehl und sechs Lämmer und ein Widder; ohne Fehl sollen sie sein. 7 Und ein Epha zu jedem Stier und ein Epha zu jedem Widder soll er als Speisopfer opfern; und zu den Lämmern, nach dem, was seine Hand aufbringen kann; und Öl, ein Hin zu jedem Epha. 8 Und wenn der Fürst hineingeht, soll er durch die Torhalle hineingehen; und durch sie soll er hinausgehen. 9 Und wenn das Volk des Landes zu den Festzeiten vor den HERRN kommt: Wer durchs Nordtor hineingeht, um anzubeten, soll durchs Südtor hinausgehen; und wer durchs Südtor hineingeht, soll durchs Nordtor hinausgehen; er soll nicht durch das Tor zurückkehren, durch das er hineingegangen ist, sondern geradeaus hinausgehen. 10 Und der Fürst soll mitten unter ihnen hineingehen, wenn sie hineingehen; und wenn sie hinausgehen, sollen sie [zusammen] hinausgehen. 11 Und an den Festen und zu den Festzeiten soll das Speisopfer sein: ein Epha [Feinmehl] zu jedem Stier und ein Epha zu jedem Widder; und zu den Lämmern eine Gabe seiner Hand; und Öl, ein Hin zu jedem Epha. 12 Und wenn der Fürst dem HERRN ein freiwilliges Brandopfer oder freiwillige Friedensopfer opfern will, so soll man ihm das Tor öffnen, das nach Osten sieht; und er soll sein Brandopfer und seine Friedensopfer opfern, wie er am Sabbattag tut; und wenn er hinausgeht, so soll man das Tor verschließen, nachdem er hinausgegangen ist. 13 Und du sollst dem HERRN täglich ein einjähriges Lamm ohne Fehl als Brandopfer opfern, Morgen für Morgen sollst du es opfern. 14 Und ein Speisopfer sollst du dazu opfern, Morgen für Morgen: ein sechstel Epha; und Öl, ein drittel Hin, um das Feinmehl zu befeuchten – als Speisopfer dem HERRN: ewige Satzungen, die beständig währen sollen. 15 Und opfert das Lamm und das Speisopfer und das Öl, Morgen für Morgen, als ein beständiges Brandopfer.
Der HERR gibt weitere Anweisungen für den Fürsten und die Opfergaben, die er bringen soll. Das innere Osttor spielt hier eine wichtige Rolle. Das äußere Osttor muss immer verschlossen bleiben (Hes 44,2). Das innere „soll die sechs Werktage geschlossen sein“, muss aber am siebten Tag, dem Sabbat, geöffnet werden (Vers 1). Auch muss dieses Tor am ersten Tag eines jeden Monats, dem Tag des Neumonds, geöffnet werden.
Der Ausdruck „Werktage“ kommt nur hier im Alten Testament vor. Er macht uns klar, dass während der Ruhe des Friedensreiches sechs Tage lang gewöhnliche und friedliche Arbeit verrichtet werden wird. Es ist gleichsam die Wiederherstellung der Situation im Paradies, wo Gott Adam in den Garten Eden setzt „ihn zu bebauen und ihn zu bewahren“ (1Mo 2,15).
Die Erwähnung des „Sabbattages“ und des „Tages des Neumondes“ macht wieder eindeutig klar, dass wir uns ganz in der jüdischen Sphäre befinden und nicht in der christlichen Sphäre der neutestamentlichen Gemeinde. Der Sabbat wird im Friedensreich für Gottes Volk wiederhergestellt werden. Die lang erwartete neue Zeit des Segens für das Volk ist gekommen. Sie wird im Tag des Neumonds dargestellt (Jes 66,23).
Mit diesen Tagen sind auch die Opfer verbunden. Diese Opfer sprechen von Christus und seinem Werk, denn nur dadurch kann die Ruhe des Sabbats und der Segen der neuen Zeit genossen werden. Von diesen Opfern ist in den folgenden Versen die Rede.
An den Tagen, an denen das innere Osttor geöffnet werden soll, muss der Fürst von außen durch die Vorhalle des Tores eintreten. Er geht durch das Tor und stellt sich an den Pfosten des Tores, der an den inneren Vorhof angrenzt (Vers 2). Unter seinem wachsamen Auge bereiten die Priester seine Brand- und Dankopfer vor. Bei diesem Anblick verneigt er sich in Anbetung auf der Schwelle des Tores vor dem Altarhof. Dann geht er zurück durch das Tor in den äußeren Vorhof.
Der Altar steht im inneren Vorhof, wo das gemeine Volk nicht hingehen darf, sondern nur die Priester. Die Situation ist also anders als bei der Stiftshütte und dem Tempel Salomos, denn dort steht der Altar im äußeren Vorhof, wo auch das gemeine Volk hinkommen darf.
Das Tor darf aber nicht sofort nach dem Auszug des Fürsten geschlossen werden, sondern muss bis zum Abend offen bleiben. Das Volk des Landes hat also die Möglichkeit an diesen Tagen vor dem HERRN am Eingang des Tores anzubeten (Vers 3). Damit tun sie das, was der Fürst getan hat. Allerdings dürfen sie nicht durch das Tor in die andere Vorhalle gehen wie der Fürst.
Das Brandopfer, das der Fürst dem HERRN am Sabbat darbringt, besteht aus sieben Tieren: sechs Lämmern und einem Widder, die alle ohne Fehl sein müssen (Vers 4). Außerdem wird für jedes Opfertier ein Speisopfer mit Öl gebracht (Vers 5). Das Opfer am Tag des Neumonds besteht aus einem jungen Stier, sechs Lämmern und einem Widder, die alle ohne Fehl sein müssen (Vers 6). Auch für jedes Opfertier wird ein Speisopfer mit Öl dargebracht (Vers 7).
Alle diese Opfertiere ohne Fehl weisen auf den Herrn Jesus als das vollkommene Opfer hin. Er ist „ohne Fehl“, das heißt Sünde ist nicht in Ihm, Er hat weder Sünde gekannt noch Sünde getan (1Joh 3,5; 2Kor 5,21; 1Pet 2,22). Jedes Tier stellt verschiedene Eigenschaften von Ihm dar. Das Lamm zeigt Ihn in seiner Willigkeit und sanftmütigen Hingabe. Der Widder zeigt Ihn in seiner völligen Hingabe an Gott, um sein Werk zu tun. Der junge Stier repräsentiert Ihn in seiner kraftvollen Ausdauer, dieses Werk zu vollbringen. Das Speisopfer ist ein Bild für sein Leben vor und am Kreuz, in dem Er in allem vollkommen auf Gott ausgerichtet war. Das Öl des Speisopfers zeigt auf, dass Er vollkommen durch den Heiligen Geist geleitet wurde.
Wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, dürfen wir diese Opfer darbringen, das heißt: Gott sagen, wie herrlich und groß Christus ist. Wir dürfen uns daran erinnern, dass Er uns in die Ruhe seines Werkes gebracht hat, von dem der Sabbat spricht (Heb 4,9–11). Die Opfer am Tag des Neumonds erinnern uns daran, dass durch sein Werk ein neues Leben für uns begonnen hat. Diese Ruhe dürfen wir genießen, wenn wir nach unserem Abirren von Gott zu Ihm zurückgekehrt sind und wieder anfangen, mit Ihm zu leben. Aller Segen ist gegründet auf seinem Werk.
Der HERR sagt auch, welchen Weg der Fürst gehen muss, wenn er am Sabbat und am Tag des Neumonds in den Tempel hineingeht und wenn er wieder hinausgeht (Vers 8). Er muss auf demselben Weg wieder hinausgehen, auf dem er hineingegangen ist.
Für die Menschen im Land ist es anders. Wenn sie vor den HERRN kommen, müssen sie durch ein anderes Tor wieder hinausgehen (Vers 9). Dies ist in erster Linie eine praktische Anweisung, um den Strom der Menschen zu lenken. Aber es gibt auch eine geistliche Anwendung für uns, wenn wir uns zur Anbetung des Herrn versammeln. Wenn wir wirklich in Gottes Gegenwart gewesen sind, werden wir die Versammlung anders verlassen, als wir hereingekommen sind. Wir werden reicher an geistlichen Erfahrungen geworden sein, weil wir wieder etwas mehr von dem Herrn Jesus gesehen haben. Wir können nicht in der Gegenwart des Herrn gewesen sein, ohne dass es uns verändert.
Bei diesem Kommen vor den HERRN nimmt der Fürst seinen Platz in der Mitte des Volkes ein (Vers 10). Der Fürst und das Volk sind also vor Gott auf einer Ebene. Der Fürst ist, wie bereits gezeigt, nicht der Herr Jesus selbst, aber er ist ein Bild von Ihm. In ähnlicher Weise nimmt das gegenwärtige himmlische Volk Gottes zusammen mit dem Herrn Jesus seinen Platz vor Gott ein (Heb 2,11a). Wenn die Gemeinde sich versammelt, ist Er in ihrer Mitte und stimmt den Lobgesang an zur Ehre Gottes (Heb 2,12b).
Opfer sollen auch an den Festtagen und an den festgesetzten jährlichen Festen dargebracht werden (Vers 11). Es scheint, dass die Betonung hier auf dem Speisopfer liegt. Dieses soll mit dem dazugehörigen Öl gebracht werden. Wie groß das Speisopfer sein soll, hängt von dem Tier ab, das geopfert werden soll, und von den Fähigkeiten desjenigen, der das Opfer bringt.
Zusätzlich zu den Pflichtopfern kann der Fürst auch ein freiwilliges Opfer darbringen (Vers 12). Dieses freiwillige Opfer kann aus einem Brandopfer oder einem Friedensopfer bestehen. Bei dieser Gelegenheit muss das Tor für ihn geöffnet werden wie am Sabbat. Allerdings muss in diesem Fall das Tor sofort wieder geschlossen werden, nachdem er hinausgegangen ist. Das Tor darf also nicht, wie am Sabbat, bis zum Abend geöffnet bleiben (Vers 2).
Zusätzlich zu allen vorherigen Opfern, die an den verschiedenen besonderen Tagen oder Anlässen darzubringen sind, muss auch das tägliche Morgenbrandopfer dargebracht werden (Vers 13; 2Mo 29,38.39; 4Mo 28,2–8). Das ist es, was Hesekiel tun soll. Das Wort „du“ in Vers 13 und Vers 14 steht in der Einzahl. Das Opfer ist „ein einjähriges Lamm ohne Fehl“. Die Opfergabe spricht von dem Herrn Jesus, von dem Johannes der Täufer sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh 1,29). Das Wegnehmen der Sünde bezieht sich in seiner vollen Erfüllung auf den ewigen Zustand, wenn es eine neue Schöpfung ohne Sünde geben wird, aber wir sehen eine Vorerfüllung davon im Friedensreich.
Mit Nachdruck wird gesagt: „Morgen für Morgen sollst du es opfern“. Die Erkenntnis, dass alles auf dem Brandopfer beruht, soll für die Aufmerksamkeit des Volkes Gottes jeden Morgen groß sein. Für der Formulierung „Morgen für Morgen“ steht im Hebräischen sowohl in Vers 13 als auch in Vers 14 „am Morgen, am Morgen“, was auf eine ständige Wiederholung hinweist: „jeden Morgen“ (2Mo 16,21; 30,7; 3Mo 6,12; 2Sam 13,4; 1Chr 23,30; Jes 50,4; Hes 46,13.14.15; Zeph 3,5).
Ein tägliches Abendbrandopfer gibt es nicht mehr (vgl. 2Mo 29,38.39). Das liegt daran, dass es im Friedensreich im geistlichen Sinn keinen Abend und keine darauf folgende Nacht mehr geben wird. Es ist ununterbrochen Tag aufgrund der Gegenwart des Herrn Jesus als „die Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20), die im Friedensreich fortwährend scheint. Jeden Morgen, wenn das Brandopfer gebracht wird, wird seiner Gegenwart in seinem Tempel gedacht, als Ergebnis seines Werkes am Kreuz. Es ist ein fortwährender Tag, ein Tag, der in den ewigen Zustand übergeht. Es gibt keinen Abend mehr. Die Sonne geht niemals unter (vgl. Sach 14,7).
Mit dem Lamm als Morgenbrandopfer muss ein weiteres Speisopfer gebracht werden (Vers 14). Die Identifikation des Speisopfers mit dem Brandopfer wird hier betont, denn es heißt, dass das Speisopfer „mit ihm“, also mit dem Brandopfer, gemacht werden soll. Das Speisopfer soll mit Öl zubereitet werden. Es wird ausdrücklich erwähnt, dass das Öl dazu dient, „um das Feinmehl zu befeuchten“. Das Öl wird also mit dem Mehl vermischt.
Diese Opfer sprechen alle eindrucksvoll von dem Leben des Herrn Jesus und seinem Opfer am Kreuz. Sein Leben und sein Werk am Kreuz gehören untrennbar zusammen. Er hätte dieses Werk am Kreuz niemals tun können, wenn Ihm nicht ein vollkommenes, vom Geist geführtes Leben vorausgegangen wäre. Das müssen sich die Menschen im Friedensreich und wir in unserer Zeit vor Augen halten. Sie sind „ewige Satzungen“.
Vers 15 fasst zusammen, dass das Lamm, das Speisopfer und das Öl zusammen das „beständige Brandopfer“ ausmachen. Es wird hier als ein Opfer nicht nur für das ganze Volk, sondern auch durch das ganze Volk dargestellt: „So sollen sie“ [Schlachter Version 2000] opfern. Das Volk erfüllt hier Gottes Absicht bei seiner Befreiung aus Ägypten: Ihm ein „Königreich von Priestern“ zu sein (2Mo 19,6).
16 - 18 Erbteil des Fürsten
16 So spricht der Herr, HERR: Wenn der Fürst einem seiner Söhne ein Geschenk gibt, so ist es dessen Erbteil; es soll seinen Söhnen gehören, es ist ihr Erbeigentum. 17 Wenn er aber einem seiner Knechte ein Geschenk von seinem Erbteil gibt, so soll es ihm bis zum Freijahr gehören und dann wieder an den Fürsten kommen; es ist ja sein Erbteil: Seinen Söhnen, ihnen soll es gehören. 18 Und der Fürst soll nichts vom Erbteil des Volkes nehmen, so dass er sie aus ihrem Eigentum verdrängt; von seinem Eigentum soll er seinen Söhnen vererben, damit mein Volk nicht zerstreut werde, jeder aus seinem Eigentum.
Nachdem der HERR über die Opfergaben gesprochen hat, die der Fürst bringen soll, spricht Er über den Besitz des Fürsten. Er gibt klare Anweisungen, wie der Fürst mit seinem Besitz umgehen soll (Vers 16). Wenn er einem seiner Söhne etwas von seinem Besitz schenkt, ist es von diesem Moment an das Eigentum seines Sohnes. Sein Sohn ist dann sein erblicher Besitzer.
Wenn wir in dem Fürsten ein Bild des Herrn Jesus sehen, sehen wir in den Söhnen ein Bild der neutestamentlichen Gläubigen. Sie sind „die Kinder, die Gott Ihm gegeben hat“ (Heb 2,13). Das bedeutet nicht, dass die Gläubigen „Kinder des Herrn Jesus“ sind. Sie werden nirgendwo in der Schrift so genannt. Sie sind Kinder Gottes und als solche von Gott an seinen Sohn gegeben (vgl. Joh 17,6). Zusammen mit dem Sohn dürfen sie das Erbteil besitzen. Er gibt jedem von ihnen sein eigenes Erbteil, zu dem der Vater sie qualifiziert hat (Kol 1,12).
Es steht dem Fürsten auch frei, etwas von seinem Erbteil an einen seiner Knechte zu verschenken (Vers 17). Dieses Geschenk bleibt aber – im Gegensatz zu dem an seinen Sohn – sein Erbeigentum. Der Knecht darf es „bis zum Freijahr“ genießen, was an das Jubeljahr erinnert (vgl. 3Mo 27,24; 25,10–13). Dann muss er den Besitz an den Fürsten zurückgeben. Alles, was dem Fürsten als Erbteil gehört, bleibt in seiner Familie. Das Erbteil ist ganz für seine Söhne bestimmt.
Wir, die Gläubigen der Gemeinde, sind nicht nur Söhne Gottes, sondern auch Diener des Herrn Jesus. Als Diener hat uns der Herr Jesus auch irdischen Besitz gegeben. Mit diesem dürfen wir für Ihn arbeiten (Lk 16,8–12). Wir dürfen ihn genießen, während wir ihn für den Herrn einsetzen (1Tim 6,17–19). Aber was Er uns gibt, um es für Ihn zu verwenden, bleibt sein. Wenn das Jubeljahr, das Friedensreich, kommt, werden wir Ihm zurückgeben, was Er uns anvertraut hat. Er wird das, was wir verdient haben, mit seinen Gütern belohnen (Mt 25,20–23; 2Kor 5,10). Die Betonung liegt jedoch auf dem, was wir als Söhne empfangen haben nämlich alle geistlichen Segnungen (Eph 1,3–5). Diese sind und bleiben für immer unser Eigentum.
Der HERR bestimmt auch, dass der Fürst seinen Besitz nicht erweitern darf, indem er Landsleute aus ihrem Besitz verdrängt (Vers 18; vgl. Hes 45,8). Frühere Fürsten raubten oft schamlos den Besitz ihrer Untertanen, so wie Ahab das Erbteil Naboths raubte (1Kön 21,1–3.11–16). Das wird im neuen Israel nicht geschehen dürfen. Hier sehen wir, dass sich das Herz des Menschen trotz der vollkommenen Herrschaft des Herrn Jesus nicht verändert hat. Das Verlangen nach mehr bleibt. Der HERR warnt den Fürsten, die Rechte der anderen zu respektieren und seine Machtposition nicht zu missbrauchen. Übrigens zeigt dieser Vers noch einmal, dass der Fürst nicht der Messias, der Herr Jesus, ist. Es ist unmöglich, dass Gott etwas dergleichen zu Ihm sagt.
Der Fürst hat sein eigenes Erbteil. Von diesem Besitz kann er seinen Söhnen als Erbe geben, was er will. Wenn er sich daran hält und nicht in das Eigentum anderer eingreift, bleibt das Volk, das der HERR „mein Volk“ nennt, im Genuss seines eigenen Besitzes.
So wie der Fürst sein eigenes Eigentum nicht verringern darf, indem er einen Teil davon an Knechte gibt, so darf er auch niemanden gewaltsam sein Eigentum wegnehmen, um es z. B. seinen Söhnen zu geben. Er darf seinen Söhnen nur einen Teil seines eigenen Besitzes als Erbteil geben. Wenn er das Volk von ihrem Besitz verdrängt, um es selber in Besitz zu nehmen, vertreibt er sie davon und zerstreut sie. Ein solches Vorgehen steht völlig im Gegensatz zu dem, was Gott im Friedensreich realisiert sehen will: Jeder wird in Sicherheit wohnen, jeder unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum (1Kön 5,5).
19 - 24 Die Kochhäuser des Tempels
19 Und er brachte mich durch den Zugang, der an der Seite des Tores war, zu den heiligen Zellen für die Priester, die nach Norden sahen; und siehe, dort war ein Ort an der äußersten Seite nach Westen. 20 Und er sprach zu mir: Das ist der Ort, wo die Priester das Schuldopfer und das Sündopfer kochen, wo sie das Speisopfer backen sollen, damit sie es nicht in den äußeren Vorhof hinaustragen, [wodurch sie] das Volk heiligen [würden]. 21 Und er führte mich hinaus in den äußeren Vorhof und ließ mich an den vier Ecken des Vorhofs vorübergehen; und siehe, in jeder Ecke des Vorhofs war ein Hof. 22 In den vier Ecken des Vorhofs waren geschlossene Höfe, 40 [Ellen] lang und 30 breit; alle vier Eckhöfe hatten dasselbe Maß. 23 Und in ihnen war eine Steinreihe ringsherum bei allen vieren; und Kochherde waren unter den Steinreihen ringsum angebracht. 24 Und er sprach zu mir: Dies sind die Kochhäuser, wo die Diener des Hauses das Schlachtopfer des Volkes kochen sollen.
Der Rundgang wird fortgesetzt. In Hesekiel 44,4 befinden sich der Mann und Hesekiel am inneren Nordtor. Der Mann führt Hesekiel nun durch den Eingang neben dem Tor in die heiligen Zellen für die Priester (Vers 19; Hes 42,1.7.8.10–13). Die Zellen grenzen an die Nordseite des äußeren Vorhofs, sind aber Teil des inneren Vorhofs. Der Mann erklärt, dass diese Zellen der Ort sind, wo die Priester das Schuldopfer und das Sündopfer kochen und das Speisopfer backen sollen (Vers 20).
Das Kochhaus oder die Küche für die Priester ist der Ort, an dem die Opfergaben vorbereitet werden. Die geistliche Bedeutung des Zubereitens der Opfergaben ist, dass man sich ständig mit Christus beschäftigt, indem man die Schriften liest, um in ihnen zu sehen, wer Er ist und was Er getan hat. Lukas, der Schreiber des gleichnamigen Evangeliums, ist – im übertragenden Sinn - im Kochhaus beschäftigt: Er prüft sorgfältig die Dinge, die den Herrn Jesus betreffen und die er von anderen gehört hat (Lk 1,1–4).
Vorhin waren wir bei den Zellen, von denen es heißt, dass die Priester dort die Opfergaben essen dürfen (Hes 42,13; 44,29). Im Zusammenhang mit dem Kochhaus hält dies eine wichtige Lektion für den Schriftforscher bereit. Nach dem Schriftstudium, das „am Kochhaus“ stattfindet, folgt das „Essen in den Zellen“. Das deutet darauf hin, dass wir in der Gemeinschaft mit Gott in unserem Herzen verarbeiten, was wir bei der Untersuchung der Schrift an Wahrheiten entdeckt haben, sowohl über den Herrn Jesus als auch über uns selbst. Es bringt uns zur Selbstprüfung und, wenn nötig, zur Selbstverurteilung und zum Bekenntnis und zur Anbetung Gottes.
Das Kochhaus des Priesters ist ein vom Volk getrennter Ort. Es soll kein Kontakt mit dem Volk bestehen, das sich im äußeren Vorhof befindet. Die Folge der heiligenden Wirkung des Opfers ist, dass das Volk schuldig wird und ein Lösegeld zahlen oder ein Sündopfer darbringen muss (vgl. Hes 44,19; 3Mo 6,4.11.20).
Dann bringt der Mann Hesekiel aus dem inneren Vorhof in den äußeren Vorhof und führt ihn an dessen vier Ecken entlang (Vers 21). In den vier Ecken sind so genannte „geschlossene Höfe“, die alle gleich groß sind (Vers 22). Um jeden dieser geschlossenen Höfe herum ist eine Steinreihe und in jedem von ihnen ist ein Kochhaus (Vers 23).
Wieder erklärt der Mann ihren Zweck. Diese Kochhäuser sind die Orte, an denen die Leviten die Schlachtopfer kochen, die das Volk bringt (Vers 24; vgl. 1Sam 2,12–17). Diese Opfer sind die Friedensopfer. Der Priester und der Opfernde essen das Fleisch des Friedensopfers zusammen. Sie tun das mit dem HERRN, dem das Friedensopfer geopfert wird (3Mo 3,1.6.12; 7,19b.30–34).