Einleitung
Mit Hesekiel 40 beginnt der letzte Teil des Buches. Nach der Wiederherstellung Israels in seinem Land (Hesekiel 36 und 37) und der Ausrottung seiner letzten Feinde (Hesekiel 38 und 39) kann das Friedensreich in seiner ganzen Pracht errichtet werden. Während fast alle anderen Propheten das Friedensreich nur erwähnen, manchmal mit einer kurzen Beschreibung dieses Friedens, geht Hesekiel in diesen letzten Kapiteln (Hesekiel 40–48) ins Detail über den neuen Tempel, die neue Priesterschaft und die neue Aufteilung des Landes im Friedensreich.
Nach all den Kämpfen gibt es endlich überall auf der Erde völlige Ruhe. Das Zentrum dieser Ruhe ist das Heiligtum – in Hesekiel 37 kurz erwähnt (Hes 37,26.28) –, in dem der HERR wohnt und in dem Israel Ihm dient.
Hesekiel 40–48 kann wie folgt unterteilt werden:
1. Zunächst gibt Hesekiel eine Beschreibung des Heiligtums (Hesekiel 40,1–42,20), in dem die Herrlichkeit des HERRN wiederkehrt.
2. Dann beschreibt er den Altar, seine Einweihung und den priesterlichen Dienst, der im Heiligtum stattfindet (Hesekiel 43,1–47,12). Er kann diese Beschreibung geben, weil der HERR ihm in einem Gesicht ein Bild des Heiligtums und seiner Satzungen gibt.
3. Im letzten Abschnitt (Hesekiel 47,13–48,35) sehen wir die neuen Bewohner des Landes und die Aufteilung des Landes unter die zwölf Stämme.
Die Erklärung dieses letzten Teils des Buches Hesekiel ist nicht immer einfach. Ausleger haben auf die folgenden Probleme für seine Auslegung und Anwendung hingewiesen:
1. Die Beschreibung ist nicht vollständig.
2. Es gibt Unterschiede in den hebräischen Manuskripten, manchmal auch Unterschiede zwischen dem, was geschrieben steht, und dem, was gelesen wird.
3. Der Text der Septuaginta (LXX) ist in einigen Fällen klarer als der hebräische Text (und wird manchmal stillschweigend von den Übersetzern übernommen).
4. Die verwendeten spezifischen architektonischen Begriffe, deren Bedeutung selbst zur Zeit der LXX unbekannt ist.
Die Beschreibung des Heiligtums, das Hesekiel in dem Gesicht sieht, ist nicht vollständig. Zum Beispiel fehlen die meisten Höhenmaße. Auch fehlt größtenteils die Erwähnung der Materialien, die für den Bau des Heiligtums benötigt werden. Als Mose die Stiftshütte und Salomo den Tempel baute, wurden die Materialien jeweils erwähnt.
Das Fehlen der Aufzählung von Materialien scheint darauf hinzudeuten, dass es in dieser Beschreibung in erster Linie um das Vorhandensein und die Nutzung des Tempels geht, um seine Existenz und seinen Zweck. Allerdings wird an anderer Stelle erwähnt, dass die Materialien von Königen verschiedener Nationen geliefert werden (Ps 68,30), aus denen auch Menschen kommen werden, um beim Bau zu helfen (Sach 6,15a).
Auch die Beschreibung der Stiftshütte wird nicht detailliert wiedergegeben. Aber was in dieser Beschreibung fehlt, ist kein unüberwindlicher Mangel, wenn Mose sie baut und aufrichtet. Denn Mose sah das Vorbild der Stiftshütte auf dem Berg (2Mo 25,9.40; Heb 8,5). Etwas Ähnliches gilt für den Tempel Salomos, denn Salomo hat den Entwurf des Tempels von seinem Vater David schriftlich erhalten (1Chr 28,19).
Der Tempel, den Hesekiel sieht, wird vom Messias selbst, dem Herrn Jesus, gebaut werden (Sach 6,12). Wir mögen für unsere Vorstellung jetzt eine unvollständige Beschreibung dieses Tempels haben. Sie reicht nicht aus, um ihn im Detail wiederzugeben, aber der Herr Jesus als der Baumeister ist die Garantie dafür, dass dieser Tempel in jedem Detail vollkommen sein wird. Nichts wird fehlen. Jedes Teil und jeder Raum wird an der richtigen Stelle und in den richtigen Dimensionen sein. Sie werden in vollkommener Harmonie mit und im richtigen Verhältnis zu allen anderen Teilen und Räumen sein.
Die ziemlich trockene Aufzählung der Abmessungen ist etwas technisch. Dadurch scheint die Beschreibung – wie bei der Stiftshütte – wenig Nahrung für das Herz zu geben. Aber alle, die gelernt haben, dass Gott jedes Wort in seinem Wort aufgeschrieben hat, weil Er es für uns für wichtig hält, sehnen sich danach zu erfahren, was Er uns auch durch diese Beschreibung zu sagen hat. Denn „alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“ (2Tim 3,16.17).
Auch wenn wir die genaue Bedeutung oder den Ort einiger Details nicht kennen, ist es klar, dass Gott in einer geordneten Weise arbeitet, nach einem wohldefinierten Plan. Das erinnert an die Ordnung, die Er auch in der Gemeinde, seinem Haus, in diesem Zeitalter aufrechterhalten sehen möchte (1Kor 14,40; Kol 2,5). Wenn es um den Dienst der Anbetung Gottes geht – und das ist der Schwerpunkt in diesem Heiligtum – gibt Er ausführlich und genau an, wie Er möchte, dass sein Volk diesen Dienst ausführt. Das gilt auch für uns in der heutigen Zeit, denn der Herr Jesus sagt: „Es kommt aber [die] Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist [ein] Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh 4,23.24).
Das Alte Testament beschreibt vier Wohnstätten Gottes. Die erste ist die Stiftshütte. Dies ist die (bewegliche) Wohnstätte Gottes bei seinem Volk in der Wüste. Die zweite ist der Tempel, die feste Wohnstätte Gottes im Land. Dieser wurde von Salomo gebaut und von Nebukadnezar zerstört. Dies ist der erste Tempel. Die dritte Wohnstätte Gottes ist der Tempel, der von Serubbabel nach der Rückkehr eines Überrestes aus der babylonischen Gefangenschaft ins Land gebaut wurde. Dieser Tempel wurde später von Herodes vergrößert und im Jahr 70 von den Römern zerstört. Dies ist der zweite Tempel. Der Tempel, den Hesekiel sieht und für uns beschreibt, ist der dritte Tempel, der des Friedensreiches.
Nun ist es bezeichnend, dass diese vier Wohnstätten Gottes in Wirklichkeit alle ein und dieselbe Wohnstätte sind. Die Heilige Schrift macht das deutlich. Zunächst einmal sehen wir, dass das, was für die Stiftshütte gilt, auch für den Tempel gilt. Der Schreiber des Hebräerbriefs spricht von der Stiftshütte, während er vom Dienst im Tempel spricht (Heb 9,1–7). Die Anordnung und der Dienst in der Stiftshütte ist sozusagen austauschbar mit der Anordnung und dem Dienst im Tempel.
Diese Identifikation setzt sich in den drei Tempeln fort. Wir lernen dies vom Propheten Haggai. Haggai spricht zu dem Volk, das aus der Gefangenschaft in das Land Gottes zurückgekehrt ist und den Tempel wiederaufgebaut hat. Er sagt von dem gerade wiederaufgebauten Haus Gottes zu allen, die daneben stehen: „Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht wie nichts in euren Augen?“ (Hag 2,3). Er spricht mit Nachdruck von „diesem Haus in seiner früheren Herrlichkeit“. Damit bezieht er sich auf den Tempel, den Salomo gebaut hat. Sie haben „dieses Haus“ wiederaufgebaut, allerdings ohne die Pracht, die dieser Tempel hatte.
Haggai prophezeit auch von dem zukünftigen Tempel des Hesekiel. Auch das ist keine neue Wohnstätte Gottes, sondern eine Erneuerung und Vergrößerung seiner ursprünglichen Herrlichkeit. Gott sagt: „Ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen“ (Hag 2,7b). Wiederum: „dieses Haus“! Er fügt hinzu: „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste“ (Hag 2,9a).
In Hesekiel 40–42 haben wir die eigentliche Beschreibung des Hauses. In einem Gesicht geht der Prophet mit einem Mann, der ihm eine Führung durch den gesamten Tempel gibt. Dieser Rundgang geschieht, bis auf ein paar Unterbrechungen, schweigend. Alle möglichen architektonischen Aspekte kommen zur Sprache. Während Hesekiel schweigend zusieht, nimmt der Mann auch alle möglichen Messungen vor.
Der Mann bricht mehrmals das Schweigen, um Hesekiel etwas zu erklären (Hes 40,4.45; 41,4.22; 42,13; 43,18). Später spricht er noch ein paar Mal (Hes 46,20; 47,6.8). Der HERR selbst spricht auch, als seine Herrlichkeit in den Tempel zurückkehrt und er Hesekiel anweist, die Botschaft des Hauses, das er sah, weiterzugeben (Hes 43,6–12).
Zum Schluss dieser Einleitung einige Hinweise, die helfen könne, die Beschreibung des Tempels zu verstehen: Die Webseite https://www.christipedia.nl enthält einige Animationen:
1. Animation des messianischen Tempels nach dem Juden Chaim Clorfene. Dauer: 1 min 55 sec. Englisch gesprochen. Autor: Chaim Clorfene.com.
Upload auf Youtube.com Jun 12, 2012, https://youtu.be/M58fM2ae7Zw
2. Vers für Vers Animation von Hesekiel 40. Oben links in der Animation steht die Nummer des Bibelverses. Dauer: 6 min. 1 sec. englischer Text in den Illustrationen. Autor: Bibliaprints.com.
Upload auf Youtube.com Aug 30, 2012, https://youtu.be/YNmERZkT6JM
3. Vers für Vers Animation von Hesekiel 42–43. Oben links in der Animation steht die Nummer des Verses. Dauer: 3 min 27 sec. englischer Text in den Illustrationen. Autor: Bibliaprints.com.
Upload auf Youtube.com Sep 11, 2012, https://youtu.be/oQRegCrJHzk
1 - 4 Hesekiel in einem Gesicht nach Israel gebracht
1 Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Wegführung, am Anfang des Jahres, am Zehnten des Monats, im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt geschlagen war, an ebendiesem Tag kam die Hand des HERRN über mich, und er brachte mich dorthin. 2 In Gesichten Gottes brachte er mich in das Land Israel, und er ließ mich nieder auf einen sehr hohen Berg; und auf diesem, nach Süden, war es wie der Bau einer Stadt. 3 Und er brachte mich dorthin; und siehe da, ein Mann, dessen Aussehen wie das Aussehen von Kupfer war; und in seiner Hand war eine leinene Schnur und eine Messrute; und er stand im Tor. 4 Und der Mann redete zu mir: Menschensohn, sieh mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren und richte dein Herz auf alles, was ich dir zeigen werde; denn damit es dir gezeigt werde, bist du hierher gebracht worden. Berichte dem Haus Israel alles, was du siehst.
Hesekiel wird das Gesicht des neuen Tempels gezeigt, als er schon fünfundzwanzig Jahre in der Wegführung war (Vers 1), also im Jahr 573 v. Chr. Er spricht nicht von „meiner Wegführung“, sondern von „unserer Wegführung“ (vgl. Hes 33,21), was darauf hinweist, dass er sich nicht außerhalb oder über das Volk stellt, das weggeführt wurde, sondern ein Teil von ihm ist. Er leidet als ein Gerechter mit den Ungerechten.
Das Datum ist angegeben. Es ist „am Anfang des Jahres, am Zehnten des Monats“. Mit „dem Zehnten des Monats“ ist der Zehnte des Monats Abib (2Mo 13,4) gemeint, der erste Monat des religiösen Kalenders. Der zehnte Tag dieses Monats ist der Tag, an dem das Passahlamm für das Passahfest ausgewählt werden sollte (2Mo 12,2.3). Es ist der Tag, an dem man im Hinblick auf die Befreiung des Volkes und die Bewahrung der Erstgeborenen hinter dem Blut des Lammes sich sorgfältig mit dem Passahlamm beschäftigen sollte.
Die Tatsache, dass der HERR an diesem Tag das Tempelgesicht gibt, verbindet die Befreiung des Volkes Israels aus der Knechtschaft Ägyptens mit der zukünftigen Befreiung und Sicherheit des Volkes unter dem Schutz des HERRN durch das Blut des wahren Passahlammes, des Herrn Jesus (1Kor 5,7b). So wie Gott damals sein Volk befreit hat, um bei ihnen zu wohnen, so wird Er es auch in der (mittlerweile nahen) Zukunft wieder tun.
Dies ist auch ein tröstlicher Gedanke im Hinblick auf den Fall Jerusalems, der ebenfalls in der Datierung erwähnt wird. Es ist „im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt geschlagen war“. Die Stadt wird sich wieder erheben als die Stadt des großen Königs (vgl. Ps 48,3; Mt 5,35), der als wahre Passahlamm selbst den Grundstein dafür gelegt hat. Er wird dann inmitten seines Volkes in seinem Tempel wohnen.
„An ebendiesem Tag“, der mit dem Datum genau bezeichnet ist, und mit der Erwähnung, dass die Stadt geschlagen war – was nicht für möglich gehalten wurde –, kommt „die Hand des HERRN“ über Hesekiel. Damit ist gemeint, dass der Geist über ihn kommt und ihn ergreift. „In Gesichten Gottes“ wird er „in das Land Israel“ gebracht, wo er von Ihm „auf einen sehr hohen Berg“ niedergelassen wird (Vers 2; vgl. Off 21,9.10). Das Wort „dort“ in dem Wort „dorthin“ (Vers 1) ist im Hebräischen schamma. Mit diesem Wort schamma, endet das Buch (Hes 48,35). Dort ist es übersetzt mit „hier“.
Geführt von der Hand des HERRN ließ Hesekiel sich „nieder auf einen sehr hohen Berg“. Auf der Südseite dieses Berges „war es wie der Bau einer Stadt“. Gemeint ist wohl der Tempelkomplex. Er drückt sich in der gleichen vagen Weise aus wie in Hesekiel 1. Diese Unschärfe wird mehr und mehr verschwinden, wenn er alles aus der Nähe zu sehen bekommt.
Wiederum wird darauf hingewiesen, dass Hesekiel „dorthin“, schamma, gebracht wird (Vers 3; Vers 1). Er sieht dort einen Mann. Dieser Mann zeigt ihm das Heiligtum in allen Einzelheiten. Dieser Mann ist tatsächlich der Engel des HERRN oder eine Erscheinung des Sohnes Gottes (vgl. Jos 5,13; Sach 1,8; 2,1; 6,12). Das zeigt sich in der Erscheinung des Mannes, „dessen Aussehen wie das Aussehen von Kupfer“ ist. Kupfer ist das Bild für die Gerechtigkeit Gottes, die im Feuer von Gottes Gericht Bestand hat (4Mo 16,35; 17,1–5). Der Mann entspricht vollkommen der Gerechtigkeit Gottes.
Er hat zwei Messinstrumente in seiner Hand: „eine leinene Schnur und eine Messrute“. Mit der Leinene Schnur lassen sich große Entfernungen und runde Formen messen (Hes 47,3), die Messrute ist praktisch, um Höhen und ebene Flächen, z. B. eine Wand, zu vermessen. Diese Instrumente trägt ein Baumeister gewöhnlicherweise bei sich. Seine Messung zeichnet Ihn als Bauherrn aus (vgl. 2Sam 8,2; Ps 16,6; 78,55; Sach 2,1; Heb 11,10). Es ist sein Haus und Er bestimmt, wie es aussehen soll. Der Mann steht im Tor. Oft ist das Tor der Ort des Gerichts (Rt 4,1.11; Amos 5,10.12.15). Hier hat der Tor eher die Vorstellung eines sicheren und kontrollierten Zugangs zum Tempel.
Der Mann weist Hesekiel an, seine Augen und Ohren gut offen zu halten für alles, was Er ihm vom Tempel zeigen wird (Vers 4). Hesekiel soll der damit verbundenen Unterweisung Aufmerksamkeit schenken. Schließlich sagt der HERR zu ihm, dass Er ihn mit der Absicht dorthin gebracht hat, um ihm all dies zu zeigen. Er fügt sofort hinzu, dass Hesekiel alles, was er sieht, dem „Haus Israel“ berichten soll.
Es gibt hier vier Verben im Imperativ: „sieh“, „höre“, „richte“, „berichte“. Diese Reihenfolge ist wichtig für jeden, der Gottes Wort studieren will. Die Reihenfolge ist auch für uns wichtig, wenn wir mit Hesekiel unterwegs sind. Dann müssen wir sehen, was er sieht, und hören, was er hört, und beidem mit unserem Herzen Aufmerksamkeit schenken. Dann können wir es anderen berichten (vgl. Esra 7,10).
Der Befehl an Hesekiel macht deutlich, dass die Beschreibung des Tempels eine Botschaft Gottes an das Volk Israel ist, die es mit Augen, Ohren und Herzen aufnehmen soll (Hes 44,5). Wir können das auf uns selbst anwenden, wenn es um den geistlichen Tempel in unserer Zeit geht, das ist die neutestamentliche Gemeinde. Hesekiels zukünftiger Tempel wird – wie die Stiftshütte, der erste Tempel (von Salomo) und der zweite Tempel (von Serubbabel) – ein Bild des wahren Tempels Gottes im Himmel sein (Off 11,19). Der Tempel verweist in allen Einzelheiten auf den Herrn Jesus, den Messias. Er als Mensch ist die vollständige Erfüllung des Tempels, Er ist die wahre Wohnung Gottes (Kol 1,19; 2,9; Joh 2,19–22).
Hesekiels Beschreibung des Tempels betont besonders die Heiligkeit des Hauses. Die Stiftshütte und der Tempel sind auch heilige Gebäude und ein Bild für die Gemeinde als heiliges Haus. Aber in dem Tempel, den Hesekiel beschreibt, liegt die Betonung sehr stark auf der Heiligkeit des Hauses. Außerdem ist der Bereich um den Tempel herum auch der heiligste Bereich, weil die Herrlichkeit des HERRN in das Haus eingezogen ist (Hes 43,4.5.12). So ist am Pfingsttag die Herrlichkeit Gottes in die Gemeinde eingezogen, als der Heilige Geist ausgegossen wird. Er erfüllt sowohl das ganze Haus, in dem die Gläubigen versammelt sind, als auch die einzelnen Gläubigen (Apg 2,1–4).
Dieser zukünftige, buchstäbliche, materielle Tempel bezieht sich also im Vorbild auf die Gemeinde, die in diesem Zeitalter der Gnade der Tempel Gottes ist (1Kor 3,16.17; 2Kor 6,16; Eph 2,19–22). So wie Hesekiel den Plan des Tempels und den Dienst darin gründlich studieren und darüber sprechen muss, so ist es auch für uns wichtig, uns mit Gottes Plan für das geistliche Haus zu beschäftigen und uns danach zu richten (1Tim 3,15; 1Kor 14,33.40). Es ist auch wichtig, dass alle Erlösten diese Dinge mitgeteilt werden durch entsprechende Unterweisung.
Der Tempel ist darüber hinaus ein Bild für den Körper des Gläubigen in diesem Zeitalter der Gnade (1Kor 6,19). Daher lehrt Hesekiels Beschreibung des Tempels den einzelnen Gläubigen wichtige geistliche Lektionen.
5 Die Mauer außerhalb des Hauses
5 Und siehe, eine Mauer war außerhalb des Hauses ringsherum; und in der Hand des Mannes war eine Messrute von sechs Ellen, jede von einer Elle und einer Handbreit. Und er maß die Breite des Baues: eine Rute, und die Höhe: eine Rute. –
Das Erste, was Hesekiel sieht, ist „eine Mauer außerhalb des Hauses“ (Vers 5). Damit beginnt er die Beschreibung. Diese Mauer umschließt den gesamten Tempelkomplex, einschließlich der beiden Vorhöfe. Der Mann misst die Mauer mit „einer Messrute“, die Er in seiner Hand hält. Die Länge der Messrute beträgt „sechs Ellen“. Diese „Elle“ ist nicht die übliche Elle von sechs Handbreiten, also 45 cm, sondern „eine Elle und eine Handbreit“ (also sieben Handbreiten). Sie wird die „königliche Elle“ genannt und ist das Standard-Längenmaß für diesen Tempel.
Nach verschiedenen Auslegern sollen für diese Elle etwa 52,5 cm gerechnet werden (bei einer angenommenen Handbreite von 7,5 cm). Die Messrute („eine Rute“) in der Hand des Mannes beträgt sechs Ellen und ist in dieser Berechnung 3,15 m (= 6 x 52,5 cm) lang. Die Mauer ist also 3,15 m breit und 3,15 m hoch.
Dass die Messung mit der Mauer beginnt, weist darauf hin, dass alles, was innerhalb der Mauer ist, im Verhältnis zum Bereich außerhalb der Mauer einen speziell für Gott abgesonderten Platz hat. Was auch immer innerhalb der Mauer ist, ist für Gott abgesondert oder Ihm geweiht. Es ist vergleichbar mit der Heiligung des siebten Tages als einem Tag, den Gott von den anderen sechs Tagen absondert, um speziell für Ihn zu sein (1Mo 2,3). Wir sehen das auch bei der Mauer um Jerusalem (Neh 12,27). Die Mauer sorgt auch dafür, dass das Böse, die Sünde, keinen Zutritt hat. Die Mauer trennt das Heilige vom Unheiligen (Hes 42,20).
Gleich zu Beginn der Beschreibung des Tempels sehen wir, von welch großer Bedeutung diese beiden Aspekte – die Hingabe an Gott und das Fernhalten von Sünde – sind. Sie sind die Bedingungen, die erfüllt sein sollen, wenn Gott in der Mitte seines Volkes wohnen kann, denn „deinem Haus geziemt Heiligkeit, HERR, auf immerdar“ (Ps 93,5b).
6 - 16 Das äußere Osttor
6 Und er ging zu dem Tor, das nach Osten gerichtet war, und stieg dessen Stufen hinauf. Und er maß die Schwelle des Tores: eine Rute breit, und zwar die erste Schwelle eine Rute breit; 7 und [jede] Nische: eine Rute lang und eine Rute breit, und zwischen den Nischen fünf Ellen; und die Torschwelle neben der Torhalle zum Haus hin: eine Rute. 8 Und er maß die Torhalle zum Haus hin: eine Rute; 9 und er maß die Torhalle: acht Ellen; und ihre Pfeiler: zwei Ellen [dick], und die Torhalle war zum Haus hin. 10 Und die Nischen des Tores nach Osten: drei waren auf dieser und drei auf jener Seite; ein Maß hatten alle drei, und ein Maß die Pfeiler auf dieser und auf jener Seite. 11 Und er maß die Breite der Toröffnung: zehn Ellen, [und] die Länge des Tores: 13 Ellen. 12 Und eine Grenzwehr war vor den Nischen, von einer Elle [auf dieser Seite]; und eine Elle Grenzwehr war auf jener Seite. Und jede Nische war sechs Ellen auf dieser und sechs Ellen auf jener Seite. 13 Und er maß das Tor vom Dach einer Nische bis zum Dach der anderen: 25 Ellen Breite, Tür gegen Tür. 14 Und er bestimmte die Pfeiler zu 60 Ellen [Höhe]. Und an die Pfeiler stieß der Vorhof rings um das Torgebäude. 15 Und von der Vorderseite des Eingangstores bis zur Vorderseite der Halle des inneren Tores waren 50 Ellen. 16 Und vergitterte Fenster waren an den Nischen, und [zwar] an ihren Pfeilern, nach dem Innern des Torgebäudes zu, ringsherum, und ebenso an den Wandvorsprüngen; und so waren Fenster ringsherum nach innen zu; und an den Pfeilern waren Palmen.
Nachdem er die Mauer ausgemessen hat, geht der Mann zu „dem Tor, das nach Osten gerichtet war“ (Vers 6). In der Mauer, dem Symbol der Trennung, die dafür sorgt, dass die Sünde draußen bleibt, befinden sich drei Tore. Die Tore ermöglichen den Zugang zur Wohnung Gottes. Sie sprechen davon, dass Gott sein Volk einlädt, zu Ihm zu kommen. Die Beschreibung des Osttores gilt auch für die anderen Tore. Sie zeigt, was Gott als Bedingungen für das Kommen zu Ihm stellt.
Da der Haupteingang des Tempelkomplexes nach Osten gerichtet ist – wie bei Stiftshütte und Salomos Tempel –, beginnt die Beschreibung mit diesem Tor. Nicht weniger als elf Verse sind dieser Beschreibung gewidmet. Das Osttor ist auch das Tor, durch das die Herrlichkeit des HERRN auszog (Hes 10,19; 11,23). Dieses Tor ist etwas Besonderes, weil hier die Herrlichkeit Gottes ein– und ausgeht (Hes 43,2.4).
Der Osten ist die Seite des Sonnenaufgangs und die Seite, von der der Herr Jesus kommen wird (Mt 24,27). Die Beschreibung des Osttors wird bei der Beschreibung des Nordtors (Verse 20–23) und des Südtors (Verse 24–27) wiederholt. Jedes Tor ist lang und ähnelt einem kurzen Tunnel oder einer Art Durchgang. Außerdem gibt es, wie wir gleich sehen werden, Nischen, die das Tor wie ein kleines Haus aussehen lassen. Das äußere Tor hat eine Gesamtlänge von 50 Ellen (Vers 15).
Über eine Treppe kommt der Mann in die Vorhalle des Tores, das den Zugang zum äußeren Vorhof ermöglicht. Hesekiel folgt Ihm dicht und wir als Leser mit ihm. Es wird hier nicht gesagt, wie viele Stufen die Treppe hat, aber es wird gesagt, wie viele Stufen sie für das Nordtor und das Südtor hat (Verse 22.26). Dass es Stufen gibt, die man hinaufsteigen muss, bedeutet, dass der äußere Vorhof, in den man kommt, nachdem man durch das Tor gegangen ist, höher liegt als der Boden vor dem Tor draußen an der Mauer. Der Mann misst die Breite der Schwelle des Tores. Es ist eine Rute oder 3,15 m. Es gibt eine zweite Schwelle, die genauso breit ist.
Im Tor sind die Nischen eine Rute lang und eine Rute breit, also 3,15 m im Quadrat (Vers 7). Diese Nischen sind für die Torwächter (vgl. Hes 44,11). Zwischen den Nischen ist ein Abstand von fünf Ellen. Auf der anderen Seite des Tores, auf der Seite der anderen Vorhalle, dem letzten Raum, bevor man aus dem Tor in den äußeren Vorhof tritt, ist eine Torschwelle, eine Rute lang.
Nach der Torschwelle misst er die Torhalle, die nach innen gerichtet ist (Vers 8). Die Torhalle ist ein zusätzlicher Raum nach den Nischen. Er befindet sich nach der letzten Nische und neben der Öffnung am Ende des Tores, durch die man in den äußeren Vorhof kommt. Die Breite der Torhalle beträgt eine Rute, also 3,15 m, und ist damit genauso breit wie die Nische. Dann misst er die Länge der Torhalle. Sie beträgt acht Ellen (Vers 9), also 4,20 m. Die Dicke der Pfeiler der Öffnung beträgt zwei Ellen, also 1,05 m. Dann wird wieder erwähnt, dass die Torhalle zum Haus hin oder nach innen gerichtet ist.
Es gibt sechs Nischen im Tor (Vers 10). Davon sind drei auf der einen Seite und drei auf der anderen Seite des Ganges. Sie sind alle gleich groß, ebenso die Pfeiler. Ein Tor dient zum Schutz des Tempels. Jemand, der eintreten will, muss durch das Tor und an den Wächtern in den Nischen vorbei gehen. Es wird also ständig kontrolliert, wer den Tempel betritt und wer ihn verlässt. Das Tor zeigt dem Besucher, dass er jetzt heiligen Boden betritt.
Die drei Nischen mit Torwächtern erinnern an das Prinzip, das uns sowohl im Alten als auch im Neuen Testament begegnet: Zwei oder drei Zeugen sind nötig, um ein annehmbares Zeugnis abzulegen (5Mo 17,6; 19,15; Mt 18,16; 2Kor 13,1; 1Tim 5,19; 1Joh 5,7.8). Das bedeutet, dass die Aufnahme eines Fremden in eine Gemeinde nicht nur auf der Grundlage seines eigenen Zeugnisses, sondern auch auf der Grundlage des Zeugnisses anderer Gläubiger geschehen soll (Joh 5,31; Apg 9,26.27; 18,27; Röm 16,1; 2Kor 3,1; Kol 4,10).
Dann misst der Mann die Breite der Toröffnung (Vers 11). Es sind zehn Ellen oder 5,25 m. Das ist auch die Breite des gesamten Durchgangs. Die Länge des Tores beträgt 13 Ellen. Vor den Nischen befindet sich ein zusätzlicher Raum, ein Grenzwehr, von einer Elle (Vers 12), möglicherweise als eine Art „Sicherheitsbereich“, weil die Nischen keine Tür haben. Die Nischen sind sechs Ellen lang und sechs Ellen breit.
Auch das Dach wird vermessen (Vers 13). Die Messung erfolgt im Zusammenhang mit den darunter liegenden Nischen. Das Dach ist 25 Ellen breit. Ein Dach bietet Schutz vor Wettereinflüssen von oben. In der geistlichen Anwendung bietet das Dach Schutz vor dämonischen Mächten in den himmlischen Örtern. Es ist zu beachten, dass sich die Eingänge zu den Nischen direkt gegenüberliegen. Der eine Eingang ist nicht breiter oder schmaler als der andere. Gottes Maßstäbe sind immer die gleichen, wenn es darum geht, sein Volk in seinem Haus willkommen zu heißen. Er ändert sich nicht, wenn sich die Zeiten ändern, und passt sich nicht an, wenn sich die Menschen ändern.
Die Pfeiler misst Er auch (Vers 14). Sie sind „60 Ellen [hoch]“. Die Pfeiler werden dem Tor als verstärkender Teil hinzugefügt. Hesekiel ergänzt: „An die Pfeiler stieß der Vorhof rings um das Torgebäude.“ Er scheint darauf hinzuweisen, dass die Pfeiler als vorderer Teil des Tores nicht vor, sondern als einziger Teil des Tores am Vorhof stehen. Die Länge des Tores von dem Eingangstor bis zur Öffnung der Vorhalle, die sich auf der Seite des äußeren Hofes befindet, beträgt 50 Ellen (Vers 15), das ist das Doppelte seiner Breite (Vers 13).
Im Tor, an den Nischen und an den Pfeilern, sind vergitterte Fenster (Vers 16). Die Fenster sind nach innen abgeschrägt, sie zeigen nach innen, das heißt, sie sind außen schmal und innen breit, also in der Nische selbst. Sie erhellen die Nische mit einfallendem Sonnenlicht und sorgen für frische Luft. Auch an den Wandvorsprüngen befinden sich Fenster ringsherum nach innen zu.
In der geistlichen Anwendung sehen wir, dass neutestamentliche Torwächter, wie Aufseher oder Hirten, Gläubige mit einer Aufsichtsaufgabe, kein Licht in sich selbst haben. Um ihre Funktion richtig auszuführen, muss das Licht „von außen“ kommen, von Gottes Wort und durch Gottes Geist. In diesem Licht können sie erkennen, wer Zugang zur Gemeinde hat und wer nicht.
„An den Pfeilern waren Palmen“ (Vers 16). Sie werden im gleichen Atemzug mit den Fenstern erwähnt. Eine Palme spricht unter anderem von Königtum und Sieg (Joh 12,13; Off 7,9). Die Verbindung mit den Fenstern macht deutlich, dass der Sieg das Ergebnis oder eine Frucht des Lebens im Licht ist.
Wir sehen diesen Zusammenhang in dem, was Paulus zu den Ephesern sagt: „Die Frucht des Lichts [besteht] in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit“ (Eph 5,9). Wenn Gläubige Siege im Glauben über die Finsternis erringen, bestätigt sich diese Frucht im Leben. Die Gemeinde ist ein Ort für Menschen, die wissen, was es heißt, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen einmal überliefert wurde, und die in diesem Streit siegreich sind (Jud 1,3).
Was wir in Psalm 118 über die Tore lesen, verbindet sich damit auf schöne Weise. Dieser Psalm ist das, was man eine „Danksagung nach dem Sieg“ nennen kann. Wir lesen in diesem Psalm über die Tore in Verbindung mit der Gerechtigkeit folgendes: „Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit: Ich will durch sie eingehen, Jah will ich preisen. Dies ist das Tor des HERRN: Die Gerechten werden dadurch eingehen“ (Ps 118,19.20). Schön ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Gerechte mit einer Palme verglichen wird: „Der Gerechte wird sprossen wie die Palme“ (Ps 92,13a).
17 - 19 Steinpflaster und 30 Zellen
17 Und er brachte mich in den äußeren Vorhof. Und siehe, da waren Zellen und ein Steinpflaster ringsum am Vorhof gemacht; 30 Zellen waren auf dem Steinpflaster. 18 Und das Steinpflaster war zur Seite der Tore, entsprechend der Länge der Tore, [nämlich] das untere Steinpflaster. 19 Und er maß die Breite von der Vorderseite des Tores des unteren [Vorhofs] bis vor den inneren Vorhof, von außen, 100 Ellen; [so war es] an der Ostseite und an der Nordseite.
Nachdem Er das Osttor gemessen hat und alles, was mit ihm und in ihm ist, bringt Er Hesekiel in den äußeren Vorhof (Vers 17). Die Formulierung „und er brachte mich“ kommt siebenmal vor (Hes 40,17; 40,28; 40,32; 40,35; 41,1; 44,4; 46,19). Diesen äußeren Vorhof betritt man, nachdem man das gesamte Tor von der ersten Vorhalle aus durchschritten hat, entlang der Nischen und der zweiten Vorhalle. Der äußere Vorhof ist der Bereich, der das eigentliche Tempelgebäude umgibt. Wie wir in den Versen 28–47 sehen, hat das Tempelgebäude seinen eigenen, viel kleineren Vorhof, den inneren Vorhof, zu dem die drei inneren Tore Zugang geben.
Wenn Hesekiel im äußeren Vorhof steht, sieht er 30 Zellen. Die Zellen liegen auf einem Steinpflaster, das den Vorhof umgibt. Dieses Steinpflaster liegt neben den drei Toren und ist so breit, wie die Tore lang sind (Vers 18), also 50 Ellen (Vers 15). Es wird weiter angemerkt, dass dies „das untere Steinpflaster“ ist, denn der innere Vorhof, der höher liegt, hat auch ein Steinpflaster.
Es wird nicht erwähnt, wie diese Zellen über das Steinpflaster verteilt sind. Es ist offensichtlich, dass sie gleichmäßig über das gesamte Steinpflaster auf den drei Seiten mit den drei Toren verteilt sind. Es werden zehn Zellen auf der Südseite, zehn auf der Ostseite und zehn auf der Nordseite sein, also insgesamt 30. Als weitere Verteilung können wir uns vorstellen, dass es links und rechts von jedem der drei Tore jeweils fünf Zellen geben wird.
Auch über den Zweck dieser Zellen gibt es keine Angaben. Es ist anzunehmen, dass dort Opfermahlzeiten des Volkes abgehalten wurden oder dass sie als Aufbewahrungsort für die Einnahmen des Tempels dienten. In dem von Serubbabel nach der Rückkehr aus der Wegführung wiederaufgebauten Tempel wurde eine solche Zelle an einen Feind des Volkes Gottes vergeben. Nehemia ist darüber empört und wirft diesen Feind hinaus (Neh 13,4–9).
Der Mann aus Vers 3 nimmt auch das Maß des äußeren Hofes (Vers 19). Dabei geht er vom „Tor des unteren [Vorhofs]“ aus, also vom äußeren Tor, das niedriger ist als das innere Tor. Er rechnet von der Torseite, die direkt an den äußeren Vorhof angrenzt, bis zur Außenseite des inneren Vorhofs. Seine Breite beträgt genau 100 Ellen. Das Gleiche gilt für das Osttor und das Nordtor (Vers 23).
20 - 23 Das äußere Nordtor
20 Und das Tor, das nach Norden gerichtet war, am äußeren Vorhof: Er maß seine Länge und seine Breite; 21 und seine Nischen, drei auf dieser und drei auf jener Seite; und seine Pfeiler und seine Wandvorsprünge. Es war nach dem Maß des ersten Tores, 50 Ellen seine Länge und 25 Ellen die Breite. 22 Und seine Fenster und seine Wandvorsprünge und seine Palmen waren nach dem Maß des Tores, das nach Osten gerichtet war; und auf sieben Stufen stieg man hinauf, und seine Wandvorsprünge waren vor ihnen. 23 Und ein Tor zum inneren Vorhof war dem Tor nach Norden und nach Osten gegenüber; und er maß von Tor zu Tor: 100 Ellen.
Nach dem Osttor ist das Nordtor an der Reihe, gemessen zu werden (Vers 20). Die Beschreibung erfolgt hier global, denn dieses Tor ist in den Abmessungen und im Grundriss genau gleich wie das Osttor (Verse 21.22). Ein neues Detail ist, dass die Treppe zu diesem Tor „sieben Stufen“ hat.
Die Beschreibung schließt mit dem Maß des äußeren Vorhofs, aber vom Tor des inneren Vorhofs aus gerechnet (Vers 23). Wie schon in Vers 19 angedeutet, beträgt der Abstand von Tor zu Tor 100 Ellen.
24 - 27 Das äußere Südtor
24 Und er führte mich nach Süden. Und siehe, da war ein Tor nach Süden; und er maß seine Pfeiler und seine Wandvorsprünge nach jenen Maßen. 25 Und Fenster waren an ihm und an seinen Wandvorsprüngen ringsherum, wie jene Fenster. Die Länge war 50 Ellen und die Breite 25 Und Fenster waren an ihm und an seinen Wandvorsprüngen ringsherum, wie jene Fenster. Die Länge war 50 Ellen und die Breite 25 Ellen. 26 Und sieben Stufen [bildeten] seinen Aufstieg, und seine Wandvorsprünge waren vor ihnen; und es hatte Palmen an seinen Pfeilern, eine auf dieser und eine auf jener Seite. 27 Und ein Tor zum inneren Vorhof war nach Süden; und er maß von dem Tor zu dem Tor nach Süden: 100 Ellen.
Der Mann führt Hesekiel nach Süden (Vers 24). Dort sieht er ein Tor nach Süden. Die Messungen, die der Mann vornimmt, ergeben die gleichen Ergebnisse wie die Messungen der beiden vorherigen Tore. Auch die Beschaffenheit des Südtores ist die gleiche wie die der anderen Tore, ebenso wie die Länge des äußeren Vorhofs, der zwischen dem äußeren und dem inneren Südtor liegt (Verse 25–27).
28 - 31 Das innere Südtor
28 Und er brachte mich durch das Südtor in den inneren Vorhof. Und er maß das Südtor nach jenen Maßen, 29 und seine Nischen und seine Pfeiler und seine Wandvorsprünge nach jenen Maßen. Und Fenster waren an ihm und an seinen Wandvorsprüngen ringsherum. Die Länge war 50 Ellen und die Breite 25 Ellen. 30 Und Wandvorsprünge waren ringsherum, die Länge 25 Ellen und die Breite fünf Ellen. 31 Und seine Wandvorsprünge waren gegen den äußeren Vorhof hin; und Palmen waren an seinen Pfeilern; und acht Stufen [bildeten] seinen Aufstieg.
Vom äußeren Südtor aus durchquert der Mann zusammen mit Hesekiel den äußeren Vorhof bis zum inneren Südtor direkt gegenüber, das den Zugang zum inneren Vorhof ermöglicht (Vers 28). Dieses Tor bildet die Verbindung zwischen dem äußeren und dem inneren Vorhof. Dieses innere Südtor hat die gleichen Abmessungen wie das äußere Südtor. Auch der Grundriss ist derselbe (Verse 29.30).
Dennoch gibt es auch einige Unterschiede zwischen den beiden Toren. Ein erster Unterschied ist die Lage der Vorhalle des Tores (Vers 31). Die Vorhalle des inneren Tores grenzt nicht an den inneren Vorhof, sondern an den äußeren Vorhof. Das innere Tor ist also ein Spiegelbild des äußeren Tores, denn am äußeren Tor befindet sich der Vorbau auf der Seite des äußeren Hofes und nicht auf der Seite, auf der man das Tor betritt. Mit anderen Worten, der Vorbau des äußeren Tores (das untere Tor) und der Vorbau des inneren Tores grenzen beide an denselben Raum, nämlich an den äußeren Hof.
Ein weiterer Unterschied zum äußeren Tor ist, dass die Treppe zum inneren Tor acht Stufen hat, während die Treppe zum äußeren Tor sieben Stufen hat. Durch die Treppe ist das Tempelgebäude also noch höher als der äußere Vorhof, und der äußere Vorhof ist wiederum höher als das, was ihn nach außen hin begrenzt. Dass eine Treppe mit acht Stufen zum Tempel hinaufführt, weist darauf hin, dass ein neuer Bereich betreten wird. Die Zahl acht spricht von einem neuen Anfang ohne Ende, nach der Vollendung von etwas, das vollständig ist, wovon die Zahl sieben spricht. Das passt dazu, wo wir uns jetzt befinden: in der direkten Gegenwart Gottes, also auf der höchsten Ebene.
32 - 34 Das innere Osttor
32 Und er brachte mich in den inneren Vorhof nach Osten. Und er maß das Tor nach jenen Maßen, 33 und seine Nischen und seine Pfeiler und seine Wandvorsprünge nach jenen Maßen. Und Fenster waren an ihm und an seinen Wandvorsprüngen ringsherum. Die Länge war 50 Ellen und die Breite 25 Ellen. 34 Und seine Wandvorsprünge waren gegen den äußeren Vorhof hin; und Palmen waren an seinen Pfeilern auf dieser und auf jener Seite; und acht Stufen [bildeten] seinen Aufstieg.
Nach dem Südtor wird Hesekiel von dem Mann zum Osttor geführt. Wie bei den äußeren Toren ist auch hier das Osttor der Haupteingang. Die Vermessung dieses Tores zeigt, dass es genau die gleichen Maße und den gleichen Grundriss hat wie das eben gemessene Südtor.
35 - 37 Das innere Nordtor
35 Und er brachte mich zum Nordtor. Und er maß es nach jenen Maßen: 36 seine Nischen, seine Pfeiler und seine Wandvorsprünge. Und Fenster waren an ihm ringsherum. Die Länge war 50 Ellen und die Breite 25 Ellen. 37 Und seine Pfeiler [lagen] zum äußeren Vorhof hin; und Palmen waren an seinen Pfeilern auf dieser und auf jener Seite; und acht Stufen [bildeten] seinen Aufstieg.
Dann wird Hesekiel von dem Mann zum Nordtor geführt, wo die Messungen und die Anordnung das gleiche Ergebnis wie bei den vorherigen Toren ergeben.
38 - 43 Gegenstände für den Opferdienst
38 Und eine Zelle und ihr Eingang war an den Pfeilern der Tore; dort spülte man das Brandopfer ab. 39 Und in der Torhalle waren zwei Tische auf dieser und zwei Tische auf jener Seite, um auf ihnen das Brandopfer und Sündopfer und Schuldopfer zu schlachten. 40 Und draußen, an der für den zum Toreingang Hinaufgehenden nördlich liegenden Seite, waren zwei Tische; und an der anderen Seite der Torhalle zwei Tische: 41 vier Tische auf dieser und vier Tische auf jener Seite, an der Seite des Tores: acht Tische, auf denen man schlachtete. 42 Und beim Aufstieg waren vier Tische aus behauenen Steinen, anderthalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit und eine Elle hoch; auf diese legte man die Geräte, womit man das Brandopfer und das Schlachtopfer schlachtete. 43 Und die Doppelpflöcke, eine Handbreit lang, waren ringsherum am Haus befestigt; und auf die Tische kam das Opferfleisch.
Hesekiel befindet sich hier am Nordtor im inneren Vorhof (Vers 40), also in der Nähe des Ortes, an dem nach 3. Mose 1 das Brandopfer der Herde geschlachtet werden soll (3Mo 1,11). In der Nähe des Pfeilers des (inneren) Tores auf der Nordseite befindet sich eine Zelle zum Spülen des Brandopfers (Vers 38; vgl. 3Mo 1,9; 2Chr 4,6). In der Torhalle, wohin man kommt, nachdem man die achtstufige Treppe hinaufgestiegen ist, befinden sich auf jeder Seite zwei Tische (Vers 39). Auf ihnen können das Brandopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer geschlachtet werden.
Es gibt auch zwei Tische auf jeder Seite der Treppe mit acht Stufen, die zum inneren Tor führt (Verse 40.41). Es sind also acht Tische, die zum Schlachten der Opfer dienen. Es ist bemerkenswert, dass die Treppe nicht als solche erwähnt wird, sondern dass von ihr nur mittelbar gesprochen wird: „für den zum Toreingang Hinaufgehenden nördlich liegenden Seite“. Außerdem gibt es vier Tische, auf denen die Geräte stehen, mit denen das Brandopfer und das Schlachtopfer geschlachtet werden (Vers 42). Von diesen Tischen wird das Material erwähnt: Sie sind „aus behauenen Steinen“. Auch ihre Maße werden genannt: eineinhalb Ellen lang, eineinhalb Ellen breit und eine Elle hoch.
Eine weitere Sache, die sich auf den Opferdienst zu beziehen scheint, sind „die Doppelpflöcke, eine Handbreit lang“, die im Haus ringsum angebracht sind (Vers 43). Diese Pflöcke sind wohl dazu gedacht, die geschlachteten Opfer daran aufzuhängen, damit das Blut ablaufen kann.
Die Opfer, die im Friedensreich dargebracht werden, sind eine Erinnerung an das Werk Christi, ein Nachdenken darüber. Sie schmälern nicht die Vollkommenheit des Opfers Christi und die vollständige Vergebung der Sünden auf der Grundlage seines Opfers. Alles, was über die Opfer, die Vorbereitung, den Ort des Opfers und die Geräte gesagt wird, erinnert die Gläubigen an das Opfer, das der Herr Jesus für sie brachte. Er hing am Kreuz, außerhalb des Tores, um für die Seinen den Weg in die Gegenwart Gottes zu öffnen. Daran erinnern sich die Gläubigen der Gemeinde in der christlichen Zeit in der Feier des Abendmahls am Tisch des Herrn.
44 - 47 Zellen für die Sänger und die Priester
44 Und außerhalb des inneren Tores waren die Zellen der Sänger im inneren Vorhof: an der Seite des Nordtores und ihre Vorderseiten nach Süden; eine an der Seite des Osttores, die Vorderseite nach Norden. 45 Und er sprach zu mir: Diese Zelle, deren Vorderseite nach Süden [liegt], ist für die Priester, die den Dienst des Hauses versehen. 46 Und die Zelle, deren Vorderseite nach Norden [liegt], ist für die Priester, die den Dienst des Altars versehen. Das sind die Söhne Zadoks, die aus den Söhnen Levis dem HERRN nahen, um ihm zu dienen. 47 Und er maß den Vorhof: 100 Ellen die Länge und 100 Ellen die Breite, ein Viereck. Und der Altar war vor dem Haus.
Unmittelbar nach dem, was mit den Opfern zu tun hat, folgt eine Beschreibung der Zellen der Sänger und der Priester (Verse 44–46). Dies weist darauf hin, dass der Opferdienst von Lobpreis begleitet wird und von Priestern ausgeführt wird (vgl. Heb 13,15). Von den Zellen wird uns nur der Ort genannt. Es werden keine Maße angegeben. Die Zellen der Sänger befinden sich „außerhalb des inneren Tores“ (Vers 44). Die Zellen am Nordtor befinden sich auf der Südseite desselben.
Der Mann und Hesekiel stehen nun im inneren Vorhof in der Nähe des Nordtores. Dort bricht der Mann zum ersten Mal das Schweigen (Vers 45). Er erklärt Hesekiel, dass „diese Zelle, deren Vorderseite nach Süden [liegt]“, für die Priester ist. Hier werden zum ersten Mal die Priester erwähnt. Von ihnen erwähnt der Mann noch, dass sie „den Dienst des Hauses versehen“.
Die Vorderseite dieser Zelle liegt nach Süden. Eine andere Zelle liegt mit der Vorderseite nach Norden und ist für die Priester bestimmt, „die den Dienst des Altars versehen“ (Vers 46). Eine Zelle ist mit dem Haus und die andere mit dem Altar verbunden. Wir sehen hier, wie Haus und Altar zusammengehören.
Für diesen priesterlichen Dienst hat der HERR „die Söhne Zadoks“ bestimmt. Sie dürfen Ihm nahen, um Ihm als Priester zu dienen. Sie erhalten diesen wunderbaren Dienst als Belohnung für ihre Treue zu David (2Sam 15,24; 1Kön 1,8–10; 2,35; vgl. Hes 44,15; 43,19; 48,11).
Dann misst der Mann den (inneren) Vorhof (Vers 47). In der Mitte davon ist der Altar. Der Vorhof ist ein Quadrat von 100 Ellen Länge und 100 Ellen Breite. Die Betonung liegt auf dem Standort des Altars: Er befindet sich vor dem Haus. Nur über den Altar gibt es eine Sicht auf und einen Zugang zum Haus.
Der innere Vorhof bildet das Zentrum der Anlage. Zusammen mit den inneren Toren liegt dieses Zentrum acht Stufen höher als der äußere Vorhof mit den äußeren Toren. Der Altar befindet sich genau in der Mitte des Zentrums. Der äußere Vorhof mit den äußeren Toren wiederum liegt sieben Stufen höher als der Bereich außerhalb der Tempelanlage, der nach Hesekiel 45 offenes Gelände oder Weideland ist (Hes 45,2).
48 - 49 Die Halle
48 Und er brachte mich zur Halle des Hauses. Und er maß den Pfeiler der Halle: fünf Ellen auf dieser und fünf Ellen auf jener Seite; und die Breite des Tores: drei Ellen auf dieser und drei Ellen auf jener Seite. 49 Die Länge der Halle war 20 Ellen und die Breite elf Ellen, und zwar an den Stufen, auf denen man zu ihr hinaufstieg. Und Säulen waren an den Pfeilern, eine auf dieser und eine auf jener Seite.
Der Mann bringt Hesekiel nun in die Vorhalle des Hauses (Vers 48). Hier beginnt die Beschreibung des eigentlichen Tempelbaus, des Hauses, in dem die Herrlichkeit Gottes wohnen wird. Die Halle des Hauses ist die vordere Halle des Heiligen. Der Mann beginnt mit der Vermessung eines Pfeilers der Halle. Der Pfeiler ist auf beiden Seiten fünf Ellen dick und drei Ellen tief.
Die Halle hinter den Pfeilern ist zwanzig Ellen lang und elf Ellen breit (Vers 49). Um zur Halle zu gelangen, muss eine Treppe hinaufgestiegen werden. Neben den Pfeilern stehen zwei Säulen. Diese Säulen erinnern sehr an die beiden Säulen in Salomos Tempel (2Chr 3,17), von denen die eine Boas heißt (das bedeutet „in ihm ist Stärke“) und die andere Jachin (das bedeutet „er wird bestätigen“). Die Säulen haben hier keinen Namen, aber ihre (symbolische) Funktion ist klar: Der Tempel und der Dienst darin werden von der Kraft des HERRN getragen und sind eine Bestätigung seiner Verheißung, dass er in der Mitte seines Volkes wohnt.