Einleitung
Der leere Tempelkomplex von Hesekiel 40–42 kommt zum Leben, d. h., es treten nun Personen vor, um dort zu dienen. Wenn der HERR in den Tempel zurückgekehrt ist (Hesekiel 43,1–12), kann sein Volk Ihm dort nahen. Die Gesetze, die in Hesekiel 44 unsere Aufmerksamkeit fordern, unterstreichen, dass der in Hesekiel 40–42 beschriebene Tempel kein unbelebtes Denkmal ist. Dieser Tempel ist das Zentrum der Anbetung und des priesterlichen Dienstes. Nachdem Hesekiel bereits die Aufmerksamkeit auf den Altar als Zentrum der Anbetung gerichtet hat (Hes 43,13–27), spricht er nun von den Anbetern (Hesekiel 44,1–45,8) und den Vorschriften bezüglich der Anbetung (Hesekiel 45,9–46,24).
Nach einer kurzen Erörterung der Beziehung des Fürsten zum Heiligtum (Verse 1–3) fährt Hesekiel in diesem Kapitel fort, über die Eigenschaften der Tempeldiener (Verse 4–14), die Vorschriften für die Priester (Verse 15–27) und die Versorgung der Priester (Verse 28–31) zu sprechen. In den ersten Versen des nächsten Kapitels spricht er weiter über die Zuteilung von Land an die Priester (Hes 45,1–8).
1 - 3 Das verschlossene Osttor
1 Und er führte mich zurück auf dem Weg zum äußeren Tor des Heiligtums, das nach Osten sah; und es war verschlossen. 2 Und der HERR sprach zu mir: Dieses Tor soll verschlossen sein; es soll nicht geöffnet werden, und niemand soll dadurch eingehen; weil der HERR, der Gott Israels, dadurch eingezogen ist, so soll es verschlossen sein. 3 Was den Fürsten betrifft, er, der Fürst, soll darin sitzen, um vor dem HERRN zu essen; auf dem Weg der Torhalle soll er hineingehen, und auf demselben Weg soll er hinausgehen.
Hesekiel, der sich im inneren Vorhof befindet, wird von dem Mann zum äußeren Tor des Heiligtums gebracht, das nach Osten sieht (Vers 1). Dieses Tor ist verschlossen. Der Herr lässt Hesekiel wissen, dass das Tor verschlossen ist, weil „der HERR, der Gott Israels“, durch dieses Tor eingezogen ist. Deshalb muss das Tor verschlossen bleiben (Vers 2; Hes 43,1–4). Der Weg, den Er geht, kann von niemandem sonst gegangen werden. Es bleibt dieser heilige Abstand zwischen Ihm und seinem Volk.
Das verschlossene Tor bedeutet auch, dass Gott sein Heiligtum nie mehr verlassen wird (vgl. Hes 43,7.9). Das verschlossene Tor zu sehen, kann also eine große Beruhigung für sein Volk sein. Für unser persönliches Leben hat der Herr Jesus gesagt, dass Er bei uns ist bis zur Vollendung des Zeitalters (Mt 28,20; Heb 13,5b).
Obwohl das Osttor verschlossen ist, wird es dennoch eine Funktion haben (Vers 3). Denn der Fürst wird in der Vorhalle des Tores sitzen, um vor dem HERRN zu essen. Mit diesem Essen ist der Teil des Friedensopfers gemeint, der für ihn bestimmt ist. Er wird dort in der Vorhalle sitzen, die er durch das Nord- oder Südtor erreichen wird. Auch das Osttor bleibt ihm verschlossen, denn durch dieses Tor kann er weder ein- noch ausgehen. Er wird den äußeren Vorhof wieder durch das Nord- oder Südtor verlassen müssen.
Die Person des hier erwähnten Prinzen ist nicht der Messias. Vom Messias als „Fürst“ ist schon früher die Rede gewesen (Hes 34,24; 37,25). Er ist der Fürst Israels im Friedensreich. Der Fürst aber, dem wir hier im Zusammenhang mit dem neuen Tempel begegnen, wird hier zum ersten Mal erwähnt. Wir lesen von ihm danach noch einige Male. Dann sehen wir, dass seine Aufgabe darin besteht, die Priester mit Opfern zu versorgen, die sie in seinem Namen darbringen sollen (Hes 45,17; 46,1–7).
Dass dieser Fürst nicht der Messias ist, geht aus einigen der Eigenschaften hervor, die ihm zugeschrieben werden. Zum Beispiel muss dieser Fürst für sich selbst Opfer darbringen (Hes 45,22; vgl. Heb 5,3; 7,27). Außerdem scheint er Söhne zu haben, ist also verheiratet und hat eine Familie (Hes 46,16). Er hat auch eine irdische Bleibe, ein Stück Land, das ihm gehört (Hes 45,7; 46,17.18). Er wohnt auf der Erde, mit seinen eigenen Häusern und seinen eigenen Weiden.
4 - 9 Das Heiligtum wird nicht wieder entweiht
4 Und er brachte mich auf dem Weg des Nordtores vor das Haus; und ich sah: Und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus des HERRN; und ich fiel nieder auf mein Angesicht. 5 Und der HERR sprach zu mir: Menschensohn, richte dein Herz darauf, und sieh mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren alles, was ich mit dir bezüglich aller Satzungen des Hauses des HERRN und bezüglich aller seiner Gesetze rede; und richte dein Herz auf den Eingang des Hauses samt allen Ausgängen des Heiligtums. 6 Und sprich zu den Widerspenstigen, zu dem Haus Israel: So spricht der Herr, HERR: Lasst es genug sein an allen euren Gräueln, Haus Israel! – 7 indem ihr Söhne der Fremde, unbeschnitten am Herzen und unbeschnitten am Fleisch, hineinführtet, um in meinem Heiligtum zu sein, um mein Haus zu entweihen, wenn ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet, so dass sie meinen Bund brachen zu allen euren Gräueln hinzu. 8 Und ihr habt den Dienst meiner heiligen Dinge nicht versehen, sondern habt sie euch dazu gesetzt, meinen Dienst in meinem Heiligtum zu versehen. 9 So spricht der Herr, HERR: Kein Sohn der Fremde, unbeschnitten am Herzen und unbeschnitten am Fleisch, von allen Söhnen der Fremde, die inmitten der Kinder Israel sind, soll in mein Heiligtum kommen.
Obwohl die Tempeltour beendet ist, begleitet der Mann Hesekiel weiter. Er führt ihn durch das innere Nordtor zur Vorderseite des Hauses (Vers 4). Dort sieht Hesekiel noch einmal, und nun zum letzten Mal, die Herrlichkeit des HERRN. Dies veranlasst ihn wiederum, sich in Anbetung vor dem HERRN niederzuwerfen. Der HERR hat Anweisungen für Hesekiel und sagt ihm, er solle alles, was Er zu ihm sprechen und was er sehen wird, gut in sich aufnehmen, indem er es genau anschaut und aufmerksam zuhört (Vers 5). Die Anweisungen betreffen die Satzungen seines Hauses und alle dazugehörigen Gesetze. Hesekiel soll auch sein Herz richten auf diejenigen, die das Haus betreten, sowie auf alle, die es nicht betreten dürfen.
Nach dieser allgemeinen und zugleich eindringlichen Mitteilung sagt der HERR Hesekiel, was er dem widerspenstigen Volk sagen soll (Vers 6). Die begangenen Gräueltaten werden dem ganzen Volk zur Last gelegt. Worin die Gräuel bestehen, wird deutlich gesagt (Vers 7): Sie haben das Haus des HERRN auf schreckliche Weise entweiht, indem sie Menschen hineinbrachten, die völlig außerhalb des Bundes des HERRN mit seinem Volk stehen. Sie haben ihnen erlaubt, an den heiligen Opfern teilzunehmen. Es ist bereits für den Israeliten verboten, das Fett und das Blut zu essen (3Mo 7,22–27), geschweige denn für den Ausländer. Das Fett und das Blut gehören ganz dem HERRN. So haben sie den Bund des HERRN mit ihren Gräueln gebrochen.
Das Gleiche gilt für uns. Es ist unmöglich, mit Ungläubigen, die keine Verbindung zum Herrn Jesus haben, das Abendmahl oder einen gemeinsamen Gottesdienst zu feiern, um Ihn zu ehren (2Kor 6,14–18; 7,1). Zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen ist keine geistliche Gemeinschaft möglich. Schließlich haben Ungläubige kein neues Leben. Neues Leben erhält man nur durch Buße und Umkehr zu Gott und den Glauben an den Herrn Jesus. Das Herz von Ungläubigen ist nicht rein. Deshalb müssen wir auch dafür sorgen, dass nur Kinder Gottes beim Abendmahl empfangen werden. Der Vollständigkeit halber muss hinzugefügt werden, dass auch klar sein muss, dass diese Kinder Gottes die Sünde in ihrer Lehre und ihrem Leben ablehnen und auch nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden wollen.
Außerdem haben die Israeliten ihre Aufgabe nicht wahrgenommen in den heiligen Dingen des HERRN (Vers 8). Sie ließen ihre Dienste von anderen erledigen, möglicherweise von ihren Sklaven. Sie selbst haben kein Interesse am HERRN, aber sie wollen trotzdem den Eindruck erwecken, dass sie religiös sind. So haben sie auf verschiedene Weise ihre Verachtung für den HERRN und seinen Dienst gezeigt. Wir sehen diese Verachtung in unserer Zeit zum Beispiel in Gemeinden oder Kirchen, die ungläubige Musiker engagieren, um Gottesdienste zu begleiten, oder die einen Pastor einsetzen oder behalten, der die Existenz Gottes leugnet.
Der HERR besteht darauf, dass dieses Verhalten abgelegt werden soll (Vers 9). Kein Fremder, der keinen Anteil am Bund des HERRN hat, darf sein Heiligtum betreten. Nur die, die der HERR berufen hat, dürfen am Altar dienen. Nirgendwo ist das irdische Heiligtum heiliger als im Friedensreich, wo alles Gottes Heiligkeit atmet.
10 - 16 Untreue und treue Leviten
10 Ja, die Leviten, die sich von mir entfernt haben bei der Verirrung Israels, das von mir abgeirrt ist, seinen Götzen nach, sie sollen ihre Ungerechtigkeit tragen; 11 aber sie sollen in meinem Heiligtum Diener sein, als Wachen an den Toren des Hauses und als Diener des Hauses; sie sollen das Brandopfer und das Schlachtopfer für das Volk schlachten, und sie sollen vor ihnen stehen, um ihnen zu dienen. 12 Weil sie ihnen vor ihren Götzen gedient haben und dem Haus Israel ein Anstoß zur Verschuldung gewesen sind, darum habe ich meine Hand gegen sie erhoben, spricht der Herr, HERR, dass sie ihre Ungerechtigkeit tragen sollen. 13 Und sie sollen mir nicht nahen, um mir den Priesterdienst auszuüben und um allen meinen heiligen Dingen, den hochheiligen, zu nahen; sondern sie sollen ihre Schmach und ihre Gräuel tragen, die sie verübt haben. 14 Und ich werde sie dazu bestellen, den Dienst des Hauses zu versehen nach all seinem Dienst und nach allem, was darin verrichtet wird. 15 Aber die Priester, die Leviten, die Söhne Zadoks, die den Dienst meines Heiligtums versehen haben, als die Kinder Israel von mir abirrten, sie sollen mir nahen, um mir zu dienen, und sollen vor mir stehen, um mir das Fett und das Blut darzubringen, spricht der Herr, HERR. 16 Sie sollen in mein Heiligtum kommen, und sie sollen zu meinem Tisch herzutreten, um mir zu dienen, und sollen meinen Dienst versehen.
Mit den Leviten, von denen in den Versen 10–14 die Rede ist, sind die Nachkommen Levis gemeint, außer den Söhnen Zadoks. Von den Söhnen Zadoks ist in den Versen 15 und 16 die Rede. Zuerst spricht der HERR von den untreuen Leviten. In den Zeiten, in denen das Volk von Ihm abgewichen ist, haben sie sich von Ihm ferngehalten, anstatt das Volk zu Ihm zurückzurufen (Vers 10). Das ist ihre Ungerechtigkeit. Sie haben sich nicht auf die Seite des HERRN gestellt gegen das Volk, das den Götzen nachgelaufen ist. Das ist eine schuldhafte Nachlässigkeit. Sie gingen dem Volk sogar im Götzendienst voraus und wurden dem Volk zum Anstoß (Vers 12).
Ihre Nachlässigkeit und ihr schlechtes Beispiel bedeuten nicht, dass sie nun vom Dienst in Gottes Haus ausgeschlossen sind. Vielmehr verpflichtet sie der HERR, in seinem Heiligtum Dienst zu tun (Vers 11). Allerdings wird ihnen eine geringere Aufgabe übertragen; sie werden sozusagen degradiert. Sie haben nicht dem HERRN, sondern den Israeliten gedient und nach deren Wünschen und Begierden gehandelt (Vers 12). Deshalb musste sich der HERR gegen sie wenden und seine Hand gegen sie erheben, das bedeutet Er schwört, dass sie ihre Schuld tragen werden.
Sie dürfen im neuen Tempel dienen, aber sie dürfen dem HERRN nicht als Priester nahen (Vers 13). Sie dürfen auch nicht den geheiligten Dingen, den hochheiligen, nahen, denn es liegt Schande auf ihnen. Ihre Untreue hat tiefgreifende Folgen für ihren Dienst. Der göttliche Auftrag bezieht sich auf eine Aufgabe bei dem Haus, im äußeren Vorhof, nicht im höher gelegenen inneren Vorhof, wo der Brandopferaltar steht (Vers 14). Es kann auch bei uns der Fall sein, dass wir durch Untreue einen Teil unseres Dienstes verlieren.
Dann beginnt der HERR über die Söhne Zadoks zu sprechen (Vers 15). In dem Tempel, den Hesekiel beschrieben hat, wird der Opferdienst von den Söhnen Aarons ausgeführt, die Nachkommen Zadoks sind. Zadok, der Sohn Ahitubs, ist wiederum ein Nachkomme von Eleasar, dem dritten Sohn Aarons (1Chr 6,3.50–53).
Während der Zeit der Rebellion Absaloms gegen David stellt sich Zadok nicht auf die Seite Absaloms, sondern bleibt David treu (2Sam 15,24). Später salbte er Salomo und stellt sich gegen Adonija, Salomos Bruder, der Salomo vom Thron stoßen will (1Kön 1,32–34). Abjathar, der aus der Linie von Ithamar stammt, hat sich auf die Seite des Rebellen Absalom gestellt. Salomo entlässt ihn deshalb als Hohepriester und übergibt dieses Amt an Zadok (1Kön 2,27.35). So wird Zadok der erste Hohepriester im ersten Tempel, dem salomonischen, der kurz darauf gebaut wird.
Der HERR spricht von den Söhnen Zadoks mit Freude und Nachdruck. Er sagt alles, was sie für Ihn tun dürfen. Diese Vorrechte verdanken sie ihrer Treue zum HERRN in der Zeit, als die Israeliten von Ihm abgeirrt waren. So wie Untreue „Degradierung“ bedeutet, so bedeutet Treue „Beförderung“. Die Söhne Zadoks dürfen dem HERRN nahen, um Ihm zu dienen. Sie dürfen Ihm Fett und Blut darbringen, das Er „mein Brot“ nennt (Vers 7), das nur für den HERRN bestimmt ist.
Der Herr, HERR, sagt mit Nachdruck, dass sie sein Heiligtum betreten und seinem Tisch nahen dürfen (Vers 16). Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier der Brandopferaltar gemeint ist. Wie wir gesehen haben, wird der hölzerne Räucheraltar auch „Tisch“ genannt (Hes 41,22). Auf ihn werden jedoch nicht das Fett und das Blut der Opfer gebracht, was hier geschieht. Im Bild bedeutet das, dass sie Gemeinschaft mit Gott haben aufgrund des Blutes und des Werkes Christi, das Er mit dem Einsatz seiner ganzen Kraft vollbracht hat, wovon das Fett spricht. So werden sie Ihm dienen und ihre Aufgabe für Ihn erfüllen. Ihre Aufgabe ist besonders auf den HERRN ausgerichtet, weil sie während der Zeit, in der das Volk in die Irre gegangen ist, auf Ihn ausgerichtet waren.
17 - 27 Die Heiligkeit der Söhne Zadoks
17 Und es soll geschehen, wenn sie zu den Toren des inneren Vorhofs eingehen, sollen sie leinene Kleider anziehen; aber Wolle soll nicht auf sie kommen, wenn sie in den Toren des inneren Vorhofs und im Haus dienen. 18 Leinene Kopfbunde sollen auf ihrem Haupt sein und leinene Beinkleider an ihren Hüften; sie sollen sich nicht in Schweiß gürten. 19 Und wenn sie in den äußeren Vorhof hinausgehen, in den äußeren Vorhof zum Volk, so sollen sie ihre Kleider, in denen sie gedient haben, ausziehen und in den heiligen Zellen niederlegen und andere Kleider anziehen, damit sie nicht das Volk mit ihren Kleidern heiligen. 20 Und sie sollen weder ihr Haupt kahl scheren noch auch das Haar frei wachsen lassen; sie sollen ihr Haupthaar schneiden. 21 Und kein Priester soll Wein trinken, wenn sie in den inneren Vorhof gehen. 22 Und eine Witwe und eine Verstoßene sollen sie sich nicht zu Frauen nehmen; sondern Jungfrauen aus der Nachkommenschaft des Hauses Israel und die Witwe, die von einem Priester Witwe geworden ist, mögen sie nehmen. 23 Und sie sollen mein Volk den Unterschied lehren zwischen Heiligem und Unheiligem und ihm den Unterschied kundtun zwischen Unreinem und Reinem. 24 Und über Streitsachen sollen sie zum Gericht dastehen, nach meinen Rechten sollen sie richten; und sie sollen meine Gesetze und meine Satzungen bei allen meinen Festen halten und meine Sabbate heiligen. 25 Und keiner soll zum Leichnam eines Menschen gehen, sich zu verunreinigen; nur allein wegen Vater und Mutter und wegen Sohn und Tochter, wegen eines Bruders und wegen einer Schwester, die keinem Mann angehört hat, dürfen sie sich verunreinigen. 26 Und nach seiner Reinigung soll man ihm sieben Tage zählen; 27 und an dem Tag, an dem er in das Heiligtum, in den inneren Vorhof, hineingeht, um im Heiligtum zu dienen, soll er sein Sündopfer darbringen, spricht der Herr, HERR.
Der HERR gibt den Priestern des neuen Tempels genaue Vorschriften über eine Reihe von Dingen. Die erste Vorschrift betrifft ihre Kleider (Verse 17–19). Sie sollen ihre priesterlichen Kleider nur tragen, wenn sie im inneren Vorhof dienen (Vers 17). Diese Kleider müssen aus Leinen sein. Es ist ihnen nicht erlaubt, wollene Kleider zu tragen. Wolle zieht Schmutz an. Außerdem können sich in Wolle leicht Insekten einnisten. Die Gefahr der Verunreinigung ist groß. Leinen bietet keine Möglichkeit für Insekten, sich darin einzunisten.
Leinen spricht von Gerechtigkeit (vgl. Ps 132,9a; Off 19,8). Um in der Gegenwart Gottes zu sein, müssen ihre Kleidungsstücke ausdrücken, dass sie in Übereinstimmung mit Gott sind, geeignet, dort zu sein. Ihr Kopfbund muss genauso aus Leinen sein wie ihre Beinkleider (Vers 18). Sie müssen diese so tragen, dass sie nicht ins Schwitzen kommen.
Schweiß findet sich erstmals nach dem Sündenfall. Er ist eine Folge des Sündenfalls und steht im Zusammenhang mit der mühsamen Arbeit des Menschen (1Mo 3,19). Nachdem Christus das Werk vollbracht hatte, wurde er in ein Grab gelegt und sein Schweißtuch an einem besonderen Platz zusammengewickelt (Joh 20,7). Bei dem Herrn, der ohne Sünde ist, ist das Schweißtuch das Symbol für sein mühsames Leiden am Kreuz, wo Er zur Sünde gemacht wurde. Dieses Werk war vollbracht, sodass das Schweißtuch nicht mehr gebraucht wurde und im Grab bleiben konnte. Schweiß spricht von der Anstrengung des Menschen. Das kann Gott in seiner Gegenwart nicht ertragen.
Wenn der Priester seinen Dienst beendet hat, muss er seine Kleider wechseln, bevor er unter das Volk in den äußeren Vorhof geht (Vers 19). Die ausgezogenen Kleider soll er in den heiligen Zellen ablegen (Hes 42,14). Jede Vermischung von Heiligem und Unheiligem muss vermieden werden. Wenn das Heilige mit dem Unheiligen in Berührung kommt, wird das Unheilige dadurch geheiligt (vgl. 3Mo 6,18), ohne dass sich jedoch in diesem Fall etwas am Wesen des Unheiligen ändert. Dieses Gebot soll verhindern, dass Menschen, die das Heiligtum nicht betreten dürfen, den falschen Eindruck bekommen, dass das Heiligtum in den durch ihre Kleidung geheiligten Priestern zu ihnen kommt. Dadurch würde das Heilige zu einer allgemeinen Sache und seine wahre Bedeutung für den Aufenthalt in das Haus Gottes verlieren.
Die Kleider, in denen die Priester dienten, sind nicht geeignet, im Alltag getragen zu werden. Unser Dienst als Priester im Heiligtum ist von einer anderen Ordnung als unser Aufenthalt in der Welt. Wenn wir im täglichen Leben sind, sollen und können wir nicht so tun, als wären wir im Heiligtum. Die Heiligkeit unseres Aufenthalts im Heiligtum ist nicht auf andere übertragbar, zum Beispiel auf unsere Kinder. Wir müssen aufpassen, dass wir ihnen nicht den Eindruck vermitteln, dass sie unseren Umgang mit dem Herrn „huckepack“ nehmen können und aufgrund unserer Gottseligkeit von Ihm angenommen werden.
Wir können dies auch auf die verschiedenen Mahlzeiten anwenden, an denen wir teilnehmen können. Wir können an dem Mahl des Herrn, dem Abendmahl, an seinem Tisch teilnehmen. Die Art und Weise, wie wir an diesem Mahl teilnehmen, wird anders sein als die Art und Weise, wie wir unsere Mahlzeiten zu Hause einnehmen. Die Korinther müssen ermahnt werden, dass sie das Mahl des Herrn zu einer bloßen Mahlzeit degradiert haben (1Kor 11,20–22). Das Mahl des Herrn beinhaltet die höchste Heiligkeit. Keine Ungläubigen sollten an diesem Mahl teilnehmen.
Unsere Mahlzeiten zu Hause nutzen wir auf eine andere, lockerere Weise als das Mahl des Herrn. Daran dürfen auch Ungläubige teilnehmen und wir dürfen sie sogar dazu einladen. Für das, was wir essen und trinken, danken wir dem Herrn, weil wir erkennen, dass wir es von Ihm bekommen (1Tim 4,3–5). Wir geben auch die Stimmung beim Mahl vor. Verglichen mit dem Mahl am Tisch des Herrn ist das Mahl an unserem Haustisch von geringerer Heiligkeit.
Dann gibt es noch das Mahl, zu dem wir vielleicht von einem Ungläubigen eingeladen werden (1Kor 10,27). Ein solches Mahl hat eine noch geringere Form der Heiligkeit. Wenn wir uns entscheiden, dorthin zu gehen – wir werden das mit dem Herrn besprechen –, dürfen wir essen, was uns vorgesetzt wird. Wir werden die Gelegenheit nutzen, um zu bezeugen, zu wem wir gehören und wem wir dienen. Das geschieht z. B., wenn wir dem Herrn vor dem Essen danken.
Das zweite Gebot betrifft das Kopfhaar der Priester (Vers 20). Die Priester dürfen ihr Haupt nicht kahl scheren, aber sie dürfen das Haar auch nicht frei wachsen lassen (3Mo 21,5.10). Das Haupthaar soll geschnitten sein.
Das dritte Gebot bezieht sich auf das Trinken von Wein (Vers 21). Das Weintrinken ist für den Priester nicht verboten. Allerdings ist es dem Priester verboten, Wein zu trinken, wenn er zum Dienst in den inneren Vorhof geht (vgl. 3Mo 10,9). Dieses Verbot soll den geringsten Grad der Berauschung im Dienst des HERRN verhindern. Jede Ekstase oder jeder Verlust des Bewusstseins, der Selbstbeherrschung oder der Selbstdisziplin muss ausgeschlossen sein. Wir sollen in allen Dingen nüchtern sein (2Tim 4,5). Der Dienst für den HERRN soll mit klarem Verstand geschehen.
Dann, viertens, kommt ein Gebot über die Reinheit in der ehelichen Beziehung (Vers 22). Im Gesetz ist die Ehe mit einer Witwe nur dem Hohepriester verboten (3Mo 21,7.13). Hier wird dieses Verbot auf alle Priester ausgedehnt. Die einzige Ausnahme von diesem Verbot ist, dass er die Witwe eines Priesters heiraten darf. Das zeigt, wie der HERR über die Heiligkeit derer wacht, die Ihm nahen. Der Priester darf nur einen Ehebund mit einer Frau eingehen, die zum Volk Gottes gehört und noch Jungfrau ist. Dieses Gebot schließt also das Verbot des vorehelichen Geschlechtsverkehrs ein.
Dann folgen verschiedene Vorschriften für den Dienst der Priester im Volk. Die Söhne Zadoks sollen das Volk Gottes über den Unterschied „zwischen Heiligem und Unheiligem“ und „zwischen Unreinem und Reinem“ kundtun (Vers 23; 3Mo 10,10.11; 5Mo 33,10; Mal 2,7). Sie werden diesen Unterschied in erster Linie durch ihren Lebenswandel, aber auch in ihrer Lehre demonstrieren müssen. Für unsere Zeit können wir das auf die Lehrer anwenden, die der Herr Jesus der Gemeinde gegeben hat. Sie zeigen der Gemeinde den Unterschied zwischen gesunder Lehre, die die geistliche Gesundheit fördert, und Irrtum, der sich wie ein Krebsgeschwür ausbreitet und zum geistlichen Tod führt (Tit 1,9–11; 2,1).
Die Priester sollen auch als Richter fungieren, wenn es Streitigkeiten gibt (Vers 24). Auftretende Streitsachen sollen sie nach den Vorschriften des HERRN – nicht nach ihrem eigenen Urteil - richten. Das gilt auch für uns, die wir im Reich Gottes leben, das jetzt, in der Zeit der neutestamentlichen Gemeinde, in verborgener Form existiert. Jeder Gläubige muss in der Lage sein, zwischen Brüdern, die untereinander Unstimmigkeiten haben, Recht zu sprechen (1Kor 6,1–4).
In Bezug auf die Feste, die der HERR „meine Feste“ nennt, ordnet Er an, sie in Übereinstimmung mit seinen Gesetzen und seinen Satzungen zu halten. Seine Sabbate sollen sie heiligen. Das geht zurück auf die Schöpfung, wo Gott den siebten Tag heiligte (1Mo 2,3). Diese Absicht Gottes findet ihre volle Erfüllung im Friedensreich. Das Friedensreich ist ein tausendjähriger Sabbat.
Eine letzte Vorschrift ist, dass der Priester einen Toten nicht berühren darf, denn der Tod verunreinigt (Vers 25; 3Mo 21,1–3). Einige Ausnahmen, in denen er eine tote Person berühren darf, betreffen unmittelbare Familienangehörige. Diese Berührung verunreinigt ebenfalls, aber in diesen Fällen bietet der HERR eine Gelegenheit zur Reinigung (Vers 26). Wenn der Priester rein ist, muss er noch sieben Tage warten (4Mo 19,11). Dann darf er den inneren Vorhof betreten, um an heiliger Stätte zu dienen, aber er muss dem HERRN zuerst „sein Sündopfer“ darbringen (Vers 27).
28 - 31 Das Erbteil der Söhne Zadoks
28 Und dies soll ihr Erbteil sein: Ich bin ihr Erbteil; und ihr sollt ihnen kein Besitztum in Israel geben: Ich bin ihr Besitztum. 29 Das Speisopfer und das Sündopfer und das Schuldopfer, die sollen sie essen; und alles Verbannte in Israel soll ihnen gehören. 30 Und das Erste aller Erstlinge von allem und alle Hebopfer von allem, von allen euren Hebopfern sollen den Priestern gehören; und die Erstlinge eures Schrotmehls sollt ihr dem Priester geben, damit Segen auf deinem Haus ruhe. 31 Weder Aas noch Zerrissenes von Vögeln und vom Vieh sollen die Priester essen.
Die Söhne Zadoks werden, wie der Stamm Levi vor ihnen, nicht ein Stück Land als Erbteil haben (4Mo 18,23b; 5Mo 10,9; Jos 13,14). Ihr Erbteil ist unendlich viel größer, denn der HERR selbst ist ihr Erbteil (Vers 28). Der HERR sagt dies zweimal und betont damit, dass ihnen kein Erbteil in Israel gegeben werden soll. Es soll ihnen nicht gegeben werden.
Das bedeutet nicht, dass sie schlechter dran sind. Sie dürfen von den Opfern essen, die dem HERRN dargebracht werden (Vers 29). Die Anwendung für uns, die wir in diesem Zeitalter Priester sein dürfen, ist, dass wir in dem Opfer Christi enge Gemeinschaft mit Gott haben dürfen. Alles Verbannte, was dadurch dem HERRN geweiht ist, gibt der HERR den Priestern.
Das Wort „alle“ (Vers 30) deutet auf eine sehr große Menge hin (vgl. 2Kor 9,8). Und von dieser riesigen Menge sollen die Priester „das Erste“ oder „das Beste“ erhalten. Auch das Volk muss den Priestern „die Erstlinge eures Schrotmehls“ geben. Wenn das Volk dies tut, wird der Segen auf ihrem Haus ruhen. Alles dient dazu, den priesterlichen Dienst zu fördern. Schließlich, als großer Kontrast, sollen die Priester nichts essen, das eines unbekannten oder gewaltsamen Todes gestorben ist (Vers 31), das nicht von Menschenhand geschlachtet wurde.
Diejenigen, die Gott als ihr Erbteil haben, brauchen sich nicht um Besitz und Erbschaften auf der Erde zu kümmern. Wenn wir Gott haben, dann haben wir alles und damit genug. Paulus bestätigt diese Wahrheit in dem, was er an die Korinther schreibt: „So rühme sich denn niemand der Menschen, denn alles ist euer. Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: Alles [ist] euer, ihr aber [seid] Christi, Christus aber [ist] Gottes“ (1Kor 3,21–23).