Einleitung
Die Unberührtheit der Natur und der Zustand der Unschuld, worin der Mensch gelebt hat, ist nur von kurzer Dauer gewesen. Sobald Gott mit seinem Werk zum Segen des Menschen fertig ist, erscheint Satan in Gestalt einer Schlange auf der Bildfläche. Sein Ansinnen ist es, das zu verderben, was Gott gemacht hat. Der Herr Jesus nennt ihn „einen Menschenmörder von Anfang an“ und „ein Lügner und ihr Vater“ (Joh 8,44; Off 12,9).
So ist es mit allem gegangen, was Gott dem Menschen in Gnade und zum Segen anvertraut hat. Jedes Mal ist es Satan durch die Untreue des Menschen gelungen, in die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen einzudringen. Der Anlass dazu lag und liegt immer in dem schwachen Teil dieser Beziehung: dem Menschen. Wenn ein Mensch nicht vollkommen auf Gott vertraut, fällt er der Verführung Satans zum Opfer.
Aber es hat einen Menschen gegeben, bei dem Satan keinen Angriffspunkt gefunden hat: der Mensch Christus Jesus. Dieser Mensch ist die Garantie dafür, dass alles, was Gott gemacht hat, wiederhergestellt werden wird, so wie Gott es beabsichtigt hat.
1 Die Schlange
1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens?
Der Versucher kommt in Gestalt der Schlange zu Eva. Adam hatte den Tieren Namen gegeben und damit seine Souveränität und Einsicht über die Tiere gezeigt. Adam war zusammen mit Eva Gebieter der Tiere und Haupt der ganzen Schöpfung.
Die Tatsache, dass Tiere nicht reden können und hier ein Tier spricht, muss für Eva ein deutliches Signal sein, dass dies nicht die Stimme Gottes ist. Satan benutzt die Schlange als Medium, um selbst verborgen zu bleiben. Sie ist das erste Medium in der Geschichte der Menschheit. Hier nimmt die Welt des Okkultismus ihren Anfang.
Ein wichtiger Punkt ist die Art der Schlange. Sollen wir die Schlange wörtlich oder bildlich nehmen? Eine sinnbildliche Schlange führt zu einer künstlichen Interpretation des Textes:
1. Die Beschreibung, dass die Schlange „listiger als alle Tieren des Feldes“ war, bleibt unverständlich.
2. Das Urteil über das Tier ist dann auch unsinnig. Dies wird deutlich an den Bestandteilen des sie betreffenden Fluches:
a. Sie ist verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes,
b. auf ihrem Bauch wird sie kriechen,
c. Staub wird sie fressen,
d. es wird ständige Feindschaft zwischen der Schlange und dem Menschen bestehen.
3. Es wird gegen die Ausdruckweise in anderen Stellen verstoßen, die sich auf dieses Kapitel beziehen (Jes 65,25; Mich 7,17). Wenn der Herr Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Seid nun klug (oder: weise) wie die Schlangen“ (Mt 10,16), ruft Er uns sicher nicht dazu auf, die „alte Schlange“, das ist Satan, nachzuahmen!
4. Jedenfalls kann man im Fall einer bildlichen Schlange nicht mehr sagen, dass die (buchstäbliche) Schlange Eva durch ihre List verführt hat, wie Paulus sagt (2Kor 11,3).
Kurz gesagt, wir müssen das wörtliche Reden eines wirklichen Tieres, so wie es hier steht und es ein unvoreingenommener Bibelleser liest, als Aussage des Textes stehen lassen.
Eine andere Frage, die wir in diesem Zusammenhang stellen können, ist, ob Paulus sich vielleicht irrt, wenn er die List des Instruments Satans im Garten Eden benutzt – die buchstäbliche Schlange (2Kor 11,3) – und sie mit der List der menschlichen Werkzeuge Satans vergleicht (2Kor 11,14.15).
Solch ein Fehler liegt nicht vor. Dies wird deutlich, wenn wir genau lesen. Er spricht von der List dieses Werkzeugs des Bösen im Gegensatz zu den falschen Aposteln, die Diener des Satans sind. Wir sehen auch eine klare Unterscheidung zwischen der buchstäblichen Schlange und Satan. Es heißt nicht: Denn die Schlange selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an!
Wenn wir sagen, dass in 1. Mose 3 die Manifestation des Satans eine Art Fata Morgana war, etwas, das sich im Kopf der Eva abspielte, unterminiert dies den historisch geschehenen Sündenfall. In diesem Fall hätte dieses Kapitel nur Beispielcharakter, nach dem Motto: Wir werden alle vom Satan versucht, wenn wir vor wichtigen Entscheidungen stehen. Aber dann ist der Mensch kein gefallenes Geschöpf mehr!
Satan wählt Eva als Gesprächspartner und nicht Adam. Satan weiß, dass sie das schwache Glied der Kette ist. In seiner Belehrung über das Verhalten von Männern und Frauen im Haus Gottes, bezieht sich Paulus auf das, was hier geschieht (1Tim 2,11–14).
Mit einer listigen Frage eröffnet der Satan das Gespräch. Mit seiner Frage versucht er, Zweifel und Misstrauen zu säen hinsichtlich dessen, was Gott gesagt hat. Seine List gelingt. Unzählige Male ist seitdem von Satan diese Frage gestellt worden: „Hat Gott wirklich gesagt?“ Und er hat damit zahllose Erfolge gehabt.
2 - 6 Der Sündenfall
2 Und die Frau sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; 3 aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt. 4 Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr werdet durchaus nicht sterben, 5 sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses. 6 Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß.
Es gelingt der Schlange, Eva durch ihre List zu verführen (2Kor 11,3). Eva sieht die Dinge nun nicht mehr so, wie Gott sie gesagt hat, sondern wie die Schlange es ihr vorgaukelt. Hören wir nicht auch häufig Stimmen in Bezug auf deutliche Aussagen des Wortes Gottes, z. B.: „Du musst die Dinge anders sehen“? Wer sich dem öffnet, verliert Gottes Sicht auf die Dinge und wird zur Beute eines anderen. Anstatt die Schlange an Adam zu verweisen, beginnt Eva selbst ein Gespräch mit ihr. Sie öffnet sich deren Einflüsterungen. Ihre Antwort zeigt schon, dass das suggestive Reden der Schlange erfolgreich ist.
Aus ihrer Antwort geht hervor, dass in ihrem Denken der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen in der Mitte des Gartens steht (Vers 3), während Gott den Baum des Lebens in die Mitte des Gartens gestellt hat (1Mo 2,9). Wenn der Mensch einen anderen Mittelpunkt hat als Gott, liegt er immer falsch. Ihre Antwort verrät noch etwas: Sie fügt dem Gebot Gottes etwas hinzu. Gott hatte gesagt, dass sie nicht davon essen sollten; Eva macht daraus, dass sie nicht von der Frucht essen und sie auch nicht anrühren sollten. Sie macht das Gebot Gottes schwerer, als Gott es gegeben hatte.
Jetzt hat die Schlange eine gute Möglichkeit, um ihr tödliches Gift einzuspritzen. Die Schlange leugnet offen die Güte Gottes. Sie stellt Ihn als jemanden dar, der den Menschen das Gute vorenthält. Damit sagt sie eigentlich: Gott hat euch nicht wirklich lieb. Das ist die höchste denkbare Verunehrung Gottes, der LIEBE ist: „Gott ist Liebe“ (1Joh 4,8.16). Mit dieser Darstellungsweise von Gott hat Satan auch immer wieder zahllose Erfolge verbucht.
Die Frau ist jetzt in ihrem Denken so irregeleitet, dass sie die „Ansicht“ Satans übernimmt. In der Meinung, dass Satan das Beste mit ihr vorhat, vertraut Eva ihm mehr als Gott. Sie beurteilt Gott anhand der Lüge Satans. Sie schaut auf den Baum und sieht ihn so, wie ihn Satan vorgestellt hat. Es ist tatsächlich eine prachtvolle Frucht. Sollte man davon nicht essen dürfen? Das kann Gott doch so nicht gemeint haben. Die Begierde, von der Frucht zu nehmen, ist geboren.
Durch die Begierde verführt und verlockt, wird sie besessen von dem Verlangen, das Satan in ihr geweckt hat: Einsicht zu bekommen und dadurch wie Gott zu sein. Das Begehren gebiert die Sünde; die Sünde aber gebiert den Tod (Jak 1,14.15). Sie nimmt und isst und gibt auch ihrem Mann und dieser isst auch. Dramatische Taten mit unwiderruflichen, tief tragischen Folgen. Mit ihrem Tun lassen sie erkennen, dass sie Gott für den Genuss einer Frucht verwerfen.
7 - 8 Angst vor Gott
7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. 8 Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages. Und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des HERRN mitten unter die Bäume des Gartens.
Das Ergebnis ihrer Tat ist, dass sie nun wirklich Gutes und Böses erkennen, so wie Satan gesagt hatte. Nur sind sie seit diesem Augenblick nicht mehr in der Lage, das Gute zu tun, sondern nur noch das Böse. Ihre Augen sind geöffnet, aber sie sehen nur noch ihre Nacktheit, ihre eigene Sündhaftigkeit. Sie verstehen, dass sie Gott nicht mehr auf dieselbe Art und Weise unter die Augen treten können wie vor ihrer Tat. Die Bedeckung, die sie dafür suchen, finden sie in selbst gemachten Schurzen aus Feigenblättern.
Diese Schurzen aus Feigenblättern werden auch heute noch von all denen getragen, die ein Bewusstsein von Gott haben, aber glauben, durch das Erfüllen gottesdienstlicher Verpflichtungen vor Ihm bestehen zu können. Aber das ist für Gott keine Bedeckung. In Vers 10 sagt Adam trotz seines Schurzes: „Ich bin nackt.“ Auch trauen sie sich nicht – trotz ihrer Schurzen – Gott unter die Augen zu treten. Aus Angst vor Ihm verbergen sie sich, als sie merken, dass Er kommt. Gott kommt, um Gemeinschaft mit dem Menschen zu suchen. Aber die Sünde hat das unmöglich gemacht.
9 - 13 Zur Rechenschaft gezogen
9 Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, denn ich bin nackt, und ich versteckte mich. 11 Und er sprach: Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir geboten habe, nicht davon zu essen? 12 Und der Mensch sagte: Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß. 13 Und Gott der HERR sprach zu der Frau: Was hast du da getan! Und die Frau sagte: Die Schlange betrog mich, und ich aß.
Während sie sich verborgen haben, ertönt die Stimme Gottes zu Adam: „Wo bist du?“ So sucht Gott auch heute noch den Sünder und ruft jeden mit Namen, damit er aus seinem Versteck kommt. Mit dem Eintreten in das Licht Gottes beginnt die Veränderung. Adam weiß, dass Gott ihn sieht, und antwortet. Aber es ist keine direkte Antwort, sondern eine ausweichende Antwort. Er spricht über seine Angst und Nacktheit als Grund, um sich vor Gott zu verstecken. Über die Ursache spricht er nicht.
Adam und Eva beugen sich nicht sofort dem Urteil Gottes. Darum stellt Gott weitere Fragen. Er weiß genau, was passiert ist, aber Er will es aus dem Mund von Adam und Eva hören. In den Fragen, die Er stellt, legt Er ihnen gewissermaßen in den Mund, was sie sagen sollen, denn Er will sie zum Bekenntnis ihrer Sünde führen. Mit Fragenstellen zwingt Gott sie, über das, was sie getan haben, nachzudenken.
Die Fragen Gottes offenbaren anstatt eines ehrlichen Bekenntnisses ihre Selbstsucht und ihr Suchen nach Rechtfertigung für ihre Tat. Adam gibt Eva die Schuld, und indirekt gibt er auch Gott die Schuld, wenn er sagt: „Die Frau, die du mir beigegeben hast.“ Auch Eva schiebt die Schuld von sich und gibt sie der Schlange.
14 - 19 Gott der HERR urteilt
14 Und Gott der HERR sprach zu der Schlange: Weil du dies getan hast, sollst du verflucht sein vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. 15 Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen. 16 Zu der Frau sprach er: Ich werde die Mühsal deiner Schwangerschaft sehr mehren, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen. 17 Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten und gesprochen habe: Du sollst nicht davon essen! – so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; 18 und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen. 19 Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde, denn von ihr bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!
In seiner Antwort auf die Verteidigung von Adam und Eva richtet sich Gott zuerst an die Schlange, da sie das Instrument bei der Verführung zur Sünde war. Ohne die Schlange zu hören, verflucht Gott sie. Die Schlange vernimmt sofort das Urteil, ohne die Möglichkeit zu einer Reaktion. Kriechen auf dem Bauch zeigt eine extrem große Demütigung und extrem großes Elend an (vgl. Mich 7,17a; Ps 44,26).
In dem Fluch spricht Gott auch von „dem Samen der Frau“, was ein Hinweis auf den Herrn Jesus ist (Gal 4,4). Er wird Satan den Kopf zermalmen und Satan wird Ihm die Ferse zermalmen. Wenn die Ferse zermalmt ist, ist es unmöglich zu gehen. Bei dem Herrn Jesus ist das so geschehen, als die Menschen, von Satan geführt, Ihm am Kreuz die Füße durchbohrt und Ihn getötet haben. Aber gerade durch das Kreuz erreicht Er den Sieg und zermalmt Satan den Kopf (Kol 2,15).
Nach dem Fluch über die Schlange und der Aussicht auf den Sieg über den Verführer spricht Gott sein Urteil über die Sünde des Menschen. Erst nennt Er die Folgen der Sünde für die Frau und dann für den Mann. Sie werden nicht verflucht. Die Folgen für sie sind eine Erschwerung der Aufgaben, die Gott jedem von ihnen gegeben hat.
Es ist Gottes Absicht, dass die Frau Kinder bekommt, also schwanger wird (1Mo 1,28a). Offenbar waren Schwangerschaft und Geburt ursprünglich schmerzlos. Das wird nicht mehr der Fall sein. Die Schwangerschaft wird viele Unannehmlichkeiten mit sich bringen und mit Kindergebären werden Schmerzen verbunden sein. Die Sünde hat die Frau körperlich geschwächt, wodurch Schwangerschaft und Geburt mit Mühsal geschehen werden.
Diesem Urteil wird hinzugefügt, dass ihr Verlangen nach ihrem Mann sein wird und dass er über sie herrschen wird. Dies ist das Ergebnis ihres verkehrten Verhaltens, indem sie das Gespräch mit der Schlange führt, ohne Adam einzubeziehen. Auch hat sie Adam in ihre Sünde hineingezogen, indem sie ihm von der Frucht gegeben hat. Anstatt eine Hilfe für ihn zu sein, hat sie ihn zur Sünde verführt. In diesem Urteil spricht Gott aus, dass sie wirklich abhängig von ihrem Mann sein wird, und dass er ihr sagen wird, was zu tun ist. Darin liegt gleichzeitig ihr Segen.
Das Urteil über Adam ist zweifach. Um seinetwillen ist der Erdboden verflucht, und er wird zum Staub zurückkehren, das heißt den physischen Tod sterben. Weil Adam auf seine Frau gehört hat, hat er seine Führerschaft über die Schöpfung geleugnet. Als Strafe wird die Natur künftig gegen ihn in Rebellion sein. Auch die Natur ist von den Folgen des Sündenfalls betroffen (Röm 8,20). Sie bringt fortan auch Dornen und Disteln hervor. Adam wird nicht mehr in der Lage sein, die Natur zu verwalten.
Für seinen Lebensunterhalt muss er den Erdboden mit großer Anstrengung bearbeiten. Daraus kommt das für ihn notwendige Brot hervor (Hiob 28,5a; Ps 104,14). Dies wird sein Teil sein, solange er lebt. Aber auch die Zeit des physischen Todes kommt. Weil er das göttliche Gebot übertreten hat, hat er Gott beiseitegestellt. Durch das Urteil, dass er zum Staub zurückkehren wird, muss er sich der Nichtigkeit seines Seins bewusstwerden (Ps 104,29; Ps 103,14; Pred 3,19.20; 12,7).
Der Auftrag zu arbeiten gilt noch immer. Wer nicht arbeitet, obwohl er es kann, ist ungehorsam Gott gegenüber und verdient es nicht, Essen zu bekommen (2Thes 3,10). Der Herr Jesus hat gearbeitet (Joh 5,17). Prophetisch sagte Er sogar, dass Er umsonst gearbeitet habe: „Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt“ (Jes 49,4).
20 Der Glaube Adams
20 Und der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, denn sie war die Mutter aller Lebenden.
Adam nennt seine Frau „Eva“, das bedeutet „Leben“. Hier zeigt sich der Glaube Adams. Er nimmt Gottes Urteil an und legt zugleich im Glauben die Hand auf das, was Gott über „den Samen der Frau“ gesagt hat. Er richtet seine Augen auf die Zukunft, wenn er sagt, dass Eva die Mutter aller Lebenden ist. „Alle Lebenden“ trifft nur auf die zu, die durch den Glauben mit dem „Samen der Frau“, dem Herrn Jesus, verbunden sind. Natürlich hat Adam das so nicht verstanden, aber wir dürfen es im Licht des Neuen Testamentes wissen (Gal 3,16; 4,4).
21 Gott der HERR bekleidet den Menschen
21 Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.
Dass Adam und Eva ihre Sünde gegenüber Gott eingesehen haben, zeigt sich in der Tatsache, dass Gott sie mit Röcken von Fell bekleidet. Die selbstgemachten Schurzen verschwinden. Röcke von Fell kann es nur dann geben, wenn ein Tier dafür getötet worden ist. Es ist Blut geflossen. Hierin erkennen wir die Wahrheit, dass es nur durch das Blut eines Unschuldigen Rettung für den schuldigen Menschen gibt. Wir finden hier einen Hinweis auf das Blut und den Tod des Herrn Jesus. Nur durch das Blut des Herrn Jesus ist Vergebung von Sünden möglich (Heb 9,22), und nur durch den Tod des Herrn Jesus wird ein Mensch mit Gott versöhnt (Röm 5,10).
Als Folge des Glaubens an Ihn und sein Werk wird der Gläubige mit Christus bekleidet, sodass er begnadigt (oder: angenehm) für Gott ist (Eph 1,6.7). Er wird mit „dem besten Gewand“ (Lk 15,22), „mit Kleidern des Heils“ (Jes 61,10) bekleidet. Dies muss auch in unserer Praxis gesehen werden, entsprechend der Ermahnung, den Herrn Jesus Christus anzuziehen (Röm 13,14; Gal 3,27). Kleidung spricht von unserem Verhalten, von dem, was die Leute bei uns sehen. Erkennen sie in unserem Verhalten und unseren Worten den Herrn Jesus? Verhalten wir uns so, wie Er will, und sprechen wir, was Er will?
22 - 24 Aus dem Paradies vertrieben
22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, dass er nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe! 23 Und Gott der HERR schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, den Erdboden zu bebauen, wovon er genommen war; 24 und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.
Gott der HERR bestätigt, was Satan zu Eva über „das Sein wie Gott“ gesagt hat (Vers 5). Wie bereits erwähnt, bezieht sich „sein wie“ nur auf die Erkenntnis von Gut und Böse, während die Möglichkeit, dieses Wissen auf eine gottgemäße Weise zu benutzen, vollständig fehlt. Der Mensch ist betrogen, weil er auf den Vorschlag von Satan eingegangen ist.
Nach Gottes gnädiger Vorsorge mit Kleidern aus Fell müssen sie aus dem Paradies fort. Dieses ist für den Menschen endgültig verloren. Eine Rückkehr zum Baum des Lebens ist nicht möglich. Der Zugang wird versperrt. Dies ist auch ein Beweis von der Barmherzigkeit Gottes, denn so verhindert Gott, dass der Mensch auf ewig in diesem Zustand des Elends bleiben würde.
Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass der Mensch unermüdlich in seinen Bemühungen ist, den Weg zum Paradies wieder zu öffnen. Er beugt sich nicht unter Gottes Gericht. Aber alle Bemühungen sind vergeblich und werden es immer bleiben. Das Schwert der Cherubim bewacht auf Gottes Befehl hin den Weg zum Baum des Lebens.
Der Mensch wird aus dem Garten geschickt, um den Erdboden zu bebauen. Weil der Boden nicht mehr rein ist, bringt dieser nicht mehr nur gute Früchte hervor. Auch wenn Gott einen Weg schaffen wird, um in Gemeinschaft mit Ihm zu leben, werden die Folgen der Sünde doch nicht komplett weggenommen. Eine völlige Wiederherstellung der alten Situation kann es nicht geben. Später werden wir sehen, dass Gott Pläne hat, die weit über die Wiederherstellung des Paradieses hinausgehen: Die Gemeinde wird ewig mit dem Herrn Jesus verbunden und ewig bei Ihm im Vaterhaus sein.
Dennoch werden Gottes Pläne mit der Erde einmal in Erfüllung gehen. Aber vorher muss der Mensch auf alle mögliche Weise erprobt werden, um zu sehen, ob noch irgendetwas Gutes von ihm zu erwarten ist. Das Ergebnis davon sehen wir im Rest des 1. Buches Mose und in den folgenden Büchern.