Einleitung
Gott hat Israel noch nicht verlassen. Seine Kraft ist immer noch gegenwärtig. Die Frage ist nur, ob Glaube vorhanden ist, um von ihr Gebrauch machen zu können. Die Ursache allen Verfalls liegt in der Tatsache, dass das Volk Gottes die Gegenwart des lebendigen, heiligen Gottes in seiner Mitte vergisst. Wenn das Bewusstsein für den Wert der Gegenwart Gottes abnimmt, verringert sich auch die Hingabe an Ihn. Als Folge davon wird das Volk unempfindlich für das Böse, das bei den Feinden vorhanden ist.
Wenn sie die Gegenwart Gottes in ihrer Mitte wirklich erfahren hätten, dann hätten sie den Feind nicht in ihrer Mitte geduldet. Sie wären sich dessen bewusst gewesen, dass es Sünde und eine Unehre für Gott darstellt, die Feinde ungestraft im Land Gottes wohnen zu lassen. Gott und der Feind können nie zusammen gehen. Wenn das vergessen wird, bedeutet das den Verlust der Segnungen des Landes. In diesem Kapitel wird dieser Verlust in immer mehr zunehmendem Maße beschrieben.
Es sind fünf aufeinander folgende Phasen in der Weise zu entdecken, wie sich der Niedergang vollzieht:
1. Ungehorsam gegenüber dem, was Gott sagt (Ri 1,3);
2. Mangel an Vertrauen auf Gott (Ri 1,19);
3. Gleichgültigkeit (Ri 1,21.27.28.29.30);
4. Kraftlosigkeit (Ri 1,31–33);
5. Besiegt werden (Ri 1,34).
Der Ursprung allen Verfalls ist im Ungehorsam dem Wort Gottes gegenüber zu finden. Gott hat eine Antwort auf die Frage des Volkes gegeben, wer zuerst hinaufziehen soll (Ri 1,1.2). Das konnte nicht auf zwei unterschiedliche Weisen ausgelegt werden. Juda muss zuerst hinaufziehen, allein! Dennoch bittet Juda Simeon, mit ihm mitzugehen.
Juda hätte für diese Bitte an Simeon allerlei annehmbare und glaubwürdige Gründe anführen können, zum Beispiel, dass das Erbteil Simeons sehr eng mit dem von Juda verbunden ist, oder dass es doch schön wäre, einen anderen in einem Werk für den HERRN mit einzubeziehen. Doch all diese Argumentationen, wie gut sie auch gemeint sind, können nichts an dem einfachen Auftrag Gottes ändern, dass Juda als Erster hinaufziehen soll. Auf die Phasen im Niedergang, die die Folge hiervon sind, komme ich im Laufe dieses Kapitels von selbst zurück.
1 Der Nachfolger Josuas
1 Und es geschah nach dem Tod Josuas, da befragten die Kinder Israel den HERRN und sprachen: Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter hinaufziehen, um gegen sie zu kämpfen?
Im ersten Vers wird die Verbindung mit dem vorangegangenen Buch, Josua, angegeben. Es ist eine Verbindung, die von demselben Charakter wie die Verbindung ist, die Josua 1,1 mit dem vorangegangenen fünften Buch Mose verknüpft. Das Buch Josua beginnt mit den Worten: „Und es geschah nach dem Tod Moses, des Knechtes des HERRN, da sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener Moses“ (Jos 1,1). Da ist von Nachfolge die Rede, und dort fällt gleichsam der Mantel des Mose auf einen anderen Knecht des HERRN, der sein Werk im Geist und in der Kraft Moses fortsetzt (vgl. 2Kön 2,12–14).
Das Buch Richter beginnt so: „Und es geschah nach dem Tod Josuas.“ Das heißt, dass das Vorbild des mächtig wirksamen Geistes Christi, von dem Josua ein Bild ist, nicht mehr da ist. Diesmal gibt es jedoch keinen Nachfolger. Dasselbe gilt für die Zeit, die der in der Apostelgeschichte beschriebenen Periode folgt. Nachdem der Apostel Paulus von der Bühne verschwunden ist, hören wir nichts von anderen Aposteln, die seine Position eingenommen hätten.
Die Frage, die Israel hier stellt, lässt erkennen, dass das Volk noch eine Einheit ist. Es ist eine Frage, die sie alle an Gott richten. Es ist hier noch nicht die Rede davon, dass ein jeder tut, was in seinen Augen recht ist. Der HERR wird noch als ihr Führer anerkannt.
2 Juda zuerst
2 Und der HERR sprach: Juda soll hinaufziehen; siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben.
Als das Volk sich in der Wüste gelagert hat, nachdem es aus Ägypten befreit ist, und weiterziehen muss, soll Juda der erste sein, der aufbrechen soll (4Mo 2,9). Er ist der Führer in der Wüste (4Mo 10,14). Als nun das Land weiter erobert werden muss, sehen wir dasselbe. Auch hier muss Juda vorausgehen.
Das passt zu der Prophetie, die Jakob ausgesprochen hat. Juda ist der Stamm des Löwen, aus dem der von Gott gegebene König hervorgehen soll: „Juda ist ein junger Löwe; vom Raub, mein Sohn, bist du emporgestiegen. Er duckt sich, er legt sich nieder wie ein Löwe und wie eine Löwin; wer will ihn aufreizen? Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen“ (1Mo 49,8–10).
Der Name Juda bedeutet „Lobpreis“. Hierin liegt der Hinweis, dass ein Geist des Lobpreises die wichtigste Bedingung ist, um das Land zu erobern. Lobpreis stellt nämlich Gott an die erste Stelle und bringt Hingabe an Ihn mit sich. Freude beim Gehorsam verleiht Mut und Begeisterung.
3 Juda und Simeon
3 Und Juda sprach zu Simeon, seinem Bruder: Zieh mit mir hinauf in mein Los, und lass uns gegen die Kanaaniter kämpfen, so will auch ich mit dir in dein Los ziehen. Und Simeon zog mit ihm.
Wie schon angemerkt ist, ist Juda bei der Ausführung des Auftrages Gottes nicht gehorsam. Anstatt mit der Hilfe und Treue des HERRN zu rechnen und sich auf seine Verheißungen zu stützen, ruft Juda die Hilfe Simeons an, um sein Erbteil in Besitz zu nehmen. Simeon scheint der am besten geeignete Partner für Juda. Er ist von Gott, über das Erbe, eng mit ihm verbunden.
Simeon bedeutet „Hören“ und bezieht sich auf Gemeinschaft. Echte Gemeinschaft gibt es nur, wenn sie sich auf das Wort Gottes gründet. Es mangelt Juda an einfältigem Glauben. Menschliche Übereinkünfte fördern Gottes Werk nie. Gott hat gesagt: „Siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben“ (Vers 2). Das hätten genügen sollen.
Wie oft ist Gott schon von seinem Volk dadurch verunehrt worden, dass es auf etwas oder jemanden außerhalb von ihm vertraute. Später in diesem Kapitel kommt die Schwachheit der Verbindung ans Licht, die Juda mit Simeon eingegangen ist. Trotz der Unterstützung Simeons ist keine Kraft vorhanden, um den Feind, der im Besitz eiserner Wagen ist, zu vertreiben (Vers 19).
Es hat positive Seiten, wenn man im Auftrag Gottes etwas zusammen tut. Wenn das der Fall ist, kommt darin zum Ausdruck, dass Gott uns einander gegeben hat und dass wir einander nötig haben. Zusammen ist man stärker: „Zwei sind besser daran als ein einer“ (Pred 4,9–12). Das einträchtige, gemeinsame Bekämpfen des Feindes sehen wir auch in der Endzeit, wenn Juda und Ephraim zusammen dem Feind zu Leibe rücken (Jes 11,14).
4 - 5 Der HERR hilft
4 Und Juda zog hinauf, und der HERR gab die Kanaaniter und die Perisiter in ihre Hand; und sie schlugen sie bei Besek, 10.000 Mann. 5 Und sie fanden Adoni-Besek in Besek und kämpften gegen ihn; und sie schlugen die Kanaaniter und die Perisiter.
Trotz Judas Mangel an Glauben hilft der HERR doch und gibt ihm den Sieg. Hierin können wir die Gnade Gottes bemerken. Er schiebt Juda nicht zur Seite, als dieser Stamm in einer bestimmten Angelegenheit versagt. Doch es geht wohl darum, wie viel wir von Gott erwarten. Er will uns vollständige Siege geben. Auch wir erringen nur teilweise Siege, wenn wir uns nicht ganz und in allem von Gott abhängig verhalten.
Der Sieg wird bei Besek errungen. Der Name Besek bedeutet „Bruch“. Wenn sich irgendwo ein Bruch befindet, ist etwas nicht mehr ganz, die Kraft ist weg. Es kann im Leben eines Gläubigen so werden, dass er nicht mehr ganz für den Herrn Jesus lebt. Ein Bruch ist in seinen Umgang mit ihm gekommen, vielleicht durch die Sünde, vielleicht durch die Umstände des Lebens. Auch in einer örtlichen Gemeinde kann es vorkommen, dass zwischen Gläubigen ein Bruch entsteht. Paulus ermahnt die Gläubigen in Korinth, dass sie alle dasselbe reden sollen „und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung vollendet seiet“ (1Kor 1,10).
Besek wird von Adoni-Besek regiert. Sein Name bedeutet „Herr des Bruches“. Jeder Bruch im Leben eines Gläubigen oder in einer örtlichen Gemeinde kommt zustande, weil der Teufel, der „Herr des Bruches“, die Chance bekommen hat, seinen Schlag zu versetzen. Es ist bemerkenswert, dass Israel diesem Adoni-Besek als erstem Feind begegnet. Ist es nicht auch bemerkenswert, dass Paulus den Korinthern zuerst über den Bruch schreibt, der in ihrer eigenen Mitte ist?
Der Feind wird besiegt, wenn im Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber gehandelt wird. So tat Israel es, und so müssen wir es tun. Im Rest von 1. Korinther 1 wird deutlich gemacht, auf welche Weise der Feind geschlagen werden kann. Das ist durch „das Wort vom Kreuz“ (1Kor 1,18) möglich. Zum Kreuz zurückgehen und aufs Neue unter den Eindruck dessen kommen, was der Herr Jesus dort getan hat. Am Kreuz hat er jeden Bruch wiederhergestellt, sowohl im persönlichen Leben des Gläubigen als auch im Leben der örtlichen Gemeinde. Wenn wir bekennen, worin wir falsch lagen, wird der Bruch zunichtegemacht werden, wie und wo er auch entstanden sein mag, und Wiederherstellung folgt im Leben des Gläubigen und in der örtlichen Gemeinde.
6 - 7 Vergeltung
6 Und Adoni-Besek floh; und sie jagten ihm nach und ergriffen ihn und hieben ihm die Daumen seiner Hände und seiner Füße ab. 7 Da sprach Adoni-Besek: Siebzig Könige, denen die Daumen ihrer Hände und ihrer Füße abgehauen waren, lasen auf unter meinem Tisch; so wie ich getan habe, so hat Gott mir vergolten. Und sie brachten ihn nach Jerusalem, und er starb dort.
Dass Juda und Simeon nicht ganz auf dem Wege Gottes sind und nicht nach seinen Gedanken handeln, ist auch an der Weise zu sehen, wie sie Adoni-Besek behandeln. Sie tun etwas, das Gott ihnen nicht geboten hat. Josua hat etwas Derartiges auch nie mit den Königen Kanaans getan. Es ist eine Tat menschlicher Vergeltung. Nirgends im Alten Testament steht ein Auftrag Gottes an sein Volk, seine Feinde zu martern. In der Tat, sie dürfen kein Mitleid mit ihnen haben und müssen sie ohne Gnade töten. Doch eine grausame Behandlung wird nicht vorgeschrieben. Was das Volk hier tut, spricht nicht zu ihren Gunsten.
Was Adoni-Besek darüber sagt, hat hiermit nichts zu tun; das ist eine andere Sache. Adoni-Besek hatte so gehandelt, um dadurch seine Macht und seinen Ruhm zu vermehren. Gott gebraucht das Versagen von Juda und Simeon jedoch, um Adoni-Besek zu vergelten. Es spricht für ihn, dass er in der Behandlung, die ihm widerfährt, die gerechte Strafe Gottes sieht. Er erkennt, dass dieses Gericht ihn zu Recht trifft. Wie er getan hat, so wird ihm vergolten.
In seinem Fall bewahrheitet sich das Wort: „Was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7). In mehreren Geschichten der Bibel begegnen wir der Wahrheit dieses Wortes. Und wie oft sind wir selbst hiermit schon in Berührung gekommen? Dem Menschen begegnet das, was er tut.
Mit der Antwort, die Adoni-Besek auf die Strafe gibt, die er empfängt, können Menschen, die die Ausrottung der Einwohner Kanaans durch Israel kritisieren, zum Schweigen gebracht werden. Sie müssen nur Adoni-Besek einmal gut zuhören. Das Gericht über die Einwohner Kanaans war gerecht und wohlverdient.
8 Jerusalem
8 Und die Kinder Juda kämpften gegen Jerusalem und nahmen es ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, und die Stadt steckten sie in Brand.
Abgesehen von einem Hinweis auf Jerusalem in 1. Mose 14 – dort Salem genannt (1Mo 14,18) – wird in Josua 10 zum ersten Mal in der Bibel etwas über Jerusalem gesagt, und zwar in Verbindung mit Krieg (Jos 10,1–5). Auch hier im Buch Richter wird der Name Jerusalems in Verbindung mit Kampf erwähnt. Krieg ist für die ganze Geschichte Jerusalems charakteristisch und wird das sein, „bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind“ (Lk 21,24).
Erst wenn der Herr Jesus aus dem Himmel zurückkehrt, um sein ausgesetztes Königtum über Israel anzunehmen, wird die Stadt der Bedeutung ihres Namens „Gründung des Friedens“ – salem bedeutet „Friede“ – entsprechen, weil Jesus Christus dann als der Friedefürst regieren wird.
Die Eroberung Jerusalems durch Juda ist nicht vollständig. Trotz der Verwüstung Jerusalems findet der Feind Gelegenheit, sich wieder zu sammeln, sich neu anzuordnen und Widerstand zu leisten (Vers 21).
9 Die Kanaaniter
9 Und danach zogen die Kinder Juda hinab, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen, die das Gebirge und den Süden und die Niederung bewohnten.
Kanaan war ein Sohn Hams, des Sohnes Noahs (1Mo 10,6). Noah verfluchte Ham in seinem Sohn Kanaan. Die Geschichte der Nachkommen Kanaans macht deutlich, wie dieser Fluch Gestalt annahm. Sie bewohnten das Land, das Gott seinem Volk als Erbteil gegeben hatte, doch sie hatten das Land durch ihre Unreinheit verdorben. Sie gebrauchten das Land Gottes zu ihrem eigenen Vergnügen.
In 1. Mose 15 werden die Kanaaniter zusammen mit neun anderen Völkern als die Einwohner des Landes genannt (1Mo 15,18–21; vgl. 5Mo 7,1; Jos 3,10). Sie bilden in dem Land also eine separate Gruppe von Bewohnern unter den anderen Bewohnern. Doch in anderen Texten scheint der Name Kanaaniter ein Sammelbegriff für alle Bewohner des Landes zu sein (1Mo 12,6; Jos 17,12.13; Neh 9,24).
Was die Kanaaniter repräsentieren
Das hebräische Wort kanaan ist an einige Stellen mit „Kaufmann/Kaufleute“ übersetzt worden (Hiob 40,30; Spr 31,24; Jes 23,8). Dies macht zugleich die Bedeutung des Wortes deutlich. Kanaaniter stellen Menschen vor, die die Dinge Gottes zu einem Handelsgeschäft machen, woran man einiges verdienen kann. Von dieser Art Menschen lesen wir: „Menschen, die an der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben, die meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn“ (1Tim 6,5). Kanaan stellt also eine Denkweise vor, bei der jemand allein auf seinen eigenen Vorteil aus ist, wobei für den Willen Gottes kein Platz ist. Es ist der pure Eigenwille, der auf die Befriedigung der eigenen Lüste gerichtet ist.
Dieser Feind ist sehr schwer auszurotten. Er versteckt sich im Herzen jedes Menschen, der ein Teil des Volkes Gottes ist. Jedes Glied des Volkes Gottes muss davor auf der Hut sein. Er verschafft sich zum Beispiel Geltung, wenn wir etwas getan haben, das bei anderen Bewunderung hervorruft. Daraus können wir Kapital schlagen, indem wir andere auf uns verpflichten. Die Ehrenbezeigung, die man uns erweist, werden wir gebrauchen, um andere zu manipulieren und sie für unsere eigenen Ziele arbeiten zu lassen. Dann wird sozusagen nicht Gott dadurch besser, sondern wir selbst. Was wir tun, muss zum Ergebnis haben, dass andere Gott verherrlichen werden und nicht uns.
Stark kommt diese „Kaufmannmentalität“ in der römisch-katholischen Kirche zum Ausdruck. Wir lesen über diese Kirche, dass sie sogar handelt mit „Menschenseelen“ (Off 18,13). Hierbei können wir beispielsweise an den Ablass denken, mit dem in der römisch-katholischen Kirche in der Tat Handel mit Seelen betrieben wird. Gott wird dieses Handelssystem, das den Namen „Kirche“ trägt, richten.
Wie gesagt, muss jedes Kind Gottes mit der Aktivität dieses Feindes in seinem eigenen Herzen und Leben rechnen. Wir dürfen kein Mitleid mit ihm haben. Er muss radikal verurteilt werden. Das geschieht, indem wir ihn dorthin bringen, wo er hingehört, nämlich in den Tod. Dann entsprechen wir dem Auftrag, dass wir unsere Glieder, die auf der Erde sind, töten sollen. Diese Glieder sind „Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst ist“ (Kol 3,5). Wir können diese Glieder als eine Auswirkung des verdorbenen Denkens des gerade zitierten Verses aus 1. Timotheus 6 sehen (1Tim 6,5). Das ist kein Pappenstiel.
Jedes Glied ist ein Feind. Wer meint, mit solch einem Glied gut auszukommen, wird dadurch geschlagen. Der Kanaanit schlägt seinen Schlag. Es geht Gebiet verloren. Die Segnungen Gottes werden nicht mehr genossen. Die Kanaaniter werden dafür sorgen, dass wir nicht in unseren Städten wohnen, das heißt, dass wir keinen Genuss an einer bestimmten Wahrheit über Christus oder an etwas Wertvollem von Ihm haben, das uns gehört. Der Weg zur Sklaverei der Sünde ist eingeschlagen, bis wir wieder völlig Sklave sind!
10 - 11 Kaleb
10 Und Juda zog gegen die Kanaaniter, die in Hebron wohnten; der Name Hebrons war aber vorher Kirjat-Arba; und sie schlugen Scheschai und Achiman und Talmai. 11 Und er zog von dort gegen die Bewohner von Debir; der Name von Debir war aber vorher Kirjat-Sepher.
Juda zieht weiter hinauf: Sein nächstes Ziel ist Hebron. Die Bedeutung dieses Namens ist „Gemeinschaft“. Diese Stadt war zuerst in den Händen der Kanaaniter, die ihr den Namen Kirjat-Arba gegeben hatten. Kirjat-Arba bedeutet „Stadt der Riesen“. In Wirklichkeit hat nicht der Stamm Juda, sondern die Einzelperson Kaleb diese Stadt erobert (Jos 15,14.15). Die Tatsache, dass die Einnahme von Hebron dennoch dem Stamm zugeschrieben wird, bedeutet, dass Kaleb den Stempel seiner persönlichen Treue, Kraft, seines Ausharrens und Glaubens auf den ganzen Stamm drückt. Der Glaube des Einzelnen wird der Gesamtheit zugerechnet.
Kaleb fürchtete sich nicht vor den Riesen. Das hatte er bereits gezeigt, als er als einer der zwölf Kundschafter mit seinem Bericht über das, was er im Land gesehen hat, zu Mose zurückkam (4Mo 13,30; 14,6–10.24.38). Zehn Kundschafter waren unter den Eindruck der gewaltig starken Mauern der Städte und der Riesen, die dort wohnten, gekommen. Dagegen konnten sie nie gewinnen. Aber die Sprache Kalebs ist anders. Der Grund dafür ist, dass er die Mauern und die Riesen nicht mit sich selbst und mit seiner eigenen Kraft verglich, sondern mit Gott. Und was bedeuten nun dicke Mauern und Riesen für einen allmächtigen Gott?
Dieses Glaubensvertrauen glänzt zwischen so viel Unglauben und Abweichen. So ist es auch heutzutage in der Gemeinde: Inmitten des allgemeinen Verfalls kommt persönliche Treue vor. Die Treue wird bei Männern und Frauen gefunden, die die Schwierigkeiten nicht mit sich selbst vergleichen, sondern sie ruhig in die Hand des Herrn legen und darauf vertrauen, dass er über den Umständen steht und darin einen Weg zum Sieg zeigt. Persönliche Treue kommt auch heute noch dem Ganzen zugute. Eine „Stadt der Riesen“ wird dann in eine Stadt der „Gemeinschaft“ verändert. Wo der Glaube den Feind verjagt, tritt Gemeinschaft mit Gott und seinem Volk dafür an die Stelle.
Die Eroberung Kirjat-Sephers schließt sich hieran an. Kirjat-Sepher bedeutet „Stadt des Buches“. Dies war der Name der Stadt, als sie in den Händen des Feindes war. Möglicherweise war sie ein Zentrum der kanaanitischen Gelehrsamkeit, wir würden heute vielleicht von einer „Universitätsstadt“ sprechen. Der neue Name, den diese Stadt bekommt, ist Debir, und das bedeutet „(ein lebendiges) Orakel“ oder „Sprechen Gottes“.
Folgende Lektion ist hieraus zu lernen: Die Bibel ist für Ungläubige oder für Menschen, die sich zwar als Christen ausgeben, aber kein Leben aus Gott haben, lediglich ein Buch. Sobald jemand aber durch Bekehrung und Wiedergeburt neues Leben empfängt, wird dieses Buch das lebendige und wirksame Wort Gottes (Heb 4,12). Viele haben bezeugt, dass sie durch das neue Leben die Bibel anders zu sehen und zu lesen begonnen haben. Was zuerst ein toter Buchstabe zu sein schien, ist lebendig geworden.
Wir werden „der Bibel“, dem Wort Gottes im Buch der Richter, noch in vielen Bildern begegnen. Siege über unseren geistlichen Feind erringen wir nur dann, wenn wir das Wort Gottes zu unserem Eigentum machen, indem wir danach leben. Vor allem für Älteste und Aufseher, von denen die Richter auch ein Bild sind, gilt, dass sie das Wort kennen müssen; sie müssen „lehrfähig“ sein (1Tim 3,2).
12 - 13 Othniel
12 Und Kaleb sprach: Wer Kirjat-Sepher schlägt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zur Frau. 13 Da nahm es Othniel ein, der Sohn des Kenas, der jüngere Bruder Kalebs; und er gab ihm seine Tochter Aksa zur Frau.
Es ist noch ein wichtiger Aspekt mit der Haltung und dem Auftreten Kalebs verbunden, und zwar, dass er andere zum selben Verhalten anspornt. Durch sein Vorbild erweckt er das in anderen. So wirkt das immer noch: Die Treue eines Einzelnen erweckt andere dazu, ebenso zu handeln. Der Name Kaleb bedeutet unter anderem „von ganzem Herzen“. Es kommt immer auf ein ungeteiltes Herz an. Wer Gott mit seinem ganzen Herzen dient und vertraut, erringt Glaubenssiege. Der Funke dieser Glaubensbegeisterung springt danach auf andere über, so wie hier bei Othniel.
Othniel bedeutet „Löwe Gottes“ oder „meine Kraft ist Gott“. In ihm sehen wir ein Vorbild der Heldenhaftigkeit des Glaubens. Die Ursache davon liegt nicht in seiner eigenen Kraft, sondern in der Kraft Gottes. Darauf stützt er sich. Was Kaleb vorstellt, findet bei ihm durch das Vorbild Anschluss, das er in Kaleb gesehen hat.
Ein besonderer Ansporn ist die Belohnung, die Kaleb in Aussicht stellt. Wer Kirjat-Sepher einnimmt, bekommt „seine Tochter Aksa zur Frau“. Diese Aussage stieß bei Othniel nicht auf taube Ohren.
14 Aksa
14 Und es geschah, als sie einzog, da trieb sie ihn an, das Feld von ihrem Vater zu fordern. Und sie sprang vom Esel herab. Und Kaleb sprach zu ihr: Was hast du?
Aksa wird sicher eine schöne Frau gewesen sein. Doch Othniel wird sie nicht in erster Linie um ihrer äußeren Schönheit willen geschätzt haben. Was für eine Frau sie war, zeigt sich in ihrem Namen und ihrer Einstellung, ihrem Verhalten. Ihr Name bedeutet „Fußspange“. Das weist darauf hin, dass ihr Wandel, ihre Lebensweise zur Ehre Gottes ist. Sie ist eine solche Frau, wie sie in 1. Petrus 3 erwähnt wird (1Pet 3,1–6). Dort wird einige Male über Schmuck gesprochen. Sie war ein Mensch, der in ihrem Wandel verwirklichte, was Gott gesagt hat.
Im Neuen Testament heißt es von den Sklaven, dass sie „die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem“ (Tit 2,9.10). Um „die Lehre unseres Heiland-Gottes“, das heißt die Unterweisung, die Gott durch sein Wort gibt, zieren zu können, muss man sie auch kennen. Sie bringt dem, was Gott gesagt und verheißen hat, Interesse entgegen. Das bestimmt ihre Haltung und ihr Verhalten. Es ist zu wünschen, dass die christliche Frau sich an ihr ein Beispiel nimmt.
Das gilt auch für jeden christlichen Mann. Es ist ebenso zu wünschen, dass er aus dem, was sie ausstrahlt, Nutzen zieht. Nicht allein die christliche Frau, sondern auch der christliche Mann ist dafür verantwortlich, „die Lehre unseres Heiland-Gottes“ mit seinem Leben zu zieren. Durch unsere Lebensweise zieren oder verunstalten wir „die Lehre unseres Heiland-Gottes“. Es geht darum, dass wir in der Praxis verwirklichen, was wir aus Gottes Wort gelernt haben.
Kaleb, Othniel und Aksa sind alle drei Judäer, das heißt, dass sie alle dem Stamm Juda angehören, dessen Name „Lobpreis“ bedeutet. Ein Wandel im Glauben und Vertrauen geht aus dem Lobpreis Gottes hervor. Wer Gott für seine große Güte dankbar ist, wird durch sein Leben erkennen lassen, dass diese Dankbarkeit echt ist. Sein Leben wird gleichsam ein großer Lobpreis für Gott werden. Er wird sein Leben immer mehr in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes bringen. Das ist die unvermeidliche Folge im Leben eines Menschen, dessen Herz nach Gott und nach seinen Worten ausgeht.
15 Die oberen und unteren Quellen
15 Und sie sprach zu ihm: Gib mir einen Segen; denn ein Mittagsland hast du mir gegeben, so gib mir auch Wasserquellen! Da gab ihr Kaleb die oberen Quellen und die unteren Quellen.
Aksa ist eine Prachtfrau, nicht allein durch ihre äußere Schönheit. Was auch so anziehend in ihrem Leben ist, war ihre Einstellung, ihr Verhalten. Darin zeigt sich ihre eigentliche, innere Schönheit. Gerade durch ihre Einstellung ist sie eine gewaltige Ergänzung für Othniel.
Aksa besitzt etwas von dem Geist ihres Vaters. Sie ist nicht damit zufrieden, einfach nur ein Eigentum zu besitzen. Sie will, dass es ein fruchtbares Eigentum sein soll. Der Süden (Vers 9), oder wie es hier heißt „Mittagsland“, ist ein Land des Sonnenscheins und der Wärme, der Fruchtbarkeit und Schönheit, doch sie will etwas dazu haben, das sie in die Lage versetzt, dieses Land in vollem Maß zu genießen: obere und untere Wasserquellen. Kaleb gibt ihr, was sie erbeten hat.
Auch wir können wissen, dass wir „ein Stück Land besitzen“, doch bei uns steht dies in Verbindung mit geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern. Ein Vorbild finden wir im Leben des Apostels Paulus. Er spricht über die „oberen Quellen“, wenn er über „Überfluss“ schreibt. So schreibt er im Brief an die Römer über „die Gabe in Gnade, die durch den einen Menschen, Jesus Christus“, die „zu den vielen überströmend geworden“ ist (Röm 5,15.20). Auch wünscht er den Römern, dass sie „überreich“ seien „in der Hoffnung“ (Röm 15,13). In seinem zweiten Brief an die Korinther schreibt er, dass „durch den Christus unser Trost überreichlich“ ist (2Kor 1,5), und etwas weiter sagt er: „Ich bin ganz überströmend in der Freude“ (2Kor 7,4).
Gnade, Hoffnung, Trost, Freude, all diese Dinge sind in Christus im Himmel zu finden. Aus diesen Quellen kann der Gläubige allezeit schöpfen, selbst wenn es in seinem Leben auf der Erde nicht nach Wunsch geht. Dann weiß er, dass in Christus, der oberen Quelle, Erquickung zu finden ist, die von keinen Widerwärtigkeiten angetastet werden kann.
Doch es gibt auch die unteren Quellen. Darüber spricht Paulus, wenn er über das Erleiden von Mangel spricht, die Zeiten der Erprobung. Ein Beispiel davon sehen wir auch im zweiten Brief an die Korinther: „Denn meinen Mangel erstatteten die Brüder, die von Mazedonien kamen“ (2Kor 11,9). Es ist eine Erquickung, wenn es Brüder gibt, die uns in unserer Not helfen. Das ist eine Erquickung aus einer niedriger gelegenen Quelle als die Erquickung, die wir vom Herrn selbst empfangen. Dennoch ist das Ergebnis dasselbe. Wir erfahren den Segen des Landes beim Trinken aus beiden Quellen.
Die Erquickung, die wir sowohl aus den oberen als auch aus den unteren Quellen empfangen, macht den Herr Jesus größer. Gott wird verherrlicht, wenn wir große und gute Dinge von ihm erbitten. Wir müssen Ihn nicht auf die Begrenztheit unserer Gedanken verkleinern. Er brachte sein Volk in ein gutes Land, und es war sein Wunsch, sie dort zu segnen. Gott hat auch uns in ein gutes Land gebracht, und Er will nichts lieber tun, als uns dort zu segnen.
Leider sehen wir, dass in unserer Zeit nur wenige Gläubige Interesse und Einsatz für den Segen zeigen, den wir in Aksa vorgestellt sehen. Es kommt noch eine Anwendung hinzu. Aksa war die Frau Othniels; er stellt in unserer Zeit einen Aufseher in der Gemeinde vor, jemand, der das Volk Gottes führt. Aufseher sind Menschen, die erst gut funktionieren, wenn sie eine Frau von dem Kaliber Aksas an ihrer Seite haben. Sie ist ein Mensch, der zu geistlicher Aktivität anspornt.
16 Die Keniter
16 Und die Kinder des Keniters, des Schwagers Moses, waren mit den Kindern Juda aus der Palmenstadt heraufgezogen in die Wüste Juda, die im Süden von Arad liegt; und sie gingen hin und wohnten beim Volk.
Einen Gegensatz zum „Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit“ (2Tim 1,7) von Kaleb, Aksa und Othniel stellen die Keniter dar. Die Keniter kommen aus Midian, woher auch die Frau Moses stammte (2Mo 2,15–21). Midian war ein Nachkomme Abrahams über seine Frau Ketura (1Mo 25,1.2). Hierdurch war Midian auf eine doppelte Weise mit Israel verbunden, sowohl über Mose als auch über Abraham.
Es scheint, als ob die Keniter auf Einladung Moses hin mit dem Volk mitgegangen sind, als Israel aus Ägypten auszog (1Sam 15,6). Dennoch haben sie sich nie mit dem Volk Gottes eins gemacht. Es kann sein, dass Israel für die Keniter eine Art Nest darstellte, aber auch nicht mehr (4Mo 24,21). Dieser Vers scheint das zu bestätigen (vgl. Ri 4,17).
Sie ziehen zwar mit den Judäern hinauf, aber sie gehen hin und wohnen bei Arad, ohne dass von Kampf die Rede ist. Sie wollen einfach „beim Volk“ wohnen. Es sind Menschen, die ihre Wüstengewohnheiten beibehalten, während sie im Land des Segens bleiben. Sie profitieren von der Sicherheit, die ihnen das Land gibt, ohne sich um die Segnungen zu kümmern, die das Land in sich birgt. Sie passen sich mit Leichtigkeit ihrer Umgebung an.
Die Bedeutung des Namens Arad schließt hieran an. Arad bedeutet „Ort des Wildesels“. Ein Wildesel stellt einen Menschen vor, der nach seiner eigenen Natur denkt und handelt, ohne Verbindung mit Gott zu haben. An diesem Ort wollen die Keniter wohnen.
In der Christenheit begegnen wir Menschen, die den Kenitern gleichen. Es sind Menschen, die den Mund mit den Dingen Gottes voll haben, während ihr tägliches Leben erkennen lässt, dass ihr Herz nicht sinnt „auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist“ (Mt 16,23).
Lasst uns aufpassen, dass wir ihnen nicht zu ähneln beginnen. Das kann geschehen, wenn wir uns beim Volk Gottes wohl fühlen, weil es uns ein Stück weit Schutz bietet, uns jedoch weiter nicht damit identifizieren wollen. Wir fühlen uns auch bei den Menschen der Welt sehr heimisch. Diese Halbherzigkeit ist kein Schmuck für jemanden, der weiß, mit welchen Segnungen Gott ihn in Christus gesegnet hat. Darum stellen die Keniter einen Gegensatz zu Kaleb und zu seiner Familie dar.
17 Im Sieg stehen
17 Und Juda zog mit seinem Bruder Simeon hin, und sie schlugen die Kanaaniter, die Zephat bewohnten; und sie verbannten es und gaben der Stadt den Namen Horma.
Nach dem Vers über die Keniter folgen wir wiederum Juda in seinem Kampf, um das ihm zugeteilte Stück Land in Besitz zu nehmen. Nun scheint es sogar so zu sein, dass Simeon die Initiative ergriffen hat, weil es hier heißt „Juda zog mit seinem Bruder Simeon hin“. Zusammen mit seinem Bruder Simeon zog er gegen die Kanaaniter hinauf, die in Zephat wohnten. Nachdem diese Stadt eingenommen ist, bekommt sie den Namen Horma, der „Bannfluch“ oder „vollständige Vernichtung“ bedeutet. Aus der Bedeutung dieses Namens ergibt sich die Vorgehensweise Judas und Simeons mit dieser Stadt. Hierin handeln sie in Übereinstimmung mit Gottes Willen und gleichzeitig zu ihrem eigenen Besten.
Mit einem Feind, der vollkommen vernichtet ist, wird man keine Last mehr haben. Unser Problem ist, dass wir oft nicht radikal genug mit der Welt brechen. Das wird uns in einem bestimmten Moment bitter aufstoßen. Der Feind bekommt von uns nur allzu oft die Gelegenheit, sich wieder von einer Niederlage zu erholen.
Wenn der Herr Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33), dann dürfen wir die Welt als einen besiegten Feind betrachten. Wir dürfen im Sieg stehen. In seinem ersten Brief ermutigt der alte Apostel Johannes seine Leser hiermit: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube“ (1Joh 5,4). Durch den Glauben, der in der neuen Natur wirkt, werden wir den Verführungen der Welt nicht nachgeben. Unser Glaube richtet sich auf Ihn, der die Welt überwunden hat.
18 Gaza, Askalon und Ekron
18 Und Juda nahm Gaza ein und sein Gebiet, und Askalon und sein Gebiet, und Ekron und sein Gebiet.
Gaza bedeutet „der Starke“, Askalon bedeutet wahrscheinlich „Fußwanderung“ und Ekron bedeutet „Unfruchtbarkeit“. Diese drei Städte mit den dazugehörigen Gebieten werden ebenfalls von Juda eingenommen. Sie sind drei der fünf Hauptstädte der Philister. Die Philister werden im Verlauf dieses Buches noch ausführlich besprochen werden.
19 Die Schwäche Judas
19 Und der HERR war mit Juda, und er nahm das Gebirge in Besitz; denn die Bewohner der Talebene vertrieb er nicht, weil sie eiserne Wagen hatten.
Juda siegt und nimmt in Besitz, weil der HERR mit ihm ist und weil er auf Ihn vertraut. Was für eine Ermutigung ist das für alle, die den geistlichen Kampf wagen! Der Herr ist allezeit mit denen, die mit Ihm gehen. Das zu tun, was Er sagt, bedeutet Ihn bei uns zu haben. Und welcher Feind ist uns dann gewachsen? Mit dem Herrn sind wir stärker als jeder erdenkliche Feind. Ohne den Herrn verlieren wir gegen den schwächsten Feind.
Dennoch fehlt noch etwas am Glaubensvertrauen Judas. „Die Bewohner der Talebene vertrieb er nicht, weil sie eiserne Wagen hatten.“ Was ist das nun? Der HERR ist mit Juda, wenn er sich an das Wort hält, das Gott ausgesprochen hat, nämlich alle Feinde zu töten. Leider vertraut Juda nicht in vollem Maß auf Gott; er fürchtet sich vor den eisernen Wagen. Das rührt von einem Mangel an Vertrauen auf den Herrn her, was sich schon an der Tatsache zeigte, dass er Simeon bei sich haben wollte (Vers 3). Für Gott stellen eiserne Wagen überhaupt kein Problem dar (Jos 11,4.6.9; 17,18).
Wer Gottes Kraft nicht für hinreichend erachtet, beschränkt seinen eigenen Sieg. Es ist wie mit den Mauern und den Riesen im Land: Wer diese Gegebenheit mit seiner eigenen Kraft vergleicht, bleibt nirgendwo; wer sie mit Gott vergleicht, sieht keine einzige Schwierigkeit. Dies ist kein Verkleinern des Problems, sondern ein Zurückbringen in die Verhältnisse, wie sie für den Glauben gelten.
In Daniel 2 wird die Kraft des Eisens beschrieben (Dan 2,40). Nichts ist gegen diese Kraft beständig, wenn man sie mit menschlicher Kraft vergleicht. Aber was ist die Kraft des Eisens für Gott? Gott zerbricht das Eisen mit seinem mächtigen Arm. Für Ihn ist es nicht mehr als „Spreu der Sommertennen; und der Wind führte sie weg, und es wurde keine Stätte für sie gefunden“ (Dan 2,35). Unser Problem ist oft, dass wir zu klein von Gott denken, wodurch wir alles nach unseren Fähigkeiten abzumessen beginnen. Dann zeigt sich, dass wir nicht in der Lage sind, eines bestimmten Problems Herr zu werden, was zur Verunehrung Gottes und zum Schaden und zur Schande für uns selbst ist.
20 Noch einmal Kaleb
20 Und Kaleb gaben sie Hebron, so wie Mose geredet hatte; und er vertrieb daraus die drei Söhne Enaks.
Die Haltung Kalebs bildet hier einen solchen Gegensatz zu Juda wie früher zu den Kenitern. Wo Juda versagt, überwindet der Glaube einer Einzelperson. Kaleb fürchtete sich nicht vor den Riesen, wie es acht von den zehn Kundschafter getan haben (4Mo 13,33). Er fühlt sich nicht wie eine Heuschrecke in ihren Augen, sondern er dreht es um: Die Riesen sind Heuschrecken in Gottes Augen (4Mo 14,6–9).
21 Benjamin
21 Aber die Kinder Benjamin vertrieben die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, nicht; und die Jebusiter haben bei den Kindern Benjamin in Jerusalem gewohnt bis auf diesen Tag.
Nach der ausführlichen Beschreibung der Abenteuer Judas und Simeons folgt nun in schnellem Tempo eine Beschreibung der Erfolge, oder besser des Versagens der anderen Stämme. Nachdem sich gezeigt hatte, dass Juda (Vers 19) nicht in der Lage war, den Feind zu vertreiben, klingt es wie ein immer wiederkehrender Refrain in den Versen 21–36, dass sie die Feinde „nicht vertrieben“ (Verse 21.27.28.29.30.31.32.33).
Der nächstfolgende ist Benjamin. Der Feind, der in Vers 8 geschlagen war, ist offensichtlich nicht vollständig geschlagen worden. Ein Teil der Jebusiter ist übrig geblieben, und diese leisten großen Widerstand. Vielleicht ist dies dadurch möglich gewesen, dass Juda lediglich seinen eigenen Teil der Stadt erobert hat. Jerusalem liegt nämlich an der Grenze Judas und Benjamins, wodurch jedem dieser Stämme ein Teil der Stadt zukommt. Wie dem auch sei, der Feind hält sich niemals für geschlagen und findet sogar die Gelegenheit, sich durch die Untreue des Volkes Gottes zu behaupten.
Benjamin lässt den Feind aus lauter Gleichgültigkeit in seiner Mitte wohnen. Benjamin ist eigentlich der Kriegsstamm. In seiner Prophetie hatte Jakob ihn so beschrieben: „Benjamin ist ein Wolf, der zerreißt; am Morgen verzehrt er Raub, und am Abend verteilt er Beute“ (1Mo 49,27). Der Name Benjamin bedeutet „Sohn meiner Rechten“, und die Rechte spricht von Kraft und eine Position der Ehre. Christus wird bald als der wahre Benjamin, als der wahre Sohn zur Rechten Gottes, auf der Erde regieren. Dazu wird er zum Gericht erscheinen. Jetzt ist der Herr Jesus noch im Himmel. Er hat sich „gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Heb 1,3; vgl. Heb 8,1; 10,12; 12,2).
Benjamin hat vergessen, was über ihn gesagt worden ist. Er ist durch Gleichgültigkeit seiner Berufung untreu. Benjamin stellt unseren Platz in Christus vor. Wenn wir vergessen, dass wir in Christus in die himmlischen Örter versetzt sind und dass wir in Ihm einen Platz zur Rechten Gottes haben, werden wir der Welt um uns her gegenüber gleichgültig und für das Böse, das hier herrscht, unempfindlich. Wir verlieren an Kraft, und der Feind kann seinen Einfluss auf unser Leben ausüben.
22 - 26 Joseph
22 Und das Haus Joseph, auch sie zogen nach Bethel hinauf, und der HERR war mit ihnen. 23 Und das Haus Joseph ließ Bethel auskundschaften; vorher war aber Lus der Name der Stadt. 24 Und die Wachen sahen einen Mann aus der Stadt herauskommen, und sie sprachen zu ihm: Zeige uns doch den Zugang zu der Stadt, so werden wir dir Güte erweisen. 25 Und er zeigte ihnen den Zugang zu der Stadt. Und sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes, aber den Mann und seine ganze Familie ließen sie gehen. 26 Und der Mann zog in das Land der Hethiter; und er baute eine Stadt und gab ihr den Namen Lus. Das ist ihr Name bis auf diesen Tag.
Hier lesen wir über Joseph. Obwohl der HERR mit ihm ist, haben wir auch hier Hinweise, dass er dem HERRN nicht völlig vertraut. Er zieht im Glauben gegen Bethel hinauf, und darum ist der HERR mit ihm. Doch dann fängt er an, Kundschafter auszusenden. Hatte der HERR das angeordnet? Dies erinnert an die Geschichte in Josua 2. Der Unterschied besteht darin, dass es dort ein Werk des Glaubens war, was hier fehlt. Der Mann aus Lus erweist sich als ein Verräter. Anstatt sich wie Rahab dem Volk Gottes anzuschließen, baut er die vom HERRN verwüstete Stadt anderswo wieder auf.
Immer wieder werden wir daran erinnert, dass wir keinem einzigen Feind vertrauen dürfen oder ihn entkommen lassen sollen. Wir können in geistlichen Dingen mit Ideen dieser Welt keinen Gewinn erzielen, wovon die Verhandlungen Josephs mit dem Mann aus Lus ein Bild sind. Daraus gehen wir auf die Dauer betrogen hervor. Es scheint so, als ob wir Nutzen davon hätten, doch der ist nur von kurzer Dauer. Alles, was wir in unserem Leben rechtfertigen, während es etwas vom Feind, vom Fleisch oder vom Eigenwillen ist, wird sich in einem bestimmten Augenblick gegen uns wenden. Genauso wie hier bei dem Mann aus Lus. Die ganze Stadt wird verwüstet, aber den Mann und seine ganze Familie lassen sie gehen.
Die Namen Bethel, Lus und die Hethiter lassen uns in ihrer Bedeutung die Belehrung erkennen. Bethel bedeutet „Haus Gottes“, Lus „Absonderung“, und die Hethiter stehen für „Kinder des Schreckens“. Der Name der Stadt ist zuerst „Absonderung“. Als solche besitzt sie der Feind. Absonderung ist eine biblische Wahrheit, aber sie kann auf eine verkehrte, unbiblische Weise gelehrt und in die Praxis umgesetzt werden. So wird diese biblische Wahrheit zu einem „Eigentum“ des Feindes.
Ein Beispiel davon sehen wir bei den Pharisäern. Ihr Name bedeutet „abgesondert“. Es gibt unter ihnen positive Ausnahmen, doch im Allgemeinen bilden die Pharisäer eine Gruppe innerhalb des jüdischen Volkes, die sich vom einfachen Volk abgesondert hat; sie finden sich heiliger als die übrigen. Einige Male nennt der Herr Jesus sie Heuchler. In Matthäus 23 stellt Er mit scharfen Ausdrücken ihre Heuchelei an den Pranger. Sie waren dadurch gekennzeichnet, dass sie „schwere und schwer zu tragende Lasten … auf die Schultern der Menschen“ legten, „sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen“ (Mt 23,4). Dieser Pharisäismus liegt uns allen im Blut, niemand ist davon ausgenommen.
Mit diesem Feind muss abgerechnet werden. Dann kann Lus einen anderen Namen bekommen: Bethel, „Haus Gottes“. Im gegenwärtigen Haus Gottes, der Gemeinde, wohnt Gott (1Tim 3,15). Alle, die Leben aus Gott haben, wohnen auch dort. Wenn die verkehrte Absonderung aus unserem Leben verschwunden ist, können wir anfangen, die richtige Absonderung zu erleben. Absonderung zu Gott hin, Ihm geweiht in seinem Haus dienen. In seiner Gegenwart zu sein bedeutet, dass wir berücksichtigen, dass Er der heilige Gott ist, der überhaupt nichts Böses dulden kann. Der Psalmist sagt über Gottes Haus: „Deinem Haus geziemt Heiligkeit, HERR, auf immerdar“ (Ps 93,5b).
Ein anderes Beispiel verkehrter Absonderung ist das Klosterleben als Mönch oder Nonne. Ohne die Motive zu richten, die jemanden zu einem solchen Leben bringen, ist das Prinzip des Klosterlebens der Schrift fremd. Es unterstellt eine besondere Heiligung für Gott, die so weit geht, dass man sich von den normalen irdischen Dingen absondert, um sich den höheren Dingen zu weihen. Man vergisst dabei jedoch, dass die Sünde im Herzen des Menschen wohnt. Diese verkehrte, äußerliche Form der Absonderung muss überwunden werden.
Es ist schade, wenn wir in bestimmter Hinsicht diese verkehrte Absonderung doch aufrechterhalten. Dieses Verkehrte wird nach Ablauf einiger Zeit sicher wieder stärker werden. Einen Nährboden findet es bei den Hethitern, den „Kindern des Schreckens“. Wer mit dem Pharisäismus in seinem Leben nicht kurzen Prozess macht, wird früher oder später vom Pharisäismus beherrscht werden. Die Folge davon wird sein, dass ein schrecklicher Einfluss vom Leben eines solchen Menschen auf andere ausgeht.
27 - 28 Manasse und die Kanaaniter
27 Aber Manasse vertrieb weder Beth-Schean und seine Tochterstädte noch Taanak und seine Tochterstädte, noch die Bewohner von Dor und seine Tochterstädte, noch die Bewohner von Jibleam und seine Tochterstädte, noch die Bewohner von Megiddo und seine Tochterstädte; und die Kanaaniter wollten in diesem Land bleiben. 28 Und es geschah, als Israel erstarkte, da machte es die Kanaaniter fronpflichtig; aber es vertrieb sie keineswegs.
Manasse vermittelt uns den Eindruck, dass er keinen einzigen Ort vollständig in Besitz genommen hat. Die ganze Gegend, die ihm zugewiesen war, atmet weiter die kanaanitische Sphäre aus. Obwohl die Kanaaniter Knechte geworden sind und ihre Macht in gewisser Hinsicht gebrochen ist, ist es ihnen doch gelungen, sich selbst zu behaupten. Der Wille der Welt hat noch einen starken Einfluss auf das schwache Volk Gottes.
Der Einfluss der Welt ist eine Gefahr, die alle Christen bedroht. Der Feind kann verpflichtet sein, in den Gläubigen seine Vorgesetzten zu erkennen, doch er bleibt am Leben, wenn wir mit ihm „zu verhandeln“ anfangen. Wir können uns dessen bewusst sein, dass das Fleisch sich keine Geltung verschaffen darf, während wir es doch gebrauchen, um unser Ziel zu erreichen. Ein bestimmter Christ kann zum Beispiel sehr gut reden. Durch allerlei Ursachen kommt er in ein übles Zwielicht, ohne selbst daran schuld zu sein. Wird er nun all sein Rednertalent aus der Kiste holen, um seine Unschuld zu beweisen, oder übergibt er sich dem, „der gerecht richtet“ (1Pet 2,23)?
Ein Beispiel finden wir in 1. Korinther 6. Dort geht es darum, wie wir reagieren, wenn uns von einem Bruder Unrecht angetan worden ist (1Kor 6,6.7). Gehen wir dann zum weltlichen Richter oder leiden wir lieber Unrecht?
29 - 30 Ephraim und Sebulon
29 Und Ephraim vertrieb nicht die Kanaaniter, die in Geser wohnten; und die Kanaaniter wohnten in ihrer Mitte in Geser. 30 Sebulon vertrieb weder die Bewohner von Kitron noch die Bewohner von Nahalol; und die Kanaaniter wohnten in ihrer Mitte und wurden fronpflichtig.
Ephraim und Sebulon lassen die Feinde auch in ihrer Mitte wohnen, sie dulden sie. Sie sind sich nicht darüber im Klaren, dass das Ertragen ihrer Feinde zur Verunehrung Gottes ist. Es ist Sünde. Es bedeutet einfach eine gleichgültige Haltung hinsichtlich des Landes Gottes, das er ganz Israel gegeben hatte.
31 - 33 Aser und Naphtali
31 Aser vertrieb weder die Bewohner von Akko noch die Bewohner von Sidon und Achlab und Aksib und Helba und Aphik und Rechob; 32 und die Aseriter wohnten inmitten der Kanaaniter, der Bewohner des Landes, denn sie vertrieben sie nicht. 33 Naphtali vertrieb weder die Bewohner von Beth-Semes noch die Bewohner von Beth-Anat; und er wohnte inmitten der Kanaaniter, der Bewohner des Landes; aber die Bewohner von Beth-Semes und von Beth-Anat wurden ihm fronpflichtig.
Aser und Naphtali treiben es noch bunter: Sie wohnen sogar inmitten der Feinde und gehen auf diese Weise ein bisschen in den Heiden auf. Hier sind die Rollen umgedreht. Die Untreue des Volkes hat immer größere Folgen. Nicht die Feinde wohnen inmitten der Israeliten, was auch bereits Untreue bedeutet, sondern die Israeliten wohnen nun inmitten der Feinde. Die Feinde behalten die Verfügungsgewalt über das Land bei und dulden die Israeliten in ihrer Mitte. Was für eine Schwachheit beim Volk!
Es erinnert an jemanden, der zwar Christ ist und das neue Leben hat, dessen Leben aber von seinem Fleisch diktiert wird, von seinen eigenen Gedanken. Diese Gedanken sind nicht vom Umgang mit Gott geprägt, sondern vom Umgang mit Menschen und Meinungen der Welt.
34 - 36 Dan, die Amoriter und das Haus Josephs
34 Und die Amoriter drängten die Kinder Dan ins Gebirge, denn sie gestatteten ihnen nicht, in die Talebene herabzukommen. 35 Und die Amoriter wollten im Gebirge Heres bleiben, in Ajjalon und in Schaalbim; aber die Hand des Hauses Joseph war schwer, und sie wurden fronpflichtig. 36 Und die Grenze der Amoriter war von der Anhöhe Akrabbim, vom Felsen an und aufwärts.
Der Stamm Dan kommt am schlechtesten davon. Die Kinder Dan können die Feinde nicht vertreiben, im Gegenteil, die Feinde vertreiben die sie aus ihrem Erbteil. Dies ist die letzte Phase des Niedergangs, der in diesem Kapitel beschrieben wird. Auf keine einzige Weise genießt man mehr den Segen des Landes.
Diese Haltung der Daniter stimmt mit der eines Christen überein, der ganz von den Dingen der Welt in Beschlag genommen wird. Sicher, er sagt wohl noch, dass er Christ sei, aber in seinem Leben und Reden zeigt sich eigentlich nichts davon. Keine einzige Sache weist darauf hin, dass er es schön findet, etwas über die Dinge Gottes und des Herrn Jesus zu hören oder selbst davon zu sprechen. Daheim bleibt seine Bibel geschlossen, und ans Gebet denkt er nicht.
Die Amoriter sind die ersten Feinde, denen Israel auf seinem Weg ins gelobte Land begegnet ist und die es geschlagen hat. In 5. Mose 2 steht, dass Gott zu seinem Volk sagt, dass es einen Anfang mit der Inbesitznahme des Landes machen solle, indem es mit den Amoritern kämpft: „Siehe, ich habe Sihon, den König von Hesbon, den Amoriter, und sein Land in deine Hand gegeben; beginne, nimm in Besitz und bekriege ihn!“ (5Mo 2,24). Dieser Kampf spielt sich ab, bevor sie durch den Jordan gegangen sind. Es ist ein Gebiet, das sich nicht im verheißenen Land befindet, sondern an der Wüstenseite des Jordan.
Es redet also nicht von den geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, sondern von irdischen Segnungen. Auch für alle irdischen Segnungen haben wir Gott zu danken. Unter irdischen Segnungen können wir Dinge wie Gesundheit, eine gute Ehe, eine schöne Arbeitsstelle, einen angenehmen Urlaub verstehen. Es sind also nicht unsere eigentlichen geistlichen, himmlischen und ewigen Segnungen. Irdische Segnungen besitzen wir gemeinsam mit Ungläubigen. Es besteht nur dieser Unterschied: Der Christ nimmt diese Dinge aus Gottes Hand an und dankt Ihm dafür, was der Ungläubige nicht tut.
Wenn der Christ jedoch anfängt, solche Segnungen als selbstverständlich zu betrachten, wird er von den Amoritern aus seinem Erbteil vertrieben. Er tut alles, um gesund zu bleiben und vergisst, dass er in Gottes Hand ist; er tut alles, um seine Ehe gut zu erhalten und hat nie Zeit, um einem anderen geistlich zu dienen; sein Beruf ist ihm alles, er ist ein echter Workaholic, was auf Kosten des Besuchs der christlichen Zusammenkünfte geht; er tut alles, um aus seinem nächsten Urlaub einen noch größeren Erfolg als aus seinem letzten zu machen: Er studiert Reiseführer, wägt die verschiedenen Urlaubsziele ab, beschafft sich so viele Informationen wie möglich, um ganz vorbereitet ans ausgewählte Ziel zu reisen. Aber er hat kein Interesse, zeigt keinen Einsatz und hat keine Zeit für das, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
Glücklicherweise ist das Haus Josephs so aufmerksam, dass es den Amoritern Einhalt gebietet. Glücklicherweise gibt es noch Menschen im Volk Gottes, die einen Blick für die Gefahren der irdischen Segnungen haben. Lasst uns auf sie hören und unseren Nutzen daraus ziehen.