1 - 7 Der Mensch geht hin zu seinem ewigen Haus
1 Und gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit, ehe die Tage des Unglücks kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen; – 2 ehe sich verfinstern die Sonne und das Licht und der Mond und die Sterne, und die Wolken nach dem Regen wiederkehren; 3 an dem Tag, da die Hüter des Hauses zittern, und sich krümmen die starken Männer, und die Müllerinnen feiern, weil sie wenige geworden sind, und sich verfinstern die aus den Fenstern Sehenden, 4 und die Türen zur Straße geschlossen werden; indem das Geräusch der Mühle dumpf wird, und er aufsteht bei der Stimme des Vogels, und gedämpft werden alle Töchter des Gesangs. 5 Auch fürchten sie sich vor der Höhe, und Schrecknisse sind auf dem Weg; und der Mandelbaum steht in Blüte, und die Heuschrecke schleppt sich hin, und die Kaper ist wirkungslos. Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen Haus, und die Klagenden ziehen umher auf der Straße; – 6 ehe zerrissen wird die silberne Schnur und zerschlagen die goldene Schale und zerbrochen der Eimer am Quell und zerschlagen das Rad an der Zisterne, 7 und der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen ist, und der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.
Vers 1 schließt direkt an den vorherigen Vers an. Da die jungen Jahre vorbei sind, bevor er es bemerkt hat (Pred 11,10), sagt der Prediger dem jungen Mann: „Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit.“ Der Jugendliche soll nicht nur an sein Wohlergehen denken, sondern vor allem auch an seinen Schöpfer, der ihn gemacht hat. „Gedenke“ ist nicht nur eine Erinnerung, die nicht vergessen werden darf, sondern ein Gebot, das eine volle Hingabe an Gott beinhaltet, Ihn zu lieben, zu fürchten und Ihm zu dienen. Gott möchte, dass dieses „Gedenken“ in die Praxis des Lebens umgesetzt wird. Es geht darum, dass wir als Verwalter leben, die ihrem Schöpfer gegenüber Rechenschaft ablegen müssen über das, was wir mit unserem Leben getan haben.
Die Einsicht, dass die Jugend an sich eine inhaltslose Angelegenheit ist, lehrt die Jugendlichen, nach etwas Höherem und Dauerhaftem zu suchen, nämlich nach ihrem Schöpfer. Wenn wir dem Schöpfer das Leben verdanken, dann ist es nur richtig, dass wir Ihm dafür danken und unser Leben Ihm widmen. Wenn man Ihn vergisst, führt das zu schlechten Entscheidungen, deren Folgen ein Leben lang anhalten können.
Der Aufruf an den Jugendlichen, in den Tagen seiner Jugend über seinen Schöpfer nachzudenken, wird von dem Prediger ausgesprochen, weil die Tage der Jugend dafür besonders geeignet sind, mit Ihm und seinem Wort vertraut zu werden. Nur die Gemeinschaft mit Ihm und die Kenntnis seines Willens über das Leben geben dem Leben die Grundlage. Diese Tage sind schnell vorbei. Nicht nur das, auch „Tage des Unglücks“ rücken näher und „Jahre“ nahen heran, von denen der junge Mensch sagen wird, dass er „keinen Gefallen“ an ihnen hat.
„Ehe“ das geschieht, muss er damit vertraut sein, über seinen Schöpfer nachzudenken. Das Wort „ehe“ markiert eine Veränderung der Lebensbedingungen, eine Veränderung, auf die du dich vorbereiten musst (Verse 2.6). Dieser Wandel – von jung zu alt bis zum Sterben – ist unabänderlich.
Die folgenden Verse weisen auf, wie schnell die Tage der Jugend vergehen. Der Prediger zeigt nun, dass dort, wo Gott ignoriert wird, die Gelegenheit zur Freude verloren geht. In den kommenden Jahren wird der wenig aufmerksame Leser zu dem verzweifelten Geständnis gelangen, dass es für ihn keine Aussicht mehr gibt. Das ist der Sinn der Formulierung „von denen du sagen wirst“.
Dass Sonne, Licht, Mond und Sterne durch die Wolken verdunkelt werden (Vers 2), deutet auf den allgemeinen Gedanken hin, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit des Glücklichseins verschwindet. Ebenso verweisen wiederkehrende Wolken auf eine wiederkehrende Abfolge von Traurigkeit. Es ist wie ein Sturm mit Wolkenbrüchen, der kaum vorbei ist, während sich bereits ein weiterer Sturm mit Wolkenbrüchen ankündigt.
In den Versen 3–7 beschreibt der Prediger den Zerfall des Menschen durch das Alter. Hier sehen wir die Wahrheit des Spruchs: Das Alter kommt in der Regel mit Defiziten einher. Auch die Einsamkeit durch das Alter macht unter anderem deutlich, dass die Rolle beendet ist. Die Kinder gehen ihren eigenen Aktivitäten nach, und Gleichaltrige sind kaum noch da. Wenn es noch Gleichaltrige gibt, haben sie jedoch mit den gleichen Problemen zu kämpfen.
Es ist mit dem Leib wie mit einem vornehmen Haus mit Wächtern, vitalen Bewohnern, willigen und beschäftigten Mitarbeitern und Menschen, die für die Zerstreuung sorgen, die Unterhaltungskünstler. Es muss dem jungen Menschen gut bewusst werden, dass ein Haus wie dieses in Verfall geraten kann, und dass es ebenso mit dem menschlichen Leib geschieht, der zunächst noch so gut und kraftvoll aussieht.
1. Vers 3. „Die Hüter des Hauses“ sind die Hände und Arme. Die einst so kräftigen Hände und Arme zittern jetzt. Das sieht man, wenn sie eine Tasse Tee halten oder ihre Gabel und ihr Essen zum Mund führen wollen.
2. „Die starken Männer“ sind die Beine (vgl. Ps 147,10). Die Beine, die einst wie Säulen standen (vgl. Hld 5,15), sind gebogen. Das Stolze, Aufrechte ist aus ihnen verschwunden.
3. „Die Müllerinnen“, die Frauen, die das Korn zu feinem Mehl mahlen, sind die Zähne. Immer mehr Zähne fallen aus dem Gebiss. Das schmackhafte Kauen des Essens, insbesondere der härteren, leckeren Stücke, ist vorüber. Die Nahrung muss immer flüssiger sein, und schließlich mit einem Löffel oder Strohhalm eingenommen werden.
4. „Die aus den Fenster Sehenden“ sind die Augen. Scharfes Sehen nimmt ab. Oft beginnt es damit, dass deine Arme nicht lang genug sind, um ein Buch zu lesen. Es muss eine Lesebrille verwendet werden.
5. Vers 4. „Die Türen zur Straße“ sind die Ohren oder die Lippen. Bei den Ohren gilt, dass das Gehör schlechter wird. Du wirst immer schwerhöriger, du musst immer öfter fragen: „Was sagst du?“ Bei den Lippen gilt, dass es immer schwieriger wird, deine Worte zu finden, vielleicht sogar wegen Demenz. Für eine gute Kommunikation werden Ohren und Lippen benötigt, und das wird im Alter immer schwieriger.
6. „Das Geräusch der Mühle wird dumpf“ können wir auf das abnehmende Interesse an dem, was im Alltag geschieht, anwenden.
7. Dass „er aufsteht bei der Stimme des Vogels“, kann bedeuten, dass man früh wach ist, weil keine Rede mehr von einem gesunden, langen Schlaf ist, den man nach einem harten Arbeitstag haben kann.
8. Dass „gedämpft werden alle Töchter des Gesangs“, weist auf die Stimmbänder hin. Das Singen mit voller, kräftiger Stimme ist zu einem vibrierenden, kratzenden Klang geworden, der es anderen schwer macht, uns zu verstehen.
9. Vers 5. „Auch fürchten sie sich vor der Höhe“, genau das sehen wir oft bei einem Älteren. Er wird unsicher auf der Treppe oder der Leiter und wagt es nicht mehr hinaufzusteigen.
10. Die „Schrecknisse … auf dem Weg“ verweisen auf die Straße mit ihrem vielen Verkehr. Man hat im Alter immer mehr Angst, die Straße zu überqueren. Ein schneller Sprung bei einer sich nähernden Gefahr geht nicht mehr.
11. „Der Mandelbaum steht in Blüte“ ist ein Hinweis auf das grau-weiße Haar.
12. Sein Gang wird auch langsam, schwierig und schleppend wie der einer alten „Heuschrecke“, die nicht mehr springen kann, sondern sich zu ihrem Ziel hinschleppt. Das geringe Gewicht seines alten Körpers wird zu einer schweren Last.
13. Die „Kaper“, die als Appetitanreger dient, hilft nicht mehr, den Appetit zu stimulieren. Man ist nicht mehr hungrig, es gibt nichts mehr, was einem Altgewordenen das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
14. Die Beschreibung des Verfalls und der Verschlechterung des Körpers sowie der körperlichen Fähigkeiten führt zum Tod, „seinem ewigen Haus“. Hier ist es nicht die Hoffnung des Gläubigen (2Kor 5,1), sondern die Endstation des Menschen, seine ewige Bestimmung. „Der Mensch geht hin“, ist auf dem Weg dorthin. Der Prozess, der mit dem Tod endet, kann manchmal viele Jahre dauern. Es ist der Weg „unseres Leibes der Niedrigkeit“ (Phil 3,21).
15. Der Tod ist auch mit Kummer und Trauer verbunden. Die „Klagenden“ berichten über das unvermeidliche Ende, das gekommen ist. Jeder hört davon, es wird überall verkündet.
16. Vers 6. Das Wort „ehe“, mit dem dieser Vers beginnt, entspricht dem „ehe“ von Vers 2. Dort steht es als Einleitung zur Phase des Alters, hier geht es um ihren Abschluss, den Tod. Die Tatsache, dass von „Silber“ und „Gold“ die Rede ist, zeigt den hohen Wert des menschlichen Lebens. Die letzten Aktionen, die zum Tod führen, werden bildlich in vier Ausdrücken beschrieben, die in zwei Paare unterteilt sind. Die vier Verben – „zerrissen“, „zerschlagen“, „zerbrochen“, „zerschlagen“ – unterstreichen die Endlichkeit des irdischen Lebens.
Im ersten Verben-Paar wird der Körper mit seinem hohen Wert im Bild der „goldenen Schale“ dargestellt, die an „der silbernen Schnur“ hängt. Die silberne Schnur stellt die Verbindung mit dem Himmel dar. Unser Leben ist mit Gott verbunden, auch wenn wir mit Ihm nichts zu tun haben wollen. Er hat uns unseren Lebenshauch gegeben. Wenn jedoch die silberne Schnur zerrissen wird, wenn sie bricht, fällt die goldene Schale auf den Boden und wird irreparabel zerschlagen. Das Licht des Lebens ist vollständig erloschen. Das Zerreißen hat auch die Bedeutung des Abkoppelns.
Im zweiten Paar wird der Körper mit seiner Schwäche und Zerbrechlichkeit im Bild des „Eimers“ oder „Krugs“ dargestellt. Wir sehen jemanden, der mit einem Eimer oder Krug, den er über ein Rad an einem Seil in einen Brunnen senkt, Wasser schöpft. Der Tod ist das Zerbrechen des Eimers oder Kruges. Auch das, was den Eimer senken ließ, „das Rad“, wird zerschlagen. Die Tatsache, dass es „am Quell“ und „an der Zisterne“ geschieht, beides Symbole des Lebens, macht die Dinge noch dramatischer. Es gibt keine Möglichkeit mehr, von der Quelle des Lebens zu trinken.
Es gibt eine alte Fabel über einen Mann, der eine seltsame Abmachung mit dem Tod machte. Er sagte zum Sensenmann, dass er ihn begleiten dürfe, wenn die Zeit des Sterbens gekommen sei, aber unter einer Bedingung: Der Tod sollte lange im Voraus einen Boten schicken, um ihn zu warnen. Wochen vergingen und wurden zu Monaten, und Monate wurden zu Jahren.
Dann, an einem bitteren Winterabend, während der Mann an all seinen Besitz dachte, betrat der Tod plötzlich den Raum und klopfte ihm auf die Schulter. Erschrocken schrie der Mann auf: „Du bist so schnell und ohne Vorwarnung hier! Ich dachte, wir hätten uns auf etwas geeinigt.“ Der Tod antwortete: „Ich habe mehr getan, als meinen Teil der Abmachung einzuhalten. Ich habe dir eine Menge Boten geschickt. Schau in den Spiegel und du wirst einige von ihnen sehen.“
Während der Mann es tat, flüsterte der Tod: „Schau dir dein Haar an. Früher war es voll und schwarz, jetzt ist es dünn und weiß. Schau dir an, wie du deinen Kopf hältst, um mir zuzuhören, weil dein Gehör nicht mehr gut ist. Sieh, wie nah du vor dem Spiegel stehen musst, um dich selbst klar zu sehen. Ja, ich habe im Laufe der Jahre viele Boten geschickt. Es tut mir leid, dass du noch nicht bereit bist, aber die Zeit ist gekommen, um zu gehen.“
Die Lektion ist klar: Wir sollen lernen, auf „die Boten“ zu achten, die uns zeigen, dass wir älter werden, und uns auf unseren Tod vorbereiten.
17. Vers 7. Hier ist der Tod endgültig eingetreten. Die beiden Aspekte des Menschseins rücken in den Vordergrund. Sein Körper, der aus dem „Staub“ der Erde gemacht ist, kehrt zu der Erde zurück, aus der er auch gemacht ist (1Mo 2,7; 3,19; Hiob 10,9; Ps 90,3; 103,14). Was seinen Geist betrifft: Dieser kehrt zu Gott zurück, der ihn auch gegeben hat (Hiob 34,14.15). Die Trennung zwischen Körper und Geist beweist, dass der Körper tot ist, denn der Körper ohne Geist ist tot (Jak 2,26a).
Hier sehen wir den Kontrast zwischen Körper und Geist (vgl. Pred 3,20). Dies deutet darauf hin, was dem Prediger ein Geheimnis war, ein Weiterleben des Menschen. Dass es ein Weiterleben gibt, wird erst im Licht des Neuen Testaments deutlich (vgl. 2Tim 1,10).
Wir alle werden uns mit den oben genannten Realitäten des Alters auseinandersetzen müssen, es sei denn, wir sterben jung oder Christus kommt, um uns abzuholen. Der Punkt des Predigers in seinen Bildern ist kristallklar: Im hohen Alter ist die Zeit des anstrengenden Dienstes für den Herrn vorbei. Bedeutet das, dass das Alter nicht schön sein kann? Sicherlich nicht. Ein älterer an Jesus Christus Gläubiger auf dem Weg zu seinem „ewigen Haus“ kann noch ein großartiges Leben in Fülle vor Christus führen.
Wir können den Rest unseres Lebens „jung im Herzen“ leben. Wir sind erst dann wirklich alt, wenn wir unser Ziel und unsere Mission nicht mehr im Leben sehen. Ein schönes Beispiel ist Kaleb (Jos 14,10.11). Lasst uns, wie er es getan hat, Gott um ein Gebirge bitten. Wir sind nicht bereit zu leben, bevor wir bereit sind zu sterben. Regle deine ewigen Angelegenheiten und gib dich dem wahren Leben hin.
8 - 12 Die Kraft des Wortes Gottes
8 Eitelkeit der Eitelkeiten!, spricht der Prediger; alles ist Eitelkeit 9 Und außer dem, dass der Prediger weise war, lehrte er noch das Volk Erkenntnis und erwog und forschte, verfasste viele Sprüche. 10 Der Prediger suchte angenehme Worte zu finden; und das Geschriebene ist richtig, Worte der Wahrheit. 11 Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln, und wie eingeschlagene Nägel die gesammelten [Sprüche]; sie sind gegeben von einem Hirten. 12 Und überdies, mein Sohn, lass dich warnen: Das viele Büchermachen hat kein Ende, und viel Studieren ist Ermüdung des Leibes.
Verfall, Rückgang und Tod bringen den Prediger zu dem Anfang seines Buches zurück, wo er die Schlussfolgerung seiner Untersuchung bereits zum Ausdruck gebracht hat (Vers 8; Pred 1,2). Alle seine Untersuchungen, von denen er in diesem Buch berichtet, haben die Wahrheit, dass alles Eitelkeit ist, aufgezeigt. Jeder, der in der Realität des Lebens steht, wird mit seiner Schlussfolgerung völlig einverstanden sein.
„Der Prediger war weise“ (Vers 9). Ein weiser Mensch ist einer, der Gott fürchtet. Diejenigen, die Gott fürchten, werden versuchen, dem Volk Gottes „Erkenntnis“ über seinen Willen zu vermitteln. Dies ist die erste Aktivität, die einen weisen Menschen charakterisiert. Es geht darum, Erkenntnis an die nächste Generation weiterzugeben. Es ist Erkenntnis, die durch Erfahrung erworben wird.
Ein junger Prediger sprach über Psalm 23. Er tat sein Bestes, um den Psalm gut zu erklären, aber seine Botschaft kam nicht an. Dann sprach ein alter Mann. Er neigte den Kopf, seine Hände zitterten und sein Körper war von vielen Jahren harter Arbeit geprägt. Er begann zu sagen: „Der HERR ist mein Hirte.“ Als er fertig war, war es totenstill, seine Zuhörer waren tief beeindruckt. Als der junge Prediger den alten Mann fragte, warum seine Worte einen solchen Unterschied gemacht haben, sagte der alte Mann einfach: „Du kennst den Psalm, ich kenne den Hirten.“ Die Wahrheit ist, dass manche Dinge nur durch Erfahrung gelernt werden.
Der Zweck des Unterrichts des Predigers ist es, zukünftige Generationen vor Fehlern zu bewahren. Dazu ist es notwendig, zu erwägen und zu forschen. Der Wissenstransfer muss die Situation des Volkes berücksichtigen. Es sollte erwogen und erforscht werden, welches Wissen benötigt wird.
Der Prediger hat seine Belehrung weitergegeben, indem er „viele Sprüche“ verfasst hat (1Kön 5,12). Er gab die Dinge nicht impulsiv weiter, sobald etwas ihm bewusst wurde. Er schaute zuerst sorgfältig nach und erforschte, bevor er seine Lehre weitergab. Er dachte zuerst nach, bevor er etwas sagte. Er tat, was später über Esra gesagt wurde: „Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu lehren“ (Esra 7,10). Zuerst erforschen, dann tun und dann in Israel lehren. Oder: studieren, praktizieren, lehren.
Auch die Unterrichtsmethode ist wichtig (Vers 10). Er lehrt in Worten, aber er wählt diese Worte mit Sorgfalt aus. Er will „effektiv kommunizieren“. Worte ermöglichen es, Gedanken zu kommunizieren. Der Prediger gebrauchte bewusst „angenehme Worte“. Er ist sich bewusst, dass er das Wort Gottes an andere weitergibt. Deshalb bedient er sich keiner schockierenden oder groben Sprache, sondern einer Sprache, die für jeden leicht zu verstehen ist und die auch attraktiv ist, um weiter zuzuhören. Was er sagt, ist inhaltlich angenehm. Es ist angenehm, auf ihn zu hören. Man muss dazu kein Wörterbuch verwenden oder misstrauisch werden.
Das bedeutet nicht, dass seine Worte sanft dahingleiten, dass es sich um Worte handelt, die leicht zu hören sind, die in den Ohren „kitzeln“ (2Tim 4,3). Jeder, der so spricht, ist nicht aufrichtig. Die Worte des Predigers sind „in Gnade“, aber gleichzeitig „mit Salz gewürzt“, was bedeutet, dass der Verderb aufgehalten wird (Kol 4,6). Es sind Worte „voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).
Was er aufgeschrieben hat, „ist richtig“, es sind „Worte der Wahrheit“. Es sind vertrauenswürdige Worte, man kann sich auf sie verlassen, wie es von bestimmten Dingen, die Paulus sagte, geschrieben steht, dass sie „gewiss“ und deshalb zuverlässig sind (1Tim 4,9). Wir leben in einer Zeit, in der Gottes Wort relativiert wird. Man darf nicht mehr sagen, dass etwas „die Wahrheit“ ist; bestenfalls darf man sagen, dass es „meine Wahrheit“ ist, und dass so jeder seine eigene Wahrheit hat. Der Prediger nimmt nicht an dieser Relativierung teil, und niemand wird daran teilnehmen, der anerkennt, dass er „Worte der Wahrheit“, d. h. die Wahrheit Gottes, mitgeteilt hat. Die Tatsache, dass er seine Worte geschrieben hat, bedeutet, dass sie ihren Wert für die nächsten Generationen behalten.
Die Aufmerksamkeit für die Form geht nicht zu Lasten des Inhalts. Er verfälscht das Wort Gottes nicht (vgl. 2Kor 4,2). Nirgendwo beugt er die Wahrheit oder tut ihr Gewalt an. Er fügt nichts hinzu und nimmt nichts davon weg. Immer mehr Menschen sehen das Wort Gottes als ein Buffet, von dem sie sich nehmen können, was sie wollen, während sie einfach das, was nicht nach ihrem Geschmack ist, liegen lassen. Das ist dann etwas, das von jemand anderem gegessen werden kann, von jemandem, der es mag.
„Die Worte der Weisen“ funktionieren „wie Treibstacheln, und wie eingeschlagene Nägel“ (Vers 11). Die „Weisen“ sind hier die von Gott gegebenen Werkzeuge, durch die Er seine Worte weitergibt. Deshalb ist es sehr wichtig, auf ihre Worte zu hören. Diese Menschen kennen das Leben in der Praxis, sie haben Dinge erlebt, durch die ihre Erkenntnis vertieft und verdeutlicht wurde. Sie beschäftigen sich nicht mit Theorie, sondern mit Wahrheiten, die sie selbst in der Praxis gelernt haben.
Worte von Weisen haben eine doppelte Wirkung, ähnlich der Wirkung oder dem Nutzen von „Treibstacheln“ und „Nägeln“. Treibstacheln werden genutzt, um die Pflugtiere in einer geraden Linie zu halten, sodass der Pflug geradeaus zieht (vgl. Ri 3,31; Apg 26,14). Die Wirkung von Treibstacheln ist, dass sie den Willen, in Bewegung zu kommen, antreiben und stimulieren. Treibstacheln können manchmal wehtun, aber sie ermutigen dich zu handeln und halten dich auch auf der richtigen Spur, der Spur der Gerechtigkeit, wegen des Namens Gottes (Ps 23,3).
Die Worte der Weisen sind auch mit Nägeln zu vergleichen, die „eingeschlagen“ sind. Eingeschlagene Nägel bleiben unbeweglich befestigt und halten etwas unbeweglich an seinem Platz (vgl. Jer 10,4). Auf diese Weise werden die Worte der Weisen in das Gedächtnis eingraviert, sie bleiben dort unerschütterlich stecken und verschwinden nie wieder.
„Meister der Sammlungen“ (wie es auch übersetzt werden kann) sind Menschen, die Sprüche gesammelt oder in Sammlungen gesammelt haben, um andere zu unterrichten. Eine solche Sammlung haben wir im Buch der Sprüche (Spr 1,1; 10,1; 25,1; 22,17; 24,23; 30,1). Wir können – als Anwendung – auch „Meister der Sammlungen“ werden, indem wir so viele Bibelverse wie möglich auswendig lernen.
Mit „einem Hirten“ ist kein anderer als Gott gemeint (1Mo 49,24; Ps 23,1; 80,2). Es ist auch der Herr Jesus (Joh 10,11). Er hat diese Worte gegeben. Obwohl die Worte des Predigers das Ergebnis seiner Überlegungen sind, sollte er sich nicht einbilden, dass er sich selbst seine Weisheit verdankt. Das gilt für jeden Weisen. Diese Weisheit wird ihm durch Christus gegeben.
Hier haben wir ein Beispiel für die Lehre der Inspiration in der Praxis des Predigers. Der Prediger ist sich seiner eigenen Aktivität bewusst (Vers 10), sowohl in Bezug auf die Form seiner Worte (Vers 9) als auch auf ihren Inhalt (Vers 10). Dennoch bemerkt er, dass das Endergebnis von Gott kommt (Vers 11). Inspiration ist das Werk des Geistes in der Persönlichkeit und in den persönlichen Überlegungen des Schreibers (2Pet 1,21).
„Überdies“ (Vers 12) bedeutet, „was über das hinausgeht, was durch diesen einen Hirten gegeben ist“ (Vers 11), und bezieht sich auf die Literatur der Weisheit, vor der er dann warnt. Er spricht seine Warnung nicht allgemein aus, sondern gegenüber jemandem spezifisch. Es ist jemand, mit dem er eine besondere Bindung hat und den er „meinen Sohn“ nennt. Der Prediger spricht eine Versammlung an, macht es aber hier persönlich.
Er sieht diese Versammlung nicht als Masse, sondern als einzelne Personen. Seine Fürsorge gilt jedem Einzelnen. So hören wir Salomo in dem Buch Sprüche oft „mein Sohn“ sagen. Es betont die persönliche Bindung und, dass er dem Sohn seine besondere Aufmerksamkeit schenkt. Er sagt dadurch, dass der Sohn ihm wichtig ist. Soll unsere Botschaft ankommen, muss der einzelne Zuhörer oder Leser merken, dass er uns wichtig ist.
Die Warnung ist, wie Paulus sagt, „nicht über das hinaus zu denken, was geschrieben ist“ (1Kor 4,6), d. h., wir sollten nicht über das hinausgehen, was im Wort Gottes geschrieben steht. Die vielen Bücher, die geschrieben wurden, werden mit dem Wort Gottes verglichen. „Viel studieren“ in solchen Büchern „ist Ermüdung des Leibes“ und bringt nichts. Es ist eine törichte und unmögliche Arbeit, Antworten auf Lebensfragen in der Literatur der weltlichen Weisheit zu finden. Antworten auf Lebensfragen gibt es nur im Wort Gottes, deshalb müssen wir dort nach ihnen suchen.
Seit Beginn der Schreibkunst ist eine endlose Reihe von Publikationen erschienen, zuerst auf Ton, später auf Leder oder Papier. Dabei geht es vor allem um Weisheitsliteratur. Es wurden zahlreiche Bücher über die Entstehung und den Sinn des Lebens veröffentlicht. Schriftsteller haben ihre Meinung dazu ohne Miteinbezug von Gott abgegeben. Das Lesen dieser Bücher ist extrem anstrengend und zerstörend für den Leib. Du studierst und studierst, bis du umfällst, aber es ist eine Verschwendung von Mühe, denn du bekommst nie eine Antwort auf deine Fragen.
Die Worte, die von einem Hirten gegeben sind, sind nicht immer willkommen. Dies gilt für Menschen, die so süchtig nach der Forschung geworden sind und so sehr in schwierige Fragen verliebt sind, dass eine Antwort alles verderben würde. Für sie gibt es keine endgültige Antwort. Die freie Welt der Forschung sollte dir immer durch den Kopf gehen, denken sie. Ein Mensch, der in seinem Hochmut glaubt, weise zu sein, verwandelt sein Studium in ein Gefängnis und seine Bücher in einen Gefängniswärter. Die Frage ist deshalb, ob die Menschen Antworten wollen. Sie sind Menschen, die „allezeit lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“ (2Tim 3,7).
Andere Bücher sind für unsere „Information“ geschrieben, die Bibel ist für unsere „Transformation“ geschrieben. Wenn wir uns dessen bewusst sind, hat das Lesen der Bibel Vorrang vor dem Lesen aller Arten von anderen Büchern. Was lesen wir zuerst, wenn wir aufwachen: Nachrichten in sozialen Medien sowie Aktuelles, oder aber das Wort Gottes?
13 - 14 Das Endergebnis
13 Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch. 14 Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in das Gericht über alles Verborgene bringen.
Der Prediger schließt mit einer Zusammenfassung oder „dem Endergebnis“ seiner Lehre, „dem Ganzen“ von dem, was wir gehört haben, und was von ihm in diesem Buch aufgeschrieben ist (Vers 13). Er fasst seine Lehre in zwei Punkten zusammen: Furcht vor Gott zu haben und dies zu zeigen, indem man auslebt, was Gott in seinem Wort sagt. Alles ist zusammengefasst in dem, was untrennbar ist: Gott und sein Wort. Dieses Endergebnis gilt nicht nur für dieses Buch Prediger, sondern für das ganze Wort Gottes.
Im Hebräischen werden die Worte Gott und Gebote hervorgehoben. Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, ist keine Option, sondern ein Befehl. Es geht darum, Gott ernst zu nehmen und zu tun, was Er sagt. Er ist der Gott, der zu fürchten ist: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Heb 10,31). Wenn wir dies berücksichtigen, wenn dieses Bewusstsein tief in uns eingedrungen ist, befreit es uns von Wut und eigener Gerechtigkeit und führt uns dazu, die Sünde zu hassen. Gott zu fürchten ist der Anfang der Weisheit, aber auch ihr Ende oder ihr Endergebnis.
Diese Schlussfolgerung gilt „dem ganzen Menschen“. Es geht nicht nur um eine Pflicht, es ist unser Wesen. In Psalm 109 verwendet der Psalmist einen ähnlichen Satzbau, um anzudeuten, dass er vom Gebet geprägt ist: „Ich bin Gebet“ (Ps 109,4). Der Punkt ist, dass das Attribut die bestimmende Essenz der Person oder der Personen ist, denen es zugeschrieben wird. Es ist also das Wesen des Menschen – und tatsächlich von allen Menschen – Gott zu fürchten und Ihm zu gehorchen.
„Seine Gebote“ sind auch hier nicht auf das Gesetz des Moses beschränkt, sondern beziehen sich auf alles, worüber der Wille Gottes bekannt ist, nämlich auf alles Leben und die ganze Schöpfung. Gehorsam geht Hand in Hand mit der Furcht vor Gott.
Warum es ratsam ist, auf den Befehl von Vers 13 zu hören – Gott zu fürchten und Ihm zu gehorchen – sagt der Prediger in Vers 14: „Denn Gott wird jedes Werk, … in das Gericht … bringen.“ Das Endergebnis wird von dem Prediger unterstrichen, indem er sich auf das endgültige Gericht Gottes über alles bezieht, was der Mensch getan hat, sei es öffentlich oder verborgen (1Kor 4,5; 2Kor 5,10).
Gott ist zu fürchten, weil Er alles richtet (Apg 17,31). Es gibt kein Entrinnen. Es gibt keine Handlung und keinen Gedanken, der Ihm entkommen werden. Jeder Mensch wird Rechenschaft darüber ablegen müssen, was er getan, gesagt und gedacht hat, wobei Gott bestimmt, was gut und was böse war.
Das Maß dafür ist das Leben Christi. Wer Christus in seinem Leben gezeigt hat, wird in das ewige Leben eintreten. Wer das nicht getan hat, wird in den ewigen Tod eintreten. Wer Christus in seinem Leben gezeigt hat, konnte dies tun, weil er sich mit dem Bekenntnis über seine Sünden zu Gott bekehrt hat und im Glauben Christus als das Sühnopfer für seine Sünden angenommen hat. So wurde Christus zu seinem Leben. Wer sich nicht im Licht Gottes als Sünder verurteilt hat, hat Christus in seinem Leben nicht gezeigt. Er hat Christus verworfen und wird von Gott nach seinen Werken gerichtet werden (Off 20,11–15).
Gott wird dem Gerechten gerecht werden, der so oft auf der Erde Unrecht erlitten hat. Dem Gottlosen, der so oft die Macht auf der Erde hatte, wird Er nach seinen Taten vergelten. Das Recht wird vollständig siegen, und das Böse wird für immer gerichtet werden.
Die letzte Botschaft des Buches ist, dass die Furcht vor Gott unser Leben korrigiert. Diese Furcht führt zum Leben. Wer Gott fürchtet, führt ein Leben in dieser Welt, das zu seiner Ehre ist und das in das Leben in der kommenden Welt einmündet, wo alles zur Ehre Gottes ist. Derjenige, der das Leben jetzt genießt, ohne Gott zu fürchten, sollte noch einmal über die Wahrnehmungen in diesem Buch nachdenken.