Einleitung
Die Geschichte Davids wird in diesen Kapiteln bis ins Detail beschrieben. Das liegt daran, dass der Heilige Geist ihn liebhat. Wir haben ihn auch lieb und haben ein Interesse für alles, was er mitmacht. Es wird lebendig beschrieben. In vielen Details finden wir etwas, was der Herr Jesus mitgemacht hat. Zunächst ist David noch kein Flüchtling, aber er wird es in den folgenden Kapiteln. Er wird ein Flüchtling, weil er sich weigert, Gottes Zeit vorwegzulaufen und das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Saul bleibt für ihn „der Gesalbte des HERRN“, gegen den er, solange das so bleibt, die Waffen nicht erheben wird.
Wir sehen in diesem Kapitel in David ein Kind Gottes, das auf der Suche nach dem Willen Gottes ist. Darum ist das Kapitel so lang. Es beschreibt, wie David sich dagegen wehrt, ein Flüchtling zu werden. Das ist nicht, weil er das nicht will, obwohl es nicht anziehend ist, sondern aus Pflichtbewusstsein als Diener Sauls. Er hat nicht das Recht, wegzugehen, zu flüchten. Er will bis zum Äußersten bei Saul bleiben, um ihm zu dienen, und ist bereit, dafür alles zu ertragen, um nur kein untreuer Sklave zu sein. Dessen beschuldigt Nabal ihn später (1Sam 25,10). David flüchtet jedoch erst, als ihm keine andere Möglichkeit mehr bleibt.
Dieses Kapitel ist auch ein Abschied, den zwei Freunde, die sich innig liebhaben, voneinander nehmen. Das macht den Wegzug für David auch so schmerzhaft und unattraktiv.
1 - 3 David weiß, dass Saul ihn töten will
1 Und David floh von Najot bei Rama; und er kam und sprach vor Jonathan: Was habe ich getan? Was ist meine Ungerechtigkeit und was meine Sünde vor deinem Vater, dass er nach meinem Leben trachtet? 2 Und er sprach zu ihm: Das sei ferne! Du wirst nicht sterben. Siehe, mein Vater tut weder eine große noch eine kleine Sache, ohne dass er sie meinem Ohr eröffnete; und warum sollte mein Vater diese Sache vor mir verbergen? Es ist nicht so. 3 Und David fuhr fort und schwor und sprach: Dein Vater weiß sehr wohl, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, und er hat gedacht: Jonathan soll dies nicht wissen, damit er sich nicht betrübe. Aber, [so wahr] der HERR lebt und deine Seele lebt, nur ein Schritt ist zwischen mir und dem Tod!
David flieht zu seinem Freund Jonathan und schüttet ihm sein Herz aus. Er fragt sich verzweifelt, was er denn getan hat, dass sein Vater ihm so nachjagt. Jonathan will David beruhigen. Er glaubt nicht, dass sein Vater das tut. Sonst würde er es doch wissen. David hat seine Zweifel. Er weiß, dass Saul seinem Sohn nicht alles erzählen würde, da Saul sehr wohl weiß, dass sein Sohn ein Freund Davids ist. David kann nicht anders denken, als dass Saul vorhat, ihn aus dem Weg zu räumen. Das hat er mehrere Male erfahren. Er ist schon einige Male der Mordsucht Sauls entkommen, aber wie lange kann das noch andauern, bis er doch in die Hände Sauls fällt? Sein Leben hängt an einem seidenen Faden.
4 - 8 David schlägt einen Test vor
4 Und Jonathan sprach zu David: Was deine Seele spricht, das will ich für dich tun. 5 Und David sprach zu Jonathan: Siehe, morgen ist Neumond, da sollte ich eigentlich mit dem König beim Essen sitzen; so lass mich gehen, und ich will mich auf dem Feld verbergen bis zum dritten Abend. 6 Wenn dein Vater mich etwa vermissen sollte, so sage: David hat es sich dringend von mir erbeten, nach Bethlehem, seiner Stadt, zu laufen; denn dort ist das Jahresopfer für die ganze Familie. 7 Wenn er so spricht: Es ist gut, so steht es gut um deinen Knecht; ergrimmt er aber, so wisse, dass das Böse seinerseits beschlossen ist. 8 Erweise nun Güte an deinem Knecht, denn du hast deinen Knecht in einen Bund des HERRN mit dir treten lassen! Wenn aber eine Ungerechtigkeit an mir ist, so töte du mich; denn warum wolltest du mich doch zu deinem Vater bringen?
Jonathan ist ein wahrer Freund. Er will David helfen. Er fragt, was er für ihn tun kann und verspricht auch, das zu tun, was David verlangt. Dabei stellt er keine Bedingungen, denn er weiß, dass das, was David verlangen wird, nur gut ist. Das ist die Äußerung eines Herzens, das den anderen lieb hat. Es ist die Frage und die Gesinnung des Gläubigen, der den Herrn Jesus lieb hat.
David will nur wissen, was Saul mit ihm vorhat. Darum schlägt er einen Plan vor, um die Gesinnung Sauls zu testen. Durch diesen Plan soll auch für Jonathan deutlich werden, was sein Vater will. Vielleicht geht es mehr darum selbst Gewissheit zu bekommen.
Ist dieser Plan irreführend, eine Lüge? Es ist vergleichbar mit dem, was Mose zum Pharao sagt, als er ihm vorschlägt, Israel drei Tagereisen weit in die Wüste gehen zu lassen, um dort dem HERRN ein Fest zu feiern. Dass das endgültige Ziel darin besteht, das Volk zu befreien und nach Kanaan zu bringen, erzählt Mose dabei nicht. Die Frage, die Mose stellt, ist die Frage eines Knechtes nach einem kurzen Urlaub, wodurch die Gesinnung des Pharaos auf die Probe gestellt wird. Es geht nicht um Unaufrichtigkeit, sondern um einen Test. So ist das auch bei David.
Alle, die in einem Platz der Unterwerfung sind, können von David lernen. Er nimmt gegenüber Jonathan den Platz eines Dieners ein und nennt sich auch so. Jonathan ist der Sohn seines Herrn. Er gibt ihm auch das Recht, ihn zu töten, wenn in ihm Sünde sein sollte, wie Saul behauptet.
9 - 15 Wie Jonathan David informieren wird
9 Und Jonathan sprach: Das sei fern von dir! Denn wenn ich sicher weiß, dass es von Seiten meines Vaters beschlossen ist, dass das Böse über dich komme, sollte ich es dir dann nicht berichten? 10 Und David sprach zu Jonathan: Wer soll es mir berichten, wenn etwa dein Vater dir Hartes antwortet? 11 Und Jonathan sprach zu David: Komm und lass uns aufs Feld hinausgehen. Und sie gingen beide hinaus aufs Feld. 12 Und Jonathan sprach zu David: HERR, Gott Israels! Wenn ich meinen Vater um diese Zeit morgen [oder] übermorgen ausforsche, und siehe, es steht gut für David, und ich dann nicht zu dir sende und es deinem Ohr eröffne – 13 so tue der HERR dem Jonathan, und so füge er hinzu! Wenn meinem Vater Böses gegen dich gefällt, so werde ich es deinem Ohr eröffnen und dich ziehen lassen, dass du in Frieden weggehst; und der HERR sei mit dir, so wie er mit meinem Vater gewesen ist. 14 Und nicht nur während ich noch lebe, und nicht nur an mir sollst du Güte des HERRN erweisen, dass ich nicht sterbe; 15 auch meinem Haus sollst du deine Güte nicht entziehen in Ewigkeit, auch nicht, wenn der HERR die Feinde Davids ausrotten wird, jeden vom Erdboden weg!
Jonathan weist den Gedanken Davids, ihn zu töten, entschieden zurück, denn er vermutet nichts Böses an David. Außerdem wird er sich sicher auf seine Freundschaft berufen und ihn informieren, wenn er merkt, dass sein Vater ihm Böses tun will. David fragt, von wem er die wahre Gesinnung Sauls erfahren soll.
Jonathan antwortet nicht direkt, sondern schlägt vor, nach draußen zu gehen, um dort weiterzusprechen. Er ergreift die Initiative und David folgt. David verhält sich königlich, indem er sich der herrschenden Autorität unterordnet. Er pocht nicht auf seine Rechte als gesalbter König. Er weiß, was er sein wird, aber nimmt die Zukunft nicht vorweg, indem er sich etwas anmaßt, was der HERR ihm noch nicht gegeben hat. Er muss erst als Diener gehorchen lernen, bevor er als König herrschen kann.
Jonathan gelobt feierlich bei dem HERRN, dass er David auf jeden Fall wissen lassen wird, wie sein Vater reagiert. Er wird auch dafür sorgen, dass David nichts passieren wird. Er weiß, dass David der Gesalbte ist. Er wünscht ihm die Gegenwart des HERRN, so wie auch sein Vater sie erfahren hat. Er unterwirft sich dem zukünftigen König, nachdem er ihn als Kronprinz hat gehen lassen.
Zum Schluss bittet er David um dessen Gunst für sich selbst und seine Familie. Er hat hier einen prophetischen Blick in die Zukunft. Für sich selbst bittet er darum, weiterleben zu dürfen, wenn David König geworden ist. Er wird darin die Güte des HERRN erkennen. Für sein Haus bittet er um die Güte Davids. Was David betrifft, weiß er, dass der HERR alle seine Feinde ausrotten wird.
16 - 17 Der Bund
16 Und Jonathan schloss [einen Bund] mit dem Haus Davids [und sprach]: So fordere es der HERR von der Hand der Feinde Davids! 17 Und Jonathan ließ David wieder bei seiner Liebe zu ihm schwören; denn er liebte ihn, wie er seine Seele liebte.
Ihre Liebe wird aufs Neue bekräftigt. Jonathan schließt nicht nur einen Bund mit David, sondern auch mit dem Haus Davids. Er erwartet von den Nachkommen Davids dieselbe Güte wie von David selbst. David handelt später auch dem entsprechend (2Sam 9,3.6.7). Die Feinde Davids, die möglicherweise auch seinen Kindern Böses tun können, übergibt er dem Handeln des HERRN.
Der Grund, warum Jonathan so danach verlangt, dass ihre Freundschaft auf seine Nachkommen übergeht, hat mit seiner Liebe zu David zu tun. Er hat David lieb mit der Liebe seiner Seele und ihn verlangt danach, dass David diese Liebe mit einem Schwur beantwortet, dass er Jonathan lieb hat.
18 - 23 Das Zeichen mit einer Botschaft
18 Und Jonathan sprach zu ihm: Morgen ist Neumond; und man wird dich vermissen, denn dein Sitz wird leer bleiben. 19 Am dritten Tag aber steige schnell herab und komm an den Ort, wo du dich verborgen hattest am Tag der Tat, und setze dich neben den Stein Asel. 20 Ich nun, ich werde drei Pfeile zu seiner Seite abschießen, als schösse ich für mich nach einem Ziel. 21 Und siehe, ich werde den Knaben senden: Geh hin, suche die Pfeile! Wenn ich ausdrücklich zu dem Knaben spreche: Siehe, die Pfeile sind diesseits von dir, nimm sie!, so komm; denn es steht gut um dich, und es ist nichts, [so wahr] der HERR lebt! 22 Wenn ich aber so zu dem jungen Mann spreche: Siehe, die Pfeile sind jenseits von dir!, so geh, denn der HERR sendet dich weg. 23 Was aber die Sache betrifft, die wir besprochen haben, ich und du, siehe, der HERR ist zwischen mir und dir in Ewigkeit.
Nach der Bekräftigung ihrer Liebe füreinander reden die Freunde weiter über die aktuelle Situation, um für David den Willen des HERRN zu erkennen. Muss er zurück zu Saul oder muss er ein Flüchtling werden? Die Sicherheit darüber soll durch Davids Abwesenheit an einem Neumondtag erreicht werden. Als Oberste der Armee Sauls muss David an diesem Tag sicher anwesend sein. Wenn er drei Tage weg ist, wird Saul sicher wissen lassen, was er davon hält.
Es wird die Absprache getroffen, dass Jonathan nach drei Tagen das Ergebnis weitergeben soll. Das soll durch das Abschießen von Pfeilen in die Richtung des Ortes, an dem sich David versteckt hält, geschehen. Möglicherweise machen sie diese Absprache, weil es nicht sicher ist, dass Jonathan es David persönlich sagen kann. Durch das Zeichen der abgeschossenen Pfeile wird Jonathan David deutlich machen, was die Gefühle Sauls ihm gegenüber sind.
Aus diesem Zeichen wird der Wille des HERRN ersichtlich. Jonathan spricht nur davon, dass der HERR David wegsendet. Es scheint, als würde er gar nicht mit der Möglichkeit rechnen, dass der HERR es so lenkt, dass David zum Hof Sauls zurückgehen kann. Er verweist auf den HERRN als den, der ihn und David miteinander verbindet. Das kann kein Saul voneinander trennen.
24 - 34 Saul trachtet danach, Jonathan zu töten
24 Und David verbarg sich auf dem Feld. Und es wurde Neumond, und der König setzte sich zum Mahl, um zu essen. 25 Und der König setzte sich auf seinen Sitz, wie die anderen Male, auf den Sitz an der Wand; und Jonathan stand auf, und Abner setzte sich zur Seite Sauls; und der Platz Davids blieb leer. 26 Saul aber sagte nichts an diesem Tag, denn er dachte: Es ist ihm etwas widerfahren; er ist nicht rein, gewiss, er ist nicht rein. 27 Und es geschah am nächsten Tag des Neumondes, dem zweiten, als der Platz Davids leer blieb, da sprach Saul zu seinem Sohn Jonathan: Warum ist der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Mahl gekommen? 28 Und Jonathan antwortete Saul: David hat es sich dringend von mir erbeten, nach Bethlehem [zu gehen], und er sprach: 29 Lass mich doch gehen, denn wir haben ein Familienopfer in der Stadt; und mein Bruder selbst hat mir geboten [zu kommen]; und nun, wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, so lass mich doch gehen, dass ich meine Brüder sehe. Darum ist er nicht an den Tisch des Königs gekommen. 30 Da entbrannte der Zorn Sauls gegen Jonathan, und er sprach zu ihm: Sohn einer widerspenstigen Verkehrten! Weiß ich nicht, dass du den Sohn Isais auserkoren hast zu deiner Schande und zur Schande der Blöße deiner Mutter? 31 Denn alle Tage, die der Sohn Isais auf der Erde lebt, wirst du nicht feststehen, weder du noch dein Königtum; und nun sende hin und lass ihn zu mir holen, denn er ist ein Kind des Todes! 32 Und Jonathan antwortete seinem Vater Saul und sprach zu ihm: Warum soll er getötet werden? Was hat er getan? 33 Da warf Saul den Speer nach ihm, um ihn zu treffen; und Jonathan erkannte, dass es von Seiten seines Vaters beschlossen war, David zu töten. 34 Und Jonathan stand vom Tisch auf in glühendem Zorn, und er aß am zweiten Tag des Neumondes keine Speise; denn er war betrübt um David, weil sein Vater ihn geschmäht hatte.
David verbirgt sich auf dem Feld und wartet auf die Botschaft, die Jonathan bringen wird. Als es Neumond ist, setzt sich Saul auf seinen gewohnten Platz, an der Wand. Das ist ein taktischer Platz, denn so kann er nicht von hinten angegriffen werden. Vielleicht sagt es etwas über sein Misstrauen gegenüber denen, die ihn umgeben. Jemand, der neidisch ist, vertraut niemandem.
Das Einnehmen der Plätze wird anschaulich beschrieben. Als Saul sich setzt, steht Jonathan aus Ehrfurcht auf. Abner, der Heeroberste Sauls, sitzt neben Saul. Saul interessiert sich nur für den Platz Davids, der leer bleibt. Wir hören, was er darüber denkt. Das ist typisch für Saul. Er kann nicht anders, als in den Begriffen rein und unrein zu denken. Er ist wie der Pharisäer, der nur auf das Äußere sieht.
Zugleich sagt es auch etwas von David. Saul kennt ihn als jemanden, der das Gesetz genau beachtet und lieber von einem heiligen Fest fernbleibt, als in Unreinheit daran teilzunehmen. Bei Christen sehen wir oft das Gegenteil. Sie bleiben einerseits leicht den eigenen Zusammenkommen fern (Heb 10,25) und nehmen andererseits leichtfertig am heiligen Abendmahl teil (1Kor 11,27–30).
Am zweiten Tag will Saul wissen, warum David nicht gekommen ist, und fragt danach. Er stellt seine Frage nicht in die Runde, sondern zielgerichtet an Davids Freund, seinen Sohn Jonathan. Er ist davon überzeugt, dass Jonathan weiß, wo David ist. Als Jonathan die vereinbarte Erklärung abgibt, ist Saul wütend über Jonathan. Er schüttet seinen ganzen Grimm über ihn aus. Hierdurch erfährt Jonathan, was es bedeutet, ein Freund Davids zu sein. Es ist nicht möglich, auf der Seite Davids zu stehen, ohne den Zorn Sauls auf sich zu ziehen. So ergeht es auch dem Christen, der sich klar für Christus entscheidet.
Saul weist Jonathan darauf hin, dass er mit seiner eigenen Position spielt. Er wird nie König sein können, solange David lebt. Dann gibt er Jonathan den Auftrag, David zu holen, um ihn zu töten. Jonathan setzt sich wieder für David ein und fragt seinen Vater, welchen Anlass es gibt, David zu töten. Dann kommt der deutliche Beweis für den Hass seines Vaters gegenüber David. Saul wirft seinen Speer nach seinem eigenen Sohn, um ihn zu töten.
Hier teilt Jonathan das Los Davids, der auch so sehr von Saul gehasst wird, dass er ihn töten will. Der Speer, der mehrere Male nach David geworfen wurde, wird nun nach dessen Freund geworfen, obwohl es sein eigener Sohn ist. Auf dieselbe Weise bringt eine Entscheidung für den Herrn Jesus Trennung in Familien. Familienmitglieder überliefern ein Familienmitglied in die Hand der Feinde (Lk 21,16.17).
35 - 40 Die Botschaft durch das Zeichen
35 Und es geschah am Morgen, da ging Jonathan aufs Feld hinaus, an den Ort, den er mit David verabredet hatte, und ein kleiner Knabe war mit ihm. 36 Und er sprach zu seinem Knaben: Lauf, suche doch die Pfeile, die ich abschieße! Der Knabe lief, und er schoss den Pfeil über ihn hinaus. 37 Und als der Knabe an die Stelle des Pfeils kam, den Jonathan abgeschossen hatte, da rief Jonathan dem Knaben nach und sprach: Der Pfeil ist ja jenseits von dir! 38 Und Jonathan rief dem Knaben nach: Schnell, eile, steh nicht still! Und der Knabe Jonathans las den Pfeil auf und kam zu seinem Herrn. 39 Der Knabe aber wusste von nichts; nur Jonathan und David wussten von der Sache. 40 Und Jonathan gab seine Waffen seinem Knaben und sprach zu ihm: Geh, bring sie in die Stadt.
So, wie es abgesprochen ist, geht Jonathan auf das Feld, um David von der Haltung seines Vaters ihm gegenüber zu berichten. Er schickt den Knaben inzwischen in die Richtung, in die er den Pfeil schießen wird und fordert ihn auf, sich zu beeilen. Der Knabe gehorcht direkt. Während er schnell wegläuft, schießt Jonathan einen Pfeil über ihn hinweg und ruft dem Knaben hinterher, dass der Pfeil weiter weg von ihm liegt. Die Botschaft ist für David deutlich. Die Botschaft ist nicht nur klar, sie ist auch dringend. Es ist Eile geboten. Darum spornt Jonathan den Knaben zu noch mehr Eile an.
Jonathan hat den Pfeil weit geschossen als Zeichen dafür, dass der Hass Sauls sehr weit geht. David soll wissen, dass sein Leben nicht mehr sicher ist. Der Pfeil ist eine klare Botschaft. Er kommt in Wirklichkeit aus der Hand des HERRN (Vers 22).
Als der Knabe seinen Auftrag erfüllt hat, gibt Jonathan ihm seine Waffen und schickt ihn zur Stadt zurück. Der Knabe wird nicht mehr benötigt. Er hat, ohne sich dessen bewusst zu sein, eine wichtige Aufgabe erfüllt. Indem er die Befehle Jonathans treu ausgeführt hat, hat er zum Schutz Davids beigetragen. So werden öfter Aktionen durch Menschen ausgeführt, die treu das getan haben, was sie sollten, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass sie zum Schutz von Gottes Kindern, die sich in Gefahr befanden, beigetragen haben.
41 - 42 Abschied
41 Der Knabe ging, und David machte sich auf von der Südseite her und fiel auf sein Gesicht zur Erde und beugte sich dreimal nieder; und sie küssten einander und weinten miteinander, bis David über die Maßen weinte. 42 Und Jonathan sprach zu David: Geh hin in Frieden! [Es sei], wie wir beide im Namen des HERRN geschworen haben, als wir sagten: Der HERR sei zwischen mir und dir und zwischen meinen Nachkommen und deinen Nachkommen in Ewigkeit!
Als der Knabe weg ist, kommt David zum Vorschein. Er ist immer noch der Diener gegenüber dem Kronprinzen, mit dem er auch eine innige Freundschaft hat, und beugt sich tief vor ihm nieder. Es ist eine bewegende Begegnung, da sie wissen, dass es das letzte Mal sein wird, dass sie sich sehen. Dass sie einander doch noch einmal treffen (1Sam 23,16), ist keine Wiederherstellung des innigen Umgangs, den sie bis jetzt gehabt haben.