Einleitung
Dieses Kapitel ist die Fortsetzung von Sacharja 7 und zeigt die andere Seite. Das Kapitel hat zwei Teile. Beide Teile werden durch die Aussage eingeleitet, dass das Wort des HERRN zu Sacharja kommt (Verse 1.18).
Der erste Teil (Verse 1–17) erklärt, dass das Volk unter bestimmten Bedingungen in der Gunst Gottes wiederhergestellt wird. Der zweite Teil enthält die Antwort auf die ursprünglichen Fragen über das Fasten, die Erklärung der Freude und die Verbreitung des Evangeliums (Verse 18–23).
Beide Teile können darüber hinaus in zehn Teile unterteilt werden, die alle mit der Aussage „so spricht der HERR“ beginnen (Verse 2.3.4.6.7.9.14.19.20.23). Wir können von zehn Segnungen sprechen, die dem Volk zukommen, wenn es in Gottes Gunst wiederhergestellt sein wird.
1 - 2 Der erste Segen
1 Und das Wort des HERRN der Heerscharen geschah, indem er sprach: So spricht der HERR der Heerscharen: 2 Ich eifere für Zion mit großem Eifer, und mit großem Grimm eifere ich für es.
Zum dritten Mal kommt das Wort des HERRN zu Sacharja (Vers 1; Sach 7,1.8). Nach den Ermahnungen im vorigen Kapitel kommen nun die Segensverheißungen. Die erste Verheißung ist die Ermutigung des HERRN, dass Er „sehr um Zion eifert“ und zwar „mit großem Grimm“. Er wird sein Volk nicht im Stich lassen. Sein Herz schlägt weiterhin in Gnade für sie und Er wird seine Verheißungen erfüllen.
Zweimal spricht Er hier von seinem Eifer für Zion (vgl. Sach 1,14). Er drückt auf eine stärkende Weise seine warme Liebe zu ihnen aus, sodass sie tief davon überzeugt sind. Er will das Volk ganz und nur für sich besitzen und seine Liebe mit niemandem sonst teilen.
3 Der zweite Segen
3 So spricht der HERR: Ich kehre nach Zion zurück und will inmitten Jerusalems wohnen; und Jerusalem wird „Stadt der Wahrheit“ genannt werden und der Berg des HERRN der Heerscharen „der heilige Berg“.
Der HERR hat sich von Jerusalem entfernt wegen der hartnäckigen Sünden des Volkes. Dies wird von Hesekiel beschrieben (Hes 8,3; 9,3; 10,3.4.18.19; 11,22.23). Aber der HERR kommt wieder. Das geschieht, wenn der Herr Jesus – Er ist Jahwe – mit Segen zu seinem Volk kommen wird. Wenn Er in die Stadt zurückkehrt, ist das nur möglich, wenn dort Treue und Heiligkeit zu finden sind (Jes 1,26; Zeph 3,13). Dies wird in Jerusalem der Fall sein. Die Stadt „wird die Stadt der Wahrheit“ genannt werden.
Der Berg Zion, auf dem der Tempel gebaut werden wird, wird „der heilige Berg“ genannt werden. Das ist nicht nur ein Name, sondern der Berg wird wirklich heilig sein. Es ist ein Berg, der von allen anderen Bergen getrennt ist, um allein und völlig Jahwe geweiht zu sein. Im Buch Jesaja nennt Jahwe diesen Berg mehrere Male „mein heiliger Berg“ (Jes 11,9; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20). Andere Propheten tun dasselbe (Jer 31,23; Joel 2,1; 4,17; Obad 1,16.17; Zeph 3,11; Dan 9,16.20).
4 - 5 Der dritte Segen
4 So spricht der HERR der Heerscharen: Es werden noch Greise und Greisinnen in den Straßen von Jerusalem sitzen, jeder mit seinem Stab in seiner Hand vor Menge der Tage. 5 Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen.
Diese Szene wird im messianischen Reich Wirklichkeit werden. Das ist noch die Zukunft, aber dieser Blick in die Zukunft ist für den Moment eine Ermutigung für Serubbabel und sein Volk. Diese Szene ist eine Folge der Wahrheit und Heiligkeit des vorherigen Verses. Diese haben eine Wirkung unter Gottes Volk von Harmonie und Freude.
Mit dem künftigen Kommen des Herrn Jesus ist Frieden eingekehrt, der Krieg ist vorbei. Jeder, auch die schwächsten und wehrlosesten Mitglieder der Gesellschaft, können sich in den Straßen oder auf den Plätzen Jerusalems aufhalten, ohne Angst vor anrückenden feindlichen Armeen zu haben. Die Lebensalter werden wieder die von vor der Sintflut erreichen (Jes 65,20.22). Die Verheißung eines langen Lebens wird von den Juden als eine der größten Segnungen der Regierung Gottes angesehen. Es ist die Belohnung für Gehorsam (2Mo 20,12; 5Mo 4,40).
Die Nachkommenschaft wird zahlreich, gesund und glücklich sein. Die Kinder können sorglos spielen. Es gibt keine Bedrohung durch Krieg und damit auch keinen Tod oder Gefangenschaft mehr. Der Hass in der Welt ist erstickt. Die Straßen werden voll von spielenden Kindern sein und nicht von protestierenden Menschen. Jetzt sind die Straßen immer noch gefährliche Orte für Kinder, sowohl wegen des Verkehrs als auch wegen der Kriminalität.
Das Spielen von Kindern ist etwas, an dem auch Gott seine Freude hat (Mt 11,16.17). Daran können sich Eltern ein Vorbild nehmen. Das Spielen von Kindern und die Freude der Alten daran ist eine Sache der Freude Gottes. Es ist keine Zeitverschwendung. Alt und Jung werden in Harmonie miteinander leben. Diese Szene der Wohlfahrt und Zufriedenheit steht in großem Kontrast zu der Armut, der Verwirrung und der Unzufriedenheit, in der wir leben.
In der Gemeinde kann die hier beschriebene Situation in geistlicher Hinsicht heute schon vorhanden sein. Es gibt, wenn es untereinander stimmt, keine Generationenkonflikte. Wenn die Gemeinde gesund ist, gibt es auch Raum für die Entwicklung jeder Stufe und Offenbarung des geistlichen Lebens. Wir müssen den Jungen und Mädchen jede geistliche Hilfe geben, die möglich ist, sowohl im Wort und besonders als Vorbild. Es sind jeweils zwei gegensätzliche Altersgruppen, die alten Männer und alten Frauen und die Knaben und Mädchen. Viele alte Menschen müssen einen Stock benutzen, um sich fortzubewegen. Auf der anderen Seite sehen wir Kinder, die Energie ausstrahlen mit einer Freude, die von Leben und Bewegungsdrang nur so sprüht. In beiden Altersgruppen sehen wir die Güte des Schöpfers.
Die Kinder stehen am Anfang des Lebens. Alles in ihnen muss sich erst noch entwickeln. Dabei können sie mit Gottes Hilfe rechnen. Bei den Hochbetagten sehen wir, dass Er ihnen geholfen hat, ihr ganzes langes Leben lang. Er hat sie durch alle Veränderungen, Chancen und Gefahren dieses zerbrechlichen Lebens geführt, auch in der Zeit, in der sie ihre Kräfte haben schwinden sehen.
6 Der vierte Segen
6 So spricht der HERR der Heerscharen: Wenn es wunderbar ist in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen, wird es auch in meinen Augen wunderbar sein?, spricht der HERR der Heerscharen.
Der vierte Segen ist eine Ermutigung im Hinblick auf den vorherigen Segen. Die Szene, die in den vorherigen Versen aufgezeichnet wurde, scheint eine Unmöglichkeit zu sein. Auch für uns ist es schwer vorstellbar, wenn wir die Weltlage betrachten. Aber für Gott ist nichts zu schwer (1Mo 18,14). Wir können uns auf Ihn verlassen, wenn es um die Verwirklichung seiner Ratschlüsse geht. Das komplizierte Leben von heute wird einem unkomplizierten Leben im Friedensreich Platz machen.
Es gibt dann nichts mehr, was dem Leben abträglich ist. Alles, was das Leben jetzt so schwer und manchmal unerträglich macht, alle seelischen und körperlichen Krankheiten und sogar der Tod (Jes 65,18–25), alle Eifersucht und das Streben nach mehr, sind dann Vergangenheit. Jeder wird mit seinem Teil vollkommen zufrieden sein und es in vollen Zügen genießen können. Sie werden andere einladen, es zu genießen (Sach 3,10). Und das alles, weil Gott in ihrer Mitte wohnt.
7 - 8 Der fünfte Segen
7 So spricht der HERR der Heerscharen: Siehe, ich werde mein Volk aus dem Land des Aufgangs und aus dem Land des Untergangs der Sonne retten; 8 und ich werde sie herbeibringen, und sie werden inmitten Jerusalems wohnen; und sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein in Wahrheit und in Gerechtigkeit.
Wir sehen immer deutlicher, dass Gott selbst es ist, der alles bewirkt. Menschliche Anstrengung ist nicht gefragt und wird auch nicht erwartet. Es ist völlig jenseits aller Fähigkeiten des Menschen, Gottes Plan zu verwirklichen. Um seinen Plan zu verwirklichen, wird Gott selbst sein Volk aus allen Ecken der Welt retten, wo immer sie als Gefangene sind (Vers 7). Vom Osten, wo die Sonne aufgeht, und vom Westen, wo die Sonne untergeht, werden sie kommen (Ps 50,1; Mal 1,11).
Er wird sie nach Jerusalem bringen (Vers 8; Jes 11,11.12; 43,5.6; Hes 37,21; Amos 9,14.15). Sie dürfen dort wohnen, wo Er wohnt. Das bedeutet, dass sie sich seiner Gegenwart erfreuen werden. Es bedeutet auch, dass Er sich ihrer Gegenwart erfreut. Sie sind sein Volk und Er wird ihr Gott sein.
Dies wird der Fall sein, weil sie dann vollständig der „Wahrheit“ und „Gerechtigkeit“ entsprechen werden. „In Wahrheit“ wird Gott alle seine Verheißungen erfüllen und „in Wahrheit“ wird das Volk die Verheißungen genießen. Gott tut dies „in Gerechtigkeit“, weil sein Recht durch das Werk seines Sohnes am Kreuz erfüllt worden ist. Infolgedessen wird sein Volk den Segen „in Gerechtigkeit“ teilen.
9 - 13 Der sechste Segen
9 So spricht der HERR der Heerscharen: Stärkt eure Hände, die ihr in diesen Tagen diese Worte aus dem Mund der Propheten hört, die an dem Tag waren, als der Grund des Hauses des HERRN der Heerscharen, des Tempels, gelegt wurde, um ihn zu erbauen! 10 Denn vor diesen Tagen gab es keinen Lohn für die Menschen und keinen Lohn für das Vieh; und der Aus- und Eingehende hatte keinen Frieden vor dem Bedränger, und ich ließ alle Menschen gegeneinander los. 11 Nun aber will ich dem Überrest dieses Volkes nicht sein wie in den früheren Tagen, spricht der HERR der Heerscharen; 12 sondern die Saat des Friedens, der Weinstock, wird seine Frucht geben, und die Erde wird ihren Ertrag geben, und der Himmel wird seinen Tau geben; und dem Überrest dieses Volkes werde ich das alles zum Erbteil geben. 13 Und es wird geschehen: Wie ihr, Haus Juda und Haus Israel, ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, so werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht, stärkt eure Hände!
Die vorangehenden Verheißungen (Verse 1–8) sind eine Ermutigung für Sacharja und seine Zeitgenossen. Die Verse 9–13 sind Ermutigung und Ermahnung zugleich. Dieser Abschnitt beginnt in Vers 9 mit der Ermahnung „stärkt eure Hände“ und endet damit in Vers 13.
Dieses Wort der Ermutigung kommt zu denen, die in diesem Moment die Worte des Propheten hören. Gottes Worte enthalten immer einen Ansporn, das beauftragte Werk zu tun, und geben gleichzeitig die Kraft, dieses Werk zu tun. So kommt Gottes Wort auch zu uns als ein Wort für heute.
In Vers 10 wird eine Motivation für den Ansporn gegeben, ihre Hände zu stärken. Diese Motivation liegt in dem Kontrast zwischen der Gegenwart und den früheren Zeiten. „Vor diesen Tagen“, das sind die Tage, in denen der Wiederaufbau des Tempels wieder aufgenommen und fortgesetzt wurde, gab es keinen Lohn für das Volk für seine Arbeit. Selbst die Tiere bekommen nichts.
Nach der Gründung des Tempels verschwand das Interesse an seinem Wiederaufbau. Haggai beschreibt die Ursache dafür. Solange sie an sich selbst und ihr eigenes Haus denken, leiden sie unter Mangel. Wenn Gott nicht seinen Platz und Anteil bekommt, wird die Kultivierung des Landes nichts bringen. All ihre Bemühungen sind umsonst im Vergleich zu der geleisteten Arbeit. Die Ergebnisse sind äußerst mager, weit unter den Erwartungen (Hag 1,9–11; 2,16.19).
Abgesehen von enttäuschenden Ergebnissen sind auch die Lebensbedingungen schlecht: „Der Aus- und Eingehende hatte keinen Frieden vor dem Bedränger.“ Es gibt keine Sicherheit und Geborgenheit, um das kleine Ergebnis der harten Arbeit in Ruhe zu genießen. Die Unzufriedenheit wird nicht durch einen Feind von außen verursacht, sondern durch inneres Misstrauen. Jeder ist der Gegner des anderen. Diese inneren Spaltungen und Streitigkeiten sind ihnen von Gott gesandt. Es ist seine Zucht darüber, dass sie ihre eigenen Interessen suchen und dabei sein Haus vernachlässigen.
Für uns besteht immer die Gefahr, dass wir uns mehr für unser eigenes Haus und unsere Interessen engagieren als für das Haus Gottes und seine Interessen. Das Wichtigste muss zuerst kommen.
Aber der HERR wird nicht mehr so mit ihnen tun, denn „nun“ ist „der Überrest dieses Volkes“ mit seinem Haus beschäftigt (Vers 11). Weil sie nicht mehr so sind, wie sie in den früheren Tagen waren, wird Er nicht mehr so für sie sein. Das bedeutet, dass Er sie nicht mehr züchtigen wird, denn sie vernachlässigen sein Haus nicht mehr zugunsten des Baus ihrer eigenen Häuser.
In Vers 11 steht, was der HERR nicht mehr für sie sein wird. Dann in Vers 12 sagt der HERR ihnen, was Er ihnen sein wird. Er wird der Saat Frieden geben, was bedeutet, dass Er ihnen eine reiche Ernte geben wird. Das Gleiche gilt für den Weinstock. Dies wird durch den Tau des Himmels geschehen. Der Himmel ist der Ursprung des Segens. Gott selbst wird die Übriggebliebenen all diesen Segen als ihren eigenen Besitz genießen lassen.
Den Segen zu sehen, wird uns Kraft geben, die Arbeit zu tun, die der Herr uns aufgetragen hat zu tun. Diejenigen, die etwas für Gott suchen, werden so viel Segen erhalten, dass sie es nicht alles fassen können.
In Vers 13 gehen die Gedanken weiter in die Zukunft. Hier werden Juda und Israel gemeinsam erwähnt. Juda, die zwei Stämme, und Israel, die zehn Stämme, werden wieder zu einer Nation vereinigt werden. Sie werden unter einem Haupt, Jesus Christus, vereinigt sein.
Unter den Nationen werden die Juden oft als ein Fluch gesehen. Sie werden für alle Arten von Katastrophen verantwortlich gemacht. Im Allgemeinen wird das Volk immer von den Nationen verachtet. Gott wird das ändern. Sein Volk wird von den Nationen anerkannt und geehrt werden.
Für uns bedeuten die vorangehenden Verse, dass auch wir keinen Wohlstand haben, wenn wir nur oder hauptsächlich an unsere eigenen Angelegenheiten denken. Der Segen wird nur da sein, wenn wir zuerst an das Haus Gottes, die Gemeinde, denken. Der Segen der himmlischen Örter (Eph 1,3–14) wird uns wieder zuteil werden, wenn wir Gottes Haus den ersten Platz einräumen. Wir können das Gemeindeleben der Apostelgeschichte nicht nachahmen, aber wir können auf Gottes Wort für unsere Zeit hören.
14 - 17 Der siebte Segen
14 Denn so spricht der HERR der Heerscharen: Wie ich euch Böses zu tun gedachte, als eure Väter mich erzürnten, spricht der HERR der Heerscharen, und ich es mich nicht gereuen ließ, 15 so gedenke ich in diesen Tagen Jerusalem und dem Haus Juda wieder Gutes zu tun. Fürchtet euch nicht! 16 Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit einer mit dem anderen; richtet [der] Wahrheit [gemäß] und [fällt] einen Rechtsspruch des Friedens in euren Toren; 17 und sinnt keiner auf das Unglück des anderen in euren Herzen, und falschen Eid liebt nicht; denn dies alles hasse ich, spricht der HERR.
In den Versen 14 und 15 ergreift Gott die Initiative. Er hat sie nicht für immer verworfen. Er lässt sein Wort wahr werden. Als sie sündigten, musste Er sie bestrafen (Vers 14). Das hatte Er immer wieder angekündigt und das hat Er auch getan. In seiner Zucht musste Er ihnen Schaden zufügen, sie ließen Ihm keine andere Wahl. Aber diese Zeit ist vorbei. Er hat sie zu sich selbst zurückgebracht. Sie dienen Ihm und seinen Interessen.
Deshalb hat Er sich vorgenommen, „in diesen Tagen Jerusalem und dem Haus Juda wieder Gutes zu tun“ (Vers 15; Jer 31,28). Seine Handlungen stehen immer im Einklang mit dem, was Er sich vorgenommen hat zu tun. Er muss nie etwas rückgängig machen, „denn nicht ein Mensch ist er, um zu bereuen“ (1Sam 15,29b).
So wie die Strafe der Wegführung durch das Vorhaben Gottes über Israel kam, so gibt es jetzt ein Vorhaben des HERRN, Juda Gutes zu tun. Er sagt durch Jeremia: „Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren“ (Jer 29,11). Sie müssen nicht befürchten, dass Er nicht das tut, was Er sich vorgenommen hat, zum Guten zu tun.
Was Er nach seinem Vorsatz zum Bösen getan hat, unterstreicht umso mehr, dass Er zum Guten das tun wird, was Er sich vorgenommen hat. Dass Er sein Wort, das Er zum Bösen gesprochen hat, gehalten hat, ist die Garantie dafür, dass Er sein Wort, das Er zum Guten gesprochen hat, halten wird.
Sie können mit seinem Segen rechnen. Aber es gibt auch eine andere Seite. Er erwartet etwas von ihnen. Dieses Etwas steht in den Versen 16 und 17. In Vers 16 geht es um Taten, in Vers 17 um Gedanken, um das Herz. Das Erste, was Gott will, ist, dass sie „die Wahrheit einer mit dem anderen“ reden. Jerusalem wird die Stadt der Wahrheit genannt werden (Vers 3). Das bedeutet, dass seine Bewohner die Wahrheit zueinander reden werden. Falschheit passt nicht zu einer Person oder einem Volk, das in Verbindung mit dem Gott der Wahrheit steht. Das Reden der Wahrheit ist immer ein Segen.
Für uns, Glieder der Gemeinde Gottes, ist dies auch ein Auftrag. Paulus zitiert diesen Vers in seinem Brief an die Epheser. Als Grund gibt er an: „Denn wir sind Glieder voneinander“ (Eph 4,25). Weil wir als Glieder desselben Leibes miteinander verbunden sind, ist das Reden der Wahrheit nicht nur ein Gewinn für den anderen, sondern auch für den Redner selbst. Wenn die Wahrheit gesprochen wird, stärkt sie das Band zwischen den Gliedern des Volks Gottes, während die Lüge dieses Band beschädigt.
Das Reden der Wahrheit sollte auf jeden Fall und besonders in rechtlichen Angelegenheiten geschehen. Das Tor war damals der Ort, an dem Recht gesprochen wurde (1Mo 19,1; Rt 4,1; Amos 5,10.12). Wenn dort ein Urteil gesprochen wird, das mit der Wahrheit übereinstimmt, wird es dem Frieden dienen. Es wird keinen Widerspruch oder Aufruhr geben. Ein Urteil, das in Übereinstimmung mit der Wahrheit steht, wird allgemeine Zustimmung finden.
In Vers 17 wird beschrieben, was Gott hasst. Die beiden genannten Dinge sind die Summe der beiden Tafeln des Gesetzes. Wer seinen Nächsten liebt, wird in seinem Herzen nichts Böses gegen seinen Bruder oder seine Schwester denken. Er wird auf das Wohl des anderen aus sein. Wer den Meineid liebt, verbindet den Namen Gottes mit Ungerechtigkeit und Lüge. In beiden Fällen geht es um die innere Einstellung. Gott sagt nicht nur, dass es falsch ist, sondern dass Er es hasst.
18 - 19 Der achte Segen
18 Und das Wort des HERRN der Heerscharen erging an mich, indem er sprach: 19 So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten des vierten und das Fasten des fünften und das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten [Monats] wird dem Haus Juda zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden. Doch liebt die Wahrheit und den Frieden.
Hier beantwortet Gott die Frage nach den Fastentagen. Es werden Tage sein, die voller Freude gehalten werden. Der Grund dafür ist, dass sie erkennen werden, dass diese Fastentage ihren Grund in ihrer eigenen Untreue haben. Wenn es ein Eingeständnis der Sünden gibt, werden frühere Lasten zu Aktivitäten, die voller Freude durchgeführt werden.
Der HERR sagt nicht, dass sie das Fasten lassen sollen. Er zählt wieder die zwei Fastentage auf, die Er im vorigen Kapitel erwähnt hat – das Fasten im fünften und siebten Monat (Sach 7,3.5) – und fügt zwei weitere hinzu. Das bringt die Anzahl der Fastentage auf vier.
Die Fastentage sind mit vier schrecklichen Ereignissen in der jüngeren Geschichte Israels verbunden und dienen als Erinnerung an diese schrecklichen Ereignisse.
1. Das Fasten im vierten Monat dient dem Gedenken an die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar (2Kön 25,3.4; Jer 39,2; 52,6.7).
2. Das Fasten im fünften Monat findet wegen der Zerstörung der Stadt und des Tempels statt (2Kön 25,8.9; Jer 52,12.13).
3. Das Fasten im siebten Monat findet zum Gedenken an die Ermordung Gedaljas statt (Jer 41,1–17; 2Kön 25,25).
4. Das Fasten im zehnten Monat ist wegen der Belagerung Jerusalems, die am zehnten Tag des zehnten Monats begann (2Kön 25,1; Jer 52,4; Hes 4,1; 24,2).
Vor dem Hintergrund der vom Volk selbst eingeführten Fastentage ruft der Herr auf, die Wahrheit und den Frieden zu lieben. Zuerst wird die Liebe zur Wahrheit erwähnt und dann die Liebe zum Frieden (2Tim 2,22). Ohne Wahrheit kann es keinen Frieden geben. Gott hat die Wahrheit gesprochen, deshalb werden sie (und wir) die Wahrheit lieben. Auf der Grundlage der Wahrheit gibt Er den Frieden, deshalb werden sie (und wir) den Frieden lieben.
Wenn das Volk die Wahrheit und den Frieden liebt, werden sie ihre Vergangenheit verurteilen. Denn die Gründe für das Fasten liegen in ihrer eigenen Untreue und Abweichung. Wenn sie dies anerkennen, werden sich diese verschiedenen Gründe für das Fasten in Freude und fröhliche Feste verwandeln. Ein Fest ist eine gemeinsame Sache. Menschen kommen zusammen, um gemeinsam fröhlich zu sein.
Der HERR wird diese Tage des Fastens in Tage der Freude und fröhlicher Feste verwandeln. Das bedeutet, dass Er ihnen einen so vollen Reichtum des Heils schenken wird, dass Juda nicht mehr an die früheren traurigen Ereignisse denken wird. Die neue Situation des Segens wäscht all das Leid und den Kummer der Vergangenheit weg. Es gibt nur noch Freude wegen der Segnungen, die ihnen durch die Gnade Gottes zuteil geworden sind (Jes 35,10).
20 - 22 Der neunte Segen
20 So spricht der HERR der Heerscharen: Noch [wird es geschehen], dass Völker und Bewohner vieler Städte kommen werden; 21 und die Bewohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: „Lasst uns doch hingehen, um den HERRN anzuflehen und den HERRN der Heerscharen zu suchen!“ – „Auch ich will gehen!“ 22 Und viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um den HERRN der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und den HERRN anzuflehen.
Der Segen wird nicht auf das Haus Juda beschränkt sein (Vers 15), sondern sich auch auf die Völker und Bewohner der Städte außerhalb Israels erstrecken (Vers 20). Sobald Israel sich bekehrt hat, wird es die Welt anziehen, in dieses Land zu kommen (Jes 2,1–5; Mich 4,1–5). Im Gegensatz zu den wenigen und schwachen Juden, die jetzt den Tempel bauen, wird es in der Zukunft eine enorme Anziehungskraft durch dieses Volk geben. Infolgedessen werden viele Menschen und mächtige Völker nach Jerusalem kommen. Ihr Ziel ist es, den HERRN zu suchen und ihn dort anzubeten und dadurch „den HERRN anzuflehen“ (Jes 60,3; 66,23).
Die Tatsache, dass die Bewohner von einer Stadt zur anderen gehen werden, zeigt ihre Sorge um das geistliche Wohlergehen der anderen (Vers 21). Sie wollen andere ermutigen, „sofort“ zum Ort der Anbetung und des Segens zu gehen. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Sie ermutigen nicht nur andere, sondern gehen mit gutem Beispiel voran: „Auch ich will gehen.“ Sie selbst gehen voran, die anderen können folgen.
Sie zeigen Eifer für die Ehre und Herrlichkeit Gottes in ihrer Bereitschaft, Gott an dem Ort zu ehren, an dem Er wohnt. Es gibt keine bessere Methode für Väter, ihre Familien anzuregen und zu motivieren, zu den Zusammenkünften der Gemeinde zu gehen, als selbst voranzugehen. Ein gutes Beispiel wird seine Nachfolger finden.
Auch die Völker werden erkennen, dass das Erflehen der Gunst des HERRN nur möglich ist, wenn sie Ihn in seinen Rechten anerkennen (Vers 22). Das haben sie bisher nicht getan, aber sie tun es jetzt. Das bedeutet auch, dass sie nach seinem Willen fragen werden, wie Ihm gedient und Er angebetet werden will. Sie werden nach seinem Gesetz fragen. Dieser Fall erfordert die größte Dringlichkeit. Sie wollen das Angesicht des HERRN suchen. Das bedeutet, dass allein Er der Gegenstand ihrer Gebete ist und nicht mehr etwas aus der Schöpfung oder selbstgemachte Götzen.
23 Der zehnte Segen
23 So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“
Das Ergreifen des Rockzipfels geschieht nicht, um den Juden zu belästigen, sondern zeigt das Verlangen nach dem Segen und den Privilegien, die die Juden besitzen (4Mo 15,38; 5Mo 22,12). Das Ergreifen des Gewandes ist die Geste eines Bittstellers (Jes 3,6; 4,1).
Obwohl Gott in den Herzen wirken muss, möchte Er das Zeugnis der Gläubigen benutzen, um die Menschen zu überzeugen, nach Ihm zu fragen. Weil die zehn Männer gehört haben, dass Gott mit den Juden ist, wollen sie mit ihnen gehen. Was sie gehört haben, haben sie auch geglaubt. Sie sind gekommen, weil sie an den Vorrechten eines wahren Gottesdienstes der Juden teilhaben wollen.
Es herrscht ein großer Mangel an Glück und Freude in der Welt. Wenn Glück und Freude in der Verbindung mit dem Herrn und miteinander unter den Gläubigen gefunden werden, wird das Menschen aus der Welt anziehen. Sie werden uns bitten, mit uns an einen Ort zu gehen, wo der Herr Jesus angebetet wird. Das ist eine gute Verkündigung des Evangeliums. Wenn Ungläubige in die Gemeinde kommen, ist es möglich, dass sie zu der Erkenntnis kommen, dass Gott gegenwärtig ist (1Kor 14,25).