1 - 2 Vier Hörner
1 Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, vier Hörner. 2 Und ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese? Und er sprach zu mir: Diese sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben.
Nun sieht Sacharja „vier Hörner“. Es geht um die „Hörner“ und um die Zahl „Vier“. Die vier Hörner beziehen sich auf die vier Reiche. Nun ist auch Babel beteiligt, denn es geht um einen Überblick über die ganze Geschichte (vgl. Dan 7,4–7). Alle vier stießen mit ihren Hörnern, d. h. mit ihrer Macht, gegen Israel, um das Volk zu vernichten. Die Bewohner Judas, Israels und Jerusalems als Hauptstadt beider Reiche wurden alle von den Nationen weggeführt und zerstreut.
Gott stellt sich selbst hinter die Geschichte, indem Er von einer Zerstreuung spricht, die durch alle vier Reiche stattgefunden hat. Das schließt aus damaliger Sicht die noch kommenden Reiche ein, denn zu jener Zeit gehörte die Macht den Medern und Persern, dem zweiten Reich.
3 - 4 Vier Schmiede
3 Und der HERR ließ mich vier Schmiede sehen. 4 Und ich sprach: Was wollen diese tun? Und er sprach zu mir und sagte: Jene sind die Hörner, die Juda dermaßen zerstreut haben, dass niemand mehr sein Haupt erhob; und diese sind gekommen, um sie in Schrecken zu versetzen [und] die Hörner der Nationen niederzuwerfen, die das Horn gegen das Land Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.
Das Gesicht der vier Schmiede enthält eine Botschaft des Trostes. Gott sagt, Er hat seine eigenen Werkzeuge, um die vier Hörner zu zerstören, nämlich seine Schmiede. Sie sind seine Werkzeuge.
Wir sehen hier das Bild, dass alle Feinde Israels der Reihe nach vernichtet werden. Das sind die verschiedenen Weltreiche, von denen jedes der Reihe nach zuerst das vorherige Reich erobern und dann vom nächsten erobert werden wird. So hat Babel Assyrien unterworfen und Babel ist von den Medern und Persern erobert worden.
Der Herr Jesus wird dann das letzte Reich erobern (Dan 2,34.44.45). Dies ist ein Trost für den Überrest in den Tagen von Sacharja. Gott zeigt, dass Er die Antwort auf jede böse Macht hat, die sein Volk angreift. Dabei versetzt der Herr Jesus den Feinden seines Volkes den endgültigen Schlag. Dann werden alle Weltreiche vernichtet sein.
Wegen der Schwere ihrer Sünden ist Juda von Gott den in den Hörnern dargestellten Weltreichen ausgeliefert worden. Infolgedessen sind sie so niedergedrückt, dass sie nicht in der Lage sind, ihr Haupt zu erheben (Hiob 10,15). Doch dieser Zustand wird ein Ende haben. Gott hat seine Schmiede vorbereitet, die die Hörner niederreißen werden (Ps 75,11). Wer die Stadt anrührt, auch wenn sie in Trümmern liegt, rührt den „Augapfel Gottes“ an. Deshalb wird das Gericht Gottes über die Nationen kommen.
Auch für uns hat Gott seine Werkzeuge. Diese benutzt Er in Erweckungen. Jede Erweckung ist eine Offenbarung der Macht Gottes durch seinen Geist. Dann wird das Böse überwunden. Gleichzeitig führt sie zu einem erneuten Angriff des Teufels. Wir leben schon im Reich Gottes, aber es ist noch ein Reich in verborgener Form. Wir benötigen Werkzeuge, die in Gottes Hand benutzt werden, um sein Volk aufzubauen. Sie wehren sich auch gegen den Feind, der nie aufhört, das anzugreifen, was von Gott ist. Was Er in der Gemeinde aufbaut, wird immer über das triumphieren, was niederreißt.
5 Ein Mann mit einer Mess-Schnur
5 Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, ein Mann, und eine Mess-Schnur war in seiner Hand.
Sacharja hebt seine Augen wieder auf (Vers 1). Das erste Mal hat er Gericht gesehen. Jetzt sieht er „einen Mann, und eine Mess-Schnur“ in seiner Hand. Es ist derselbe Mann wie im vorigen Kapitel (Sach 1,8), aber in einer anderen Funktion. Hier ist Er derjenige, der allein Jerusalem messen kann und der allein die Wiederherstellung bewirken kann. Damit wird das jüdische Volk ermutigt, mit dem Wiederaufbau des Tempels fortzufahren.
Wir haben hier die Erklärung und Bestätigung der Verheißung aus dem vorherigen Kapitel (Sach 1,16). Beim Bau wird eine Mess-Schnur verwendet. Die Verwendung der Mess-Schnur ist ein Symbol dafür, dass Gott die Stadt als sein Eigentum beansprucht (vgl. Ps 78,55; Hes 40,3–15; Off 11,1.2). Dies hat sich noch nicht erfüllt. Erneut nimmt Sacharja die fragende Haltung ein. Der Mann ist der Herr Jesus, der allein in der Lage ist, den Umfang von Gottes Ratschluss im Hinblick auf die zukünftigen Segnungen des irdischen Jerusalems zu erfassen.
6 Die Maße Jerusalems
6 Und ich sprach: Wohin gehst du? Und er sprach zu mir: Jerusalem zu messen, um zu sehen, wie groß seine Breite und wie groß seine Länge ist.
Sacharja will wissen, wohin der Mann geht. Er bekommt eine Antwort. Der Mann geht, um die Stadt Jerusalem zu messen, weil Er sehen will, wie breit und wie lang sie ist. Die Stadt wird im Hinblick auf eine vollständige Wiederherstellung gemessen. Diese Wiederherstellung hat in den Tagen Sacharjas nicht stattgefunden und liegt noch in der Zukunft. In der Zukunft wird es Platz für viele Menschen geben, die ihrem Messias mit ganzem Herzen dienen werden (Hes 36,24–32; Jes 54,2; 60,4; vgl. Lk 14,22; Joh 14,2).
In der Anwendung auf die Gemeinde als die Stadt, in der Gott wohnt, sehen wir, dass die Gemeinde auch eine Stadt im Verfall ist. Dennoch muss sie mit Gottes Maß gemessen werden. Dieses Maß ist die ursprüngliche der Gemeinde, wie sie ist, wenn sie entsteht, so wie in der Apostelgeschichte beschrieben, und wie sie in der Zukunft sein wird, wenn sie in Vollkommenheit bei Christus ist. Wie sie in der Zukunft sein wird, lesen wir in Offenbarung 21. Vom irdischen Jerusalem werden nur seine Breite und seine Länge gemessen; vom himmlischen Jerusalem wird dazu noch die Höhe gemessen (Off 21,15.16).
7 - 8 Eine Botschaft für Sacharja
7 Und siehe, der Engel, der mit mir redete, ging aus; und ein anderer Engel ging aus, ihm entgegen. 8 Und er sprach zu ihm: Lauf, rede zu diesem Jüngling und sprich: Als offene Stadt wird Jerusalem bewohnt werden wegen der Menge von Menschen und Vieh in seiner Mitte.
Sacharja hat im vorigen Vers eine Frage gestellt und eine Antwort erhalten. Er weiß, was der Mann tun wird. Dann erscheint plötzlich der Engel des HERRN. Das Wort „siehe“ zeigt an, dass es sich um ein plötzliches Ereignis handelt. Daraufhin nähert sich ihm ein anderer Engel. Dieser Engel erhält einen Auftrag vom Engel des HERRN, das ist der Herr Jesus selbst. Er soll zu Sacharja laufen und ihm etwas sagen.
Sacharja wird hier „Jüngling“ genannt. Der HERR kennt das Alter seines Dieners. Es mag sein, dass Sacharja die Last des Prophetendienstes als schwer empfindet (vgl. 1Tim 4,12). Auf jeden Fall erhält er eine schnelle Ermutigung vom HERRN, der dazu einen Engel beauftragt. Die Ermutigung besteht in der Aussage, dass es eine Zeit geben wird, in der Jerusalem eine Stadt ohne Mauern sein wird. Das Leben ohne Mauern spricht von Frieden und Sicherheit, ohne Angst vor Feinden. Der HERR selbst wird die Stadt beschützen (Hes 38,10.11). All dies wird bei der Wiederkunft des Herrn Jesus erfüllt sein (Hes 43,1–12; Hos 2,1).
Jerusalem hat bis heute noch nicht erlebt, was hier beschrieben wird. Nur eine Handvoll kehrte aus Babel nach Judäa zurück in den Tagen Sacharjas. Die Herrlichkeit des HERRN ist aber noch gar nicht zurückgekehrt. Es ist auch noch nicht möglich, ohne schützende Grenzen zu sein.
Diese Beschreibung hat auch uns etwas zu sagen: Gott wird seinen Plan für die Gemeinde in der Zukunft vollständig verwirklichen. Es ist wichtig für uns, nur auf den Herrn zu vertrauen und das Heil nicht bei Organisationen oder in der Welt zu suchen. Der Blick in die Zukunft sollte aufgrund der herrlichen Ratschlüsse Gottes für uns eine Ermutigung sein, die Gemeinde jetzt so zu bauen, wie es nach seinen Gedanken ist. So sind beispielsweise die Materialien zu verwenden, die Er in seinem Wort selbst beschreibt (1Kor 3,10–13).
9 Was der HERR für Jerusalem ist
9 Und ich, spricht der HERR, werde ihm ringsum eine feurige Mauer sein und werde zur Herrlichkeit sein in seiner Mitte.
Es gibt göttlichen Schutz und göttliche Gegenwart in der Stadt Gottes. Die Betonung liegt auf „ich“. Die Sicherheit der Stadt liegt in dem Schutz durch Gott selbst. Er ist die Mauer um die Stadt, die alle Feinde verzehrt, die der Stadt schaden wollen. Er ist auch die Mauer um die Stadt im Hinblick auf das, was in der Stadt geschieht. Auch in der Stadt tut das Feuer seines Gerichts sein Werk, wenn Sünde in der Stadt geschieht. Er wohnt dann inmitten der Stadt, also ruht seine Herrlichkeit auf ihr. Da, wo Er ist, darf es keine Sünde geben, denn Er ist heilig.
So wie Jerusalem damals, braucht auch die Gemeinde heute eine Mauer, die sie von der Welt trennt. Wenn das nicht geschieht, wird es zu einer Vermischung mit Ungläubigen und mit Sünde kommen. Im Himmel ist diese Mauer nicht mehr nötig. Aber Gott wünscht sich jetzt schon hier auf der Erde einen Ort, wo Er inmitten seines Volkes wohnen kann. Seine Herrlichkeit ist dort der Mittelpunkt.
Die feurige Mauer erinnert an die Feuersäule, die eine Scheidung machte zwischen den Israeliten und den Ägyptern (2Mo 14,24; vgl. Jes 4,5; Sach 9,8; 2Kön 6,17; Jes 26,1). Diese feurige Mauer ist ein Schutz nach innen und eine Vernichtung des Feindes nach außen.
10 - 11 Aufruf zum Fliehen
10 Hui! Hui! Flieht aus dem Land des Nordens!, spricht der HERR. Denn nach den vier Winden des Himmels breite ich euch aus, spricht der HERR. 11 Hui! Entkomme, Zion, die du wohnst bei der Tochter Babels!
Die Aufforderung, aus Babel zu fliehen (Vers 10), schließt inhaltlich an das dritte Nachtgesicht an, denn es geht um das Wohnen Gottes inmitten seines Volkes. Nach dem dritten Nachtgesicht gibt es nun wieder eine direkte Prophetie. Es ist ein Aufruf des Propheten an alle Israeliten, die sich noch im „Land des Nordens“, also in Babel, befinden (Jer 6,22; 16,15). Die Hauptgruppe der weggeführten Juden befindet sich in Babel, aber insgesamt ist das Volk in alle Himmelsrichtungen zerstreut.
Doch nur eine kleine Anzahl von Juden ist unter Esra und später einige mit Nehemia aus Babel zurückgekehrt. Diejenigen, die in Babel geblieben sind, laufen Gefahr, getötet zu werden, denn die Feinde, die kommen, werden keinen Unterschied zwischen den Einwohnern Babels und den Gefangenen in Babel machen (vgl. Jes 48,20; 52,11; Jer 50,8.9; 51,6.45). Sacharja hat die geistliche Kraft, sie aufzufordern, ihren Aufenthalt in dem fremden Land zu beenden. Sie wohnen noch immer dort wegen der Anziehungskraft, die dieses Land für sie hat. Sie fühlen sich jetzt dort zu Hause.
Die Prophezeiung kommt zu Menschen, die ihr Leben für einen langen Aufenthalt in Babel eingerichtet haben. Unglaube, Faulheit, die ungewisse Zukunft Israels, die Verwüstung des Landes, der Stadt und des Tempels, all diese Dinge schrecken sie ab. Der Aufenthalt in Babel ist bequemer und es scheint keine Gefahr zu geben. Der Ernst der Lage führt dazu, dass Gott ihnen eine zweite Chance gibt, vor dem sicheren Gericht, das Babel durch die Meder und Perser treffen wird, zu fliehen und nach Jerusalem zurückzukehren. Jedes Mitglied von Gottes Volk gehört nach Jerusalem.
Die Aufforderung gilt für uns in geistlicher Hinsicht genauso. So wie damals die Mehrheit von Juda in Babel blieb, so befindet sich heute die Mehrheit des Volkes Gottes in der Sklaverei kirchlicher Systeme. Das damalige Babel hat auch in der Kirchengeschichte seine Bedeutung. In dem Buch Offenbarung sehen wir die wahre Gemeinde (Off 21,9–11) im Gegensatz zur falschen Gemeinde (Off 17,1–6). Die falsche Kirche ist primär die römisch-katholische Kirche, die ihre Mitglieder mit ihren falschen Lehren weltweit versklavt. Es ertönt der Ruf, dieser Sklaverei zu entfliehen (Off 18,4; vgl. 2Kor 6,17). Wer das tut, bekommt die Möglichkeit, sich einen Ort zu suchen, an dem Gottes Geist und Gottes Wort an erster Stelle stehen. Erst wenn der Heilige Geist durch das Wort wirken kann, besteht die Möglichkeit eine Kirche oder Versammlung oder Gemeinde nach den Gedanken Gottes zu realisieren
Viele kennen die Wahrheit über den einen Leib Christi, aber nur wenige wollen die Gnade nutzen, um diese Wahrheit in die Praxis umzusetzen. Auf diese Weise ähneln sie den Juden, die lieber in Babel bleiben wollen. Sie schätzen zwar grundsätzlich den Wohnort Jerusalem aber ziehen es wegen mancher Annehmlichkeiten doch vor, in Babel zu bleiben.
Der Ruf ergeht an „Zion“ (Vers 11), das von Gott so angesprochen wird, um den Kontrast deutlich zu machen zwischen dem, was sie für Gott bedeuten und dem Ort, wo sie leben. Es ist nicht so, dass sie zu Zion gehören, sondern sie sind Zion. Deshalb ist der Kontrast zu ihrem Wohnort Babel so groß, und deshalb kommt der eindringliche Ruf, zu fliehen und sich zu retten. Wie gesagt, der Aufruf ergeht mit Blick auf das Gericht, das über Babel kommt (Jer 51,6).
12 Der Augapfel Gottes
12 Denn so spricht der HERR der Heerscharen: Nach der Herrlichkeit hat er mich zu den Nationen gesandt, die euch geplündert haben; denn wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an.
Die Worte „nach der Herrlichkeit hat er mich … gesandt“ hat mit dem Zeichen des Erscheinens des Menschensohns in seiner Herrlichkeit zu tun. Wenn Er in seiner Herrlichkeit erscheint, wird Er seine Feinde und die seines Volkes umbringen (Mt 24,30.31; 25,31.32; vgl. Ps 73,24). Seine Wiederkunft findet statt, weil Er gesandt wird. Er wird als Mensch von Gott aus der Herrlichkeit gesandt und nimmt diese Herrlichkeit mit sich. Im weiteren Verlauf dieses Abschnitts wird diese Herrlichkeit sowohl im Gericht über die Feinde als auch in der Befreiung seines Volkes sichtbar.
Gott nennt sein Volk seinen „Augapfel“ (vgl. 5Mo 32,10; Ps 17,8; Spr 7,2). Der Augapfel ist eine besonders empfindliche Stelle. Wer Israel angreift, berührt die empfindlichste Stelle des HERRN. Das Gleiche gilt für die Gemeinde, die mit dem Herrn Jesus auf innigste Weise verbunden ist. Wenn Paulus die Gemeinde verfolgt, sagt der Herr Jesus ihm, dass er Ihn verfolgt (Apg 9,4).
13 Die Rollen werden vertauscht
13 Denn siehe, ich werde meine Hand über sie schwingen, und sie werden denen zum Raub sein, die ihnen dienten; und ihr werdet erkennen, dass der HERR der Heerscharen mich gesandt hat.
Wenn der HERR seine Hand bewegt, ist es eine Bewegung voller Bedrohung (Jes 19,16). Eine simple Bewegung der Hand Gottes bewirkt, dass alle seine Feinde vor Ihm niederfallen. Seine Feinde werden zur Beute den Dienern seines Volkes. Diese Situation gibt dem gläubigen Überrest die Gewissheit, dass ihr Messias gegenwärtig ist, wie von „dem HERRN der Heerscharen“ gesandt.
Gott wird dafür sorgen, dass die Rollen vertauscht werden. Diejenigen, die sein Volk unterworfen haben, werden dann seinem Volk unterworfen sein (Jes 14,2; vgl. Est 7,10; 2Thes 1,6.7). Das ist der Beweis dafür, dass ihr Messias vom HERRN gesandt sein wird. Wenn diese Ereignisse eintreffen, wird der Überrest aus Erfahrung wissen, dass Gott seinen Messias gesandt hat (Jes 48,16; 61,1).
Der Prophet wechselt immer wieder zwischen der gegenwärtigen Situation und der Zukunft, zwischen der unmittelbaren Erfüllung und der zukünftigen endgültigen Erfüllung zu Beginn des Reiches des Messias. Alle bisher beschriebenen Ereignisse finden ihre Vollendung in jener wunderbaren Zeit.
14 - 15 Der HERR wohnt in der Mitte
14 Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der HERR. 15 Und an jenem Tag werden viele Nationen sich dem HERRN anschließen, und sie werden mir zum Volk sein; und ich werde in deiner Mitte wohnen, und du wirst erkennen, dass der HERR der Heerscharen mich zu dir gesandt hat.
Diese Aufforderung an die Tochter Zion, zu jubeln und sich zu freuen (Vers 14), wird ertönen, wenn der Herr Jesus auf die Erde zurückgekehrt ist. Diese Ausdrücke der Freude werden zu hören sein, wenn die Wolke der Herrlichkeit, in der der HERR wohnt, wieder im Tempel wohnen wird. Immer wieder ist die Gegenwart des Messias inmitten seines Volkes durch die Propheten der Grund zur Freude. Das bezieht sich nicht auf sein erstes Kommen auf die Erde, sondern auf sein zweites.
Die Quelle allen Segens liegt im Wohnen Gottes in der Mitte seines Volkes. Das war von Anfang an das Zeichen dafür, dass sie sein erlöstes Volk sind (2Mo 15,8). Der Segen auf der neuen Erde nach dem Friedensreich wird darin bestehen, dass Gott in seiner Hütte, die die Gemeinde ist, bei den Menschen wohnt (Off 21,3). Die örtliche Gemeinde darf diesen Segen bereits jetzt kennen (Mt 18,20).
In Vers 15 wird zum dritten Mal, nach den Versen 9 und 14, das Wohnen des HERRN inmitten seines Volkes erwähnt. Hier spricht ein Mann, der sagt, dass der HERR Ihn gesandt hat. Dieser Mann ist der HERR selbst. Er wohnt als der HERR, Jahwe, in der Mitte seines Volkes und sagt auch, dass Jahwe Ihn gesandt hat. Seine Gegenwart in seinem Volk wird viele Völker anziehen, weil auch sie den Segen seiner Gegenwart genießen wollen.
Der Herr Jesus ist der Gesandte des Vaters. Seine Gegenwart inmitten der Gemeinde ist ein Beweis dafür, dass Er gesandt ist.
16 Erbteil und Wahl des HERRN
16 Und der HERR wird Juda als sein Erbteil besitzen im heiligen Land und wird Jerusalem noch erwählen.
Das Kommen der Nationen (Vers 15) wird den Platz nicht schmälern, den Juda und Jerusalem dann vor dem HERRN haben werden. Juda ist sein Erbteil. Juda ist der Königsstamm, aus dem Christus als König hervorgegangen ist. Juda bedeutet „Lobpreis“.
Der Ausdruck „das heilige Land“ erscheint nur hier in der Schrift als Hinweis auf das Land. Wir lesen auch vom „heiligen Berg“ (Ps 2,6; Sach 8,3), der „heiligen Stadt“ (Jes 48,2; 52,1) und einem „heiligen Volk“ (2Mo 19,6; 1Pet 2,9). Vom „heiligen Land“ kann die Rede sein, weil dann die Ungerechtigkeit aus dem Land entfernt sein wird und weil das Volk dann von all seinen Befleckungen gereinigt ist. Das Land wird – das ist die Bedeutung des Wortes „heilig“ – für Ihn abgesondert sein.
17 Alles Fleisch schweige
17 Alles Fleisch schweige vor dem HERRN, denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung.
Ehrfürchtiges Schweigen gebührt uns, wenn der HERR im Begriff steht, zu richten und seinen Platz inmitten seines Volkes einzunehmen (Hab 2,20; Zeph 1,7). Sacharja weist hiermit auf das zweite Kommen des Herrn Jesus hin.
Die Botschaft für uns ist, dass wir uns an die Arbeit machen müssen, in dem Bewusstsein, dass es erst vollkommen sein wird, wenn der Herr kommt, um seine Gemeinde zu sich zu nehmen. Wir müssen daran arbeiten, die Gemeinde aufzubauen, indem wir den Herrn um Weisheit bitten, wie die Gemeinde heute zusammenkommen soll, wo der Ort der Anbetung ist und wie sie sich von weltlichen Einflüssen reinigen soll. Gott ruft die Gläubigen auf, sich inmitten der Trümmer der Christenheit seinem Haus zu widmen.