Einleitung
Wenn wir eine Person beschreiben, können wir das aus verschiedenen Blickwinkeln tun. So können wir beispielsweise jemand als Vater einer Familie beschreiben. Danach können wir dieselbe Person auch möglicherweise als einen Kollegen oder einen Nachbarn beschreiben. Wir sehen, wie auf diese Weise vier Evangelisten – unter der Inspiration des Heiligen Geistes – über das Leben des Herrn Jesus während seines Hierseins auf der Erde berichtet haben. In den vier Lebensbeschreibungen, die wir dadurch in der Bibel haben, berichtet Matthäus in seinem Evangelium über den Herrn Jesus als König, Markus stellt Ihn als Diener vor, Lukas beschreibt Ihn als den wahren Menschen und Johannes schreibt schließlich über Ihn als den ewigen Sohn Gottes.
Die vier lebendigen Wesen im Buch der Offenbarung (Off 4,7) stehen jeweils für jedes der vier Evangelien. Das zweite der vier lebendigen Wesen ist wie ein Kalb. Dieses Symbol passt zu dem Evangelium, das den Herrn Jesus als Knecht vorstellt. Man kann auch einen Vergleich machen zwischen den Farben der Stiftshütte und den vier Evangelien. Die Farbe, die zu diesem Evangelium passt, ist Purpur (Mk 15,17).
Das Ziel dieses Evangeliums besteht darin, dass wir auf den Herrn Jesus als Knecht schauen. Deshalb die Aufforderung „Siehe, mein Knecht“ (Jes 42,1) als Titel dieses Buches. Wer dieses Evangelium mit dem Wunsch liest, Ihn als Knecht zu sehen, wird Ihn als den kennenlernen, der „Knechtsgestalt“ angenommen hat (Phil 2,7), um in Ewigkeit Knecht zu sein (Lk 12,37).
Middelburg, September 2009
Ger de Koning
Das Ziel des Markusevangeliums
Markus ist derjenige der vier Evangelisten, der am genauesten in der historischen Reihenfolge über den Dienst des Heilandes berichtet. Er stellt Ihn als den wahren Knecht vor (Jes 53,11), im Gegensatz zu Israel, das ein untreuer Diener geworden war. Wir sehen Ihn in diesem Evangelium in der niedrigen Gestalt eines Knechtes (Phil 2,6–8; vgl. 2Mo 21,6; Lk 12,37; Heb 5,8). Markus schreibt an Christen aus den Heiden, damit sie in der Nachfolge des wahren Dieners lernen können, wie sie dienen sollen.
Im Vergleich mit den anderen Evangelien finden wir im Markusevangelium nur wenige Worte des Herrn – wir lesen mehr über sein Werk und seinen Dienst. Das wird in dem Schlüsselvers dieses Evangeliums, der zugleich als Überschrift dienen kann, kernig ausgedrückt: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Dieser Vers verbindet auch die beiden Teile dieses Evangeliums. Der Abschnitt davor handelt von seinem Dienst, der Abschnitt danach handelt von Ihm als dem Opfer, und zwar als dem Sündopfer.
Der Schreiber ist Markus
Dass gerade Johannes Markus dieses Evangelium schreiben durfte, ist ein besonderer Beweis der Gnade Gottes. Als Begleiter von Paulus und Barnabas hatte er sie während ihrer ersten Missionsreise, die sie im Werk des Herrn unternahmen, im Stich gelassen (Apg 12,12.25; 13,13). Er wird sogar der Anlass zu einer Verbitterung und Entfremdung zwischen Paulus und Barnabas (Apg 15,37.39). Doch Gott ist der Gott der zweiten Chance. Von diesem Versagen wurde er wiederhergestellt (Kol 4,10; 2Tim 4,11; 1Pet 5,13), so dass er, der selbst ein untreuer Diener gewesen war, nun über den treuen Diener schreiben kann und darf.