Ihr Ursprung
Es ist aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen, die alternative Formen des Zusammenlebens hervorgebracht haben, erforderlich, zuerst einmal zu beweisen, dass die Ehe ein Existenzrecht hat, und zwar nicht nur ein Existenzrecht, sondern auch das alleinige Existenzrecht in dieser Form des Zusammenlebens von Mann und Frau. Diese Beziehungsart ist deutlich älter verbrieft als zum Beispiel das ehelose Zusammenleben. Die Ehe als anerkannte Form des Zusammenlebens existiert, seitdem Menschen auf der Erde wohnen. Diese Erkenntnis hat mit Gott zu tun, der sich die Ehe ausgedacht und sie eingesetzt hat. Wir werden sehen, was Er dazu gesagt hat und wie sich das in Zeiten, wo biblische Grundsätze beachtet wurden, ausgewirkt hat. Dazu ziehen wir natürlich die Bibel zu Rate.
Die erste Beziehung
Um uns die erste Beziehung, die zwischen zwei Menschen bestand, anzusehen, brauchen wir nicht lange in der Bibel zu blättern. Schon auf der zweiten oder dritten Seite kann man die Entstehung einer Beziehung beobachten, die sich als maß- und normgebend für alle weiteren Beziehungen, die zwischen Menschen bestehen sollten, erweisen würde. Die Beachtung dessen, was dort gesagt wird, bringt Segen, Abweichung bringt Fluch. Die Beziehung kam zustande, nachdem Gott eine Frau aus der Rippe geformt hatte, die Er Adam entnahm, während dieser schlief. Danach brachte Gott die Frau zu Adam. Das veranlasste Adam zu dem Ausruf: „Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist diese genommen“ (1Mo 2,21–23).
Niemals hat jemand klarer seine Frau aus der Hand Gottes empfangen als Adam. Auf diese Weise ist Gott nicht mehr buchstäblich bei jeder nachfolgenden Ehe tätig gewesen. Aber wir können wohl davon lernen, wie ein Mann seine Frau von dem Augenblick an betrachten soll, nachdem sie zusammengehören. Adam hat in seiner Frau jemanden (wieder)erkannt, der vollständig zu ihm passte. Gott hat nicht zu ihm gesagt: „Versucht es mal für eine Weile, und wenn ihr denkt, dass ihr zusammen nicht glücklich sein könnt, mache ich dir eine neue Frau.“
Adam und Eva – Christus und die Gemeinde
Als Gott Mann und Frau schuf und die Ehe einsetzte, hatte Er Christus und die Gemeinde im Blick (Eph 5,22–33). In diesem Abschnitt wird 1. Mose 2,24 zitiert (1Mo 2,24). Anschließend sagt Paulus: „Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung“ (Eph 5,32). Das macht gleichzeitig deutlich, warum die Angriffe auf die Ehe immer mehr zunehmen. Einerseits wird sehr verächtlich darüber gesprochen, als beträfe es eine hoffnungslos veraltete Sache. Der Mensch, dessen individuelle Freiheit hoch im Kurs steht, lässt sich doch nicht mehr knechten! Andererseits wird sie triumphierend für homosexuelle und lesbische Paare beansprucht. „Man kann sie doch nicht nur ausschließlich für Mann und Frau beanspruchen!“
Aus welchem Einfallswinkel wir es auch betrachten mögen, der Teufel hat auf jeder Seite Anhänger, um sein bösartiges Ziel zu erreichen. Sein Ziel ist immer gewesen, all das, was auf der Erde eine Widerspiegelung der himmlischen Wirklichkeit ist, umzuwerfen und zu verwüsten. Er setzt all seine Falschheit, seinen Betrug und seine List daran, um insbesondere das, was ein Bild von Christus und der Gemeinde ist, zu verderben.
Das Zölibat
Neben der Verachtung und Aushöhlung der Ehe gibt es auch eine Lehre, die propagiert, dass gerade das Unverheiratetsein („Zölibat“) Menschen vor Gott viel annehmlicher macht. Den Grund dafür meint man in 1. Korinther 7 zu finden, wo steht, dass derjenige, der heiratet, gut tut, und der, der nicht heiratet, besser tun wird (1Kor 7,38). Allerdings stützt diese Stelle in keiner Weise das Zölibat. In 1. Korinther 7 geht es um die Bedeutung der Ehe im täglichen Leben. Paulus stellt sehr realistisch fest, dass verheiratete Menschen Zeit in ihre Ehe investieren müssen. Die Folge davon ist, dass diese Zeit nicht für die Not anderer Menschen zur Verfügung steht. Im Hinblick darauf sagt Paulus, dass es besser ist, nicht zu heiraten. Der Gedanke, dass das Zölibat ein gottgewollter und aufzuerlegender Status sei, ist der Schrift völlig fremd. Wir kommen später auf 1. Korinther 7 zurück.
Verbot der Heirat
Trotz der guten Absichten, aufgrund derer sich manche Personen zum Zölibat entscheiden, ist die Bibel darüber sehr klar: Es ist eine Lehre von Dämonen (1Tim 4,1.3). Den unverheirateten Zustand als Pflicht vorzuschreiben, um dadurch eine höhere Stufe der Heiligkeit zu erreichen, ist eine große Verführung. Es sieht so anziehend aus, besonders dann, wenn die Verführer zur Untermauerung ihrer Irrlehre auch noch auf die schlechte Ehemoral und andere sittenlose Praktiken hinweisen. Arglose Seelen, die die Schrift nicht kennen, lassen sich durch diese verderbliche Lehre gefangen nehmen. Auch gebraucht man als Argument, dass die Ehe etwas sei, das „nur“ zur ersten, gefallenen Schöpfung gehöre. Wer glaubt – so argumentiert man –, gehört zur neuen Schöpfung, zu einem höheren Stand der Dinge. Die Ehe könne den Genuss daran nur behindern. Das sind aber alles Trugschlüsse.
Das Zölibat ist eine Irrlehre im Blick auf die Ehe und daher ein völliger Angriff auf die Wahrheit von Christus und seiner Gemeinde. Dazu kommt, dass die Schöpfungsordnung Gottes durch nichts angetastet oder wegargumentiert werden kann und darf. Die Ehe gehörte zur Schöpfung, bevor die Sünde existierte. Die Ehe herabzusetzen bedeutet, den Schöpfer herabzusetzen. Gott erwartet von wiedergeborenen Christen, dass gerade sie als neue Menschen, die Dinge, die Er gegeben hat, innerhalb des Christentums zu ihrer Entfaltung kommen lassen.
Zurück zum Anfang
Um eine bestimmte Wahrheit in der Bibel gut kennenzulernen, ist es nützlich, nachzusehen, wo zum ersten Mal darüber gesprochen wird. Dort finden wir häufig die „Anleitung“ zu ihrem rechten Verständnis. Die Prinzipien können wir dann mit der gängigen Praxis vergleichen, um zu sehen, ob wir immer noch richtig damit umgehen. Dadurch werden auch die Abweichungen deutlich.
Das hat der Herr Jesus auch getan, als die Führer des jüdischen Volkes mit der Frage zum Thema Ehescheidung zu Ihm kamen. Er zitierte 1. Mose 2,24. Er leitete das Zitat mit den Worten ein: „Habt ihr nicht gelesen, dass der, der sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Frau machte …?“ (Mt 19,4.5). Der Herr Jesus ging zu dem zurück, was Gott zu Anfang eingesetzt hatte, und verband damit die Schlussfolgerung, dass Ehescheidung eine unmögliche Sache ist.
Gleichlautendes Zeugnis
Wir haben im vorigen Heft gesehen, dass Paulus in der Stelle aus Epheser 5 „zum Anfang“ zurückkehrt und 1. Mose 2,24 zitiert. Er tut das, geleitet durch den Geist Gottes, um das Geheimnis von Christus und der Gemeinde zu verdeutlichen. Und soeben haben wir in Matthäus 19 gesehen, dass auch der Herr Jesus 1. Mose 2,24 zitiert. Er tut das, um die Unmöglichkeit der Ehescheidung darzulegen. Somit enthält jeder Hauptteil der Bibel ein Zeugnis bezüglich der Ehe.
Das ist auch ein Beweis für die Einheit der Bibel. Das Alte Testament, die Evangelien und der Rest des Neuen Testaments geben dasselbe Zeugnis über die Ehe. Für denjenigen, der glaubt, dass alle Schrift „von Gott eingegeben“ ist (2Tim 3,16), ist das keine Überraschung.
Verlassen, anhangen, ein Fleisch sein
Ich möchte nun gern auf einige Schriftstellen hinweisen, die von der Einzigartigkeit der Beziehung der Ehe handeln. Wieder wenden wir uns – was auf der Hand liegt – 1. Mose 2,24 zu: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ Wir müssen diesem Vers nun etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, weil er Grundsätze enthält, die von größter Wichtigkeit für unsere Sicht auf die Ehe sind. Ich möchte mit Nachdruck auf die Reihenfolge in diesem Vers hinweisen. Es ist von einem Mann die Rede, der
1. seinen Vater und seine Mutter verlässt,
2. seiner Frau anhängt und
3. mit ihr ein Fleisch sein wird.
Verlassen
Was bedeutet dieses „Verlassen“? Das beginnt damit, dass ein Mann wirkliche Liebe für ein Mädchen empfindet (also nicht nur einen Anflug von Verliebtheit hat), von dem er annehmen kann: Das ist meine zukünftige Frau. Das ist die Frau, die ich heiraten und mit der ich mein Leben gemeinsam fortsetzen möchte. So jemand wird seinen Vater und seine Mutter verlassen. Er macht einen Schritt nach draußen, aus der Umgebung heraus, in der er ganz zu Hause war und sich auch zu Hause fühlte und in der er sich bewegte. Stattdessen richtet er seine Gedanken und Interessen auf etwas Neues, auf die Bildung einer neuen Zelle der Gesellschaft. Seine ganze Gedankenwelt und sein Handeln haben eine neue Zielsetzung bekommen.
Seine Sicht auf das Leben kommt aus einem ganz anderen Blickwinkel: Nicht mehr aus der Sicht des elterlichen Hauses, sondern aus der Sicht der neu zu bildenden Familie, dem eigenen Zuhause. Er rechnet damit in all seinen Zukunftsplänen. Dadurch löst er sich von seinem Vater und seiner Mutter. Er ist damit beschäftigt, sie zu verlassen. Das Verlassen ist also ein Prozess, der mit der Überzeugung beginnt, dass jemand seiner zukünftigen Frau begegnet ist.
Eltern
Es ist heutzutage weitgehend „out“, die Eltern bei der Wahl des Ehepartners einzubeziehen. Das ist nicht nur die Schuld der Jugend. Die Gruppe der Eltern, die erwartet, dass Kinder Respekt vor Vater und Mutter haben, wird kleiner. 1970 forderten immerhin noch 74 Prozent Respekt, im Jahr 1991 nur noch 60 Prozent. Inzwischen sind wir gut 15 Jahre weiter, und es scheint nicht so zu sein, dass Eltern ernsthaft beabsichtigen, ihren Kindern diesen Respekt wieder beizubringen. Ungeachtet dieser Tatsache ist es nach den Gedanken Gottes, dass Eltern bei der Wahl des Ehepartners ihrer Kinder einbezogen werden. Nicht, dass sie schlussendlich für die Wahl verantwortlich wären, denn das ist eine Sache zwischen der Person und ihrem Herrn. Aber das Gebot „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ (2Mo 20,12; Eph 6,2) ist von großer Bedeutung.
Gott hat nicht nur die Ehe eingesetzt, sondern auch die Familie. Die Familienbeziehungen sind von Ihm festgelegt worden. Das hat Er durch Gebote getan, die an das anknüpfen, wie Er den Menschen geschaffen hat. Der Respekt gegenüber der älteren Generation gehört unabdingbar zu den menschlichen Beziehungen. Die Schrift nennt als Kennzeichen der Endzeit beziehungsweise „der letzten Tage“ (2Tim 3,1) „ohne natürliche Liebe“ (2Tim 3,3). Wir können behaupten, dass wir in diesen Tagen leben. Die natürliche Liebe verschwindet immer mehr (Mt 24,12). Das gilt sicherlich auch für die Liebe zwischen Kindern und Eltern.
Das ändert nichts daran, dass ein Christ seine Eltern ehren soll – wie unvollkommen sie als Eltern auch sein mögen –, weil er sie von Gott bekommen hat. Je besser das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist, umso besser kann auch über das „Verlassen“ miteinander gesprochen werden. Aber auch dann, wenn es kaum etwas zu reden gibt, wird der Christ seine Eltern in die Entwicklung in Bezug auf das neue Ziel seines Lebens einbeziehen. Es ist schön, auf einer Hochzeit zu hören, wie ein junges Paar den Eltern für das dankt, was sie für sie getan haben, als sie noch zu Hause wohnten und von ihnen versorgt wurden.
Anhangen
Die endgültige Ziellinie für das Verlassen ist der Tag der Eheschließung. In diesem Augenblick zieht der junge Mann sozusagen die Tür des elterlichen Hauses hinter sich zu und öffnet die Tür seines neuen Zuhause als Anfang einer neuen Familie. Letzteres kommt durch folgenden Begriff zum Ausdruck: „Seiner Frau anhangen“ bedeutet die Eheschließung. Das ist der Augenblick, wo beide vor aller Augen beginnen, als neue Einheit durch das Leben zu gehen.
Die Ehe ist in Gottes Wort immer eine Sache der gesamten Lebensgemeinschaft (siehe weiter unten). Es ist eine öffentliche Angelegenheit. Jeder wird davon in Kenntnis gesetzt, dass ab dem Hochzeitstag dieser Mann und diese Frau gemeinsam und unzertrennlich durch das Leben gehen wollen. Das bedeutet anhangen oder, anders gesagt, anhaften, denn das steht buchstäblich dort. Anhaften macht noch viel klarer, wie eng und unlösbar sie miteinander verbunden sind. Jemand hat einmal das Beispiel von zwei mit Klebstoff aneinander geklebten Blättern Papier gebraucht. Wer versucht, diese Blätter voneinander zu lösen, wird beide schwer beschädigen.
Zusammenwohnen ist nicht „anhangen“
In diesem Zusammenhang ist es gut, etwas über das häufig vorkommende Zusammenleben von Menschen zu sagen, die nicht miteinander verheiratet sind. Zusammenwohnen ist eine lose Verbindung und daher keine unlösbare Einheit von zwei Personen, die aneinander „haften“. Ein mit beiderseitigem Einverständnis geschlossener Vertrag über das Zusammenleben ändert nichts daran. Die Eheschließung ist das Gelübde einer festen Verbindung, das in Gegenwart aller, die es zur Kenntnis nehmen wollen, gegeben wird. Es ist eine offizielle und öffentliche Angelegenheit. Bis heute gelobt man damit einander gegenüber einem Vertreter der Obrigkeit, dem Standesbeamten, die Treue. Das beinhaltet nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten, sowohl des Mannes als auch der Frau. Die Ehe ist eine totale Verbindung in allen Lebensbereichen.
In einem Vertrag über das Zusammenleben werden nur die Rechte festgelegt. Ein Vertrag umfasst nur die Dinge, bei denen man nach gemeinsamer Überlegung und gemeinsamer Befürwortung eine Übereinstimmung erzielt hat. Einen derartigen Vertrag kann man besser einen „Scheidungsvertrag“ nennen. Der Zweck eines solchen Vertrages ist es ja, die Folgen eines möglichen Scheiterns der Beziehung zu regeln. Ist das eine schöne Aussicht? Ein Ehebündnis ist im Gegensatz dazu ein Versprechen, einander treu zu bleiben und festzuhalten, „bis der Tod uns scheidet“. Im Licht einer öffentlichen Eheschließung hat das Zusammenwohnen als eine Form des Zusammenlebens kein Existenzrecht. Wenn ein Mann und eine Frau zusammenziehen, geloben sie der gesamten Gesellschaft gegenüber einander nicht die Treue.
Ein Gespräch
Was das Zusammenwohnen und eine Heirat betrifft, so behaupte ich: Das Zusammenwohnen hat in der Bibel keinerlei Existenzrecht. Findet jemand das zu hart? Dann werde ich noch einen Beweis liefern. Den Beweis liefert das 4. Kapitel des Johannesevangeliums, aus dem ich oben bereits zitiert habe. Wir sind dort Zeugen einer besonderen Begegnung und Zuhörer eines besonderen Gesprächs.
Der Herr Jesus ist unterwegs. Er musste durch Samaria ziehen. So kommt Er zu einer Stadt mit Namen Sichar. Dort lässt Er sich am Brunnen nieder, um auszuruhen. Währenddessen kommt eine Frau aus Samaria, um aus dem Brunnen, an dem der Heiland sitzt, Wasser zu schöpfen. Er wusste, dass sie kommen würde, und wartete dort auf sie. Um ihr zu begegnen, musste Er durch Samaria ziehen.
Der Herr eröffnet das Gespräch, indem Er sie um Wasser bittet. Die Frau reagiert erstaunt. Der Herr führt das Gespräch so, dass sie immer mehr danach verlangt, von Ihm lebendiges Wasser zu bekommen. Ihr Herz wurde durch Ihn und für Ihn gewonnen. Sie spricht das Verlangen nach dem Wasser aus, das Er ihr anbietet (Joh 4,15). Daraufhin fordert der Herr Jesus sie auf – und stellt damit ihr Gewissen in das Licht Gottes: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher!“ (Joh 4,16). Darauf antwortet die Frau: „Ich habe keinen Mann“, worauf der Herr Jesus zu ihr sagt: „Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann; denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du die Wahrheit geredet.“
Ich habe keinen Mann
Die Geschichte sagt nicht, ob die Frau mit den fünf Männern verheiratet war. Die Geschichte sagt auch nicht, ob die Beziehung mit den fünf Männern durch Tod oder durch Scheidung beendet wurde. Wir können aber doch der Geschichte entnehmen, dass die Frau einen ungestillten Durst nach Liebe und Geborgenheit hatte. Die Beziehungen, die sie gehabt hatte, waren für sie enttäuschend. Hat sie sich vielleicht deswegen nicht binden wollen und war jetzt einfach mit einem Mann zusammengezogen? Jedenfalls befriedigte sie diese Beziehung auch nicht. Als der Herr Jesus sie auf diese Beziehung ansprach, äußerte sie sich offen dazu.
Der Herr Jesus weist sie jedoch nicht ab. Er kannte ihr Herz. Er wusste um ihren Durst nach dem wahren Leben. Er war nicht gekommen, um sie zu verurteilen, sondern um ihren Durst nach Liebe und Geborgenheit zu stillen. Dazu war es nötig, dass sie ihre Sünde verurteilte und Ihn in ihr Leben einziehen ließ. Das hat sie getan, und davon hat sie auch gezeugt (Joh 4,39).
Die Eheschließung
Statt eines Zeugnisses der Bibel gegen das Zusammenwohnen finden wir ein höchst übereinstimmendes Zeugnis für die Ehe. Wenn wir die Bibel unbefangen und vorurteilsfrei lesen, wird uns das auffallen. Bedenke auch, dass die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde nicht widergespiegelt wird, wenn wir dem Zusammenwohnen als erlaubte Form des Zusammenlebens Raum geben würden.
Die Ehe zwischen Mann und Frau ist ein Abbild dessen, was später zwischen Christus und der Gemeinde stattfinden wird. Siehe zum Beispiel Offenbarung 19, wo von der Hochzeit des Lammes die Rede ist: „Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. ... Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes!“ (Off 19,7.9). Dort findet die Eheschließung zwischen Christus und der Gemeinde statt.
Wir finden hier bestätigt, was ich schon vorher sagte, dass die Eheschließung eine offizielle Sache ist. Eine Mahlzeit mit vielen Geladenen unterstreicht das. Die Familie und Freunde und Bekannte werden eingeladen, daran teilzunehmen. Dabei teilen viele die Freude der Braut und des Bräutigams. Ist es nicht bemerkenswert, dass in fast allen Kulturen die Eheschließung eine Sache der Familie, der Gemeinschaft ist?
Trauschein?
Nun noch eine Bemerkung über den „Trauschein“, wie manche ihn geringschätzig nennen. Damit ist die Ehe-Akte gemeint, die von der Obrigkeit erstellt wird. So darüber zu reden, zeigt schon, wie die offizielle Bestätigung der Ehe gesehen wird. In den meisten westlichen Ländern ist es gebräuchlich, dass eine Ehe durch einen Beamten des Standesamtes bestätigt wird. Dadurch erhält sie einen offiziellen Charakter. Es ist in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes, diesen Ablauf der Dinge zu respektieren, weil es (immer noch) um eine Obrigkeitseinrichtung geht. Leider verabschiedet sich gerade die Obrigkeit zunehmend davon.
Aber selbst dann, wenn Zeiten kommen sollten, in denen sich die Obrigkeit überhaupt nicht mehr mit Eheschließungen beschäftigt, gibt die Bibel immer noch die Anweisung, dass eine Ehe in Gegenwart von Zeugen geschlossen werden soll. Wir könnten uns vorstellen, dass das die Christen der Glaubensgemeinschaft sind, zu der wir gehören. Gegenüber älteren Brüdern und im Beisein aller, die dabei sein können und wollen, könnte man dann das Treuegelöbnis ablegen. Und einmal ehrlich: Wer wirklich den Mann oder die Frau seiner oder ihrer Träume von dem Herrn bekommen hat, kann ihr oder sein Glück doch in die Welt hinausrufen!? Das darf und muss doch jeder wissen, dass du zu ihm oder ihr gehörst und sie oder er zu dir? Dann will man doch gar nichts anderes als alles miteinander teilen, oder?
Ein Fleisch
Wenn die Ehe auf diese Weise geschlossen ist, erst dann und nur dann folgt als Krönung, „ein Fleisch“ zu sein. Damit wird diese neu gebildete Einheit vervollständigt. Das heißt, dass als letztes Element dieses Verses der Geschlechtsverkehr stattfindet. Aber beachte, dass dieser nicht von allem anderen gelöst ist. Er ist nicht als separates Element erhältlich. Er ist nicht von den vorigen Elementen lösbar und kann auch nicht in einer anderen Reihenfolge erlebt werden. Er ist der Ausdruck der vollständigen Einheit, die durch das „Verlassen“ gewachsen ist, die offiziell durch das „Anhangen“ beziehungsweise die Eheschließung zustande gekommen ist und die ihre Krönung und ihren Ausdruck darin findet, „ein Fleisch“ zu sein. Es ist sehr wichtig, das noch einmal zu betonen: Es geht darum, eine vollständige Einheit zum Ausdruck zu bringen.
Wer meint, dass die Reihenfolge geändert werden kann oder dass der Geschlechtsverkehr doch „losgelöst erhältlich“ ist, begeht nach der Schrift Hurerei: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten“ (Heb 13,4). Mit Ehe ist hier vor allen Dingen die sexuelle Seite gemeint. Das ergibt sich aus der Ergänzung „Hurer und Ehebrecher“. Hurerei ist ein allgemeiner Ausdruck für sexuelle Unzucht und ist auch zutreffend für jeden unerlaubten Geschlechtsverkehr. Sex vor der Ehe, auch bei Verlobten, die wirklich die Absicht haben zu heiraten, muss als Hurerei vor Gott und Eltern bekannt werden. Es muss auch vor den Ältesten der Gemeinde bekannt werden. Ehebruch ist Hurerei durch jemanden, der verheiratet ist.
Vollständige Einheit
Um die sexuelle Verbindung als separates Element noch etwas mehr zu beleuchten, verweise ich auf 1. Korinther 6: „Oder wisst ihr nicht, dass der, welcher der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“ (1Kor 6,16). Hier wird über „ein Leib“ und nicht über „ein Fleisch“ gesprochen. Bei einer Hure geht es nur um ihren Körper und um nichts anderes. Mit einer Hure bildet der Hurer oder Ehebrecher keine vollständige Einheit. Man könnte sagen, dass der sexuelle Verkehr ohne geistliche Verbindung tierisch ist.
In der Ehe bilden Mann und Frau zusammen eine Einheit nach Geist, Seele und Körper. Sie teilen alles gemeinsam: ihr Haus, ihre Zeit, ihr Geld, ihr Bett, ihre Interessen, ihre Gefühle, ihren Einsatz, ihren Körper, ihre Kinder, ihre Zukunft, wirklich alles. Das bedeutet es, dass zwei Menschen „ein Fleisch“ sind.
Wenn wir all das auf uns einwirken lassen, kann die Schlussfolgerung nur sein, dass vom Zusammenwohnen als einer durch Gott gewollten, gewünschten oder erlaubten Form des Zusammenlebens keine Rede sein kann. Wenn Theologen (!) behaupten, dass die Ehe „eine von Gott geschenkte Möglichkeit“ ist, ist dies eine besonders irreführende Aussage. Die Ehe ist die einzige von Gott gegebene und daher für Ihn auch einzig akzeptable Form des Zusammenlebens.
Die zwei
Wie wir bereits festgestellt haben, wird 1. Mose 2,24 in Matthäus 19 zitiert. Es ist wichtig, auf die Wörtchen „die zwei“ in diesem Zitat hinzuweisen: „Deswegen wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein“ (Mt 19,5; 1Mo 2,24). Von diesen beiden Wörtern können wir zwei Dinge lernen.
Die erste Sache lernen wir, wenn wir die Betonung auf die legen: die zwei. Das heißt: Dieser Mann und diese Frau, denn um sie beide geht es in diesem Vers. Das lässt keinen Raum für eine Beziehung zwischen zwei Männern oder zwei Frauen. Nur innerhalb des gesetzlichen Rahmens der Beziehung einer Ehe ist Sexualität erlaubt. Eine homosexuelle oder lesbische Beziehung ist ausgeschlossen.
Das zweite lernen wir, wenn wir die Betonung auf das Wort zwei legen: die zwei. Das schließt jede sexuelle Beziehung mit mehreren Partnern aus, so wie das beispielsweise in Wohngemeinschaften üblich ist. Alles, was dem Wort Gottes – hier den Worten des Herrn Jesus – hinzugefügt oder davon weggenommen wird, ist Sünde und macht unglücklich.
Was Gott zusammengefügt hat …
Das Bisherige heißt nicht, dass alle Ehen per Definition glücklich sind. In 1. Mose 2 geht es nicht um die Erfahrung einer Beziehung, sondern um die Art einer Beziehung. Wir nehmen einmal an, dass ein Ehepaar zu der Erkenntnis kommen würde: „Wir haben eigenwillig geheiratet und dabei nicht nach dem Willen Gottes gefragt, wir sind daher nicht von Gott zusammengefügt.“ Damit könnten sie recht haben. Daraus lässt sich aber niemals die Schlussfolgerung ziehen: „Weil Gott uns nicht zusammengefügt hat, können wir uns trennen.“ Sie würden dann der Sünde der eigenwilligen Heirat die Sünde der Ehescheidung hinzufügen.
Es ist wichtig zu sehen, dass die Bibel nicht sagt: „Wen Gott zusammengefügt hat“, sondern: „Was Gott zusammengefügt hat“. Es geht nicht um die Personen, die heiraten, sondern um die Ehe an sich. Wenn zwei Menschen durch den Ehebund aneinander geschmiedet wurden, ist das eine Verbindung Gottes. Wer gemeinsam mit dem anderen in diesen Bund, in diese Verbindung eingetreten ist, ist dadurch lebenslänglich an den anderen gebunden (Röm 7,2; 1Kor 7,39).
Und wenn es nicht klappt?
Gibt es denn gar keinen Ausweg, wenn es nicht klappt? Doch sicher. Der Ausweg ist keine Bewegung nach rechts oder links, um das Band der Ehe zu zerstören, sondern eine Bewegung nach oben. Ehescheidung bringt nicht die gewünschte Befreiung. Wirkliche Befreiung wird durch das Bekenntnis der Sünden voreinander und vor Gott erreicht. Gott ist ein Gott, der gern vergibt (Ps 86,5; 1Joh 1,9). Er gibt immer die Möglichkeit, von neuem anzufangen, nicht mit einem anderen, sondern mit dem eigenen Mann oder der eigenen Frau. Sofern erforderlich, nimm jemand ins Vertrauen, der helfen kann, dass deine Ehe sich wieder zum Guten wendet.
Vertraue darauf, dass das Wort Gottes alles bietet, was du nötig hast. Lass dir nicht weismachen, dass alles keinen Sinn mehr hat. Es hat Sinn! Menschen, die glauben, dass Gott beständig das Beste mit ihrer Ehe vorhat, werden mit Sicherheit den entsprechenden Segen erfahren.