Untergrabung von Gottes Wort
Wenn wir in uns selbst und auch um uns herum die mächtige Wirkung des Wortes Gottes sehen, ist es kein Wunder, dass Satan versucht, die Kraft des Wortes Gottes zu untergraben. Seit der Schöpfung, d. h. seit Tausenden von Jahren, will er den Menschen den Eindruck vermitteln, dass Gott nicht genau das meint, was Er sagt und hat niederschreiben lassen. Über seinen ersten und sofort erfolgreichen Versuch, diesen Eindruck zu erwecken, ist bereits gesprochen worden. Das ist mit Eva im Paradies.
Er verdrehte, was Gott gesagt hatte, und stellte Ihn als einen Gott dar, der alles verbietet, während Gott den Menschen gerade alles gegeben hatte. Weil Eva reagierte, konnte er mit seiner lügnerischen Darstellung von Gott fortfahren und stellte Ihn Eva als Lügner vor. Gott hatte gesagt, dass der Mensch sterben würde, wenn er vom Baum des Guten und Bösen aß (1Mo 2,17). Aber Satan sagte, dass Gott gelogen hat, denn so sagte er zu Eva: „Ihr werdet durchaus nicht sterben“ (1Mo 3,4). Jetzt, da Satan eine Öffnung erhalten hat, fährt er mit seiner irreführenden Darstellung von Gott fort. Er stellt Ihn als jemanden dar, der dem Menschen bewusst etwas vorenthält. Das ist es, was er dann zu Eva sagt: „Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1Mo 3,5). Damit sät er Misstrauen in die Güte Gottes.
Und seine List hat Erfolg. Eva schaute auf den Baum, von dem sie nicht essen durfte, so wie es Satan vorgeschlagen hatte. Sie betrachtete diesen Baum durch die Brille, die Satan ihr aufgesetzt hatte. Dieser eine Baum würde sie glücklich machen. Ja, sie wusste es jetzt: Gott hatte es ihr verboten, weil Er befürchtete, dass sie weise werden würde, dass sie wie Gott werden würde. Sie nahm und aß von der Frucht.
Die Folgen der Lüge Satans über Gott und des Glaubens Evas daran, verrichten bis heute noch ihr verheerendes Werk. Was damals geschah, wiederholt sich täglich im Leben unzähliger Menschen. Satan stellt Gott immer noch als einen Gott dar, der seine wahren Absichten nicht klar offenbart hat. Er gibt den Menschen immer noch zu verstehen, dass die Bibel voller Zweideutigkeiten oder sogar Unwahrheiten ist. Oder er weist die Menschen darauf hin, dass sie theologisch gebildet sein müssen, um zum Kern dessen vorzudringen, was Gott gesagt hat. Oder zumindest, dass sie theologisch gebildet sein müssen, um zu verstehen, was wirklich da steht.
Irrlehre entlarvt
Wir sollten uns nicht täuschen lassen! Wenn es um den Herrn Jesus geht, werden wir in der Lage sein, zu prüfen und zu untersuchen was die Wahrheit der Bibel ist. Wir werden in der Lage sein, Irrlehrer zu entlarven, damit sie uns nicht mit ihren Irrlehren, die oft angenehm klingen, täuschen. Das Zischen der Schlange wird heute immer stärker. Es gibt viele Irrlehren, von sehr subtil bis sehr grob. Aber es gibt nur eine Wahrheit.
Wir werden einen kurzen Blick auf einige dieser Irrlehren werfen, als Warnung für uns. Sie können uns plötzlich in bestimmten Publikationen begegnen. Diese Irrlehren vermehren sich wie Krebs (2Tim 2,16.17). Danach werden wir uns ansehen, was die Bibel als geistliches „Wachstumsmittel“ für uns bedeuten soll, während wir durch dieselbe Bibel lernen, bestimmte „Wachstumshemmer“ zu erkennen.
Um die Gefahr oder die glaubenszerstörende Wirkung von Irrlehren zu veranschaulichen, möchte ich eine Geschichte weitergeben, die ich einmal gelesen habe. Es knüpft auch an das an, was wir von der Methode der „alten Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird“ (Off 12,9), gesehen haben.
„Eine Frau hatte im Fernsehen ein Interview mit Harry Kuitert [liberaler niederlandischer Theologe, 1924-2017] über sein neuestes Buch gesehen. Sie fand Kuitert recht sympathisch. Nicht ein starr arroganter Theologe, sondern ein gewöhnlicher Mensch, der auch seine Fragen hatte. Sie erkannte das, sie hatte auch ihre Fragen über das Leben. Immer krank, immer müde. Sie hätte jahrelang nicht Rad fahren können, und das war es, wonach sie sich sehnte. Würde Gott wirklich auf sie hören, wenn sie betet? Und dann erklärte Kuitert, dass Jesus nicht wirklich Gott ist. Im Nu dachte sie: ‚Natürlich! Er ist nicht Gott, dazu haben Ihn die Menschen gemacht. Er kann mich nicht hören, also kann er mir auch nicht wirklich helfen. So kam sie zu dem Schluss, dass sie das alles selbst machen müsse. Dieses Gefühl hatte sie immer, wenn es um Menschen ging, aber jetzt galt es auch von Gottes Seite. Er konnte ihr nie wirklich helfen.
Für diese Frau ist das Wort des Herrn Jesus: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28), zu einem hohlen Wort geworden. Schließlich ist die Kraft raus. Wie würde ihr ein gewöhnlicher Mensch Ruhe geben können?“
Die Geschichte dieser Frau symbolisiert die Enttäuschung vieler, die genug von Gott, Jesus und der Bibel haben. In diesen desillusionierten Menschen sehen wir das Ergebnis einer Predigt von liberalen Predigern in liberalen Kirchen und Gruppen. Solche liberalen Theologen erheben ihre Stimme um Irrlehren, die die Grundlagen des christlichen Glaubens umstürzen, hören zu lassen. Wenn sie sterben, werden zwar ihre Stimmen zum Schweigen gebracht, aber nicht ihre Irrlehren. Es stehen neue Irrlehrer auf, die das Gift ihrer Irrlehren anbieten. Die ahnungslosen „Kirchenleute“, die ihre in die Länge gezogene Fantasien angaffen, werden enttäuscht werden, möglicherweise schon hier auf der Erde, aber sicherlich in der Ewigkeit.
Einige Irrlehren
Die Irrlehren des gerade erwähnten Harry Kuitert sind:
- Jesus ist nicht Gott;
- Die Bibel enthält keine offenbarten Wahrheiten;
- Alles, was wir Menschen über Oben sagen, kommt von unten, auch wenn wir sagen, es kommt von oben;
- In der Bibel wird von allen Menschen über das gesprochen, was sie über Gott erfahren haben.
Dies sind alles Irrlehren, die das Fundament des christlichen Glaubens umstürzen.
In der Entwicklung seines Denkens gelangte Kuitert zu einer Art Erfahrungstheologie, in der die göttliche Offenbarung durch menschliche Erfahrung ersetzt wird. Er will nicht aufgrund der Autorität anderer glauben, auch nicht aufgrund der Autorität der Apostel. Er ist seine eigene Autorität und macht sich seinen eigenen Gott. Kuitert ist ein Vertreter einer wortgewandten und (post)modernen Generation, die sich nur vor der inneren Autorität beugt, vor dem, was man selber als vernünftig und plausibel akzeptieren kann.
Eine zweite grundlegende Irrlehre, mit dem wir uns befassen müssen, ist die Leugnung der Versöhnung. Versöhnung ist auch Teil der Grundlage des christlichen Glaubens. Der Theologe Cees den Heyer (1942-2021) verlor, wie so viele seiner Kollegen, Jesus als Retter und Heiland auf seiner Suche nach dem historischen Jesus. Er selbst sagt: „Wer sich intensiv mit der Suche nach dem historischen Jesus beschäftigt, dem wird es immer schwerer fallen, die Dogmen über Christus zu akzeptieren.“
Er verlor Jesus und Ostern (Versöhnung und Auferstehung) aus den Augen, weil er begann, an der historischen Zuverlässigkeit der Evangelien zu zweifeln. Er ist dem bewährten Konzept des Teufels zum Opfer gefallen, der seit Anbeginn der Menschheit seine Tausende besiegt hat: „Hat Gott wirklich gesagt …?“ (1Mo 3,1).
Ein drittes Beispiel einer Irrlehre ist der Theologe Nico ter Linden (1932-2018). Bei dieser Irrlehre geht es um das Wort Gottes selbst, um seine Autorität. Er sagt: „Wenn da steht „und Gott sprach“, bedeutet das „Ich stelle mir Gott als jemanden vor, der sagte“. Damit sagt er, dass die Bibel ein Buch mit rein menschlichen Geschichten ist. Er will es nicht wahr haben, dass Gott sich in seinem Wort offenbart. Für ihn liegt der Wert der Bibel darin, wie er sie erfährt. Das Ergebnis ist die Aufwertung des Menschenbildes auf Kosten dessen, was Gott ist. Er hat die Bibel unter dem Titel Het verhaal gaat … (Die Geschichte geht …) umgeschrieben und daraus ein Buch mit seiner eigenen Geschichte gemacht, wie er die Bibel erfährt. Seine Geschichte geht auf Kosten dessen, was Gott gesagt hat.
Echt oder falsch
Diese drei Irrlehren – über den Herrn Jesus, das Sühnopfer und das Wort Gottes – haben gemeinsam, dass die Bibel nicht das wortwörtliche, vollständige und irrtumslose Wort Gottes ist. Jede Irrlehre über die Bibel oder irgendeine Wahrheit der Bibel entsteht, wenn die Bibel dem menschlichen Verstand unterworfen wird, und nicht umgekehrt. Diese drei Irrlehren sind ein Modell für andere Irrlehren, die von Menschen ausgehen, die sich nicht Gottes Wort unterwerfen, sondern Gottes Wort ihrem eigenen verdunkelten Verstand unterwerfen. Es ist unmöglich und auch nicht notwendig, alle Irrlehren zu untersuchen. Um eine Irrlehre zu entlarven, braucht es nur eines: die Wahrheit zu kennen, d. h. das Wort Gottes.
Das bekannte Beispiel einer Person, die darin geschult wird, gefälschte Banknoten zu erkennen, verdeutlicht dies. Eine solche Person muss sich nicht in die Vielzahl der bereits im Umlauf befindlichen gefälschten Banknoten vertiefen. Das wird nie enden. Es kommen immer wieder neue Fälschungen hinzu. Seine Ausbildung besteht darin, die Merkmale einer echten Banknote durch und durch in sich aufzunehmen. Er betastet und betrachtet die echte Banknote, bis sie ein Teil von ihm selbst ist. Dann gib ihm einen Stapel echter Banknoten und lege ein paar Fälschungen dazwischen. Wenn er den Stapel durch seine Hände gehen lässt, wird er die Fälschungen problemlos herausfinden, weil sie sich von der echten unterscheiden. Kurz gesagt: Die Falschen sind viele, die Wahrheit ist eine. Die eine Wahrheit entdeckt jede Irrlehre, denn das Merkmal einer Irrlehre ist, dass sie von der Wahrheit abweicht.
Das Wort Gottes und die Tradition der Menschen
Neben der oben erwähnten Bibelkritik ist es auch notwendig, etwas zur Tradition zu sagen. Bei der Bibelkritik geht es darum, die Wahrheit des Wortes Gottes zu leugnen, davon abzutun oder zu verneinen. Wir haben gesehen, wie der Satan Menschen dazu bringt, dies zu tun. In der Tradition geht es um eine andere Gefahr. Tradition muss nicht zu Kritik an der Heiligen Schrift führen, aber sie kann die Kirche von der Heiligen Schrift als der einzigen Quelle göttlicher Autorität wegführen.
Das Wort „Tradition“ kommt in der Heiligen Schrift sowohl in einem günstigen als auch in einem ungünstigen Sinn vor. Das Wort wird im Zusammenhang mit religiösem Unterricht verwendet, der von einem zum anderen übergeht. Wenn dieser Unterricht von Gott kommt, hat die Tradition sicherlich Autorität. Wenn sie von Menschen kommt, kann sie nicht autoritativ sein, und ihr Wert muss anhand der heiligen Schrift geprüft werden, bevor wir sie akzeptieren können. Die Einsetzungen und Traditionen der Pharisäer zum Beispiel waren menschlich.
Tradition erlangt eine ungünstige Bedeutung, wenn sie dem Wort Gottes hinzugefügt wird oder davon ablenkt. Die Schrift, und nur die Schrift, bleibt der unersetzliche Standard für Prüfungen. Die Schrift ist auch immer verfügbar, um vage Traditionen zu korrigieren. Die Bedingung ist, dass wir die Schrift tatsächlich zu diesem Zweck verwenden (2Tim 3,16).
Wenn Traditionen so wichtig werden wie das Wort Gottes, hat dies zur Folge, dass die Tradition über das Wort Gottes gestellt wird. Dann sehen wir, dass das Wort Gottes
aufgegeben wird (Mk 7,8),
aufgehoben wird (Mk 7,9),
übertreten wird (Mt 15,3) und
ungültig gemacht wird (Mt 15,6; Mk 7,13).
Bekenntnisschriften
Kurz zu Bekenntnisschriften für die, die damit unbekannt sind. Ich zitiere aus einem Bericht, was ein gewisser Pfarrer Neele am 21.02.2002 an einem Regio-Tag einer Frauenunion darüber sagte: „Es ist nicht so, dass Bekenntnisschriften die gleiche Autorität haben wie das Wort Gottes. Wir können aber sagen, dass alles, was in den Bekenntnissen steht, völlig der Heiligen Schrift entnommen ist. Das griechische Wort für Bekenntnis bedeutet auch: „das Gleiche sagen“. Deshalb haben auch unsere Bekenntnisschriften – nicht inspiriert, aber wohl unter der Leitung des Heiligen Geistes abgefasst – Autorität. Wir können uns gegenseitig darauf ansprechen.
Die Bekenntnisschriften verbinden uns mit der Kirche der Zeitalter und mit der Kirche an allen Orten. Wenn wir den Inhalt zur Kenntnis nehmen, werden wir feststellen, dass es sich nicht um eine kühle, technische Erklärung handelt, sondern dass das Herz der Kirche in ihr schlägt. Sie sind dem Volk des Herrn immer noch lieb und wertvoll für die Lehre der Seele“. [*]
[*] Abgerufen 13. August 2020 von https://www.digibron.nl/viewer/collectie/Digibron/id/388b48fe266ce0b0c4efbf1c7dae81da
Bekenntnisschriften sind ein bezeichnendes Beispiel für eine Tradition, die zu einem verräterischen Ersatz des Wortes Gottes führt. Wir sehen dies bereits im Keim, wie das eben zitierte Zitat zeigt. Man will die Bibel in ihrer vollen Autorität handhaben, gleichzeitig aber verleiht man einer bestimmten Form des Bekenntnisses auch Autorität. Man wird dies nicht ohne weiteres zugeben. Ich möchte klar machen, dass dies, wenn auch in vielen Fällen unbeabsichtigt, oft die Praxis ist, wo Bekenntnisschriften eine Rolle spielen. Eines unserer Kinder, das eine Reformatorische Schule besuchte, bekam Unterricht in den Bekenntnisschriften. Es wurde gesagt: Man sieht, wie wichtig die Bekenntnisschriften sind, denn bei uns sind sie in einem Umschlag zusammen mit der Bibel.
Es wird zwar behauptet, dass nur die heilige Schrift verbindliche Autorität hat. Die Praxis beweist jedoch, dass auch Bekenntnisschriften, denen man sich unterwerfen muss, verbindliche Autorität verliehen wird. Diejenigen, die dies nicht tun, können nicht Teil der kirchlichen Gemeinschaft sein. Auf diese Weise wird ein menschliches Produkt, in dem im Übrigen beachtenswerte Sachen zu finden sind, auf eine Stufe mit den von Gott inspirierten Schriften gestellt.
Ein wahres Beispiel, das leider keine Ausnahme ist, veranschaulicht das Denken vieler: Ein Lehrer behauptete, dass die Aussage „die Taufe ist an die Stelle der Beschneidung getreten“ in der Schrift vorkommt. Ihm wurde gefragt, wo der Text stehe. Er blätterte vergeblich in der Bibel. Dann bemerkte seine Frau: „Ich glaube nicht, dass es in der Bibel steht, sondern in der Bekenntnisschrift oder im Taufformular. Die Reaktion ihres Mannes war charakteristisch: „Na ja, das ist doch dasselbe.“
Nur die Heilige Schrift hat Autorität
Selbst dort, wo es keine offiziellen Bekenntnisschriften gibt, können Kommentare über die Bibel diesen Platz einnehmen. Dies ist der Fall, wenn man eine bestimmte Interpretation nur dann akzeptiert, wenn sie von einem Autor stammt, dem man eine unbestrittene Autorität zuweist. Die Erklärung dieses Autors mag richtig sein, er mag sich durch eine gewisse Autorität auszeichnen, aber er ist kein inspirierter Schreiber. Wenn Bekenntnisschriften, egal von welcher Kirche oder Gruppe und egal in welcher Form, zu einer verbindlichen Kirchen- oder Gemeindelehre verkommen, müssen sie abgelehnt werden. Niemals dürfen Worte von Menschen eine offizielle Autorität erhalten, eine Autorität, die ihrem Wesen nach nur der Heiligen Schrift gehört.
Die Tatsache, dass Bekenntnisschriften diese Autorität tatsächlich besitzen, zeigen u. a. offizielle Dokumente der Kirche. In diesen findet sich regelmäßig der Ausdruck, dass eine bestimmte Lehre „im Widerspruch zu Schrift und Bekenntnis“ steht. In Zeitungsartikeln mit kirchlichen Nachrichten und Interviews im Radio werden „Schrift und Bekenntnis“ oft in einem Atemzug genannt. Dies ist eine inakzeptable Gleichung. Nur die Schrift kann der Maßstab des Urteils sein. Im Licht der Heiligen Schrift stellt sich heraus, dass mehrere Artikel des Glaubensbekenntnisses falsch sind.
Ein Beispiel dafür ist: Im Heidelberger Katechismus, Sonntag, den 27. Mai, Frage 74 steht: „Darum sollen auch die Kinder durch die Taufe, das Zeichen des Bundes, in die christliche Kirche als Glieder eingefügt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie es im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, 1. Mose 17,14, an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt wurde.“
Nun ist der Heidelberger Katechismus nicht die Bibel und deshalb ist es richtig, dass wir überprüfen, ob das, was hier gesagt wird, mit der Bibel übereinstimmt. Wenn wir das Neue Testament lesen, werden Menschen nicht als Glieder in die christliche Kirche eingefügt durch die Wassertaufe, sondern durch die Wiedergeburt und die Versiegelung mit dem Heiligen Geist (1Kor 12,13; Eph 1,13).
Auch ist nirgends im Neuen Testament die Rede davon, dass die Taufe an die Stelle der Beschneidung eingesetzt wurde. Von Referenztexten, die zur Begründung dieser Gedanken aufgeführt werden, kann man nur in Kolosser 2,11 etwas über einen Zusammenhang zwischen „Beschneidung“ und „Taufe“ entdecken (Kol 2,11).
Es ist jedoch wichtig, diesen Text sorgfältig, und ohne „Bundesbrille“, zu lesen. Denn sonst werden wir darin „lesen“, was nicht darin steht! Mit „Bundesbrille“ meine ich, dass man die Bibel aus dem Gedanken heraus liest, dass die Gemeinde den Platz Israels eingenommen hat. Infolgedessen heißt es, dass Gott nun seinen Bund mit der Kirche statt mit Israel geschlossen hat. Das gibt der Beschneidung eine Bedeutung, die dem fremd ist, was Gott meinte, als Er die Beschneidung einführte.
In der Tat ist die Beschneidung eine Einsetzung Gottes. Wir finden diese Einsetzung in 1 Mose 17. Dort wird deutlich, dass die Beschneidung das Zeichen des Bundes Gottes mit Abraham und seinen Nachkommen ist. Die Nachkommen Abrahams sind das Volk Israel. Jeder israelische Junge musste am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten werden.
Diejenigen, die glauben, dass Gott zu dieser Zeit einen Bund mit der Kirche hat, sagen, dass das Zeichen dieses Bundes nicht mehr die Beschneidung, sondern die Taufe ist. Es heißt also, dass Kinder von Eltern, die zur Kirche gehen, auch getauft werden sollen. Schließlich müssen diese Kinder in den Bund Gottes mit der Kirche aufgenommen werden. Um diese Argumentation zu beweisen, beruft man sich u. a. auf Kolosser 2,11 (Kol 2,11).
Aber was sagt dieser Vers? Schauen wir uns nun diesen Text an: „In dem ihr auch beschnitten worden seid mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus“.
An erster Stelle ist es bemerkenswert, dass von „einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung“ die Rede ist. Dann lesen wir weiter: „In dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus.“ Hier finden wir die Erklärung der Beschneidung. Es geht um „das in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches“. Das bedeutet, dass das sündige Fleisch gerichtet worden ist. Dies geschah, als Christus auf dem Kreuz gerichtet wurde (Röm 8,3). Dem Gläubigen ist das „ausgezogen“ worden, was ihn früher charakterisiert hat: das Fleisch. Es ist „ausgezogen“ worden, es darf keine Rolle mehr spielen. Und wie ist das passiert? „In der Beschneidung des Christus“. Das kann sich natürlich nie darauf beziehen, was am achten Tag buchstäblich mit Ihm geschah (Lk 2,21). Worauf soll sich das beziehen? Wie gesagt: auf das Gericht, das Er auf dem Kreuz empfangen hat. Hier wird deutlich, dass die Beschneidung nicht nur eine wörtliche, sondern auch eine geistliche Bedeutung hat. Das sehen wir auch in Römer 2 (Röm 2,28.29).
Wenn du jetzt in Kolosser 2 weiterliest, wirst du sehen, dass auf „die Beschneidung des Christus“ folgt „mit ihm begraben in der Taufe“ (Kol 2,12a). Eigentlich ganz logisch. Nach dem Todesurteil über das Fleisch folgt das Begräbnis in der Taufe. Wenn du sorgfältig liest, ist die Schlussfolgerung einfach: Die Beschneidung ist nicht das Begräbnis, also wird die Beschneidung nicht durch die Taufe ersetzt, sondern das Begräbnis folgt der Beschneidung.
Dieses Beispiel macht deutlich, dass durch die Gewährung von Autorität an menschliche Schriften eine falsche Auslegung der Schrift für richtig erklärt wird. Dies ist ein Schock für jeden, der sich wirklich nur vor der Autorität der Schrift beugen will. Es ist auch keine Kleinigkeit, Gottes Wort zu verdrehen und dann zu erklären: Das ist es, was Gott meint. Man hört wieder das Lispeln der Schlange und das inmitten von Christen, die sich orthodox nennen und von denen viele eine aufrichtige Ehrfurcht vor der Schrift haben. Ich hoffe, dass diese Ehrfurcht so weit geht, dass sie sich vor nichts anderem als vor der Heiligen Schrift beugen werden.
Die Autorität der heiligen Schrift in Frage gestellt
Ende 2001 flammte in den „evangelischen“ Kreisen in den Niederlande eine alte Diskussion wieder auf. Zwei Ausgaben der Zeitschrift Bijbel en wetenschap (Bibel und Wissenschaft) waren der Frage „Wie lesen wir die Schrift“ gewidmet. Damit hängen Fragen nach der Autorität der Schrift und der historischen Verlässlichkeit der Bibel zusammen. Ein wichtiges Thema in dieser Diskussion ist die „historische Zuverlässigkeit“ von 1. Mose 1–11. In dieser alten Diskussion – die mit einer gewissen Regelmäßigkeit immer wieder aufflammt – will man einen Unterschied machen zwischen „was genau geschah“ und wie das, was genau geschah, „uns in der Bibel erzählt wird“. Mit anderen Worten: Historisch gesehen glaubt man an den Ursprung von Himmel und Erde, an die Existenz Adams, den Sündenfall und so weiter. Aber ob das alles genau so passiert ist, wie es uns auf den ersten Seiten der Bibel erzählt wird, das müssen wir uns genauer ansehen.
Wir sind zwar immer davon ausgegangen, dass die Tage, von denen in 1. Mose 1 die Rede ist, Tage von 24 Stunden waren, aber weitere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es durchaus möglich ist, dass wir es mit längeren Zeiträumen zu tun haben. Übrigens, nach einem anderen Artikel in der genannten Zeitschrift ist es auch durchaus möglich, dass wir 1. Mose 1 als Gedicht lesen sollen. Und wir wissen, wie das bei einem Dichter ist: Er nutzt die poetische Freiheit. Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, so sagt man, wo er die Wirklichkeit beschreibt und wo er von der poetischen Freiheit Gebrauch macht. So verstehe ich, kurz gesagt, die neue Erscheinungsform der alten Diskussion.
Was ich auch verstehe, ist, dass ich und jeder Bibelleser bei dieser neuen Art, die heilige Schrift zu lesen, für die Erklärung dessen, was sie sagt, faktisch von „Menschen, die es wissen können“, den Wissenschaftlern, abhängig ist. Menschen, die Sprachwissenschaft, Biologie und andere Wissenschaftszweige praktizieren, können dem „einfachen“, ungebildeten Leser die Bedeutung des Bibeltextes verständlich machen. Oder man sollte sich selbst in all diesen verschiedenen Zweigen ausbilden. Aber so ist es eben nicht!
Gelehrsamkeit besitzen ohne Bildung
Von dem Herrn Jesus wurde von Menschen, die seine Lehre hörten, erkannt: „Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat?“ (Joh 7,15). Sie waren nicht begeistert von seiner Person, weil Er kein Diplom in der Tasche hatte. Er war weder bei namhaften Gelehrten noch an berühmten Schulen in die Lehre gegangen. Er war bei seinem Vater in die Lehre gegangen (Joh 7,16; Lk 2,49). Das machte den Unterschied aus. Deshalb „erstaunten sie sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten“ (Mk 1,22).
Seine Jünger hatten weder eine „theologische“ Ausbildung noch eine Bibelschule absolviert. Als sie ihren Mund öffneten und freimütig über den Herrn Jesus Zeugnis ablegten, bemerkten die „Theologen“ jener Tage, dass die Jünger „ungelehrte und ungebildete Leute waren, ... und sie erkannten sie, dass sie mit Jesus gewesen waren“ (Apg 4,13).
Paulus war ein Mann von großer Gelehrsamkeit. Er hatte die beste Ausbildung, war außerordentlich fleißig und zeichnete sich durch seinen Eifer für die Traditionen der Vorfahren im Judentum aus (Apg 22,3; Gal 1,14). Was war das Ergebnis? Dass er ein Verfolger der Gläubigen und ein Zerstörer der Gemeinde wurde. Als er zur Bekehrung kam, lernte er all seine Gelehrsamkeit als null und nichtig anzusehen „wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn“ (Phil 3,8). Das tat er insofern, dass ihn diese Gelehrsamkeit daran hinderte, den Herrn Jesus besser kennen zu lernen.
Es ist nicht falsch, viel zu wissen und einen guten Verstand zu benutzen, der einem gegeben wurde. Man schuldet sogar das Letztere. Die große Frage ist jedoch, wie man ihn benutzt und wohin es einen führt.
Buchstäbliche, historische Adam
Wenn der Verstand beginnt, über das Wort Gottes zu herrschen, kommen Fragen auf, wie sie in den zitierten Themennummern von Bijbel en wetenschap (Bibel und Wissenschaft) aufgeworfen werden. Eine der Fragen, die gestellt werden, ist, ob die Annahme eines buchstäblichen, historischen Adam wirklich so wichtig ist wie der Glaube an den buchstäblichen, historischen Christus. Aber, sage ich, wenn es nicht einen buchstäblichen, historischen „ersten Adam“ gegeben hat, wer kann dann garantieren, dass es einen buchstäblichen, historischen „letzten Adam“ – das ist CHRISTUS – gegeben hat (1Kor 15,45)? Die Schrift bildet ein Ganzes, „und die Schrift kann nicht aufgelöst werden“ (Joh 10,35).
Wenn die Annahme eines buchstäblichen, historischen Adam nicht genauso wichtig ist wie der Glaube an den buchstäblichen, historischen Christus, dann verliert jeder Hinweis im Neuen Testament auf den von Gott buchstäblich und historisch geschaffenen Adam seine buchstäbliche und historische Bedeutung. Die nächste Frage, die sich sofort stellt, ist, ob wir an einen buchstäblichen und historischen Sündenfall glauben sollten. Es ist mir ein Rätsel, wie wir Adam interpretieren sollen, wenn wir es nicht mit einer buchstäblichen und historischen Person zu tun haben. Es ist verwegen, eine Frage zur Historizität Adams zu stellen. Was bringt das? Trägt diese Frage zur Zuverlässigkeit und Bewunderung der Heiligen Schrift bei? Nein! Im Gegenteil, solche Fragen zu stellen, bringt diejenigen, die sich mit sich selbst und anderen darüber auseinander setzen, auf die falsche Fährte.
Alles, was in der Schrift steht, ist wichtig, denn die ganze Schrift ist von Gott. Wer würde es wagen, bestimmte Aussagen des „allein weisen Gott“ (Röm 16,27) miteinander zu vergleichen, um festzustellen, welche Aussagen wichtig und welche nicht wichtig sind? Alles, was in der Schrift steht, ist wichtig, denn alle Schrift ist von Gott eingegeben.
Alles ist wichtig
Sicher sehe ich auch, dass es in der heiligen Schrift unterschiedliche Themen gibt und dass alle diese unterschiedlichen Themen einen unterschiedlichen Rahmen und manchmal auch ein unterschiedliches Niveau haben. Aber das sollte mich niemals dazu veranlassen, ihre Wichtigkeit in Frage zu stellen. Gott hat gesprochen, und deshalb ist es wichtig. Themen, die mich nicht direkt betreffen, zum Beispiel bestimmte Gebote für die Juden, sind genauso wichtig wie die Themen, die mich direkt betreffen und fesseln. Menschen können Bücher schreiben und ihr Buch in mehr und weniger wichtige Kapitel unterteilen. Die Bibel ist keine Versicherungspolice mit den wichtigen Dingen im Großdruck und den weniger wichtigen Dingen im Kleindruck.
In Theologische Verkenningen 3 (Theologische Erkundungen 3) über „Die Autorität der Bibel“ las ich in einem Beitrag: „Natürlich ist in der Bibel nicht alles gleich wichtig, wenn man das so sagen darf. Römer 7 und 8, 1 Korinther 15, die Geschichte der Auferstehung, die Kapitel aus dem Trostbuch Jesaja, sind näher am Zentrum der Verkündigung als z. B. ein Kapitel aus Esra oder Nehemia. Das Haar und die Nägel … gehören ebenfalls zum Körper, genauso gut wie Herz und Lunge. Aber das eine ist wichtiger als das andere. In der Zwischenzeit möchten wir die weniger wichtigen Glieder nicht verpassen.“
Eine solche Argumentation ist eindeutig falsch!
Die Glieder des Leibes
Der Vergleich zwischen den Gliedern des Leibes erinnerte mich an 1. Korinther 12. Schauen wir, ob es weniger und mehr „wichtige“ Glieder gibt. Was wird darin gesagt? Es ist die Rede von „schwächeren“ Gliedern, „unehrbareren“ Gliedern und auch von „wohlanständigen“ Gliedern (1Kor 12,22–24a). Über einen Unterschied in Wichtigkeit wird nichts gesagt. Die Schlussfolgerung fiel mir auf: „Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, damit keine Spaltung in dem Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten“ (1Kor 12,24b.25).
Weiter kam mir der Gedanke, dass man die Texte der Bibel auf die gleiche Weise betrachten kann. Jeder Vers und jeder Abschnitt der Bibel hat seine eigene Bedeutung. Dies gilt sogar für jeden Buchstaben und jedes Zeichen, selbst das kleinste Schriftzeichen, wie wir in Matthäus 5 gesehen haben (Mt 5,18). Die Tatsache, dass ich von einem bestimmten Vers oder Abschnitt nicht direkt beeindruckt bin, dass er „nicht so nahe am Zentrum der Verkündigung“ liegt, sagt nichts über den Vers oder Abschnitt aus, sondern über mich. Scheinbar bin ich noch nicht so weit, die Schönheit und Erhabenheit dieses Wortes „im Zentrum der Verkündigung“, d. h. in Verbindung mit dem Herrn Jesus, zu sehen. Schließlich ist Er das Zentrum des Wortes und sollte auch das Zentrum der Verkündigung sein.
Esra und Nehemia
Im Zitat des Beitrags werden Esra und Nehemia als Beispiele für Bibelabschnitte zitiert, die nicht so „nah am Zentrum der Verkündigung“ liegen. Dies ist eindeutig eine falsche Behauptung. Wer einen etwas mehr als oberflächlichen Blick auf diese Bibelbücher wirft, wird erkennen, dass es bei Esra um den Wiederaufbau des Altars und des Tempels geht und bei Nehemia um den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems. Ich würde sagen, dass diese Bücher sehr genau an das Zentrum der Verkündigung anschließen. Es geht um die Wohnstätte Gottes inmitten seines Volkes. Dies ist ein wunderbarer Hinweis auf den Herrn Jesus, in dem Gott gekommen ist, um inmitten seines Volkes zu wohnen.
Ich weiß sehr wohl, dass nur der Glaube an den Herrn Jesus ewiges Leben schenkt, denn nur der Herr Jesus konnte das dafür notwendige Werk vollbringen. Das hat Er auch getan. Ich verdanke meine Errettung zum Beispiel nicht Adam. Aber darum geht es nicht, wenn wir über einen Unterschied in der Bedeutung sprechen. Es geht darum, wie wir uns der Schrift nähern, und dann ist jede Aussage der Schrift mit göttlicher Autorität und göttlicher Vollkommenheit geladen und daher göttlich wichtig, unabhängig davon, ob ich damit etwas anfangen kann oder nicht.
Glaubenskenntnis und Theologie
Um der alten Diskussion im neuen Mantel folgen zu können, sei es, so wird behauptet, notwendig, die Unterscheidung zwischen der Glaubenskenntnis des Herzens und der wissenschaftlichen Rechtfertigung davon mit dem logischen Denken zu akzeptieren. Aber wo finde ich in der Schrift einen Hinweis darauf, dass Gott will, dass wir uns der Schrift auf diese beiden Arten nähern? Eine solche Zweiteilung gibt es in der heiligen Schrift nicht. Die Schrift gibt nicht den geringsten Grund für eine solche zweigleisige Annäherung.
Die Zweiteilung zwischen gläubigem Lesen und wissenschaftlichem Lesen ist eine von Menschen erfundene Trennung. Deshalb ist die Durchführung dieser Teilung verwerflich. Was nicht aus dem Geist ist, ist aus dem Fleisch und ist Feindschaft gegen Gott. Die Schrift verlangt die gläubige Annahme jedes darin enthaltenen Buchstabens. Jedes Jota, das ist der kleinste Buchstabe des hebräischen Alphabets, oder jeder Strichlein, das ist das kleinste Schriftzeichen (Mt 5,18), ist vom Geist Gottes inspiriert und daher von Bedeutung, „zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit“ (2Tim 3,16).
Jedes Studium der heiligen Schrift muss auf einer gläubigen, bedingungslosen Akzeptanz aller historischen Fakten beruhen. Sicherlich kann ein Gläubiger die heilige Schrift nicht kennen lernen, ohne darüber nachzudenken. Das wird er gerade gerne tun (Ps 1,2). Jedes Ergebnis so genannter wissenschaftlicher Forschung, das historische Tatsachen in Zweifel zieht und damit in Konflikt mit dem gerät, was für den Glauben keine Frage ist, ist für den Glauben verwerflich. „Denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen“ (2Kor 5,7) der Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung. „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“ (Heb 11,1).
Wörtlich und historisch wahr
In der erwähnten Zeitschrift wird auch die Frage nach der wörtlichen und historischen Wahrheit in Betracht gezogen. Dies geschieht im Zuge der Frage nach der Bedeutung der Annahme eines buchstäblichen, historischen Adam. Als Argument, um die Frage nach der wörtlichen und historischen Wahrheit in Betracht zu ziehen, wird dem Leser gesagt: Diese Frage wurde von Menschen erdacht und steht weder in der Bibel, noch wird sie in diesem Buch angeregt. Meine Antwort: Natürlich stehen solche Fragen nicht in der Bibel. Es sind auch keine Glaubensfragen. Solche Fragen sind, so der Artikel, ein völlig falscher Ausgangspunkt, denn sie legen nahe, dass wir die Vergangenheit zurückrufen und überprüfen können, was tatsächlich geschehen ist. In der Tat, sage ich, das können wir nicht. Und ich füge sofort hinzu: Das brauchen wir auch gar nicht zu tun!
Es passt uns, winzige Geschöpfe wie wir sind, nicht Gott zu kontrollieren oder nachzurechnen. „Durch den Glauben verstehen wir“ (Heb 11,3). Dies ist jedoch nicht die in dem Artikel vorgestellte Lösung. Wie ich mit der Bibel in Bezug auf das was historisch und wörtlich wahr ist, umgehen sollte, wird in dem Artikel wie folgt zusammengefasst: „Die Autorität und Kraft der Bibel liegt nicht in der beweisbaren Fehlerlosigkeit des Textes des Buches, sondern in der wahrnehmbaren Realität dessen, was in eben diesem Buch geschieht.“ Meine Reaktion: Diese Formulierung gibt der Idee Nahrung, dass es nicht um den Wortlaut der Bibel geht, sondern um die Botschaft der Bibel. Hier haben wir den alten Trick des Teufels, der uns glauben machen will, dass es nicht um die Verpackung geht, sondern um den Inhalt. Auch hier sehen wir eine alte Diskussion in neuem Gewand. Es geht ja um die Verpackung, d. h. um die Worte. In den Worten der inspirierten heiligen Schrift haben wir das Beispiel, das Modell, das Muster der gesunden Worte (2Tim 1,13). Daran können wir uns festhalten.
Theologie
Der Wissenschaftszweig, der den größten Angriff auf die gläubige und untergeordnete Akzeptanz dessen, was die Schrift sagt, ausführt, ist die Theologie. Die „Theologie“ bildet sich ein, sich auf wissenschaftliche, intellektuelle Weise mit der Bibel auseinandersetzen zu können, um die Wahrheit von Gottes Wort zu entdecken. Theologie ist zu einem Beruf geworden, den jeder mit einem guten Verstand beherrschen kann. Der Zustand des eigenen Herzens, ob jemand Leben aus Gott hat und den Heiligen Geist in sich wohnen hat, wird bei der Einschreibung an einer durchschnittlichen theologischen Fakultät nicht diskutiert. Wer ein Graduierter des Kollegs ist, kann es wissen, bei ihm oder ihr musst du mit deinen Fragen über die Bibel sein.
Der erste Vers von Galater 1 gibt jedoch einen klaren Hinweis in dieser Hinsicht. Niemand hat an der Berufung des Paulus zum Apostelamt mitgewirkt (Gal 1,1). Der Brauch, der sich in fast der gesamten Christenheit durchgesetzt hat, Menschen auf offizielle oder inoffizielle Weise in den Dienst irgendeines Amtes zu stellen oder auszusenden, widerspricht den hier in der heiligen Schrift gegebenen Anweisungen.
Eine theologische Ausbildung hat keine Grundlage in der heiligen Schrift. Es war nie Gottes Absicht, sein Wort den Menschen auf diese Weise bekannt zu machen. Um sein Wort zu erklären, gab der Herr Jesus der Gemeinde Gaben (Eph 4,11). Diese Gaben sind Menschen, die Er selbst in seiner „Schule“ geformt hat. Sie kennen Ihn und sind durch ihren täglichen Umgang mit Ihm mit seinen Gedanken vertraut geworden.
Übersetzungen
Es wird klar sein, dass es von allen Bibelbüchern nur ein einziges Originalmanuskript gibt. Das ist das Buch oder der Brief, wie er vom Autor veröffentlicht wurde. Alles, was danach als Bibel veröffentlicht wurde, ist durch Abschreiben – später: Drucken – und Übersetzen entstanden. Nur was ursprünglich geschrieben ist, ist inspiriert. Beim Abschreiben, Drucken und Übersetzen können sich Fehler eingeschlichen haben. Niemals waren es Fehler die die Botschaft der Bibel unverständlich gemacht haben. Von den Originalmanuskripten ist nichts zu finden. Die Forschung nach diesen Manuskripten hat bisher nichts ergeben.
Die Bibel, die wir heute haben, ist eine Übersetzung der ältesten gefundenen Abschriften, die daher dem Original so nahe wie möglich kommen. Bei Nachforschungen und Ausgrabungen werden manchmal Textstücke entdeckt, die etwas älter und möglicherweise sogar zuverlässiger sind. Infolgedessen ist es möglich, dass ein bestimmtes Wort in einer neueren Übersetzung durch ein anderes, originalgetreueres Wort ersetzt wird.
Darüber hinaus hat sich auch unsere heutige Sprache weiterentwickelt und wird sich weiter entwickeln. Infolgedessen kann es notwendig sein, bestimmte Wörter aus dem Originaltext in ein anderes Wort mit derselben Bedeutung in der heutigen Sprache zu übersetzen. Wenn gottesfürchtige Männer und Frauen sich damit befassen, werden die Absichten Gottes mit seinem Wort nicht beeinträchtigt.
Moderne Bibelübersetzungen
In diesem Zusammenhang ist es notwendig, vor modernen Bibelübersetzungen zu warnen. Ich nehme als Beispiel die NBV (Neue Bibel Übersetzung), eine ökumenische Übersetzung der Bibel ins Niederländische aus dem Jahr 2004. Was darauf zutrifft, trifft auch mehr oder weniger auf moderne deutsche Bibelübersetzungen zu. Das Ziel der NBV ist es, so sagen die Hersteller, „eine Übersetzung bereitzustellen, die in der ersten Hälfte des nächsten Jahrhunderts [2001-2050] zur Standardausgabe im gesamten niederländischen Sprachgebiet werden kann“. Das klingt beeindruckend. Aber wenn ich lese, wie die Übersetzung zustande kam, kann ich nur von einer Verstümmelung des Wortes Gottes sprechen.
In den Anmerkungen erklärt das Komitee, wie sie mit einer gewissen Spannung umgegangen sind, die ihrer Meinung nach zwischen dem, was der [Basis-]Text bietet, einerseits und dem, was „normales Niederländisch“ ist, andererseits besteht. Als Beispiel wird Jona 4,11 genannt. Ich zitiere: „Es gibt einen ganz einfachen Unterschied zwischen den beiden Sprachen: Im Hebräischen heißt es wörtlich: „Der nicht [den Unterschied] weiß zwischen seiner rechten Hand und seiner linken Hand“. Im Hebräischen ist also die normale Reihenfolge rechts-links, im Niederländischen aber ist es genau umgekehrt. Daher die Übersetzung: „Der nicht einmal den Unterschied zwischen links und rechts kennt“. [Ende des Zitats.] Etwas zu ändern, das Gott hat niederschreiben lassen, aus rein praktischen Gründen, und einfach so darzustellen, wie wir es für das Beste halten, bedeutet, Gottes Wort zu verstümmeln. Das kann man nicht respektieren, man muss es ablehnen!
Wenn man übersetzen will, muss man dem Gesagten gerecht werden, auch wenn es uns so altmodisch oder kulturell fremd erscheint. Es ist bei Menschen bereits unangebracht, Worte zu verdrehen, geschweige denn bei dem Wort Gottes. Dies ist umso bösartiger, weil es in der Bemerkung heißt: „Respekt vor dem Text bedeutet, den Text so wiederzugeben, wie er ist, in allen ihren Einzelheiten“. In dieser Hinsicht sind Verfasser von einer bestimmten Darstellung der Bibel so ehrlich, ihre Darstellung nicht als Übersetzung der Bibel zu bezeichnen, sondern als Paraphrase, d. h. als erklärende Beschreibung.
Zeitgebunden
Neben der Bereitstellung einer Fehlübersetzung ist auch ein wirksames Mittel zur Entkräftigung der Bibel, Teile der Bibel für zeitgebunden zu erklären. Mit zeitgebunden meine ich, dass man feststellt, dass einige Teile der Bibel angeblich ihre Zeit gehabt haben. Für heute würden sie nicht mehr gelten. Was Paulus in 1. Korinther 11 über die Beziehung zwischen Mann und Frau schreibt (1Kor 11,1–16), so heißt es, galt damals.
Gewiss gibt es in der Bibel Themen, die man als „zeitgebunden“ bezeichnen könnte. Aber die Bibel selbst macht dies deutlich. So gibt es einen Unterschied zwischen einer Periode unter dem Gesetz und einer Periode unter der Gnade (Joh 1,17; Röm 6,14). Mit diesen bestimmten Perioden haben bestimmte Gebote zu tun, die für diese Perioden gelten. Wir werden diese Gebote nach der Bedeutung betrachten müssen, die sie in der Periode hatten, für die sie gelten. Wir werden den Herrn auch fragen, was sie für uns jetzt in dieser Zeit bedeuten. Aber das ist etwas ganz anderes als zu sagen, dass wir mit ihnen nichts mehr zu tun haben. Sie gehören zu „der ganzen Schrift“ und sind daher „nützlich“ (2Tim 3,16).
Widersprüche
Was manchmal auch als Waffe im Kampf gegen die Bibel eingesetzt wird, ist das Aufzeigen von Widersprüchen. Diese Widersprüche können auf zweierlei Weise zum Ausdruck aufgezeigt werden. Zunächst einmal können die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung (physischer und historischer Art) mit biblischen Aussagen in Konflikt stehen. Dazu habe ich bereits etwas gesagt, aber ich werde hier noch etwas hinzufügen. Wenn behauptet wird, wieder ein Widerspruch entdeckt zu haben, dann meist, um triumphierend zu beweisen, dass die Bibel falsch liegt. Nicht viele Menschen suchen Widersprüche in gewöhnlichen Büchern. Dies geschieht mit der Bibel, weil die Menschen durch sie verurteilt werden. So hat man es auch mit dem fleischgewordenen Wort, dem Herrn Jesus, getan (Lk 20,20).
An zweiter Stelle können (vermeintliche) Widersprüche zwischen Teilen der Bibel aufgezeigt werden. In der Tat entdecken wir beim Vergleich derselben Geschichten in Samuel und Könige einerseits und Chronika andererseits einige Male einen Unterschied in den Zahlen. In einigen Fällen wird nach flüchtiger Lektüre und ruhigem Vergleich die Ursache deutlich. Differenzen, die wir nicht erklären können, können wir ruhen lassen.
Ich möchte noch auf einen bemerkenswerten Unterschied hinweisen. In Sprüche 26 heißt es, dass wir einem Toren nicht nach seiner Narrheit antworten sollen, und der folgende Vers besagt, dass wir einem Toren auf seiner Narrheit antworten sollen (Spr 26,4.5). Wie lässt sich das in Einklang bringen? Wir sollten uns nicht täuschen lassen, sondern sorgfältig lesen. Der Grund, warum wir es in dem einen Fall nicht tun sollten und warum wir es in dem anderen Fall tun sollten, steht direkt dahinter. Es hängt von den Umständen ab. Wir sollten einem Toren nicht nach seiner Narrheit in einem Fall antworten, damit wir ihm nicht gleichgestellt werden. Wir sollten es in einem anderen Fall tun, damit er sonst zu viel von sich hält. In dem einen Fall geht es um uns, in dem anderen um den Toren. Ich möchte hiermit nur darauf hinweisen, dass wir uns nicht von den (vermeintlichen) Unterschieden beeindrucken lassen müssen, die uns Bibelkritiker auftischen.