Einleitung
Da ist ein Mann in Israel, der gesündigt hat, aber Gott sagt in Vers 1, dass das ganze Volk gesündigt hat. Wenn es Sünde in seinem Volk gibt, kann Gott nicht mit ihnen weiterziehen. Das muss Israel zu seinem Schaden entdecken. Ai ist in ihren Augen so klein, dass es nach ihrer Meinung nicht nötig ist, dass das ganze Volk auszieht. Ihr vorheriger Sieg über Jericho und die Sünde, die in ihrer Mitte begangen wurde, machen sie selbstsicher und von Gott unabhängig.
Wegen ihrer Niederlage wendet sich Josua zum HERRN, um Ihn nach der Ursache zu fragen. Die Antwort ist, dass es wegen der Sünde in ihrer Mitte geschieht und dass diese erst weggetan werden muss. Auch in unserer Zeit können wir nur mit der Gegenwart des Herrn Jesus in der Gemeinde rechnen, wenn wir der Aufforderung entsprechen: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“ (1Kor 5,13).
Der Unterschied zwischen Josua 6 und Josua 7 ist der, dass wir in Josua 6 die Kraft Gottes sehen und in Josua 7 die Schwachheit des Menschen, auch des Gläubigen. Die Schwachheit des Volkes äußert sich auf zweierlei Weise: Achan nimmt etwas von dem Verbannten und Josua unterschätzt den Feind.
Die Mauern Jerichos sind nicht durch die Kraft des Menschen gefallen, sondern durch den Glauben an die Kraft Gottes. Sie haben eine Woche lang erfahren müssen, dass ein Sieg nicht von ihnen, sondern von Gott abhängt. Das war ein ermutigender Anfang. Aber der Eindruck, den das Volk dort gewonnen hat, war von kurzer Dauer.
Es ist wie bei uns. Wir können die schönsten Glaubenserfahrungen gemacht haben und trotzdem am folgenden Tag fallen. Die Gegenwart dessen, der den Sieg gibt, erfordert auch Heiligkeit.
1 Die Sünde Achans
1 Und die Kinder Israel begingen Untreue an dem Verbannten; und Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs, vom Stamm Juda, nahm von dem Verbannten; und der Zorn des HERRN entbrannte gegen die Kinder Israel.
Das Volk ist gerade im Land, da zeigt sich schon die Sünde. So ist es auch in der Gemeinde gegangen, als sie gerade entstanden war: Ananias und Sapphira betrogen die Gemeinde und belogen den Heiligen Geist (Apg 5,1–3). So ist es mit allem gegangen, was Gott dem Menschen an Gutem und in Gnade gegeben hat. Wenn etwas der Verantwortung des Menschen anvertraut wurde, hat dieser es jedes Mal nach kurzer Zeit verdorben. Wir sehen das beispielsweise auch im Paradies und bei der Einführung des Priestertums.
Achan übertritt das Gebot (Jos 6,18) und denkt nicht an die Folgen für seine Familie und für das Volk. Wenn jemand sündigt, werden oft andere in die Folgen mit hineingezogen. Den Weg von Gott weg geht man nicht allein. Häufig ist auch der Zustand des Gläubigen eine Widerspiegelung der Familie, aus der er kommt. Er ist dadurch geprägt. Vielleicht wird auch deshalb die ganze Familie Achans genannt.
Außerdem müssen wir bedenken, dass mit Achan das ganze Volk diese Tat der Untreue begeht. Der Zorn kommt auch über das ganze Volk. Das Prinzip ist, dass das, was einer von uns tut, nicht ohne Folgen für die anderen ist. Die Menge muss büßen, wenn eine solche Sünde im Volk vorhanden ist. Das ganze Volk wird dadurch verunreinigt.
Diese Bosheit taucht auf, wenn das ganze Volk schwach ist. Diese Dinge sind miteinander verbunden. Wo Schwachheit ist, bekommt Böses eine Chance, und wenn Böses da ist, ist die Kraft weg. Das Vertrauen auf Gott am gestrigen Tag ist keine Garantie für das Vertrauen heute. Achan kann dies tun, weil das ganze Volk schwach ist. Wenn sich Böses offenbart, müssen wir uns fragen, wie das möglich war und worin wir versagt haben.
2 - 5 Die Niederlage bei Ai
2 Und Josua sandte Männer von Jericho nach Ai, das bei Beth-Awen [liegt], östlich von Bethel, und sprach zu ihnen und sagte: Geht hinauf und kundschaftet das Land aus. Und die Männer gingen hinauf und kundschafteten Ai aus. 3 Und sie kehrten zu Josua zurück und sprachen zu ihm: Es ziehe nicht das ganze Volk hinauf; etwa zweitausend Mann oder etwa dreitausend Mann mögen hinaufziehen und Ai schlagen; bemühe nicht das ganze Volk hin, denn sie sind wenige. 4 Da zogen vom Volk etwa dreitausend Mann dort hinauf; aber sie flohen vor den Männern von Ai; 5 und die Männer von Ai erschlugen von ihnen etwa sechsunddreißig Mann, und sie jagten ihnen nach vor dem Tor bis Schebarim und schlugen sie am Abhang. Da zerschmolz das Herz des Volkes und wurde wie Wasser.
Josua gibt einen Auftrag, ohne dass er den HERRN befragt hat. Auch sendet er Männer aus von Jericho, und nicht von Gilgal. Liegt da bereits ein Hinweis auf die Ursache der Sünde? Das sündige Fleisch kommt ans Licht, auch bei Josua. Wir lernen hier, was mit dem Volk geschieht, wenn es sich nicht vom HERRN leiten lässt. Die Lektion für uns ist, dass wir oft so tun, als hätten wir das Gebet bei – in unseren Augen – kleinen Problemen nicht nötig. Aber dann vergessen wir, dass sich hinter kleinen Problemen enorme Mächte verbergen. Die Demütigung bleibt nicht aus.
Ai bedeutet „Trümmerhaufen“. Es liegt bei Beth-Awen, was „Haus des Bösen“ bedeutet. Nach dem Auskundschaften Ais folgt eine Schlussfolgerung des menschlichen Verstandes. Haben sie nicht im Fall Jerichos gelernt, dass alles von Gott abhängt? Ist der Feind jetzt so schwach geworden, dass sie es doch allein tun können und auch noch mit so geringem Aufwand? Bei Jericho kommt niemand um, aber bei dieser kleinen Stadt kommt es zu einer großen Niederlage. Sie verlieren den Kampf gegen Ai, der auch noch sechsunddreißig Mann das Leben kostet.
In der Zahl Sechsunddreißig können wir die Regierung Gottes erkennen. Sechsunddreißig ist dreimal zwölf. Drei ist die Zahl Gottes und Zwölf ist die Zahl der Regierung. Wir können dies auf die Missstände in der Gemeinde von Korinth anwenden, wovon Paulus mit Blick auf die Regierung Gottes sagt: „Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen“ (1Kor 11,30). Es sind auch nicht zwangsläufig die Schuldigsten. Es geht darum, dass wir aus unserem Versagen lernen, ein Versagen, das möglicherweise andere das Leben kostet.
Nun zerschmilzt das Herz des Volkes Gottes, und nicht das der Feinde (vgl. Jos 2,9.11; 5,1). Angst lässt das Herz zerschmelzen, wenn wir unseren Weg nicht mit dem Herrn gehen.
6 - 9 Josua ruft zum HERRN
6 Und Josua zerriss seine Kleider und fiel vor der Lade des HERRN auf sein Angesicht zur Erde bis zum Abend, er und die Ältesten von Israel, und sie warfen Staub auf ihre Häupter. 7 Und Josua sprach: Ach, Herr, Herr! Warum hast du denn dieses Volk über den Jordan ziehen lassen, um uns in die Hand der Amoriter zu geben, uns zugrunde zu richten? O hätten wir es uns doch gefallen lassen und wären jenseits des Jordan geblieben! 8 Bitte, Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel vor seinen Feinden den Rücken gekehrt hat? 9 Und hören es die Kanaaniter und alle Bewohner des Landes, so werden sie uns umzingeln und unseren Namen von der Erde ausrotten; und was wirst du für deinen großen Namen tun?
Bei der Eroberung Jerichos hat die Bundeslade den zentralen Platz eingenommen. Bei dem Angriff auf Ai hören wir nichts von der Lade. Nach der Niederlage sucht Josua die Lade auf, um sich vor dem HERRN zu demütigen. Er liegt entmutigt vor dem HERRN und betet bis zum Abend, dass der HERR doch deutlich macht, was geschehen ist.
Doch sein Gebet ist ein wenig vorwurfsvoll, als ob Gott für die Niederlage verantwortlich sei. Das kommt nicht aus dem Glauben hervor. Als ob Gott nicht das Beste für sein Volk vorhätte, sondern es umbringen wolle. Das kann auch unsere Reaktion auf Schwierigkeiten sein, die uns treffen, die wir wohl auch manchmal einem eigenen Weg zu verdanken haben.
Josua spricht auch über den Namen Israels als einen bedeutenden Namen, obwohl er auch auf den „großen Namen“ Gottes hinweist (Vers 9). Was mit unserem Namen geschieht, haben wir uns selbst zu zuzuschreiben, aber es ist wirklich beschämend, wenn auch der Name Gottes durch unser Verhalten geschmäht wird. Die Feinde können denken, dass Gott nicht stark genug sei, um seinem Volk zu helfen.
10 - 15 Die Antwort des HERRN
10 Da sprach der HERR zu Josua: Steh auf! Warum liegst du denn auf deinem Angesicht? 11 Israel hat gesündigt, und auch haben sie meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe; und auch haben sie von dem Verbannten genommen und auch gestohlen und es auch verheimlicht und es auch unter ihre Geräte gelegt! 12 Und die Kinder Israel werden vor ihren Feinden nicht zu bestehen vermögen; sie werden vor ihren Feinden den Rücken kehren, denn sie sind zum Bann geworden. Ich werde nicht mehr mit euch sein, wenn ihr nicht den Bann aus eurer Mitte vertilgt. 13 Steh auf, heilige das Volk und sprich: Heiligt euch auf morgen; denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Ein Bann ist in deiner Mitte, Israel; du wirst vor deinen Feinden nicht zu bestehen vermögen, bis ihr den Bann aus eurer Mitte wegtut. 14 Und ihr sollt am Morgen herzutreten nach euren Stämmen; und es soll geschehen: Der Stamm, den der HERR treffen wird, soll herzutreten nach den Familien; und die Familie, die der HERR treffen wird, soll herzutreten nach den Häusern; und das Haus, das der HERR treffen wird, soll herzutreten nach den Männern. 15 Und es soll geschehen: Wer mit dem Bann getroffen wird, [der] soll mit Feuer verbrannt werden, er und alles, was er hat; denn er hat den Bund des HERRN übertreten und eine Schandtat in Israel begangen.
Josua bekommt eine Antwort, während er noch spricht (vgl. Jes 65,24; Dan 9,20). Gott sagt zu ihm, dass er aufstehen soll. Die Sache ist deutlich geworden, ebenso wie die Gesinnung Josuas. Nun muss gehandelt werden. Gott macht das Böse offenbar. Das Volk hat gesündigt und muss das Böse aus seiner Mitte wegtun.
Sünde ist niemals nur eine Sache der einzelnen Person. Wenn Sünde nicht verurteilt wird, verunreinigt sie das Ganze. Wir haben nicht nur mit uns selbst zu tun. Der Tisch des Herrn ist gerade der Ausdruck der Einheit. Darum muss der Böse hinausgetan werden (1Kor 5,13b), sonst kann der Herr nicht mehr in der Mitte seines Volkes sein. Sie dürfen also den Bann nicht in ihrer Mitte bestehen lassen (Vers 12).
Es ist Sünde vorhanden und dadurch wird die Kraft Gottes bei ihnen nicht mehr gefunden. Gott kann sich nicht mit der Sünde einsmachen. Gott sagt nicht, dass sie schwach bleiben sollen, sondern dass Israel vor seinen Feinden nicht wird bestehen können. Das ist eine traurige Veränderung, denn früher hatte Gott gesagt: „Es soll niemand vor dir bestehen“ (Jos 1,5). Das Wegtun der Sünde bedeutet, sich hinsichtlich des Bösen auf die Seite Gottes zu stellen. Wenn das geschieht, wird die Beziehung zwischen Gott und der Gesamtheit des Volkes wieder in seinen normalen Zustand versetzt.
16 - 18 Achan wird getroffen
16 Und Josua machte sich frühmorgens auf und ließ Israel herzutreten nach seinen Stämmen; und es wurde getroffen der Stamm Juda. 17 Und er ließ die Familien Judas herzutreten; und er traf die Familie der Sarchiter. Und er ließ die Familie der Sarchiter herzutreten nach den Männern; und es wurde getroffen Sabdi. 18 Und er ließ sein Haus herzutreten nach den Männern; und es wurde getroffen Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs, vom Stamm Juda.
Wieder steht Josua, wie wir es häufig lesen, früh auf (Vers 16; Jos 3,1; 6,12; 8,10). Mit dieser Sache darf nicht gewartet werden. Was in Israel passiert ist, kann auch in unseren Gewissen passieren. Wenn Gott in unseren Gewissen etwas als Sünde deutlich macht, wird es uns lähmen, wenn wir es nicht direkt verurteilen.
Um das Böse offenbar zu machen, geht Gott einen bestimmten Weg. Durch die Art und Weise, wie Er das tut, wird jeder, der zum Volk gehört, persönlich vor Gott gestellt. Das sehen wir in der Formulierung „nach den Männern“ (oder „Mann für Mann“) in Vers 17. Wir sehen das auch bei den Jüngern, nachdem der Herr gesagt hat, dass einer von ihnen Ihn verraten wird. Sie fragen dann jeder persönlich: „Ich bin es doch nicht, Herr?“ (Mt 26,21.22). Bei Sünde in der Gemeinde muss ich fragen: „Wie ist es mit mir? Befindet sich auch Böses in unserem Haus?“
Um die Sünde offenbar zu machen, befolgt Josua genau die Anweisungen, die der HERR in Vers 14 gegeben hat. Achan kann seiner Entdeckung nicht entkommen. Er hatte von Anfang an Gelegenheit, seine Sünde ans Licht zu bringen, anstatt bis zu dem Augenblick zu warten, an dem er es doch bekennen muss. Von einer Freiwilligkeit ist dann keine Rede mehr. Er wird dazu gezwungen. Das Bekenntnis Achans hat deshalb nicht viel Wert.
Während immer wieder das Los geworfen wird, verfolgt Achan den Ablauf. Er sieht, wie seine Überführung als der Schuldige immer näher herankommt. Und doch wartet er, bis das Los ihn persönlich trifft. Die Sünde verhärtet und macht blind für den unfehlbaren Lauf der Gerechtigkeit Gottes. Bei Sünde denken manche, dass man verhindern kann, dass die Sünde offenbar gemacht wird. Sünde rechnet nicht mit Gott und meint sogar, dass Gott die Sünde nicht sieht (Ps 94,7).
Achan gehört zum königlichen Stamm Juda. Dass unter ihnen diese Sünde geschehen ist, wird sie davor bewahren können, sich ihrer großen Bedeutung zu rühmen. Schandflecke in Familien, die Ansehen genießen, müssen eine demütige Gesinnung bewirken.
19 - 23 Achan bekennt seine Sünde
19 Und Josua sprach zu Achan: Mein Sohn, gib doch dem HERRN, dem Gott Israels, Ehre und lege ihm ein Bekenntnis ab; und teile mir doch mit, was du getan hast, verhehle es mir nicht! 20 Und Achan antwortete Josua und sprach: Ja, ich habe gegen den HERRN, den Gott Israels, gesündigt, und so und so habe ich getan: 21 Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear und 200 Sekel Silber und eine goldene Stange, 50 Sekel ihr Gewicht, und mich gelüstete danach, und ich nahm sie; und siehe, sie sind im Innern meines Zeltes in der Erde vergraben, und das Silber darunter. 22 Und Josua sandte Boten hin, und sie liefen zum Zelt; und siehe, er war in seinem Zelt vergraben, und das Silber darunter. 23 Und sie nahmen es aus dem Innern des Zeltes und brachten es zu Josua und zu allen Kindern Israel, und sie legten es vor dem HERRN hin.
Nachdem das Los Achan getroffen hat, fragt Josua nicht, ob Achan es getan hat. Es ist deutlich, denn Gott hat gesprochen. Doch Josua beginnt nicht, ihn zu verfluchen; er spricht ihn auch nicht mit „Dieb“ an. Es passt nicht, einem Mitglied des Volkes Gottes, das durch die Sünde irregeführt und sogar verhärtet ist, so zu begegnen. Eine derartige Begegnung legt einen absoluten Mangel an Selbsterkenntnis an den Tag. Empörung über die Sünde darf nicht zu einem Verlust der Selbstbeherrschung führen.
Indem er Achan mit „mein Sohn“ anspricht, lässt Josua die Beziehung heraushören, in der er sich selbst zu Achan sieht. Er hält sich nicht für besser als Achan. Die Sünde muss jedoch bekannt und verurteilt werden. Wenn Josua Achan anspornt, Gott die Ehre zu geben, ist das mehr ein Befehl als eine Bitte. Gott wird geehrt, wenn die ganze Wahrheit bekannt wird. Dazu wird jeder Mensch einmal gezwungen werden (Phil 2,10.11).
In dem Bekenntnis Achans sehen wir den Weg, der zur Sünde führt. Es ist die alte Geschichte: sehen, begehren und nehmen (1Mo 3,6; 1Joh 2,16; Jak 1,14.15).
Der HERR sagt in Vers 11 nur, dass gestohlen wurde, aber Er sagt nicht, was gestohlen wurde. Er will, dass der Sünder dies tut. Achan nennt die gestohlenen Dinge beim Namen (Vers 21). Gott will kein allgemeines Bekenntnis, sondern Er will, dass wir die Sünde beim Namen nennen. Auf diese Weise wird Achan gezwungen, Gott das zurückzugeben, was er von Ihm gestohlen hat (Hiob 20,15).
Was dem HERRN gehört, hat Achan für sich selbst genommen. So, wie es bei Jericho in verkehrten Händen war, ist es auch bei Achan in verkehrten Händen. Ebenso wie die Welt kann auch das Volk Gottes die Dinge, die dem HERRN gehören, für sich selbst gebrauchen. Der Herr gibt Gaben, Fähigkeiten. Er will, dass wir diese für Ihn gebrauchen und dem Schatz des HERRN zuführen (Jos 6,19). Die Sünde Achans kann auch bei uns vorhanden sein. Dann schmücken wir uns selbst mit dem, was dem HERRN gehört, wir lenken die Aufmerksamkeit auf uns selbst und suchen unsere eigene Ehre, wir wollen Menschen gefallen und nicht dem Herrn.
Das Erste, was Achan nennt, ist ein „schöner Mantel aus Sinear [Babylonien]“. Seine Worte scheinen zu verraten, dass er es sogar jetzt noch bedauert, dieses Kleidungsstück abgeben zu müssen. Er äußert keine Entschuldigung und es ist auch nichts davon zu sehen, dass er seine Tat bedauert. Diese Art von Menschen macht sich mehr Sorgen darüber, dass sie entdeckt worden sind, als dass sie einsehen, was sie getan haben. Auch für die schlimmen Folgen, die ihre Taten für andere haben, haben sie kein Auge.
Mit Babel ist Stolz und Hochmut verbunden. Wir sehen das an der Stadt und den Türmen, die dort gebaut wurden (1Mo 11,4.9). In Babel liegt auch der Ursprung des Götzendienstes: Sie ist „die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ (Off 17,5). Mit Gräueln sind Götzen gemeint. Der „Mantel aus Sinear“ spricht von einem Gottesdienst, der allein zur Befriedigung des Fleisches ausgeübt wird. Er hat eine äußere Schönheit, aber es ist kein Leben aus Gott und für Ihn vorhanden. Wir kleiden uns mit einem „Mantel aus Sinear“, wenn wir unseren Gottesdienst mit einer schönen Form versehen, die anziehend für Menschen dieser Welt ist.
Zweitens nennt Achan das Silber. Das Sühnegeld ist ein halber Sekel Silber (2Mo 30,15; 38,26). Silber spricht von dem Preis, der für die Erlösung bezahlt ist. In den Händen von Achan bedeutet das, dass es ein Bekenntnis gibt, erlöst zu sein, aber dass keine Reue über die Sünden und keine Umkehr zu Gott stattgefunden hat. Es kann angewandt werden auf Christen, die anmaßend behaupten, aufgrund der Einhaltung bestimmter Einsetzungen wie Taufe und Abendmahl oder aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten kirchlichen Gemeinschaft oder Gruppierung gerettet zu sein.
Drittens nennt Achan eine „goldene Stange“ oder „ein goldener Riegel“ („eine goldene Zunge“). Gold stellt die Herrlichkeit Gottes dar. Mit „einer goldenen Zunge“ ist der Gedanke verbunden, dass über die Dinge Gottes gesprochen wird, ohne dass das Herz beteiligt ist. Freisinnige Theologen haben „eine goldene Zunge“, aber: „Mit ihren Zungen handelten sie trügerisch. Schlangengift ist unter ihren Lippen“ (Röm 3,13). Es klingt ganz angenehm und biblisch, über einen Gott der Liebe zu sprechen, aber wenn man nicht darüber spricht, dass Gott auch Licht ist, wird mit „einer goldenen Zunge“ gesprochen.
Achan hat diese Dinge „in der Erde vergraben“. Das spricht von einem Gebrauch der Dinge für sich selbst in Verbindung mit dem Leben auf der Erde, ohne sich um die Rechte des Herrn zu kümmern. Er gleicht damit dem untreuen Sklaven, über den der Herr Jesus in einem Gleichnis spricht (Mt 25,18). Achan erfährt ebenfalls das Los dieses Sklaven, der vom Herrn „böser und fauler Knecht“ und auch „unnützer Knecht“ genannt wird (Mt 25,26.30).
24 - 26 Achan wird gerichtet
24 Da nahm Josua, und ganz Israel mit ihm, Achan, den Sohn Serachs, und das Silber und den Mantel und die goldene Stange und seine Söhne und seine Töchter und seine Rinder und seine Esel und sein Kleinvieh und sein Zelt und alles, was er hatte, und sie brachten sie hinauf in das Tal Achor. 25 Und Josua sprach: Wie hast du uns in Trübsal gebracht! Der HERR wird dich in Trübsal bringen an diesem Tag! Und ganz Israel steinigte ihn, und sie verbrannten sie mit Feuer und bewarfen sie mit Steinen; 26 und sie errichteten einen großen Steinhaufen über ihm, [der] bis auf diesen Tag [da ist]. Und der HERR wandte sich von der Glut seines Zorns. Darum gab man jenem Ort den Namen Tal Achor bis auf diesen Tag.
Ganz Israel ist verunreinigt und muss sich nun reinigen. Das kann nur dadurch geschehen, dass alle das Gericht ausführen. So ist auch das Hinaustun des Bösen aus der Gemeinde eine Sache der ganzen Gemeinde (2Kor 2,6; 7,11). Alle sind dafür verantwortlich, jeder muss, nach persönlicher Übung vor Gott entsprechend handeln und sich vor dem Herrn prüfen, wie es mit der eigenen Gesinnung und dem eigenen Leben ist.
Es ist gut, den Unterschied zwischen der Zucht in Israel und der in der Gemeinde zu beachten. Die christliche Zuchtausübung hat immer die Wiederherstellung der Seele im Blick. Sogar als die böse Person durch Paulus dem Satan übergeben werden musste, sollte das geschehen „zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus“ (1Kor 5,5). Das ist ein wichtiger Grund, um die Zucht nach dem Maß unserer geistlichen Kraft auszuüben, denn darüber hinaus können wir nicht gehen. Wir müssen uns immer zuerst vor Gott demütigen, wenn wir das Böse hinaustun.
Achan hat die gestohlenen Sachen in seinem Zelt verborgen. Weil alle seine Familienmitglieder mit umkommen mussten, werden sie davon gewusst haben und sind dadurch mitschuldig geworden. Alles, was mit Achan verbunden ist, wird gerichtet. Das Gericht wird vollstreckt im Tal Achor, das diesen Namen aufgrund dieses Ereignisses bekommt. Achor bedeutet „Trübsal“ oder „Unglück“. Das hat Achan unter das Volk gebracht. Achan bedeutet „der Verwirrung, Unruhe bringt“. Er hat Israel in Unruhe und Aufruhr gebracht (1Chr 2,7).
Doch in Hosea spricht der HERR darüber, dass Er „das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung“ machen wird. Das Volk wird dort „singen wie in den Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, als sie aus dem Land Ägypten heraufzog“ (Hos 2,17). Wo das Gericht ausgeübt ist, ist die Tür in die Zukunft geöffnet. Gott bringt in der Zukunft sein Volk im geistlichen Sinn in dieses Tal zurück. Hoffnung ist immer da vorhanden, wo Menschen sich ihres Elends bewusst sind und Zuflucht zum Herrn Jesus nehmen.
Wir müssen die Sünde fürchten, aber fürchten wir niemals die Bitterkeit der Entdeckung und auch nicht die Züchtigung. Denn von dem Augenblick an will Gott uns seinen Segen wieder zuströmen lassen. Wenn Treue und Gehorsam da sind, wird Gott niemals aufhören, das zu offenbaren und wegzunehmen, was den Segen seines Volkes verhindert.